© 2018 Deutscher Bundestag WD 5 - 3000 - 083/18 Private und staatliche Tierwohlkennzeichen in Deutschland und in der EU Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 2 Private und staatliche Tierwohlkennzeichen in Deutschland und in der EU Aktenzeichen: WD 5 - 3000 - 083/18 Abschluss der Arbeit: 29. Juni 2018 Fachbereich: WD 5: Wirtschaft und Verkehr; Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Fragestellung 4 2. Einleitung 4 3. Deutschland 4 4. Dänemark 9 5. Niederlande 12 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 4 1. Fragestellung Gefragt wurde nach staatlichen und privaten Tierwohlkennzeichen in Deutschland und in der EU. 2. Einleitung Der Sachstand „Staatliche Tierschutzlabels in ausgewählten europäischen Staaten“1 vom Dezember 2016, der private und staatliche Tierwohlkennzeichen in ausgewählten europäischen Staaten thematisiert und als ANLAGE 1 beiliegt, wird nachfolgend aktualisiert. In Europa sind vor allem die Länder Dänemark, die Niederlande und Deutschland „at the forefront of improving animal welfare standards.“2 So unterzeichneten im Dezember 2014 die Landwirtschaftsminister dieser Länder eine „Gemeinsame Erklärung zum Tierschutz“3, die der EU-Kommission und dem Agrarrat am 15. Dezember 2015 in Brüssel vorgelegt wurde.4 Nach eigenen Angaben setzt sich die Bundesregierung neben der Planung eines freiwilligen staatlichen Tierwohlkennzeichens auch für ein Tierwohllabel auf EU-Ebene ein5. Nachfolgend werden die aktuellen Entwicklungen in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden zusammengestellt. 3. Deutschland Neben vielen bereits existierenden Tierwohlkennzeichnungen wird in Deutschland seit längerer Zeit ein freiwilliges staatliches Tierschutzkennzeichen geplant, das laut Koalitionsvertrag vom 1 https://www.bundestag.de/blob/488970/68678190e6787d9a893a218b3f81c0c0/wd-5-101-16-pdf-data.pdf 2 https://www.scottish-enterprise.com/knowledge-hub/articles/insight/uniform-animal-welfare-labelling-on-thehorizon 3 https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierwohl/GemeinsameErklaerungTierwohl-DK-NL- DE.pdf;jsessionid=0D87A6F756993D9B5AF28146B1DA31D0.2_cid376?__blob=publicationFile 4 http://en.mfvm.dk/focus-on/animal-welfare/ 5 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Umsetzung der Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik durch die Bundesregierung. 9. Oktober 2015. http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/062/1806293.pdf Siehe hierzu auch die Durchführbarkeitsstudie der EU. European Commission Directorate General for Health and Consumer Protection (2009). Feasibility study on animal welfare labelling and establishing a Community Reference Centre for Animal Protection and Welfare Part 1: Animal Welfare Labelling. Final Report 2009. https://ec.europa.eu/food/sites/food/files/animals/docs/aw_other_aspects_labelling_feasibility_study_report _part1.pdf Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 5 14. März 2018 bis zur Mitte der Legislaturperiode realisiert werden soll.6 Zum geplanten freiwilligen staatlichen Tierschutzkennzeichen wird auf den Internetseiten des BMEL Folgendes erläutert : „Beim staatlichen Tierwohllabel wird es sich um eine freiwillige Kennzeichnung von tierischen Produkten handeln, bei deren Erzeugung höhere als die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten wurden. Ziel ist es, möglichst schnell ein staatliches Tierwohllabel auf freiwilliger, aber gesetzlich geregelter Basis einzuführen. Das bedeutet, dass eine Teilnahme am Labelprogramm zwar freiwillig ist, ein gesetzlicher Rahmen aber die Bedingungen definiert. Dazu gehören beispielsweise die einzuhaltenden Kriterien für die Teilnahme am Labelprogramm, die Kontrollen und Sanktionen bei Verstößen. Ein verpflichtendes Label erfordert hingegen eine europäische Regelung. Der Abstimmungsprozess mit den EU-Mitgliedstaaten würde deutlich länger dauern.