Deutscher Bundestag Holzmobilisierung im Kleinprivatwald Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste WD 5 – 3000 - 118/11 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 2 Holzmobilisierung im Kleinprivatwald Verfasser: Aktenzeichen: WD 5 – 3000 - 118/11 Abschluss der Arbeit: 05. 09.2011 Fachbereich: WD 5: Wirtschaft und Technologie, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Tourismus Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Nutzungshemmnisse im Kleinprivatwald und Strategien der Holzmobilisierung 5 3. Förderpolitik 7 3.1. Ausgangslage 7 3.2. Förderrichtlinien der Länder 9 3.3. Innovative Ansätze zur Holzmobilisierung 11 4. Fazit 12 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 4 1. Einleitung Die Marktsituation für Holz hat sich innerhalb weniger Jahre grundlegend geändert. Befasste sich die im Jahr 2004 von der Bundesregierung vorgestellte „Charta für Holz“ noch mit Überlegungen zur Erschließung neuer Absatzmärkte für forstwirtschaftliche Produkte, so waren schon 2005 Steigerungen der Holzpreise zu verzeichnen, die mit der Verknappung des Angebots – insbesondere durch wachsende Exporte - erklärt wurden. Aber auch die privaten Haushalte und das Baugewerbe fragen Holz seit einigen Jahren zunehmend nach. In Deutschland, wie auch in den europäischen Nachbarländern reagierte die Sägeindustrie mit erheblichen Kapazitätserweiterungen. Aus dieser Entwicklung resultiert inzwischen ein spürbarer Lieferengpass, obwohl gleichzeitig auch die ungenutzten Holzvorräte immer weiter gewachsen sind. Haben es die Forstbetriebe in Staatswald und Körperschaftswäldern wie auch in größeren Privatwäldern vermocht, die steigenden Preise in eine positive Ertragslage und eine annähernd vollständige Nutzung des Nachwuchspotenzials umzumünzen, so stagnieren Einschlag und Lieferungen im Kleinprivatwald unverändert. Nach den Ergebnissen der Bundeswaldinventur liegt dort der Großteil der nicht genutzten Einschlagpotenziale von 30% des Holzzuwachses. Vor diesem Hintergrund hat sich das Interesse der Forstförderung in den vergangenen Jahren den Nutzungshemmnissen im Kleinprivatwald, und dort speziell den Möglichkeiten der Mobilisierung Forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse zugewandt, umso mehr, als der Abbau staatlicher Dienstleistungen durch Einsparungen bei den unteren Forstbehörden einen schrittweisen Rückzug des Staats aus der Beratung und Betreuung zur Folge hatte. Zwar werden Betreuungsleistungen weiter als Dienstleistung erbracht, sind aber deutlich teurer geworden, so dass die Waldbesitzer zunehmend von ihren eigenen Selbsthilfeeinrichtungen abhängig werden. Ein übriges bewirkt der rasch fortschreitende Konzentrationsprozess in der Säge- und Holzindustrie. Hatte sich der Holzmarkt infolge dieses Prozesses zu Zeiten eines Überangebots zu einem Käufermarkt entwickelt , so haben die Anbieter mit der wachsenden Nachfrage an Marktmacht gewonnen, vorausgesetzt , sie verfügten über hinreichend große Liefermengen. Ist dies im Staats- und Körperschaftswald wie auch in großen privaten Forstbetrieben gegeben, so sehen sich die Kleinbetriebe, deren Angebot früher von den Forstämtern gebündelt und mit abgesetzt wurde, von der Marktentwicklung abgekoppelt. In den vergangenen fünf Jahren wurden die Förderrichtlinien der Bundesländer im Hinblick auf die Holzmobilisierung im Kleinprivatwald geändert und ergänzt. Die entsprechenden Mittel stammen überwiegend aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK). Im Forst-Aktionsplan der EU1 wurden Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) u.a. für den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzern bereitgestellt, um der Fragmentierung dieses Sektors zu begegnen. Parallel dazu haben einzelne Bundesländer damit begonnen, mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)2 Förderprogramme für den „Cluster Holz“ einzurichten, in denen Public Private Partnerships (PPP) zwischen Forstverwaltungen, holzverarbeitender Industrie und Privatwald im Wege der Projektförderung aufgebaut werden. Nachfolgend werden die verschiedenen Förderkulissen aus dem Blickwinkel des Problems der mangelnden Holzmobilisierung im Kleinprivatwald näher betrachtet. 