WISSENSCHAFTLICHE DIENSTE DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES AUSARBEITUNG Thema: Die wirtschaftliche Situation Vietnams und die Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Fachbereich V Wirtschaft und Technologie; Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Tourismus Tel.:11•nn•1111.111 Verfasser/in: 11111111n1111.11 Abschluss der Arbeit: 17. November 2005 Reg.-Nr.: WF V - 185/05 Ausarbeitungen von Angehörigen der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung des einzelnen Verfassers und der Fachbereichsleitung. Die Ausarbeitungen sind dazu bestimmt, das Mitglied des Deutschen Bundestages, das sie in Auftrag gegeben hat,, bei der Wahrnehmung des Mandats zu unterstützen. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Diese bedürfen der Zustimmung des Direktors beim Deutschen Bundestag. 2 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 2. Wirtschaftliche Eckdaten 4 3. Deutsch-vietnamesische Wirtschaftsbeziehungen 6 4. Probleme und Ausblick 8 Literatur 10 1. Einleitung Vietnam ist ein Land im Umbruch. Die gesamte Gesellschaft ist von den Umwälzungen betroffen, die der Ende der 80er Jahre begonnene Übergang von einer koMmunistischen Planwirtschaft zu einem eher marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsmodell (Marktwirtschaft mit „sozialistischer Orientierung") mit sich bringt. Nach einer schweren Wirtschaftskrise Mitte der 80er Jahre mit stagnierender Produktion, galoppierender Inflation (1986: über 700 %), dem Auftreten von Hungersnöte und der 1985 gegenüber dem Internationalen Währungsfonds erklärten Zahlungsunfähigkeit des Landes, leitete die KP Vietnam 1986 einen Reformkurs („Doi Moi") ein. Die Reformen sind bislang überaus erfolgreich: Ein konstant hohes Wirtschaftswachstum geht mit einer ständigen Steigerung des Exports einher: Grundlage der Wirtschaftspolitik ist die von der KP Vietnams 2001 ausgerufene „Sozialökonomische Entwicklungsstrategie 2001-2010". Danach soll sich die Wirtschaft bis 2010 verdoppeln, d. h. bis 2005 jährlich um 7 % und von 2006 bis 2010 um jährlich 7,5 % wachsen. Erstaunlicherweise konnten diese ehrgeizigen Zwischenziele trotz Abschwächung der Weltkonjunktur und einem Preisverfall bei Agrarprodukten bislang realisiert werden. Das Bruttoinlandsprodukt, dessen Gesamtvolumen (43,9 Mrd. US$) etwa mit dem Brandenburgs vergleichbar ist, stieg nach staatlichen Angaben 2004 um 7,7 % (Vorjahr: .7,2 %). Ein stärkeres Wachstum in der Region hatte nur Singapur. Die Beschleunigung des Wachstums ist umso beeindruckender, als 2004 keinesfalls . optimale Rahmenbedin gungen herrschten: Überschwemmungen, eine Dürreperiode, die Vogelgrippe und höhere. Weltmarktpreise für Produktionsgüter sind als Negativfaktoren zu nennen. Besonders stark wuchsen der Industrie- .und Bausektor (+10,2 %), Dienstleistungen (+7,5 %) und Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft (+3,5 %). Auch für 2005 und 2006 wird ein Wachstum im Bereich Von 7 % prognostiziert. Vietnam bleibt trotz aller Erfolge ein armes Land, auch wenn sich die Zahl der Menschen ,.die unterhalb der Armutsgrenze leben, in den letzten zehn Jahren auf unter 30 % halbiert hat. Der Anteil armer Haushalte ging von 11 % (2003) auf 8,3 %. (2004) zurück. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf betrug 534 US$ (Deutschland: 28.000 US$), der monatliche Durchschnittslohn in Staatsbetrieben ca. 106 US$, bei ausländischen Investoren ca. 135 US$. 