“7 Im Juni 2018 antwortete das BMEL auf eine Kleine Anfrage zum staatlichen Tierwohllabel: „Laut Umfragen wünschen sich 79 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher ein staatliches Tierwohlkennzeichen. 90 Prozent sind bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen. Mit einem staatlichen Tierwohlkennzeichen soll einfach, transparent und einheitlich dem Bedürfnis der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Information über die Tierhaltung und den Grad an Tierwohl nachgekommen werden. Der Staat genießt dabei eine besondere Glaubwürdigkeit . Daneben kann der Staat ein staatliches Tierwohlkennzeichen auch durch staatliche Förderung der am Kennzeichen teilnehmenden Landwirte oder durch Informationsmaßnahmen für Verbraucherinnen und Verbraucher unterstützen. Hinzu kommen vorhandene behördliche Strukturen, die die Verwaltung des Kennzeichens übernehmen können.“8 Des Weiteren heißt es dort, mit der Einführung des staatlichen Tierwohlkennzeichens gehe keine Regulierung sonstiger Label einher. Solche Label könnten grundsätzlich weiter bestehen bleiben. Wenn die bestehende Labelvielfalt zugunsten des staatlichen Kennzeichens reduziert würde, könne das jedoch auch als Erfolg für das staatliche Kennzeichen gewertet werden.9 Zur Ausgestaltung des Tierwohlkennzeichens heißt es dort wie folgt: „Das Kennzeichen wird voraussichtlich dreistufig und mit steigenden Ansprüchen an die Tierhaltung angelegt. Die Kriterien der Eingangsstufe sollen eindeutig über dem gesetzlichen 6 https://www.tierwohl-staerken.de/einkaufshilfen/staatliches-tierwohllabel/ 7 https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierwohl/_texte/Tierwohllabel-Fragen-und-Antworten.html;jsessionid =FA75E84A3D80E2E8B467285EABA4B137.1_cid385 8 http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/026/1902652.pdf 9 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP. 5. Juni 2018. Staatliches Tierwohllabel . BT-Drs. 19/2652. http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/026/1902652.pdf Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 6 Standard liegen und vor allem bestehenden Betrieben ermöglichen, nach Umsetzung entsprechender Tierwohlmaßnahmen innerhalb der vorhandenen Gebäude am Kennzeichen teilzunehmen . In der Mittelstufe werden den Tieren Außenklimareize angeboten und in der dritten Stufe werden deutlich mehr Platz und Einstreu sowie Auslauf vorausgesetzt.“10 Nachfolgend finden sich privatwirtschaftliche Kennzeichen und ausgewählte Kennzeichen unterschiedlicher Institutionen mit Tierwohlbezug. Pirsich et al. (2017) erläutert in ihrer „empirischen Analyse zum Angebot von Tierwohl-Fleisch in Fleischerfachgeschäften“, das privatwirtschaftliche Kennzeichen des Branchenbündnisses „Initiative Tierwohl“ (ITW) 11 wie folgt: „Bei der ITW handelt es sich um eine im Jahr 2015 ins Leben gerufene Brancheninitiative der Fleischwirtschaft, die sich das Ziel gesetzt hat, das Tierwohlniveau in der Schweine- und der Geflügelhaltung deutlich zu verbessern. Standardgeber ist die zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung. Zertifizierung und Kontrollen erfolgen zwar durch unabhängige Zertifizierungsstellen nach Maßstab eines Dritt-Parteien -Audits, jedoch liegen der Zertifizierung keine einheitlichen Anforderungen zugrunde, da die Produktionsstandards flexibel gestaltbar sind. Neben einigen wenigen verbindlichen Mindeststandards, die alle teilnehmenden Betriebe erfüllen müssen, werden weitere Tierwohlmaßnahmen aus einer Art Baukastensystem mehr oder weniger beliebig durch den jeweiligen Betrieb zusammengestellt. Wie