© 2019 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 035/19 Einzelaspekte zu Einwegbechern in Deutschland Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 035/19 Seite 2 Einzelaspekte zu Einwegbechern in Deutschland Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 035/19 Abschluss der Arbeit: 9. April 2019 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 035/19 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Schätzungen zum Verbrauch von Einwegbechern und zu möglichen Einsparungen 4 2. Studie des Umweltbundesamtes zur ökologischen Bedeutung von Einweggetränkebechern und Maßnahmen zu Verringerung des Gebrauchs 6 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 035/19 Seite 4 1. Schätzungen zum Verbrauch von Einwegbechern und zu möglichen Einsparungen In einem Hintergrundpapier der Deutschen Umwelthilfe („Coffee to go-Einwegbecher - Umweltauswirkungen und Alternativen)1 hat diese den Außer-Haus-Markt und Konsum von Kaffee in Deutschland untersucht. In dieser Studie werden nicht nur die verschiedenen Arten der Einwegbecherbehälter dargestellt, sondern u.a. auch der Ressourcenverbrauch, zu erwartende Auswirkungen infolge von Selbstverpflichtungen oder Verboten skizziert. Es wird bemängelt, dass „seriöse und repräsentative Studien“ zu den Umweltauswirkungen bislang fehlten. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat Daten erheben lassen (durch die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH), „wie viel Abfall in Deutschland durch Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen anfällt, welche Materialien dominieren und wer die in Verkehr bringenden Branchen sind.“2 Hierzu wurden Daten der Jahre 1994 bis 2017 ausgewertet. Es wird zu Bedenken gegeben, dass zwar die Heißgetränkebecher im Vordergrund der Debatte ständen, allerdings sogar leicht mehr Einmal-Kaltgetränkebecher verbraucht würden. In dieser Studie wird auch auf andere Einwegbehältnisse eingegangen (z. B. Pizzakartons). In einem Vortrag der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH3 werden die Daten, auf deren Grundlage der NABU die oben erwähnte Publikation herausgegeben hat, diskutiert und konstatiert, dass „mit 281 Kilotonnen [kt] (2017) […] der Sofort- und Außer-Haus-Verzehr erheblich zum Abfallaufkommen in Deutschland bei[trage]. Neben PPK (190 kt) spielt Kunststoff die größte Rolle (78 kt). Seit 1994 ist der Verbrauch von Verpackungen für den Sofortverzehr um 38 % gestiegen. Die Analyse der Treiber ergibt, dass fundamentale gesellschaftliche Entwicklungen zum Anstieg der Tonnagen erheblich beitragen. Sollte in den Markt nicht regulierend eingegriffen werden, prognostiziert GVM einen weiteren, signifikanten Anstieg der Tonnagen.“4 In einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit vom 14.12.2018 werden Erhebungen des ifeu-Instituts erwähnt: „Neuste Erhebungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung gGmbH (ifeu) im Rahmen eines aktuellen Forschungsvorhabens beziffern im Außer-Haus-Verkauf eine Gesamtmenge von 2,8 Milliarden Einwegbechern jährlich - davon circa 1,2 Milliarden To-go-Becher.“5 1 Deutsche Umwelthilfe: Coffee to go-Einwegbecher – Umweltauswirkungen und Alternativen; Hintergrundpapier der Deutschen Umwelthilfe; Stand 01.09.2015, im Internet abrufbar unter: https://www.duh.de/uploads/tx_duhdownloads /DUH_Coffee-to-go_Hintergrund_01.pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. 2 Naturschutzbund Deutschland (2018): Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen Abfallaufkommen in Deutschland 1994 bis 2017; https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/abfallpolitik/2018_nabu_broschuere _einweggeschirr_to-go.pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. 