© 2009 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 — 048/2009 1t Deutscher Bundestag Wissenschaftliche Dienste School Shootings: Amokläufe an Schulen und Universitäten Konsequenzen und Gegenmaßnahmen in den Vereinigten Staaten von Amerika - Ausarbeitung - Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages School Shootings: Amokläufe an Schulen und Universitäten - Konsequenzen und Gegenmaßnahmen in den Vereinigten Staaten von Amerika Ausarbeitung WD 8 — Reg.-Nr.: 3000 - 048/2009 Überarbeitete Fassung, Abschluss der Arbeit: 13.05. 2009 Fachbereich WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Das Dokument gibt nicht notwendigerweise die Auffassung des Deutschen Bundestages oder seiner Verwaltung wieder und ist urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung bedarf der Zustimmung durch die Leitung der Abteilung W. Inhalt 1. Einleitung 3 2. K onzepte und Strategien: "threat assessment", "emergency planning" und "leaking" 4 3. K onkrete schulische und polizeiliche Maßnahmen 6 4. Verantwortung der Medien 8 5. Schlussbemerkungen 9 6. Literaturverzeichnis 9 3 1. Einleitung Amokläufe an Schulen bzw. School Shootings' wurden lange Zeit vor allem mit Vorfällen in den Vereinigten Staaten von Amerika oder Kanada in Verbindung gebracht: Namen wie Columbine, Virginia Tech oder Ecole Polytechnique in Quebec stehen für Amokläufe an Schulen mit verheerenden Folgen. Allerdings ist dieses Phänomen keineswegs auf die genannten Länder beschränkt. Seit den neunziger Jahren hat es in vielen anderen Staaten der Welt vergleichbare Vorfälle gegeben. In einer Überblicksdarstellung heißt es: „Waren School Shootings mit der Ausnahme von zwei Taten in Kanada 1975 außerhalb der USA völlig unbekannt, so bilden sie seit 1999 mit (weltweit) durchschnittlich drei Taten (pro Jahr) eine ernstzunehmende Konstante" (Robertz, Wickenhäuser 2007:17). So ist es z. B. in Israel und Australien, auf den Philippinen, in Indien, Thailand und im Libanon zu School Shootings mit zahlreichen Toten und Verletzten gekommen. In Europa fanden u. a. in Finnland, Dänemark, Schottland und Deutschland Amokläufe an Schulen statt, zuletzt im baden-württembergischen Winnenden und in Sankt Augustin bei Bonn.2 Die Frage, wie in den einzelnen Ländern auf solche Vorfälle reagiert wird, welche Konsequenzen gezogen, welche Gegenmaßnahmen ergriffen worden sind, wird derzeit intensiv diskutiert. Neben der aktuellen Debatte in Medien und Öffentlichkeit ist auch auf eine intensive fachwissenschaftliche Diskussion hinzuweisen. So sind in jüngster Zeit verschiedene sozial- oder erziehungswissenschaftliche Diplomarbeiten und Dissertationen entstanden (vgl. neben Robertz, Wickenhäuser auch Wong 2007). Bei der Durchsicht einschlägiger Stellungnahmen im internationalen Bereich fällt auf, dass die meisten der diskutierten Maßnahmen identisch oder zumindest vergleichbar sind. Im Folgenden soll am Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika aufgezeigt werden, welche Konsequenzen präventiv und reaktiv ergriffen worden sind. Die USA sind auch deshalb für eine exemplarische Darstellung geeignet, weil die Spannweite der diskutierten oder bereits angewendeten Vorkehrungen gegen School Shootings besonders groß ist. Manche der dort praktizierten Ansätze gehen erheblich über deutsche Verfahrensweisen hinaus, z.B. die in einzelnen Bundesstaaten bzw. Regionen vorgenommene Bewaffnung von Lehrern. 1 Im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet der Terminus „School Shooting" nicht nur Vorfälle an Schulen, sondern ebenso entsprechende Gewalttaten in Kindertagesstätten, Universitäten oder anderen Bildungseinrichtigen. 2 Der (rechtzeitig verhinderte) Attentatsversuch einer Schülerin an einem Gymnasium in St. Augustin Mitte Mai 2009 ist zugleich einer der sehr seltenen Fälle, in denen es sich um einen weiblichen Attentäter handelt. 