© 2021 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 030/21 Zur Entwicklung internationaler Studierendenzahlen in Deutschland im Zuge der Corona-Pandemie Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 2 Zur Entwicklung internationaler Studierendenzahlen in Deutschland im Zuge der Corona- Pandemie Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 030/21 Abschluss der Arbeit: 11. März 2021 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Hochschulrektorenkonferenz, HRK 4 3. Presse 5 4. Erasmus/DAAD 5 5. Statistische Erhebungen 6 6. Stiftungen und Vereine 7 7. Auswahl Parlamentarischer Vorgänge 8 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 4 1. Einleitung Die COVID-19-Pandemie zeigt Auswirkungen auf die internationale Mobilität im Hochschulsektor. Aufgrund der Tatsache, dass Veranstaltungen online stattfinden, sind insbesondere Veränderungen hinsichtlich der Mobilität der Studierenden zu erwarten. Dies betrifft neben inländischen Studierenden auch ausländische. Befragungen haben bereits ergeben, dass diesbezüglich Auswirkungen festzustellen sind. Es wird angenommen, dass es auch weiterhin zu Einschränkungen für internationale Studierende kommt.1 Insbesondere aufgrund fehlender Präsenzangebote an den Hochschulen und zeitweiser internationaler Reisebeschränkungen wird die internationale Studierendenmobilität verändert. Schon früh war darauf hingewiesen worden, dass für Studierende Nebenjobs wegbrächen und es hierdurch zu finanziellen Problemen bei der Zahlung der Mieten komme.2 Ein Effekt wäre, dass Studierende wegen des Onlinebetriebes vorerst nicht zwingend an den Studienort ziehen müssen, sondern von zuhause aus studieren können. Für eine Vielzahl von Fächern ist allerdings auf Dauer ein Präsenzbetrieb unerlässlich. Dies betrifft insbesondere Laborfächer. Im Folgenden werden einzelne Internetquellen zur Frage, welche Auswirkungen auf internationale Studierende und Fachkräfte bereits beobachtet werden und Prognosen, wie sich diese entwickeln könnten, zusammengetragen. 2. Hochschulrektorenkonferenz, HRK Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) informiert auf ihren Internetseiten zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die deutschen Hochschulen und geht dabei auch auf verschiedene Aspekte internationaler Studierender und Forschenden ein.3 Hierbei heißt es: „Von internationalen Studienbewerbern aus Nicht-EU-Staaten verlangt die Bundesrepublik Deutschland seit dem 11. September 2020 für den Antrag auf Gewährung eines Visums/Aufenthaltsrechts im Rahmen des Fachkräftezuwanderungsgesetzes über die jeweilige Hochschulzulassung hinaus keine gesonderte Bescheinigung mehr dafür, dass ein Studium im Wintersemester 2020/21 trotz der Corona-Pandemie anteilig in Präsenz absolviert wird und deshalb eine Einreise unerlässlich ist. Bei der Vorlage einer Hochschulzulassung könne allgemein von einer Präsenzpflicht ausgegangen werden. Auch für internationale Wissenschaftler, die zu Lehr- und Forschungszwecken nach Deutschland kommen wollen, gilt seither, dass die wirtschaftliche Notwendigkeit einer Forschungstätigkeit an staatlich anerkannten Hochschulen und öffentlich finanzierten Wissenschaftseinrichtungen als Regelfall 1 Siehe hierzu ein Arbeitspapier des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) vom Juni 2020: https://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/der-daad/analysenstudien /daad_2020_corona_und_die_folgen_fuer_die_internationale_studierendenmobilitaet_in_deutschland.pd f. 2 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9. April 2020: Studenten brechen Nebenjobs weg. https://www.sueddeutsche.de/bildung/visum-studium-deutschland-corona-1.5032290. 3 https://www.hrk.de/themen/hochschulsystem/covid-19-pandemie-und-die-hochschulen/ sowie https://www.hrk.de/positionen/beschluss/detail/covid-19-krise-auswirkungen-auf-forschung-an-denhochschulen /. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 5 angenommen wird (vgl. Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI): Reisebeschränkungen/Grenzkontrollen). Ende Oktober 2020 bekräftigte das BMBF gegenüber der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, dass die Ausnahmekategorie "Fachkräfte und hochqualifizierte Arbeitnehmer" nunmehr ausdrücklich auch Einreisen von Forschenden (§§ 18d, 18e, 18f AufenthG, § 19c Abs. 1 AufenthG i.V.m. § 5 BeschV oder § 11 Abs. 1 BeschV) zu Kurzaufenthalten umfasst.