© 2019 Deutscher Bundestag WD 5 - 3000 - 086/19 Zu den Auswirkungen eines harten Brexit auf die deutsche Wirtschaft Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 086/19 Seite 2 Zu den Auswirkungen eines harten Brexit auf die deutsche Wirtschaft Aktenzeichen: WD 5 - 3000 - 086/19 Abschluss der Arbeit: 29.8.2019 Fachbereich: WD 5: Wirtschaft und Verkehr, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 086/19 Seite 3 Der Dokumentation liegt die Frage nach Studien bzw. Prognosen zu Auswirkungen eines harten Brexit auf die deutsche Wirtschaft zugrunde. Fristwahrend werden hier verschiedene Dokumente zusammengestellt, wobei keine vollständige Listung von Beiträgen zum Thema möglich war. Auch befassen sich nicht alle Beiträge ausführlich mit der Option eines harten Brexit. Alle Links wurden zuletzt am 28.8.2019 abgerufen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) schreibt zu den wirtschaftlichen Folgen eines Brexit: „Welche langfristigen Auswirkungen ein Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU für die deutsche Wirtschaft im Einzelnen haben wird, hängt stark von den Modalitäten des Austritts und der Ausgestaltung der zukünftigen Beziehungen des Vereinigten Königreichs zur EU ab. Eine Studie des Ifo-Instituts im Auftrag des BMWi1 untersucht insgesamt acht verschiedene Szenarien für die Ausgestaltung der künftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich und ihre Effekte auf die deutsche und europäische Wirtschaft. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Der Brexit wird für die EU-Mitgliedstaaten und vor allem für das Vereinigte Königreich nicht ohne wirtschaftliche Folgen bleiben. Auch unter ungünstigen Bedingungen dürfte der Brexit laut Studie aber für die Wirtschaft in der EU und insbesondere für die deutsche Wirtschaft insgesamt verkraftbar bleiben. Hierfür sprechen auch die aktuell guten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die günstigen konjunkturellen Aussichten. Dennoch können sich insbesondere für einzelne Branchen ungünstigere Entwicklungen einstellen.2 Bei der Studie handelt es sich um die folgende: Ifo-Institut, „Ökonomische Effekte eines Brexit auf die deutsche und europäische Wirtschaft“, Studie im Auftrag des BMWi vom 1.6.2017, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen /Studien/oekonomische-effekte-eines-brexit-auf-die-deutsche-wirtschaft.pdf?__blob=publication File&v=12. In einer Pressemitteilung vom 23.8.2019 titelt das Ifo-Institut: „Harter Brexit würde Irland am stärksten treffen“ und schreibt: „„Die Auswirkungen eines harten Brexit würden die Mitgliedstaaten der EU unterschiedlich hart treffen“, sagt Forscherin Marina Steininger vom ifo Zentrum für Außenwirtschaft, eine der Autor *innen des Papiers, das sie mit Jasmin Gröschl vom ifo und Gabriel Felbermayr (jetzt IfW Kiel) geschrieben hat. Außerdem sei es möglich, dass die Unsicherheiten für Investoren und sich ändernde Wechselkurse die negativen Auswirkungen noch verschlimmern. „Ein Freihandelsabkommen würde auf jeden Fall die negativen Folgen dämpfen“, sagt Steininger weiter. 1 Fettung durch die Verfasserin dieser Dokumentation. 2 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/FAQ/Brexit/faq-brexit.html , dort unter der Überschrift „Auswirkungen für Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger während der Verhandlungsphase“ Frage 3 „Welche wirtschaftlichen Auswirkungen können für Deutschland erwartet werden?“ Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 086/19 Seite 4 Bei einem Austritt ohne Abkommen wären weitere Leidtragende die Niederlande (minus 1,64 Prozent), Belgien (minus 1,40) und Zypern (minus 1,37 Prozent). Dänemark wäre mit minus 0,89 Prozent dabei, Schweden mit minus 0,75 Prozent, Deutschland mit minus 0,72 Prozent, Frankreich mit minus 0,52, Italien mit minus 0,40 Prozent, Spanien mit minus 0,39 Prozent, Österreich mit minus 0,35 Prozent und die Schweiz mit minus 0,01 Prozent. „Die Auswirkungen eines harten Brexit auf den Rest der Welt sind begrenzt“, ergänzt Steininger. Die USA wären mit minus 0,01 Prozent betroffen, die Türkei mit minus 0,04 Prozent, Korea mit minus 0,03 Prozent. Es gäbe aber auch Profiteure, wie Taiwan mit plus 0,13 Prozent, China mit plus 0,05 Prozent, Indien mit plus 0,02 Prozent oder Russland mit plus 0,01 Prozent.“ https://www.ifo.de/node/45135 Die Internetseite verweist weiter auf die Studie von Gabriel Felbermayr, Jasmin Gröschl und Marina Steininger, „Quantifying Brexit: From Ex Post to Ex Ante Using Structural Gravity“, CESifo Working Papers 7357, November 2018, https://www.cesifo.org/DocDL/cesifo1_wp7357.pdf Im IfO-Schnelldienst 4/2019 vom 21.2.2019 ist ein Beitrag von Gabriel Felbermayr (seit März 2019 Präsident des Instituts für Weltwirtschaft) erschienen: „Brexit: Eine »Hard-but-Smart«- Strategie und ihre Folgen“, https://www.ifo.de/DocDL/sd-2019-04-felbermayr-hard-but-smartbrexit -2019-02-21.pdf. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) schrieb am 9. Oktober 2018 auf seiner Internetseite zum harten Brexit: „Deutsche Unternehmen würden unter einem harten Brexit besonders leiden, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)3. Neue Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse würden die Firmen mit Milliarden belasten, der Handel könnte empfindlich einbrechen.“4 Bei der Studie handelt es sich um: Michael Hüther, Matthias Diermeier, Markos Jung, Andrew Bassilakis, „If Nothing is Achieved: Who Pays for the Brexit?“, in: Intereconomics 5/2018 . Die Studie ist über die Seite https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/beitrag/matthias-diermeier-markos-junghohe -kosten-fuer-deutschland.html zugänglich. Vom 22.7.2019 ist der IW-Report 29/19 von Berthold Busch, „Brexit: Bremsspuren beim Handel zwischen Britannien und Deutschland“, https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien /Report/PDF/2019/IW-Report_2019_Brexit_und_Außenhandel.pdf . 3 Fettung durch die Verfasserin dieser Dokumentation. 4 https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/beitrag/matthias-diermeier-markos-jung-hohe-kosten-fuerdeutschland .html Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 086/19 Seite 5 In den Informationen des IW ist am 23.7.2019 ein Artikel mit dem Titel „Anstehender Brexit bremst den Warenhandel“ erschienen: https://www.iwd.de/artikel/anstehender-brexit-bremstden -warenhandel-437629/ . Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, äußerte sich am 22.6.2019 unter dem Titel: >Jahrestag des Referendums: „Der harte Brexit ist wahrscheinlicher denn je zuvor“< und gab zu bedenken, die Effekte auf die Wertschöpfungsketten ließen sich noch gar nicht analysieren. https://bdi.eu/media/presse/presse/downloads /20190622_Pressemitteilung_10_Brexit_Jahrestag.pdf . Deloitte stellt Brexit-Briefings im Internet bereit: https://www2.deloitte.com/de/de/pages/strategy /articles/brexit-briefings.html . Das Briefing Nr. 10 von März 2019 befasst sich mit „Brexit und die deutsche Wirtschaft: Risiken, Erwartungen und Strategien der Unternehmen“ und wurde in Kooperation mit dem BDI erstellt: https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte /de/Documents/Brexit/Deloitte-Brexit-Briefings-Pt10.pdf . Dafür wurden vom 7. bis 15. Februar 2019 262 deutsche Großunternehmen mit wirtschaftlichen Beziehungen zum Vereinigten Königreich befragt. Im Executive Summary heißt es: „Nur gut ein Viertel der Unternehmen geht in seinen Planungen davon aus, dass ein Austrittsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich bis zum 30. März 2019 zustande kommt. Der größte Teil (36%) plant mit einem harten Brexit. Jedes vierte Unternehmen geht davon aus, dass die Verhandlungsfrist verlängert wird. (…) Der Schaden eines ungeordneten Austritts des Vereinigten Königreich wäre für fast die Hälfte der Unternehmen hoch oder sehr hoch. Bisher resultiert der Brexit-Prozess in Planungsunsicherheiten und dem Zurückstellen von Investitionsentscheidungen. Mehr als 50% der Unternehmen hat bislang einen Notfallplan für den Fall eines harten Brexit erstellt. Ein Viertel der Unternehmen würde Falle eines harten Brexit Stellen in Deutschland streichen.“ Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat zusammen mit 79 Industrie- und handelskammern (IHKs) eine Umfrage „Going International 2019“ durchgeführt und in einem Papier die Ergebnisse veröffentlicht: „Auswirkungen des Brexit, Erfahrungen und Perspektiven der deutschen Wirtschaft im Geschäft mit dem Vereinigten Königreich, Sonderauswertung der IHK-Unternehmensumfrage Going International 2019“, https://grossbritannien.ahk.de/fileadmin /AHK_Grossbritannien/Documents/Brexit/DIHK_Brexit_Umfrage_-_Februar_2019.pdf . Verschiedene deutsche Wirtschaftsverbände haben sich zu einem „Brexit-Kompendium“ zusammengeschlossen , das einfachen Zugang zu Problemanalysen und Lösungsmöglichkeiten bieten soll. Dort sind auch Themenpapiere zu finden. http://www.brexit-kompendium.de/de/ Die Bertelsmann Stiftung hat in 2019 eine Studie zum Thema „Die ökonomischen Folgen des Brexits für EU-Länder und Regionen“ vorgelegt. Eine Zusammenfassung ist unter dem Link https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/EZ_Zusammenfassung _Oek_Folgen_Brexit_20019_DT.pdf abzurufen. Die vollständige Studie in englischer Sprache mit dem Titel „Estimating the impact of Brexit on European countries and regions, Policy Paper “ findet sich unter dem Link https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload /EZ_Estimating_the_Impact_of_Brexit_2019_ENG.pdf . Schließlich gibt es eine Arbeit der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages: Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 086/19 Seite 6 Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste, Fachbereich WD 5, „Potenzielle Auswirkungen eines Brexit auf Deutschlands maritime Wirtschaft und die Fischerei“, WD 5 – 023/19, https://www.bundestag.de/resource/blob/636700/484bb15f5d9037225da1468a7807ae65/WD-5- 023-19-pdf-data.pdf. Die Arbeit enthält auch Informationen zu anderen Wirtschaftsbereichen. ***