© 2018 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 071/18 Einzelfragen zur Bemessung der Alphabetisierungsrate und des Analphabetismus in Deutschland, Europa und der Welt Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 2 Einzelfragen zur Bemessung der Alphabetisierungsrate und des Analphabetismus in Deutschland, Europa und der Welt Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 071/18 Abschluss der Arbeit: 17.08.2018 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Definitionen der OECD und der UNESCO 4 3. Alphabetisierungsgrad in Deutschland 5 4. Die „leo. - Level-One Studie” 6 4.1. Funktionaler Analphabetismus und Fehlerhaftes Schreiben 6 4.2. Verteilung der Geschlechter nach Funktionalem Analphabetismus 7 4.3. Funktionale Analphabetismus nach Altersgruppen 7 4.4. Altersverteilung nach Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben 8 4.5. Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben in der deutsch sprechenden Bevölkerung 9 4.6. Verteilung der Schulabschlüsse ausgewertet nach Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben 10 4.7. Beruflicher Status nach Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben 10 5. Funktionaler Analphabetismus in den entwickelten Industriestaaten 11 5.1. Frankreich und England 11 5.2. Die PIAAC-Studie 12 5.2.1. Die Lesekompetenz deutscher Erwachsene im internationalen Vergleich 12 5.2.2. Die mittlere Lesekompetenz im internationalen Vergleich 14 6. Alphabetisierung und Entwicklung 16 7. Anlage 1 17 8. Anlage 2 23 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 4 1. Einleitung Als Alphabetisierung bezeichnet man den Prozess der Vermittlung der Lesefähigkeit und ggf. auch der Schreibfähigkeit. Die erlernte Schrift muss dabei nicht alphabetisch sein. Die Alphabetisierung gilt als eine der wichtigsten Aufgaben eines Staates und begründet eine entscheidende Basisbildung für seine Staatsbürger. Das Fehlen einer, in einer Kultur verankerten, Lese- bzw. Schreibfähigkeit wird als Illiteralität bezeichnet. Der Alphabetisierungsgrad bzw. Alphabetisierungsrate bestimmt den Anteil einer Bevölkerungsgruppe , der lesen und schreiben kann. Das Gegenteil davon ist die Analphabetenquote. Sie ist ein wichtiger Indikator für das Bildungsniveau der Bevölkerung bzw. einer bestimmten Bevölkerungsgruppe eines Staates. Darüber hinaus gibt der Alphabetisierungsgrad Aufschluss über die Anstrengungen einer Regierung, den Bildungsstand der Bevölkerung auf ein höheres Niveau zu heben. Der Alphabetisierungsgrad fließt häufig auch in Kennzahlensysteme zur Beschreibung des Entwicklungsgrades eines Landes ein. Neben dem durchschnittlichen Bruttosozialprodukt pro Kopf und Jahr und der durchschnittlichen Lebenserwartung stellt der Alphabetisierungsgrad den dritten Indikator zur Berechnung des Indexes der menschlichen Entwicklung (Human Development Index HDI) der Vereinten Nationen dar. Die Alphabetisierungsrate kann sich innerhalb einer Gesellschaft zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen stark unterscheiden. Beispiele für mögliche Ursachen sind: - Die Diskriminierung bestimmter Gruppen, wie z. B. der Ausschluss von Frauen, etwa aus dem Bildungssystem in Afghanistan, - der Migrationshintergrund einer Person, - die Schichtzugehörigkeit einer Person sowie - der Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Schrift, wie z.B. chinesische Schriftzeichen.1 2. Definitionen der OECD und der UNESCO Die OECD bestimmt den Alphabetisierungsgrad mit einer global einheitlichen Definition. Die Zahlen beziehen sich auf Personen über 15 Jahre und werden wie folgt definiert: „Gemäß einer Definition der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development = Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gilt eine Person als ´alphabetisiert, wenn sie eine kurze, einfache Aussage zu ihrem alltäglichen Leben mit Verständnis sowohl lesen als auch schreiben kann`. Als funktionaler Analphabetismus wird die Unfähigkeit bezeichnet, die Schrift im Alltag so zu 1 Vergleiche: Wikipedia (2018). Alphabetisierung. https://de.wikipedia.org/wiki/Alphabetisierung_(Lesef %C3%A4higkeit) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 5 gebrauchen, wie es im sozialen Kontext als selbstverständlich angesehen wird. Funktionale Analphabeten sind Menschen, die zwar Buchstaben erkennen und durchaus in der Lage sind, ihren Namen und ein paar Wörter zu schreiben, die jedoch den Sinn eines etwas längeren Textes entweder gar nicht oder nicht schnell und mühelos genug verstehen, um praktischen Nutzen daraus zu ziehen.