© 2016 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 095/14 Erdgasverluste bei der Erdgasförderung Daten zu den USA, Russland und Europa Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 095/14 Seite 2 Erdgasverluste bei der Erdgasförderung Daten zu den USA, Russland und Europa Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 095/14 Abschluss der Arbeit: 1.12.2014 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 095/14 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Emissionssituation in den USA 4 2. Emissionssituation in Russland 4 3. Emissionssituation allgemein 5 4. Emissionssituation bei der Erdgasförderung mittels Fracking 5 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 095/14 Seite 4 Die Angaben von Leckageraten bei der Erdgasproduktion schwanken in der Fachliteratur zum Teil erheblich. Während von der Förderunternehmen üblicherweise Leckageraten von unter einem Prozent angegeben werden, liegen die Schätzungen und Messergebnisse von Universitätsforschern oft, aber nicht per se höher. Grundsätzlich entstehen bei verschiedenen Prozessschritten Verluste: bei der Produktion, bei der Aufbereitung, beim Transport und bei der Lagerung. 1. Emissionssituation in den USA Basierend auf einer Messung an 160 Förderstellen in den USA rechnen die folgenden Autoren die Erdgasverluste bei der Produktion hoch und beziffern sie auf 0,42 Prozent der Gesamtfördermenge : Anlage 1: David Allen et al. (2013). Measurements of methane emissions at natural gas production sited in the United States. In PNAS, 29. Oktober 2013, Bd. 110, Nr. 44, S. 17768-17773. Messungen über einem Gasfeld im Bundesstaat Utah ergaben sehr hohe Leckageraten bei der Produktion von 6 bis 11,7 Prozent der geförderten Gasmenge. Die Arbeit ist hochrangig publiziert: Anlage 2: Jan Oliver Löfken (2013): Klimarisiko Erdgas: Methanleckagen bei Gasförderung größer als vermutet, 19. August 2013, im Internet: http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Klimarisiko _Erdgas__Methanleckagen_bei_Gasfoerderung_groesser_als_vermutet1771015589271.html [Stand: 25.11.2014]. 2. Emissionssituation in Russland Die Leckagerate beim Transport von russischem Erdgas nach Europa betrage 1,4 Prozent, ermittelten Forscher anhand von umfangreichen Messungen und nachfolgenden Hochrechnungen auf das gesamte Pipelinenetz. Anlage 3: Ben Bussey, Kirsten Fristad, Paul Schenk, Mark Robinson, Paul Spudis (2005). Low methane leakage from gas pipelines. In: Nature, Bd. 403, 14. April 2005. Vertreter der Industrie beziffern die Verluste bei der Erdgasproduktion in Russland 1999 wie folgt: Produktion und Aufbereitung: 0,1 Prozent, Transport via Pipelines: 0,2 Prozent, Verdichterstationen : 0,7 Prozent. Die Angaben beruhen auf Abschätzungen, nicht auf Messungen. Anlage 4: Dedikov J. V. et al. (1999). Estimating methane releases from natural gas production and transmission in Russia. In: Atmospheric Environment, Bd. 33, S. 3291-3299. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 095/14 Seite 5 Die gesamten Leckage-Verluste aus russischen Fördergebieten betrüge 5 Prozent der russischen Förderproduktion, schreibt folgender Autor und beruft sich dabei auf eine Studie von 2000, die jedoch nicht mehr online zugänglich ist: Anlage 5: Matthias Brake (2010). Gas- und Ölförderung: Leckagen sind in Europa Dauerzustand, 1.07.2010, im Internet: http://www.heise.de/tp/news/Gas-und-Oelfoerderung-Leckagen-sind-in- Europa-Dauerzustand-1999122.html [Stand: 25.11.2014]. 3. Emissionssituation allgemein Weltweit gehen angeblich 113 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr infolge von Leckagen verloren , schreibt der Neutrale Expertenkreis. Die Quelle der Daten ist unbekannt. Anlage 6: Neutraler Expertenkreis (2012). Methanemissionen / Footprint von Erdgas. Im Internet: http://dialog-erdgasundfrac.de/bericht-reise-expertenkreis-USA/methanemissionen-footprintvon -erdgas [Stand: 25.11.2014] 4. Emissionssituation bei der Erdgasförderung mittels Fracking 3,6 bis 7,9 Prozent des geförderten Erdgases gehen bei der Schiefergasförderung mittels Fracking insgesamt verloren. Das sei ein Drittel bis zum Doppelten mehr als bei der Förderung von konventionellem Gas, so die These der folgenden Veröffentlichung: Anlage 7: Robert Howarth, Renee Santoro, Anthony Ingraffea (2011). Methane and the greenhouse -gas footprint of natural gas from shale formations. In: Climatic Change, Bd. 106, S. 679- 690. Andere Wissenschaftler halten die oben genannten Zahlen für eine Überschätzung der Emissionen und gehen davon aus, dass Umwelttechnologien zu geringeren Emissionen führen, sodass auch mittels Fracking gewonnenes Schiefergas etwa ein Drittel bis zur Hälfte der Treibhausgasemissionen verglichen mit Kohle verursacht. Unstreitig erhöht das Fracking jedoch die Methanverluste . Anlage 8: Lawrence Cathles, Larry Brown, Milton Taam, Andrew Hunter (2012). A commentary on “The greenhouse-gas footprint of natural gas in shale formations” by R. W. Howarth, R. Santoro , and Anthony Ingraffea. In: Climatic Change, Bd. 113, S. 525-535.