1 Mitteilung an den Rat und das Europäische Parlament über einen Forstaktionsplan, KOM(2006) 302 endgültig, Brüssel 15.9.2006 2 Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 5 2. Nutzungshemmnisse im Kleinprivatwald und Strategien der Holzmobilisierung Als Folge der relativ geringen Einschlagtätigkeit haben laut Ergebnissen der Bundeswaldinventuren I und II die Holzvorräte im Privatwald bis 200 ha zwischen 1987 und 2002 um ca. 20 % zugenommen , während der Einschlag in Staats- und Körperschaftswäldern sich der Nachhaltigkeitsgrenze nähert3. Als Gründe für den geringen Mobilisierungsgrad in Privatwäldern werden in der Literatur übereinstimmend mehrere Faktoren genannt. Das häufig zitierte Fehlen des Interesses der individuellen Waldbesitzer kann verschiedene Ursachen haben: Einzelne Waldbesitzer wissen gar nichts von ihrem Besitz. Andere – häufig Erben – leben weit entfernt und in rein urbanem Umfeld. Wieder andere sind ausgeprägte Individualisten, die nur ungern mit Beratern , anderen Waldbesitzern oder mit Zusammenschlüssen bzw. mit Dienstleistern in Verbindung treten. In vielen Fällen, in denen Kleinwaldbesitzer grundsätzlich verkaufsbereit sind, fallen zu geringe Vermarktungsmengen an, so dass Einschlag und Transport nicht lohnend zu bewerkstelligen sind. Häufig sind die Grundstücke auch nicht hinreichend mit Waldstraßen erschlossen und deshalb für schwere Erntegeräte und Transportfahrzeuge nicht zugänglich. Besonders fällt auf, dass ökonomische Beweggründe bei allen untersuchten Gruppen von Waldbesitzern nicht im Vordergrund der Entscheidungen stehen und bei einigen Gruppen völlig nachrangig sind. Am ehesten richten noch Waldbauern ihre Entscheidungen an wirtschaftlichen Kriterien aus. Allerdings schwindet deren Anteil im Zuge des landwirtschaftlichen Strukturwandels zunehmend. Waldbesitzer, für die die Freude am Wald, ökologische Aspekte oder der Besitz als Statussymbol vorrangig sind, stehen der Holznutzung eher kritisch bzw. negativ gegenüber. In einer Veröffentlichung der Universität Freiburg heißt es hierzu: „Längst nicht mehr alle Eigentümer leben in jener Gemarkung, in der ihr Wald wächst…Trotzdem ist die räumliche 3 Die Angaben für die Bundeswaldinventur III werden in den Jahren 2011/2012 aufgenommen, so dass neuere Zahlen nicht flächendeckend verfügbar sind. aus: Behrendt, Rupp (2006) Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 6 Distanz nicht der wichtigste Grund für fehlende Präsenz. Entfernungen sind leichter zu überwinden als die Barrieren in den Köpfen. Insofern gilt das Augenmerk der Forschung längst nicht mehr nur dem Wald und seinen Potenzialen. Die Schlüsselfragen mussten neu gestellt werden: Wie gut passt der Waldbesitz ins Leben der Waldbesitzer, wenn sie keinen Hof bewirtschaften? Wie viele Dinge konkurrieren um ein knappes Zeitbudget? Die Antworten fallen aus Sicht der Forstwirtschaft ernüchternd aus. Mit jedem Generationswechsel verlieren die Familien ein wenig von dem, was sie zu Bauern machte: Die Zeit, um in den Wald zu gehen, die Maschinen, um das Holz zu ernten und schließlich die Überzeugung, dass der Wald die stete Pflege seines Eigentümers braucht.4“ Die zunehmende Urbanisierung des Waldbesitzes oder auch des Lebensstils von ländlichen Eigentümern reduziert somit fraglos das Volumen des technisch und ökonomisch