© 2021 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 057/21 Förderprogramme zur Verbesserung des Stadtklimas Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 057/21 Seite 2 Förderprogramme zur Verbesserung des Stadtklimas Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 057/21 Abschluss der Arbeit: 17.06.2021 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 057/21 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Definition des Begriffs „Stadtklima“ 4 2. Bundesministerium für Bildung und Forschung 4 3. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 5 4. Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat 5 5. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 6 6. Umweltbundesamt 6 7. Umweltförderprogramm BENE 7 8. Einzelne Projekte der Länder und Kommunen 7 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 057/21 Seite 4 1. Definition des Begriffs „Stadtklima“ Mehrere Projekte und Förderprogramme befassen sich mit der Verbesserung des Stadtklimas. Die klimatischen Bedingungen im Lebensraum Stadt sollen dabei durch bauliche und andere Maßnahmen verbessert, für Mensch und Natur erträglicher und weniger belastend gestaltet sowie an klimabedingte Veränderungen angepasst werden. Dachbegrünungen und städtisches Grün vermitteln beispielsweise einen kühlenden Effekt im Sommer und einen Wasserrückhalteeffekt. Grünflächen absorbieren weniger Wärmestrahlung als etwa dunkler Asphalt. Boden und Biomasse speichern Wasser, das an warmen Tagen und unter Sonneneinstrahlung vermehrt verdunstet und dabei der Umgebung Verdunstungswärme entzieht. Auch über diesen Effekt wirken Grünflächen folglich kühlend. Einen ähnlichen Effekt haben offene Wasserkörper im städtischen Raum. Daneben lässt sich die Luftzirkulation in Städten modellieren und ein temperierender Luftaustausch durch städtebauliche Maßnahmen realisieren. Vor allem gilt es extreme Wärmeinseln zu vermeiden, da der menschliche Kreislauf auf hohe Temperaturen empfindlich reagiert und eine dauerhaft hohe Temperatur mit einer höheren Sterblichkeit verbunden ist. Kalt- und Frischluftschneisen im Stadtbild können eine graduelle Abkühlung einzelner städtischer Bereiche bewirken . Im Folgenden findet sich eine Übersicht von Förderprogrammen, Projekten und Initiativen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit . 2. Bundesministerium für Bildung und Forschung Mit der Fördermaßnahme „Stadtklima im Wandel“ ist die Entwicklung eines innovativen Stadtklimamodells beabsichtigt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gab die zugehörigen Richtlinien 2015 bekannt. Das Stadtklimamodell soll in der Lage sein, für Städte der Größe von Stuttgart bis Berlin in einer Auflösung von weniger als zehn Metern mikroklimatische Prozesse zu simulieren. Auf Basis des Modells können beispielsweise Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas oder der Luftreinhaltung geprüft und geplant werden. In Berlin, Hamburg und Stuttgart werden im Projekt „Stadtklima im Wandel“ mehrmonatige Messkampagnen durchgeführt . Die zweite Phase der Fördermaßnahme begann am 1. Oktober 2019 mit einer Laufzeit von drei Jahren und einem Fördervolumen von 13 Millionen Euro. https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1021.html Im Rahmen der Leitinitiative „Zukunftsstadt“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung über seine Förderrichtlinie „Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft“ die Wasserstoffwirtschaft, aber auch die Flächennutzung und das Stoffstrommanagement in Städten. Diese Richtlinie ist wiederum Teil des BMBF-Rahmenprogramms "Forschung für Nachhaltige Entwicklung – FONA". Mit der Initiative "Zukunftsstadt" verfolgt das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Ziel, in bis zu 50 Städten, Stadtteilen, Gemeinden oder Landkreisen Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 057/21 Seite 5 eine nachhaltige und ganzheitliche Vision für 2030 und danach zu entwickeln. Zu diesem Zweck initiierten das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die Innovationsplattform „Zukunftsstadt " (IPZ). Das BMBF trägt zur Leitinitiative Zukunftsstadt in fünf Jahren 150 Millionen Euro bei. https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1331.html Weitere Informationen: www.fona.de www.wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de 3. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Neben der Leitinitiative Zukunftsstadt fördert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit kommunale Klimaschutz-Modellprojekte im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI). Besonders förderungsfähig sind Modellprojekte aus den Bereichen Abfallentsorgung, Abwasserbeseitigung, Energie- und Ressourceneffizienz sowie Grün in der Stadt. Seit der Initiierung der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums im Jahr 2008 wurden bis Ende 2020 mehr als 35.500 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 1,23 Milliarden Euro durchgeführt. https://www.ptj.de/klimaschutzinitiative/modellprojekte 4. Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat Das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat startete 2017 das neue Bund-Länder- Programm der Städtebauförderung "Zukunft Stadtgrün" und stellte dafür 50 Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittel fließen an Länder und Kommunen für Maßnahmen zur Verbesserung der urbanen grünen Infrastruktur. Sie können in diesem Sinne für städtebauliche Maßnahmen eingesetzt werden, die der Anlage, Sanierung beziehungsweise Qualifizierung und Vernetzung öffentlich zugänglicher Grün- und Freiflächen im Rahmen der baulichen Erhaltung und Entwicklung von Quartieren als lebenswerte und gesunde Orte dienen. Gefördert werden insbesondere: Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 057/21 Seite 6 die Vorbereitung der Gesamtmaßnahme wie die Erarbeitung und Fortschreibung integrierter städtebaulicher Entwicklungskonzepte, die Aufwertung und Qualifizierung des öffentlichen Raumes, des Wohnumfeldes sowie von Grün- und Freiflächen sowie die Instandsetzung, Erweiterung und Modernisierung von Gebäuden und öffentlicher Infrastruktur des Quartiers im Rahmen von quartiersbezogenen Stadtgrünmaßnahmen, die Herstellung multifunktionaler Grün- und Freiflächen von ökologischer, sozialer und städtebaulicher Bedeutung, die Vernetzung von Grün- und Freiräumen, Bau- und Ordnungsmaßnahmen auf Grundstücken mit leerstehenden, fehl- oder mindergenutzten Gebäuden und von Brachflächen einschließlich Nachnutzung beziehungsweise Zwischennutzung durch Grün- und Freiflächen, Maßnahmen der Barrierearmut beziehungsweise -freiheit, die Beteiligung und Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern, hier auch im Rahmen des "Tags der Städtebauförderung", Quartiersmanagement und Leistungen von Beauftragten. https://www.bmi.bund.de/DE/themen/bauen-wohnen/stadt-wohnen/staedtebau/stadtgruen /stadtgruen-node.html Darüber hinaus bietet der Bund mit den Programmen der Städtebauförderung und dem Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus", eine Möglichkeit, auch Projekte für mehr Grün in der Stadt zu fördern. https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/bauen/wohnen /gruenbuch-stadtgruen.pdf?__blob=publicationFile&v=3 5. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung ist die zuständige Ressortforschungseinrichtung in Deutschland; sie ist an aktuell drei Forschungsprojekten beteiligt, die auch die klimatische Situation in Städten betreffen. https://www.klimastadtraum.de/DE/Pilotprojekte/pilotprojekte_node.html;jsessionid =F5A7EDF9C32CBDCCB70986DE99BA2D12.live21304 6. Umweltbundesamt Im Forschungsschwerpunkt „StadtKlima – Kommunale Strategien und Potentiale“ aus dem Forschungsfeld „Urbane Strategien zum Klimawandel (KlimaExWoSt)“ hat das Umweltbundesamt neun Modellprojekte zum Umgang mit dem Klimawandel vergeben. Dabei soll auch ein planungsorientierter Leitfaden („Stadtklimalotse“) zur Unterstützung der Kommunen entwickelt werden. Die neun Modellprojekte sind: Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 057/21 Seite 7 Bad Liebenwerda – eine Stadt zum Wohlfühlen im Klimawandel Das Regensburger Modellprojekt JenKAS – Jenaer Klimaanpassungsstrategie Klimaanpassung Nürnberg: Sommer in der Stadt – dem Klimawandel sinnvoll begegnen KlimEix – Klimagerechte Gewerbeflächenentwicklung in der Städteregion Aachen Nachbarschaftsverband Karlsruhe – Innenentwicklung versus Klimakomfort Saarbrücken – Freiraumplanung als Handlungsfeld für Adaptionsmaßnahmen Stadt begegnet Klimawandel - integrierte Strategien für Essen Syke – Verantwortlich Handeln im Klimawandel https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeugeder -anpassung/projektkatalog/stadtklima-kommunale-strategien-potentiale Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). 7. Umweltförderprogramm BENE Das Umweltförderprogramm BENE stellte von 2015 bis 2020 Fördermittel für innovative Maßnahmen , Projekte und Initiativen in Berlin bereit, die zu einer klimaneutralen und umweltfreundlichen Hauptstadt beitragen. BENE wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/foerderprogramme/berliner-programm-fuer-nachhaltigeentwicklung / 8. Einzelne Projekte der Länder und Kommunen Die Stadt Frankfurt unterstützt private Hauseigentümer und Grundstückseigentümerinnen, Unternehmen und Wohnungsbaugesellschaften, die mehr Grün auf, an und hinter das Haus bringen wollen mit einem Förderprogramm. https://frankfurt.de/de-de/themen/klima-und-energie/stadtklima/klimabonus Erwähnenswert ist auch die Hamburger Gründachstrategie. Danach sollen mindestens 70 Prozent sowohl der Neubauten als auch der geeigneten zu sanierenden, flachen oder flach geneigten Dächer begrünt werden. Bis 2024 unterstützt die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft das Projekt mit drei Millionen Euro. https://www.hamburg.de/gruendach-hamburg/4364586/gruendachstrategie-hamburg/ Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 057/21 Seite 8 Die Stadt Maintal wurde 2018 als eine von insgesamt 12 Kommunen in Hessen in das Bund-Länder -Förderprogramm „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ aufgenommen. Im Mittelpunkt der Förderung stehen folgende Maßnahmen: Aufwertung des Mainufers, Verbesserung der Anbindung aller Stadtteile Maintals an den Main und Begrünung von öffentlichen und privaten Freiflächen innerhalb des Ortskerns. https://www.maintal.de/wachstum-und-nachhaltige-erneuerung ***