© 2017 Deutscher Bundestag WD 4 - 3000 - 099/17 Bitcoin und andere Kryptowährungen Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 099/17 Seite 2 Bitcoin und andere Kryptowährungen Aktenzeichen: WD 4 - 3000 - 099/17 Abschluss der Arbeit: 6. Dezember 2017 Fachbereich: WD 4: Haushalt und Finanzen Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 099/17 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Fragestellung 4 2. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen 4 3. Deutsche Bundesbank 4 4. Geschäftsbanken 4 4.1. Berenberg 4 4.2. DZ BANK 5 5. Wissenschaft 5 5.1. Andreas Hanl, Jochen Michaelis 5 5.2. Volker Brühl 6 5.3. David Yermack 6 6. Journalisten 6 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 099/17 Seite 4 1. Fragestellung Der Auftraggeber bittet um ausgewählte Dokumente, aus denen die Haltung verschiedener Institutionen zum Thema Bitcoins/Kryptowährungen deutlich wird. 2. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen Die BaFin hat Bitcoins rechtlich verbindlich als Finanzinstrumente in der Form von Rechnungseinheiten qualifiziert. „Rechnungseinheiten sind mit Devisen vergleichbar, lauten aber nicht auf gesetzliche Zahlungsmittel.“ „Die bloße Nutzung von VC (Virtual Currency) als Ersatz für Bar- oder Buchgeld zur Teilnahme am Wirtschaftskreislauf im Austauschgeschäft ist keine erlaubnispflichtige Tätigkeit. Der Dienstleister oder Lieferant kann seine Leistungen mit VC bezahlen lassen, ohne dass er dadurch Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen erbringt. Gleiches gilt für den Kunden.“ Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht: Virtuelle Währungen/Virtual Currency (VC), geändert am 28. April 2016, unter: https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/FinTech/VirtualCurrency /virtual_currency_node.html, abgerufen am 6. Dezember 2017. 3. Deutsche Bundesbank „Die gegenwärtigen virtuellen Währungen, wie z.B. Bitcoin, sind gemessen an den realen Währungen zumindest in Ländern mit einer stabilitätsorientierten Geldpolitik bislang quantitativ unbedeutend und eher als Spekulationsobjekte anzusehen. Bitcoin erfüllt bislang keine der drei Geldfunktionen im ökonomisch relevanten Maße, weil es nicht über eine Nische hinausreicht und extrem wertinstabil ist.“ Thiele, Carl-Ludwig; Diehl, Martin: Stabiles Geld braucht eine stabilitätsorientierte Geldpolitik , in: ifo Schnelldienst 22/2017, 23. November 2017, Seite 3ff., unter: https://www.cesifogroup .de/DocDL/sd-2017-22-thiele-diehl-etal-bitcoin-2017-11-23.pdf, abgerufen am 6. Dezember 2017. 4. Geschäftsbanken 4.1. Berenberg „Als innovatives Bezahlsystem, das sich abseits der bestehenden Geld- und Währungsstrukturen entwickelt, gelten Digital- bzw. Kryptowährungen wie der Bitcoin. Dieses »neue Geld« sorgt wegen der technischen Eigenschaften für Aufsehen, u.a. wird es nicht zentral von einer Zentralbank , sondern dezentral von einem Netzwerk geschaffen. Besonders viel Aufmerksamkeit be- Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 099/17 Seite 5 kommt der Bitcoin aber wegen seiner beeindruckenden Wertentwicklung. Wir halten den Preisanstieg für spekulativ übertrieben und haben Zweifel, dass sich der Bitcoin langfristig durchsetzen wird. Es gibt einige systemimmanente Probleme, die sich nicht ohne weiteres beseitigen lassen . Das Design der Kryptowährungen ist aus makroökonomischer Sicht nicht geeignet, um hierauf ein neues Geldsystem aufzubauen.“ Berenberg, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut: Strategie 2030 – Die Zukunft des Geldes – das Geld der Zukunft, 2017, unter: http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen /Partnerpublikationen/Berenberg/2017-06-02-Die_Zukunft_des_Geldes-Ansicht-Internet .pdf, abgerufen am 6. Dezember 2017. 4.2. DZ BANK „Neun Jahre nach der Veröffentlichung des berühmten Whitepapers von Satoshi Nakamoto, dem Entwickler von Bitcoins, ist das Interesse an der Verwendung von Kryptowährungen auch in der Finanzwelt stark gestiegen.“ „Vieles spricht dafür, dass die Zahl der Nutzer solcher Kryptowährungen deutlich höher wäre, wenn Kunden unter einem gesicherten regulatorischen Rahmen Kryptowährungen direkt über ihre Hausbank erwerben und verwenden könnten. Dass dies bislang nicht möglich ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen folgt die Konstruktion von Kryptowährungen einem anderen Paradigma als herkömmliche Währungen, denn grundsätzlich können sie auch ohne Banken verwendet werden. Zum anderen steht weiter die Vermutung im Raum, dass die aktuelle Entwicklung bei Kryptowährungen eher spekulative Gründe hat und die Blase irgendwann platzen könnte.