realisierbar erscheinenden Mobilisierungspotenzials , es sei denn, es entwickelt sich ein entsprechendes Dienstleistungsangebot für den hier angesprochenen Typus von Waldbesitzern im Sinne von „Rundum-Sorglos-Paketen“ für Einschlag, Transport und Vermarktung, in welchen auch auf individuelle Ziele des einzelnen Besitzers eingegangen wird. Diese Angebote – insbesondere die Waldpacht oder der Holzeinkauf ab Stock -können prinzipiell sowohl von größeren Privat-Forsten als auch von Betrieben der Holzindustrie, von externen Dienstleistern, aber auch von größeren Forstbetriebsgemeinschaften bzw. Forstwirtschaftlichen Vereinigungen aus oder auch in Kooperationsmodellen organisiert werden. Auch wo Waldbesitzer in Forstlichen Zusammenschlüssen, speziell in Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) organisiert sind, ist festzustellen , dass auch diese „oftmals traditionell kaum nutzungsorientiert“ sind (Becker et al. 2007)5. 4 www.ifp.uni-freiburg.de/FoPo/so-bunt-wie-das-leben-waldbesitz-heute 5 In einem Interview äußert sich der Hauptautor wie folgt: „Viele Experten, die sich mit der Holzmobilisierung befassen, gehen auch heute noch davon aus, dass alle Waldbesitzer ein ökonomisch-rationales Verhalten an den Tag legen würden. Dies führt zu der Annahme, dass die Erwartung eines finanziellen Überschusses ausreicht, um eine Holznutzung im Privatwald in Gang zu setzen. Tatsächlich haben die Waldbesitzer eine ganze Palette von ökonomischen und außerökonomischen Zielsetzungen, setzen also für sich oft andere als finanzielle Prioritäten . Dies führt zu Handlungsweisen, die auf den ersten Blick nicht „rational“ erscheinen, aber sehr häufig eine tiefe emotionale Bindung an den eigenen Wald offenbaren.“ Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 7 leicht verändert übernommen aus Behrend, Rupp, 2006 An derselben Stelle wird angemerkt, dass im Durchschnitt nur ein Drittel der Mitglieder sich für die Nutzung interessiert und die Verlässlichkeit der Holz-Bereitstellung zu wünschen übrig lässt. Sofern Geschäftsführung oder –Vorsitz von FBG durch staatliches Forstpersonal wahrgenommen werden – wirkt dies „in manchen Fällen hemmend auf deren Entwicklung“. Oder aber ehrenamtliche FBG-Geschäftsführer „reiben sich auf“, ohne unternehmerische Wirkung zu entfalten. Schließlich reduziert der zunehmende, aber zu tolerierende Wunsch nach Eigenversorgung (Brennholz) das Mobilisierungspotenzial. 3. Förderpolitik 3.1. Ausgangslage Das laufende Waldprogramm des hier beispielhaft betrachteten Landes Brandenburg postuliert: „Einen Schwerpunkt der staatlichen Unterstützung bildet die Herausprägung eines Unternehmertums bei den privaten Waldbesitzern als Voraussetzung für die Entwicklung der regionalen Forstund Holzwirtschaft. Forstwirtschaftliche Zusammenschlusse ermöglichen für den kleineren Waldbesitz die aktive Marktteilnahme und wirtschaftliches Handeln. Die Förderung ihrer Entwicklung bildet den Schwerpunkt forstpolitischer Maßnahmen“….“Aufgrund der vorhandenen kleinteiligen Besitzstrukturen sind Forstwirtschaftliche Zusammenschlusse eine unabdingbare Voraussetzung zur effektiven Waldbewirtschaftung und Bündelung des Holzaufkommens. Sie sind daher entsprechend zu fördern.