© 2019 Deutscher Bundestag WD 4 - 3000 - 022/19 Einzelfragen zu den Goldbeständen der Deutschen Bundesbank Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 022/19 Seite 2 Einzelfragen zu den Goldbeständen der Deutschen Bundesbank Aktenzeichen: WD 4 - 3000 - 022/19 Abschluss der Arbeit: 20. Februar 2019 Fachbereich: WD 4: Haushalt und Finanzen Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 022/19 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Wie hat sich der Goldbestand der Deutschen Bundesbank seit 1960 nach Jahr und Menge entwickelt? 4 2. Gründe für etwaige Zu- beziehungsweise Abgänge 5 3. Wie stellen sich die physischen Einlagen in Deutschland und Forderungen gegen andere Notenbanken im Einzelnen dar? 6 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 022/19 Seite 4 1. Wie hat sich der Goldbestand der Deutschen Bundesbank seit 1960 nach Jahr und Menge entwickelt? Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der physischen Goldbestände der Bank deutscher Länder und der Deutschen Bundesbank in Tonnen seit 1950:1 Der Goldbestand der Deutschen Bundesbank ist im Wesentlichen innerhalb von 21 Jahren zwischen 1951 und 1972 entstanden. Einen kurzfristigen Höchststand erreichte er 1968, eher er sich für mehrere Jahre auf etwa 3.500 Tonnen einpendelte. 1979 übertrug die Deutsche Bundesbank zum Start des Europäischen Währungssystems (EWS) den deutschen Anteil ihrer Gold- und Devisenreserven in Höhe von 20 Prozent an den Europäischen Fonds für Währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ). Ende 1998 floss dieser Betrag wieder an die Bundesbank zurück. Anfang 1999, zu Beginn der dritten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, übertrug die Deutsche Bundesbank rund 232 Tonnen an die Europäische Zentralbank (EZB). Seitdem nimmt der Goldbestand regelmäßig nur noch in geringen Mengen zur Prägung von Goldmünzen ab.2 1 Deutsche Bundesbank: Entwicklung der Goldbestände, unter: https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen /entwicklung-der-goldbestaende-645380, abgerufen am 19. Februar 2019. Die Werte für 2015 bis 2018 hat die Deutsche Bundesbank aufgrund einer Anfrage der Wissenschaftlichen Dienste mitgeteilt; eigene grafische Darstellung. 2 Schulte, Wolfgang: Gold als Reserve, in: Das Gold der Deutschen. Für die Deutsche Bundesbank herausgegeben von Carl-Ludwig Thiele, 2018, Seite 99. 0,000 500,000 1.000,000 1.500,000 2.000,000 2.500,000 3.000,000 3.500,000 4.000,000 4.500,000 19 50 19 52 19 54 19 56 19 58 19 60 19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 20 10 20 12 20 14 20 16 20 18 Entwicklung der Goldbestände der Bank deutscher Länder/Deutschen Bundesbank seit 1951 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 022/19 Seite 5 2. Gründe für etwaige Zu- beziehungsweise Abgänge Die wesentlichen Gründe für Abflüsse von Gold sind insbesondere folgende: – Interventionen im Goldmarkt während des Bretton-Woods-Systems („Goldpool“ 1961-1968) ca. 183 Tonnen (saldiert). Bretton-Woods-System: Im Sommer 1944 wurde das Bretton-Woods-Abkommen von 44 Staaten unterzeichnet, welches einen Golddevisenstandard mit festen Wechselkursen festlegte. Kern des Systems war der US-Dollar, zu dem alle anderen Währungen ein festes Tauschverhältnis hatten. Zudem wurde ein fester Umrechnungskurs zwischen dem US-Dollar und der Feinunze Gold (35 US-Dollar je Feinunze) vereinbart. Die US-Notenbank war verpflichtet, die Dollar-Reserven jedes Mitgliedslandes zum festgelegten Kurs in Gold umzutauschen . Goldpool: Eine im Herbst 1961 geschlossene Vereinbarung acht westlicher Zentralbanken, die das Ziel hatte, die festgelegte Goldparität von 35 US-Dollar je Feinunze durch Verkäufe und vorübergehend auch Käufe zu halten – Einzahlungsverpflichtungen Deutschlands gegenüber dem Internationalen Währungsfonds (IWF) (ca. 300 Tonnen). – Übertragung von Goldreserven der Bundesbank an die Europäische Zentralbank zu Beginn der Währungsunion 1999 (ca. 232 Tonnen). – Für die Prägung von Sammlermünzen (seit 2001) (ca. 99 Tonnen). Die