2004 hatten von 1000 Einwohnern nur 8 ein Kfz, 73 einen Internet-Anschluss und 127 einen Telefonanschluss. Allerdings mehren sich auch Zeichen des Aufschwungs: Preise für Landnutzungsrechte und Häuser haben sich in den letzten Jahren verzehnfacht. Weiterhin bestehen große Unterschiede zwischen Nord und Süd (vgl. Graphik aus: The Economist 2005a) und zwischen den Ballungsräumen um Hanoi und Ho-ChigVlinh- Stadt und den peripheren Gebieten. Vor allem im Süden und in den Ballungsräumen konzentrieren sich Produktion und ausländische DirektinveStitionen (FDI). Im Groß- 4 raum Ho-Chi-Minh-Stadt, wo ca. 6 % der Einwohner Vietnams leben, werden 18 % des I Nortn South BIP erwirtschaftet, 27 % der Industrieproduktion and . . Gor parige of ,setected Vistr‚ ameepTrnArce grou ps und ca. 30 — 40% der Exporte, die Region erhält Nerthern Southem ca. 30 % der FDI. Dies wird unter anderem darauf seien'° fzuri PcrpuJatfon, m 10 . 5 zurückgeführt, dass der Süden weniger unter Expoets per pese% 2003, $ 50 78.5 amerikanischen Bombardements zu leiden hatte FDP per perso. % 21301-03, $ 60 570 nierp-iii e-Gwje-jirTeki - - -274 - - - - -1 cif - und daher nach Ende des Vietnam-Krieges über per Person, 20011-03, S eine bessere Infrastruktur verfügte. Zum anderen New Jobs per no = perseris: n-o 7 41 haben die Nordprovinzen längere Zeit (schon seit 2003 A12 1954) unter. einem kommunistischen System *Arwrgl Fimpi immund HoChiele Üb; len Weitet Foe1/40 elidetievelleAt gelebt, die Südprovinzen erst seit 1975. Die Kure :UNI> Utiotiised priwte imeniet. Flucht tausender wohlhabender Südvietnamesen 1975 und später („boat people”) hat dazu geführt, dasS der Süden eine größere Diaspora besitzt, die örtliche Unternehmer mit Kapital und Ideen unterstützt. Gerade im Süden fielen die Reformideen der Führung daher auf fruchtbaren Boden. Andererseits sollten die Unterschiede nach Ansicht von Experten nicht überbewertet werden: Vietnam verfügt noch über weitere wichtige Subregionen (etwa die Zentralprovinzen ), die zum Teil erfolgreich versuchen, an die Erfolge der anderen Gebiete anzuknüpfen . Viele Vietnamesen aus dem Zentrum oder dem Norden sind ohnehin ebenso unternehmerisch engagiert wie ihre Landsleute aus dem Süden. Eine starke Nord-Süd- Migration hat dazu geführt, dass im Süden viele Unternehmen — oft sogar die erfolgreichsten — von Migranten aus dem Norden geführt werden. Wissenschaftler sind zu dem Schluss gekommen, dass einer der wesentliehen Gründe für die Unterschiede in der Einstellung der lokalen Bürokratie zu suchen ist, die ein und dasselbe Investitionsgesetz völlig unterschiedlich anwendet (Vgl. The Economist 2005a). 2. Wirtschaftliche Eckdaten Das produzierende Gewerbe hatte 2004 einen Anteil von 40,9 % am BIP (davon die Hälfte Industrie) bei 12,9 % der Beschäftigten. Wichtigste Industriezweige sind die Nahrungsmittelverarbeitung, Tabak- und Textilindustrie, chemische und Elektroindustrie . Das durchschnittliche Industriewachstum betrug 1990-2003 10,9 % Pro Jahr (2004: +10,2 %). 2003 wurden 2,7 Mio. t Stahl produziert, 130.000 Elektro- und Dieselmotoren , 1,3 Mio. t Kunstdünger, 2 Mio. Fernsehgeräte, 487 Mio. m Stoffe, 3,7 Mio. Päckchen Zigaretten, 1,4 Mio. t Rohzucker, 23,3 Mio t Zement, 1.050 Mio. 1 Bier. Bedeutend bleibt die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, die 2004 noch 20,9 % des BIP ausmachte und in der noch 66 % der Bevölkerung beschäftigt sind (Wachstum 2004: +3,5 %). Bei vielen landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist Vietnam im weltweiten Vergleich in der Spitzengruppe der Exporteure: schwarzer Pfeffer (Nr. 1), Reis, Kaffee, Cashewnüsse (Nr. 2), Kautschuk (Nr. 4), Tee (Nr. 7). Dienstleistungen erbrachten einen (offiziellen) Beitrag von 38,2 % zum BIP, der Bereich wuchs um 7,5 %. Viele Leistungen werden hier allerdings auch in der „Schattenwirtschaft " erbracht. Nach dem Einbruch durch die SARS-Fälle kamen 2004 mit 2,9 Mio. mehr als doppelt so viele Touristen wie im Vorjahr. Der Tourismus gilt als eine der Zukunftsbranchen Vietnams, die ihr Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft hat. Der Anstieg des BIP beruht entscheidend auch auf den Exporten (51,1 % des BIP). 2004 wurden Waren im Wert von 26,5 Mrd. US$ exportiert, gegenüber 2003 (20,2 Mrd. US$) eine Steigerung von 31,2 %. Hauptexportgüter sind Rohöl (21,5 %), Textilien und Bekleidtmg (16,5 %), Schuhe (10,0 %), Fischereiprodukte (9,2 %), Reis (4,3 %), Holzprodukte (2,8 %) und Kaffee (1,9 %). Hauptabnehmerländern waren die USA (18,8 %), Japan (13,2 %), die VR China (10,3 °A), Australien (6,9 %), Singapur (5,2 %) und Deutschland (4 %). Auch die Importe nahmen deutlich zu: 2004 wurden Waren für 32 Mrd. US$ importiert , gegenüber 2003 (25,2 Mrd. US$) eine Steigerung von 26,9 %. Das Handelsbilanzdefizit betrug damit 5,5 Mrd. US$ (2003: 5 Mrd. US$). Hauptimportgüter waren Maschinen und Ausrüstungen (16,2 %), Kraftstoffe (11,1 %), Eisen und Stahl (7,9 %), Leder und Bekleidungsmaterial (7,0 %) sowie diverse andere Vorprodukte. Hauplieferländer waren 2004 die VR China (14,1 %), Taiwan (11,6 %), Singapur (11,3 %), Japan (11,1 %) und Südkorea (10,4 %). Außenhandel insgesamt (Mrd, USS) 2002 % 2003 % 2004 Einfuhr 19,7 +22,6 25,2 +27,9 32,0 +26,9 Ausfuhr 16,7 +11,3 20,2 +20,9 26,5 +31,2 Saldo -3,0 -5,0 -5,5 Außenhandel EU-Vietnam (Mio. Euro) 2002 % 2003 % 2004* %** Einfuhr d. EU 4.384 -1,9 4.542 +3,2 5.061 ±11,4 Ausfuhr d. EU 1.802 +1,4 1.989 +10,4 2.154 +8,3 Saldo -2.596 -2.553 -2.907 *bis 2003 EU-15, ab 2004 EU-25; **Veränderungen gegenüber d. Vorjahr (EU-25). Das Handelsbilanzdefizit wächst stetig. Für 2006 wird bereits mit einem . Fehlbetrag von 6,3 Mrd. US$ gerechnet. Insofern wirken sich vor allem die zurzeit noch fehlenden Raffineriekapazitäten negativ aus, die den Import petrochemischer Produkte erforderlich machen. Zudem ging der Preisverfall bei Agrarprodukten weiter. Vietnam kann sein HandelsbilanZdefizit vor allem aufgrund von ausländischen Direktinvestitionen , von Entwicklungshilfe und Überweisungen der Auslandsvietnamesen („Viet-Kieu") finanzieren. Die hohen Investitionszusagen von 4,1 Mrd. US$ (+35 %) sind ein Zeichen dafür, dass die makroökonomische Lage und die Aussichten von den 6 Investoren überwiegend positiv gesehen werden. Der tatsächliche Zufluss ausländischer Direktinvestitionen betrug 2,85 Mrd. US$ (±7,5 %). Hauptinvestoren waren im Zeitraum von 1988-2004 Singapur, Taiwan, Japan und Südkorea. Größte EU-Investoren waren Frankreich und die Niederlande. Auch die Geber von Entwicklungshilfe zeigen sich engagiert: Für 2005 wurden 3,44 Mrd. US$ an Hilfe zugesagt. Größte Geber waren 2004 Japan, die International Development Association und die Asian Development Bank. Eine erhebliche Summe, nämlich 3,8 Mrd. US$, überwiesen 2004 die 2,7 Mio. Auslandsvietnamesen. Die Brutto-Außenverschuldung betrug 2004 15 Mrd. US$ (2003: 13,3 Mrd. US$). Seit 2002 wird Vietnam von. der OECD im Hinblick auf das Kreditrisiko („country credit risk"), d. h. die Wahrscheinlichkeit, dass ein Land seine Auslandsschuld bedient, auf Risikostufe fünf (von sieben) eingestuft'. Vietnam ist Mitglied verschiedener Wirtschaftspakte: der Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC), der Association of South East Asian Nations (ÄSEAN) und der ASEAN Free Trade Area (AFTA). Letzteres bedeutet für Vietnam die VerpfliChtung, bis 2006 die Zölle fdr . die meisten landwirtschaftlichen und industriellen Erzeugnisse auf unter 5 % zu reduzieren. Der WTO Beitritt wird nunmehr für Sommer 2006 angestrebt. Die Verhandlungen mit der EU über die Bedingungen des WTO Beitritts sind bereits seit Oktober 2004 abgeschlossen. 