“ Dies korrespondiert mit der Handlungsempfehlung des Bundeswaldprogramms im Hinblick auf „Finanzielle Förderung der Professionalisierung von forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen, um echte Hilfe zur Selbsthilfe zu sein“ und mit ähnlichen Formulierungen in anderen Landes-Waldprogrammen. Angesichts der Situationsbeschreibung im vorausgegangenen Kapitel stellt sich die Frage, inwieweit die in Kraft befindlichen Regelungen der Förderrichtlinien den formulierten Ansprüchen gerecht werden können. Bereits ein Blick auf die durchschnittlichen Mitgliedsflächen der bestehenden FBGen lässt Zweifel bezüglich der Validität einer einseitig ausgerichteten bzw. einheitlich für alle Bundesländer ausgestalteten Strategie zur Vergrößerung bzw. Zusammenlegung der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse aufkommen. Ein Rechenbeispiel des Informationsdienstes Holzmobilisierung unterstellt eine Mitgliedsfläche von 15000 ha Wald als Basis für einen perspektivisch aussichtsreichen , d,h. mit einer professionellen Geschäftsleitung ausgestatteten Zu- Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 8 sammenschluss (s. S.8). Bei einer durchschnittlichen Fläche von 5,15 ha pro privatem Waldbesitzer würde dieser Standard im Land Brandenburg den Zusammenschluss von ca. 3000 Eignern pro FBG und die Erfassung der 99.000 Waldbesitzer in ca. 30 FBGen erfordern. Gegenwärtig sind 27 %, d.h. 22.000 der Waldbesitzer in 407 FBGen mit durchschnittlich 360 ha Mitgliederfläche organisiert , wobei die Mitglieder individuell sämtlich mit Flächen >10 ha ausgestattet sind. Nur 31 FBGen mit einer Gesamtmitgliedszahl von 4.772 Waldbesitzern erreichen die Größenordnung > 1000 -< 5000 ha Mitgliedsfläche. Die Mitgliedszahl der brandenburgischen FBG in Brandenburg variiert in den einzelnen Größenklassen zwischen 20 (Fläche pro Mitglied 2 ha) und150 (Fläche pro Mitglied 10 ha)6. Nach Henseling, Rupp (2006), S.8 sind bei weitem nicht alle 407 Forstbetriebsgemeinschaften in Brandenburg tatsächlich aktiv. „Viele dieser forstlichen Zusammenschlüsse in Deutschland „schlummern“, das heißt sie wurden hauptsächlich zur Erlangung von Fördergeldern gegründet, schöpfen aber keinesfalls ihr wirtschaftliches Potenzial aus“, heißt es dort. Weiter wird ausgeführt: „Die heute bestehenden Forstbetriebsgemeinschaften werden von den großen Betrieben der Holzindustrie eher als problematisch eingeschätzt: die Vermarktungseinheiten sind in der Regel zu klein und zu wenig dienstleistungsgerecht für die großen Abnehmer (zu geringe Angebotsmengen, unzureichende Professionalisierung , Unstimmigkeiten unter den Mitgliedern)“. Das mit Abstand größte Kontingent bilden die individuell wirtschaftenden Waldbesitzer mit Flächen <10 ha. In dieser Gruppe besitzen ca. 72.000 Eigentümer mit 153.000 ha mehr Wald als alle organisierten Waldbesitzer zusammen. 6 Angaben errechnet aus Clusterstudie Forst und Holz in Brandenburg, MULV 2005, S 4. abrufbar unter www.rohholzverbraucher.de/downloads/getfile.php?id=1260 Quelle: http://www.info-holzmobilisierung.org FBG FV Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 9 aus: Henseling, Rupp (2006) 3.2. Förderrichtlinien der Länder Es fällt auf, dass an keiner Stelle der umfangreichen Literatur zur Holzmobilisierung, auch nicht in den Verlautbarungen von Waldbesitzerverbänden und von Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen , eine unzureichende Ausgestaltung der Förderkulisse als wesentliches Hemmnis genannt wird. Dennoch fällt bei näherem Studium einzelner Richtlinienwerke auf7, dass diese in Teilen Mindestvoraussetzungen für die Förderung enthalten, die kaum Steuerungswirkung im Sinne der Heranbildung wirtschaftlicher und professionell geführter Zusammenschlüsse entwickeln dürften. Andererseits wirken einzelne Auflagen sehr kleinteilig und wenig einladend auf professionell orientierte Akteure. Dies könnte – über die generell verbreitete Zurückhaltung der Waldbesitzer gegenüber größeren Zusammenschlüssen und der Furcht vor dem Verlust des in kleineren Einheiten gepflegten „Wir-Gefühls“ hinaus - ein Motiv dafür sein, dass statt der Zusammenfassung zu größeren FBGen häufig der direkte Weg in die (geringer geförderten) FV, in die Gründung privater Dienstleistungsgesellschaften oder in die Kooperation mit externen Dienstleistern