© 2018 Deutscher Bundestag WD 4 - 3000 - 109/17 Was bedeutet ein harter Brexit für die Finanzinstitute? Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 109/17 Seite 2 Was bedeutet ein harter Brexit für die Finanzinstitute? Aktenzeichen: WD 4 - 3000 - 109/17 Abschluss der Arbeit: 19. Dezember 2017 Fachbereich: WD 4: Haushalt und Finanzen Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 109/17 Seite 3 1. Fragestellung Der Fragesteller möchte Dokumente zu den Auswirkungen eines harten Brexit auf die Finanzinstitute in den EU-Staaten und Großbritannien. Insbesondere interessieren ihn Handlungserfordernisse , die sich aus dem Verlust des EU-Passes ergeben. 2. Dokumente „Viele außereuropäische Banken aus den USA und Asien haben ihre europäische Hauptniederlassung in London. Solange das Vereinigte Königreich Mitglied der Europäischen Union ist, bedeutet dies, dass die Institute in der ganzen EU grenzüberschreitende Geldgeschäfte tätigen können . Grundlage hierfür ist das sogenannte „financial passporting“: Der Finanzpass gewährleistet, dass eine Bank, die in einem EU-Mitgliedstaat ihren Hauptsitz oder eine große Niederlassung hat und dort der Finanzaufsicht unterliegt, ihre Dienste auch in allen anderen Mitgliedstaaten anbieten darf – ohne dort ebenfalls große Niederlassungen unterhalten zu müssen und ohne eine Doppel -Beaufsichtigung durch die dortigen Behörden. Mit dem Brexit steht auch der Finanzpass auf dem Spiel. Die britische Interessenvereinigung der Finanzbranche „City UK“ dringt zwar darauf, dass die Regierung in den bevorstehenden Verhandlungen die bisherigen Vorteile rettet. Nach der Ankündigung Theresas Mays, dass Großbritannien nach Ende der Austrittsverhandlungen nicht mehr Teil des Europäischen Binnenmarktes sein werde, spricht allerdings alles dafür, dass in London beheimatete Finanzhäuser den ungehinderten Zugang zum Finanzmarkt der Europäischen Union mit dem Brexit verlieren werden. In dem Falle müssten sich die Finanzdienstleister einen zusätzlichen Sitz in der EU suchen, wobei die Europäische Zentralbank obendrein betont hat, dass zentrale Funktionen wie das regionale Management oder die interne Revision auch tatsächlich in der EU angesiedelt sein müssten.“1 Der Bundesverband deutscher Banken hat unter der Rubik „Dossier – Brexit – Der Brexit und die Banken“ eine Präsentation mit dem Titel "Was bedeutet ein harter Brexit für die Banken?" eingestellt . Ab Seite 8 werden die Rechtsprobleme und Handlungsbedarfe im Detail erläutert. Folgende Handlungsfelder werden ausgemacht: – Datenschutz, – Zivil- und Prozessrecht, – bankaufsichtlicher und wertpapierrechtlicher Marktzugang, – bankaufsichtliche Eigenkapitalanforderungen, – Sanierungs- und Abwicklungsregime und 1 Bundesverband deutscher Banken: Dossier – Brexit – Der Brexit und die Banken: unter: https://bankenverband .de/dossier/brexit/der-brexit-und-die-banken/, abgerufen am 18. Dezember 2017. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 109/17 Seite 4 – Derivate und Wertpapierfinanzierungsgeschäfte.2 Für eine vertiefte Lektüre sowie weitere Handlungsfelder vgl. folgende Dokumente (alle abgerufen am 18. Dezember 2017): Bundesverband deutscher Banken: Analyse des Bankenverbandes zu den Konsequenzen aus dem britischen Referendum vom 23. Juni 2016 (mit Datum vom 26. Januar 2017), unter https://bankenverband .de/media/files/Brexit_Analyse_Bankenverband.pdf. Deutsches Aktieninstitut: Austrittsverhandlungen der Europäischen Union mit dem Vereinigten Königreich: Brexit-Risiken minimieren und den europäischen Kapitalmarkt stärken, 1. Positionspapier , 28. Februar 2017, unter: https://www.dai.de/files/dai_usercontent/dokumente/studien /2017-02-28%20Positionspapier%20Brexit%20Deutsches%20Aktieninstitut.pdf. Deutsches Aktieninstitut: Austrittsverhandlungen der Europäischen Union mit dem Vereinigten Königreich: Brexit-Risiken minimieren und den europäischen Kapitalmarkt stärken, 2. Positionspapier , 27. Oktober 2017, https://www.dai.de/files/dai_usercontent/dokumente/studien/2017-10- 27%202.%20Positionspapier%20Brexit.pdf. Standpunkte der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe: Brexit – Wichtige Aspekte aus Sicht der Sparkassen-Finanzgruppe, unter: https://www.dsgv.de/de/fakten-und-positionen /Standpunkte_Chefvolkswirte.html. Die Chefvolkswirte der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband behandeln in einer ihrer Stellungnahmen unter anderem die regulatorischen Bürden des Brexit. Sie unterstützen die Planungen der EU-Kommission, die EU-Marktaufsichtsbehörde ESMA mit mehr Befugnissen auszustatten. Zudem sollte nach Ansicht der Chefvolkswirte überprüft werden, ob Klagen, die in Verbindung mit Finanzprodukten, die auf englischem Recht basieren, auch bei Gerichten in anderen EU-Ländern eingereicht werden können. Deloitte: „Brexit means Brexit“ – und was bedeutet er für Unternehmen der Finanzbranche?, August 2017, unter: https://www2.deloitte.com/de/de/pages/financial-services/articles/FS-Brexitmeans -Brexit.html. Das Beratungsunternehmen Deloitte richtet sich an derzeit aus Großbritannien agierende Finanzinstitute und EU-27-Finanzinstitute mit Zweigniederlassung in Großbritannien. „Finanzinstitute müssen bereits heute Handlungsalternativen analysieren und etwaige Umstrukturierungen sowie Neuausrichtungen strategisch planen.“ Auf der Internetseite der European Banking Policy Network, unterstützt von UK Finance3, finden sich Briefings, die wichtige wirtschaftliche, regulatorische und politische Erwägungen rund um den Brexit beinhalten. Dazu gehören unter anderem: 2 Bundesverband deutscher Banken: Dossier – Brexit – Der Brexit und die Banken: unter: https://bankenverband .de/dossier/brexit/der-brexit-und-die-banken/, abgerufen am 18. Dezember 2017. 3 UK Finance vertritt fast 300 der führenden Unternehmen, die Finanzdienstleistungen, Bankgeschäfte und zahlungsbezogene Dienstleistungen in oder aus Großbritannien anbieten. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 109/17 Seite 5 – British Bankers' Association (bba): Was ist „Passporting“ und warum ist es wichtig?, Brexit Quick Brief Nr. 3, unter: http://www.bankingpolicy.eu/wp-content/uploads/2017/10/BQB3- German-UKF.pdf. – British Bankers' Association (bba): Was ist „Gleichwertigkeit“ und wie funktioniert sie?, Brexit Quick Brief Nr. 4, unter: http://www.bankingpolicy.eu/wp-content/uploads /2017/10/BQB4-German-UKF.pdf. – UK Finance; Association for Financial Markets in Europe (AFME): Die Auswirkung des Brexit auf grenzüberschreitenden Finanzdienstleistungsverträge, unter: http://www.bankingpolicy .eu/wp-content/uploads/2017/10/BQB9-German-UKF-v3.pdf. * * *