© 2018 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 034/18 Einzelfragen zu Stickoxiden im Tabakrauch Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 034/18 Seite 2 Einzelfragen zu Stickoxiden im Tabakrauch Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 034/18 Abschluss der Arbeit: 27.04.2018 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 034/18 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Stickoxide im Tabak 4 3. Fazit 6 4. Quellen 7 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 034/18 Seite 4 1. Einleitung Die vorliegende Arbeit trägt die bisher zugänglichen Informationen zu Stickoxiden im Tabakrauch exemplarisch zusammen. Nach Aussagen der Deutschen Zigarettenverbands (DZV) und der Deutschen Gesellschaft für Nikotin - und Tabakforschung e. V. (DGNTF) gibt es nur sehr wenige Daten über Stickoxide im Tabakrauch . Das liege u.a. auch an den geringen Stickoxidgehalten und den analytischen Methoden . Die Messapparate lassen derzeit eine zeitliche Auflösung von einem Messwert pro Minute zu. 2. Stickoxide im Tabak Die Fachliteratur teilt den Tabakrauch in unterschiedliche Strömungsarten auf. Rauch, den der Zigarettenraucher aktiv in die Lunge inhaliert, bezeichnet man als Hauptstromrauch (HSR, Aktivstromrauch ). Passivraucher atmen den Nebenstromrauch/Seitenstromrauch, den Rauch der abgelegten Zigarette oder den ausgeatmeten Hauptstromrauch ein (NSR, Passivrauch). Zwischen Hauptstromrauch und Nebenstromrauch bestehen physikalisch-chemische Unterschiede, da die Verbrennungstemperaturen und der Sauerstoffgehalt beim langsamen Abglimmen der Zigarette und beim aktiven Ziehen an der Zigarette unterschiedlich sind.1 Tabakrauch besteht aus mehr als 4.800 chemischen Stoffen, von denen etwa 200 als giftig und ca. 50 als krebserregend eingestuft wurden.2 Der Tabakrauch einer Zigarette enthält laut Deutschem Zigarettenverband maximal 1,2 Milligramm Stickoxid, eine Schachtel dementsprechend 24 Milligramm .3 Für die Gasphase von Tabakrauch wird der Gehalt von Stickoxiden mit 0,02 % angegeben .4 „Ein durchschnittliches Analyseergebnis für Tabakrauch weist folgende Mengen von Einzel- Schadstoffen auf (jeweils Stoff; Gehalt/Stoff; Gehalt, aufgezählt in Reihenfolge der Häufigkeit und 1 Reichl, F.X., Taschenatlas Toxikologie (2009). Kapitel „Tabakrauch“, Thieme, Stuttgart , 2009, Seite 154 ff 2 „Die stoffliche Zusammensetzung von Hauptstromrauch (den der Raucher inhaliert, Verbrennungstemperatur: ca. 900°C) und Nebenstromrauch (Verbrennungstemperatur: ca. 350°C, wenn niemand an der Zigarette zieht) ist zwar ähnlich, jedoch aufgrund der unterschiedlichen Verbrennungstemperaturen gibt es hier erhebliche quantitative Unterschiede. Die Konzentrationen von vielen gas- und partikelförmigen Schadstoffen im Nebenstromrauch übersteigen die des Hauptrauchstroms um ein Vielfaches, z. B.: Formaldehyd (5-8fach), Kohlenmonoxid (ca. 4fach), Ammoniak (40-170fach), Cadmium (7fach), Nickel (13-30fach), Polonium 210 (bis zu 4fach) .... Das Passivrauchen wurde von der MAK-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als krebserzeugend eingestuft.“ Zusammenstellung der Informationen durch das Landesinstitut für Schule - Suchtprävention Bremen „Tabakrauch“, https://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/Faltblatt_Tabakrauch-Schadstoffe.pdf 3 Mitteldeutscher Rundfunk (MDR) (2017). „Faktencheck Lkw-Abgase: Für eine Schachtel Zigaretten nach Berlin ?