WD 9 - 3000 – 005/20 (24. Februar 2020) © 2020 Deutscher Bundestag Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Im Jahr 2018 war jede fünfte Frau zwischen 45 und 49 Jahren kinderlos, so das Ergebnis einer aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamtes.i Die Kinderlosenquote stieg demnach von 17 Prozent im Jahr 2008 auf 21 Prozent im Jahr 2018. Auch ist ein zunehmender Anteil der Mütter von Erstgeborenen – aktuell 48 Prozent – zwischen 30 und 39 Jahre alt. Diese aktuellen Zahlen bestätigen einen Trend und werfen die Frage nach den Gründen für die zunehmende Kinderlosigkeit auf. Auftragsgemäß werden hier Studien und Stellungnahmen zusammengestellt, die sich mit den Einfluss- und Entscheidungsfaktoren im Prozess der Familiengründung befassen. Im Januar 2020 wurde eine Studie veröffentlicht, die nicht nur die individuellen Wünsche und Vorstellungen zur Familiengründung in den Blick nimmt, sondern gerade auch den Einfluss des sozialen Umfeldes darauf untersucht. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl die familiäre Situation der Arbeitskolleginnen und –kollegen als auch – und vor allem – die der Geschwister großen Einfluss auf die Entscheidung zur Familiengründung ausüben: Buyukkececi, Zafer, u.a., Familiy, Firms, and Fertility: A Study of Social Interaction Effects, in: Demography, 6. Januar 2020, abrufbar unter https://link.springer.com/article/10.1007/s13524- 019-00841-y. Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages hat sich im Jahr 2019 intensiv mit dem Thema Familiengründung beschäftigt. Im Rahmen einer öffentlichen Anhörung haben als Experten Tilman Mayer vom Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn und Jessica Nisén vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung vorgetragen. Die Diskussion findet sich im Protokoll der Anhörung: Deutscher Bundestag, Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder (Kinderkommission), Wortprotokoll der 20. Sitzung am 25. September 2019 (Protokoll Nr. 19/20 (1), abrufbar unter https://www.bundestag.de/resource /blob/683822/df914dfe14b05953c607d63dfb48d9ce/Wortprotokoll-der-20-Sitzung-der- Kinderkommission-data.pdf. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation Studien zu Kinderwunsch und Kinderzahl in Deutschland Dokumentation Studien zu Kinderwunsch und Kinderzahl in Deutschland Fachbereich WD 9 (Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend) Wissenschaftliche Dienste Seite 2 Anfang 2019 wurde in einer Studie aus Österreich in 19 europäischen Ländern und den USA die Diskrepanz zwischen Kinderwunsch und tatsächlicher Kinderzahl untersucht. Demnach hatten die befragten Frauen in allen Ländern im Alter um die 40 Jahre weniger Kinder, als sie sich zwanzig Jahre zuvor gewünscht hatten. Diese Diskrepanz war in den deutschsprachigen Ländern und in Südeuropa am größten: Beaujouan, Eva, und Caroline Berghammer, The Gap Between Lifetime Fertility Intentions ans Completed Fertility in Europe and the United Statess: A Cohort Approach, in: Population Resaerch and Policy Rewiew 38, 2019, S. 507-535, abrufbar unter https://link.springer.com/content /pdf/10.1007/s11113-019-09516-3.pdf. Demografische, soziologische und sozialpolitische Überlegungen aus über vierzig Jahren finden sich in einer Zusammenstellung von Texten des Soziologen Franz-Xaver Kaufmann wieder, die auch Prozesse der Familiengründung in den Blick nehmen: Kaufmann, Franz-Xaver, Bevölkerung – Familie – Sozialstaat. Kontexte und sozialwissenschaftliche Grundlagen von Familienpolitik – herausgegeben von Tilman Mayer, Wiesbaden 2019, abrufbar unter https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-23171-2.pdf. Familien mit drei oder mehr Kindern gelten als kinderreich. Die Zahl und die Lebenssituation kinderreicher Familien in Deutschland (und in anderen europäischen Ländern) werden in folgender Studie untersucht: Kinderreiche Familien in Deutschland. Auslaufmodell oder Lebensentwurf für die Zukunft? Hrsg. vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden Juni 2019, abrufbar unter https://www.bib.bund.de/Publikation/2019/pdf/Kinderreiche-Familien-in-Deutschland .pdf?__blob=publicationFile&v=4. