WD 5 - 3000 - 095/19 (15. Oktober 2019) © 2019 Deutscher Bundestag Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Gefragt wurde, ob der Nutri-Score als ein verpflichtendes oder freiwilliges Lebensmittelkennzeichnungssystem eingeführt werden soll. Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) handelt es sich beim Nutri-Score „um eine erweiterte Nährwertkennzeichnung, die den Nährwert eines vorverpackten Lebensmittels in Form einer 5-stufigen Farb-Buchstaben Kombination bewertet und auf der Hauptschauseite des Lebensmittels angebracht wird.“1 Das BMEL erläutert, die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score werde ausgehend von den europarechtlichen Vorgaben freiwillig sein.2 Des Weiteren ist von Interesse, ob das Nutri-Score-System verbindliche Mindest- bzw. Höchstgrenzen von Nährstoffen (Zucker, Fette, Salz(e), Eiweiß, Ballaststoffe etc.) vorsieht, und um welche es sich dabei handelt. Der Nutri-Score orientiert sich an wissenschaftlich fundierten Referenzmengen bzw. Grenzwerten 3 und beruht auf den Berechnungen (Scores), die an der Universität Oxford in den Jahren 2004 bis 2005 unter der Leitung von Prof. Mike Rayner für die britischen Food Standards Agency (FSA) erarbeitet wurden. Der sog. FSA-Score wurde ab dem Jahr 2014 in Frankreich von Prof. 1 https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/Kennzeichnung/FreiwilligeKennzeichnung/_Texte/FAQs-erweiterte Naehrwertkennzeichnung.html#doc13056272bodyText2 2 https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/Kennzeichnung/FreiwilligeKennzeichnung/_Texte/Naehrwertkennzeichnungs -Modelle-MRI-Bericht.html 3 Max Rubner-Institut (2019). Vorläufiger Bericht. Beschreibung und Bewertung ausgewählter „front-of-pack“- Nährwertkennzeichnungs-Modelle. https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Themen/Naehrwertkennzeichnung /MRI-Bericht-Naehrwertkennzeichnungs-Modelle.pdf Wissenschaftliche Dienste Kurzinformation Fragen zum Nutri-Score Kurzinformation Fragen zum Nutri-Score Fachbereich WD 5 (Wirtschaft und Verkehr, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) Wissenschaftliche Dienste Seite 2 Serge Hercberg und seinem Team in ein neues Kennzeichnungssystem für Lebensmittel und Getränke überführt.4 Der Nutri-Score berücksichtigt neben dem Energiegehalt die „Nährstoffe, deren übermäßige Zufuhr mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden ist (gesättigte Fettsäuren, Salz und Zucker ), sowie Nährstoffe und Lebensmittelgruppen, für die ein gesundheitlicher Nutzen belegt ist (Ballaststoffe, Proteine, Obst, Gemüse, Nüsse).“5 Mit dem Nutri-Score werden somit nicht nur „ungünstige“ Inhaltsstoffe wie Salz, Zucker oder der Energiegehalt bewertet, sondern auch „günstige “ Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe. Er „bewertet zusammenfassend den Gehalt an Energie und ausgewählten Nährstoffen sowie den Anteil ausgewählter Lebensmittelgruppen (z. B. Gemüse, Nüsse) am Produkt. Hierzu werden Grenzwerte bezogen auf 100 g bzw. 100 ml des Produktes herangezogen , um Punkte zu vergeben.“6 Der Nutri-Score „setzt sich aus der Summe an Negativ-Punkten für Energie und ungünstige Nährstoffgehalte (gesättigte Fettsäuren, Zucker und Natrium (Salz)) und Positiv-Punkten für Gehalte günstiger Inhaltsstoffe (Protein, Ballaststoffe, Anteil an Obst, Nüssen, Gemüse (inkl. Hülsenfrüchten ) am Produkt) zusammen.“7 Die Berechnungsmethode, die Punkte für die einzelnen günstigen und ungünstigen Inhaltsstoffe vergibt und die verwendeten Referenzwerte werden vom Max Rubner -Institut (MRI) „als wissenschaftlich fundiert und nachvollziehbar“ angesehen.8 Der Nutri-Score enthält keine Informationen zu einzelnen Nährstoffen, wie z. B. für Salz, die für Hypertoniker, also für Menschen mit hohem Blutdruck relevant wären.9 Allerdings sind Hersteller vorgefertigter Lebensmittel schon jetzt verpflichtet, auf der Verpackungsrückseite die Gehalte von Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz anzugeben.10 *** 4 Vgl. https://www.ernaehrungs-umschau.de/branche-aktuell/10-07-2018-einfuehrung-von-nutri-score-indeutschland /; Max Rubner-Institut (2019). Vorläufiger Bericht. Beschreibung und Bewertung ausgewählter „front-of-pack“-Nährwertkennzeichnungs-Modelle. https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Themen/Naehrwertkennzeichnung /MRI-Bericht-Naehrwertkennzeichnungs-Modelle.pdf 5 Max Rubner-Institut (2019). Vorläufiger Bericht. Beschreibung und Bewertung ausgewählter „front-of-pack“- Nährwertkennzeichnungs-Modelle. S. 57. https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Themen/Naehrwertkennzeichnung /MRI-Bericht-Naehrwertkennzeichnungs-Modelle.pdf 6 Ebenda. S. 56. 7 Ebenda. S. 57. 8 Ebenda. S. 58. 9 Ebenda. S. 59. 10 https://www.mri.bund.de/de/presse/pressemitteilungen/presse-einzelansicht /?tx_news_pi1%5Bnews%5D=292&cHash=71650cd9503afd9591c5c1b413ed45f3