WD 9 - 3000 – 045/19 (13.8.2019) © 2019 Deutscher Bundestag Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern werden in Deutschland häufig als „Regenbogenfamilien “ bezeichnet. Es ist schwierig, ihre Zahl zu ermitteln, da sich Regenbogenfamilien auf unterschiedlichste Weisen zusammensetzen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bildeten im Jahr 2016 etwa 95.000 gleichgeschlechtliche Paare einen gemeinsamen Haushalt; danach lebten hochgerechnet rund 14.000 Kinder in einer solchen Regenbogenfamilie. Wie diese Kinder sich im Unterschied zu Kindern bei heterosexuellen Partnern entwickeln, war bereits Gegenstand zahlreicher Studien – allerdings häufiger im Ausland als in Deutschland. Diese Dokumentation bietet einen Überblick über aktuelle Literatur, in der zumeist vorhandene Studien ausgewertet und interpretiert werden. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) (2018), Regenbogenfamilien in Deutschland, im Internet abrufbar unter https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/homosexualitaet/269064/regenbogenfamilien (zuletzt aufgerufen am 7. August 2019). Der Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bietet einen Überblick über die Lebenssituation von Kindern in Regenbogenfamilien. Dieser enthält u.a. statistische Angaben zur Anzahl der Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften leben, einen Abriss zur geschichtlichen Entwicklung und dem öffentlichen Diskurs im Hinblick auf die „Ehe für alle“ sowie zur aktuellen Rechtslage für Regenbogenfamilien. Darüber hinaus liefert der Text einen Überblick über den Forschungsstand zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Regenbogenfamilien und fasst kurz die Ergebnisse verschiedener vergleichender Studien hierzu zusammen . Danach seien verschiedene veröffentlichte und unveröffentlichter Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass Kinder und Jugendliche aus Regenbogenfamilien – auch aus Familien mit homosexuellen Vätern – eine etwas bessere psychische Anpassung als Gleichaltrige aus heterosexuellen Beziehungen hätten und dass die sexuelle Orientierung der Eltern keine Auswirkung auf die Geschlechteridentität und die sexuelle Orientierung der Kinder und Jugendliche habe. Fedewa, A.L. (u.a.) (2015), Children and Adolescents With Same-Gender Parents: A Meta-Analytic Approach in Assessing Outcomes. In: Journal of GLBT Family Studies, 11, S. 1-34, im Internet abrufbar unter https://www.researchgate.net/publication/266731622_Children_and_Adolescents _With_Same-Gender_Parents_A_Meta-Analytic_Approach_in_Assessing_Outcomes (zuletzt aufgerufen am 7. August 2019). Wissenschaftliche Dienste Dokumentation Kinder in Regenbogenfamilien Dokumentation Kinder in Regenbogenfamilien Fachbereich WD 9 (Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend) Wissenschaftliche Dienste Seite 2 Miller, B. G. (u.a.) (2017), No Differences? Meta-Analytic Comparisons of Psychological Adjustment in Children of Gay Fathers and Heterosexual Parents. In: Psychology of Sexual Orientation and Gender Diversity, 4(1), S. 14-22, im Internet abrufbar unter http://macfie.utk.edu/wp-content /uploads/2015/02/Miller-Kors-Macfie-2017.pdf. What we know, Forschungsprojekt der Cornell University, What does the scholarly research say about the well-being of children with gay or lesbian parents?, im Internet abrufbar unter https://whatweknow.inequality.cornell.edu/topics/lgbt-equality/what-does-the-scholarly-research -say-about-the-wellbeing-of-children-with-gay-or-lesbian-parents/ (zuletzt aufgerufen am 7. August 2019). Im Rahmen des Onlineforschungsprojekts „What we know“ der Cornell University wurden nach bestimmten Kriterien 79 Studien zum Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen mit homosexuellen Eltern identifiziert und ausgewertet. Davon seien 75 zu dem Ergebnis gekommen, dass es Kindern und Jugendlichen mit homosexuellen Eltern nicht schlechter gehe als Kindern und Jugendlichen aus heterosexuellen