“2 Die UNESCO bedient sich bei ihren Bewertungen über den Stand der Alphabetisierung in den verschiedenen Staaten einer erweiterten Definition. „Es gibt zahlreiche Definitionen von Alphabetisierung (englisch: literacy). Die von der Generalkonferenz der UNESCO 1978 verabschiedete Definition stellt den sogenannten funktionalen Analphabetismus in den Mittelpunkt der Betrachtung. Sie lautet: ´A person is functionally literate who can engage in all those activities in which literacy is required for effective functioning of his (or her) group and community and also for enabling him (or her) to continue to use reading, writing and calculation for his (or her) own and the community ’s development.`3 Bei den Zahlen zur funktionalen Alphabetisierung einer Gesellschaft handelt es sich jedoch immer um relative Daten, bei denen die sozialen Standards der jeweiligen Gesellschaft in Betracht gezogen werden müssen.“4 3. Alphabetisierungsgrad in Deutschland Wie in den meisten Industrieländern strebt auch der Alphabetisierungsgrad in Deutschland (gemessen an der Zahl der totalen bzw. primären Analphabeten) gegen 100 Prozent. Gleichzeitig nimmt man jedoch an, dass es vier bis zehn Millionen funktionale Analphabeten unter den Erwachsenen gibt. Nach einer OECD-Studie (1994–1998) liegt die Zahl der funktionalen Analphabeten in zwei von drei Industriestaaten höher als 15 Prozent. Die von der OECD veröffentlichten Daten zum Alphabetisierungsgrad werden von den jeweiligen (Bildungs)Ministerien der verschiedenen Staaten zur Verfügung gestellt. Bei dieser Art der Datenerhebung durch Selbstauskünfte besteht natürlich die Gefahr, dass die Staaten die Daten positiver darzustellen, als sie es in Wirklichkeit sind. 2 Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg (2016). Grundbildung und Alphabetisierung - Relevanz des Themas und ein Film dazu. https://www.fachstelle-grundbildung.de/grundbildung-undalphabetisierung .html 3 Eine Person gilt als funktional gebildet, wenn er (sie) alle jene Aktivitäten ausüben kann, in denen Lese- und Schreibfähigkeiten für ein effektives Funktionieren seiner (ihrer) Gruppe und Gemeinschaft erforderlich sind, und er (sie) durch Lesen, Schreiben und Rechnen zu seiner (ihrer) eigenen Weiterentwicklung und der Gemeinschaft beitragen kann. (Eigene Übersetzung). 4 Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (DUK); Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) (2006). Weltbericht. Bildung für alle 2006. Kurzfassung. Alphabetisierung weltweit, S. 7. http://unesdoc.unesco.org/images/0014/001442/144270ger.pdf Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 6 Da es ohnehin ein verdecktes Analphabetentum in allen Staaten der Erde gibt, ist es sehr wahrscheinlich , dass die tatsächliche Alphabetisierungsrate hinter den angegebenen Zahlen zurückbleibt . Obwohl die Bewertung der Lese- und Schreibfähigkeit (entweder Analphabet oder Alphabet ) wenig realitätsnah ist, zeigen die Daten dennoch an, dass sowohl in Industrienationen als auch in Entwicklungsländern die Alphabetisierungsrate zwischen 1970 und 2000 gestiegen ist. 4. Die „leo. - Level-One Studie” Unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Professorin für Lebenslanges Lernen an der Universität Hamburg, wurde im Jahr 2011 die Studie „leo. - Level-One Studie“ veröffentlicht, die erstmals eine grundlegende Bestandsaufnahme des Analphabetismus in der Bundesrepublik Deutschland darstellte. Die Studie beruht auf einer repräsentativen Umfrage und unterscheidet dabei insgesamt 6 Kompetenzstufen . Die ersten drei Level werden dem Funktionalem Analphabetismus zugeordnet. Der Funktionale Analphabetismus wird von den Autoren der Studie wie folgt definiert: „Funktionaler Analphabetismus ist gegeben, wenn die schriftsprachlichen Kompetenzen von Erwachsenen niedriger sind als diejenigen, die minimal erforderlich sind und als selbstverständlich vorausgesetzt werden, um den jeweiligen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden . Wenn eine Person nicht in der Lage ist, aus einem einfachen Text eine oder mehrere direkt enthaltene Informationen sinnerfassend zu lesen und/ oder sich beim Schreiben auf einem vergleichbaren Kompetenzniveau befindet. Die UNESCO spricht von Funktionalem Analphabetismus bei Unterschreiten der vollen Teilhabe im Lesen, Schreiben und Rechnen. Diese Definition ist hoch und schwer operationalisierbar. Die Definition des Alphabunds verlangt eine Präzisierung auf einen Mindestrahmen. leo. differenziert daher nach Alpha-Level 1-6 aus und rechnet das Unterschreiten der Textebene (Alpha-Level 4) dem Funktionalen Analphabetismus zu.