Deutscher Bundestag Arbeitsplatzeffekte der „Grünen Gentechnik“ Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste WD 5 – 3000 - 124/10 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 2 Arbeitsplatzeffekte der „Grünen Gentechnik“ Verfasserin: Aktenzeichen: WD 5 – 3000 - 124/10 Abschluss der Arbeit: 13. September 2010 Fachbereich: WD 5: Wirtschaft und Technologie; Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Tourismus Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Begrifflichkeit und Quellenlage 4 2. Studien zu Arbeitsplatzeffekte 4 3. Arbeitsplätze und Förderung in den Bundesländern 10 3.1. Sachsen-Anhalt 10 3.2. Baden-Württemberg 10 4. Ausgaben des Bundes für Projekte der Grünen Gentechnik 10 4.1. BMZ 10 4.2. BMU 11 4.3. BMBF 11 4.4. BMELV 11 5. Europa und die Grüne Gentechnik 11 5.1. Frankreich 12 5.2. Großbritannien 13 5.3. Spanien 13 6. Fazit 14 7. Literaturverzeichnis 15 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 4 1. Begrifflichkeit und Quellenlage Bei der Darstellung der Arbeitsplatzeffekte der Grünen Gentechnik bzw. Agro-Gentechnik muss berücksichtigt werden, dass in zahlreichen Untersuchungen nicht zwischen dem weiteren Begriff der Biotechnologie1, der neben vielem anderen auch die Weiße (Industrie), Rote (Medizin und Pharmazie), Blaue (Meeresorganismen) Gentechnologie beinhaltet, und dem engeren Begriff der der Grünen Biotechnologie2 (Landwirtschaft und Pflanzen) unterschieden wird. Zudem wird in der Regel das spezielle Teilgebiet der Grünen Biotechnologie, die Grüne Gentechnik3 nicht gesondert untersucht. Außerdem werden zuweilen auch Techniken wie z. B. die Präzisionszucht, das so genannte smart-breeding4, zur Grünen Gentechnik gezählt. Smart-breeding benutzt zwar die Technologie der Grünen Gentechnik, überträgt allerdings keine artfremden Gene und erzeugt somit keine transgenen Pflanzen. 2. Studien zu Arbeitsplatzeffekte Die Angaben zu Arbeitsplatzeffekten der Grünen Gentechnologie differieren in der Literatur relativ stark. Im Endbericht an das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zu den „Beschäftigungspotenzialen in der Biotechnologie“ kommen die Autoren Menrad et al. 5 im Jahr 2003 zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2000 ca. 69.500 Arbeitsplätze in Deutschland direkt von der Biotechnologie abhingen, davon knapp die Hälfte, also 35.000 entfielen auf Universitäten und Forschungseinrichtungen . 167.000 Arbeitsplätze6 in der Pharmaindustrie, der (Fein)Chemie und der Umweltbionik würden indirekt durch die Nutzung biotechnologischer Methoden, Technologien oder Produkte beeinflusst. Auf die Pflanzenzüchtung entfielen etwa 2.900 Arbeitsplätze. 1 Die OECD definiert Biotechnologie wie folgt: „Biotechnologie ist die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf lebende Organismen, Teile von ihnen, ihre Produkte oder Modelle von ihnen zwecks Veränderung von lebender oder nichtlebender Materie zur Erweiterung des Wissensstandes, zur Herstellung von Gütern und zur Bereitstellung von Dienstleistungen.“; siehe unter http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation /DE/root,did=24666.html 2 auch als Pflanzen- bzw. Agrobiotechnologie bezeichnet 3 Die Grüne Gentechnik ist ein Bestandteil der Grünen Biotechnologie. 4 SMART ist ein Akronym für „Selection with Markers and Advanced Reproductive Technologies“ 5 Menrad et al. (2003); S. 121 f. 6 In diesen 167.000 Arbeitsplätzen ist die Biotechnologie für den Bereich Landwirtschaft so gut wie nicht enthalten , denn im Jahr 2000 hatte die Grüne Gentechnik, aufgrund des Quasi-Moratoriums der EU, das keine Marktzulassung gentechnisch veränderter Organismen ermöglichte, keine Bedeutung für Arbeitsplatzeffekte. Für das Jahr 2005 gingen die Experten des Frauenhofer ISI 2002 hingegen bereits davon aus, dass bei den Arbeitsplätzen im Agro-Genbereich ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen sein werde. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 5 Von der Biotechnologie beeinflusste Wirtschaftszweige seien sehr „wissensintensiv“. Ein hoher Anteil der Beschäftigten habe eine akademische oder Meister- bzw. Technikerausbildung. Aufgrund der Vorleistungseffekte belaufe sich das durch die Biotechnologie beeinflusste Beschäftigungspotenzial in Deutschland auf ca. 614.000 Arbeitsplätze.7 Laut Statistischem Bundesamt beschäftigten sich im Jahr 20048 149 Unternehmen mit Arbeitsfeldern der „Grünen“ Biotechnologie, die vom Statistischen Bundesamt als Pflanzen- und Lebensmittelbiotechnologie definiert wird. Unter den Sektor Pflanzen- und Lebensmittelbiotechnologie fallen neben der Entwicklung transgener Pflanzen, auch die Entwicklung und Anwendung von Bioverfahrenstechniken zur Nahrungsmittelveredelung sowie der Bereich Novel Food. Eine gezielte Aussage zur Grünen Gentechnik lässt sich anhand dieser Studie nicht treffen. Die Deutsche Bank Research beschreibt im Jahr 2004 in einer Branchenanalyse mit dem Titel „Kann die Gentechnik als Innovations- und Jobmotor dienen? Wie groß ist der volkswirtschaftliche Nutzen?“ das Beschäftigungspotenzial der gesamten Biotechnologie in Deutschland für die Jahre 2000, 2005 und 2010. Für das Jahr 2000 wird von 0,6 Mio. Beschäftigten ausgegangen, 2005 werden 1 Mio. und für das Jahr 2010 werden 1,6 Mio. Arbeitsplätze erwartet. 1,6 Mio. stellen einen mittleren Wert dar, denn bei restriktiver Verbreitung der Biotechnologie wird für 2010 von einer Wirkung von 1,3 Mio. Beschäftigen ausgegangen, bei starker Verbreitung sogar von knapp 2 Mio. Beschäftigten (siehe nachfolgende Darstellung): 7 Menrad et al. (2003); S. 122. 8 Eine neuere Untersuchung liegt nicht vor. Die Untersuchung trägt den Titel „Unternehmen der Biotechnologie in Deutschland“. Ergebnisse der Wiederholungsbefragung 2004. (vorausgegangen waren Befragungen in den Jahren 2000 und 2002); http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pk/2005/Biotechnologie /Publikation__Biotechnologie,property=file.pdf; S. 28. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 6 9 Bei der Grünen Biotechnologie geht die Analyse allerdings von einem Anteil an der gesamten Biotechnologie in Deutschland von unter 10 Prozent aus (siehe umseitige Abbildung): 10 9 http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000188094.pdf 10 http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000188094.pdf Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 7 Die Deutsche Bank Research kommt zu dem Ergebnis, dass Gentechnik allgemein als Jobmotor anzusehen sei, die Grüne Gentechnik weniger.11 Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) gab im Jahr 2005 ein Zehn-Standpunkte- Papier heraus12, in dem es hieß, dass in Deutschland rund 12.000 Arbeitsplätze13 in Pflanzenzüchtung und Saatgutproduktion von innovativen und wettbewerbsfähigen Produkten abhängig seien, ebenso die mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze in der Landwirtschaft sowie 4 - 5 Mio. im vor- und nachgelagerten Bereich. Im Juni 2006 veröffentlichte der BUND die Ergebnisse einer von der Universität Oldenburg durchgeführten Studie mit dem Titel „Grüne Gentechnik als Arbeitsplatzmotor? Genaues Hinsehen lohnt sich“ 14. Die Studie war u. a. in Auftrag gegeben worden, um Aussagen über immense Arbeitsplatzeffekte der Agro-Gentechnik zu überprüfen. Die Studie ermittelte ca. 500 privatwirtschaftlich finanzierte Arbeitsplätze, die sich mit der „Entwicklung und Produktion von gentechnisch veränderten Pflanzen befassen“.15 Die Studie gebe jedoch, laut Ausführungen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW)16, keine Auskunft über Arbeitsplätze im Bereich der Verarbeitung gentechnisch veränderter Pflanzen, der Zulieferbetriebe und über den Dienstleistungsbereich; ebenfalls fehlten Angaben zu öffentlich finanzierten Arbeitsplätzen an Universitäten und an Forschungseinrichtungen . Die BBAW wirft des Weiteren allerdings auch die Frage auf, dass solange ,wie durch die Grüne Gentechnik keine neuen Produkte angeboten, sondern nur die bisherigen