3. Deutsch-vietnamesische Wirtschaftsbeziehungen Die deutsch-vietnamesischen Wirtschaftsbeziehungen haben sich auch 2004 weiter sehr positiv entwickelt: 2,12 Mrd. Euro wurden umgesetzt. Deutschland führte Waren im Wert von 1.347 Mio. Euro ein — ein Plus von 14,5 % im Vergleich zum Vorjahr — und exportierte Waren im Wert von 771 Mio. Euro — ein Zuwachs von 29,8 %. Seit 1996 hat sich das Handelsvolumen fast verdreifacht. Deutschland ist damit innerhalb der EU der größte Handelspartner Vietnams (29 % des Handels EU-Vietnam). Außenhandel Vietnam — Deutschland (Mio. Euro) — Quelle: BfAI 2002 • % 2003 % 2004 Dt. Einfuhr 1.172 -3,4 1.176 . +0,3 1.347 +14,5 Dt. Ausfuhr 530 +23,8 594 +12,1 - 771 +29,8 Saldo -642 . -582 -576 Deutschland importierte 2004 vor allem Schuhe (43,0 %), Bekleidung (18,3 %), Kaffee (8,1 %) und Möbel (8,1 %) und exportierte Luftfahrzeuge (28,9 %) Maschinen (22,7 %), elektrotechnische Erzeugnisse (7,5 %) komplette Anlagen (5,1 %), Kfz und 1 Ebenso wie z."13. Brasilien, Kolumbien, Indonesien oder die Türkei. China wird als „2" eingestuft, Deutschland — wie andere OECD-Mitgliedsstaaten mit hohem Einkommen als „0" 7 Kfz-Teile (4,9 %) und Elektronikprodukte (3,6 %). Durch die deutlich zu Buche schlagende Auslieferung von vier Airbus A 321.-Flugzeuge aus Hamburg nach Vietnam (ein fünftes im ersten Halbjahr 2005) kann allerdings leicht übersehen Werden, dass nach Ansicht des Auswärtigen Amtes „der Export von Maschinen und elektronischen Erzeugnissen unter seinem Potenzial verharrt." Wenn man diesen „Airbus-Effekt" abzieht sind die Exporte um 180 Mio. Euro niedriger. Der Anteil am EU-Handel läge dann aber immer noch bei ca. 27%. Für deutsche Investoren scheint Vietnam bislang im Schatten Chinas zu stehen. Mit Direktinvestitionen 2004 in Höhe von 12 Mio. Euro (2002: 6,0; 2003: 4,5) nimmt Deutschland bislang nur den 17. Rang unter den ausländischen Investoren ein (EU- , Investoren: 5.), obwohl die deutsche Wirtschaft in Vietnam besönders günstige Ausgangsbedingungen für Investitiönen vorfindet: Viele Fachkräfte sind in der ehemaligen DDR ausgebildet worden .und es existieren langjährige Verbindungen zu ostdeutschen Unternehmen. Aktuell sind ca. 240' deutsche UnternehMen und Organisationen in Vietnam vertreten, darunter ca. 50 produzierende Betriebe. 2004 erhielten acht deutsche Firmen Investitionslizenzen mit einem registrierten Gesamtkapital von 5,6 Mio. US$. Wichtige Wirtschaftsprojekte unter Beteiligung deutscher Firmen waren 2004: die Lieferung eines Zementwerkes (Polysiiis), Lieferung von 16 Diesellokomotiven (Siemens /Vossloh), Planung und Bai des Nationalen Konferenzzentrums in Hanoi (gmp/Inros Lackner). Allerdings ist zu berücksichtigen, dass deutsche Investitionen z. T. wegen der Zugehörigkeit der Investoren zu internationalen Konzernen nicht immer Deutschland zugeschrieben werden (z.B. 8 Metro-Großhandelsmärkte). über Hermes Bürgschaften können Geschäfte bis zu 20 Mio. Euro generell, größere Geschäfte bei erheblicher volkswirtschaftlicher Bedeutung abgesichert werden. Mit Vietnam bestehen ein Investitionsförder- 2 und ein Doppelbesteuerungsabkommen 3 . Die DIHK/AHK hat Büros in . Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt, in Hanoi ist auch ein Delegierter der Deutschen Wirtschaft ansässig. Die Bundesagentur für Außenwirtschaft betreut Vietnam von Thailand aus. 5 Im jährlichen Wechsel Wird seit 1997 das Deutsch- Vietnamesische wirtschaftspolitische Dialogforum in Deutschland oder Vietnam veranstaltet . Im Bereich der Entwicklungshilfe -ist Vietnam Schwerpunktland der deutschen entwicklungspplitischen Zusammenarbeit, die sich auf die Unterstützung der Wirtschaftsreform und den Aufbau der Marktwirtschaft, die Berufsbildung, den Schutz und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen einschließlich der Wasserversorgung, die Abwasser- und Abfallentsörgung sowie die Gesundheit, Familienplanung und die 2 Vertrag vom 3. April 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Republik Vietnam über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen, BGBI 1997, Teil II, S. 2117. In Kraft seit 19.09.199'8. • Abkommen vom 16. November 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland rund der Sozialistischen Republik Vietnam zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen. BGBl 1997, Teil II, S. 2623. In Kraft seit 20.11.1996. 4 Vgl. die Kontaktdaten unter: http://www.vietnam.ahk.de/ . Hier findet sich auch ein monatlicher Newsletter (Vietnam-Brief). 5 Ansprechpartner in der bfai: Herr Kahlert, Tel.: 0221 / 2057-209; E-Mail: kahlert@bfai.de -8 HIV/AIDS-Prävention konzentriert. Deutschland machte 2004 in den Bereichen Finanzielle und Technische Zusammenarbeit Zusagen von insgesamt 43 Mio. Euro. Die Gesannhilfe von 1990-2003 belief sich auf 457,7 Mio. Euro. 4. Probleme und Ausblick Auch wenn zurzeit die beeindruckenden wirtschaftlichen Erfolge das Bild bestimmen, ist der eingeschlagene Weg doch nicht ohne Risiken und Probleme. Durch starken Holzeinschlag und die schnelle Industrialisierung hat Vietnam zum einen mit Umweltproblemen zu kämpfen. Schätzungen gehen davon aus, dass nur noch ca. 10 % der Fläche von Primärwald bedeckt sind. Allerdings hat man begonnen Gebiete unter Schutz zu stellen (2003: 3,7 % des Landes) und Schritte gegen den unkontrollierten Einschlag von Edelhölzern zu unternehmen. Maßnahmen zum Schutz des Waldes werden als staatliche begünstigte Investitionsprojekte behandelt und erhalten öffentliche Entwicklungshilfe. Industrialisierung und Motörisierung führen zu Problemen vor allem in den großen Städten. In der Landwirtschaft werden noch massiv Düngemittel, Pestizide , Chemikalien und Hormone eingesetzt. Vietnam ist stark 'erosionsgefährdet und die FAO geht davon aus, dass schon 79 % der Landesfläche geschädigt sind. Aber auch wirtschaftlich bestehen Risiken. Die offizielle Arbeitslosenquote beträgt 5,6 % (2003:.5,8 %), in ländlichen Regionen dürfte sie aber bei 25-30 % liegen. Die Inflationsrate wird nach Jahren niedrigerer Werte mit 9;5 % angegeben, was neben den hohen Nahrungsmittel- und Energiepreisen auch auf die Finanzierung des Wachstums durch Kredite zurückzuführen sein dürfte. Insbesondere die hohen Kredite an Staatsunternehmen erweisen sich als. Belastung. Die öffentliche Verschuldung. lag 2004 bei ca. 65,9 % des BIP. Die staatlichen "Investitionen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich sind unverändert hoch (16,5 Mrd. US$). Die angekündigte neue Privatisierungspolitik muss erst noch in