weit die Produktionsstandards oberhalb der gesetzlichen Mindestbedingungen für die konventionelle Haltung liegen, kann daher nicht pauschal beurteilt werden. Zudem erfolgt keine Warenstromtrennung der Produkte; eine Kennzeichnung von Fleisch-und Wurstwaren, die aus Betrieben stammen, die an der Initiative Tierwohl teilnehmen , ist dementsprechend nicht möglich. Die teilnehmenden Einzelhandelsketten haben sich dazu verpflichtet, für jedes verkaufte Kilogramm Schweine-, Hühner- oder Putenfleisch vier Cent12 auf ein Tierwohlkonto abzuführen. Aus dem so entstehenden Betrag werden dann wiederum die in der Produktion entstehenden Mehrkosten gedeckt. Die Teilnahme ist grundsätzlich für jeden Landwirt möglich, jedoch liegt de facto eine Beschränkung der Teilnehmerzahl aufgrund der nur begrenzt zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zur Honorierung von Tierwohlmaßnahmen vor (255 Mio. Euro für 2015 bis 2017). Nach Angaben der Initiative Tierwohl (…) stammten im Januar 2017 11,6 % der in Deutschland geschlachteten Schweine 10 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP. 5. Juni 2018. Staatliches Tierwohllabel . BT-Drs. 19/2652. http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/026/1902652.pdf 11 Unternehmen, die ihre Teilnahme an der Initiative Tierwohl erklärt haben, finden sich unter folgendem Link: https://initiative-tierwohl.de/einzelhandel/ 12 Laut aktuellen Angaben auf den Seiten der Initiative Tierwohl führen die Unternehmen nunmehr „6,25 Cent pro Kilogramm verkaufter Schweine- und Geflügelfleischware“ und insgesamt „einen Gesamtbetrag von rund 130 Mio. Euro jährlich an die Initiative Tierwohl ab“. https://initiative-tierwohl.de/einzelhandel/ (zuletzt abgerufen am 29. Juni 2018). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 7 aus teilnehmenden Betrieben der Initiative Tierwohl. Im Bereich der Masthühner waren es 31 % der insgesamt geschlachteten Tiere und im Bereich der Puten 23 %.“13 Nachfolgend beschreiben Pirsich et al. (2017) weitere ausgewählte Tierwohlkennzeichen: „Neuland Das älteste deutsche Tierwohl-Label „Neuland“ gibt es bereits seit 1988. Als Standardsetzer fungiert der gleichnamige Verein, der das Ziel einer besonders tiergerechten Nutztierhaltung verfolgt. Nach gravierenden Betrugsvorfällen im Bereich der Geflügelmast im Jahr 2014 wurden das einstufige Label intern umstrukturiert und die Richtlinien und Kontrollverfahren überarbeitet. Nach Angaben des Neuland Vereins waren 2016 124 landwirtschaftliche Erzeugerbetriebe zertifiziert, die wöchentlich ca. 300 Schweine und 50 Rinder für die Schlachtung produzierten. Da sich die Geflügelvermarktung noch im Wiederaufbau befindet, gibt es bisher keine aktuellen Zahlen zu den Geflügelschlachtungen (…). Eine Hochrechnung der Angaben zu den wöchentlichen Schlachtungen führt zu einem Anteil von ca. 0,026 % an den gesamten Schweineschlachtungen und 0,074 % an den gesamten Rinderschlachtungen in Deutschland im Jahr 2016. Für mehr Tierschutz Im Jahr 2012 wurde der Markt für Tierwohl-Fleisch um Produkte mit dem Label „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes erweitert. Der Deutsche Tierschutzbund hat in Zusammenarbeit mit Vertretern aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Verarbeitung und Einzelhandel Richtlinien entwickelt, die besondere Anforderungen an die Tierhaltung, den Tiertransport und die Schlachtung stellen. Die Überprüfung der Einhaltung der Tierwohlstandards erfolgt durch externe, unabhängige Kontrollstellen. Es handelt sich um ein zweistufiges Labelsystem, welches eine Einstiegsstufe und eine Premiumstufe umfasst. Bisher werden nur Geflügel- und Schweinefleisch unter dem Label vermarktet, eine Ausweitung auf weitere Tierarten ist geplant. Im Jahr 2017 soll das Label zudem für Milch und Eier eingeführt werden. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes waren im Januar 2017 insgesamt 68 fleischerzeugende Betriebe zertifiziert und aktiv, davon sieben Betriebe der Einstiegsstufe Schwein, 32 Betriebe der Premiumstufe Schwein und 29 Betriebe der Einstiegsstufe Masthuhn. Angaben zur Anzahl der pro Jahr geschlachteten Tiere liegen bisher noch nicht vor (…). Auch wenn eine Angabe von Marktanteilen daher nicht möglich ist, wird doch schon aufgrund der geringen Zahl zertifizierter Betriebe offensichtlich, dass die Bedeutung des Labels bislang ähnlich marginal zu sein scheint wie die des Labels Neuland. Tierschutz-kontrolliert 13 Pirsich, Wiebke; Hardenberg, Louisa von; Theuvsen, Ludwig (2017). Eine empirische Analyse zum Angebot von Tierwohl-Fleisch in Fleischerfachgeschäften. Berichte über Landwirtschaft : Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft / hrsg. vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Band 95, Heft 2, August 2017. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 8 Dem Label „Tierschutz-kontrolliert“ liegt grundsätzlich ein ähnliches Konzept zugrunde wie dem Label des Deutschen Tierschutzbundes. Als Standardgeber fungiert hier jedoch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Auch für dieses Label gibt es eine Einstiegs- und eine Premiumstufe , wobei Kriterien für die Haltung von Masthähnchen, Schweinen und Rindern erarbeitet wurden. Bisher werden nach Auskunft von Vier Pfoten aber nur Masthühner nach den Richtlinien der Einstiegsstufe in den Niederlanden produziert und auf dem deutschen Markt vertrieben. Auch für dieses Label sind keine genaueren Angaben verfügbar, die auf den Marktanteil des Labels in Deutschland schließen lassen, doch kann aus den vorliegenden Informationen auf eine nur sehr geringe Bedeutung im Markt geschlossen werden (…).“14 Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte am 5. Juni 2018 ein Interview mit dem Lidl-Einkaufschef Jan Bock unter der Überschrift „Mehr Tierschutz gibt es nicht zum Nulltarif“. Der Discounter Lidl hat als erster Händler eine leicht verständliche Fleischkennzeichnung eingeführt. (…).“15 Das Interview liegt als ANLAGE 2 bei. Jan Bock, der für den Handel steht, verweist im Interview auch auf die Bedeutung einer Tierwohlkennzeichnung für die Bereiche verarbeitende Industrie und Gastronomie. Er erläutert, das Fleisch, das in Deutschland verkauft werde, sei nur ein Drittel dessen , was auch verbraucht werde. Lidl hat einen „vierstufigen "Haltungskompass" eingeführt. „Vier Siegel mit den Ziffern 1 bis 4 signalisieren bei den Eigenmarken von Lidl nun verschiedene Haltungsstandards bei Frischfleisch – von der Einhaltung gesetzlicher Mindestanforderungen bis zum Öko-Standard. • Stufe 1: "Stallhaltung" • Stufe 2: "Stallhaltung Plus" • Stufe 3: "Außenklima" • Stufe 4: "Bio".“16 Die Detailkriterien17 finden sich unter folgendem Link: https://www.lidl.de/de/asset/other/ms-haltungskompass-detailkriterien.pdf (zuletzt abgerufen am 28.06.2018) Die Verbraucherzentrale Bayern konstatiert, erst ein einheitliches Label bringe Durchblick beim Einkauf von Fleisch und fordert, um zwischen all den Siegeln und Labeln auf Lebensmitteln die 14 Pirsich, Wiebke; Hardenberg, Louisa von; Theuvsen, Ludwig (2017). Eine empirische Analyse zum Angebot von Tierwohl-Fleisch in Fleischerfachgeschäften. Berichte über Landwirtschaft : Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft / hrsg. vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Band 95, Heft 2, August 2017. 15 Mehr Tierschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Süddeutsche Zeitung. 05.06.2018, S. 18. 