© 2016 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 – 020/16 Zur Finanzierung von Gesundheitsforschung in ausgewählten Ländern Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundes-tages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigten Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 020/16 Seite 2 Zur Finanzierung von Gesundheitsforschung in ausgewählten Ländern Aktenzeichen: WD 8 - 3000 – 020/16 Abschluss der Arbeit: 7. März 2016 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 020/16 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Großbritannien 4 3. Niederlande 4 4. Vereinigte Staaten von Amerika 5 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 020/16 Seite 4 1. Einleitung In der vorliegenden Dokumentation werden ergänzend zu den Ausführungen des Sachstandes „Rahmenbedingungen und Finanzierung universitärer Gesundheitsforschung“1 detailliertere Angaben zur staatlichen Finanzierungsstruktur von Forschung in Großbritannien, Niederlande und USA gemacht. 2. Großbritannien In Großbritannien wird Forschung an „higher education institutions“ über higher education funding councils (durch „annual block grant“) und über spezifische Projekte fördernde „research councils“ unterstützt. Hinzukommen weitere Organisationen2, staatliche Vertragspartner und die Wirtschaft.3 24 Prozent der britischen Forschung wird durch die Research Councils finanziert. Es gibt sieben Councils, eines ist das Medical Research Council (MRC). Die Finanzierung der Lehre im „Undergraduate“-Sektor wird hauptsächlich direkt durch die Studenten mittels „student loan funding“ erbracht (seit 2012). Bei kostenintensiven Fächern reicht dies nicht aus, so dass weitere Förderung hinzukommt.4 Aktuell wird das universitäre Forschungsfördersystem evaluiert.5 Die endgültigen Begutachtungsergebnisse in Form eines Berichts werden für Sommer 2016 erwartet. 3. Niederlande In den Niederlanden sind die Ministerien für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Ministry of Education, culture and science, OCW) und für Gesundheit, Sozialwesen und Sport (Ministry of Health, welfare and sports, VWS) zuständig für die öffentliche Förderung medizinischer Forschung und Ausbildung. Das OCW finanziert Universitäten, ein Teil dieses Budgets fließt in medizinische Fakultäten, in denen medizinische Forschung und Ausbildung stattfinden. Die Universität kann eigenständig entscheiden, wie sie das Geld aufteilt. Ein substantieller Teil des Budgets der medizinischen 1 Sachstand der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages vom 18. Februar 2016, WD 8-009-16: Rahmenbedingungen und Finanzierung universitärer Gesundheitsforschung. 2 Im Bereich der Medizin zählen zu den wichtigsten Organisationen: Arthritis Research UK, Cancer Research UK, British Heart Foundation and the Wellcome Trust. 3 Details sind in einer Publikation der die britischen Universitäten repräsentierenden Organisation „Universities UK“ online abrufbar: http://www.universitiesuk.ac.uk/highereducation/Documents/2015/higher-education-infacts -and-figures-2015.pdf [zuletzt abgerufen am 3. März 2016]. 4 Weiterführende Informationen siehe: http://www.hefce.ac.uk/media/HEFCE,2014/Content/Pubs/2015/201504/2015_04.pdf [zuletzt abgerufen am 3. März 2016]. 5 Siehe hierzu: https://www.gov.uk/government/news/government-launches-review-to-improve-universityresearch -funding [zuletzt abgerufen am 3. März 2016]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 020/16 Seite 5 Fakultäten ist für University Medical Centers (UMCs) bestimmt. Hiervon haben die Niederlande acht Zentren. In ihnen kooperieren die medizinischen Fakultäten mit akademischen Krankenhäusern. Die öffentlichen Funktionen der UMCs (specialized care, performing medical scientific research, offering medical education and training) werden über verschiedene Kanäle finanziert (VWS, OCW, NGO’s und private Organisationen). 4. Vereinigte Staaten von Amerika Die Struktur und Finanzierung der National Institutes of Health (NIH) sind Thema einer Hintergrundstudie des „Congressional Research Service“ vom 17. April 2015.6 Das NIH ist die zentrale Stelle für staatliche gesundheitsmedizinische Forschungsförderung. Als Agentur des „Department of Health and Human Services (HHS)“ verfügt es über ein Budget in Höhe von 30 Mrd. US-Dollar, um mehr als 300.000 Wissenschaftler und Forschungspersonal und ihre Arbeit in über 2.500 Institutionen zu finanzieren (auch im Ausland). In den Zuständigkeitsbereich fallen Grundlagenforschung und klinische Forschung. Die Mittelvergabe erfolgt kompetitiv und basierend auf peer-reviewing7-Verfahren. In den USA wird Forschung und Entwicklung durch eine Vielzahl von Sektoren gefördert und finanziert (federal government, state governments, businesses, academia, and nonprofit organizations). In einem „Fact Sheet“ des „Congressional