© 2019 Deutscher Bundestag WD 9 - 3000 – 016/19 Zum Einfluss von Kindertageseinrichtungen auf den Bildungsstand bei der Einschulung Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 9 - 3000 – 016/19 Seite 2 Zum Einfluss von Kindertageseinrichtungen auf den Bildungsstand bei der Einschulung Aktenzeichen: WD 9 - 3000 – 016/19 Abschluss der Arbeit: 14. März 2019 Fachbereich: WD 9: Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 9 - 3000 – 016/19 Seite 3 Bildung entscheidet ganz wesentlich über die Zukunftschancen junger Menschen wie auch der Gesellschaft insgesamt. Jedem Kind sollen daher möglichst gute Startchancen bei der Einschulung gegeben werden. Die Kindertagesbetreuung hat den Auftrag, die kindliche Entwicklung zu fördern sowie Erziehung und Bildung in der Familie zu ergänzen. Daher ist es eine wichtige politische Aufgabe, Angebot und Qualität von früher Bildung, Betreuung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen auszubauen und zu verbessern 1. Am 14. Dezember 2018 verabschiedete der Bundestag das „Gute-KiTa-Gesetz“2, das am 1. Januar 2019 in Kraft getreten ist. Seitdem unterstützt Bund die Länder bis zum Jahr 2020 mit insgesamt 5,5 Mrd. Euro bei Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität und der Teilhabe in der Kindertagesbetreuung. Wie groß der Einfluss früher Bildung überhaupt (oder gar unterschiedlicher KiTa-Konzepte) auf den Bildungsstand von Erstklässlern in Deutschland ist, darüber gibt es – soweit ersichtlich – nur wenige empirische Daten. Dies liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen in den Ländern unterschiedlich ausgestaltet sind. So variieren etwa die Stichtage zur (vorzeitigen/verspäteten) Einschulung und damit das Alter der Erstklässler. Auftragsgemäß stellt diese Dokumentation vorhandene Studienergebnisse zum Einfluss von Kindertagesstätten auf den Bildungsstand von Kindern zum Zeitpunkt der Einschulung zusammen: Maaz, Kai/Baethge, Martin/Rauschenbach, Thomas/u. a., Bildung in Deutschland 2018, Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Wirkungen und Erträgen von Bildung , Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, abrufbar unter: https://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2018/pdfbildungsbericht -2018/bildungsbericht-2018.pdf. Der Bericht informiert über die Entwicklung und gegenwärtige Lage des deutschen Bildungswesens , so unter anderem über frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Die Bildungsbeteiligung liegt demnach bei den drei- bis fünf-Jährigen relativ konstant bei 94 Prozent, bei den unter drei-Jährigen ist sie auf rund 33 Prozent gestiegen. Diese Daten zeigten, dass eine familienergänzende, institutionalisierte Betreuung für immer mehr Kinder immer früher beginne, während sich die familial geprägte Kindheitsphase verkürze. Der Fokus der Debatte liege auf dem anhaltenden hohen Bedarf an Betreuungsplätzen, dem steigenden Bedarf an Fachpersonal und den Bemühungen um eine Qualitätsverbesserung . Gerade auf den Bedeutungszuwachs der Betreuung von unter-drei-Jährigen habe die Pädagogik konzeptionell-inhaltlich noch nicht ausreichend reagiert; welche Bildungsziele hier verfolgt würden, müsse künftig noch geklärt werden (S. 61-89). 1 Umfangreiche Informationen zum Thema in: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), Gleiche Chancen durch frühe Bildung, Gute Ansätze und Herausforderungen im Zugang zur Kindertagesbetreuung , Oktober 2016, abrufbar unter: https://www.fruehe-chancen.de/fileadmin/PDF/Fruehe_Chancen /Broschuere_Gleiche_Chancen_durch_fruehe_Bildung_barrierefrei.pdf 2 Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung, BGBl., Nr. 49 vom 31. Dezember 2018, abrufbar unter: https://www.bmfsfj.de/blob/133310/80763d0f167ce2687eb79118b8b1e721/gute-kita-bgbl-data.pdf. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 9 - 3000 – 016/19 Seite 4 European Commission (Eurostat)/ Education, Audiovisual and Culture Executive Agency (Eurydice), Schlüsselzahlen zur frühkindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung in Europa , Juni 2014, abrufbar unter: https://publications.europa.eu/en/publication-detail/- /publication/4bda53c1-7352-11e5-86db-01aa75ed71a1/language-de. In dem Bericht werden unter anderem Zusammenhänge zwischen frühkindlicher Betreuung , Bildung und Erziehung (FFBE) und den Bildungsergebnissen und dem Hintergrund der Schüler untersucht. Die Daten basieren auf den zwei internationalen Schülerleistungsstudien PISA3 und IGLU4. Im Rahmen dieser Studien wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie eine FBBE-Einrichtung besucht haben. Beide Studien würden eindeutig Vorteile einer FBBE-Beteiligung belegen. Schüler, die mindestens ein Jahr eine FBBE-Einrichtung besucht haben, hätten bessere Ergebnisse erzielt. Jedoch sei der Einfluss einer FBBE-Beteiligung auf die Bildungsergebnisse 15-jähriger Schüler geringer als Faktoren wie etwa der sozioökonomische Hintergrund, Geschlecht oder Motivation der Schüler. Die IGLU-Daten wiesen darauf hin, dass Schüler, die für längere Zeit in einer FFBE-Einrichtung waren, besser auf die Primärbildung vorbereitet seien. So wiese solche Kinder etwa eine bessere Lesekompetenz in der Phase der Primärbildung auf (S. 69-71). Tietze, Wolfgang/Becker-Stoll, Fabienne/Bensel, Joachim/u. a., Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit (Nubbek), 2012, abrufbar unter: http://www.nubbek.de/media/pdf/NUBBEK%20Broschuere.pdf. Die Studie analysiert die frühkindlichen Bildungsangebote, deren Qualität und die Zufriedenheit von Kindern, Personal und Eltern. Im Rahmen dessen wurden 600 Betreuungseinrichtungen in acht Bundesländern untersucht. Dabei beobachteten die Forscher rund 2.000 zwei- und vierjährige Kinder sowie ihre Familien. Den Ergebnissen nach hänge der Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder stärker mit Merkmalen der Familie als mit Merkmalen außerfamiliärer Betreuung zusammen (S. 11). *** 3 „PISA“ (Programme for International Student Assessment) ist eine Schulleistungsstudie der OECD. 4 Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU), in Deutschland durchgeführt vom Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS).