© 2016 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 064/16 Kosten einer flächendeckenden Vergabe von Mittagessen an Ganztagsschüler Eine Modellrechnung Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 2 Kosten einer flächendeckenden Vergabe von Mittagessen an Ganztagsschüler Eine Modellrechnung Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 064/16 Abschluss der Arbeit: 15.09.2016 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Definition von Ganztagsschulen 4 2. Bewirtschatungsformen und Verpflegungssysteme 5 2.1. Bewirtschaftungsformen 5 2.2. Verpflegungssysteme 6 2.2.1. Mischküchensystem 7 2.2.2. Anlieferung von Warmverpflegung 7 2.2.3. Anlieferung von Cook & Chill (Kühlkost) 7 2.2.4. Auslieferung von Tiefkühlkost 7 2.3. Grundlage der Berechnungen 7 2.4. Kostenblöcke 8 2.4.1. Wareneinstandskosten 8 2.4.2. Personalkosten 8 2.4.3. Betriebskosten und Investitionsmittel 9 2.4.4. Personalkosten 9 2.4.5. Betriebskosten und Investitionsmittel (1. Jahr) 9 2.5. Kostenstrukturen in der Schulverpflegung 9 2.6. Kosten pro Mahlzeit 10 2.7. Kosten pro Mahlzeit im Jahr 2015 (inflationsangeglichen) 11 3. Schultage in den Bundesländern 11 4. Ganztagsschüler/innen in den Bundesländern 12 5. Schulgröße 14 6. Modellrechnung zum Kostenbedarf 15 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 4 1. Definition von Ganztagsschulen1 Die Kultusministerkonferenz berücksichtigt bei ihrer Definition von Ganztagsschulen sowohl den Gesichtspunkt der ganztägigen Beschulung als auch den der Betreuung. Ganztagsschulen sind demnach Schulen, bei denen im Primar- und Sekundarbereich I - an mindestens drei Tagen in der Woche ein ganztägiges Angebot für die Schülerinnen und Schüler bereitgestellt wird, das täglich mindestens sieben Zeitstunden umfasst; - an allen Tagen des Ganztagsschulbetriebs den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern ein Mittagessen bereitgestellt wird; - die Ganztagsangebote unter der Aufsicht und Verantwortung der Schulleitung organisiert und in enger Kooperation mit der Schulleitung durchgeführt werden sowie in einem konzeptionellen Zusammenhang mit dem Unterricht stehen. Diese Definition trifft auf alle verschiedenen Formen der Ganztagsschulen in den Ländern zu. Die jeweiligen Bezeichnungen der Ganztagsschulen unterscheiden sich in den Ländern. Ebenso unterschiedlich stellen sich weitere organisatorische und inhaltliche Gegebenheiten dar, wie z. B. die Öffnungszeiten (zwischen drei und fünf Tagen pro Woche und zwischen sieben und neun Stunden pro Tag), die Differenzierung von für die Kinder verpflichtenden und freiwilligen Elementen des jeweiligen Angebots oder der Umfang von ergänzenden Ferienangeboten. Es werden drei Formen unterschieden: - In der voll gebundenen Form sind alle Schülerinnen und Schüler verpflichtet, an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden an den ganztägigen Angeboten der Schule teilzunehmen. - In der teilweise gebundenen Form verpflichtet sich ein Teil der Schülerinnen und Schüler (z.B. einzelne Klassen oder Klassenstufen), an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden an den ganztägigen Angeboten der Schule teilzunehmen. - In der offenen Form können einzelne Schülerinnen und Schüler auf Wunsch an den ganztägigen Angeboten dieser Schulform teilnehmen. Für die Schülerinnen und Schüler ist ein Aufenthalt, verbunden mit einem Bildungs- und Betreuungsangebot in der Schule, an mindestens drei Wochentagen im Umfang von täglich mindestens sieben Zeitstunden möglich. Die Teilnahme