© 2017 Deutscher Bundestag WD 5 - 3000 - 122/16 Arbeitsplätze der Automobilindustrie und des Umweltverbundes Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 2 Arbeitsplätze der Automobilindustrie und des Umweltverbundes Aktenzeichen: WD 5 - 3000 - 122/16 Abschluss der Arbeit: 23.01.2017 Fachbereich: WD 5 Wirtschaft und Verkehr, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Definitorische Eingruppierung 4 2.1. Die Automobilindustrie 4 2.2. Der Umweltverbund 4 3. Datenlage 5 4. Mikrozensus des Statistischen Bundesamts (DESTATIS) 9 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 4 1. Einleitung Der Arbeit liegt die Frage der Anzahl der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie, im „Umweltverbund “ und in den mit dem Umweltverbund zusammenhängenden Branchen zugrunde. Einführend erfolgt hinsichtlich der Thematik eine definitorische Eingruppierung der beiden Begriffe der Automobilindustrie sowie des „Umweltverbundes“. Neben vorhandenen Branchenangaben wurde das Statistische Bundesamt (DESTATIS), aufgrund seiner einheitlichen Herangehensweise , um aussagekräftige Daten ersucht. 2. Definitorische Eingruppierung 2.1. Die Automobilindustrie Auf den Internetseiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) findet sich die folgende Branchenskizze1: „Die Automobilindustrie ist die größte Branche des Verarbeitenden Gewerbes und gemessen am Umsatz der mit Abstand bedeutendste Industriezweig in Deutschland. Die Unternehmen der Branche erwirtschaften einen Umsatz von über 404 Mrd. Euro und beschäftigen direkt über 790.000 Personen (2015, vorläufig). Die Automobilindustrie hat daher eine sehr hohe Bedeutung für Wohlstand und Beschäftigung in Deutschland. Die Fahrzeughersteller tragen gut drei Viertel zum Gesamtumsatz der Automobilindustrie bei. Knapp zwei Drittel des Umsatzes erzielt die Automobilindustrie im Ausland, insbesondere in den Ländern der Europäischen Union. Die Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie ist sehr stark ausdifferenziert. Die Fahrzeugfertigung erfordert den Zukauf von Teilen, Komponenten und Rohstoffen, so dass auch Branchen , die vordergründig wenig mit dem Automobilbau zu tun haben, an der Herstellung von Kraftfahrzeugen beteiligt sind und davon profitieren. Dazu gehören Investitionsgüter, Materialund Teilelieferungen u. a. aus der chemischen Industrie, der Textilindustrie, dem Maschinenbau, der elektrotechnischen Industrie sowie der Stahl- und Aluminiumindustrie. Außerdem sind Ingenieurbüros , Autohändler, Werkstätten und Tankstellen, aber auch weitere Dienstleistungen rund um das Auto direkt oder indirekt von der Automobilkonjunktur abhängig.“ 2.2. Der Umweltverbund Konrad Otto-Zimmermann, der das Konzept des Umweltverbundes entwickelte und publizierte, bemerkt in einem 1986 erschienenen Aufsatz den Begriff wie folgt2: 1 BMWi, Branchenfokus, Automobilindustrie. http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/branchenfokus,did=195924.html (letzter Abruf: 23.01.2017) 2 Konrad Otto-Zimmermann: Umweltverbund im Nahverkehr. In: Städte- und Gemeindebund. Band 2, 1986, S. 55–62 (Anlage 1). Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 5 „Das Konzept des Umweltverbundes wird getragen von einer neuen, sozial und ökologisch geprägten verkehrsplanerischen Philosophie: Allen Stadtbewohnern, also auch der Mehrheit derjeniger , die ein Auto nicht kaufen und fahren können, dürfen oder möchten (Kinder, Jugendliche, Alte, Suchtkranke, Behinderte, Führerscheinlose, Arme, Umweltbewusste) soll ein jedermann zugängliches , jederzeit verfügbares, flächendeckendes, umweltschonendes Grundverkehrssystem zu Verfügung stehen. Es besteht aus einem Verbund zwischen Fußgänger-, Fahrrad- und öffentlichem Nahverkehr. Der private Pkw wird als ergänzendes Verkehrsmittel für spezielle Zwecke betrachtet .“ Eine aktualisierte Definition ist den Internetseiten der Stadt Freiburg zu entnehmen3: „Der Begriff Umweltverbund kommt aus der Stadtplanung und bezeichnet die Gruppe der umweltverträglichen Verkehrsmittel: nicht motorisierte Verkehrsträger (Fußgänger und Fahrräder), öffentliche Verkehrsmittel sowie Carsharing. Ziel des Umweltverbunds ist es, Verkehrsteilnehmern zu ermöglichen, ihre Wege innerhalb des Umweltverbunds zurückzulegen und weniger auf das eigene Auto angewiesen zu sein“. Ergänzend bemerkt der „Verkehrswende in kleinen Städten e.V.“ in einer Verlautbarung4: „Langfristig kann sich der Umweltverbund durch die gezielte Einbindung von zusätzlichen Mobilitätsdienstleistungen (wie bspw. Mitfahrgelegenheiten, öffentliche Fahrräder, öffentliche Autos) zu einem Mobilitätsverbund entwickeln. Damit ist ein multimodales Verkehrsverhalten, also die situations- und angebotsgerechte Wahl des passenden Verkehrsmittels, noch einfacher möglich“. Im Umweltverbund spielen dementsprechend verschiedene Branchen eine Rolle, wobei die Autoindustrie über Carsharing, Busse und Taxigewerbe auch hier zu berücksichtigen ist. 3. Datenlage Die Statistikplattform statista hat ein Dossier Automobilindustrie Deutschland5 auf Grundlage von Angaben des Statistischen Bundesamts erstellt, das Aufschluss zu Trends und Fakten zu Automobilproduktion , Automobilhandel sowie zu der Zulieferindustrie in Deutschland gibt. Im Fokus der Datenerhebung stehen aktuelle Umsatz- und Beschäftigtenzahlen sowie Statistiken zu den Kunden und zur Nutzung. Dabei fließen, neben den bereits im Punkt 2.1 benannten direkten, auch indirekte Beschäftigungszahlen ein. 3 Freiburg.de, Clever unterwegs im Umweltverbund http://www.freiburg.de/pb/,Lde/232189.html (letzter Abruf: 23.01.2017) 4 Verkehrswerde in kleinen Städten e.V., Umweltverbund. http://www.verkehrswende-ev.de/umwelt.html (letzter Abruf: 23.01.2017) 5 statista-Dossier zur Automobilindustrie in Deutschland. https://de.statista.com/statistik/studie/id/6370/dokument/automobilindustrie-deutschland-statista-dossier/ (letzter Abruf: 23.01.2017) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 6 Weitere, differenziertere Beschäftigtenangaben sind dem Dossier nicht zu entnehmen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 7 Weitaus schwieriger erscheint die Datenlage zum Umweltverbund, da er im Gegensatz zur Automobilindustrie nicht als Branche bzw. Industriezweig wahrgenommen wird, sondern sich u.a. aus regionalen Verkehrsverbünden (Bus, Tram, Bahn) zusammensetzt, die nur den Beschäftigtenanteil ihrer Mitglieder abbilden. So geht der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV)6, dem auch die Deutsche Bahn angehört, innerhalb seiner Mitgliedsbetriebe von über 500.000 direkten und indirekten Arbeitsplätzen im ÖPNV sowie Schienengüterverkehr aus. Danach werden fast 12 Milliarden Euro allein von den ÖPNV-Unternehmen jedes Jahr für Investitionen und Vorleistungen ausgegeben. 