Agrarprodukte anders technisch hergestellt würden, die grüne Gentechnologie als Rationalisierungstechnologie wirken und einen Arbeitsplatzabbau bewirken dürfte.17 In einer Prognos-Studie aus dem Jahr 2002 über erwartete Wachstumsraten für wichtige Biotechnologiesektoren für die Jahre 2005 bis 2020 wird für fast alle Biotechnologiesparten von einem Rückgang bei der Erwerbstätigkeit ausgegangen, im Bereich Landwirtschaft sogar von einem Rückgang bis zu 34 %. Lediglich im Bereich der Forschung und Entwicklung werden solide Zuwächse verzeichnet. Bei allen Sparten steigern sich Umsatz und Bruttowertschöpfung erheblich, bei der Landwirtschaft jedoch nur zu einem sehr geringen Teil (3% und 4%). 11 http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000188094.pdf 12 http://www.dib.org/Stellungnahmen/default2~cmd~shd~docnr~115610~rub~764~tma~1~nd~.htm 13 Die Zahl beruhte im Jahr 2005 auf einer mündlichen Aussage des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter; und kann heute auf den Internetseiten des Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter verglichen werden unter: http://www.bdp-online.de/de/Branche/Kennzahlen/ 14 http://www.gentechnikfreie-regionen.de/fileadmin/content/studien/allgemein/060726_gentechnikundarbeitsplaetze .pdf 15 http://www.gentechnikfreie-regionen.de/fileadmin/content/studien/allgemein/060726_gentechnikundarbeitsplaetze .pdf 16 BBAW; S. 73. 17 BBAW; S. 77. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 8 18 Die Informationsplattform Biotechnologie.de ermittelte in ihrer bereits zum vierten Mal durchgeführten Firmenumfrage zur Biotechnologie19, im Auftrag des BMBF, an der von insgesamt 666 angeschriebenen Unternehmen 567 Unternehmen teilnahmen, dass sich lediglich 5,2 Prozent der dedizierten20 Biotechnologieunternehmen mit Agrobiotechnologie befassen (siehe nachfolgende Abbildung): 21 18 Nusser et al.; S. 282 19 http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/Hintergrund/studien-statistiken,did=95742.html 20 Eine weitere definitorische Besonderheit im Zusammenhang mit Statistiken zu Biotechnologieunternehmen wird durch den Begriff „dediziert" hervorgerufen. Er bezieht sich auf die OECD-Definition und bezeichnet Unternehmen , die ganz oder überwiegend mit Methoden der modernen Biotechnologie arbeiten. http://www.biotechnologie .de/BIO/Navigation/DE/Hintergrund/studien-statistiken,did=95742.html 21 http://www.biotechnologie.de/BIO/Redaktion/PDF/de/umfrage/biotech-umfrage-2009,property=pdf,bereich =bio,sprache=de,rwb=true.pdf Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 9 Die Anzahl dedizierter Biotechnologieunternehmen wird im Jahr 200922 mit 501 angegeben. Wird davon ausgegangen, dass von den 501 Unternehmen ca. 5,2 Prozent auf Agro-Biotechnologie spezialisiert sind, ergäbe dies 26 Unternehmen. Auf die Anfrage der Verfasserin zur Entwicklung der Arbeitsplätze speziell im Bereich der Grünen Gentechnik führte die BIOCOM Projektmanagement GmbH aus: Die statistischen Angaben zu den Beschäftigungspotenzialen der Biotechnologie sind recht variabel . Ein Arbeitsplatzeffekt wurde jedoch bislang statistisch nicht berücksichtigt, er wurde in ei- 22 http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/root,did=109764.html 23 E-Mail vom September 2010 an Verfasserin Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 10 ner Pressemitteilung im März 2005 vom Vorsitzenden des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) formuliert: "Wenn die Agro-Gentechnik Arbeitsplätze hervorbringt, dann in den Laboren, in denen wir unsere Produkte auf Gentechnikfreiheit untersuchen lassen."24 3. Arbeitsplätze und Förderung in den Bundesländern Recherchen im Parlamentsspiegel ergaben lediglich einen belastbaren Hinweis auf die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der Agro-Gentechnik im Land Sachsen-Anhalt sowie einen Hinweis auf die Drittmittelförderung in Baden-Württemberg. 