“4 3. Presse Einen Überblick über die Schwierigkeiten zum Zugang an deutsche Hochschulen vermittelt ein Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 16. September 2020.5 Der Artikel weist in erster Linie auf die Probleme ausländischer Studienbewerber bei der Einreise hin. Zu diesen Problemen zählen der Personalmangel an Zeugnis-prüfenden Stellen und die Tatsache, dass deutsche Botschaften im Ausland im Notbetrieb arbeiten und es infolge dessen zu Visum-Engpässen kommt. Die Anzahl ausgestellter Visa ist im vergangenen Jahr eingebrochen. Mit dem Problem des deutsch-amerikanischen Hochschulaustauschs bei der Ein- und Ausreise unter Reisebeschränkungen beschäftigt sich der Artikel des Spiegels vom 14. August 2020.6 Es stellt ein Beispiel für Auswirkungen dar, die (zeitweise) internationale Reisebeschränkungen haben. 4. Erasmus/DAAD Im Juni 2020 erschien ein Arbeitspapier des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), in dem der Frage nach den Folgen für die internationale Studierendenmobilität in Deutschland nachgegangen wird. Die Studie stützt sich dabei auf eine DAAD-Befragung von „International Offices“ und „Akademischen Auslandsämtern“. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich auf Seite 5 des Arbeitspapiers: https://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/der-daad/analysenstudien /daad_2020_corona_und_die_folgen_fuer_die_internationale_studierendenmobilitaet_in_ deutschland.pdf In einer Schnellumfrage des DAAD von Anfang bis Mitte Dezember 2020 wurden die 270 in der HRK organisierten Hochschulen hinsichtlich der Situation internationaler Studierende in Deutschland befragt. Der Rücklauf repräsentiert rund 60 Prozent aller internationalen 4 https://www.hrk.de/themen/hochschulsystem/covid-19-pandemie-und-die-hochschulen/. Fettungen durch den Autor der Arbeit. 5 Süddeutsche Zeitung vom 16. September 2020: Der komplizierte Weg an die deutschen Unis. Im Internet abrufbar unter: https://www.sueddeutsche.de/bildung/visum-studium-deutschland-corona-1.5032290. 6 Spiegel vom 14. August 2020: Ausländische Studierende dürfen nur bedingt einreisen. https://www.spiegel.de/panorama/bildung/coronakrise-auslaendische-studierende-koennen-nureingeschraenkt -einreisen-a-4b918600-6d44-431e-80ca-205dc7bea91d. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 6 Studierenden, die in Deutschland eingeschrieben sind. In einer Pressemitteilung des DAADs vom 17. Dezember 2020 werden die Ergebnisse zusammengefasst: https://www.daad.de/de/der-daad/kommunikationpublikationen /presse/pressemitteilungen/internationale-studierende-wintersemester2020/ In einer DAAD-Pressemitteilung vom 2. März 2021 zum virtuellen Treffen mit Hochschulleitungen zur aktuellen Lage der internationalen Studierenden in Deutschland wird davon berichtet, dass die Hochschulleitungen zum einen Rückgang der Erstsemester verzeichnen als auch eine finanzielle und psychische Anspannung vieler Studierender nach zwei digitalen Semestern sehen: https://www.daad.de/de/der-daad/kommunikationpublikationen /presse/pressemitteilungen/sorge-um-internationale-studierende/ In der aktuellen Publikation 2020 „Wissenschaft weltoffen“ des DAADs findet sich ein Sonderkapitel unter dem Titel „Corona und die Folgen für die internationale Studierendenmobilität – erste Befunde und Prognosen“ (Seite 32 ff): http://www.wissenschaftweltoffen.de/publikation/wiwe_2020 verlinkt.pdf Hierin wird auf ein weiteres Argument hingewiesen, warum internationale Studierende (vorerst) nicht an den Studienort ziehen: Eine Reihe von Austauschprogrammen wurde infolge der Pandemie mindestens ausgesetzt.7 Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der pandemiebedingten Veränderungen werden drei verschiedene Szenarien vorgestellt, die im pessimistischsten Verlauf von spürbaren Auswirkungen bis in das Jahr 2024 hinein ausgehen.8 5. Statistische Erhebungen Eine Schnellauswertung des DAAD zur Entwicklung der Zahl der neu eingeschriebenen internationaler Studierender findet sich in Anlage 1. Laut dieser Auswertung haben sich sowohl die Anzahl der neu eingeschriebenen internationalen Studierendenzahlen als auch die Zahl der aktuell 330.000 internationalen Studierenden insgesamt im Wintersemester 2020/21 kaum im Vergleich zum Wintersemester 2019/20 verändert. Dies könnte darin begründet liegen, dass weniger internationale Studierende als in den Vorjahren das Studiensystem in Deutschland verlassen haben. Allerdings sieht man einen deutlichen Unterschied, wenn man die Zahl der neu eingeschriebenen internationalen Regelstudierenden mit Abschlussabsicht betrachtet. Gegenüber dem Wintersemester 2019/20 stieg die Zahl um 17 % (von rund 57.000 auf über 67.000). Auf der anderen Seite halbierte sich die Zahl der neu eingeschriebenen internationalen Gast-/Austauschstudierenden ohne Abschlussabsicht (minus rund 53% von 22.000 auf 10.000). Allerdings gibt es hinsichtlich der 7 Seite 36 in: DAAD: Wissenschaft weltoffen, 2020: http://www.wissenschaftweltoffen.de/publikation/wiwe_2020_verlinkt.pdf. 8 Seite 39 ebd. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 7 Anwesenheit internationaler Studierender vor Ort zum Teil große Unterschiede zwischen den Hochschulen. Vorläufige Studierendenzahlen zum Wintersemester 2020/21 aus Bayern, Hessen und NRW sind im Internet abrufbar unter: https://www.mkw.nrw/presse/Studierendenzahlen-NRW-WS20/21 https://www.statistik.bayern.de/presse/mitteilungen/2021/pm41/index.html https://statistik.hessen.de/pressemitteilungen/pm-21-2021-knapp-ein-fuenftel-wenigerauslaendische -erstsemester-an-hessischen-hochschulen Statistische Erhebungen zu Studierendenzahlen zum Sommersemester 2020 des Statistischen Bundesamt sind im Internet verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung- Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-hochschulen-studierende-endg.html Demnach haben im Sommersemester 2020 insgesamt rund 71.600 Studierende erstmals ein Studium an einer deutschen Hochschule aufgenommen. Das entspricht einem Rückgang von 10 % gegenüber dem Sommersemester 2019 (-8.000). Dieser Trend betrifft insbesondere ausländische Studierende: Hatten im Sommersemester 2019 noch rund 34.200 ausländische Studierende ein Studium an einer deutschen Hochschule aufgenommen, so ist die Zahl der neu eingeschriebenen ausländischen Studierenden im Sommersemester 2020 um 28 % auf rund 24.700 zurückgegangen. Die nachfolgende Statistik beweist, dass die verschiedenen Hochschulen unterschiedlich vom Rückgang der Studierendenzahlen im Jahr 2020 betroffen wurden. Die stärksten Rückgänge wurden für die Studentinnen und Studenten aus China, Indien und Italien verzeichnet. https://de.statista.com/infografik/22776/auswirkungen-der-corona-pandemie-fuer-internationalestudierende -in-deutschland/ 6. Stiftungen und Vereine "Study in Germany - Land of Ideas" ist die offizielle Kampagne der deutschen Bundesregierung für den Studienstandort Deutschland. Ziel der Kampagne ist es, die Aufmerksamkeit für Deutschland als hervorragenden Studienstandort zu erhöhen und die Zahl hochqualifizierter internationaler Studierender an deutschen Hochschulen zu steigern. Im Mittelpunkt stehen Graduierte und Doktoranden, die für ein Aufbaustudium bzw. eine Promotion in Deutschland gewonnen werden sollen. Die Kampagne informiert über mögliche Wege und bestehende Hindernisse zur Aufnahme eines Studiums in Deutschland unter: https://www.study-in-germany.de/de/corona-update_76243.php Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 8 Informationen der praktischen Art für international Studierende bietet auch das Deutsche Studentenwerk unter: http://www.internationale-studierende.de/ Möglichkeiten zur finanziellen Hilfe bietet die Seite Studis-online unter: https://www.bafoeg-rechner.de/Hintergrund/art-2433-bas-interview-corona.php Informationen bietet auch das Video auf dem Youtube-Kanal des Deutschen Studentenwerks: https://www.youtube.com/watch?v=AJzOPeOoQZQ Umfassende, rechtliche und aktuelle Informationen aus allen Bundesländern bietet die Hochschulkompass-Seite „COVID-19: Informationen für Studierende“ unter: https://www.hochschulkompass.de/covid-19.html Zum Thema Corona und Bürokratie äußert sich auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft unter: https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/viele-internationale-studierendekoennen -studium-nicht-wie-geplant-fortsetzen/ Das Studentenwerk der Stadt Leipzig hat ein „FAQs9 für internationale Studierende zu Corona & Studium“ herausgegeben, das die häufigsten Probleme der Studentinnen und Studenten anspricht und auf diesbezügliche Hilfsangebote verweist. Dazu zählen Visum oder Aufenthaltstitel, Wohnsituation, persönliche Ängste, Möglichkeit einer Heimreise, finanzielle Schwierigkeiten durch wegfallende Jobs oder Verdienstausfall der Eltern wegen Corona, unbezahlte Rechnungen, Möglichkeiten der Unterstützung u. a. mehr. https://www.studentenwerk-leipzig.de/news/fuer-internationale-studierende-faqs-zum-themacorona -studiumhttps://www.studentenwerk-leipzig.de/news/fuer-internationale-studierendefaqs -zum-thema-corona-studium 7. Auswahl Parlamentarischer Vorgänge Auswirkungen der Corona-Krise auf die internationale Studierendenmobilität Mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die internationale Studierendenmobilität beschäftigt sich eine Kleine Anfrage der Fraktion der FDP (Bundestagsdrucksache 19/20909). Die Antwort der Bundesregierung auf diese Kleine Anfrage findet sich auf Bundestagsdrucksache 19/21230 vom 23.07.2020, im Internet verfügbar unter: https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/212/1921230.pdf. 9 Frequently Asked Questions – häufige Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 030/21 Seite 9 Allgemein mit Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Studierende befasst sich eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. Bundestagsdrucksache 19/26773 (Kleine Anfrage) und Bundestagsdrucksache 19/27344 (Antwort): http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP19/2739/273921.html. ***