90 Prozent davon fließen in die deutsche Wirtschaft. Insbesondere der regionale Mittelstand profitiere maßgeblich von Bussen und Bahnen. Das Fahrradindustrie-Dossier von statista listet 4000 direkt Beschäftigte der Fahrradindustrie auf7. *Die Statistik enthält die Anzahl der direkt Beschäftigten in der Produktion von Fahrrädern sowie Fahrradteilen und -zubehör. Nicht berücksichtigt wurden hingegen die indirekt Beschäftigten wie z.B. Distributionshelfer. 6 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV), Daten und Fakten https://www.vdv.de/Daten-_-Fakten.aspx (letzter Abruf: 23.01.2017) sowie Jahresbericht 2015, S. 30. https://www.vdv.de/jahresbericht---statistik.aspx (letzter Abruf: 23.01.2017) 7 statista-Dossier zur Fahrradindustrie in Deutschland https://de.statista.com/statistik/studie/id/7228/dokument/fahrradindustrie-statista-dossier/ (letzter Abruf: 23.01.2017) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 8 vivavelo, der Kongress der Fahrradwirtschaft8, beziffert die deutsche Fahrradwirtschaft mit 278.000 Beschäftigten. Das Gesamtvolumen der Fahrradwirtschaft, inklusive Tourismus, beläuft sich danach auf 16 Milliarden Euro. vivavelo wird von den folgenden 6 Verbänden getragen9: - Verbund Service und Fahrrad (VSF e.V.): gemeinnütziger Wirtschaftsverband mit 300 Mitgliedern aus Fachhandel, Industrie und Dienstleistung mit Sitz in Berlin. - Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG eG): umsatzstärkste Einkaufskooperation der Fahrradbranche in Deutschland mit Sitz und Zentrallager in Köln. - Zweirad-Industrie-Verband (ZIV): Vertretung der deutschen Fahrradindustrie mit rund 80 Mitgliedsunternehmen. - BICO Zweirad Marketing GmbH (Bike & Co): zweitgrößte Einkaufsgenossenschaft für den qualifizierten Fahrradfachhandel in Deutschland mit Sitz im ostwestfälischen Verl. - Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein Westfalen e.V. (AGFS): engagiert sich im einwohnerreichsten Bundesland für das Thema Nahmobilität, vor allem in den Ballungsräumen. Die AGFS ist langjähriger Partner des vivavelo Kongresses. - Bundesverband eMobilität (BEM): steht für die Stärkung und Weiterentwicklung der eMobilität in Deutschland. Für den BEM sind dabei E-Bikes/Pedelecs ein wichtiger Baustein. Der BEM unterstützt vivavelo seit 2014. Eine Komplettübersicht des gesamten Netzwerks, unterteilt nach Wirtschaftsverbänden, Einkaufskooperation , Verbraucherverbänden etc., ist dem nachfolgenden Link zu entnehmen: https://www.vivavelo.org/brancheninfo/verbaende/wirtschaftsverbaende/ (letzter Abruf: 23.01.2017) Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband e.V. (BZP)10 beziffert seinen Verkehrsbereich mit über 92.000 Taxis und Mietwagen, mehr als 36.000 Unternehmen, über 700 Taxizentralen und insgesamt weit über 200.000 Beschäftigten. 8 vivavelo, Wirtschaftsdaten. https://www.vivavelo.org/brancheninfo/wirtschaftsdaten/arbeitsplaetze-wertschoepfung/ (letzter Abruf: 23.01.2017) 9 vivavelo, Verbände. https://www.vivavelo.org/partner/verbaende/ (letzter Abruf: 23.01.2017) 10 TAXIPEDIA – Wissenswertes rund ums Taxi, Internetplattform des Deutschen Taxi- und Mietwagenverband e.V. (BZP) http://taxipedia.info/taxen-und-mietwagen-sichern-arbeitsplaetze/ (letzter Abruf: 23.01.2017) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 9 Das Problem der einheitlichen, umfassenden Erfassung: Die Datenlage erscheint für beide Wirtschaftsbereiche/-sektoren (Automobilindustrie und