“5 In den nachfolgenden Kapiteln werden die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie wiedergegeben. 4.1. Funktionaler Analphabetismus und Fehlerhaftes Schreiben „Bei der Betrachtung der Alpha-Levels im Einzelnen zeigt sich, dass nur ein halbes Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf dem untersten Alpha-Level liegt, also die Wortebene beim Lesen und Schreiben nicht erreicht (vgl. Tabelle 1). Weitere 3,9 Prozent liegen auf dem Alpha-Level 2, erreichen also nicht die Satzebene, sondern können nur einige Wörter lesen und schreiben. Auf dem folgenden Level befinden sich weitere 10 Prozent der Bevölkerung, die zwar mit kurzen Sätzen umgehen kann, aber an Texten scheitert und sie vor allem vermeidet. Die Größenordnung des Funktionalen Analphabetismus in Deutschland ist mit 7,5 Millionen Menschen deutlich höher als der Schätzwert von etwa vier Millionen. Darüber befinden sich weitere 13,3 Millionen Erwachsene , deren Schriftsprache auch bei gebräuchlichem Wortschatz fehlerhaft ist.“6 5 Grotlüschen, Anke; Riekmann, Wibke (2011): leo. - Level-One Studie. Presseheft. Universität Hamburg, Hamburg , S. 13. http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/ 6 Ebenda: 4. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 7 4.2. Verteilung der Geschlechter nach Funktionalem Analphabetismus „Die Tabelle 2 gibt den prozentualen Anteil von Männern und Frauen unter den Funktionalen Analphabet/inn/en und Personen mit fehlerhafter Schreibung an. 60,3 Prozent der Funktionalen Analphabet/inn/en sind Männer und 39,7 Prozent sind Frauen.“7 4.3. Funktionale Analphabetismus nach Altersgruppen „Funktionale Analphabet/inn/en sind mit etwa 13 Prozent in der Gruppe der 18 bis 29-jährigen Bevölkerungsmitglieder zu finden, mit jeweils etwa 15 Prozent in der Gruppe der 30 bis 39-jährigen und der 40 bis 49-jährigen sowie mit etwa 16 Prozent in der Gruppe der 50 bis 64-jährigen (vgl. Abbildung 2). Fehlerhaftes Schreiben trotz gebräuchlichen Wortschatzes fin- 7 Ebenda. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 8 det sich bei weiteren knapp 25,9 Prozent der 18-29-jährigen, die 30-39-jährigen liegen ähnlich . Allerdings sind die Werte der 40-49-jährigen etwas besser als die der jüngeren und älteren Gruppen. Diese Kohorte müsste zwischen 1967 und 1974 eingeschult worden sein und von 1971 bis 1980 die Grundschule beendet haben. Sie könnte auch von der seit Mitte der siebziger Jahre institutionalisierten öffentlich finanzierten Erwachsenbildung profitiert haben .“8 4.4. Altersverteilung nach Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben „Die Tabelle 3 gibt in Prozent an, auf welche Altersgruppen sich Funktionale Analphabet /inn/en und Personen mit Rechtschreibproblemen verteilen. Der größte Teil der Funktionalen Analphabet/inn/en ist derzeit 50 bis 64 Jahre alt, nämlich etwa 33 Prozent. Etwa 20 Prozent der Funktionalen Analphabet/inn/en gehören zur Altersgruppe der 18 bis 29-jährigen .“9 8 Ebenda: 5. 9 Ebenda: 8. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 9 4.5. Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben in der deutsch sprechenden Bevölkerung „Die Tabelle 4 gibt an, wie viel Prozent der Funktionalen Analphabet/inn/en Deutsch als Erstsprache erlernt haben. Von den 7,5 Millionen Funktionalen Analphabet/inn/en haben 4,4 Millionen (58%) Deutsch als Erstsprache gelernt. Weitere 3,1 Millionen (42%) haben eine andere Sprache als Erstsprache erlernt. In der Stichprobe sind ausschließlich Personen enthalten , die die deutsche Sprache mündlich soweit beherrschen, dass sie einer Befragung und einem Kompetenztest folgen können. Würde man auch Zugewanderte ohne mündliche Deutschkenntnisse hinzuziehen und innerhalb dieser Gruppe proportional oder auch überproportional viele Funktionale Analphabet/inn/en vorfinden, müssten diese Personen der Zahl von 7,5 Millionen noch einmal hinzugezählt werden.“10 10 Ebenda. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 10 4.6. Verteilung der Schulabschlüsse ausgewertet nach Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben „Wie in Tabelle 5 abzulesen ist, haben 19,3 Prozent der Funktionalen Analphabet/inn/en keinen Schulabschluss, weitere 47,7 Prozent verfügen über untere Bildungsabschlüsse. Doch auch Personen mit höherer Bildung stellen mit 12,3 Prozent der Funktionalen Analphabet /inn/en einen nicht unerheblichen Anteil.