© 2020 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 003/20 Zu CO2-Emissionen innerhalb des Sektors Wissenschaft und Forschung Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 2 Zu CO2-Emissionen innerhalb des Sektors Wissenschaft und Forschung Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 003/20 Abschluss der Arbeit: 11. Februar 2020 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Zum Treibhausgasausstoß im Sektor Wissenschaft und Forschung 4 2. Förderprogramme 8 3. Selbstverpflichtungen und Maßnahmen innerhalb des Forschungssektors 9 4. Netzwerke 11 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 4 1. Zum Treibhausgasausstoß im Sektor Wissenschaft und Forschung Gemäß internationaler Vereinbarungen hat Deutschland sich dazu verpflichtet, Berichte zu den nationalen Emissionen zu erstellen. So müssen im Rahmen der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) die sechs direkten Treibhausgase CO2, CH4, N2O, HFC, PFC, SF6, NF3 sowie die vier indirekten Treibhausgase SO2, NOx, NMVOC, CO nach einheitlichen Vorgaben berechnet und erfasst werden. Nach Kyoto-Protokoll (Teil der Klimarahmenkonvention) muss jedes Land systematisch „Treibhausgasinventare“ angeben. In Deutschland ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUB) zuständig, fachliche Beiträge werden durch das Umweltbundesamt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das Verteidigungsministerium, das Verkehrsministerium und das Statistische Bundesamt sowie weitere Institutionen für statistische Daten bereitgestellt.1 Koordiniert wird die Emissionsberichterstattung durch das Umweltbundesamt (UBA). Inhaltlich wird quellenbasiert berichtet, d.h. gemäß der jeweiligen Quelle einer Treibhausgas- Emission (z.B. Energie, Industrieprozesse, Landwirtschaft, Abfall/Abwasser). Laut Angaben des UBA „liegt der Verursacherbereich `Wissenschaft und Forschung´ quer. Emissionen verursacht durch den Bereich `Wissenschaft und Forschung´ sind sicherlich in fast allen […] Quellkategorien zu finden.“ Diese könnten aber nicht separat ausgewiesen werden, da dazu die Datengrundlage fehle.2 Seit Jahren erhebt die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich) umfangreiche umweltbezogene Daten, darunter auch Emissionsdaten. Im Jahr 2017 wurde eine Studie erstellt, die Emissionen, die durch Dienstreisen entstehen, die durch der Angestellten der ETH Zürich unternommen werden sowie die Flugreisen der Gäste der ETH Zürich, sofern die Reisekosten von der ETH Zürich übernommen wurden, abbildet. „Nicht erfasst [waren] Reisen von Studierenden im Rahmen ihres Studiums (Studienreisen), Pendlerbewegungen der ETH- Angehörigen sowie Reisen, deren Kosten nicht durch die ETH Zürich getragen [wurden].“3 Dabei wurde festgestellt, dass „94 % der Treibhausgas-Emissionen aus Dienstreisen […] auf Flugreisen zurückzuführen“ seien.4 Laut Nachhaltigkeitsbericht der ETH Zürich 2017/20185 stammen im 1 Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-indeutschland /treibhausgas-emissionen/wie-funktioniert-die-berichterstattung 2 Informationen des UBA vom 30. Januar 2020. Fettung durch den Autor der vorliegenden Arbeit. 3 Quelle: https://ethz.ch/content/dam/ethz/associates/services/organisation/Schulleitung/mobilitaetsplattform/images/Zu sammenfassung_CO2_Dienstreisen_ETH_Zuerich_2016.pdf 4 Ebd. 5 Quelle: https://ethz.ch/content/dam/ethz/main/ethzurich /nachhaltigkeit/Berichte/Nachhaltigkeitsbericht/ETHzurich_Sustainability_Report_2017_2018_web.pdf Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 5 Jahr 2018 18,322 t CO2 eq. aus Dienstreisen, während 29,049 t CO2 eq. als Gesamtemission angegeben werden (siehe Tabelle).6 Die Aufteilung der CO2-Emissionen im Sektor Dienstreisen im Jahr 2018 wird aus der nachfolgenden Grafik ersichtlich:7 6 Seite 59, Ebd. 7 Seite 66, ebd. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 6 Gegebenenfalls könnte sich die Situation an einzelnen Hochschulen bzw. großen Forschungseinrichtungen ähnlich darstellt. Die Bewertung und Übertragung der absoluten Emissionswerte hängt allerdings sehr stark von einer detaillierten Betrachtung der Personalstruktur der jeweiligen Einrichtung ab: Anteil der Studierenden, hauptberuflich Tätigen, Anteil von ausländischen Studierenden und wissenschaftlich Tätigen, Promovendenraten, Gewichtung der verschiedenen Fakultäten mit unterschiedlichen Emissionsvoraussetzungen etc. Daher wird im Kontext dieser Arbeit lediglich auf einen relativen Anteil von über 50 Prozent der Gesamtemissionen durch Dienstreisen und einen Anteil von über 90 Prozent CO2 Emissionen aus Dienstreisen durch Flugreisen hingewiesen und nicht die absoluten Werte im Einzelnen untersucht. Datenerhebungen ähnlichen Umfangs konnten für den deutschen Wissenschafts- und Forschungssektor nicht gefunden werden. Allerdings wurden drei Beispiele (Technische Universität München, Universität Greifswald und Universität Hamburg) gefunden, bei denen einzelne Aspekte der Treibhausgasemission an den einzelnen Einrichtungen betrachtet wurden. An der Wirtschaftsfakultät der Technischen Universität München (TUM) wurde 2014 gemeinsam mit dem Unternehmen ClimatePartner der CO2-Fußabdruck der Fakultät ermittelt. In einer Meldung der Hochschule heißt es zu den Ergebnissen: „Rund 800 Tonnen CO2-Emissionen werden pro Jahr durch den Forschungs- und Lehrbetrieb der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften verursacht. Das haben Studierende der TUM School of Management zusammen mit Mitarbeitern der Klimaschutzberatung ClimatePartner errechnet. Sie werteten dazu unter anderen Statistiken über den Energie- und Ressourcenverbrauch aus und befragten Kommilitonen und Mitarbeiter, mit welchen Verkehrsmitteln sie zur Universität kommen. Der mit 94 Prozent deutlich größte Anteil an den CO2-Emissionen wird durch die An-, Heim- und Dienstfahrten verursacht – allerdings entsteht dabei weniger Kohlendioxid als bei anderen Institutionen.“8 An Universität Greifswald9 ist 2019 der erste Nachhaltigkeitsbericht der Universität erschienen.10 Gemäß dieses Berichtes, der „den Primärenergieverbrauch für Wärme und Strom sowie die Nutzung der Fahrzeuge des eigenen Fuhrparks, […] die Emissionen aus Dienstreisen und einem Teil der über die Reisekostenstelle erfassten Exkursionen“ umfasst, allerdings den Bereich Universitätsmedizin vollständig ausklammert, lässt sich der CO2-Fußabdruck wie folgt zusammenfassen: „Für das Jahr 2016 bemisst sich der CO2-Fußabdruck der Universität Greifswald (ohne die Universitätsmedizin) auf 3.641 Tonnen CO2-Äquivalente. Davon entfallen 2.611 Tonnen auf die Energieverbräuche für Strom und Wärme sowie 1.030 Tonnen auf Dienstreisen und Fuhrparknutzung. Durch den Umstieg auf emissionsarmen Ökostrom wurden 8 Quelle: https://www.tum.de/studium/studinews/ausgabe-012011/show-012011/article/31562/ 9 Hauptberufliches Personal: 5093, davon 981 Universitätsmedizin. Quelle: https://www.unigreifswald.de/storages/unigreifswald/1_Universitaet/1.1_Information/1.1.2_Presse_und_Inform ationsstelle/Publikationen/Broschueren_Flyer/1_2019ZahlenDatenFakten_Endfassung.pdf 10 Quelle: https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/detail/n/ersternachhaltigkeitsbericht -der-universitaet-greifswald-ist-erschienen-53139/ Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 7 die CO2eq-Emissionen aus Strom und Wärme bereits im Jahr 2012 schlagartig um 64% reduziert.