3.1. Sachsen-Anhalt Die Landesregierung25 gab im Jahr 2006 auf die Frage nach Anzahl, Art und Finanzierung der Arbeitsplätze im Bereich der Agro-Gentechnik in Sachsen-Anhalt ca. 1.300 Arbeitsplätze an. Arbeitsplätze , die ausschließlich mit reinen Forschungsaufgaben der Gentechnik befasst seien, ließen sich allerdings nicht gesondert ausweisen. Von den ca. 1.300 Arbeitsplätzen würden ungefähr 1.100 aus öffentlichen Mitteln finanziert und 200 aus der Privatwirtschaft. 3.2. Baden-Württemberg Das baden-württembergische Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum äußert sich zur Drittmittelforschung im Bereich Agro-Gentechnik wie folgt: „Das Drittmittelaufkommen im Bereich der Agro-Gentechnik liege offenbar bei jährlich etwa 30. 000 bis 70.000 Euro in den Etats der Hochschulen. Dem Vernehmen nach entstünden den Hochschulen, zumindest der Hochschule Nürtingen, durch diese Auftragsforschung jedoch Imageschäden.“26 4. Ausgaben des Bundes für Projekte der Grünen Gentechnik Die Ausgaben des Bundes für Projekte der Grünen Gentechnik seit der 14. Wahlperiode wurden am 22. September 2009 von der PStn Heinen-Esser– gegliedert nach Ministerien - wie folgt beziffert 27: 4.1. BMZ Die Gesamtausgaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) betrugen seit Oktober 1998 ca. 3,2 Mio. Euro. 24 http://www.boelw.de/pm+M5613d8b6b19.html 25 Sachsen-Anhalt; LT-Drs 4/2703 26 Stellungnahme des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum zu dem Antrag der Abg. Murschel u. a. GRÜNE. Agrogentechnik und Drittmittelforschung. Baden-Württemberg LT-Drs 14/2594. 27 Antwort der PStn Heinen-Esser auf die Schriftliche Frage (25) des Abg. Wissing; BT-Drs 16/14081. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 11 4.2. BMU Die Gesamtsumme des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) von 1998 bis 2009 belief sich auf 2. 980 614 Euro. 4.3. BMBF Das Bundesministerium für Forschung und Entwicklung (BMBF) hatte für den Zeitraum 1999 bis 2009 insgesamt über 66 Mio. Euro an Fördermitteln für Forschungs- und Entwicklungsprojekte (FuE-Projekte) zur Verfügung gestellt, davon entfielen 43 Mio. Euro auf FuE-Projekte zur biologischen Sicherheitsforschung. 4.4. BMELV Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) förderte Projekte, die genetische Veränderungen in Pflanzen zum Inhalt hatten, mit rd. 13,5 Mio. Euro. Forschungseinrichtungen in diesem Bereich förderte das BMELV mit 1 Mio. Euro jährlich (für den Zeitraum 1999 bis 2009 also insgesamt mit ca. 10 Mio. Euro). 5. Europa und die Grüne Gentechnik Nusser et al. verweisen im Jahr 2007 auf eine vom britischen Department of Trade and Industry (DTI) veröffentlichte komparative Statistik für Großbritannien, Europa und die USA. Die folgende Abbildung zeigt die Verteilung der Grünen Gentechnologie in den sieben Ländern Deutschland, USA, Schweiz, UK, Dänemark, Frankreich und Schweden: Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 12 28 Nusser et al. führen hierzu aus, dass die USA, Großbritannien, Dänemark und Schweden stärker als die restlichen drei Länder auf die Rote Gentechnologie setzen, auffällig sei auch, dass in den USA der Anteil der Biotechnologieunternehmen, die auf Grüne Gentechnik setzten, vergleichsweise gering ausfalle, obgleich die USA in der kommerziellen Nutzung der Grünen Gentechnologie eher führend sei. Das läge daran, das in den USA weniger kleine und mittlere Biotechnologieunternehmen in diesem Anwendungsgebiet tätig seien, sondern eher große Unternehmen aus der Chemischen Industrie und der Saatgutindustrie.29 Deutschland hat nach dieser Statistik einen relativ hohen Anteil an Grünen Biotechnologieunternehmen, da die Anzahl der Firmen erfasst wurde. In Deutschland sind relativ viele kleine und mittlere Biotechnologieunternehmen30 vorhanden . 