Kohlendioxidemissionen von Raffinerien - Sachstand - © 2008 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 043/08 Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Verfasserin: Kohlendioxidemissionen von Raffinerien Sachstand WD 8 - 3000 - 043/08 Abschluss der Arbeit: 04.04.2008 Fachbereich WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Die Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste sind dazu bestimmt, Mitglieder des Deutschen Bundestages bei der Wahrnehmung des Mandats zu unterstützen. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Diese bedürfen der Zustimmung des Direktors beim Deutschen Bundestag. - 3 - 1. Kraftstoffe als Produkte von Raffinerien Heizöl sowie auch Dieselkraftstoff und Benzin werden in Raffinerien aus Erdöl hergestellt . Kraft- und Brennstoffe kommen damit häufig aus ein- und derselben Produktionsanlage . In welchen Mengen sie jeweils erzeugt werden, richtet sich nach der genauen Auslegung des Gesamtprozesses. Entscheidend ist, dass sich die Produkte Heizöl, Benzin und Dieselkraftstoff in ihrer Zusammensetzung unterscheiden: Benzine sind Kohlenwasserstoffe des Rohöls, die im Bereich von 35 bis 210 Grad Celsius sieden. Die Bezeichnung schließt einerseits Rohbenzin (Naphtha) ein, das als unbehandeltes Erdöldestillat als Rohstoff für die Petrochemie dient. Daneben gibt es Motorenbenzin , das an den Tankstellen für den Betrieb der Fahrzeuge erhältlich ist. Zur Verwendung als Kraftstoff muss aus dem Rohöl destilliertes Benzin veredelt werden. Dies geschieht mit Hilfe des Raffinerieverfahrens und der nachgeschalteten Entschwefelung. Überdies gibt es jedoch Spezial- und Testbenzine vor allem als Lösungs- und Extraktionsmittel . Weiterhin befindet sich Flugbenzin für Flugzeuge im Handel. Dieselkraftstoff wird wie auch die verschiedenen Benzine aus den Kohlenwasserstoffen des Rohöls hergestellt. Dieselkraftstoffe sieden allerdings bei höherer Temperatur von 200 bis 360 Grad Celsius. Heizöl aus Rohöl wird in leichtes Heizöl und schweres Heizöl unterteilt. Leichtes Heizöl siedet zwischen 200 und 360 Grad Celsius und kann ohne Vorwärmung in Öfen, Zentralheizungen und industriellen Feuerungsanlagen verbrannt werden. Schweres Heizöl muss dagegen für Transport und Verbrennung vorgewärmt werden. Es wird überwiegend in der chemischen Industrie eingesetzt. Für beide Heizöltypen ist der Schwefelgehalt begrenzt, weshalb auch diese Brennstoffe nach der Raffinierung entschwefelt werden müssen. 2. Treibhausgasemissionen von Raffinerien Mit Beginn der zweiten Zuteilungsperiode im Europäischen Emissionshandel im Jahr 2008 sind auch die Raffinerien vom Handel erfasst1. In der ersten Handelsperiode vom Jahr 2005 bis 2007 war dies noch nicht der Fall. Im Zuge dessen muss die Branche ihre Treibhausgasemissionen senken. Diese Minderungen beziehen sich auf den gesamten Ausstoß an Treibhausgasen (überwiegend Kohlendioxid) einer Anlage. Die Emissionen werden dabei nicht auf die unterschiedlichen Produkte wie Heizöl, Benzine und 1 Nationaler Allokationsplan 2008-2012 für die Bundesrepublik Deutschland - 4 - Dieselkraftstoffe umgelegt, sodass im Zusammenhang mit dem Emissionshandel keine Angaben vorliegen, wie hoch die Kohlendioxidemissionen bei der Herstellung bezogen auf ein Liter je Produkt ist. Die jährlichen Emissionsdaten, die im Zuge des Emissionshandels an die Deutsche Emissionshandelsstelle übermittelt werden müssen , beziehen externe Treibhausgasemissionen etwa solche für den Transport oder die Förderung der Einsatzstoffe (Erdöl) nicht mit ein. Eine Berücksichtigung von Emissionen in der Vorkette ist auch bei anderen Anlagen, die vom Emissionshandel erfasst sind, nicht üblich. Das Umweltbundesamt weist im Jahr 2006 Kohlendioxidemissionen der Raffinerien in Höhe von 23,8 Millionen Tonnen aus.2 Der Mineralölwirtschaftsverband hat im September 2001 eine Klimaschutzerklärung der deutschen Mineralölindustrie für