Research Service“ vom 10. Dezember 2015 wird zusammengetragen, wie sich Forschung und Entwicklung in den USA finanziert, historische Trends dargestellt und einzelne aktuelle Daten zu den Sektoren Grundlagenforschung, Angewandte Wissenschaften und Entwicklung bereitgestellt. Der gesundheitsmedizinische Sektor ist nicht getrennt ausgewiesen.8 Innerhalb des US-amerikanischen „Department of Health and Human Services (HHS)“ gibt es acht Agenturen, die sich mit Komponenten des US-amerikanischen öffentlichen Gesundheits- Service beschäftigen (U.S. Public Health Service, PHS). Sie erhalten jährlich zugewiesene Finanzierungsmittel. Hinzu kommen umfangreiche Mittel aus anderen Quellen gemäß „Affordable Care Act“, Benutzergebühren und Drittmittel.9 Diese Agenturen werden in einer Studie des „Congressional Research Service“ vom 13. Oktober 2015 vorgestellt.10 6 Judith A. Johnson: The National Institutes of Health (NIH): Background and Congressional Issues, Congressional Research Service, 17. April 2015. [Anlage 1] auch im Inteernet abrufbar unter: https://www.fas.org/sgp/crs/misc/R44132.pdf [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 7 Ein Verfahren zur Qualitätssicherung im wissenschaftlichen Sektor durch das Einsetzen unabhängiger Gutachter. 8 John F. Sargent Jr: U.S. Research and Development Funding and Performance: Fact Sheet, Congressional Research Service, 10. Dezember 2015. [Anlage 2] 9 C. Stephen Redhead und Agata Dabrowska: Public Health Service Agencies, Overview and Funding (FY2010- FY2016), Congressional Research Service, 13. Oktober 2015. [Anlage 3] auch im Internet abrufbar unter: https://www.fas.org/sgp/crs/misc/R43304.pdf [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. 10 Ebd. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 020/16 Seite 6 In einer 2015 erschienenen Publikation in „The Journal of the American Medical Association“ werden öffentliche und private Investitionen und Personaleinsatz im Bereich medizinischer Forschung in Hinblick auf Patentierung, Publikationen, Entwicklung und ökonomischen Output im internationalen Vergleich analysiert.11 Zentrale Ergebnisse sind: (1) Die US-amerikanische Finanzierung stieg im Zeitraum 1994-2004 um ca. 6 Prozent pro Jahr, seitdem allerdings nur noch um 0,8 Prozent pro Jahr (2004-2012) und erreicht derzeit 117 Mrd. US-Dollar (d.h. 4,5 Prozent) der Gesamt-Gesundheitsausgaben. Private Quellen machten 46 Prozent (1994), zuletzt 58 Prozent (2012) aus. Die Industrie schränkte Forschungsförderung in frühen Entwicklungsstadien ein, förderte vorrangig medizinische Produktentwicklung, Medikamentenentwicklung durch Bioengineering und klinische Studien im späten Entwicklungsstadium (insbesondere Krebs und seltene Erkrankungen). Die Finanzierung durch die National Institutes of Health (NIH) korreliert nicht mit dem Auftreten von Krankheiten; Krebs und HIV/AIDS wurden unverhältnismäßig gefördert. (2) Innovationen im Sektor „Service“ wurden nur wenig gefördert: Der Bereich „Health Service Research“ erhielt 5 Mrd. US-Dollar (das entspricht 0,3 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben). (3) Im internationalen Vergleich nahm die US-amerikanische staatliche Forschungsförderung zwischen 2004 und 2011 ab. Während 2004 57 Prozent der staatlichen Forschungsförderung in allen betrachteten Ländern auf die USA entfielen, waren dies 2011 nur noch 49 Prozent. Der Anteil im Industriesektor fiel von 50 Prozent 2004 auf 44 Prozent 2012. In Asien, insbesondere China, wurden die Ausgaben im gleichen Zeitraum verdreifacht. Auch der Anteil US-amerikanischer Patente sank in den letzten Jahrzehnten. Ende der Bearbeitung 11 Hamilton Moses, David H. M. Matheson, Sarah Cairns-Smith, Benjamin P. George, Chase Palisch, E. Ray Dorsey: The Anatomy of Medical Research US and International Comparisons, Special Communication JAMA. 2015;313(2):174-189. doi:10.1001/jama.2014.15939. [Anlage 4] im Internet abrufbar unter: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2089358 [zuletzt abgerufen am 7. März 2016]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 – 020/16 Seite 7 Anlagen Judith A. Johnson: The National Institutes of Health (NIH): Background and Congressional Issues, Congressional Research Service, 17. April 2015. Anlage 1 John F. Sargent Jr: U.S. Research and Development Funding and Performance: Fact Sheet, Congressional Research Service, 10. Dezember 2015. Anlage 2 C. Stephen Redhead und Agata Dabrowska: Public Health Service Agencies, Overview and Funding (FY2010-FY2016), Congressional Research Service, 13. Oktober 2015. Anlage 3 Hamilton Moses, David H. M. Matheson, Sarah Cairns-Smith, Benjamin P. George, Chase Palisch, E. Ray Dorsey: The Anatomy of Medical Research US and International Comparisons, Special Communication JAMA. 2015; 313(2):174-189. doi:10.1001/jama.2014.15939. Anlage 4