4 2. K onzepte und Strategien: "threat assessment", "emergency planning" und „lealcing" Im Jahr 2004 erregte eine gemeinsame Untersuchung des United States Secret Service und des United States Department of Education mit dem Titel „Safe School Initiative" Aufsehen. Ausgangspunkt der „Safe School Initiative" war die Überlegung, dass im Fall von School Shootings zahlreiche Parallelen zu Aufgaben des Secret Service beim Personenschutz z.B. prominenter Politiker vorliegen: "Als Teil seiner Aufgaben ist der Secret Service verantwortlich für den Schutz des Präsidenten und Vizepräsidenten sowie ihrer Familien und bestimmter nationaler und internationaler Persönlichkeiten. (...) Bedrohungsbewertung (threat assessment) ist ein Prozess der Identifikation, Bewertung und Behandlung der Bedrohung, die von bestimmten Personen für Schutzpersonen des Secret Service ausgehen kann. Ziel der Bedrohungsbewertung ist es einzugreifen, bevor ein Angriff stattfinden kann" (Safe School Initiative 2004:4f).3 Auf dieser Grundlage beschlossen beide Institutionen eine gemeinsame Analyse mit dem Ziel, Angriffen auf Schulen in den Vereinigten Staaten vorzubeugen bzw. sie zu verhindern. Dabei wurde neben den Fragen der Bedrohungsbewertung und der Notfallplanung (emergency planning) der Bestimmung der Täterpersönlichkeit und ihres persönlichen bzw. familiären Kontextes besonderes Augenmerk geschenkt. Hier standen folgende Schlüsselfaktoren im Vordergrund: "Vorfälle von Gewalt an Schulen waren nur selten plötzliche, impulsive Handlungen . Vor den meisten Vorfällen wussten andere Menschen vom Vorhaben des Angreifers und/oder seinem Plan zum Angriff. Die meisten Angreifer bedrohten ihre Ziele nicht direkt oder vor Beginn des Angriffs . Es gibt kein genaues oder brauchbares Profil von Schülern oder Studenten, die gezielte Gewalttaten an Schulen begangen haben.4 Die meisten Angreifer wiesen vor ihren Aktionen ein Verhalten auf, das andere Menschen beunruhigte oder die Notwendigkeit von Hilfe erkennen ließ. 3 Übersetzung dieses und aller weiteren englischsprachigen Zitate durch den Verfasser. 4 Diese Auffassung ist in der Fachliteratur umstritten. So finden sich in englisch- und deutschsprachigen Publikationen zahlreiche ,Täterprofile'. Vgl. u.a. : „Der National Research Council in den USA hat Mitte 2002 einen Report über Schulmassaker veröffentlicht, in dem Psychologen, Kriminologen und Verhaltensforscher Täterpersönlichkeiten und Tatabläufe analysieren (...). Die Gemeinsamkei-. ten: Alle Täter waren Jungen, fast alle hatten ungehinderten Zugang zu Waffen. Die meisten stammten aus weißen Mittelschichtfamilien. Die Täter stammten aus ‚funktionierenden' Familien und kamen nicht aus zerrütteten Familienverhältnissen. Allen Tätern gemeinsam war eine ausgeprägte Bereitschaft zum Selbstmord, die sie oft vorher artikulierten" (Gugel 2010: 2f.). 5 Die meisten Angreifer hatten Probleme im Umgang mit Verlusterfahrungen oder persönlichem Versagen. Zudem hatten viele Selbstmordpläne bzw. bereits Selbstmordversuche unternommen Viele Angreifer fühlten sich vor ihren Aktionen von anderen gehänselt, verfolgt oder verletzt. Die meisten Angreifer hatten Zugang zu Waffen und hatten bereits vor dem Angriff Waffen benutzt. In vielen Fallen waren andere Schüler oder Studenten bis zu einem gewissen Grad beteiligt. Trotz schnellen Eingreifens von Sicherheitskräften wurden die meisten Amokläufe durch andere Mittel als das Eingreifen von Sicherheitskräften gestoppt." (Safe School Initiative 2004:11f.). In der genannten Studie werden zwei korrespondierende Handlungsansätze gefordert: "die Entwicklung der Fähigkeit, verfügbare oder erhältliche Informationen aufzuspüren und zu bewerten, die die Gefahr von geplanten Schulangriffen erkennen lassen und die Resultate dieser Risikobewertung oder Bedrohungsanalyse für die Entwicklung von Strategien zu nutzen, um potentiellen Angriffe auf Schulen und Universitäten vorzubeugen."5 Allerdings wird nicht davon ausgegangen, dass diese Vorkehrungen School Shootings generell verhindern können. Die Schlussformulierung im Bericht lautet realistisch: "Ingesamt lassen die Ergebnisse der Safe School Initiative erkennen, dass manchen Angriffen in Zukunft vorgebeugt werden könnte" (Safe School Initiative 2004:42). In diese Richtung weisen zahlreiche andere Publikationen. Hervorzuheben ist die Stellungnahme „Fall 2006 School Shootings Position Statement". Diese vom „National Consortium of School Violence Prevention Researchers and Practitioners" veröffentlichte Erklärung stellt vier Kriterien für sichere Schulen heraus: „Ausgewogenheit, Kommunikation, Vernetzung, Unterstützung" (National Consortium 2006:1). Dabei wird die Bedeutung eines übergreifenden pädagogischen Ansatzes betont: "Der effektivste Ansatz, um Gewalt zu verhindern und Schüler und Studenten zu schützen ist ein ausgewogenes Vorgehen, das eine Vielzahl von Ansätzen beinhaltet wie körperliche Sicherheit, erzieherische Maßnahmen und Programme die die sozialen, emotionalen und pädagogischen Bedürfnisse der Schüler und Studenten betreffen" (National Consortium 2006:2). 5 Dieser Forderung ist z.T. bereits Rechnung getragen worden: "Verschiedene Bundesstaten haben Gesetzgebungsverfahren durchgeführt, die es Schulen erleichtern, Informationen mit Institutionen der Polizei und anderen Sicherheitseinrichtungen auszutauschen, um zu entscheiden, ob ein Schüler oder Student einen Angriff auf eine schulische Einrichtung planen könnte" (Safe School Initiative 2004 : 42). 6 Beachtenswert erscheint in diesem Zusammenhang ein neuerer Ansatz aus den USA, das sog. Leaking.6 Es geht vom threat assessment aus, fügt aber ein wichtiges Element hinzu: nicht nur explizite verbale oder schriftliche Drohungen werden einbezogen, sondern auch indirekte Äußerungen (z.B. in Webtagebüchern, Schulheften, Emails, aber auch ein intensives Interesse an Waffen oder das häufige Tragen von Tarnkleidung (Gugel 2010: 17).7 In solchen Fällen wird der Schüler z.B. vom Klassenlehrer befragt, um herauszufinden, ob diese Signale und Indizien einen realen Hintergrund haben könnten. Sodann werden mit Eltern, Schulleitung und Schulpsychologen (sozi - al)pädagogische Handlungsmöglichkeiten erörtert bzw. ergriffen (Robertz, Wickenhäuser 2004:3f.).8 3. K onkrete schulische und polizeiliche Maßnahmen Ein Bericht der „Deutschen Welle" stellte kürzlich die Bandbreite der Vorkehrungen in den Vereinigten Staaten anschaulich zusammen. In der Sendung „Wie US - amerikanische Schulen ein zweites Colümbine verhindern wollen" wurde am 12. März 2009 über sehr verschiedene Herangehens- und Verhaltensweisen berichtet (Deutsche Welle 2009). Dabei wurde der Blick zunächst auf private Eliteschulen im Osten der Vereinigten Staaten gerichtet. Hier ist die Sicherung der Schule privaten Sicherheitsfirmen übertragen worden, die z.T. komplette „Amok-Präventions-Pakete" anbieten. Dabei kommen folgende Maßnahmen zum Einsatz: Metallsicherheitsdetektoren beim Betreten der Schule, Wachleute auf Korridoren und Schulgelände, Möglichkeit der Zentralverriegelung jedes Klassenraums, Bereitstellung eines Telefons in jedem Klassenraum, Zentrale Kameraüberwachung aller Klassen, 6 „Leaking" kann im genannten Zusammenhang übersetzt werden als „durchsickern" bzw. „durchsickern lassen". Fast alle Schul-Attentäter lassen vor der Tat ihre Absicht direkt oder indirekt erkennen . 7 Vgl. dazu die folgenden Hinweise auf weitere Auffälligkeiten: „Medien: Gewaltverherrlichende Video- und Computerspiele sowie Gewalt glorifizierende Musik spielten im Leben der meisten Attentäter zwar eine gewisse, aber nicht die dominante Rolle. (...) Weitere Studien (...) kommen (...)zu den Erkenntnissen, dass es sich bei den Tätern um introvertierte Einzelgänger handelte, die in ihrer subjektiven Sichtweise keine funktionsfähigen sozialen Strukturen aufweisen, (dass) die Täter lange vor der Durchführung ihre Tat planen und ( dass)die Täter kurz vor der Durchführung ihrer Pläne Andeutungen oder Drohungen zur Umsetzung ihrer Tat machen (und) direkt vor der Tat oft schwere persönliche Niederlagen erlebt (haben), die als Auslöser zur Realisierung ihrer Tatplanung betrachtet werden können" (Gugel 2010:3f.). 