an den ganztägigen Angeboten ist jeweils durch die Schülerinnen und Schüler oder deren Erziehungsberechtigten für mindestens ein Schulhalbjahr zu erklären. Aus Sicht der am Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schüler besteht kein Unterschied 1 KMK - Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (2016). Allgemeinbildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland. - Statistik 2010 bis 2014 -. Berlin, den 05.02.2016, S. 4-6. https://www.kmk.org/dokumentation-und-statistik/statistik /schulstatistik/allgemeinbildende-schulen-in-ganztagsform.html Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 5 zwischen voll und teilweise gebundenen Ganztagsschulen. Die Teilnahme an den ganztägigen Angeboten ist jeweils durch die Schülerinnen und Schüler oder deren Erziehungsberechtigten für mindestens ein Schulhalbjahr zu erklären. Gezählt werden neben der Anzahl der Ganztagsschulen die am Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, nicht aber die an der jeweiligen Schule zur Verfügung stehenden Plätze. Sofern eine Ganztagsschule sowohl Angebote in teilgebundener als auch in offener Form bereitstellt , ist, um Doppelzählungen zu vermeiden, in der Statistik die Schule nur einmal bei „Schule in teilgebundener Form“ zu zählen. Weitere Erläuterungen und Definitionen zu den verwendeten Begriffen und Methoden können beim Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland angefordert werden. Mit Beschluss der Kommission für Statistik vom 04.12.2015 werden zukünftig als offene Ganztagsangebote auch diejenigen Angebote gezählt, bei denen - an mindestens drei Tagen in der Woche ein ganztägiges Angebot für die Schülerinnen und Schüler bereitgestellt wird, das täglich mindestens sieben Zeitstunden umfasst; - an allen Tagen des Ganztagsbetriebs den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern ein Mittagessen bereitgestellt wird; - die Schulleitung auf der Basis eines gemeinsamen pädagogischen Konzeptes mit einem außerschulischen Träger kooperiert und - eine Mitverantwortung der Schulleitung für das Angebot besteht. Für die vorliegende Statistik greift diese ergänzende Definition jedoch noch nicht, da der Zeitpunkt der Erhebung der Daten vor der Beschlussfassung liegt. 2. Bewirtschatungsformen und Verpflegungssysteme2 Um die Kosten für eine Schülermahlzeit ermitteln zu können, sind einige Vorbemerkungen zur Organisation der Schulverpflegung erforderlich. In Deutschland werden dafür zum Teil sehr unterschiedliche Konzepte eingesetzt. Dabei kommen verschiedene Bewirtschaftungsformen und Verpflegungssysteme zum Einsatz. 2.1. Bewirtschaftungsformen Prinzipiell wird zwischen Eigen- und Fremdbewirtschaftung unterschieden. Welche Form gewählt wird, hängt von den Rahmenbedingungen an der einzelnen Schule. Die Eigenbewirtschaftung, z.B. durch die Schule selbst oder einen Mensaverein, hat den Vorteil, dass hier ein hoher Grad an Mitspracherecht realisiert werden kann. Die kurzen Wege können 2 Der nachfolgende Text stammt – leicht gekürzt – von: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2010). Kostenstrukturen in der Schulverpflegung. https://www.in-form.de/nc/vns-portal /medien/publikationen-kita-und-schulverpflegung/in-form-materialien.html?tx_drblob_pi1%5Bdownload Uid%5D=190 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 6 eine reibungslose Kommunikation zwischen den Beteiligten erleichtern. Da aber in diesem Fall die Schule bzw. der Mensaverein als Lebensmittelunternehmer auftritt, ist die Schulküche von der Schule selbst