© 2019 Deutscher Bundestag WD 4 - 3000 - 036/19 Anteile verschiedener Einkommensgruppen am Steueraufkommen Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 036/19 Seite 2 Anteile verschiedener Einkommensgruppen am Steueraufkommen Aktenzeichen: WD 4 - 3000 - 036/19 Abschluss der Arbeit: 26. März 2019 Fachbereich: WD 4: Haushalt und Finanzen Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 036/19 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Fragestellung 4 2. Amtliche Statistik 4 3. Andere Quellen 5 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 036/19 Seite 4 1. Fragestellung Gefragt wird nach Erhebungen, die abbilden, welche Einkommensgruppen mit welchem Anteil zum Aufkommen verschiedener Steuerarten, insbesondere der Mehrwertsteuer, beitragen. 2. Amtliche Statistik Wie folgender Tabelle des Statistischen Bundesamts zu entnehmen ist, zahlten im Veranlagungsjahr 2014 die 10% der Steuerpflichtigen mit den höchsten Einkommen 56,7% der festgesetzten Einkommensteuer, während die unteren 50% nur 4,8% der Einkommensteuer zahlten. Lohn- und Einkommensteuerstatistik 2014 Stand: Juni 2018 Beitrag der unbeschränkt Steuerpflichtigen zum Einkommensteueraufkommen und deren durchschnittlicher Gesamtbetrag der Einkünfte Obere … v.H. der Steuerpflichtigen Summe der Einkünfte über ... € Kumulierter Anteil in v.H. Durchschnittlicher Gesamtbetrag der Einkünfte an der festgesetzten Einkommensteuer am Gesamtbetrag der Einkünfte 0,1 654.131 8,9 4,5 1.684.717 1 204.464 22,9 12,0 308.010 5 101.572 43,4 26,4 132.728 10 75.296 56,7 38,0 86.433 15 61.715 66,0 47,2 67.843 20 52.739 73,1 54,9 56.818 25 46.109 78,8 61,5 49.117 30 40.866 83,4 67,3 43.227 35 36.525 87,3 72,5 38.473 40 32.834 90,5 77,2 34.474 45 29.453 93,1 81,4 30.947 50 26.198 95,2 85,1 27.626 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 036/19 Seite 5 Untere ... v.H. der Steuerpflichtigen Summe der Einkünfte bis ... € Kumulierter Anteil in v.H. Durchschnittlicher Gesamtbetrag der Einkünfte an der festgesetzten Einkommensteuer am Gesamtbetrag der Einkünfte 10 1.600 0,0 0,1 314 20 7.953 0,2 1,3 4.452 25 11.105 0,3 2,6 9.453 30 13.995 0,6 4,2 12.362 35 16.964 1,1 6,3 15.241 40 19.999 2,0 8,8 18.228 45 23.057 3,2 11,6 21.298 50 26.198 4,8 14,9 24.404 © Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2018 Nach Auskunft des Statistischen Bundesamts kann dieses weder mit den Daten der Umsatzsteuerstatistik noch mit denjenigen der Verbrauchsteuerstatistiken vergleichbare Angaben über den privaten Konsum machen, da diese Daten nicht pro Konsument vorliegen. 3. Andere Quellen Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln betrachtet in seiner Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung „Die Verteilung der Steuerlast in Deutschland“ sowohl Einkommenals auch Mehrwertsteuer: „Die Hälfte der Haushalte mit den geringsten Äquivalenzeinkommen trägt lediglich 7 Prozent zum Aufkommen der Einkommensteuer einschließlich Solidaritätszuschlag bei. Der Anteil dieser Gruppe am Mehrwertsteueraufkommen ist mit 38 Prozent dagegen deutlich höher. Werden alle Steuerarten zusammengerechnet, beträgt der Anteil dieser Haushalte 18 Prozent. Die oberen 30 Prozent der Einkommensverteilung bestreiten etwa 80 Prozent der Einkommensteuereinnahmen und 42 Prozent der Mehrwertsteuereinnahmen. Dies macht etwa zwei Drittel der gezahlten Steuern aus. Dabei erwirtschaftet diese Gruppe etwa 55 Prozent der gesamten Haushaltseinkommen.“1 1 Download unter: https://www.econstor.eu/handle/10419/157899, abgerufen am 25. März 2019. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 036/19 Seite 6 Verteilung der Steuern auf die Einkommensdezile Anteile in Prozent nach Einkommensdezilen1) im Jahr 2017 Einkommensteuer und Solidaritätszu - schlag Mehrwertsteuer und Versicherungsteuer Steuern gesamt Haushaltsbruttoein - kommen Anteil der Sozialtransfers am Bruttoeinkommen 1. Dezil 0,0 5,5 2,0 2,8 43,8 2. Dezil 0,3 6,8 2,6 4,4 16,5 3. Dezil 1,0 7,9 3,5 5,5 9,1 4. Dezil 2,0 8,4 4,3 6,5 6,0 5. Dezil 3,5 9,1 5,5 7,3 4,8 6. Dezil 5,6 9,6 7,1 8,6 3,9 7. Dezil 8,4 10,4 9,1 10,1 3,8 8. Dezil 12,2 11,5 12,0 12,1 2,8 9. Dezil 18,7 13,3 16,8 15,4 1,7 10. Dezil 48,2 17,5 37,2 27,3 0,9 Daten fortgeschrieben auf das Jahr 2017. 1) Einkommensdezile auf Basis des Haushaltsbruttoäquivalenzeinkommens (auf Basis der neuen OECD-Skala). Quellen: SOEP, 2014; EVS, 2013; Institut der deutschen Wirtschaft Köln Dagegen bezieht sich das DIW Berlin – Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V. in seiner Analyse auf sämtliche Steuern sowie Sozialbeiträge, die von den privaten Haushalten getragen werden. Dabei wird das gesamte Steuer- und Abgabensystem zum großen Teil bzw. das gesamte Steueraufkommen zu 80 Prozent erfasst: „Während auf die Bevölkerung in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung insgesamt nur knapp vier Prozent des gesamten Einkommensteueraufkommens entfallen, tragen die obersten zehn Prozent 59 Prozent und das oberste eine Prozent 26 Prozent. Andererseits zeigt sich, dass die untere Hälfte der Bevölkerung auch nur 24 Prozent des gesamten Bruttoeinkommens bezieht, während die obersten zehn Prozent fast ein Drittel auf sich vereinigen. Die Einkommensteuerbelastung ist also progressiv. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 036/19 Seite 7 Umgekehrt ist es bei den indirekten Steuern, die knapp die Hälfte des Steueraufkommens ausmachen : Hier entfallen auf das unterste Einkommensdezil gut fünf Prozent des Steueraufkommens, aber nur knapp drei Prozent des Einkommens. Auf das oberste Einkommensdezil entfallen zwar 20 Prozent der indirekten Steuern, aber ein Drittel des gesamten Einkommens. Insgesamt trägt das oberste Einkommensdezil 42 Prozent des gesamten Steueraufkommens beziehungsweise 33 Prozent des gesamten Steuer- und Sozialbeitragsaufkommens, auf das oberste Prozent der Bevölkerung entfallen 16 beziehungsweise zehn Prozent. Das unterste Einkommensdezil ist mit gut zwei Prozent des gesamten Steueraufkommens und knapp zwei Prozent des gesamten Steuer- und Sozialbeitragsaufkommens belastet.“2 Zum grundsätzlichen Problem dieser Statistiken führt die Hans Böckler Stiftung aus: „Insgesamt hat unsere Analyse der Verteilungswirkungen des deutschen Steuer-Transfersystems gezeigt, dass die zuverlässige Erfassung hoher Einkommen, die in den meisten Haushaltsbefragungen nicht hinreichend erfasst werden können, die Verteilungsergebnisse wesentlich beeinflusst . Wir haben auch die große und zunehmende Belastung privater Haushalte durch die indirekte Besteuerung, insbesondere bei den ärmeren Haushalten aufgezeigt. Schließlich haben wir auch gezeigt, dass die Ergebnisse von Verteilungsanalyse stark von der Gültigkeit der traditionellen Inzidenzannahmen abhängen, insbesondere bezüglich der Sozialbeiträge. Da es zu den Inzidenzwirkungen der direkten und indirekten Steuern sowie der Sozialabgaben nur wenige empirisch gesicherte Erkenntnisse gibt, bleibt eine erhebliche Unsicherheit über die Verteilung der Steuerlast in Deutschland bestehen.“3 *** 2 https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.549401.de/16-51-1.pdf, abgerufen am 21. März 2019. 3 https://www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_347.pdf, abgerufen am 21. März 2019.