8 Vgl. auch Robertz, Frank, Leaking (2006) in: http://www. stiftungspi .deidownloadisozraum/infobl att 40.pdf (S.:3f.). Der Artikel bietet eine instruktive Beschreibung des ,Leaking' im Vergleich u.a. mit „Zero Tolerance"-Strategien, „Threat Assessment" und „Profiling ". 7 Notfallpläne und Übungen für den Notfall (z.B. simulierte School Shootings, Einüben von Flucht durch Fenster, Keller und Feuertüren sowie Verbarrikadieren und Verstecken im Klassenzimmer). Ganz anders stellt sich die Situation für Schulen auf dem Lande bzw. in Kleinstädten dar, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, solche Sicherheitsfirmen zu verpflichten . Hier wurde im Bericht — möglicherweise etwas plakativ — auf das Beispiel der städtischen Schule in der texanischen Kleinstand Harold verwiesen. Dort erhalten alle Lehrer eine schießtechnische Ausbildung und werden mit Waffen ausgestattet, die sie auf dem Schulgelände und im Unterricht ständig tragen. Dem Bericht zufolge wird seit einiger Zeit in Chicago ein wiederum anders ausgerichteter Ansatz verfolgt. Dort findet eine enge Zusammenarbeit von Schule und Polizei statt. Bei Auffälligkeiten, etwa Hinweisen auf geplante Gewalt, gibt es professionelle Ansprechpartner . Besonders bewährt habe sich die Möglichkeit, dass Schüler anonyme Warnungen vor auffälligen Mitschülern und geplanten Attentaten (z.B. per SMS oder E- Mail) an die Polizei geben können. 9 Nach Auskunft der Chicagoer Polizei sei seitdem ein Rückgang der Gewalt an Schulen um bis zu 80 % zu registrieren. Ein Bericht der "New York Times" aus dem Jahr 2008 läßt erkennen, wie sehr das Bewusstsein der Gefahr weiterer School Shootings den Alltag an amerikanischen Schulen verändert hat: "Vorbei sind die Tage des traditionellen Feueralarms, als Schüler sich pflichtgemäß in Schulfluren aufstellten und zu den Spielräumen gingen, um dann ein paar Minuten später wieder zurückzukehren. Jetzt (...) bereiten sich viele Schulen, neben anderen Notfällen, auf Bombendrohungen, Austritt gefährlicher Substanzen, Schutz-vor-Ort- Maßnahmen (...) und bewaffnete, vagabundierende Soziopathen vor" (Kelly 2009:1 f.). In den einzelnen Bundesstaaten sind z.T. weitreichende Maßnahmen ergriffen worden: "In Folge gegenwärtiger School Shootings, darunter dem am 14. Februar an der Northern Illinois University, in dem ein Bewaffneter fünf Menschen und sich selbst tötet, haben Schulbehörden und Polizei die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, wobei viele Bundesstaaten Schulen ermutigen, auch extremste Situationen zu üben" (Kelly 2009:2). Im Artikel der „New York Times" werden folgende Beispiele genannt: „Im Bundesstaat New Jersey, den Schulsicherheitsexperten zu den Staaten rechnen, die auf Notfälle am Besten vorbereitet sind, empfahl eine Sicherheitsgruppe letztes Jahr den Distrikten, monatliche Notfallübungen durchzuführen. Das Büro für Zivilschutz und 8 Sicherheit arbeitet an einer Gesetzgebung, die solche Sicherheitsübungen schon im kommenden Herbst im ganzen Bundesstaat verpflichtend machen. Der Bundesstaat New York verpflichtet Distrikte und Schulen zu Notfallplänen und zur Durchführung von Übungen mindestens einmal im Jahr, zusätzlich zu den 12 jährlichen Feuerübungen. (...) Seton Hall University plant eine Übung mit einem ‚aktiven Amokläufer'-Szenario" (Kelly 2009:2). 