wie ein Betrieb der Gemeinschaftsverpflegung zu führen. Damit sind zahlreiche rechtliche Vorgaben (u. a. Bauvorschriften, Hygiene, Kennzeichnung, Umsatzsteuer) zu beachten. Um diese hohen Anforderungen erfüllen zu können, sind eine qualifizierte Leitung und regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter erforderlich. Im Falle des Mensavereins hängt das Gelingen zudem vom langfristigen Engagement der Ehrenamtlichen ab, die auch für die finanzielle Absicherung des Speisenangebots durch Spenden sorgen müssen. Beim System der Fremdbewirtschaftung übernehmen z. B. Pächter oder Cateringunternehmen die Erfüllung der Verpflegungsleistung. In der Regel wird diese im Vorfeld ausgeschrieben. (…) 2.2. Verpflegungssysteme In der Gemeinschaftsverpflegung wird eine grobe Unterscheidung zwischen vier Verpflegungssystemen getroffen. Mit dem Verpflegungssystem wird festgelegt, wie die Verpflegungsleistung erbracht wird. Schulen können sich für eine Zubereitung der Speisen vor Ort entscheiden oder die Anlieferung von warmen, gekühlten oder tiefgekühlten Speisen beauftragen. In allen Systemen kann bei Einhaltung hygienischer Vorgaben, entsprechender Zusammenstellung des Speisenplans und Sorgfalt bei Zubereitung, Transport und Lagerung eine hohe Verpflegungsqualität gewährleistet werden. Die Verpflegungssysteme stellen jeweils spezielle Anforderungen an Räumlichkeiten, Ausstattung und Personal. Die Entscheidung für ein Verpflegungssystem sollte wohl überlegt sein, denn sie legt langfristig fest, auf welche Art und Weise die Speisen produziert werden. Laut einer Befragung von Ganztagsschulen wird die Warmverpflegung mit 62,5 Prozent am häufigsten genutzt. Weniger als ein Viertel der Ganztagsschulen stellt die Mittagsmahlzeit in einer Mischküche her. Kühl- bzw. Tiefkühlkost haben derzeit mit rund sieben bzw. acht Prozent noch eine relativ geringe Bedeutung. Verbreitung der Verpflegungssysteme Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 7 2.2.1. Mischküchensystem Beim Mischküchensystem werden Komponenten in der Schulküche zubereitet und mit vorgefertigten Produkten unterschiedlicher Convenience-Stufen kombiniert. Für die erforderlichen Produktionsprozesse wird eine Küche mit umfangreicher Ausstattung benötigt , die alle Zubereitungsarten ermöglicht und der Anzahl der Essensteilnehmer gerecht wird. Die Anforderungen an das Personal sind hoch, da entsprechende planerische und praktische Fähigkeiten auf allen Stufen der Produktion bis hin zur Ausgabe, Entsorgung und Reinigung erforderlich sind. 2.2.2. Anlieferung von Warmverpflegung Lässt die Schule warme Speisen liefern, ist die Warmhaltezeit einer der kritischen Parameter für die Qualität der Verpflegung. Neben einer Speisenausgabe sind in diesem Fall lediglich eine Kühlmöglichkeit für kalte Speisen, Arbeits- und Abstellflächen und eine Spülmaschine erforderlich . Auch die Variante „ganz ohne Küche" in der Schule ist theoretisch möglich, wenn der Dienst leister Reinigung und Entsorgung von Behältern, Geschirr und Besteck übernimmt. 2.2.3. Anlieferung von Cook & Chill (Kühlkost) Im Rahmen einer Verpflegung auf Basis des Cook & Chill-Systems werden die Speisen von einem Anbieter zubereitet und sofort abgekühlt. Bei Einhaltung der Kühlkette, können die Speisen einige Tage gelagert werden. In der Schule werden die Speisen kurz vor der Ausgabe nur noch regeneriert. Für die Umsetzung dieses Verpflegungssystems reicht eine „Teilküche" mit einer Ausstattung aus, die das Kühllagern, Regenerieren, Vorbereiten von Kaltspeisen, Spülen und Entsorgen ermöglicht. 