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Publikationen, von denen hier bespielhaft angeführt werden: Wagner, Michael, Johannes Huinink und Aaart C. Liefbroer, Running out of time? Understanding the cosequences of the biological clock for the dynamics of fertility intentions and union formation , in: Demographic Resaerch, Bd. 40, 10. Januar 2019, S. 1-26, abrufbar unter https://www.demographic -research.org/volumes/vol40/1/40-1.pdf. Hank, Karsten, und Martin Wetzel, Same-sex relationsship experiences and expectations regarding pertnership and parenthood, in: Demographic Research 39, Oktober 2018, S. 701-718, abrufbar unter https://www.demographic-research.org/volumes/vol39/25/39-25.pdf. Buhr, Petra, Katharina Lutz und Timo Peter, The influence of the number of siblings on expected familiy size in a cohort of young adults in Germany, in: Demographic Research 39, August 2018, S. 315-336, abrufbar unter https://www.demographic-research.org/volumes/vol39/10/39-10.pdf. Morosow, Kathrin, und Heike Trappe, Intergenerational transmission of fertility timing in Germany , in: Demographic Research 38, April 2018, S. 1389-1422, abrufbar unter https://www.demographic -research.org/volumes/vol38/46/38-46.pdf. Dokumentation Studien zu Kinderwunsch und Kinderzahl in Deutschland Fachbereich WD 9 (Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend) Wissenschaftliche Dienste Seite 3 Zimmermann, Okka, Dimensionen von Destandardisierung. Eine differenzierte sequenzdatenanalytische Betrachtung der Familiengründung, Wiesbaden 2018, abrufbar unter https://link.springer .com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-19949-4.pdf. Eickemeyer, Mattia-Lisa, Der Zusammenhang zwischen ökonomischer Unsicherheit , sozialer Ungleichheit und dem Kinderwunsch, in: Baron, Daniel, und Paul B. Hill (Hrsg.), Atypische Beschäftigung und ihre sozialen Konsequenzen, Wiesbaden 2018, S. 157-175, abrufbar unter https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-18736-1.pdf. Hering, Annina T., Kinder – oder nicht? Geburten in Deutschland im Spannungsfeld unsicherer Partnerschaften und prekärer Beschäftigung, Schriften aus dem Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Köln, Bd. 90, Frankfurt/New York 2018. Die Autorin untersucht anhand von Daten aus dem sozio-oekonomischen Panel (SOEP) den Einfluss von Partnerschaftsstatus und Beschäftigungssituation auf das Geburtenverhalten. Ihre Analyse unterscheidet zwischen Frauen in West- und in Ostdeutschland, verheirateten Frauen und solchen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften sowie zwischen Frauen in sicheren oder befristeten Arbeitsverhältnissen mit Sorgen um den Arbeitsplatz. Familienreport 2017. Leistungen, Wirkungen, Trends, hrsg. vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, August 2017, abrufbar unter https://www.bmfsfj.de/blob/119524/f51728a14e3c91c3d8ea657bb01bbab0/familienreport-2017- data.pdf. Bremhorst, Vincent, Michaela Kreyenfeld und Philippe Lambert, Fertility progression in Germany : An analysis using flexible nonparametric cure survival models, in: Demographic Research 35, August 2016, S. 505-534, abrufbar unter https://www.demographic-research.org/volumes /vol35/18/35-18.pdf. Familienleitbilder in Deutschland. Hrsg. vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Bd.48, 2015, abrufbar unter https://www.bib.bund.de/Publikation/2015/pdf/Familienleitbilder-in- Deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=3. Fuchs, Stefan, Gesellschaft ohne Kinder. Woran die neue Familienpolitik scheitert, Wiesbaden 2014, abrufbar unter https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-03390-3.pdf. Ajzen, Icek und Jane Klobas, Fertility intentions: An approach based on the theory of planned behaviour , in: Demographic Research 29, Juli 2013, S. 203-232, abrufbar unter https://www.demographic -research.org/volumes/vol29/8/29-8.pdf. Zeit für Familie. Familienzeitpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik. Achter Familienbericht , hrsg. vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012, abrufbar unter https://www.bmfsfj.de/blob/93196/b8a3571f0b33e9d4152d410c1a7db6ee/8--familienbericht -data.pdf.Ein neuer Familienbericht soll in diesem Jahr erscheinen. Dokumentation Studien zu Kinderwunsch und Kinderzahl in Deutschland Fachbereich WD 9 (Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend) Wissenschaftliche Dienste Seite 4 Berninger, Ina, Bernd Weiß und Michael Wagner, On the links between employment, partnership quality, and the intention to have a first child: The case of West Germany, in: Demographic Research 24, Apirl 2011, S. 579-610, abrufbar unter https://www.demographic-research.org/volumes /vol24/24/24-24.pdf. Familienpolitik und Geburtenrate. Ein internationaler Vergleich, hrsg. vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, August 2011, abrufbar unter https://www.bmfsfj.de/blob/93782/68de73b5d72d8a76a856e1391da67ca5/familienpolitik-undgeburtenrate -data.pdf. *** i Pressemitteilung des Statistisches Bundesamtes vom 11. Dezember 2019, abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/12/PD19_475_122.html.