Umweltverbund ) im Sinne der Vergleichbarkeit zu fragmentiert, so dass als detaillierteste amtliche Datenquelle zur Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen, die für den gesamten Arbeitsmarkt und alle Beschäftigungsverhältnisse (abhängig Beschäftigte, Selbständige, unbezahlt mithelfende Familienangehörige) Aufschluss gibt, nur der Mikrozensus des Statistischen Bundesamts (DESTATIS) in Frage kommt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es zwischen den gegenübergestellten Sektoren „Automobilindustrie “ und „Umweltverbund“ Überschneidungen gibt. So sind z.B. Produktion von Taxen und Carsharing-Fahrzeugen Teil der Statistik der Automobilindustrie. 4. Mikrozensus des Statistischen Bundesamts (DESTATIS) Das Statistische Bundesamt (DESTATIS) hat auf der Basis des Mikrozensus 2015 eine tabellarische Zusammenstellung der Erwerbstätigen nach Wirtschaftsbereichen auf der Ebene des 3-Stellers der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008)11 erstellt (Anlage 2). Die aus Sicht von DESTATIS relevanten Wirtschaftsbereiche, die zum Automobilsektor zählen, wurden dabei gelb markiert. Die entsprechenden Wirtschaftsbereiche, die ggf. dem Segment "Umweltverbund" zuzurechnen sind, wurden grün gekennzeichnet. Zur Sparte Umweltverbund wurden auch die Wirtschaftsbereiche des nicht-straßengebundenen Gütertransports hinzugezählt , der straßengebundene Gütertransport konsequenterweise zum Automobilsektor. Im Ergebnis lässt sich die Zahl der Erwerbstätigen für beide Branchen 2015 aufgrund der Klassifizierung von DESTATIS wie folgt zusammenfassen: Beschäftigte insgesamt Anteil in 1.000 in % Automobilsektor 2 154 5,3 Umweltverbund 487 1,2 Die o.g. Berechnungsergebnisse wurden in der Anlage, d.h. am Ende der Übersicht, nochmals aufgeführt. Die von DESTATIS übersandten Angaben zur Beschäftigung nach Wirtschaftsbereichen aus dem Mikrozensus 2015 gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008) lassen leider keine differenzierte bzw. alleinige Darstellung der Beschäftigten z.B. im Bereich Fahrradherstellung und -zulieferer zu. Die entsprechenden Daten sind in der WZ 2008-Position "309: Herstellung von Fahrzeugen a.n.g. (anderweitig nicht genannt)" enthalten. Hierzu zählt jedoch neben den Beschäftigten im Bereich der Herstellung von Fahrrädern auch die der Erwerbstätigen in der Herstellung von Krafträdern, Behindertenfahrzeugen und sonstiger Fahrzeuge. 11 DESTATIS, Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008) https://www.destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/GueterWirtschaftklassifikationen/Content75/Klassifikation WZ08.html (letzter Abruf: 23.01.2017) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 122/16 Seite 10 Eine tiefergegliederte Auflistung gemäß WZ 2008 wird im Mikrozensus nicht veröffentlicht, da für viele Wirtschaftsbereiche die Zahl der Beschäftigten eine hochgerechnete Größenordnung von 5 000 Personen unterschreitet. Hochgerechnete Ergebnisse unter 5 000 Personen werden in veröffentlichten Mikrozensus-Tabellen wegen der Größe ihres relativen Standardfehlers und des damit verbundenen geringen Aussagewertes durch einen Schrägstrich („/“) ersetzt. Auch die DESTATIS vorliegenden Daten der Bundesagentur für Arbeit zur Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen beinhalten keine Aufgliederung ausschließlich für die im Bereich Fahrradherstellung/-zulieferer Beschäftigten. ***