bzw. mit der Holzindustrie bevorzugt wird8. Die Förderrichtlinie des MULV Brandenburg nennt in Abschnitt II (Zuwendungsvoraussetzungen ) ein Minimum von 100 Mitgliedern und 800 ha als Mindest-Mitgliederfläche einer förderungswürdigen FBG9. Diese Kriterien dürften nur bei knapp 10 % der in der Statistik auftauchenden FBGen erfüllt und für weitere 10 % theoretisch erfüllbar sein. (s.Tab.). Dass die Schwellensetzung ihrerseits ein nennenswertes Motiv für nicht organisierte Walbesitzer oder Mitglieder kleinerer FBGen zur Bildung wettbewerbsfähiger Großeinheiten bildet, darf angesichts der Ausgangslage bezweifelt werden. Andererseits ist die Beschränkung der Förderung auf größere Einheiten mit der Perspektive dauerhaft wirtschaftlicher Arbeitsweise im Interesse der effizienten Mittelverwendung durchaus legitim (s. a. Empfehlungen von Wippel et.al. 2011; Abb 2 auf S 10). Die Förderrichtlinien des Landes Thüringen setzen pro FBG eine minimale Mitgliedsfläche von 50 ha für Erstinvestitionen voraus, für die Zahlung von Mobilisierungsprämien werden 500 ha 7 Hier wurden die Richtlinien der Länder Brandenburg, Thüringen und Sachsen herangezogen, in denen die Besitz - und Organisationsstrukturen im Privatwald besonders kleinteilig sind. 8 Lt. Behrend, Rupp (2006), entschließen sich Waldbesitzer verstärkt ausgelagerte Holzvermarktungsgesellschaften zu gründen, um ihre Marktposition zu stärken und einen größeren Anteil der Wertschöpfungskette zu besetzen. Im Gegenzug organisieren Holzwerke zunehmend Aufkäufe ab Stock in Kooperation mit privaten Dienstleistern. 9 Das Bundeswaldgesetz fordert für die Anerkennung von FBGen ein Minimum von lediglich 7 Mitgliedern. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 10 Mitgliedsfläche gefordert; zusätzlich gibt es nach Baumarten differenzierte Mindestvermarktungsmengen und eine kaum zu überblickende Anzahl von Zuschussbegrenzungen für jede einzelne Fördermaßnahme bzw. Kombinationen derselben. Das Land Sachsen stellt Mobilisierungsprämien in den Mittelpunkt der Förderung und setzt relativ hohe Mindestvermarktungsgrenzen fest. Zusätzlich wird eine Zertifizierung des vermarkteten Holzes nach FSC oder PEFC-Standards gefordert und verlangt, „dass sich 10 % (ab 2013: 25%) der Mitgliedsfläche einer FBG aus Betrieben zusammensetzt, die als Einzelbetrieb eine Fläche von 50 Hektar nicht überschreiten“. Zusammen mit der Vorschrift des Bundeswaldgesetzes, nach der FBGen und FV bei ihren Aktivitäten einen „wesentlichen Wettbewerb auf dem Holzmarkt“ bestehen lassen müssen, dürften solcherlei Vorgaben die ohnehin schwach ausgebildete Motivation der Kleinwaldbesitzer zur Kommerzialisierung nur wenig beflügeln, zumal die Fördergegenstände aus ihrer Sicht offenbar von geringer Relevanz sind. In einer flächendeckend angelegten Befragung von Waldbesitzern und unteren Forstbehörden in Baden- Württemberg wurden im Hinblick auf verbesserte Nutzung der Holzvorräte investiven Maßnahmen in Waldbau und Infrastruktur ein wesentlich höherer Stellenwert zugemessen als Zusammenschlussspezifischen Instrumenten. (Wippel et.al.) In den schriftlichen Befragungen wurde konkret nach der Mobilisierungsprämie als Instrument zu einer vermehrten Holzbereitstellung gefragt . Über zwei Drittel der befragten Forstbetriebsgemeinschaften schätzt dieses Instrument als eher unbedeutend oder unbedeutend ein. Noch deutlicher ist diese Einschätzung bei den unteren Forstbehörden vorzufinden: 90 % halten das Instrument für eher unbedeutend oder unbedeutend. Die zitierte Untersuchung rät im Kapitel Ergebnisse zu einem an die jeweilige Situation angepassten Sortiment an Förderinstrumenten (s. nebenstehendes Diagramm), in welchem die Förderung Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 11 von Zusammenschlüssen sich auf Fälle mit größerem durchschnittlichem Waldbesitz und hohem Nadelholzanteil beschränkt. 