wesentlichen Gründe für Zuflüsse von Gold sind insbesondere folgende: – Leistungsbilanzüberschüsse in der Zeit der Europäischen Zahlungsunion (EZU) (1951-Ende 1958) 1.584 Tonnen Zuflüsse (saldiert). EZU: Multilaterales Abrechnungs- und Kreditsystem der Mitgliedsländer der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (Organisation for European Economic Cooperation ; OEEC). Die bilateralen Überschüsse und Defizite jedes Mitgliedslandes der EZU gegenüber jedem anderen Mitgliedsland wurden verrechnet. Die anstehenden Abrechnungsspitzen mussten zu einem bestimmten, sich laufend erhöhenden Teil in Gold oder US-Dollar ausgeglichen werden. Deutschland befand sich ab 1951 in der EZU in einer Überschussposition . – Aufgrund von geld- und währungspolitischen Mechanismen des Bretton-Woods-Währungssystems (ab Beitritt der Bundesrepublik Deutschland 1952 bis 1973): rd. 2540 Tonnen Zuflüsse (saldiert). Wesentliche Transaktionen waren: – Einlösung von US-Dollar gegen Gold durch Bank deutscher Länder/Bundesbank bei der US-Notenbank. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 022/19 Seite 6 – Beschaffung von D-Mark gegen Gold bei der Bundesbank (zum Beispiel durch den IWF). – Geschäfte mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleichs (BIZ). – Direkte Ankäufe von Gold während der Zeit des „Goldpools“ (über Bank of England ).3 3. Wie stellen sich die physischen Einlagen in Deutschland und Forderungen gegen andere Notenbanken im Einzelnen dar? Die Verwahrung der deutschen Goldreserven bei verschiedenen ausländischen Zentralbanken hat sich historisch ergeben, weil das Gold an diesen Handelsplätzen seinerzeit an die Bundesbank übertragen wurde. Die Lagerstellen wurden beibehalten, da sie nach Ansicht der Deutschen Bundesbank insbesondere die Möglichkeit bieten, innerhalb kürzester Zeit Gold in Fremdwährungen an wichtigen Goldhandelsplätzen tauschen zu können. Im Jahr 2013 hat die Bundesbank ein neues Konzept zur Lagerung der deutschen Goldbestände vorgelegt.4 Damit kam sie verschiedenen Forderungen seitens der Politik und des Bundesrechnungshofes nach. Dieser hatte unter anderem kritisiert, dass die im Ausland gelagerten Goldbarren noch nie auf ihre Echtheit untersucht worden seien.5 Nach dem Abschluss der Goldverlagerung im Jahr 2017 verteilen sich die deutschen Goldreserven nur noch auf die Standorte Frankfurt am Main (50,75 Prozent), New York (36,69 Prozent) und London (12,57 Prozent). Wo sich die Goldbestände in Tonnen in den vergangenen Jahrzehnten befunden haben, lässt sich aus folgender Grafik ablesen:6 3 Informationen der Deutschen Bundesbank aufgrund einer Anfrage der Wissenschaftlichen Dienste. 4 Deutsche Bundesbank: Bundesbank verlagert Teile der Goldreserven, 16. Januar 2013, unter: https://www.bundesbank .de/de/aufgaben/themen/bundesbank-verlagert-teile-der-goldreserven-645324, abgerufen am 20. Februar 2019. 5 O. V.: Der Goldschatz ist zurück, in: Handelsblatt 23. August 2017, unter: https://www.handelsblatt.com/finanzen /geldpolitik/bundesbank-gold-der-goldschatz-ist-zurueck/20227932.html?ticket=ST-2657025- 3dY3HrdrYw933PGdrJoI-ap5, abgerufen am 20. Februar 2019. 6 Deutsche Bundesbank: Entwicklung der Goldbestände, unter: https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen /entwicklung-der-goldbestaende-645380, abgerufen am 19. Februar 2019. Die Werte für 2015 bis 2018 hat die Deutsche Bundesbank aufgrund einer Anfrage der Wissenschaftlichen Dienste mitgeteilt; eigene grafische Darstellung. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 4 - 3000 - 022/19 Seite 7 * * * 0,000 500,000 1.000,000 1.500,000 2.000,000 2.500,000 19 50 19 52 19 54 19 56 19 58 19 60 19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 20 10 20 12 20 14 20 16 20 18 Aufgliederung der Goldbestände der Bank deutscher Länder/Deutschen Bundesbank nach Lagerstellen seit 1951 Federal Reserve Bank of New York Bank of England London Bank of Canada Ottawa Banque de France Paris Schweizerische Nationalbank Bern Deutsche Bundesbank Frankfurt am Main