2.2.4. Auslieferung von Tiefkühlkost Anbieter von Tiefkühlkost (TK) beliefern Schulen wahlweise mit Menüs oder mit einzelnen Speisenkomponenten , die vor Ort regeneriert werden. Die Erhaltung der Tiefkühlkette ist bei diesem Verpflegungssystem entscheidend für die hygienische Sicherheit 2.3. Grundlage der Berechnungen Der Abgabepreis für das Mittagessen in Ganztagsschulen beträgt durchschnittlich 2,43 Euro. Da die Schulverpflegung in der Regel „teilsubventioniert" ist, liegt dieser Betrag, der vom Schüler bzw. von seinen Eltern gezahlt wird, deutlich unter den Kosten, die bei der Bereitstellung einer Mittagsmahlzeit anfallen. Um die tatsächlich entstehenden Kosten zu untersuchen, wurde in der Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 8 Untersuchung der HAW3 eine Kostenartenrechnung durchgeführt. Eine Kostenartenrechnung beantwortet so präzise wie möglich die Frage, welche Kosten anfallen. Dabei ist die Einführung von Kostenblöcken (z.B. Personalkosten, Warenkosten) üblich. Kalkuliert wurde eine Hauptmahlzeit inklusive Salat und Getränk. Die Analyse der Kostenstrukturen in den Verpflegungssystemen erfolgte auf Basis von realen Preisen und Modellrechnungen. 2.4. Kostenblöcke Für die Kalkulation wurden die Verpflegungskosten in drei Kostenblöcke eingeteilt: Wareneinstandskosten , Personalkosten, Betriebskosten und Investitionsmittel. Kalkuliert wurden die Verpflegungskosten für 100, 200, 300, 400 und 500 Mahlzeiten pro Tag. 2.4.1. Wareneinstandskosten In die Wareneinstandskosten flossen bei der Eigenherstellung in der Mischküche die Kosten für die Waren und Zutaten ein, die zur Speisenzubereitung erforderlich sind. Zur Ermittlung des Wareneinsatzes wurde ein Musterspeisenplan des DGE4-Projekts „Schule + Essen = Note 1" eingesetzt , der auf den Kriterien der Qualitätsstandards für die Schulverpflegung basiert. Die Preise für die eingesetzten Lebensmittel wurden stichprobenartig über verschiedene Großhandelsunternehmen mit Lieferservice sowie über die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft GmbH (ZMP) erhoben. Berechnet wurden die Wareneinstandskosten für die Verpflegung der Primarstufe und der Sekundarstufe. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden im Rahmen dieser Broschüre ausgewählte Ergebnisse für die Sekundarstufe dargestellt. Für die übrigen Verpflegungssysteme konnten die reinen Wareneinstandskosten aufgrund der betrieblichen Geheimhaltung der Anbieter nicht ermittelt werden. Stattdessen wurde der Lieferpreis für fertige bzw. vorgefertigte Speisen bei 40 Unternehmen erfragt. In der Praxis kann bei diesem Kostenblock mit Mengenrabatten gerechnet werden. Aufgrund der individuell sehr unterschiedlichen Rabattsysteme und -absprachen konnte dieser Aspekt in der Kalkulation nicht berücksichtigt werden. 2.4.2. Personalkosten Die Verpflegungssysteme unterscheiden sich hinsichtlich des Bedarfs an Management-, Fachund Hilfskräften für die Schulküche. Für die Ermittlung der Personalkosten wurde der Personalbedarf mithilfe eines Softwareprogramms anhand bestimmter Variablen (z. B. Menüauswahl, Vorbereitungsgrad der Speisen, Anzahl der Tischgäste) geschätzt. Die Lohnberechnung für die verschiedenen Beschäftigungsgruppen erfolgte nach den Tariflöhnen. In den Personalkosten sind neben den Lohnnebenkosten auch die Kosten für die einmalige Anschaffung von Arbeitskleidung berücksichtigt. 