3 GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH (2018): Abfallaufkommen durch Einweggeschirr und andere Verpackungen für den Sofortverzehr, Studie im Auftrag des NABU, Mainz. Im Internet abrufbar unter: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/abfallpolitik/181022_gvm-studie_einweggeschirr_sofortverzehr .pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. 4 Ebd. 5 Quelle: https://www.bmu.de/pressemitteilung/auf-einen-coffee-to-go-mit-dem-blauen-engel/ [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 035/19 Seite 5 Auf der 86. Umweltministerkonferenz am 17. Juni 2016 in Berlin6 wurde in einem Tagesordnungspunkt „Einwegkaffeebecher - Verringerung des Aufkommen durch Aufklärung und freiwillige Maßnahmen“ 7 folgendes beschlossen: „Die Umweltministerkonferenz sieht die Notwendigkeit , den Einsatz von Einwegbechern zu reduzieren. Dies gilt im Besonderen für das Marktsegment Kaffeebecher („coffee to go“). 2. Die Umweltministerinnen, -minister und -senatoren der Länder bitten den Bund, die ökologische Bedeutung des zunehmenden Verbrauchs von Einweg(Kaffee)bechern zu untersuchen sowie unterschiedliche Ansätze zur Reduzierung der Menge an Einwegkaffeebechern im kommunalen Abfallaufkommen durch Konsumentenaufklärung und freiwillige Maßnahmen der Wirtschaft auf Umsetzbarkeit und Wirksamkeit hin zu prüfen und bis zur 88. UMK zu berichten. 3. Die Umweltministerinnen, -minister und -senatoren der Länder bitten den Bund, die Möglichkeiten anderweitiger, rechtlicher Maßnahmen zu prüfen und hierzu bis zur 88. UMK zu berichten.“ Auf der 88. Umweltministerkonferenz waren allerdings Einweggefäße kein Tagesordnungspunkt. Hingegen, auf der 91. Umweltministerkonferenz am 09. November 2018 in Bremen wurde der Punkt „Ausweitung der Pfandpflicht auf alle Getränkedosen und Einweg-Kunststoffflaschen“ thematisiert. Hier wird allerdings die Erhebung von Pfand für Getränkedosen und Einweg-Kunststoffflaschen beschlossen.8 Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid9 hat im Juni 2015 einen Ergebnisbericht publiziert, der auf einer Telefonbefragung in Berlin zum Thema „Coffee to go“ basiert (Erhebungszeitraum: 26. Mai bis 06. Juni 2015; 1001 Befragte im Alter über 18 Jahren).10 Dabei wird festgestellt: „Jeder dritte Berliner trinkt Kaffee und andere Heißgetränke aus Einwegbechern […]Einweg-Kaffeebecher werden häufig in öffentlichen Papierkörben entsorgt. Zu Hause sind die Wegwerfgewohnheiten unterschiedlich. Es landen sowohl Becher im Gelben Sack als auch im Papier- oder Restmüll. Für die Problemlagen, die aus dem zusätzlichen Verpackungsmüll durch Einwegbecher resultieren, sind die Berliner durchaus sensibilisiert. Dass dagegen etwas getan werden muss, ist praktisch Konsens: Neun von zehn wünschen sich politische Maßnahmen gegen ausufernde Abfallproduktion.“ Die Mehrheit nutzt Heißgetränke aus Einwegbechern in der Freizeit (gefolgt von „auf dem Weg zur Arbeit“ und „während der Arbeitszeit“). 6 86. Umweltministerkonferenz am 17. Juni 2016 in Berlin; Ergebnisprotokoll; im Internet abrufbar unter: https://www.umweltministerkonferenz.de/documents/umk-protokoll_juni_2016_1522236592.pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. 7 Ebd. 8 91. Umweltministerkonferenz am 09. November 2018 in Bremen; Ergebnisprotokoll; im Internet abrufbar unter: https://www.umweltministerkonferenz.de/documents/endgueltiges-protokoll-der-91-umk_1543332155.pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. 9 Im Jahr 2016 wurde TNS Emnid innerhalb der Kantar Group zu Kantar Emnid umbenannt. 