“11 4.7. Beruflicher Status nach Funktionalem Analphabetismus und fehlerhaftem Schreiben Von den Funktionalen Analphabet/inn/en sind knapp 57 Prozent erwerbstätig und knapp 17 Prozent arbeitslos, weitere 10,1 Prozent sind zu Hause.12 11 Ebenda: 9. 12 Ebenda: Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 11 5. Funktionaler Analphabetismus in den entwickelten Industriestaaten Auch in den sogenannten entwickelten Industriestaaten mit einer hohen Alphabetisierungsrate ist der funktionale Analphabetismus weit verbreitet. In der zuvor dargestellten „leo-Studie“ weisen ihre Autoren auf zwei weitere Untersuchungen über Analphabetismus, die in Frankreich (2004-2005) und in England (2003) erstellt wurden. 5.1. Frankreich und England „Die IVQ-Studie identifiziert (2004-2005) in Frankreich 9 Prozent der erwachsenen Bevölkerung als Funktionale Analphabet/inn/en.1 Bei einer Grundgesamtheit von 40 Millionen erwerbsfähigen Personen ergibt sich eine Anzahl von 3,1 Millionen Funktionalen Analphabet/inn/en.13 Dabei sind ausschließlich diejenigen befragt worden, die in Frankreich die Schule besucht haben.14 Die Skills for Life Studie (2003) aus England unterscheidet drei Entry Levels. Sie bilden zusammen den Level-One ab und verteilen sich wie folgt: Entry Level 1: 3% Entry Level 2: 2% 13 Der Begriff ‚Funktionaler Analphabetismus‘ hat keine französische Entsprechung. Man unterscheidet dort zwischen ‚analphabetisme‘ bei Personen, die nie literalisiert wurden - und ‚illettrisme‘ bei Personen, die in Frankreich zur Schule gingen und trotzdem keine ausreichenden Fähigkeiten des Lesens, Schreibens und der Grundbildung erreichten, um in einfachen Alltagssituationen selbständig zu werden (ANLCI - Agence Nationale de la Lutte contre l’Illetrisme o.J., S. 18). 14 ANLCI - Agence Nationale de la Lutte contre l‘Illetrisme o.J. (2005), S. 3. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 12 Entry Level 3: 11% Im Level-One liegen damit insgesamt 16 Prozent der 8.730 Befragten zwischen 16 und 65 Jahren, hochgerechnet auf die Grundgesamtheit sind das 5,2 Millionen Betroffene.“15 5.2. Die PIAAC-Studie Da keine weiteren Untersuchungen über den Funktionalen Analphabetismus in den anderen, vor allem europäischen Staaten recherchiert werden konnten, wird zur Ermittlung der Lesefähigkeit der Bevölkerung in den verschiedenen Staaten hilfsweise die PIAAC-Studie aus dem Jahr 2012 verwiesen. „Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) untersucht mit dem Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) zentrale Grundkompetenzen in der erwachsenen Bevölkerung – wie die Lesekompetenz, die alltagsmathematische Kompetenz und technologiebasiertes Problemlösen –, von denen angenommen wird, dass sie für die erfolgreiche Teilhabe an der heutigen Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind. (…) Mittels PIAAC sollen diese Schlüsselkompetenzen im Erwachsenenalter international verglichen werden. Der Fokus liegt hierbei auf der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (16 bis 65 Jahre).“16 5.2.1. Die Lesekompetenz deutscher Erwachsene im internationalen Vergleich „Erwachsene in Deutschland erzielen im Mittel 270 Punkte und liegen damit zwar numerisch nur knapp, aber statistisch signifikant unter dem OECD-Durchschnitt von 273 Punkten. Die mittlere Lesekompetenz der verschiedenen Teilnehmerländer variiert zwischen 250 Punkten (Italien) und 296 Punkten (Japan). Der vergleichsweise geringe Wert für Deutschland ist vor allem durch Schwächen im unteren Kompetenzbereich verursacht. Zwar weisen Erwachsene aller Leistungsgruppen in Deutschland leicht geringere Werte als der Durchschnitt aller OECD-Länder auf, am auffälligsten ist dieser Unterschied jedoch im unteren Leistungsbereich. Bei den 25% Leistungsschwächsten verstärkt sich die Differenz zum OECD-Durchschnitt auf bis zu 6 Kompetenzpunkte. Auch hat Deutschland mit 18% einen – im Vergleich zum OECD-Durchschnitt – leicht höheren Anteil an Personen, die nicht über die niedrigste Kompetenzstufe I hinaus kommen. Neben Japan erzielen auch Finnland (288 Punkte), die Niederlande (284 Punkte), Australien (280 Punkte), Schweden (279 Punkte), Norwegen (278 Punkte), Estland (276 Punkte) und Flandern (Belgien; 275 Punkte) eine überdurchschnittliche mittlere Lesekompetenz. Auffallend niedrige Lesekompetenzen finden sich neben Italien auch für Spanien mit 252 Punkten im Mittel. England/Nordirland (GB; 272 Punkte), Dänemark (271 Punkte), die Vereinigten 15 Grotlüschen, Anke; Riekmann, Wibke (2011). S.4. 16 Rammstedt, Beatrice; u.a. (2012). Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich. Ergebnisse von PIAAC 2012, S. 11. https://www.gesis.org/fileadmin/piaac/Downloadbereich/PIAAC_Ebook.pdf. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 13 Staaten (270 Punkte), Österreich und Zypern (jeweils 269 Punkte) erreichen ähnliche Mittelwerte wie Deutschland. Der bereits geringe Abstand von Deutschland zum OECD-Durchschnitt verringert sich in der jüngsten Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen, was vermuten lässt, dass insbesondere die vergleichsweise älteren Altersgruppen geringere Lesekompetenzen aufweisen, während die jüngeren hier bessere Werte erzielen. In allen Ländern verfügt die deutliche Mehrheit der Personen über eine Lesekompetenz im mittleren Kompetenzbereich (mindestens 65% auf den Stufen II und III). Diese Personen können mit verschiedenen Textformaten von mittlerer Komplexität umgehen und in diesen relevante von irrelevanten Informationen unterscheiden. Darüber hinaus ist es ihnen zum Teil möglich, Texte in ihrer Gesamtbedeutung zu erfassen und zu interpretieren. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 14 Wie aus Tabelle 3.3 ersichtlich liegt in den meisten Ländern wie auch in Deutschland (36%) der jeweils höchste Anteil der Bevölkerung auf Stufe III (zwischen 34% in den Vereinigten Staaten und 49% in Japan). Lediglich in sechs Ländern findet sich der höchste Anteil auf Stufe II (zwischen 33% in Zypern und 42% in Italien). Für alle Länder zeigt sich, dass nur sehr wenige Erwachsene die höchste Stufe der Lesekompetenz (Stufe V) erreichen. Sowohl im Durchschnitt über die beteiligten OECD-Länder als auch in Deutschland befindet sich weniger als 1% der Bevölkerung auf dieser Stufe und ist somit in der Lage, mit sehr komplexen Leseanforderungen umzugehen. Im OECD-Durchschnitt erreichen immerhin 11% der Personen (10% in Deutschland) die Kompetenzstufe IV und können lange und schwierige, aber in Abgrenzung zu Stufe V etwas weniger komplexe Texte verarbeiten. Der Anteil der Personen, der diese Kompetenzstufe erreicht, variiert stark zwischen den Ländern: Während in Japan und Finnland etwa ein Fünftel der jeweiligen Bevölkerung Kompetenzstufe IV erreicht, liegt der Anteil in elf der 23 Länder bei unter einem Zehntel, davon in Spanien und Italien sogar unter 5%. Demgegenüber findet sich in allen Ländern ein nicht unerheblicher Anteil Erwachsener im unteren Bereich der Lesekompetenz, das heißt auf oder unter Stufe I. Diese Personen können nur kurze Texte mit eher einfachem Grundwortschatz und übersichtlicher Struktur lesen. Im OECD- Durchschnitt verfügen rund 16% der Erwachsenen über eine Lesekompetenz im unteren Bereich, wobei sich die entsprechenden Anteile in den einzelnen Ländern deutlich unterscheiden. Während in Deutschland der Anteil mit rund 18% vergleichsweise nahe am OECD-Durchschnitt liegt, beläuft er sich in Japan auf unter 5%. In Spanien und Italien finden sich mit jeweils über 25% hingegen sehr hohe Anteile auf oder unter Stufe I. Der direkte Vergleich der Verteilung der deutschen Bevölkerung auf die verschiedenen Kompetenzstufen mit der entsprechenden Verteilung des OECD-Durchschnitts veranschaulicht, dass die Verteilung der Lesekompetenz in Deutschland relativ typisch für die OECD-Länder ist (s. Abb. 3.3).17 5.2.2. Die mittlere Lesekompetenz im internationalen Vergleich „Die dargestellten prozentualen Verteilungen auf die verschiedenen Kompetenzstufen deuten bereits einige Unterschiede zwischen den Ländern an. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die Bevölkerungen in den beteiligten Ländern hinsichtlich ihrer mittleren Lesekompetenz unterscheiden. In diesem Zusammenhang werden insbesondere die Mittelwerte und deren Streuung näher betrachtet. In Tabelle 3.4 wird die mittlere Lesekompetenz für jedes der teilnehmenden Länder sowie den OECD-Durchschnitt gezeigt, dabei sind die Länder absteigend nach ihrem Mittelwert sortiert. Die Mittelwerte der acht Länder im oberen, hellblau markierten Bereich liegen statistisch signifikant 17 Ebenda: 42f. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 15 über dem OECD-Durchschnitt, während die Mittelwerte der zehn Länder im unteren, dunkelblau markierten Bereich im Vergleich zum Durchschnitt statistisch signifikant niedriger ausfallen.10 Die Mittelwerte der übrigen Länder (mittelblauer Bereich) unterscheiden sich statistisch nicht signifikant vom OECD-Durchschnitt.