3 Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg 4 Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 9 2.4.3. Betriebskosten und Investitionsmittel In diesem Kostenblock wurden die Anschaffungskosten und Abschreibungen für die Ausstattung der Küche, der Speisenausgabe und des Büros kalkuliert. Dabei wurden die individuellen Anforderungen der Verpflegungssysteme berücksichtigt, je nach Erfordernis, die Kosten für Geräte (Heißluftdämpfer, Induktionsherd, Kühl- und Tiefkühlschrank, Spülmaschine, Kippbratpfanne, Kessel etc.) sowie weitere Ausstattung (z. B. Gastronorm-Behälter, Geschirr, Ausgabe, Tabletts) einbezogen. Geringwertige Wirtschaftsgüter unter 150 Euro (z. B. Teller, Besteck) wurden innerhalb des ersten Jahres voll abgeschrieben. Alle anderen Güter wurden entsprechend ihrer Nutzungsdauer gemäß der „Afa"-Abschreibungstabellen (Afa = Absetzung für Abnutzung) über fünf bis zehn Jahre abgeschrieben. Des Weiteren sind Reinigungskosten sowie die Kosten für Strom, Wasser, Abwasser- und Müllentsorgung kalkuliert. Die kalkulatorische Miete wurde nicht als Nebenkostenart berücksichtigt, da in Schulen dafür sehr individuelle Lösungen praktiziert werden. Dieser Aspekt ist beim Vergleich der Kosten, die für die verschiedenen Verpflegungssysteme kalkuliert wurden, zu berücksichtigen. 2.4.4. Personalkosten Unabhängig von der Anzahl produzierter Mahlzeiten (MZ) wurde eine Managementkraft (23 Stunden pro Woche) und eine Fachkraft in Vollzeit (38,5 Stunden pro Woche) kalkuliert. Im Bereich der Küchenhilfen steigt der Personalbedarf, je mehr Mahlzeiten produziert werden: Für 100 Mahlzeiten wird eine Hilfskraft mit 19,25 Stunden pro Woche kalkuliert (200 MZ: 38,5 Std.; 500 MZ: 77 Std.). Für die Eigenherstellung von 100 MZ in der Mischküche ergab sich ein Personalkostenanteil von 2,65 Euro (bei 200 MZ: 1,55 €; bei 500 MZ: 0,80 €). 2.4.5. Betriebskosten und Investitionsmittel (1. Jahr) Auf der Basis von offiziellen Listenpreisen wurden die technische Küchenausstattung, die Speisenausgabe und entsprechende Küchenutensilien kalkuliert. Entsprechend der Nutzungsdauer erfolgt die Absetzung für die Abnutzung. Als Betriebskosten wurden z. B. Energiekosten, Reinigungskosten und Kosten für die Abfallentsorgung kalkuliert. 2.5. Kostenstrukturen in der Schulverpflegung In Abbildung 5 sind die Kostenstrukturen dargestellt, die sich im Rahmen der Untersuchung der HAW für die vier Verpflegungssysteme ergaben. Die Anteile der drei Kostenblöcke an den Gesamtkosten pro Mahlzeit unterscheiden sich, je nachdem, ob von einer Eigenherstellung in der Mischküche oder von der Anlieferung der warmen, gekühlten oder tiefgekühlten Mahlzeiten ausgegangen wird: Bei der Mischküche machen die Wareneinstandskosten lediglich 24 Prozent der Gesamtkosten pro Mahlzeit aus. Das entspricht bei einer Produktion von 100 Mahlzeiten für die Sekundarstufe einem Betrag von 1,30 Euro. Die Anlieferung von Speisen ist im Vergleich zur Mischküche mit höheren Wareneinstandskosten (hier: Lieferpreise) verbunden, weil mit dem Lieferpreis neben Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 10 der Gewinnspanne des Lieferanten auch dessen Personal-und Betriebskosten sowie Investitionsmittel „mitbezahlt" werden. Der Anteil der Wareneinstandskosten liegt bei der Warmverpflegung bei 66,8 Prozent, bei der TK-Komponentenwahl bei 38,6 Prozent, bei Cook & Chili bei 48,2 Prozent . Der Anteil der Personalkosten liegt bei der Mischküche mit knapp 50 Prozent (2,65 E von 5,43 €) deutlich höher als bei den anderen Verpflegungssystemen. Bei der Warmverpflegung liegt dieser Anteil bei 12,3 Prozent , bei der TK Komponentenwahl bei 38,8 Prozent und bei Cook & Chili bei 31,5 Prozent . Die unterschiedlichen Anforderungen, die die Verpflegungssysteme an Personal und Ausstattung in der Schulküche stellen, spiegeln sich ebenfalls in den jeweiligen Kostenanteilen wider. Zu beachten ist allerdings, dass bei der Eigenherstellung in der Mischküche der Raumbedarf im Vergleich zu dem anderer Verpflegungssysteme fast doppelt so hoch ist und dieser Aspekt in der Untersuchung der HAW nicht berücksichtigt werden konnte. 