© 2020 Deutscher Bundestag WD 6 - 3000 - 085/20 Fachkräftemangel nach Berufsgruppen und Wirtschaftsbereichen Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 6 - 3000 - 085/20 Seite 2 Fachkräftemangel nach Berufsgruppen und Wirtschaftsbereichen Aktenzeichen: WD 6 - 3000 - 085/20 Abschluss der Arbeit: 21. September 2020 Fachbereich: WD 6: Arbeit und Soziales Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 6 - 3000 - 085/20 Seite 3 1. Einleitung In Deutschland gibt es nach Einschätzung des Bundesministeriums für Wirtschaft (BMWi) und Energie derzeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel. Allerdings könnten schon heute in bestimmten Regionen und Branchen offene Stellen nicht mit geeigneten Fachkräften besetzt werden . Besonders betroffen seien Berufe aus dem Handwerk, der Metall- und Elektroindustrie sowie dem sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Naturwissenschaften und Technik). Darüber hinaus gehörten auch einige Gesundheitsberufe, wie beispielsweise die Altenpflege, schon sehr lange zu den Engpassberufen und wiesen einen flächendeckenden Fachkräftemangel auf. Besonders in Süddeutschland und den neuen Bundesländern spitze sich die Lage zu.1 2. Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit Die Bundesagentur für Arbeit (BA) legt auf der Grundlage der ihr vorliegenden Arbeitsmarktdaten der jeweils letzten zwölf Monate in Regel zweimal jährlich eine Analyse der Fachkräftesituation vor. Die Analyse zielt darauf ab, bundesweite Engpässe nach Berufen zu identifizieren. Neben einer rein technisch-statistischen Analyse wird die Situation zusätzlich (berufs-)fachlich bewertet und unter Hinzuziehung weiterer Daten und Informationen in einen Gesamtkontext eingeordnet .2 Die Analyse bildet somit eine objektive, datenbasierte und nachvollziehbare Grundlage zur Beschreibung der Engpasssituation in Deutschland. Die Bundesagentur für Arbeit hebt hervor, dass die Engpassanalyse keine Prognose für die zukünftige Entwicklung darstellt. Es werden auch keine Quantifizierungen vorgenommen, die den Umfang des Mangels als absolute Zahl an „fehlenden“ Arbeitskräften ausdrücken. Die letzte Fachkräfteengpassanalyse wurde im Dezember 2019 veröffentlicht: BA - Statistik: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt, Fachkräfteengpassanalyse, Nürnberg , Dezember 2019, abrufbar im Internetauftritt der BA: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201912/arbeitsmarktberichte /fk-engpassanalyse/fk-engpassanalyse-d-0-201912-pdf.pdf?__blob=publication- File (letzter Abruf: 17. September 2020). 1 Fachkräftesicherung, abrufbar im Internetauftritt des BMWi: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/fachkraeftesicherung .html (letzter Abruf: 17. September 2020). 2 Zur Methodik der Fachkräfteengpassanalyse vgl. BA - Statistik: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt, Fachkräfteengpassanalyse - Methode und Begriffe, Nürnberg, Dezember 2018, abrufbar im Internetauftritt der BA: https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Fachkraeftebedarf/generische -Publikation/Fachkraefteengpassanalyse-Methode-und-Begriffe.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (letzter Abruf: 17. September 2020). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 6 - 3000 - 085/20 Seite 4 In der Analyse wird nach Tätigkeitsniveaus zwischen Fachkräften (fachliche ausgerichtete Tätigkeiten ), Spezialisten (komplexe Spezialistentätigkeiten) und Experten (hochkomplexe Tätigkeiten ) unterschieden. Die jeweils von Engpässen betroffenen Berufsgattungen werden tabellarisch aufgelistet. Bei Fachkräften bestehen danach Engpässe in insgesamt 52 Berufsgattungen. Im Vergleich zur letzten Engpassanalyse (Juni 2019) hat sich die Situation vor allem in Handwerks- und Bauberufen weiter angespannt. Neu hinzugekommen sind Berufe in der Naturstein- und Mineralaufbereitung , Holz-, Möbel- und Innenausbau sowie Fahrzeugelektronik. Des Weiteren sind Engpässe in der Rettungsassistenz und bei Berufen in der operations-/med.-techn. Assistenz erkennbar. Bei Spezialisten gibt es Engpässe in 27 Berufsgattungen. Neu hinzugekommen sind etliche Handwerksberufe , Energieberufe sowie Berufe in der Informationstechnologie. Bei Experten zeigen sich Engpässe in zwölf Berufsgattungen. Betroffen ist vor allem der Bereich der Humanmedizin. Hinzugekommen sind seit zur letzten Analyse Berufe in der technischen Forschung und Entwicklung. Die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit zeichnet in einer tabellarischen Übersicht auch die Entwicklung für die einzelnen betroffenen Berufsgattungen seit 2015 nach. 3. DIHK-Arbeitsmarktreport Eine Darstellung von Fachkräfteengpässen nach Wirtschaftsbereichen bietet der Deutschen Industrie - und Handelskammertag (DIHK) in seinen Arbeitsmarktreport 2019, der im März 2019 veröffentlicht wurde: DIHK (Hrsg.): Fachkräfteengpässe groß - trotz schwächerer Konjunktur, DIHK-Arbeitsmarktreport 2019, Berlin, März 2019, abrufbar im Internetauftritt des DIHT: https://www.dihk.de/resource /blob/5908/0d81b300e10614a90e5c3db3bb133091/dihk-arbeitsmarktreport- 2019-data.pdf (letzter Abruf: 17. September 2020). Der DIHK-Arbeitsmarktreport 2019 wurde auf der Grundlage einer im Herbst 2018 durchgeführten Umfrage bei mehr als 23.000 Unternehmen in Deutschland erstellt, die nach Angaben des DIHK nach Wirtschaftsbereichen zu 28 Prozent der Industrie, zu sieben Prozent der Bauwirtschaft , zu 22 Prozent dem Handel und zu 43 Prozent der Dienstleistungsbranche angehörten. Die Untergliederung nach Unternehmensgröße weise 48 Prozent kleine Unternehmen mit bis zu 19 Beschäftigten, 41 Prozent mittlere Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten sowie neun Prozent mittelgroße Unternehmen mit 200 bis 999 Beschäftigten aus. Zwei Prozent der Antworten seien auf große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern entfallen. Die Auswertung der Antworten gelangt zu dem Ergebnis, dass 49 Prozent der befragten Unternehmen offene Stellen längerfristig nicht besetzen könnten, weil sie keine passenden Arbeitskräfte fänden. Am größten seien die Stellenbesetzungsprobleme bei Mittelständlern. Besonders stark Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 6 - 3000 - 085/20 Seite 5 zugenommen hätten sie jedoch in Großunternehmen. Besonders betroffen ist der Erhebung zufolge die Baubranche, aber auch technikorientierte Bereiche wie etwa der Werkzeugmaschinenbau . Die Entwicklung der Fachkräfteengpässe von 2017 bis 2018 bezogen auf die Wirtschaftsbereiche Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen veranschaulicht der DIHK-Arbeitsmarktreport 2019 in einer Grafik: Quelle: DIHK-Arbeitsmarktreport 2019, S. 5. ***