© 2016 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 – 022/16 Zu den Möglichkeiten des Spracherwerbs für Migranten in den USA, Kanada und Australien Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundes-tages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigten Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 022/16 Seite 2 Zu den Möglichkeiten des Spracherwerbs für Migranten in den USA, Kanada und Australien Aktenzeichen: WD 8 - 3000 – 022/16 Abschluss der Arbeit: 14. März 2016 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 022/16 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. USA 4 3. Kanada 5 4. Australien 6 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 022/16 Seite 4 1. Einleitung In der vorliegenden Dokumentation wird dargestellt, welche staatlich unterstützte Möglichkeiten Immigranten in den USA, Kanada und Australien haben, um Englisch- bzw. Französisch- Sprachkurse besuchen können. In allen drei Ländern gibt es staatlich organisierte Programme, die kostenfrei bzw. über die VISA-Gebühren finanzierte Sprachkurse anbieten und gleichzeitig Hilfestellungen im alltäglichen Leben bieten. Es wurde nicht recherchiert, inwieweit es möglicherweise Kapazitätsgrenzen gibt mit der Folge, dass in der Praxis nicht alle Immigranten auf die Angebote zurückgreifen können. 2. USA Auf den Seiten des Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten (U.S. Department of Homeland security) wird Informationsmaterial für Immigranten in 14 Sprachen bereitgestellt.1 Ein Internetportal informiert über Regularien für Immigranten und bietet Hilfestellung an2. Ebenfalls über diese Seiten werden folgende Hinweise zum Erlernen der englischen Sprache gegeben: (1) USA Learns: Hierbei handelt es sich im eine Internetseite zum Erlernen der englischen Sprache durch Videos und durch Bildungs-Aktivitäten (Sprechübungen, Aussprache, Hörverstehen, Lesen, Schreiben, Grammatik). Die Nutzung ist kostenlos.3 Die Internetpräsenz wurde durch das „Sacramento County Office of Education“ (Kalifornien, USA) eingerichtet. Finanziert wurde das Projekt (bis 2008) durch das „U.S. Department of Education“ und das „California Department of Education“. Inzwischen erhält die Organisation keine öffentlichen Mittel mehr. (2) VOA Learning English Site und YouTube Channel: Voice of America’s (VOA) ist eine Internetseite, die mittels Texten und Audioelementen tagesaktuelle Nachrichten und Informationen zum Erlernen der englischen Sprache bietet. YouTube hingegen bietet Videos an, um den Wortschatz zu erweitern, den Ausdruck zu verbessern und Kommunikation in alltäglichen Situationen zu erleichtern. (3) American English: Das „Bureau of Educational and Cultural Affairs“ des USamerikanischen Außenministeriums (U.S. Department of State) bietet auf einer Internetseite Material zum Erlernen und Vertiefen der Sprachkenntnisse an. Zudem werden Informationen zur amerikanischen Kultur bereitgestellt. (4) America’s Literacy Directory: Das US-amerikanische Bildungsministerium (U.S. Department of Education) bietet eine Online-Datenbank an, mittels derer man nach nahegelegenen Bildungseinrichtungen für verschiedene Sprachkurse und Informationskurse suchen kann. 1 Im Internet abrufbar unter: https://www.uscis.gov/tools/green-card-resources/welcome-united-states [zuletzt abgerufen am 9. März 2016]. 2 Im Internet abrufbar unter: http://www.welcometousa.gov/ [zuletzt abgerufen am 9. März 2016]. 