3.3. Innovative Ansätze zur Holzmobilisierung Wie in den vorausgehenden Kapiteln dargelegt sind es nicht in erster Linie ökonomische Kriterien , die das Interesse der Klein- und Kleinstprivatwaldbesitzer zur Erschließung ihrer Holzvorräte bestimmen. Vor allem aber ist diese Gruppe derart heterogen zusammengesetzt, dass eine Förderung nach einheitlichem Strickmuster nahezu zwangsläufig an den Interessen der Individuen wie auch der bestehenden Zusammenschlüsse vorbeigehen muss. Der im Vergleich der Bundesländer relativ hohe Organisierungsgrad der Waldbesitzer wie auch die erhöhte Mobilisierungsrate in Bayern und in Baden-Württemberg sind –neben der deutlich besseren Erschließung mit Waldstrassen- nicht auf eine besondere Ausprägung der Förderkulisse, als vielmehr auf die dort seit langem gewachsenen und erhaltenen Strukturen der Selbstorganisation im ländlichen Raum zurückzuführen. Wo solche Strukturen und von der Basis initiierten Initiativen nur rudimentär vorhanden oder inaktiv sind, etablieren sich zunehmend externe Bewirtschaftungslösungen. Durch die Gründung von Holzeinkaufsgesellschaften verfolgen z.B. Akteure der Holzindustrie verstärkt den Ansatz, mit der Hilfe von Forstunternehmern Holz Ab-Stock zu kaufen. Durch diesen Ansatz können Holzmengen im Falle einer regionalen Bündelung durch einmalige Erntemaßnahmen bereitgestellt und in Abstimmung mit der Verarbeitung im Werk geliefert werden. Unnötige Lagerkosten entfallen somit weitestgehend. Ein Nachteil für die Waldbesitzer, der von entfernt lebenden Eigentümern sicher eher als von Waldbauern in Kauf genommen wird, ist der geringe verbleibende Anteil an der Wertschöpfungskette. Einen anderen Weg stellt die Waldpacht dar, bei denen aktive Waldbesitzer bzw. Forstunternehmer Flächen inaktiver Eigentümer in Pflege nehmen und so ihre Investitionen rentabilisieren . Hierbei werden Nutzungsrechte im Tausch gegen Pflegeverpflichtung und Pachtzins erteilt. Eine Möglichkeit für aktive FBGen und FVen zur Erweiterung ihrer Geschäftstätigkeit ist die Gründung ausgelagerter Holzvermarktungsgesellschaften. Im Fall der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittlerer Schwarzwald wurde für die operative Holzvermarktung die FMS Forstservice GmbH gegründet, deren Gesellschafter sich aus den der FMS angeschlossenen Forstbetriebsgemeinschaften zusammensetzen.10 Über eine Frei-Werk Lieferung an den Abnehmer kann neben der Bündelung von Holzmengen eine erhöhte Wertschöpfung erzielt werden. Waldbesitzer und forstliche Dienstleister können hierbei in kooperativer Form unabhängig und flexibel, d.h. frei von Reglementierung kooperieren und nehmen den Entfall staatlicher Förderung ggf. in Kauf. 10 Beispiele s. http://www.holzkontor-sauerland.de , http://www.fvs-eg.de Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 12 Gleichzeitig können über die Holzvermarktungsgesellschaft Konflikte mit den im Bundeswaldgesetz festgelegten kartellrechtlichen Grenzziehungen11 vermieden werden. Während die bisher beschriebenen Ansätze sich aufgrund ihres Differenzierungsgrades der Systematik staatlicher Förderung weitgehend entziehen, werden von einzelnen Bundesländern zunehmend sog. Clusterförderungen als Instrument der Forstpolitik betont. Diese finden i.d.R. im Rahmen der Operationellen Programme der Länder zum EFRE statt und sind folglich von der EU kofinanziert. Die Unterstützung hat den Charakter einer Programmförderung von Public Private Partnerships (PPP), die von Holzindustrie, Waldbesitzern und Forstbehörden gemeinsam getragen werden. Die Programmmittel werden im Wege von Ausschreibungen vergeben, in denen die Antragsteller im Wettbewerb stehen und die eine moderne Alternative bzw. Ergänzung zur linearen Bezuschussung von Liefermengen oder Selbstverwaltungsstrukturen darstellen12. Ein Beispiel ist die Privatwald-Förderung Thüringen, in der die ThüringenForst gemeinsam mit dem Verband der Schnittholz- und Holzwarenindustrie Mitteldeutschland e.V. unter Beteiligung von Unternehmen aus der Holzwirtschaft versucht, zusätzliche Waldbesitzer zu einer Nutzung ihres Waldbesitzes zu bewegen. Mit zuvor gebildeten Mobilisierungsteams werden hier die Waldbesitzer direkt angesprochen13. 