die Praxis umgesetzt werden. Der Privatsektor wurde zwar mit-Verabschiedung des Unternehmensgesetzes enorm gestärkt: die. Zahl der privaten Unternehmen stieg auf über 70.000. Trotzdem bleiben die Bedingungen für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig. Besonders der Zugang zu Land und Kapital ist für sie problematisch: Selbst wenn Banken bereit sind, Unternehmen Geld zu leihen, fehlt es diesen in der Regel an den erforderlichen Sicherungsmöglichkeiten. Die vom Staat verliehenen Landnutzungsrechte sind theoretisch übertragbar, in der Praxis fürchten viele .Banken allerdings, dass ihnen angesichts des unreformierten Gerichtssystems die gerichtliche Durchsetzung im Sicherungsfall nicht möglich wäre (The Econoniist 2004). Auch deifür Sommer 2006 angestrebte WTO-Beitritt birgt die bekannten Risiken: Auf den Wettbewerb nach dem - Wegfall von Zollmauem und nichttärifären Handelshemmnissen sind in der Regel nicht alle Akteure hinreichend vorbereitet. Wegen der 2004 9 ausgelaufenen Kontingentierung für Textilien und Bekleidung musste . Vietnam schon jetzt mit einem veränderten Wettbewerb dürch die starke' Konkurrenz aus China und , Indien zurechtkommen. Um den wirtschaftlichen Erfolg dauerhaft zu sichern, sind nach Ansicht von Fächleuten weitere unifangreiche Strukturreformen nötig: Neben der Umstrukturierung der defizitären . Staatsbetriebe. und der Modernisierung des Finani- und BankensektOrs (The. EconomiSt 2005b) werden insoweit vor allem noch der Aufbau einer effizienten Verwaltung und rechtsstaatlicher Strukturen genannt (Konrad-Adenauer-Stiftung 2005). Berlin, 17.11.2005 Literatur Auswärtiges Amt (2005a). Länderinformationen. Vietnam — Wirtschaft. htt ://wwviswärti es-amt.de [Stand: 17.1.1.20,05]. - Auswärtiges Amt (2005b). Bericht der Botschaft Hanoi vom 7. Januar 2005 Wirtschaftliche Entwicklung Vietnams 2004 http://www.auswärtigesamt .de/www/de/infoservice/downloacl/pdf/wirtschaftsberichte/190 wbl.pdf [ Stand: 17.11.2005]. Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) (2005). Vietnam — Wirtschaftsdaten aktuell — Außenwirtschaft (Datenbankrecherche der Hotline W v. 14.11.2005). Hein, Christoph (2005). Länderbericht Vietnam. 30 Jahre nach dem Sieg blüht der Kapitalismus. Die Aufbruchstimmung ergreift nun auch die Mitte des Landes. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 03.01.2005; S, 12 (Wirtschaft). Munzinger-Archiv (2005). Munzinger Online/Länder— 38/2005. Vietnam, Wirt= schaft im Überblick, Wirtschaftsstruktur, Außenhandel http://wWw.munzinger.de • [Stand: 16.11.2005]. Organisation for Economic Co-operation and Development (2005). Country Risk ClassifiCations of the PartiCipants to the Arrangement an Officially Supported Export Credits. Stand 21.10.2005 http://www.oecd.org/dataoecd/47/29/3782900.pdf [Stand: 15.11.2005]. Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.); Frehner, Willibold (2005). Vietnam 2005: Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Bericht vom 13.04.2005 http://www.kas.de/proj/horne/pub/72/1/year-2005/dokurnent_id-6652/index.html [Stand: 15.11.2005]. - The Economist (2004). The good pupil. Vietnam's economy. Vietnam has become one of the fastest-growing countries in Asia. In: The Economist v. 06.05.2004 http://wwW.economist.com/displayStory.cfm?story id=2653647 [Stand: 17.11.2005]. The EConomist (2005a). Vietnam. America lost, capitalism won. Thirty years alter Saigon fell, he south has prospered while the north has lagged. 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