10 TNS Emnid; Repräsentative Telefonbefragung in Berlin zum Thema Coffee to go; Ergebnisbericht; im Internet abrufbar unter: https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Kreislaufwirtschaft /Coffee_to_go/DUH_TNS_Emnid_Coffee_to_go.pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 035/19 Seite 6 In einer Kleinen Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Thema „Verpackungsmüllberg aus Coffee-to-go-Bechern“ (Drucksache 18/1276611) wurde Daten zum jährlichen Verpackungsmüllaufkommen erfragt: „Daten über den Verbrauch und die Verwertung von Verpackungen in Deutschland werden regelmäßig von der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des Umweltbundesamts erhoben. Danach sind im Jahr 2015 18,15 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle angefallen. Gegenüber dem Jahr 2014 hat sich das Aufkommen an Verpackungsabfällen um 2,1 Prozent erhöht. Insgesamt wurden mit 17,61 Millionen Tonnen Verpackungsabfall rund 97 Prozent verwertet, davon 12,59 Millionen Tonnen (69,4 Prozent) stofflich und 5,03 Millionen Tonnen (27,7 Prozent) energetisch. Zusätzlich wurden 1,88 Millionen Tonnen aus dem Ausland importierte Verpackungsabfälle in Deutschland verwertet. Daten für das Jahr 2016 liegen noch nicht vor.“12 2. Studie des Umweltbundesamtes zur ökologischen Bedeutung von Einweggetränkebechern und Maßnahmen zu Verringerung des Gebrauchs Durch das Umweltbundesamt wurde eine Studie: Untersuchung der ökologischen Bedeutung von Einweggetränkebechern im Außer-Haus-Verzehr und mögliche Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauchs (FKZ 3717 34 339 0) in Auftrag gegeben. Forschungsnehmer dieser Studie waren (1) das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu), (2) das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH (IÖW), (3) die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH und (4) die Klimaschutz+ Stiftung. Die Laufzeit des Projekts war 1.07.2017- 1.10.2018. In dem Projekt wurden das Abfallaufkommen sowie die abfallwirtschaftliche und ökobilanzielle Relevanz der Einwegbecher untersucht und existierende Mehrweg- und Pfandsysteme für Heißgetränke . „Ziel der Studie war es, mögliche Maßnahmen und rechtliche Rahmenbedingungen zu analysieren, die zu einem geringeren Verbrauch von Einwegbechern führen. Die Studie zeigt, dass von den etwa 2,8 Milliarden Einwegbechern für Heißgetränke mit entsprechenden Maßnahmen eine Reduktion um 50 Prozent innerhalb von drei Jahren angestrebt werden sollte. Mehrwegsysteme verursachen weniger Verpackungsabfälle, führen zu geringeren Belastungen des öffentlichen Raumes und schneiden auch in einer ökobilanziellen Betrachtung besser ab.“13 Eine 11 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Peter Meiwald, Bärbel Höhn, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 18/12625 – Im Intranet verfügbar unter: http://dip21.bundestag.btg/dip21/btd/18/127/1812766.pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019]. 12 Ebd. 13 Informationen des Umweltbundesamtes vom 4. April 2019. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 035/19 Seite 7 Beschreibung des Projektvorhabens findet sich im Internet.14 Laut Informationen des ifeu wird in Kürze die Vorstellung der Ergebnisse erwartet (April 2019). *** 14 Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH (ifeu); Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH (IÖW); GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH; Klimaschutz+ Stiftung: Untersuchung der ökologischen Bedeutung von Einweggetränkebechern im Außer-Haus-Verzehr und mögliche Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauchs Kennziffer: FKZ 3717 34 339 0; im Internet abrufbar unter: https://www.ifeu.de/wp-content/uploads/Projektbeschreibung_UBA2Go_final_25102017.pdf [zuletzt abgerufen am 9. April 2019].