© 2018 Deutscher Bundestag WD 8 - 3000 - 001/18 55. Jahrestag des Élysée-Vertrages am 22. Januar 2018 Die Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Bildung und Forschung - aktueller Stand Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 001/18 Seite 2 55. Jahrestag des Élysée-Vertrages am 22. Januar 2018 Die Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Bildung und Forschung - aktueller Stand Aktenzeichen: WD 8 - 3000 - 001/18 Abschluss der Arbeit: 10.01.2018 Fachbereich: WD 8: Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Bildung und Forschung Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 001/18 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 4 2. Politische Grundlagen der bilateralen Zusammenarbeit in Bildung und Forschung 4 3. Wissenschaftszusammenarbeit 5 4. Bildungszusammenarbeit 6 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 001/18 Seite 4 1. Zusammenfassung Innerhalb Europas sind sich Deutschland und Frankreich gegenseitig die wichtigsten Partner in Wissenschaft und Forschung. So ist Deutschland noch vor den USA das erste Bestimmungsland französischer Wissenschaftler und beide Länder machen zusammen 50 % des europäischen Forschungshaushaltes aus. Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens liegen in jüngster Zeit wissenschaftliche Kooperations-Schwerpunkte auf gemeinsamen Programmen in der Klima-, Energie- und Erdsystemforschung. Daneben gibt es eine Fokussierung in der Gesundheitsforschung im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Ein wesentlicher Aspekt der Bildungszusammenarbeit ist der Austausch in der beruflichen Bildung. 2. Politische Grundlagen der bilateralen Zusammenarbeit in Bildung und Forschung Die Forschungs- und Bildungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich fußt auf dem Kulturabkommen beider Länder vom 23. Oktober 1954, in dem sich beide Länder u.a. verpflichten , kulturelle Einrichtungen in verschiedenen Bildungsbereichen zu fördern und beispielsweise den Austausch von Professoren zu organisieren. Nachfolgend wurde eine Vielzahl von Abkommen und Vereinbarungen zwischen den Ministerien mit Forschungszuständigkeit wie auch zwischen den großen deutschen und französischen Forschungsorganisationen geschlossen. Politisch grundlegend zur Koordinierung der Zusammenarbeit sind die derzeit jährlich stattfindenden Ministerratstreffen. Zu den jüngsten Meilensteinen der bilateralen Bildungs- und Forschungszusammenarbeit zählen die 2010 beschlossene Agenda 2020, in der in den insgesamt 80 Projektvorschlägen zur Vertiefung der Zusammenarbeit wesentlich auch auf Bildungs-, Forschungs - und Innovationspolitik eingegangen wird; über die Kooperation entlang der gesamten Bildungskette hinaus werden hier auch beispielsweise Kooperationsvorhaben in der Raumfahrt, der Landwirtschaft und die Durchführung einer gemeinsamen Klimasatelliten-Mission genannt. Ein gemeinsamer Maßnahmenplan aus dem Jahr 2012 legt eine Intensivierung der Forscherkooperation in den Schwerpunktthemen Gesundheit, Biotechnologie, Energie, Umweltforschung, Sozialwissenschaften sowie nichtenergetische Rohstoffe und Höchstleistungsrechner fest. Dieser Maßnahmenplan wird seitdem kontinuierlich überarbeitet und ausgestaltet. Die 2014 in Paris verabschiedete deutsch-französische Erklärung enthält einen Beschluss zur Vertiefung der Zusammenarbeit im Bereich Bildung, Hochschulbildung und Forschung, die durch Maßnahmen in den Bereichen Energie, Bildung und Forschung konkretisiert werden. Inhaltlich werden diese Prioritäten durch die Foren zur deutsch-französischen Forschungskooperation unterlegt, die seit 2002 regelmäßig stattfinden. Für 2018 ist ein Forum in Deutschland geplant , wo die beim Ministerrat vereinbarten Maßnahmen weiterentwickelt werden sollen. Das Internationale Büro im Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Zuletzt trafen sich die Forschungsministerinnen Johanna Wanka und Frédérique Vidal zum 19. Deutsch-Französischen Ministerrat am 13. Juli 2017 in Paris. Dabei stand insbesondere die Initiierung eines gemeinsamen Fellowship-Programms zur Förderung der Forschung in den Bereichen Klima-, Energie- und Erdsystemforschung im Rahmen der französischen Initiative „Make our planet great again“ im Vordergrund. Des Weiteren lag im Fokus des bilateralen Minister-Treffens die Konzentration auf Wirkstoffforschung, Diagnoseentwicklung und alternative Therapien im Bereich der Infektionskrankheiten, zivile Sicherheitsforschung und IT-Sicherheit. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 001/18 Seite 5 3. Wissenschaftszusammenarbeit Die sich insbesondere aus der deutsch-französischen Agenda 2020, dem gemeinsamen Maßnahmenplan von 2012 sowie der deutsch-französischen Erklärung von 2014 ergebenden Schwerpunkte der bilateralen Forschungskooperation zwischen Deutschland und Frankreich umfasst folgende Kernbereiche und Beispiel-Initiativen: - Gesundheit: Schwerpunkte liegen in den Bereichen Infektionskrankheiten, Pneumologie, Diabetes und Kohortendaten. Es gibt regelmäßige Treffen einer hochrangig besetzten bilateralen Experten-Arbeitsgruppe sowie das 2013 eingerichtete „Paris-Berlin-Centre of Public Health“. - Grüne/Weiße Biotechnologie: Im Rahmen der 2010 gestarteten Joint Programming Initiative (JPI) wurde ein Programm zur Ernährungssicherung ins Leben gerufen, das sogenannte „FACCE-JPI“. Auch gibt es eine Zusammenarbeit bei der Europäischen Pflanzen- Phänotypisierungsplattform und dem Standing Committee of Agricultural Research (SCAR) der EU und der EU-Mitgliedstaaten sowie im Rahmen mehrerer „ERA-Net“-Projekte , sogenannte öffentlich-öffentliche Partnerschaften zur Zusammenarbeit zwischen nationalen und regionalen Forschungsförderorganisationen. - Umwelt- und Klimaforschung: Bedeutsam sind vor allem die JPI Climate, die JPI Water und das ERA-Net Climate Services. Deutschland und Frankreich sind an den Wissensund Innovationsgemeinschaften Climate-KIC und an KIC InnoEnergy beteiligt. - Geistes- und Sozialwissenschaften: Im Projekt „Saisir l’Europe“ (sieben deutsche und französische Forschungsinstitutionen für transdisziplinäre und internationale Perspektiven arbeiten zusammen) und im Jahr 2012 eingerichteten gemeinsamen Zentrum „Max Planck-Sciences-Po“ (Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung und Pariser Universität Sciences Po) arbeiten beide Länder zusammen. Auch für die europäische Forschungsinfrastruktur DARIAH (Digital Research Infrastructure for Arts and Humanities) sind beide Länder bedeutsam. - Nichtenergetische Rohstoffe: Hier gibt es die Plattform für mineralische Ressourcen und nachhaltige Entwicklung (ETPSMR) sowie auf europäischer Ebene im Rahmen eines ERA- Nets das KIC (Knowledge and Innovation Community) RawMaterials. - Batterieforschung und Informations- und Kommunikationstechnologie: Die Länder kooperieren im Bereich Höchstleistungsrechner, Robotik und IT-Sicherheit. - Energieforschung: Zentrale Themen der Kooperation sind Erneuerbare Energien und Nukleare Sicherheitsforschung. - Zivile Sicherheitsforschung: Das Themenfeld wird bearbeitet in trilateralen Kooperationen mit Afrika. Zudem gibt es eine Zusammenarbeit im Rahmen des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI), an den Projekten einer Röntgenlaseranlage (XFEL) in Hamburg und an FAIR (Quelle für die Schwerionenforschung). Bedeutend ist auch die institutionelle Kooperation, beispielsweise zwischen den Instituts Carnots und der Fraunhofer Gesellschaft (Fraunhofer-Carnot). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 8 - 3000 - 001/18 Seite 6 4. Bildungszusammenarbeit Berufsbildungszusammenarbeit war stets ein Kernelement der Bildungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich. Das Abkommen über die Gleichwertigkeit von Prüfungszeugnissen in der beruflichen Bildung vom 16. Juni 1977 bezieht sich auf den Élysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 und regelt, dass Prüfungszeugnisse über die berufliche Bildung als gleichwertig anerkannt werden sollen. Im Abkommen über die Durchführung eines Austauschs von Jugendlichen und Erwachsenen in beruflicher Erstausbildung oder Fortbildung vom 5. Februar 1980 wurde beschlossen, ein Programm zum Austausch von Jugendlichen und Erwachsenen in der beruflichen Erstausbildung oder Fortbildung in Form von Partnerschaftsverträgen zwischen entsprechenden Einrichtungen durchzuführen. Zudem legen beide Länder großen Wert auf die Förderung der Lernmobilität durch das europäische Bildungs- und Jugendprogramm Erasmus+ und das Deutsch-Französische Sekretariat für den Austausch in der beruflichen Bildung (DFS). Der deutsch-französische Ministerrat hat im Rahmen der Agenda 2020 verschiedene konkrete Ziele der Bildungszusammenarbeit formuliert, so beispielsweise die Verdopplung der zweisprachigen Hochschulkurse und der in Deutsch-Französischen-Hochschul-Programmen Tätigen bis 2020, die Intensivierung der gegenseitigen Schulbesuche, den Ausbau von zweisprachigen Kindertagesstätten und die Intensivierung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. ***