© 2016 Deutscher Bundestag WD 4 - 3000 - 106/16 Einsparungen des Bundes bei den Ausgaben für Verzinsung seit 2008 Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 106/16 Seite 2 Einsparungen des Bundes bei den Ausgaben für Verzinsung seit 2008 Aktenzeichen: WD 4 - 3000 - 106/16 Abschluss der Arbeit: 01. September 2016 Fachbereich: WD 4: Haushalt und Finanzen Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 106/16 Seite 3 1. Einleitende Bemerkungen Seit Bestehen des Banken- und Staatsschuldenkrise sind Refinanzierungszinssätze auf emittierte Bundeswertpapiere deutlich gesunken. Die Auftraggeberin möchte eine Angabe der sich daraus resultierenden Einsparungen für den Bundeshaushalt. 2. Angaben des Bundesministeriums der Finanzen Das Bundesministerium der Finanzen beziffert in seinem Schreiben vom 20. April 2015 an den Abgeordneten Sven-Christian Kindler die Einsparungen beim Schuldendienst des Bundes für den Zeitraum 2008-2014 mit 94 Mrd. Euro.1 3. Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft Kiel Boysen-Hogrefe hat verglichen, wie viel Euro Deutschland hätte zahlen müssen, wenn der Vorkrisen -Zinssatz von 2008 noch aktuell wäre. Damals zahlte es im Schnitt 4,23 Prozent auf seine Schulden. Bis 2014 ist die Zinslast auf 2,08 Prozent abgesunken. 1 http://docs.dpaq.de/8881-antwort_kampeter.pdf [01.09.2016]. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 106/16 Seite 4 Für den Zeitraum 2009-2014 summieren sich die „Brutto-Zinsersparnisse sogar auf 100 Milliarden Euro, selbst netto bleiben immerhin noch 60 Milliarden Euro übrig.“2 „Vergleicht man die Zinslast der Neuemissionen, die in den Jahren 2009 bis 2014 getätigt wurden , mit der hypothetischen Zinslast, die bei besagten historischen Mittelwerten fällig gewesen wäre, liegen die kumulierten Einsparungen bis ins Jahr 2030 bei insgesamt 160 Mrd. Euro. Danach fielen nur noch Anleihen mit 30jähriger Laufzeit ins Gewicht, deren Anteil sei aber so gering , dass der Einsparungseffekt quasi auslaufe. 2015 werde die größte Wirkung in einem Einzeljahr mit Minderausgaben von knapp 20 Mrd. Euro erzielt.“3 2 Zdrzalek, Lukas: Von wegen gespart, 10. Februar 2015, im Internet unter: http://www.zeit.de/wirtschaft/2015- 02/schwarzenull-bundeshaushalt-eurokrise [01.09.2016]. 3 IfW-Medieninformation: Aktuelle Berechnung des IfW: Bund spart durch Niedrigzinsen 160 Mrd. Euro ein, im Internet unter: https://www.ifw-kiel.de/medien/medieninformationen/2015/aktuelle-berechnung-des-ifw-bundspart -durch-niedrigzinsen-160-mrd-euro-ein [01.09.2016]. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 106/16 Seite 5 4. Studie der Universität Greifswald Ehrhold und Rahausen erörtern in ihrem Diskussionspapier der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald die Zinsersparnisse des Bundes im Zeitraum 2009-06/2015. Zudem gibt es eine Szenariobetrachtung bis 2019. Auf Basis der Benchmarkzinssätze wurde die theoretische Zinslast errechnet, auf den Emissionszinssätzen aufbauend die reale Zinslast. Die Ersparnisse werden so in der Folge durch die entsprechende Differenz beschrieben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei Betrachtung nach Emissionsjahren die Ersparnisse als Summe jedes einzelnen Jahres der Laufzeit anfallen.4 Quelle: Ehrhold/Rahausen: Zinsersparnisse des Bundes im Zeitraum 2009-06/2015, a.a.O., S. 19. Demnach beziffern Erhold und Rahausen die Zinsersparnisse des Bundes für 2009-06/2015 auf 169,91 Mrd. Euro, wobei deren gesamte Laufzeit in Betracht gezogen wird. Die Studie ist dem Sachstand als Anlage beigefügt. Anlage 1 Ende der Bearbeitung 4 Ehrhold, Frank/ Rahausen, Christian: Zinsersparnisse des Bundes im Zeitraum 2009-06/2015 und als Szenariobetrachung bis 2019, Dezember 2015, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Diskussionspapier 02/15, S. 17.