“, https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/faktencheck-abgas-stickoxide-diesel-100.html 4 Lexikon der Chemie „Tabakrauch“ http://www.chemie.de/lexikon/Tabakrauch.html Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 034/18 Seite 5 in Mikrogramm pro Zigarette; in der Schadstoff-Analytik gebräuchlich sind dabei folgende Einheiten : 1 Milligramm (mg) = 1000 Mikrogramm = 1.000.000 Nanogramm = 1 Mrd. Picogramm): […] Stickoxide: 100-600 […]“5 Die folgende Tabelle liefert einen exemplarischen Überblick über die „Inhaltsstoffe (Auswahl von 4500 Verbindungen) von frischem, unverdünnten Hauptstromrauch des Tabaks, erzeugt mit einer Rauchmaschine (1 Zug/min), Dauer eines Zuges 2 s, 35 ml Rauchvolumen, d.h. 10 Züge/Zigarette ). […] Nicht berücksichtigt sind die Schadstoffe des Nebenstromrauchs, die für den Raucher und Passivraucher ebenfalls gefahrvoll sind.“ 6 Besonders toxische Stoffe stehen in kursiver Schrift. Die Spannbreite für Stickoxide reicht von 100 bis 600 Mikrogramm pro Zigarette. Beispielsweise enthalten nach Angaben des Deutschen Zigarettenverbands Moderne Light-Zigaretten abhängig vom Kondensatgehalt etwa 50-150 µg NO/NOx im Hauptstromrauch einer Zigarette (gemessen nach ISO). Referenz-Zigaretten (mit 15 mg Kondensat) enthalten etwa 250 µg NO/NOx im Hauptstromrauch einer Zigarette (gemessen nach ISO). Der Seitenstromrauch enthält mindestens das 4-fache NO/NOx. Aber dieser Rauch verändert sich sehr schnell und verdünnt sich in der Umgebungsluft. 3. Ausgewählte Beispiele aus der Fachliteratur Im Folgenden seien beispielhafte Arbeiten zu Stickoxidmessungen aus der Tabakforschung kurz beschrieben. 5 Lexikon der Chemie „Tabakrauch“, http://www.chemie.de/lexikon/Tabakrauch.html 6 Haustein, K.-O., Groneberg, D. (2008). Fachbuch „Tabakabhängigkeit: Gesundheitliche Schäden durch das Rauchen “, Springer Verlag 2008 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 034/18 Seite 6 Untersuchungen zu Inhaltsstoffen finden sich in: “Formation of mainstream cigarette smoke constituents prioritized by the World Health Organization – Yield patterns observed in market surveys , clustering and inverse correlations”. In dieser Arbeit wurden zahlreiche Tabaksorten auf verschiedene Stoffe im Hauptstromrauch mit unterschiedlichen standardisierten Messmethoden untersucht.7 Weitere Autoren untersuchten ebenfalls unterschiedliche Tabaksorten bzw. Zigaretten von typischen American Blend Zigaretten, die auch auf dem deutschen Markt erhältlich sind, auf ihre Inhaltsstoffe hin. Der Gehalt an Stickoxiden lag zwischen 13 und 317 Mikrogramm pro Zigarette (µg/cig).8 In der bisher unveröffentlichten Dissertation „Aerosolspektrometrische Bestimmung von Feinstaub - und Stickoxidkonzentrationen in Tabakrauchemissionen: 3R4F- Referenzzigaretten und Zigaretten der Marke Davidoff im Vergleich“ von B. Henning hat der Autor eine handelsübliche Zigarette und eine Referenzzigarette auf Stickoxidwerte hin untersucht. Die beiden Proben zeigten sehr unterschiedliche Gehalte an Stickoxiden.9 Auch in den untersuchten drei Zigarettensorten der Dissertation von A. von Hofen-Hohloch, „Quantifizierung der Feinstaub- und Stickoxidkonzentrationen in den Rauchemissionen von Zigaretten der Marken Player’s P&S und Virginia No6 im Vergleich zu 3R4F Referenzzigaretten“ fand der Autor unterschiedliche Stickoxidwerte.10 4. Fazit Forschungen zu der speziellen Fragestellung der tatsächlich beim Aktiv- und Passivrauchen aufgenommenen Stickoxidwerte und der räumlichen Abstände von Rauchern und Passivrauchern sind derzeit nicht bekannt. 