© 2016 Deutscher Bundestag WD 5 - 3000 - 085/16 Übernahme von deutschen Firmen durch chinesische Investoren Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 085/16 Seite 2 Übernahme von deutschen Firmen durch chinesische Investoren Aktenzeichen: WD 5 - 3000 - 085/16 Abschluss der Arbeit: 27. September 2016 Fachbereich: WD 5: Wirtschaft und Technologie, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Tourismus Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 085/16 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Statistisches Bundesamt 4 3. Weitere Publikationen 5 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 085/16 Seite 4 1. Einleitung Dieser Dokumentation liegt die Frage zugrunde, in welchen Fällen deutsche Unternehmen durch chinesische Investoren übernommen worden sind. Hier werden die in der verfügbaren Zeit recherchierbaren Daten und Studien zusammengestellt. Dabei liegt der Fokus des Auftrags auf der Auflistung von betroffenen Firmen. Eine aktuelle vollständige Auflistung, die auch die Höhe der jeweils übernommenen Firmenanteile beziffern würde, ist anhand der verfügbaren Daten nicht möglich. Dazu trägt auch die unterschiedliche Datenerfassung der verschiedenen Quellen bei. 2. Statistisches Bundesamt Das Statistische Bundesamt führt eine Statistik über auslandskontrollierte Unternehmen in Deutschland (Inward-FATS). Der Begriff „auslandskontrollierte Unternehmen“ wird vom Statistischen Bundesamt wie folgt erläutert: „In der Statistik über auslandskontrollierte Unternehmen werden alle in Deutschland ansässigen Unternehmen vereint, die von einem Mutterunternehmen mit Sitz im Ausland kontrolliert werden und zur nicht-finanziellen gewerblichen Wirtschaft gehören . Diese als "Inward Foreign AffiliaTes Statistics" (Inward-FATS) bezeichnete Statistik wird auf Grundlage einer Verordnung der Europäischen Union über die Struktur und Tätigkeit von Auslandsunternehmen durchgeführt.“1 Diese Statistik unterscheidet nicht zwischen Neugründungen und übernommenen Unternehmen und listet auch keine Unternehmen namentlich auf. Das Statistische Bundesamt hat für diese Recherche folgende Daten zur Verfügung gestellt: Statistisches Bundesamt, Auslandskontrollierte Unternehmen, Inward-FATS-Unternehmen , 2009 bis 2014, Anlage 1. Dort finden sich folgende Zahlenangaben zu chinesisch kontrollierten Firmen in Deutschland : Jahr Zahl der Unternehmen 2014 270 2013 261 2012 238 2011 240 2010 188 2009 153 1 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/UnternehmenHandwerk/Auslandsunternehmenseinheiten /Methodisches.html; Begriffe: Was sind auslandkontrollierte Unternehmen? (letzter Abruf 26.9.2016) Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 085/16 Seite 5 Detailliertere Informationen zum Verständnis der Datenbasis finden sich in dem ebenfalls zur Verfügung gestellten „Qualitätsbericht Statistik über Auslandsunternehmenseinheiten “ 2014, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Qualitaetsberichte/Unternehmen- GewerbeInsolvenzenHandwerk/Auslandsunternehmenseinheiten.pdf?__blob=publication- File (letzter Abruf 26.9.2016). Matthias Nahm/René Söllner, Die wirtschaftliche Bedeutung auslandskontrollierter Unternehmen in Deutschland 2012, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik /UnternehmenGewerbeanzeigen/BedeutungAuslandskontrollierterUnternehmen 2012_122014.pdf?__blob=publicationFile . Die Autoren schreiben zu China: „Im Jahr 2012 gab es 238 Unternehmen, die aus China kontrolliert wurden, was einem Anteil an allen Unternehmen unter ausländischer Kontrolle von rund 1 % entspricht. Der dazugehörige Umsatzanteil lag bei weniger als 0,5 %. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung kam damit den aus China kontrollierten Unternehmen eine vergleichsweise geringe Bedeutung für die deutsche Wirtschaft zu.“ (Seite 758) 3. Weitere Publikationen Bei den folgenden Publikationen ist nicht immer klar differenziert, ob es sich bei den gelisteten Unternehmen um solche handelt, die tatsächlich von chinesischen Unternehmen kontrolliert werden oder ob es sich nur um Beteiligungen handelt. Einen Überblick über das Investitionsvolumen chinesischer Unternehmen in Deutschland und Europa gibt die Studie von Thilo Hanemann und Mikko Huotari, Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Europa Eine neue Ära chinesischen Kapitals, Eine Studie des Mercator Institute for China Studies und der Rhodium Group, Juni 2015, http://www.merics.org/fileadmin /user_upload/pdf/COFDI_Chinese_Foreign_Direct_Investment_DE.pdf (letzter Abruf 22.9.2016). Anlage 2 Auf Seite 20 findet sich eine Karte, in der Fusionen und Übernahmen einerseits und Neugründungen andererseits im Zeitraum vom Jahr 2000 bis 2014 grafisch dargestellt sind. Im Datenanhang der Studie (Seite 60) wird erläutert, dass dieser Studie ein Transaktions-Datensatz zugrunde liegt, der von der Rhodium Group (RHG) entwickelt wurde und der sich von der amtlichen Statistik unterscheidet. Dort findet sich auch der Hinweis „Der Datenbestand umfasst nur Transaktionen, die nach den allgemein üblichen internationalen Definitionen als Direktinvestitionen anzusehen sind, d. h. Neugründungen (Greenfield- Projekte) und Beteiligungen an bestehenden Unternehmen in der EU, bei denen sich die Beteiligung auf mindestens zehn Prozent des Eigenkapitals oder der stimmberechtigenden Anteile beläuft. Dienstleistungsverträge, Beschaffung oder andere Elemente, die im Zahlungsbilanzhandbuch des IWF nicht als Investition definiert sind, werden nicht berücksichtigt. Der Mindestwert für die in die Datenbank aufgenommenen Einzeltransaktionen beträgt eine Million Euro. Übernahmen werden nur berücksichtigt, wenn sie tatsächlich zustande kommen. Sie werden zum Datum des Zustandekommens aufgenommen . Neugründungen werden nur berücksichtigt, wenn die Projekte bereits begonnen haben. Sie werden zum Zeitpunkt des ersten Spatenstichs oder sonstigen Beginns aufgenommen. (…) Durch die Transaktionsdaten werden etliche Probleme der amtlichen Daten vermieden, insbesondere der erhebliche Zeitverzug und die Verzerrungen, die sich durch die intensive Nutzung von Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 085/16 Seite 6 Offshore-Firmennetzwerken ergeben. Der Datenbestand bietet somit eine hilfreiche Alternative für die Echtzeit-Einschätzung der Investitionsmuster und der Verteilung der Investitionen nach Wirtschaftszweigen, Einstiegsformen, Geografie und Eigentumsverhältnissen. Die Transaktionsdaten sind jedoch nicht direkt mit den FDI-Statistiken vergleichbar, die nach den für die Zahlungsbilanz geltenden Klassifizierungsgrundsätzen ermittelt werden. Und sie können auch nicht für die Analyse von Fragen der Zahlungsbilanz herangezogen werden.“ Zu dieser Studie haben die Autoren im Februar 2016 eine Ergänzung mit dem Titel „A New Record Year for Chinese Outbound Investment in Europe“ vorgelegt: http://www.merics.org/fileadmin /user_upload/downloads/COFDI_2016/A_New_Record_Year_for_Chinese_Outbound_Investment _in_Europe.pdf (letzter Abruf 27.9.2016). Zu Deutschland schreiben die Autoren: “Among all EU economies, Germany has seen the most constant inflow of Chinese investment over the past five years. In 2015, Chinese FDI in Germany dropped slightly to EUR 1.2 billion (compared to EUR 1.4 billion in 2014), in the absence of large-scale takeovers observed in other EU economies. However, a strong pipeline of pending transactions (reaching EUR 2.5 billion as of Februrary 2016) confirms that Germany has not lost its strong appeal to Chinese investors. Automotive and machinery continued to attract Chinese interest in 2015, with a total of more than EUR 400 million in completed transactions. The most important deals were the acquisitions of automotive suppliers WEGU Holding and Quin, and Weichai’s increase of its stake in KION, a producer of forklift trucks and warehouse technology. Chinese investors also continued to expand their research and development (R&D) footprint with new facilities in advanced component materials (Kangde Xin), biotechnology (KTB Tumorforschung), and other areas (rail technology, mobile device innovation, and electric vehicles). Another important trend is that Germany is becoming increasingly attractive for Chinese financial investors seeking stable long-term returns. In 2015, China’s sovereign wealth fund acquired a stake in German’s largest operator of gas and service stations (Tank und Rast), and conglomerate Fosun acquired a significant (but non-FDI) stake in KTG Agrar, one of the biggest agricultural companies farming food crops in Eastern Germany and Europe. Recently announced and pending investments point to a substantially growing Chinese footprint in machinery (ChemChina’s acquisition of KraussMaffei), environmental technologies (Beijing Enterprises acquisition of EEW Energy) and financial services (Hauck & Aufhaeuser). Government encouragement and the creation of financing vehicles such as the new “Industry 4.0” fund will likely further boost Chinese spending on German R&D and advanced manufacturing assets in coming years.”2 Die dazugehörige Grafik über chinesische Investitionen in Deutschland über die Jahre 2000 bis 2015 zeigt, dass im Jahr 2011 die Investitionstätigkeit sprunghaft angestiegen ist und seitdem deutlich über dem Investitionsvolumen der Vorjahre liegt. 