2.6. Kosten pro Mahlzeit Bei Ausgabe von 100 Mahlzeiten pro Tag ist nach diesen Berechnungen die Warmverpflegung mit 4,46 Euro pro Mahlzeit das kostengünstigste Verpflegungssystem. Die Kosten für die Anlieferung von Tiefkühlkost (5,41 Euro) und für die Eigenherstellung in der Mischküche (5,43 Euro) sind vergleichbar. Für Cook & Chill ergab die Untersuchung mit 5,77 Euro pro Mahlzeit die höchsten Gesamtkosten. Ausgehend von 200 Mahlzeiten, wurde je nach Verpflegungssystem eine Reduktion der Kosten um 12 bis 28 Prozent beobachtet. Mit 3,88 Euro bzw. 3,92 Euro sind die Eigenherstellung (Mischküche ) und die Warmverpflegung die günstigsten Varianten. Für die Anlieferung von tiefgekühlten und gekühlten Speisen ergaben sich Stückkosten von 4,12 Euro bzw. 4,63 Euro. Bei 500 Mahlzeiten ergaben sich die geringsten Kosten bei der Eigenherstellung in der Mischküche (2,92 Euro). Für die Anlieferung von warmen, tiefgekühlten und gekühlten Speisen wurden Kosten von 3,61 Euro, 3,48 Euro und 4,08 Euro kalkuliert. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 11 2.7. Kosten pro Mahlzeit im Jahr 2015 (inflationsangeglichen)5 Inflationsangeglichen kosteten die Mahlzeiten im Jahr 2015 wie folgt dargestellt: 100 MZ 200 MZ 300 MZ 400 MZ 500 MZ (€) (€) (€) (€) (€) Mischküche 6,04 4,32 3,76 3,49 3,25 Warmverpflegung 4,96 4,36 4,20 4,08 4,02 Tiefkühlkost 6,02 4,59 4,10 4,03 3,87 Cook & Chill 6,42 5,15 4,71 4,67 4,54 3. Schultage in den Bundesländern Die Anzahl der Schultage in den einzelnen Bundesländern differiert teilweise aufgrund unterschiedlicher Feiertage und sonstiger regionaler Besonderheiten, wie z.B. das Stadtfest in Augsburg . 5 Statista.com (2016). Inflationsrate in Deutschland von 1992 bis 2015 (Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahr) http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1046/umfrage/inflationsrate-veraenderung-desverbraucherpreisindexes -zum-vorjahr/ (Eigene Berechnungen). Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 12 Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht dies:6 Bundesland Arbeitstage Lehrer 2016 Baden-Württemberg 193 Bayern 1897 Berlin 191 Brandenburg 194 Bremen 193 Hamburg 194 Hessen 193 Mecklenburg-Vorpommern 195 Niedersachsen 192 Nordrhein-Westfalen 193 Rheinland-Pfalz 192 Saarland 189 Sachsen 1938 Sachsen-Anhalt 184 Schleswig-Holstein 195 Thüringen 1949 Die meisten Schultage im Jahr 2016 werden in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein abgehalten, die wenigsten in Sachsen-Anhalt, Saarland und Bayern. Der rechnerische Durchschnitt beträgt 192,125 Schultage. 4. Ganztagsschüler/innen in den Bundesländern Insgesamt wurden Im Jahr 2014 2.717.397 Schülerinnen und Schüler an Ganztagsschulen unterrichtet . Die nachfolgenden Tabellen wiesen einen stetigen Zuwachs an Ganztagsschüler/innen aus, sowohl in absoluten Zahlen als auch in Prozent an der gesamten Schülerschaft (37,7 Prozent ). Die beiden nachfolgenden Tabellen beschreiben diesen Trend. 