die Raffinerien abgegeben. Demnach sollen die spezifischen Treibhausgasemissionen in den Raffinerien von 1990 bis 2012 um zehn Prozent verringert werden. Derzeit gibt es in Deutschland 14 Betreiber von Raffinerien. Im Rahmen der Selbstverpflichtung wird jährlich ein Monitoring-Bericht über die Entwicklung der Kohlendioxid-Emissionen der Raffinerien erstellt. Für das Jahr 2002 werden in diesem Bericht Emissionen in Höhe von 19,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgewiesen .3 Da die Kapazitäten der Anlagen unterschiedlich sind, kann folglich von der Gesamtemissionsmenge nicht auf einzelne Produktionsstätten geschlossen werden. Auch hier sind die Emissionen der Vorkette oder des Transportes nicht berücksichtigt. Produktbezogene Emissionen etwa für Heizöl oder Benzin werden ebenfalls nicht ermittelt . Dies ist laut Mineralölwirtschaftsverband auch nicht ohne weiteres möglich, da die Verteilung der Produkte je nach Steuerung der Anlage der Raffinerie ständig schwankt. Die Emissionen für die einzelnen emissionshandelspflichtigen Anlagen der deutschen Raffineriebetreiber können dem Register der Deutschen Emissionshandelstelle entnommen werden. Schließt man sämtliche Raffinerieprozesse, einschließlich lokal betriebener Kraftwerken zur Energiebereitstellung ein, so findet man folgende Treibhausgasemissionen für die entsprechenden Anlagen: 2 Ohne Kraftwerke, die Energie zum Betrieb der Raffinerien liefern. 3 Bei der Selbstverpflichtung wurden keine petrochemischen Anlagen berücksichtigt und die Raffineriekraftwerke nur anteilig ihrer Versorgung der Raffinerien im engeren Sinne einbezogen. Zudem wird durch die Berücksichtigung des Nettofremdstrombezugs der Ansatz der indirekten Kohlendioxid -Emissionen verfolgt. Die Emissionsdaten, die im Zuge des Emissionshandels erhoben werden, weichen auch deshalb von denen der Selbstverpflichtung ab. - 5 - Tabelle 1: Geprüfte Emissionen der Raffinerien im Jahr 2006 entsprechend der Daten im Register der Deutschen Emissionshandelsstelle (eigene Darstellung). Insgesamt beliefen sich die Emissionen der emissionshandelspflichtigen Raffinerien im Jahr 2006 auf 27 Millionen Tonnen. Raffinerie Emissionen in 2006 Bayernoil Raffineriegesellschaft mbH 1.026.338 472.858 617.339 Haltermann Products - Werk Speyer, Zweigniederlassung der DOW 36.166 BP Lingen; Erdöl-Raffinerie Emsland 36.466 Petroplus Raffinerie Ingolstadt GmbH 849.239 H&R Chemisch-Pharmazeutische Spezialitäten GmbH 37.427 H&R Ölwerke Schindler GmbH 103.318 Holborn Europa Raffinerie GmbH 2.467 2.695 158.116 17.801 12.133 107.501 10.653 220.347 6.845 136.077 Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG; 557.430 492.320 315.075 1.603.649 OMV Deutschland GmbH 987.651 PCK Raffinerie GmbH Schwedt 69.008 245.969 1.566.941 2.448.043 Shell Deutschland Oil GmbH 628.214 Shell Deutschland Oil GmbH 854.333 Shell Deutschland Oil GmbH 66.770 Shell Deutschland Oil GmbH 466.014 Shell Deutschland Oil GmbH 2.440.802 Shell Deutschland Oil GmbH 1.764.041 RUHR OEL GmbH, Werk Gelsenkirchen 1.092.371 RUHR OEL GmbH, Werk Scholven 3.586.999 TOTAL Bitumen Deutschland GmbH 43.602 TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH 2.079.999 Wilhelmshavener Raffineriegesellschaft mbH 932.100 DHC Solvent Chemie GmbH 29.943 Mineralöl-Raffinerie Dollbergen GmbH 40.228 RKB Raffinerie-Kraftwerks-Betriebs GmbH 923.686 27.088.974 - 6 - In keinem der Datensätze wurden die Treibhausgasemissionen berücksichtig, die bei der Förderung des eingesetzten Rohöls anfallen. Dies wäre auch nicht ohne weiteres möglich , da die die deutschen Raffinerien auf unterschiedliche Weise und nicht selten mit einer Mischung verschiedener Rohöle aus verschiedenen Förderstätten beliefert werden. Das folgende Tortendiagramm gibt Auskunft über die Herkunft der deutschen Rohölimporte im Jahr 2006: Abbildung 2: Herkunft der Rohöleinfuhren nach Deutschland (Quelle: Mineralölwirtschaftverband 2007)