7 Piadé, J.-J., et al. “Formation of mainstream cigarette smoke constituents prioritized by the World Health Organization – Yield patterns observed in market surveys, clustering and in-verse correlations”, Food and Chemical Toxicology, 55 (2013) 329–347, https://www.sciencedirect.com/science/article /pii/S0278691513000549?via%3Dihub 8 Counts, M.E. et al. „Smoke composition and predicting relationships for international commercial cigarettes smoked with three machine-smoking conditions”, Regulatory Toxicology and Pharmacology 41 (2005) 185–227, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0273230004001655?via%3Dihub . 9 Henning, B. (2017). Dissertation „Aerosolspektrometrische Bestimmung von Feinstaub- und Stickoxidkonzentrationen in Tabakrauchemissionen: 3R4F- Referenzzigaretten und Zigaretten der Marke Davidoff im Vergleich“, Fachbereich Medizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main 10 v. Hofen-Hohloch, A. (2016). Dissertation „Quantifizierung der Feinstaub- und Stickoxidkonzentrationen in den Rauchemissionen von Zigaretten der Marken Player’s P&S und Virginia No6 im Vergleich zu 3R4F Referenzzigaretten “, Fachbereich Medizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 034/18 Seite 7 5. Quellen Counts, M.E. et al. „Smoke composition and predicting relationships for international commercial cigarettes smoked with three machine-smoking conditions”, Regulatory Toxicology and Pharmacology 41 (2005) 185–227, https://www.sciencedirect.com/science/article /pii/S0273230004001655?via%3Dihub Haustein, K.-O., Groneberg, D. (2008). Fachbuch „Tabakabhängigkeit: Gesundheitliche Schäden durch das Rau-chen“, Springer Verlag 2008 Henning, B. (2017). Dissertation „Aerosolspektrometrische Bestimmung von Feinstaub- und Stickoxidkonzentrationen in Tabakrauchemissionen: 3R4F- Referenzzigaretten und Zigaretten der Marke Davidoff im Vergleich“, Fachbereich Medizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main Landesinstitut für Schule - Suchtprävention Bremen „Tabakrauch“, https://www.lis.bremen .de/sixcms/media.php/13/Faltblatt_Tabakrauch-Schadstoffe.pdf Lexikon der Chemie „Tabakrauch“ http://www.chemie.de/lexikon/Tabakrauch.html Mitteldeutscher Rundfunk (MDR) (2017). „Faktencheck Lkw-Abgase: Für eine Schachtel Zigaretten nach Berlin?“, https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/faktencheck-abgas-stickoxidediesel -100.html Piadé, J.-J., et al. “Formation of mainstream cigarette smoke constituents prioritized by the World Health Organi-zation – Yield patterns observed in market surveys, clustering and in-verse correlations ”, Food and Chemical Toxicology, 55 (2013) 329–347, https://www.sciencedirect.com/science /article/pii/S0278691513000549?via%3Dihub Reichl, F.X., Taschenatlas Toxikologie (2009). Kapitel „Tabakrauch“, Thieme, Stuttgart , 2009, Seite 154 ff v. Hofen-Hohloch, A. (2016). Dissertation „Quantifizierung der Feinstaub- und Stickoxidkonzentrationen in den Rauchemissionen von Zigaretten der Marken Player’s P&S und Virginia No6 im Vergleich zu 3R4F Referenzzigaretten“, Fachbereich Medizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität , Frankfurt am Main ***