6 Schnelle-Online-Info (2016). Berechnung der Anzahl der Lehrer-Arbeitstage 2016. http://www.schnelle-online .info/Arbeitstage-Lehrer.html (Eigene Berechnung) 7 Mit Maia Himmelfahrt 188, mit Feiertag in Augsburg 187 8 Mit Fronleichnam 192 9 Mit Fronleichnam 193 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 13 Schüler-/innen im Ganztagsschulbetrieb an allgemeinbildenden Schulen 2010 bis 2014 in öffentlicher und privater Trägerschaft10 Anzahl Land 2010 2011 2012 2013 2014 BW2) 173.015 181.544 197.717 203.806 216.424 BY 129.065 138.103 147.561 165.540 173.083 BE 130.676 148.266 146.397 180.093 180.629 BB 85.574 89.115 90.216 92.801 94.266 HB 14.651 15.564 16.991 17.687 19.033 HH 79.322 82.466 89.385 126.722 129.700 HE 202.424 210.649 217.574 224.060 230.152 MV3) 46.117 47.757 49.476 48.751 52.632 NI 238.629 265.674 288.047 303.191 329.702 NW 554.729 620.026 658.251 696.838 738.363 RP 81.636 87.628 90.260 91.878 95.244 SL 17.055 20.693 22.348 21.666 22.562 SN 209.905 231.347 238.069 242.369 247.242 ST 33.598 35.659 36.336 37.282 37.264 SH 62.319 64.311 65.988 65.358 66.520 TH 83.131 82.198 84.540 83.819 84.581 D 2.141.846 2.321.000 2.439.156 2.601.861 2.717.397 Anteil an allen Schüler-innen1) Land 2010 2011 2012 2013 2014 BW2) 16,10% 17,20% 18,90% 19,90% 21,40% BY 10,50% 11,40% 12,40% 14,20% 15,00% BE 48,00% 54,20% 53,10% 64,70% 64,20% BB 45,60% 46,60% 46,70% 47,50% 47,80% HB 26,20% 28,30% 31,20% 32,90% 35,40% HH 54,80% 56,80% 61,70% 86,90% 88,30% HE . . . . . MV3) 37,90% 39,80% 40,90% 40,00% 42,40% NI . . . . . NW 30,70% 34,80% 37,80% 41,00% 44,00% RP 20,30% 22,30% 23,50% 24,60% 26,00% SL 19,70% 24,50% 27,30% 27,10% 28,60% SN 73,30% 78,50% 79,10% 79,20% 79,30% ST . . . . . SH 21,60% 22,70% 23,70% 24,80% 25,60% 10 KMK 2016: 35. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 14 TH 52,60% 51,00% 51,90% 51,30% 51,30% D 28,30% 31,00% 33,10% 35,80% 37,70% 1) Für die Länder HE, NI und ST liegen keine Angaben über private Ganztagsangebote vor, daher ist in diesen Fällen die Berechnung des Anteils an allen Schülern nicht sinnvoll. 2) BW (2009): Vorjahreswerte; ab 2010 statistische Werte (Schätzwerte für Integrierte Gesamtschule (bis 2011), Freie Waldorfschule und Förderschule. 3) MV (2014): Die Angaben für die privaten Schulen wurden vom Schuljahr 2013/14 übernommen. 5. Schulgröße Es existieren keine statistisch gesicherten Angaben über die Größe der Ganztagsschulen. Mit den Daten des Statistischen Bundesamtes über die Anzahl der Schulen und Schüler/innen lässt sich jedoch ein statistischer Mittelwert errechnen, der eine ungefähre Abschätzung der Größe von Schulen erlaubt. Die nachfolgende Tabelle11 macht deutlich, dass im Grundschulbereich die meisten Schüler/innen (32,7%) in vergleichsweise kleinen Grundschulen unterrichtet werden. Die Gymnasien sind mit durchschnittlich 737 Schüler/innen relativ groß und bilden die zweitgrößte Gruppe aller Schüler/innen, gefolgt von Integrierten Gesamtschulen (462) und Realschulen (411). 11 Statistisches Bundesamt (2015). Fachserie 11 Reihe 1: Bildung und Kultur. Allgemeinbildende Schulen. Schuljahr 2014/2015. (Eigene Berechnungen) Deutschland Grundschulen................................................ 15 578 2 708 752 174 32,7 Schulartunabhängige Orientierungsstufe... 1 059 99 281 94 1,2 Hauptschulen................................................ 3 039 507 502 167 6,1 Schularten mit mehreren Bildungsgängen. 1 802 477 102 265 5,8 Realschulen................................................... 2 313 950 706 411 11,5 Gymnasien...................................................... 