4. Die Verantwortung der Medien Einen beachtenswerten Akzent innerhalb der School Shooting-Debatte in den USA stellen Forderungen nach zurückhaltender Berichterstattung über solche Ereignisse in den Medien dar. Hier wird vor allem auf die Gefahr von Nachahmungstätern hingewiesen. Journalisten seien sich häufig des „copycat" (Nachahmer)-Effekts nicht genügend bewusst. Deshalb müsse u. a. durch die Wortwahl verhindert werden, dass andere Jugendliche zur Nachahmung angeregt werden. Dazu heißt es dezidiert: „Die Medien sollten sich der Macht von Worten stärker bewusst sein. Worte zu verwenden wie 'erfolgreiche' Heckenschützen-Angriffe oder ‚missglückte' Selbstmord- Versuche von Attentätern legen für Zuschauer und Leser nahe, dass andere es weiter versuchen sollten, bis sie damit Erfolg haben" (Coleman 2004:5). Jede Glorifizierung des Täters müsse vermieden werden. Auch übertriebene Einfiihlungs - bzw. Verständnisversuche seien unangebracht: „Die Medien sollten auf ihre klischeeartigen Berichte über den ‚netten Jungen von nebenan ' oder den ‚armen Verrückten' verzichten. Der gewalttätige Nachahmer ist weder geheimnisvoll noch gesund und in aller Regel kein Überflieger. Diese Persönlichkeiten sind oft eine fatale Kombination von Niedergeschlagenheit, Depression und Geisteskrankheit " (Coleman 2004:5). Es komme vielmehr darauf an, das Leid der Opfer deutlich werden zu lassen: " Die Medien sollten mehr Details über die Trauer von Überlebenden und Opfern zeigen (...) und die Alternativen zu den Gewalttaten deutlich machen." Von zentraler Bedeutung sei die Vermittlung von Hilfsmöglichkeiten und Anlaufstellen durch die Medien: "Die Medien sollten niemals einen Bericht über Mord oder Selbstmord veröffentlichen, ohne die Schutzfaktoren hinzuzufügen wie Kontaktinformationen über Hotlines und andere verfügbare Hilfsmöglichkeiten, darunter Emailadressen, Webseiten und Telefonnummern " (Coleman 2004:5). 9 5 . S c h l u s s b e m e r k u n g e n Die Erfahrung zahlreicher verheerender School Shootings hat in den Vereinigten Staaten zu Konsequenzen und Gegenmaßnahmen geführt, die nicht ohne Wirkung geblieben sind. Dies ist gerade mit Blick auf die unverkennbare internationale Ausbreitung des Problems Amokläufe an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen seit Beginn der neunziger Jahre von Bedeutung: „Eine mögliche Ursache für den leichten Rückgang der Taten in den USA und die gleichzeitige Häufung dieser Vorfälle (in anderen Teilen der Welt) könnte darin zu finden sein, dass in den USA mit Hochdruck präventive Bemühungen betrieben worden sind, während sich andernorts in den letzten Jahren nur wenig geändert hat. Dies sollte gerade für Deutschland ein wichtiger Hinweis zur Verstärkung präventiver Bemühungen sein, da hier mit insgesamt sechs umgesetzten Taten neben Kanada international die zweitgrößte Häufung von School Shootings vorliegt" (Robertz 2006:17). 6 . L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s Coleman, Loren (2004). The Copycat Effect: School Shootings and Recommendations in: https://www.riskinstitute.org/peri/component!option,com bookmarks/Itemid,44/catid,54 /navstart,0/task,detail/mode,0/id,7961search Deutsche Welle (25. März 2009). Wie US-amerikanische Schulen ein zweites Columbine verhindern wollen in: http://www.dw-world.de/dw/article/0„4092624,00.html?maca—de-_podcast fokusnordarnerika -1697-xml-mrss Gugel, Günter (2010). Handbuch Gewaltprävention, Tübingen 2010 (i.E.). Vorabpublikation in: http://www.friedenspaedagogik.de/themen/gewalt an schulen/amoklaeufe an schulen/ school shootings Kelly, Tina (2008). In an Era of School Shootings, a New Drill (New York Times, 25.3.2008) in: http://www.nytimes.com/2008/03125/nyregion/25drills.html National Consortiurn of School Violence Prevention Researchers and Practitioners ( 2 0 0 6 ) , F a l l 2 0 0 6 S c h o o l S h o o t i n g s P o s i t i o n S t a t e m e n t i n : http ://wvde. state.wv.us/o sshp/section6/documents/S choolShootingsPositionStaternent- Nov-2-FINAL.pdf (S. 1). Robertz, Frank (2006). Leaking in: http://www.stiftung spi.de/download/sozraum/infoblatt 40.pdf (Clearingstelle Jugendhilfe/Polizei Infoblatt Nr. 40). 10 United States Secret Service and United States Department of Education (2004). The Final Report and Findings of the Safe School Initiative — Implications for the Prevention of School Attacks in the United States http://www.ed.2ov/admins/leadisafety/preventingattacksreport.pdf Wong, Marleen (2007): Managing Threats: Safety Lessons learned from School Shootings .