Deutscher Bundestag Berufliche Bildung in Entwicklungsländern Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste WD 2 – 3000 – 068/13 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 2 Berufliche Bildung in Entwicklungsländern Verfasserin: Aktenzeichen: WD 2 – 3000 – 068/13 Abschluss der Arbeit: 27. August 2013 Fachbereich: WD 2: Auswärtiges, Völkerrecht, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte und humanitäre Hilfe Telefon: + Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Hindernisse und Herausforderungen beim Auf- und Ausbau von Bildungsangeboten in Entwicklungsländern 4 2.1. Familiäre Problematik: Gesundheit, Ernährung, Armut, geringe Bezahlung, Arbeitslosigkeit 5 2.2. Geschlechterparität, Heirat und Mutterschaft 5 2.3. Alphabetisierungsrate 6 2.4. Unzureichende Finanzierung durch Regierungen, Stagnierung der Bildungsausgaben 6 2.5. Stagnation des Entwicklungshilfeniveaus und Stipendienfinanzierung 7 2.6. Schulgebühren 7 2.7. Lehrermangel 8 2.8. Schulabbrecherquoten, Durchlässigkeit Anerkennung von Kompetenzen 8 2.9. Schulweg 8 2.10. Unterschiedliche Situationen in städtischen und ländlichen Armutsgebieten 8 2.11. Muttersprachlicher Unterricht 9 2.12. Krisengebiete, Zerstörung von Schulen 9 2.13. Zusammenarbeit zwischen Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft für berufliche Bildung 9 2.14. Transparente Abschluss- und Zertifizierungssysteme 10 2.15. Geringe Bedarfs- und Praxisorientierung 10 2.16. Arbeitsmarktpolitik: Arbeitslosigkeit, fehlende Informationen über den Arbeitsmarkt, fehlende nationale Agenturen 11 3. Beispiele: Die Bildungssituation in Entwicklungsländern 12 4. Beispiele: Bildungsförderung in der Entwicklungszusammenarbeit 13 4.1. Vereinte Nationen 13 4.2. Deutsche Bank 13 4.3. Weltbank 14 4.4. BMZ 14 4.5. GIZ 14 4.6. EU 15 4.7. Misereor/Brot für die Welt 15 5. Literatur 16 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 4 1. Einleitung Ein erfolgreiches Arbeitsleben setzt eine adäquate Berufsbildung voraus, die wiederum auf einer vorbereitenden schulischen Bildung basiert. Diese Bildungskette für alle Menschen in gleicher Weise zu ermöglichen, stellt nicht nur für Entwicklungsländer eine große bildungspolitische Herausforderung dar und bringt eine Vielzahl Hindernisse und landesspezifische Probleme mit sich. In der nachfolgenden Darstellung wird auf die Schwierigkeiten bei der Etablierung eines tragfähigen Bildungssystems und auf Gründe, warum Entwicklungsländer besonders stark von den Folgen eines unzureichend funktionierenden Bildungssystem betroffen sind, eingegangen. 2. Hindernisse und Herausforderungen beim Auf- und Ausbau von Bildungsangeboten in Entwicklungsländern Eine erfolgreiche berufliche Bildung erfordert ein Bildungsangebot, das auch eine umfassende (früh-)kindliche Förderung einschließt. So heißt es in der deutschsprachigen Kurzfassung des aktuellen Weltbildungsberichts der UNESCO (The United Nations Educational , Scientific and Cultural Organization): „Aber in 30 von 59 Ländern, für die der Weltbildungsbericht in entsprechenden Analysen Daten erhoben hat, verfügt mindestens die Hälfte aller 15- bis 19 Jährigen nicht über solche Basisfertigkeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Jugendlichen haben entweder noch nie eine Schule besucht, brechen die Schule vor dem Abschluss der Primarstufe ab oder besuchen im Alter von 15 bis 19 Jahren immer noch die Grundschule.“1 Im Weltbildungsbericht wird darüber hinaus analysiert , in welchen Ländern wie viele 15-24 Jährige die Schule verlassen, ohne das Niveau des unteren Sekundarbereichs zu erreichen. Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen sind dabei besonders auffällig. In Ruanda beispielsweise trifft dies auf mehr als 90% der 15-24 Jährigen aus ländlichen Regionen zu.2 Dies weist darauf hin, dass bereits wesentliche Voraussetzungen für eine flächendeckende, erfolgreiche Berufsbildung in Entwicklungsländern problematisch sind. Im Folgenden werden Beispiele aufgelistet, welche Hindernisse und Herausforderungen in Entwicklungsländern dem Aufbau von Bildungsangeboten entgegenwirken. Es wird auch auf die Umsetzung des allgemeinen Ziels eingegangen, eine umfassende Berufsbildung für alle Menschen zu erreichen. „Bildung für alle" (Education for All/EFA) ist ein weltweites Bildungsprogramm unter Federführung der UNESCO. 164 Länder hatten sich auf dem Weltbildungsgipfel im Jahr 2000 in Dakar darauf geeinigt, sechs Bildungsziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen3. 1 Weltbericht: „Bildung für alle“ 2012, Kurzfassung, Deutsche UNESCO Kommission und BMZ, S. 13; im Internet abrufbar unter: http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bibliothek/EFA-2012.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 2 Education for All Global Monitoring Report, UNESCO 2012, S. 259, abrufbar im Internet unter: http://unesdoc.unesco.org/images/0021/002180/218003e.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 3 Aktionsprogramm für Bildung: "Bildung für alle" (Education for All / EFA); im Internet abrufbar unter: http://www.unesco.de/bildung_fuer_alle.html [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 5 2.1. Familiäre Problematik: Gesundheit, Ernährung, Armut, geringe Bezahlung, Arbeitslosigkeit Gesundheit sowie eine ausreichende und gesunde Ernährung sind die Voraussetzung für den erfolgreichen Besuch von Schulen. Offensichtlich stellt dies ein erhebliches Problem in Entwicklungsländern dar. Während von 1990 bis 2000 die Kindersterblichkeit um 1,9% sank, waren es in den Jahren 2000 bis 2010 noch 2,5%. Die Hauptursache der Kindersterblichkeit ist Mangelernährung, aus der zudem Wachstums- und Entwicklungsstörungen resultieren.4 Der geringe Bildungsstand der Mütter ist ein wesentlicher Faktor für Mangelerscheinungen und Tod von Kindern. Aktuellen Einschätzungen zufolge könnte eine Halbierung der Kindersterblichkeitsrate durch eine ausreichende Bildung der Frauen im reproduktiven Alter erreicht werden.5 Hinzu kommt, dass oftmals Kinder aufgrund der geringen familiären Einkünfte gezwungen sind, für den Unterhalt der Familie zu arbeiten. Vielfach, besonders in städtischen Regionen, sind Menschen mit niedrigem Bildungsstand gezwungen, mit informeller, niedrig bezahlter Arbeit wie Müllsammeln, Straßenverkauf, Nähen, Autoreparaturen usw. den Lebensunterhalt zu verdienen6. Außerdem verdienen schätzungsweise 28% aller jungen Arbeitenden weltweit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag.7 Hinzu kommt, dass die weit verbreitete Jugendarbeitslosigkeit dazu führt, dass die jungen Menschen keine Perspektive sehen und nicht zuletzt durch fehlende Motivation das Erlangen eines berufsbefähigenden Bildungsabschluss gefährdet oder unmöglich gemacht wird. In Brasilien beispielsweise ist die Jugendarbeitslosigkeit dreimal so hoch wie diejenige von Erwachsenen. Besonders Frauen und Jugendliche aus ländlichen Regionen sind davon betroffen, da sie im Durchschnitt weniger gebildet sind.8 2.2. Geschlechterparität, Heirat und Mutterschaft Die Unterschiede zwischen dem Bildungsstand von Frauen und Männern ist nach wie vor weltweit ein Problem. In Burkina Faso, Äthiopien und Mosambik, wo insgesamt nur jedes sechste Kind einen unteren Sekundarabschluss besitzt, erreichen nur sehr wenige Menschen der ärmeren Bevölkerungsschicht dieses Bildungsniveau. Auch in wohlhabenderen Haushalten fällt die Entscheidung, welches der Kinder zur Schule geschickt wird, zumeist zugunsten der Jungen aus. In Burkina Faso erreichen zumindest 60% der Jungen aus finanziell besser gestellten Haushalten Grundkenntnisse, aber nur 40% der Mädchen; in ärmeren Haushalten sind es nur 5% der Jungen oder Mädchen. In wohlhabenderen Län- 4 Education for All Global Monitoring Report EGMR, UNESCO 2012, S. 1, Absatz 5, abrufbar im Internet unter : http://unesdoc.unesco.org/images/0021/002180/218003e.