5.1. Frankreich Frankreich31 hat wie Deutschland, Österreich, Polen und Ungarn den Anbau der Maissorte MON810 ausgesetzt. Inhaltlich konzentriere sich die biotechnologische Forschung in Frankreich vor allem auf die Bereiche Gesundheit und Ernährung, lautet eine Ausführung des BMFT aus dem Jahr 2006. In 28 Nusser et al. S. 213.; in der ANLAGE 1 sind die Grundlagen für die Statistik für die Länder USA, Großbritannien , Frankreich und Deutschland beigelegt. Siehe auch http://webarchive.nationalarchives .gov.uk/tna/+/http://www.dti.gov.uk/biotech03.3.pdf/ 29 Nusser et al. S. 219. 30 ANLAGE 2, Tabelle zum Vergleich der sieben DTI-Länder bzgl der Zahl der Beschäftigten in der Biotechnologie 31 Auf eine Antwort des französischen Parlaments konnte nicht zurückgegriffen werden, sobald eine Antwort vorliegt , wird sie nachgereicht. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 13 Frankreich sorge auch vor allem die Frage eines Haftungsfonds für Landwirte, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen, für Diskussionen.32 5.2. Großbritannien Die folgenden Angaben beziehen sich auf eine Antwort des britischen Parlaments vom 23. August 201033: Das BMBF konstatierte im Jahr 2006, dass die Biotechnologiebranche in Großbritannien als eine der führenden in Europa gelte. Insbesondere die Forschungsförderung von Seiten der Regierung habe in den vergangenen Jahren vor allem in der medizinischen Forschung zugenommen. 34 5.3. Spanien Das spanische Parlament schickte einige Hinweise auf Statistiken zu Arbeitsplätzen in der Biotechnologie (ANLAGE 3). 32 http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/Hintergrund/laender-im-fokus,did=35098.html 33 Sie wurden von der Verfasserin zusammengefasst und übersetzt. 34 http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/Hintergrund/laender-im-fokus,did=44450.html?list- BlId=74632&sortSelect=AscendingTitle&searchActionPage1=1&searchDateFrom=TT.MM.JJJJ&searchDate To=TT.MM.JJJJ Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 14 6. Fazit Rechtliche Hürden, Haftungsbestimmungen und insbesondere die fehlende Akzeptanz der Verbraucher lassen der Grünen Gentechnik nicht nur in Deutschland wenig Raum für die Entfaltung eines Beschäftigungspotenzials, das andere Bereiche der Biotechnologie durchaus aufweisen. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 124/10 Seite 15 7. Literaturverzeichnis Helmerichs, Thorsten; Grundke, Daniel (2006). Im Auftrag des BUND. „Grüne Gentechnik" als Arbeitsplatzmotor? : genaues Hinsehen lohnt sich. Erschienen: Oldenburg: Univ. Oldenburg Fakultät II Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaft, 2006; siehe auch unter http://www.gentechnikfreie-regionen.de/fileadmin/content/studien/allgemein/060726_gentechnikundarbeitsplaetze .pdf BMBF (Hrsg.) (2000). Bericht des Fachdialogs Beschäftigungspotenziale im Bereich Bio- und Gentechnologie im Rahmen des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit. September 2000. http://www.bmbf.de/pub/Beschaeftigungspotenziale_im_Bereich_Bio-_und_Gentechnologie .pdf Bundesregierung (2007). Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 07. Juni 2007. Arbeitsmarktpolitische Effekte der Agro-Gentechnik für den Mittelstand prüfen. BT-Drs 16/5562 Bundesregierung (2007). Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN vom 08. August 2007. 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Biotechnologie – ein zukunftssicherer Job-Motor. Wissenschaftliche Studie belegt starkes Beschäftigungs -Potenzial; Die Broschüre der IGBCE fasst die wichtigsten Ergebnisse der gemeinsam vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführten wissenschaftlichen Studie "Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungspotenziale der Biotechnologie in Deutschland" Nusser et al. (2007) zusammen. http://www.igbce.de/portal /binary/com.epicentric.contentmanagement.servlet.ContentDeliveryServlet/site_www.igbce .de/static_files/PDF-Dokumente/Schwerpunktthemen/Biotechnologie /ed34258339a56f799d37a210c5bf21ca.pdf Statistisches Bundesamt (2005). Unternehmen der Biotechnologie in Deutschland. Ergebnisse der Wiederholungsbefragung 2004; http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet /DE/Presse/pk/2005/Biotechnologie/Publikation__Biotechnologie,property=file.pdf