2 http://www.merics.org/fileadmin/user_upload/downloads/COFDI_2016/A_New_Record_Year_for_Chinese _Outbound_Investment_in_Europe.pdf (letzter Abruf 27.9.2016), S. 8f. Fettungen durch die Verfasserin der Dokumentation. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 085/16 Seite 7 Quelle: http://www.merics.org/fileadmin/user_upload/downloads/COFDI_2016/A_New_Record_Year_for_Chinese _Outbound_Investment_in_Europe.pdf, S. 9. Die nächsten Publikationen verwenden die Begriffe „M&A- Aktivitäten“ oder „M&A-Deals“. Unter „M&A“ wird in der Wirtschaftswissenschaft „Mergers & Acquisitions“, das bedeutet sowohl die Fusion von Unternehmen als auch den Erwerb von Unternehmen bzw. Unternehmensanteilen, verstanden.3 Die zunehmende Aktivität chinesischer Investoren in Deutschland seit 2010/2011 wird auch in der Studie von PricewaterhouseCoopers „Chinesische M&A-Aktivitäten in Deutschland“ aus Mai 2016, https://www.pwc.de/de/deals/assets/chinesische-m-und-a-investitionen-in-deutschland -juni-2016.pdf (letzter Abruf 22.9.2016) bestätigt. Die Studie unterscheidet die „Lernphase“ der chinesischen Investoren (bis 2010) von der „Reifephase“ (ab 2010) und analysiert unter anderem „Top 1o Transaktionen.“ Seite 7 listet die „Top 10 Investition in Deutschland bis 2010“, Seite 14 listet die „Top 10 Transaktionen von chinesischen Investoren in Deutschland in 2016“ (bis Juni 2016). Auf Seite 17 finden sich die größten Transaktionen nach Sektoren. Alle drei Seiten sind als Anlage 3 beigefügt. Auch die Studie der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „Chinesische Unternehmenskäufe in Europa, Eine Analyse von M&A-Deals 2005–2015“ von Februar 2016 (http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/EY-MA-China-Deutschland-2016/$FILE/EY-MA- China-Deutschland-2016.pdf , letzter Abruf 22.9.2016) zeichnet das Bild eines starken Interesses 3 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/mergers-acquisitions.html (letzter Abruf 27.9.2016). Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 5 - 3000 - 085/16 Seite 8 von chinesischen Investoren an deutschen Industrieunternehmen. Seite 8 listet ausgewählte Übernahmen und Beteiligungen chinesischer Unternehmen in Deutschland 2015. Anlage 4 Ginko Tree Advisors hat am 20. Dezember 2015 eine Studie mit dem Titel „Chinesische M&A- Transaktionen in Deutschland 2015“ veröffentlicht und listet dort auf den Seiten 6 bis 8 die Transaktionen mit Bezifferung der Höhe der erworbenen Firmenanteile (http://www.ginkgotreeadvisors .com/uploads/2/1/8/0/21807326/ginkgo_tree_advisors_focus_4_2015_final_de.pdf , (letzter Abruf 22.9.2016). Die Liste findet sich in Anlage 5. Die Studie der Hans Böckler Stiftung zusammen mit NRW.INVEST Germany, Chinesische Übernahmen in Europa und Deutschland, Erfahrungen mit und von chinesischen Investoren, von August 2015, https://www.nrwinvest.com/fileadmin/user_upload/downloads/DE-Broschueren /NI_MA-Brosch_DE_20150825_RZ_web.pdf (letzter Abruf 22.9.2016) listet auf Seite 5 M&A Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen. Die Höhe der Firmenbeteiligung wird dabei nicht ausgewiesen . Die Liste findet sich in Anlage 6. Aktuelle Informationen zu Investitionen und Übernahmen finden sich auf der Internetseite http://www.ma-dialogue.de/ (letzter Abruf 27.9.2016). Diese Plattform ist Teil der im Mai 2014 gestarteten Plattform „M&A China/Deutschland“. Am 27.9.2016 fanden sich dort folgende Informationen zu Unternehmensübernahmen der letzten 14 Tage: 23.9.2016, Artikel von Stefan Gaetzner, „Carcoustics geht an Liaoning Dare“. Dem Bericht zufolge erwirbt Liaoning Dare Industrial Company den mittelständischen Automobilzulieferer Carcoustics, Verkäufer ist die Beteiligungsgesellschaft Alpinvest Partners. Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung der zuständigen Behörden. Der Abschluss werde für das vierte Quartal 2016 erwartet. http://www.ma-dialogue.de/maerkte /carcoustics-geht-an-liaoning-dare/ (letzter Abruf 27.9.2016). 18.9.2016, Artikel von Stefan Gaetzner, „Hanon erwirbt Mehrheit an Dortmunder G.A.S.“ Der Autor schreibt: „Jinan Hanon Instruments Co., Ltd. (Hanon) übernimmt die Mehrheit an der Gesellschaft für analytische Sensorsysteme mbH (G.A.S.). Die Dortmunder G.A.S., ein Spin-Off des Leibniz-Instituts für Analytische Wissenschaften, produziert Analysegeräte für gasförmige Verbindungen nach individuellen Kundenanforderungen. Die chinesischen Behörden haben der Transaktion zugestimmt und die erste Tranche des Kaufpreises wurde bereits vereinbarungsgemäß überwiesen. Zu der Höhe des Preises und weiteren Einzelheiten äußerten sich die beteiligten Parteien nicht.“ http://www.ma-dialogue .de/maerkte/hanon-erwirbt-mehrheit-an-dortmunder-g-a-s/ (letzter Abruf 27.9.2016). ENDE DER BEARBEITUNG