3 125 2 304 546 737 27,8 Integrierte Gesamtschulen........................... 1 778 821 196 462 9,9 Freie Waldorfschulen................................... 215 82 940 386 1,0 Förderschulen............................................... 3 117 335 008 107 4,0 Insgesamt 32 026 8 287 033 259 100,0 Schulart Schulen Schüler/innen Anteil der Schüler/innen in Prozent insgesamt Durchschnitt pro Schule Schulen und Schüler/innen nach Schularten Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 15 6. Modellrechnung zum Kostenbedarf Eine Modellrechnung zum Kostenbedarf einer flächendeckenden Essensausgabe an Ganztagsschulen kann jetzt anhand der genannten Parameter erstellt werden. Dabei werden folgende Grundannahmen getroffen. Die Kosten pro Mahlzeit (einschließlich Wareneinstandskosten , Personalkosten, Betriebskosten und Investitionsmittel) werden als realistisch angesehen. Die Schülerzahlen von 2014 werden für die Berechnung herangezogen, auch wenn die Überlegung realistischer ist, dass sie 2015 und 2016 eher angewachsen ist. Trotz aller methodischen Probleme soll mit der Formel: Schüler pro Bundesland x durchschnittliche 192 Schultage x Kosten pro systemgewichtete Mahlzeit versucht werden, die Gesamtkosten zu ermitteln. Variante 1: Land Schüler/innen Warmverpflegung 62,5 Prozent Mischküche 22,6 Prozent Cook&Chill 7,9 Prozent Tiefkühlkost 7,1 Prozent Gesamtkosten BW 216.424 670914 295427 109766 92504 224373444 BY 173.083 536557 236265 87784 73979 179440491 BE 180.629 559950 246566 91611 77204 187263662 BB 94.266 292225 128677 47810 40291 97728473 HB 19.033 59002 25981 9653 8135 19732099 HH 129.700 402070 177046 65781 55436 134463995 HE 230.152 713471 314167 116728 98372 238605685 MV 52.632 163159 71845 26694 22496 54565220 NI 329.702 1022076 450056 167218 140921 341812245 NW 738.363 2288925 1007895 374483 315591 765483723 RP 95.244 295256 130012 48306 40709 98742396 SL 22.562 69942 30798 11443 9643 23390722 SN 247.242 766450 337495 125396 105676 256323416 ST 37.264 115518 50867 18900 15927 38632740 SH 66.520 206212 90802 33738 28432 68963338 TH 84.581 262201 115456 42898 36152 87687735 D 2.717.397 8423931 3709356 1378209 1161470 2817209383 100 Mahlzeiten Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 064/16 Seite 16 Variante 2: Die Gesamtkosten liegen zwischen einem Maximalwert von rund 2,8 Milliarden (Variante 1) und einem Minimalwert von rund 2,1 Milliarden (Variante 2) Euro. Die tatsächliche Summe wird zwischen den beiden Berechnungen liegen, vor allem, wenn man noch die Schulstruktur (Größe der Schulen) berücksichtigt. Ende der Bearbeitung Land Schüler/innen Warmverpflegung 62,5 Prozent Mischküche 22,6 Prozent Cook&Chill 7,9 Prozent Tiefkühlkost 7,1 Prozent Gesamtkosten BW 216.424 543765 158963 109766 59467 167416603 BY 173.083 434871 127129 87784 47558 133889809 BE 180.629 453830 132672 91611 49631 139727080 BB 94.266 236843 69238 47810 25901 72920256 HB 19.033 47820 13980 9653 5230 14723137 HH 129.700 325871 95265 65781 35638 100330524 HE 230.152 578257 169047 116728 63239 178036013 MV 52.632 132238 38658 26694 14462 40713926 NI 329.702 828376 242166 167218 90592 255043752 NW 738.363 1855137 542328 374483 202880 571166901 RP 95.244 239301 69957 48306 26170 73676796 SL 22.562 56687 16572 11443 6199 17453025 SN 247.242 621196 181599 125396 67935 191256126 ST 37.264 93626 27370 18900 10239 28825880 SH 66.520 167132 48859 33738 18278 51457105 TH 84.581 212510 62125 42898 23240 65428343 D 2.717.397 6827460 1995928 1378209 746659 2102065275 500 Mahlzeiten