16 https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/aktuelle-meldungen/lebensmittel/erst-ein-einheitliches-labelbringt -durchblick-beim-einkauf-von-fleisch-254 17 Die Detailkriterien liegen auch als ANLAGE 3 bei. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 9 Orientierung bewahren zu können, ein einheitliches, staatliches Tierwohllabel mit hohen Tierschutzstandards .18 Auf der Agrarministerkonferenz (AMK) am 27. April 2018 in Münster wurde das BMEL gebeten, „unter Beteiligung der Länder die rechtliche Ausgestaltung von verbindlichen Kriterien zur nationalen Regelung zur Kennzeichnung der Tierhaltungsform auf Frischfleisch unter Berücksichtigung teilweise bereits bestehender EU-rechtlicher Vorgaben sowie vorhandener Kriterien von Brancheninitiativen und Labels zunächst für Schweine- und Geflügelfleisch zu entwerfen und der Herbst AMK 2018 vorzulegen“.19 4. Dänemark Im Mai 2017 wurde in Dänemark das erste freiwillige staatliche Tierwohllabel „Bedre Dyrevelfærd ” (Besseres Tierwohl) - zunächst für Schweinefleisch - eingeführt20, und - wie in den Medien aktuell berichtet wird - erfolgreich. Das staatliche Tierwohllabel kommt in Dänemark gut an.21 Das Tierwohlkennzeichen wurde intensiv beworben. Der angestrebte Bekanntheitsgrad von 40 Prozent bis zum Ende des Jahres 2018 wurde bereits im März 2018 mit 49 Prozent übertroffen. Das angestrebte Vertrauen in das Label von 60 Prozent der Verbraucher wurde ebenfalls mit 67 Prozent überboten. Es ist geplant, das Label auch für Hühner einzuführen.22 Die Einführung eines staatlichen Tierwohlzeichens wurde von 80% der dänischen Verbraucher begrüßt und als sehr positiv bewertet. Das Label wurde von der dänischen Veterinär- und Lebensmittelbehörde (Danish Veterinary and Food Administration23) in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen des gesamten gewerblichen Lebensmittelbereichs entwickelt: Der Organisation für die Zusammenarbeit von Tierschutzgruppen (DOSO), dem dänischen Veterinärverband, dem 18 https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/aktuelle-meldungen/lebensmittel/erst-ein-einheitliches-labelbringt -durchblick-beim-einkauf-von-fleisch-25484 19 Agrarministerkonferenz in Münster 2018. Top 39 und 40. https://www.agrarministerkonferenz .de/documents/amk_ergebnisprotokoll_1525861020.pdf 20 Staatliches Tierwohlsiegel im Handel. 30. Mai 2017. https://fachinfo-schwein.de/aktuelles /news/2017/mai/staatliches-tierwohlsiegel-im-handel%20 21 http://www.raiffeisen.com/news/artikel/30396783; https://www.topagrar.com/news/Schwein-News-Schwein- Daenisches-Tierwohllabel-kommt-gut-an-8914228.html; https://www.topagrar.com/news/Schwein-News- Schwein-Daenemark-45-mehr-Tierwohl-Produkte-verkauft-9165665.html; https://www.globalmeatnews .com/Article/2017/09/25/Danish-Crown-reports-animal-welfare-label-success 22 Growing awareness among Danes of the government-backed animal welfare label. https://agricultureandfood .co.uk/knowledge-bank/pig-industry-matters/2018/march/growing-awareness-among-danes-of-the-government -backed-animal-welfare-label 23 Die Danish Veterinary and Food Administration (DVFA) gehört zum Zuständigkeitsbereich des Umwelt- und Lebensmittelministeriums (Ministry of Environment and Food). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 10 dänischen Landwirtschafts- und Lebensmittelrat, den Schlachthöfen, dem dänischen Fleischerverband (Danske Slagtermestre) und den Einzelhandelsunternehmen (Dansk Supermarked [Bilka, Føtex og Netto]), De Samvirkende Købmænd (einschließlich MENY, Rema1000, KIWI und Spar) sowie Lidl und Aldi.24 Das Tierwohllabel hat drei Stufen - von einem bis drei Herzen: Je mehr Herzen, desto größer das Tierwohl. Ein Herz zeigt an, dass die grundlegenden Anforderungen des Labels erfüllt sind. Zwei und drei Herzen bedeuten, dass die zusätzlichen Anforderungen für mehr Platz und Auslauf erfüllt sind. 25 Nachfolgend wird die Bedeutung der Herzen aufgeschlüsselt: 24 Vgl. Kirkeskov Sie, Mette (2017). “Better Animal Welfare” – a government animal welfare label. In: DCAW - Danish Centre for Animal Welfare & NordCAW - Nordic network for Communicating Animal Welfare Joint DCAW and NordCAW Animal Welfare Conference. 