“18 „Im Mittel über alle OECD-Länder liegt die Lesekompetenz bei 273 Punkten. Die mittleren Kompetenzwerte in den einzelnen Ländern variieren zwischen 250 Punkten (Italien) und 296 Punkten (Japan). Ausreißer stellen die Mittelwerte von Italien und Spanien im unteren sowie Japan im oberen Bereich der Skala dar. In knapp über der Hälfte der Länder liegt der jeweilige Mittelwert mit einer maximalen Differenz von ± 5 Punkten recht nah am OECD-Mittelwert. 18 Ebenda: 44f. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 16 Die mittlere Lesekompetenz in Deutschland liegt mit 270 Punkten leicht, aber statistisch signifikant unter dem OECD-Durchschnitt und unterscheidet sich statistisch nicht signifikant von der mittleren Lesekompetenz in Dänemark, England/Nordirland (GB), Österreich, den Vereinigten Staaten und Zypern. Eine durchschnittliche in Deutschland lebende Person hat demnach eine Lesekompetenz, die der Stufe II entspricht.“19 6. Alphabetisierung und Entwicklung Der Alphabetisierungsgrad gilt als einer der wichtigsten Entwicklungsindikatoren eines Staates. Die OECD berechnet die Alphabetisierung gesondert für die 15-24-Jährigen, da hier die Resultate der Bildungsanstrengungen eines Staates am schnellsten wirksam sind, und die Alphabetisierung der jungen Bevölkerung - die in Entwicklungsländern zumeist einen großen Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachen – weniger kostenintensiv als die Alphabetisierung von Erwachsenen ist. Die OECD hatte sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 den Alphabetisierungsgrad der 15-24-Jährigen in allen Ländern auf 99 % zu steigern. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht. Gleichwohl sind Erfolge zu verzeichnen. Der Alphabetisierungsgrad ist in Ländern mit niedrigem und mittlerem Pro-Kopf-Einkommen seit 1960 von einem Drittel auf über die Hälfte gestiegen. 2003 galten weltweit 862 Millionen als Analphabeten . Mangelnde Bildung gilt als eines der größten Hindernisse gesellschaftlicher Entwicklung . Besonders betroffen sind arme und bevölkerungsreiche Länder wie z. B. Bangladesch, Brasilien , Indien, Indonesien, Ägypten, Mexiko, Nigeria und Pakistan. Alphabetisierung ist eine notwendige , aber keine hinreichende Bedingung für Entwicklung. Existiert in einem Staat nur ein geringes wirtschaftliches Wachstum, führt dies trotz einer gestiegenen Alphabetisierung zur Abwanderung , wie dies z. B. auf den Philippinen der Fall ist. Die meisten Analphabeten leben in Asien (rund 833 Millionen), Afrika (rund 156 Millionen) und Südamerika (rund 25 Millionen). Im Allgemeinen gilt die Regel, dass Analphabetismus bei der Landbevölkerung größer ist als bei der Stadtbevölkerung und bei den Frauen höher als bei den Männern.20 19 Ebenda: 45. 20 Vergleiche: Wikipedia (2018). Alphabetisierung. https://de.wikipedia.org/wiki/Alphabetisierung_(Lesef %C3%A4higkeit) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 17 7. Anlage 1 Die Analphabetenquote weltweit21 Nr. Land (Kontinent) Analphabeten (%) (Bevölkerung über 14 Jahre) 1 Niger (Afrika) 79,60 2 Burkina Faso (Afrika) 71,30 3 Sierra Leone (Afrika) 70,10 4 Guinea (Afrika) 67,80 5 Benin (Afrika) 62,60 6 Somalia (Afrika) 62,20 7 Gambia (Afrika) 58,40 8 Senegal (Afrika) 58,20 9 Irak (Asien) 57,70 10 Mauretanien (Afrika) 57,00 11 Afghanistan (Asien) 56,00 12 Guinea Bissau (Afrika) 55,40 13 Bangladesch (Asien) 55,10 14 Äthiopien (Afrika) 53,00 15 Mali (Afrika) 52,10 16 Tschad (Afrika) 51,30 17 Pakistan (Asien) 50,60 18 Mosambik (Afrika) 50,30 19 Nepal (Asien) 50,00 20 Bhutan (Asien) 49,50 21 Zentralafrikanische Republik (Afrika) 48,30 22 Jemen (Asien) 47,80 23 Marokko (Afrika) 47,50 24 Haiti (Nord- und Mittelamerika) 44,70 25 Elfenbeinküste (Afrika) 44,60 26 Komoren (Afrika) 42,20 27 Burundi (Afrika) 41,60 28 Liberia (Afrika) 41,20 29 Osttimor (Asien) 40,80 30 Ägypten (Afrika) 39,00 31 Indien (Asien) 38,80 32 Togo (Afrika) 37,90 33 Sudan (Afrika) 37,00 34 Malawi (Afrika) 36,20 35 Gabun (Afrika) 35,60 36 Eritrea (Afrika) 35,10 37 Kongo Demokratische Republik/Zair (Afrika) 34,00 38 Papua-Neuguinea (Australien u. Ozeanien) 32,30 21 Welt in Zahlen (2018). Ländervergleich. Analphabeten. https://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich .phtml?indicator=49 (Quelle: The CIA World Factbook). Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 18 39 Laos (Asien) 31,50 40 Dschibuti (Afrika) 31,00 41 Nicaragua (Nord- und Mittelamerika) 30,40 42 Angola (Afrika) 29,70 43 Nigeria (Afrika) 29,70 44 Madagaskar (Afrika) 29,30 45 Uganda (Afrika) 28,80 46 Ruanda (Afrika) 27,50 47 Algerien (Afrika) 26,80 48 Tunesien (Afrika) 25,40 49 Guatemala (Nord- und Mittelamerika) 25,00 50 Kambodscha (Asien) 24,40 51 Oman (Asien) 22,80 52 Syrien (Asien) 22,10 53 Honduras (Nord- und Mittelamerika) 21,70 54 Vereinigte Arabische Emirate (Asien) 21,70 55 Ghana (Afrika) 21,50 56 Kap Verde (Afrika) 21,00 57 Saudi-Arabien (Asien) 20,40 58 Tansania (Afrika) 19,50 59 Botsuana (Afrika) 19,40 60 Kamerun (Afrika) 19,10 61 Iran (Asien) 18,60 62 Sambia (Afrika) 18,50 63 Swasiland (Afrika) 17,70 64 El Salvador (Nord- und Mittelamerika) 17,10 65 Libyen (Afrika) 16,50 66 Französisch Guyana (Südamerika) 15,40 67 Kuwait (Asien) 15,30 68 Dominikanische Republik (Nord- und Mittelamerika) 15,00 69 Namibia (Afrika) 14,90 70 Kongo Republik (Afrika) 14,50 71 Lesotho (Afrika) 14,20 72 Äquatorialguinea (Afrika) 13,80 73 Mauritius (Afrika) 13,80 74 Myanmar (Burma) (Asien) 13,50 75 Antigua u. Barbuda (Nord- und Mittelamerika) 13,30 76 Kenia (Afrika) 13,00 77 Albanien (Europa) 12,80 78 Brasilien (Südamerika) 12,40 79 Südafrika (Afrika) 12,40 80 Türkei (Asien) 12,30 81 Surinam (Südamerika) 12,00 82 Libanon (Asien) 11,90 83 Peru (Südamerika) 11,80 84 Bolivien (Südamerika) 11,40 85 Jamaika (Nord- und Mittelamerika) 11,20 86 Mikronesien (Australien u. Ozeanien) 11,00 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 19 87 Reunion (Afrika) 10,80 88 Malaysia (Asien) 10,50 89 Bahrain (Asien) 10,40 90 Indonesien (Asien) 9,80 91 China (Asien) 9,40 92 Guadeloupe (Nord- und Mittelamerika) 9,20 93 Katar (Asien) 9,20 94 Vietnam (Asien) 9,20 95 Neukaledonien (Australien u. Ozeanien) 9,00 96 Simbabwe (Afrika) 8,70 97 Palau (Australien u. Ozeanien) 8,00 98 Jordanien (Asien) 7,80 99 Singapur (Asien) 7,50 100 Sri Lanka (Asien) 7,50 101 Thailand (Asien) 7,40 102 Ecuador (Südamerika) 7,00 103 Mexiko (Nord- und Mittelamerika) 7,00 104 Philippinen (Asien) 7,00 105 Malta (Europa) 6,90 106 Panama (Nord- und Mittelamerika) 6,90 107 Portugal (Europa) 6,40 108 Kolumbien (Südamerika) 6,30 109 Hong Kong (Asien) 6,00 110 Brunei (Asien) 5,80 111 Marshallinseln (Australien u. Ozeanien) 5,80 112 Dominica (Nord- und Mittelamerika) 5,70 113 Venezuela (Südamerika) 5,70 114 Belize (Brit.Hond.) (Nord- und Mittelamerika) 5,50 115 Paraguay (Südamerika) 5,40 116 Puerto Rico (Nord- und Mittelamerika) 5,30 117 Fidschi (Australien u. Ozeanien) 5,20 118 Macao (Asien) 5,20 119 Bosnien-Herzegowina (Europa) 4,40 120 Bahamas (Nord- und Mittelamerika) 4,00 121 Grenada (Südamerika) 4,00 122 Taiwan (Asien) 3,90 123 Costa Rica (Nord- und Mittelamerika) 3,80 124 Israel (Asien) 3,80 125 Mazedonien (Europa) 3,50 126 Serbien und Montenegro (Europa) 3,50 127 Chile (Südamerika) 3,30 128 Niederländische Antillen (Nord- und Mittelamerika) 3,30 129 Aruba (Nord- und Mittelamerika) 3,00 130 Kuba (Nord- und Mittelamerika) 3,00 131 Montserrat (Nord- und Mittelamerika) 3,00 132 Nordmarinen (Australien u. Ozeanien) 3,00 133 Malediven (Asien) 2,80 134 Argentinien (Südamerika) 2,60 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 20 135 Zypern Republik (Europa) 2,40 136 Griechenland (Europa) 2,30 137 Martinique (Nord- und Mittelamerika) 2,30 138 Mongolei (Asien) 2,10 139 Spanien (Europa) 2,10 140 Bermuda (Nord- und Mittelamerika) 2,00 141 Französisch-Polynesien (Australien u. Ozeanien) 2,00 142 Korea Republik (Asien) 2,00 143 Uruguay (Südamerika) 2,00 144 Kasachstan (Asien) 1,60 145 Rumänien (Europa) 1,60 146 Trinidad & Tobago (Nord- und Mittelamerika) 1,40 147 Turkmenistan (Asien) 1,40 148 Italien (Europa) 1,30 149 Kirgisistan (Asien) 1,30 150 Armenien (Asien) 1,20 151 Bulgarien (Europa) 1,20 152 Aserbaidschan (Asien) 1,10 153 Guyana (Südamerika) 1,10 154 Australien (Australien u. Ozeanien) 1,00 155 Belgien (Europa) 1,00 156 Frankreich (Europa) 1,00 157 Grossbritannien (Europa) 1,00 158 Guam (Australien u. Ozeanien) 1,00 159 Kanada (Nord- und Mittelamerika) 1,00 160 Korea Demokratische Volksrepublik (Asien) 1,00 161 Neuseeland (Australien u. Ozeanien) 1,00 162 Niederlande (Europa) 1,00 163 Vereinigte Staaten von Amerika (Nord- und Mittelamerika) 1,00 164 Moldawien (Europa) 0,90 165 Österreich (Europa) 0,90 166 Usbekistan (Asien) 0,80 167 Deutschland (Europa) 0,70 168 Kroatien (Europa) 0,60 169 Tadschikistan (Asien) 0,60 170 Ungarn (Europa) 0,60 171 Dänemark (Europa) 0,40 172 Litauen (Europa) 0,40 173 Russland (Europa) 0,40 174 Schweiz (Europa) 0,40 175 Slowakei (Europa) 0,40 176 Weißrussland (Europa) 0,40 177 Barbados (Nord- und Mittelamerika) 0,30 178 Japan (Asien) 0,30 179 Slowenien (Europa) 0,30 180 Ukraine (Europa) 0,30 181 Estland (Europa) 0,20 182 Polen (Europa) 0,20 