“ Elsner, Dirk; Pecksen, Gerrit: Kryptowährungen sind noch nicht reif für eine weitreichende Umsetzung, in: ifo Schnelldienst 22/2017, 23. November 2017, Seite 10ff., unter: http://www.cesifo-group.de/DocDL/sd-2017-22-2017-11-23.pdf, abgerufen am 6. Dezember 2017. 5. Wissenschaft 5.1. Andreas Hanl, Jochen Michaelis „Dass Kryptowährungen nicht als vorübergehender Hype anzusehen sind, liegt maßgeblich an der technologischen Neuerung der Blockchain, nach dem Internet eventuell „the next big thing“. Für die Zentralbanken ist die unmittelbare Folge eine massiv verstärkte Konkurrenz im Bereich der Zahlungssysteme. Wenn ein großer Teil der (grenzüberschreitenden) Zahlungen Peer-to-Peer erfolgt, können Zentralbanken die Stabilität des Zahlungsverkehrs nicht mehr im selben Ausmaß gewährleisten. Einige Zentralbanken nehmen die Herausforderung aktiv an und denken darüber nach, die Blockchain-Technologie durch die Herausgabe einer eigenen digitalen Währung für sich selbst zu nutzen.“ Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 099/17 Seite 6 Hanl, Andreas; Michaelis, Jochen: Kryptowährungen – ein Problem für die Geldpolitik?, in: Wirtschaftsdienst 2017/5, Seite 363ff., unter: https://link.springer.com/content /pdf/10.1007%2Fs10273-017-2145-y.pdf, abgerufen am 6. Dezember 2017. 5.2. Volker Brühl „Angesichts der Kursentwicklung wundert es nicht, dass sich inzwischen auch vermehrt Privatanleger in Zeiten niedriger Zinsen für BTC und andere Kryptowährungen interessieren. Dabei besteht die Gefahr, dass sich unerfahrene Anleger von dem Begriff »Währung« täuschen lassen, der zudem noch dadurch bestärkt wird, dass es inzwischen weltweit eine stark wachsende Anzahl von BTC-Automaten gibt, die den herkömmlichen Geldautomaten täuschend ähnlich sehen, aber keine sind.“ „Es wäre daher zu begrüßen, wenn sich die europäischen und nationalen Aufsichtsbehörden nicht nur im Hinblick auf die Vermeidung von Geldwäsche, sondern auch unter dem Gesichtspunkt des Anlegerschutzes verstärkt mit dem Thema Kryptowährungen befassen würden.“ Brühl, Volker: Bitcoin und andere Kryptowährungen – konsequente Regulierung und Aufsicht sind dringend geboten, in: ifo Schnelldienst 22/2017, 23. November 2017, Seite 13ff., unter: http://www.cesifo-group.de/DocDL/sd-2017-22-2017-11-23.pdf, abgerufen am 6. Dezember 2017. 5.3. David Yermack „Bitcoin has achieved only scant consumer transaction volume, with an average well below one daily transaction for the few merchants who accept it. Its volatility is greatly higher than the volatilities of widely used currencies, imposing large short-term risk upon users.” “Bitcoin appears to behave more like a speculative investment than a currency.” Yermack, David: Is Bitcoin a Real Currency? An economic appraisal, National Bureau of Economic Research Working Paper No. 19747, December 2013, Revised April 2014, unter: http://www.nber.org/papers/w19747.pdf, abgerufen am 6. Dezember 2017. 6. Journalisten „Denn Bitcoin ist ein vielschichtiges und facettenreiches Phänomen, und die Antwort auf die Frage "Was ist Bitcoin?" variiert je nach Standpunkt und Perspektive des Fragenden: Für die einen ist Bitcoin eine zeitgemäße Form des Bezahlens. Ein rein digitales Geldmedium, das die monetären Bedürfnisse der Bürger in einer hochgradig vernetzten Gesellschaft besser erfüllt als alle bisherigen Optionen. Andere sehen in der Technologie hinter Bitcoin, der Blockchain, die nächste große technische Evolutionsstufe des Internets und aus ihr resultierend eine Vielzahl Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 4 - 3000 - 099/17 Seite 7 wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Chancen. Wieder andere erhoffen sich mit Bitcoin einen Beitrag zur Demokratisierung und sehen ihn als Werkzeug, um den modernen Menschen aus der Abhängigkeit von Staaten, Banken und Konzernen zu führen und ihm mehr Freiheit, Autonomie und Hoheit über sein eigenes Leben zu ermöglichen. Es ist diese Vermengung von gesellschaftspolitischen Idealen, neuer Technologie und dem Machtkatalysator Geld, die das Phänomen Bitcoin vorantreibt, und wer es verstehen will, muss sich mit diesen drei Dimensionen beschäftigen: Bitcoin dem Geld, Bitcoin der Technologie und Bitcoin dem gesellschaftlichen Ereignis.“ Brenneis, Friedemann: Phänomen Bitcoin. Geld, Technologie und gesellschaftliches Ereignis, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 46–47/2017, 13. November 2017, Seite 29ff., unter: http://www.bpb.de/apuz/259143/phaenomen-bitcoin?p=1, abgerufen am 6. Dezember 2017. Friedemann Brenneis ist freier Journalist. Er betreibt einen Rechercheblog zum Thema Bitcoin, Blockchain und Kryptowährungen unter www.coinspondent.de. * * *