3-4 October 2017 at the University of Copenhagen. https://ivh.ku.dk/english/aboutthedepartment/animal-welfare-conference/Abstracts_book_-_FINAL.pdf 25 New animal-welfare label will win the hearts of Danes. Last Modified 27. April 2017. https://www.foedevarestyrelsen .dk/english/Animal/AnimalWelfare/Pages/New_animal_welfare_label _will_win_the_hearts_of_Danes.aspx Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 11 Quelle: fachinfo-schwein.26 Das Tierwohlkennzeichen ergänzt die beiden staatlichen Label: • das Kennzeichen für Bio-Produkte und • das Schlüsselloch für eine gesunde Auswahl beim Einkauf von Lebensmitteln .27 Weitere Informationen zum “New Government animal-welfare label” finden sich unter dem nachfolgenden Link: https://www.foedevarestyrelsen.dk/SiteCollectionDocuments/26_Kampagne/Dyrevelf %C3%A6rdsm%C3%A6rket/Factsheet_animal-welfare_label.pdf (zuletzt abgerufen am 28.06.2018). Die rechtliche Grundlage für das Tierwohlkennzeichen „Bekendtgørelse om frivillig dyrevelfærdsmærkningsordning “ auf Dänisch ist unter dem nächsten Link abrufbar: 26 https://fachinfo-schwein.de/aktuelles/news/2017/juni/1-2-oder-3-tierwohl-herzen-fur-danische-konsumenten 27 New Government animal-welfare label. https://www.foedevarestyrelsen.dk/SiteCollectionDocuments/26_Kampagne /Dyrevelf%C3%A6rdsm%C3%A6rket/Factsheet_animal-welfare_label.pdf Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 12 https://www.retsinformation.dk/Forms/R0710.aspx?id=195150 (zuletzt abgerufen am 28.06.2018). In Dänemark plant u.a. auch das Unternehmen COOP Tierwohlkennzeichen. So soll das Tierwohlkennzeichen z.B. um das Produkt Aufschnitt („cold cut“) erweitert werden.28 5. Niederlande „Beter leven“ ist das größte und am schnellsten wachsende Tierwohlkennzeichen in den Niederlanden .29 Es ist ein nichtstaatliches Tierwohlsiegel der Tierschutzorganisation „Dierenbescherming “30. Die einzelnen Tierhaltungskategorien werden mit Sternen dargestellt, von einem bis zu drei Sternen. Sie können bislang für folgende Tierarten vergeben werden: Legehennen, Masthähnchen , Kälber, Rinder, Schweine und Truthähne. Für Kaninchen gibt es die Kategorie mit einem Stern und für Milchprodukte die Kategorie mit drei Sternen.31 Die Tabelle zeigt die stetige Entwicklung des Labels für die Jahre 2012 bis 2017 anhand der Anzahl der Tiere und veranschaulicht die Verteilung der Sterne in Prozentzahlen für die einzelnen Tierarten: 28 Euro Coop (2017). Euro Coop Position Paper on Animal Welfare. http://www.eurocoop.coop/uploads /Euro%20Coop%20Position%20Paper%20on%20Animal%20welfare%20(2).pdf 29 Beter Leven opnieuw grootste en snelst groeiende keurmerk. 13 juni 2018. https://beterleven.dierenbescherming .nl/zakelijk/nieuws/beter-leven-opnieuw-grootste-en-snelst-groeiende-keurmerk 30 Laut Pressemeldung vom Januar 2017 streben das niederländische Tierschutzsiegel „Beter Leven“ und das deutsche Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ langfristig eine gegenseitige Systemanerkennung an. https://www.tierschutzbund.de/news-storage/landwirtschaft/200117-zusammenarbeit-zwischen-beter-levenund -tierschutzlabel/ 31 https://beterleven.dierenbescherming.nl/zakelijk/deelnemers/criteria-en-info Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 5 - 3000 - 083/18 Seite 13 Quelle: THE BETTER LIFE LABEL..32 *** 32 https://beterleven.dierenbescherming.nl/zakelijk/english-info