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 21 183 Norwegen (Europa) 0,10 184 Schweden (Europa) 0,10 185 Irland (Europa) 0,09 186 Lettland (Europa) 0,02 187 Island (Europa) 0,01 188 Tschechische Republik (Europa) 0,01 189 Andorra (Europa) 0 190 Faroe Inseln (Europa) 0 191 Finnland (Europa) 0 192 Georgien (Europa) 0 193 Guernsey (Europa) 0 194 Insel Man (Europa) 0 195 Jersey (Europa) 0 196 Liechtenstein (Europa) 0 197 Luxemburg (Europa) 0 198 Monaco (Europa) 0 199 Vatikan (Europa) 0 200 Amerikanisch Samoa (Australien u. Ozeanien) 201 Anguilla (Südamerika) 202 Bouvet Insel (Afrika) 203 Britisches Territorium des Indischen Ozeans (Asien) 204 British Virgin Islands (Nord- und Mittelamerika) 205 Cayman Islands (Nord- und Mittelamerika) 206 Christmas Island (Asien) 207 Cook Islands (Australien u. Ozeanien) 208 Falklanden (Südamerika) 209 Gibraltar (Europa) 210 Grönland (Nord- und Mittelamerika) 211 Kiribati (Australien u. Ozeanien) 212 Mayotte (Afrika) 213 Nauru (Australien u. Ozeanien) 214 Niue (Australien u. Ozeanien) 215 Norfolk Island (Australien u. Ozeanien) 216 Palästina (Gaza und Westjordanland) (Asien) 217 Saint Helena (Afrika) 218 Saint Kitts und Nevis (Nord- und Mittelamerika) 219 Saint Lucia (Nord- und Mittelamerika) 220 Saint Pierre und Miguelon (Nord- und Mittelamerika) 221 Saint Vincent und Grenadines (Nord- und Mittelamerika) 222 Salomonen (Australien u. Ozeanien) 223 Samoa (Australien u. Ozeanien) 224 San Marino (Europa) 225 Sao Tome and Principe (Afrika) 226 Seychellen (Afrika) 227 Svalbard (Spitzbergen) (Europa) 228 Tonga (Australien u. Ozeanien) 229 Turks- u. Caicosinseln (Nord- und Mittelamerika) 230 Tuvalu (Australien u. Ozeanien) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 22 231 Vanuatu (Australien u. Ozeanien) 232 Virgin Islands (Nord- und Mittelamerika) 233 Wallis und Futuna (Australien u. Ozeanien) 234 West-Sahara (Afrika) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 071/18 Seite 23 8. Anlage 2 Weitere Definitionen zum Thema Analphabetismus22 Primärer Analphabetismus liegt vor, wenn eine Person keinerlei Lese- und Schreibkenntnisse erworben hat. Eine andere Bezeichnung ist natürlicher Analphabetismus. Davon betroffen sind vor allem Menschen in Staaten mit einem wenig ausgebauten Schulsystem, die keine Gelegenheit zum (regelmäßigen) Schulbesuch hatten. Von sekundärem Analphabetismus spricht man, wenn nach mehr oder minder erfolgreichem Schulbesuch ein Prozess des Vergessens einsetzt, bei dem einmal erworbene Schriftkenntnisse wieder verloren gehen. Die Kinder haben während der Schulzeit nie richtig lesen und schreiben gelernt, als Jugendliche oder Erwachsene haben sie die wenigen erworbenen Fähigkeiten wieder verlernt. Analphabetismus ist ein relativer Begriff. Ob eine Person als Analphabet gilt, hängt nicht nur von ihren individuellen Lese- und Schreibkenntnissen ab. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, welcher Grad an Schriftsprachbeherrschung innerhalb der konkreten Gesellschaft, in der diese Person lebt, erwartet wird. Wenn die individuellen Kenntnisse niedriger sind als die erforderlichen und als selbstverständlich vorausgesetzten Kenntnisse, liegt funktionaler Analphabetismus vor. Der Begriff des funktionalen Analphabetismus trägt der Relation zwischen dem vorhandenen und dem notwendigen bzw. erwarteten Grad von Schriftsprachbeherrschung in seinem historisch -gesellschaftlichen Bezug Rechnung. Vor hundert Jahren waren geringere Kenntnisse erforderlich als heute. In einer westeuropäischen Gesellschaft werden weitergehende Kenntnisse erwartet als in sog. Entwicklungsländern, allerdings in Abhängigkeit von der sozialen Schicht, dem Beruf usw. Innerhalb der entwickelten Industriestaaten mit ihren hohen Anforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache müssen auch jene Personen als funktionale Analphabeten gelten , die über begrenzte Lese- und Schreibkenntnisse verfügen. Wer aus einer Gesellschaft mit geringen Anforderungen in Bezug auf Schriftsprachkenntnisse in eine Gesellschaft mit höheren Anforderungen immigriert, wird durch den Wechsel der Kulturen zum (funktionalen) Analphabeten, wenn die erworbenen und im Herkunftsland ausreichenden Schriftsprachkenntnisse für das Leben im Industriestaat zu gering sind. *** 22 Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung (2018). Analphabetismus? https://www.alphabetisierung .de/infos/analphabetismus.html (Z.T. entnommen aus: Peter Hubertus "Alphabetisierung und Analphabetismus . Eine Bibliographie". Bremen 1991. S5ff.)