Familien, während lediglich vier dieser Studien zu dem Ergebnis gekommen sind, dass Kinder und Jugendliche aus homosexuellen Familien mit verschiedenen Nachteilen zu kämpfen hätten. Eine Auflistung der ausgewerteten Studien sowie eine kurze Darstellung zu möglichen Limitationen der einbezogenen Studien finden sich auf der Internetseite des Projekts unter dem angegebenen Link. Carneiro, Francis A. (u.a.) (2017), Are the Fathers Alright? A Systematic and Critical Review of Studies on Gay and Bisexual Fatherhood, in: frontiers of Psychology 2017, 8: 1636, im Internet abrufbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5613122/pdf/fpsyg-08- 01636.pdf. Für diesen Beitrag wurden 63 Studien ausgewertet, die sich mit der Situation von Kindern in Familien mit homosexuellen Vätern auseinandergesetzt haben. Die berücksichtigten Studien stammen aus den Jahren 1979 bis 2016, wobei mehr als die Hälfte nach 2011 veröffentlicht wurde; die überwiegende Mehrheit der Studien wurden in den USA durchgeführt und stellten Regenbogenfamilien mit homosexuellen Vätern in den Fokus. Deutsches Jugendinstitut (2017), Empfehlungen des Expertise- und Forschungszentrum Adoption zur Weiterentwicklung des deutschen Adoptionswesens und zu Reformen des deutschen Adoptionsrechts , im Internet abrufbar unter https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2017/- EFZA_Empfehlungen.pdf. Im Rahmen dieses Projekts wurden nationale und internationale Forschungsbefunde zum Wohlergehen von Kindern in Regenbogenfamilien ausgewertet. Nach Ansicht der Autoren seien diese übereinstimmend zu dem Schluss gekommen, dass sich Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen, mindestens ebenso gut entwickelten wie Kinder mit einem gemischtgeschlechtlichen Elternpaar. Dokumentation Kinder in Regenbogenfamilien Fachbereich WD 9 (Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend) Wissenschaftliche Dienste Seite 3 Rupp, Marina (Hrsg.) (2009), Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften . Eine Zusammenfassung der Studie ist im Internet abrufbar unter https://www.bmjv.de/SharedDocs/Archiv/Downloads/Forschungsbericht_Die_Lebenssituation _von_Kindern_in_gleichgeschlechtlichen_Lebenspartnerschaften.pdf?__blob=publication- File&v=3. Diese Studie wurde im Jahr 2006 vom damaligen Bundesministerium für Justiz (BMJ) in Auftrag gegeben, um erstmals belastbare Daten über das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Regenbogenfamilien in Deutschland zu gewinnen. Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Aspekte der kindlichen Entwicklung und der familiären Bedingungen in Regenbogenfamilien untersucht . Die Autoren der Studie kommen zum Ergebnis, dass sich Kinder und Jugendliche aus Regenbogenfamilien in Bezug auf die Beziehungsqualität zu den Elternteilen und der psychischen Anpassung nur wenig von Kindern und Jugendlichen aus anderen Familienformen unterschieden . Sie wiesen nach Ansicht der Autoren sogar ein höheres Selbstwertgefühl und eine höhere Autonomie in der Beziehung zu beiden Elternteilen auf. Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, dass sich Kinder und Jugendliche in Regenbogenfamilien ebenso gut entwickelten wie Kinder in anderen Familienformen. So wirkten unabhängig von der Familienform ähnliche Einflussfaktoren, so dass für die Entwicklung der Kinder nicht die Familienstruktur, sondern vielmehr die Qualität der innerfamilialen Beziehungen entscheidend sei. Eine Zusammenfassung dieser Studie – teilweise im Vergleich bzw. mit Bezug auf andere Studien – findet sich auch bei: Jansen, Elke (2014), Vom Sein und Werden – Aufwachsen in einer Regenbogenfamilie, in: Regenbogenfamilien – alltäglich und doch anders – Beratungsführer für lesbische Mütter, schwule Väter und familienbezogene Fachkräfte, 2. Auflage, Köln 2014, S. 143-157, im Internet abrufbar unter https://www.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/family/Beratungsfuehrer/Broschuere _LSVD_barrierefrei_September.pdf. ***