3 Im Internet abrufbar unter: http://www.usalearns.org/ [zuletzt abgerufen am 9. März 2016]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 022/16 Seite 5 Im Zuständigkeitsbereich des Ministeriums „U.S. Department of Health & Human Services“ existiert das „Office of Refugee Resettlement“4. Durch dieses wird zeitbegrenzt finanzielle und medizinische Hilfe für Verwaltungsangelegenheiten, Englischunterricht und arbeitsplatzbezogene Angelegenheiten für eine begrenzte Anzahl von Flüchtlingen bereitgestellt. Hinzu kommen Programme und Fördermöglichkeiten, die von den einzelnen Bundesstaaten angeboten werden. Indiana bietet über sein „Indiana Department of Education Office of English Learning and Migrant Education“ umfangreiche Fördermöglichkeiten an. So finanziert Indiana beispielsweise seit 1999 das „Non-English Speaking Program (NESP)“. Im Rahmen dieses Programmes werden Mittel für Schulen bereitgestellt, damit diese Schülern mit beschränkten Englischkenntnissen im primären und sekundären Bildungsbereich Unterricht anbieten können. Bildungsangebote für Immigranten-Kinder werden in verschiedensten Formen unterstützt durch das Bildungsministerium der USA angeboten.5 Ein weiteres Beispiel aus Massachusetts ist das 1992 gegründete „Immigrant Learning Center“6. Es handelt sich um eine „not-for-profit“ Organisation (und ist somit steuerlich begünstigt). Ihr Englisch-Lern-Programm ist kostenlos. Rund 80 Prozent ihres Haushalts stammt aus privaten Quellen (einzelne Personen, Kleinunternehmen, Stiftungen etc.), 20 Prozent sind öffentliche Fördermittel. 3. Kanada Kanada hat zwei offizielle Sprachen: Englisch und Französisch. Englisch wird in den meisten Provinzen und Regionen gesprochen. Französisch ist die zweite Hauptsprache in Quebec und einigen Regionen von Ontario, New Brunswick und Manitoba. Hinzu kommen einige frankophone Gemeinden in ganz Kanada. Quebec verfügt auch über eine Englisch-sprechende Minderheit. Alle offiziellen staatlichen Dienste, Publikationen und Dokumente stehen in Kanada sowohl auf Englisch als auch auf Französisch zur Verfügung.7 Im Internet sind Informationen abrufbar, wer ein Recht auf kanadische Staatsbürgerschaft hat und wie die Prozedur und Prüfungen im Einzelnen ablaufen.8 Als Person mit ständigem Wohnsitz in Kanada oder als geschützte Person („protected person“9) hat man die Möglichkeit, staatlich finanzierte Sprachkurse zu besuchen. Diese Kurse werden 4 Im Internet abrufbar unter: http://www.acf.hhs.gov/programs/orr/refugees [zuletzt abgerufen am 14. März 2016]. 5 Im Internet abrufbar unter: http://www2.ed.gov/policy/rights/guid/unaccompanied-children.pdf [zuletzt abgerufen am 9. März 2016]. 6 Im Internet abrufbar unter: http://www.ilctr.org/ [zuletzt abgerufen am 9. März 2016]. 7 Im Internet abrufbar unter: http://www.cic.gc.ca/english/newcomers/after-education-language.asp [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 8 Im Internet abrufbar unter: http://www.cic.gc.ca/english/citizenship/become.asp [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 9 Dieser Status wird durch das Immigration and Refugee Board (IRB) und Citizenship and Immigration Canada (CIC) bestimmt. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 022/16 Seite 6 - Language Instruction for Newcomers to Canada (LINC) bzw. - Cours de langue pour les immigrants au Canada (CLIC) genannt. Die Kurse können vor Ort oder online wahrgenommen werden. Es besteht die Möglichkeit, sie in Vollzeit oder Teilzeit zu unterschiedlichen Zeiten besuchen. Zudem werden Informationen zu Wohnungsmarkt, Bankwesen, Staatsbürgerschaft und Arbeitsplatzfindung gegeben. Es existieren teilweise auch Modelle zur zeitgleichen Kinderbetreuung und zur Anreise. Vor Ort finden die Kurse in gemeinnützigen Organisationen, Schulen und Hochschulen statt; es werden auch Klassen angeboten, die auf spezifische besondere Bedürfnisse und Einschränkungen eingehen. Das Sprachniveau orientiert sich an offiziellen nationalen Standards zur Prüfung und Anerkennung von Sprachkenntnissen erwachsener Immigranten sowohl in Englisch als auch in Französisch: (1) Canadian Language Benchmarks (CLB)10 (2) Niveaux de compétence linguistique canadiens (NCLC).11 Um an einem Kurs teilnehmen zu können, muss zunächst das Sprachniveau überprüft werden. Hierzu gibt es Hilfestellungen der lokalen Immigrations-Dienste. Die nächstgelegenen Stellen können über Internetseiten gefunden werden12. Zudem gibt es online verfügbare Tests, um eigenständig das Sprachniveau zu testen13. 