© 2017 Deutscher Bundestag WD 4 - 3000 - 025/17 Entwicklung der Militärausgaben in Deutschland von 1925 bis 1944 und in der Bundesrepublik Deutschland von 1950 bis 2015 im Verhältnis zur gesamtwirtschaftlichen Leistung Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. 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Militärausgaben im Verhältnis zur gesamtwirtschaftlichen Leistung seit 1950 5 4.1. Militärausgaben im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt 1950 bis 1952 5 4.2. Militärausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt seit 1953 6 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 025/17 Seite 4 1. Fragestellung Wie hat sich der Militäretat in Deutschland von 1920-1945 im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt entwickelt? Wie hat sich der Militäretat in der Bundesrepublik von 1950-2016 im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt entwickelt? 2. Militärausgaben im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt 1925 bis 1938 In der nachfolgenden Tabelle ist das Verhältnis der Ausgaben für Verteidigung („defence“) in Relation zum Bruttosozialprodukt1 für die Zeit von 1925 bis 1938 wiedergegeben. Für die unmittelbare Nachkriegszeit 1919 bis 1924 werden in den vorliegenden Studien keine Daten ausgewertet, weil sie wegen der damals herrschenden Ausnahmesituation die Aussagen verzerrten.2 1925 1926 1927 1928 1929 1,0% 1,0% 1,0% 1,0% 1,0% 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1,0% 1,2% 1,5% 3,2% 3,4% 5,5% 7,6% 9,6% 18,1% 1 In diesem Sachstand werden sowohl das Bruttosozialprodukt als auch das Bruttoinlandsprodukt als Maße für die gesamtwirtschaftliche Leistung eines Staates verwendet. Das Bruttosozialprodukt, seit 2000 Bruttonationaleinkommen genannt, umfasst die von Inländern (natürliche und juristische Personen mit ständigem Wohnsitz im Inland) im In- und Ausland erstellten Leistungen (Inländerkonzept). Mittlerweile ist dieses Maß vom Bruttoinlandsprodukt abgelöst. In das Bruttoinlandsprodukt werden alle innerhalb der geografischen Grenzen einer Volkswirtschaft in einer Periode erstellten Waren und Dienstleistungen einbezogen. Das Bruttoinlandsprodukt enthält auch die Leistungen der Ausländer, die innerhalb des Staates arbeiten, während die Leistungen der Inländer, die im Ausland arbeiten, nicht berücksichtigt werden (Inlandskonzept ). 2 Andic, Suphan; Veverka, Jindřich: The Growth of Government Expenditure in Germany since the Unification, in: Finanzarchiv Neue Folge Band 23, 1963/64, Seite 169ff., hier Seite 187ff. und Seite 261. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 025/17 Seite 5 3. Militärausgaben im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt 1939 bis 1944 Mit Kriegsausbruch 1939 nahmen die Militärausgaben der Reichsregierung erheblich zu. 1939/40 waren sie doppelt so hoch wie im letzten Friedensjahr, bis 1940/41 hatten sie sich abermals verdoppelt .3 Die Relation zwischen den kassenmäßigen Wehrmachtsausgaben und dem Bruttosozialprodukt (einschließlich der Beiträge aus besetzten Ländern)4 ergeben folgende Werte: Kassenmäßige Wehrmachtsausgaben in % des BSP 1. Kriegsjahr (01.09.1939-31.08.1940) 26,39% 2. Kriegsjahr (01.09.1940-31.08.1941) 42,34% 3. Kriegsjahr (01.09.1941-31.08.1942) 52,78% 4. Kriegsjahr (01.09.1942-31.08.1943) 60,27% 5. Kriegsjahr (01.09.1943-31.08.1944) 62,15% 4. Militärausgaben im Verhältnis zur gesamtwirtschaftlichen Leistung seit 1950 4.1. Militärausgaben im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt 1950 bis 1952 Die Ausgaben für „defence“ im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt für die Jahre 1950 bis 1952 sind wiederum dem Aufsatz von Andic und Veverka entnommen.5 Die Ausgaben für „defence“ bestanden in der Zeit von 1950 bis 1954/55 fast ausschließlich aus Leistungen der Bundesrepublik für die ausländischen Streitkräfte. Seit dem Jahr 1955 erfassen die Ausgaben für „defence“ die Leistungen für die neugegründete Bundeswehr; die Leistungen für die ausländischen Streitkräfte nahmen gleichzeitig rapide ab.6 1950 1951 1952 5,5% 6,9% 6,8% 3 Overy, Richard J.: „Blitzkriegswirtschaft“?, Finanzpolitik, Lebensstandard und Arbeitseinsatz in Deutschland 1939-1942, in: Institut für Zeitgeschichte: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 36 (1988), Heft 3, Seite 379, hier Seite 389, und Boelcke, Willi A.: Kriegsfinanzierung im internationalen Vergleich, in: Forstmeier , Friedrich; Volkmann, Hans-Erich: Kriegswirtschaft und Rüstung 1939-1945, Düsseldorf 1977, Seite 14ff., hier Seite 57 (Prozentzahlen eigene Berechnung). 4 Vgl. Overy, Richard J. (Fußnote 3) und Klein, Burton H.: Germany’s Economic Preparations for War, Cambridge 1959, Seite 256. 5 Andic, Suphan; Veverka, Jindřich: The Growth of Government Expenditure in Germany since the Unification, in: Finanzarchiv Neue Folge Band 23, 1963/64, Seite 169ff., hier Seite 261. Zur Abgrenzung der Ausgaben für „defence“ siehe Seite 235. 6 Rocke, Helmut: Leistungen der Bundesrepublik für die ausländischen Streitkräfte, in: Bundesministerium der Finanzen: Die finanzielle Liquidation des Krieges beim Aufbau der Bundesrepublik Deutschland, Schriftenreihe Heft 3, 1961, Seite 19ff. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 025/17 Seite 6 4.2. Militärausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt seit 1953 Die nachfolgenden Daten – Militärausgaben in Relation zum Bruttoinlandsprodukt - stammen vom Stockholm International Peace Research Institut (SIPRI), einem unabhängigen internationalen Institut für die Konfliktforschung, Rüstung, Rüstungskontrolle und Abrüstung. Gegründet im Jahr 1966, bietet SIPRI Daten, Analysen und Empfehlungen, die auf offenen Quellen basieren, für Politiker, Forscher, Medien und die interessierte Öffentlichkeit.7 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 4,2% 4,0% 4,1% 3,6% 4,1% 3,0% 4,4% 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 4,0% 4,0% 4,8% 5,2% 4,7% 4,3% 4,2% 4,3% 3,6% 3,6% 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 3,2% 3,3% 3,4% 3,4% 3,5% 3,5% 3,3% 3,2% 3,2% 3,1% 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 3,1% 3,2% 3,2% 3,2% 3,1% 3,0% 3,0% 2,9% 2,8% 2,7% 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2,7% 2,2% 2,0% 1,9% 1,7% 1,6% 1,6% 1,5% 1,5% 1,5% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 1,4% 1,4% 1,4% 1,4% 1,3% 1,3% 1,3% 1,2% 1,3% 1,4% 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1,4% 1,3% 1,3% 1,2% 1,2% 1,2% * * * 7 Stockholm International Peace Research Institut (SIPRI), abrufbar unter: https://www.sipri.org/, abgerufen am 8. März 2017.