“11 Die Universität Hamburg macht in ihrem Nachhaltigkeitsbericht von 2010/1112 Angaben zur ökologischen Nachhaltigkeit der Universität. Zudem werden im Nachhaltigkeitsbericht 2015- 2018 folgende Daten zu Treibhausgasemissionen der Universität publiziert13: 11 Seite 37 in: https://www.uni-greifswald.de/storages/unigreifswald /1_Universitaet/1.1_Information/1.1.1_Ueber_uns/Nachhaltigkeit/N-Bericht_18-09-2019-end.pdf 12 Ab Seite 77 in: https://www.uni-hamburg.de/uhh/profil/leitbild/nachhaltigkeit/oikos-bericht-2012.pdf 13 Ab Seite 108 in: https://www.nachhaltige.uni-hamburg.de/downloads/2019/uhh-nachhaltigkeitsbericht-2015- 2018.pdf Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 8 Laut Auskünften des Deutschen Klimakonsortiums werden für die Standorte des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sowohl der Energieeinsatz, elektrisch als auch thermisch, erfasst. Die Daten sollen in einen Jahresbericht unter der Rubrik Nachhaltigkeit einfließen. Gleichzeitig erfolge die Integration weiterer Themen der Nachhaltigkeit im Rahmen des gestarteten Aufbaus eines umfassenden Nachhaltigkeitsreportings.14 Innerhalb der AG Umwelt am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) wird zur Zeit an einem Überblick zum Energieverbrauch gearbeitet, um gezielt Reduktionen erreichen zu können. 2018 sei eine Umfrage unter den Mitarbeitenden durchgeführt worden, um die Umweltund Klimaauswirkungen der Arbeitswege zu erfassen. Dabei zeige sich, dass rund ein Drittel regelmäßig mit Fahrrad oder ÖPNV auf Arbeit fährt und ein Sechstel regelmäßig mit dem Auto. Um die PKW-Nutzung weiter zu reduzieren, würden Fahrrad und ÖPNV unterstützt (Fahrrad- Infrastruktur wie z. B. überdachte Stellplätze und Umkleiden sowie ein Jobticket für den ÖPNV). Weiterhin plane das Institut Maßnahmen wie eine Flugreiserichtlinie, Videokonferenzsysteme, Energiesparmöglichkeiten in den Büros und Labors.15 2. Förderprogramme Deutschlandweit existieren verschiedene Förderprogramme zur Förderung von Klimaschutz im Sektor Wissenschaft und Forschung. Exemplarisch werden einzelne Programme im Folgenden aufgeführt. Seit 2005 werden im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA) die Förderaktivitäten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für Forschung zu Themen wie Energie, Klima, Artenvielfalt, Ressourceneffizienz, Sozialökologie und Meeresforschung gebündelt. Dabei wird das Ziel verfolgt, eine gesellschaftliche Transformation zu mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Bis Anfang 2018 wurden durch das BMBF rund 10.000 Vorhaben mit ca. 5,2 Milliarden Euro gefördert. Dabei begleitet das BMBF beispielsweise folgende Aktivitäten: Das BMBF fördert einschlägige Projekte im Rahmen der „Sustainability in Science Initiative“ (SISI). Inhaltlich geht es hierbei darum, wie Forschungseinrichtungen und Hochschulen nachhaltig betrieben (z.B. Bau, Betrieb, Reisen, Personalfragen) und Nachhaltigkeitsaspekte in der Forschung berücksichtigt werden können. Klimaschutz und Minderung von Treibhausgasemissionen sind u.a. berücksichtigte Themenfelder. Laut Angaben des BMBF werden mit dem vom Projekt „Nachhaltigkeit an Hochschulen“ (HOCH-N) entwickelten Leitfaden „Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb“ Maßnahmen aufgezeigt, mit denen die Implementierung und Etablierung von Nachhaltigkeit an Hochschulen gelingen könne. Handlungsfelder seien: Beschaffung, Abfallmanagement, Mobilität, Gebäude- und Energiemanagement, Controlling, Forschungsbetrieb, Veranstaltungsmanagement, Beschäftigungsverhältnisse. Der Leitfaden „Leitfaden Nachhaltigkeitsmanagement in 14 Informationen des Deutschen Klimakonsortiums vom 4. Februar 2020. 