4. Australien Generell ist englisches Sprachtraining für Flüchtlinge und andere aus humanitären Gründen sich in Australien aufhaltenden Personen („humanitarian entrant“14) in Australien kostenlos. Die Kosten für andere dauerhafte Immigranten („permanent migrants“) wird durch die „Visa Application Charge (VAC)“ gedeckt. Qualifizierte Immigranten („skilled migrants“) müssen zur Visa-Beantragung ihre Englischkenntnisse nachweisen. 10 Citizenship and Immigration Canada: Canadian Language Benchmarks. English as a Second Language for Adults. Im Internet abrufbar unter: http://www.cic.gc.ca/english/pdf/pub/language-benchmarks.pdf [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 11 Citoyennet’e et Immigration Canada: Niveau de competence linguistique canadiens: Fancais langue seconde pour adultes. Im Internet abrufbar unter: http://www.cic.gc.ca/francais/pdf/pub/competence-linguistique.pdf [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 12 Im Internet abrufbar unter: http://www.cic.gc.ca/english/newcomers/map/services.asp [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 13 Im Internet abrufbar unter: http://clb-osa.ca/home [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 14 Die grundlegende Definition für Flüchtlinge und aus humanitären Gründen sich in Australien aufhaltenden Personen ist im „Migration Act 1958“ und in den „Migration Regulations“ aus dem Jahr 1994 festgelegt. Im Internet abrufbar unter: http://www.unhcr.org/3c5e542d4.pdf [zuletzt abgerufen am 8. März 2016]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 022/16 Seite 7 Das sogenannte „Adult Migrant English Program (AMEP)15“ wird durch das staatliche „Department of immigration and Border Protection“ verwaltet16. Im Zuge dieses Programmes können Immigranten grundlegenden Englischunterricht erhalten, und sie werden in alltäglichen Situationen und in einzelnen Arbeitsplatzbezogenen Themen unterstützt. Personen, die berechtigt sind, an einem Englischkurs teilzunehmen, werden Englischkenntnisse im Umfang von bis zu 510 Stunden vermittelt17. Aus humanitären Gründen sich in Australien aufhaltenden Personen („humanitarian entrants“), die über wenig schulische Bildung verfügen oder aus sehr schwierigen Lebenssituationen kommen, können zusätzlichen Englischunterricht erhalten. Hinzu kommen spezifisch ausgerichtete Englischprogramme, die durch das „Department of Education, Employment and Workplace Relations (DEEWR)“ und den Regierungen der einzelnen Staaten organisiert werden. Das DEEWR bietet derzeit zwei Arbeitsplatzbezogene Englischkurse für Erwachsene an sowie Kurse spezifisch für Studenten („English as a Second Language – New Arrivals (ESL-NA) program“). Generell stehen aus humanitären Gründen sich in Australien aufhaltenden Personen dieselben Bildungseinrichtungen zur Verfügung wie dauerhaft Ansässigen. Bis 15 Jahren besteht in Australien zudem Schulpflicht (kostenfrei).18 Ende der Bearbeitung 15 Informationen zum AMEP Programm sind im Internet abrufbar: http://www.navitas-english.com.au/amep/ [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 16 Über das AMEP Programm wird auch auf den Seiten des Sozialministeriums, Department of Social Services informiert: https://www.dss.gov.au/our-responsibilities/settlement-and-multicultural-affairs/programspolicy /settlement-services/government-programs/settlement-programs/adult-migrant-english-program-amep [zuletzt abgerufen am 8. März 2016]. 17 Weitergehende Informationen finden sich im Internet unter: https://www.education.gov.au/adult-migrantenglish -program-0 [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 18 Quelle: http://www.unhcr.org/3c5e542d4.pdf [zuletzt abgerufen am 8. März 2016].