4. Fazit Sofern die Holzmobilisierung im Kleinprivatwald überhaupt als staatliche Aufgabe betrachtet wird, ist fraglich, ob die mithilfe öffentlicher Mittel angestrebte Zusammenfassung bestehender forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse zu immer größeren Einheiten ein erfolgversprechender Weg ist. Die Regelwerke der einzelnen Länder enthalten eine Reihe von Einzel-Reglementierungen , welche bei der Entwicklung dynamischer Ansätze aus den Basisorganisationen heraus eher hinderlich als fördernd sein können und sich im Einzelfall häufig nicht mit der spezifischen Situation vor Ort zu treffen vermögen. Angesichts der offenbar höchst differenzierten Zusammensetzung der Gruppe der Waldbesitzer und ihrer heterogenen Motivation und Interessenlage erscheinen Ansätze der Projektförderung solcher Akteure, die aus eigenem Antrieb unternehmerische Initiativen starten, als attraktive Alternative zur linear angelegten, aus Mitteln der GAK finanzierten Förderkulisse. Diese Akteure finden sich immer häufiger auch außerhalb der Forstwirtschaft in Gestalt dienstleistungsorientierter Unternehmen. Aber auch Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen steht die Gründung einschlägiger Initiativen in Form ausgelagerter Dienstleistungsgesellschaften offen. 11 Das Bundeswaldgesetzt fordert in § 18, Abs. 7 bzw. § 38, Abs 4, dass FBGen und FVen „einen wesentlichen Wettbewerb auf dem Holzmarkt bestehen lassen“. 12 S. u.a. Richtlinie des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum zur Förderung des Clusters Forst und Holz in Baden-Württemberg, abrufbar unter: http://www.rwb-efre.baden-wuerttemberg.de 13 S. http://www.privatwald.org/web/sites/start.php Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 5 – 3000 - 118/11 Seite 13 Literatur: S. Behrendt, Siegfried / J. Rupp, Johannes, IZT (2006): Perspektiven der Holzmobilisierung zur Stärkung nachhaltiger Zukunftsmärkte der Forst- und Holzwirtschaft; Paperreihe des „Holzwende 2020plus”-Projektes; Berlin, abrufbar unter http://www.holzwende2020.de/custom/user/Basis-Studie/Perspektiven_Holzmobilisierung.pdf G. Becker, B.Wippel, M.Viergutz (2007): Erfahrungen aus zwei Jahren Mobilisierung in Eifelund Lausitz Ch. Henseling, J. Rupp, IZT (2006): Holzwende 2020 plus, Akteure Forst und Holz in Brandenburg : Ansatzpunkte für eine stärkere Holznutzung, abrufbar unter: Richtlinie des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg zur Gewährung von Zuwendungen für die Förderung forstwirtschaftlicher Maßnahmen (Forst-RL) vom 15. Januar 2008 geändert am 20. April 2009 B. Wippel et. al(2011):Analyse und Weiterentwicklung regional ausgerichteter Strukturen der Kooperation, Beratung und Betreuung im Kleinprivatwald von Baden-Württemberg alsVoraussetzung zur Verbesserung der Marktleistung, abrufbar unter: http://www.cluster-forstholzbw .de/projekte/wertschoepfung-im-kleinprivatwald.html Holzabsatzfonds (2008): Schulungsunterlagen zur Mobilisierung der Waldbesitzer- Perspektiven für eine verbesserte Rohholzbereitstellung, abrufbar unter www.infoholzmobilisierung .org/.../HAF_Schulungsunterlagen_... Holzabsatzfonds (2008): Informationsdienst Holzmobilisierung, Länderprofile http://www.info-holzmobilisierung.org/de/start/downloads/laenderprofile/