15 Ebd. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 9 außeruniversitären Forschungsorganisationen“ (LeNa) zeige Beispiele auf, die durch den Nachhaltigkeitsbezug zudem mittelfristig Kosteneinsparungen beispielsweise durch Senkung von Energieverbräuchen oder geringere Wartungs- und Reparaturanfälligkeiten erwarten lassen.16 Auf Anfrage hin teilt die Hochschulrektorenkonferenz mit, dass ihnen im Bereich der wissenschaftlichen Lehre deutschlandweite Förderlinien gegenwärtig nicht bekannt seien. Ein Austausch zu good practices und deren institutionellen Rahmenbedingungen mit Bezug auf wissenschaftliche Lehre finde auf der Ebene einzelner Hochschulkooperationen und in Landesnetzwerken wie Hochschule und Nachhaltigkeit Bayern e.V. statt. Darüber hinaus brächten sich die Hochschulen in übergreifende Netzwerke ein, beispielsweise im Rahmen der Nationalen Plattform Bildung für Nachhaltige Entwicklung. In langfristig angelegten Bau- und Sanierungsprogrammen der Länder wie bspw. im Rahmen von HEUREKA in Hessen würden Ziele der Nachhaltigen Entwicklung und des Klimaschutzes verfolgt und entsprechende Maßnahmen für Hochschulbauten gefördert. Insgesamt stelle sich die Situation so dar, dass die auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz bezogenen Fördermöglichkeiten in die jeweils bestehenden Förderstrukturen eingebettet seien.17 Die Fraunhofer-Gesellschaft hat im Jahr 2019 einen ersten Ansatz für Maßnahmen zum Klimaschutz erarbeitet. Seit 2020 stellt sie im Rahmen des Programms "strategischer Kleinbau" jährlich 500.000 EUR für Investitionen in C02-mindernde Technologien zur Verfügung. Damit würden beispielsweise PV-Anlagen, Machbarkeitsstudien, Modernisierung von Heizungssystemen, BHKWs und andere klimaschützende bauliche Maßnahmen finanziert.18 3. Selbstverpflichtungen und Maßnahmen innerhalb des Forschungssektors Wie bereits im Rahmen der Berichterstattung der ETH Zürich dargelegt, sind Dienstreisen für einen Großteil der CO2-Emissionen innerhalb der Wissenschaft und Forschung verantwortlich. Dabei wird immer wieder kritisiert, dass der Spielraum des Haushalts- und Zuwendungsrechts Grenzen setzt. Eine Dienstreiseerstattung eines womöglich klimafreundlicheren Verkehrsmittels (z.B. Bahn) sei unter Umständen nicht möglich, da ein Flug oftmals kostengünstiger sei. Während das Bundesreisekostengesetz (BRKG) seit seiner Novellierung auch Bahnreisen zulasse, die teurer als Billigflüge sind, gibt es verschiedene Landesgesetze (z.B. im Sächsischen Landesrecht), die bislang allein auf die Kosten abstellten ohne Klimaaspekte zu berücksichtigen. Eine ähnliche Problematik ergebe sich bei den Landesrichtlinien zu nachhaltigem Bauen.19 Mitglieder der Jungen Akademie verabschiedeten im Rahmen eines gemeinsamen Statements Ende vergangenen Jahres Forderungen nach verbindlichen Regelungen zur Auslegung des 16 Informationen des BMBF vom 6. Februar 2020. 17 Informationen der Hochschulrektorenkonferenz vom 6. Februar 2020. 18 Informationen der Fraunhofer-Gesellschaft vom 10. Februar 2020. 19 Ebd. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 10 Haushalts- und Zuwendungsrechts, „um den Ausgleich von CO2-Emissionen bei jeder Dienstreise sowie die Erstattung der dabei entstandenen Kosten zu ermöglichen.“20 Innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft existiert eine Vielzahl von Maßnahmen zur Reduktion des eigenen Klima-Fußabdruckes. An erster Stelle ist dabei auf das Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungseinrichtungen hinzuweisen.21 Seit 2011 beschäftigt sich die Helmholtz-Gemeinschaft auf zentrumsübergreifender Ebene mit dem Thema Nachhaltigkeit und hat eine Arbeitsgemeinschaft Nachhaltigkeit gegründet, in der erste Handlungsfelder identifiziert wurden. Von 2014 bis 2016 wurde im Verbundprojekt LeNa "Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungsorganisationen" von der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer- Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam eine Handreichung entwickelt und im Oktober 2016 an die damalige Bundesministerin Frau Prof. Dr. Johanna Wanka übergeben.22 Seit April 2018 arbeitet der Arbeitskreis Forum Nachhaltigkeit an der Implementierung von Managementansätzen in der Helmholtz-Gemeinschaft. Weitere Beispiele für Maßnahmen und Selbstverpflichtungen innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft finden sich in Anlage 123. Innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft gab es verschiedene Bestrebungen, zur Reduktion des eigenen CO2-Austosses beizutragen. Einige Forschungseinrichtungen hätten, so die Leibniz- Gemeinschaft, ihre Bauten z.B. nach dem BNB (Bewertungssystem nachhaltiges Bauen des BMI) zertifizieren lassen. Einige Wissenschaftseinrichtungen engagieren sich auch beim Aktionsbündnis Klimaschutz der Bundesregierung („Bank Wissenschaft“). In der Leibniz- Gemeinschaft ist als eine aktuelle Maßnahme das Gemeinschaftsprojekt zum Bezug von Ökostrom durch ein Konsortium von mehreren Leibniz-Einrichtungen zu nennen.24 Die Fraunhofer-Gesellschaft untersucht in einem internen Projekt „Fraunhofer KlimaAktiv“ welche Treibhausgasemissionen durch ihre Forschungstätigkeit und alle damit verbundenen Prozesse und Abläufe hervorgerufen werden. Auf Basis dessen sollte in einem folgenden Schritt eine konkrete Klimaschutz- bzw. Treibhausgas-Reduktionsstrategie erarbeitet werden. Erste zentrale Maßnahmen wie bspw. die Umstellung auf Grünstrom und die verstärkte Nutzung Erneuerbarer Energien zur Eigenenergiegewinnung würden parallel geprüft und - wenn möglich - zur Umsetzung vorbereitet.25 20 Quelle: https://www.diejungeakademie.de/presse/pressemitteilungen/details/article/pressemitteilung-wahrereisekosten -erstatten-fuer-eine-umsteuerung-bei-dienstreisen-in-der-wissen-1/ 21 Eine umfangreiche Informationsseite findet sich auf den Internetseiten der Helmholtz-Gemeinschaft unter: https://www.helmholtz.de/ueber_uns/die_gemeinschaft/nachhaltigkeit/. 22 Quelle: https://www.fona.de/medien/pdf/LeNa_Handreichung_final.pdf. 23 Anlage 1: Stabsstelle Zukunftscampus, Forschungszentrum Jülich: Selbstverpflichtung, Konzepten oder Maßnahmen der Forschungseinrichtungen zur Reduktion des eigenen Klima-Fußabdrucks. Informationen der Helmholtz-Gemeinschaft vom 6. Februar 2020. 24 Informationen der Leibniz-Gemeinschaft vom 10. Februar 2020. 25 Informationen der Fraunhofer-Gesellschaft vom 10. Februar 2020. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 11 Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) befasst sich mit dem Thema Klimaschutz im Rahmen einer Präsidentenkommission, die zum Thema „Klimaschutz der MPG“ eingerichtet wurde. Auch im universitären Sektor existiert eine Vielzahl von Maßnahmen. Die Humboldt-Universität zu Berlin hat eine Initiative zur „Selbstverpflichtung der WissenschaftlerInnen an der HU Berlin“ zur Vermeidung von Kurzstreckenflügen gestartet. Nach eigenen Angaben haben im Zuge einer Unterschriftensammlung „545 MitarbeiterInnen unterschrieben. Das sind 23,2% derjenigen, die prinzipiell fliegen könnten.“26 Auch auf den Internetseiten der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) finden sich Informationen zur Initiative der „Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge“.27 Sie wurde mittlerweile auf Deutschland, Österreich und die Schweiz ausgeweitet. An der Universität Potsdam haben [sich] eigenen Angaben zufolge „316 Mitarbeiter*innen […], darunter 66 ihrer Professor*innen, […] der Selbstverpflichtungsinitiative angeschlossen und werden künftig auf Kurzstrecken unter 1000 km für Dienstreisen kein Flugzeug mehr benutzen“.28 4. Netzwerke Innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft - an verschiedenen Max-Planck Instituten - existieren Nachhaltigkeitsgruppen. Diese werden in einem Mitarbeiter-basierten Max-Planck- Nachhaltigkeitsnetzwerk vereint. Dieses wurde im Sommer 2019 gegründet (Max-Planck Sustainabilty Network). Zudem sucht dieses Netzwerk Kontakt zu anderen Initiativen und Forschungsorganisationen sowie Universitäten. Hierbei ist insbesondere die französische Initiative Labos1Point529 zu nennen.30 Weitere nationale Netzwerke: Konsortium der Freien Universität Berlin und anderer Universitäten: https://www.fuberlin .de/en/sites/uas/index.html Netzwerk-n: Mit dem Ziel nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz an Hochschulen zu fördern, stellt Netzwerk-n eine Plattform dar, die es Studierenden, Promovierenden und anderen Akteuren der Hochschullandschaft ermöglicht, Wissen und Erfahrungen auszutauschen: https://netzwerk-n.org/ Die Fallstudie „Klimaneutrale Helmholtz-Gemeinschaft“ ist Teil der Helmholtz Initiative Climate Adaption and Mitigation (HI-CAM) und wird vom Helmholtz-Zentrum für 26 Quelle: https://projekte.hu-berlin.de/de/selbstverpflichtung/index.html 27 Quelle: https://www.tuberlin .de/ztg/menue/aktuelles/scientist4future/selbstverpflichtung_verzicht_kurzstreckenfluege/ 28 Quelle: https://www.uni-potsdam.de/de/umweltportal/handlungsfelder/mobilitaet/dienstreisen.html 29 Verweis: https://labos1point5.org/en/home/ 30 Informationen der Max-Planck-Gesellschaft vom 30. Januar 2020. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 12 Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) koordiniert. Durch die Fallstudie soll insbesondere ein Erfahrungsaustausch zwischen den Zentren ermöglicht werden.31 Weitere internationale Initiativen und Netzwerke: Harvard Universität: https://green.harvard.edu Stanford Universität: https://sustainable.stanford.edu University City London: https://www.city.ac.uk/about/more/city-the-community-andenvironment /what-we-do University of Bristol: http://www.bris.ac.uk/green University of Cambridge: https://www.environment.admin.ca.ac.uk/cambridge-greenchallenge *** 31 Informationen des DKK vom 4. Februar 2020. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 8 - 3000 - 003/20 Seite 13 Anlagen Helmholtz-Gemeinschaft, Stabsstelle Zukunftscampus, Forschungszentrum Jülich: Selbstverpflichtung, Konzepten oder Maßnahmen der Forschungseinrichtungen zur Reduktion des eigenen Klima-Fußabdrucks. Aktivitäten der Helmholtz-Gemeinschaft zu diesem Thema, 6. Februar 2020 Anlage 1