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013]. Im folgenden wird mit „EGMR“ der Bericht „Education for All Global Monitoring Report“ abgekürzt. 5 EGMR, S. 1, Absatz 5 6 Weltbericht: „Bildung für alle“ 2012, Kurzfassung, Deutsche UNESCO Kommission und BMZ, S. 18, Absatz 6. Internet abrufbar unter: http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bibliothek/EFA-2012.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 7 ebd., S. 14 8 EGMR, S. 198 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 6 dern wie Indien, Marokko, Pakistan und der Türkei wendet sich dieses Bild. Während in reicheren Haushalten fast eine Geschlechtergleichheit erreicht wird, ist dies in ärmeren Familien nicht der Fall.9 In vielen Ländern ist für Frauen die üblicherweise sehr frühe Heirat und Mutterschaft ein vorrangiger Hinderungsgrund für eine ausreichende berufsbefähigende Bildung. „In Subsahara-Afrika, Lateinamerika und Südasien ist mehr als eines von zehn Mädchen zwischen 15 und 19 schwanger oder bereits Mutter. In einzelnen Ländern wie Bangladesch, Liberia oder Mosambik sind es bis zu 30% der Mädchen.“10 2.3. Alphabetisierungsrate Eine grundlegende Voraussetzung für eine ausreichende berufliche Bildung ist die vollständige Alphabetisierung. Viele Länder sind weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen . Zwar ist weltweit die Alphabetisierung von 76% in den Jahren 1985 bis 1994 auf 84% in den Jahren 2005 bis 2010 gestiegen. Dies ist aber im Wesentlichen auf das Wachstum der Weltbevölkerung zurückzuführen. Die Anzahl der Analphabeten unter den Erwachsenen fiel in dem Zeitraum lediglich von 881 Millionen auf 775 Millionen. Von den 40 Ländern, die in den Jahren 1998 bis 2001 einen Anteil von erwachsenen Alphabeten von unter 90% aufwiesen, werden nur drei Länder das Ziel, die Analphabetenrate zu halbieren , im Jahr 2015 erreichen.11 2.4. Unzureichende Finanzierung durch Regierungen, Stagnierung der Bildungsausgaben Ein ausreichendes Bildungs-Budget der Entwicklungsländer ist ein wesentlicher Grundstein für eine nachhaltige Etablierung eines flächendeckenden Bildungssystems. Die Bildungsausgaben sind zwar seit 1999 in Ländern mit geringem Bruttoinlandsprodukt durchschnittlich um 7,2% gestiegen, allerdings gibt es auch Länder, die ihre Bildungsausgaben reduziert haben (Jemen, St. Vincent, Belarus, Bhutan, Panama, Paraguay, Thailand, Dominikanische Republik).12 Darüber hinaus zeigen Studien, „in welchem Ausmaß manche der ärmsten Länder bislang von Entwicklungshilfe profitiert haben. In neun Ländern, alle in Subsahara-Afrika, finanzieren Geber mehr als ein Viertel der öffentlichen Ausgaben für Bildung. In Mosambik beispielsweise ging die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, von 1,6 Millionen im Jahr 1999 auf weniger als 0,5 Millionen im Jahr 2010 zurück . Während der meisten Zeit wurden bis zu 42% des gesamten Bildungsbudgets von Gebern finanziert.“13 9 EGMR, S. 184f 10 Seite 17, in: Weltbericht: „Bildung für alle“ 2012, Kurzfassung, Deutsche UNESCO Kommission und BMZ; im Internet abrufbar unter: http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bibliothek/EFA-2012.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 11 EGMR, S. 90 12 EGMR, S. 142 13 Weltbericht: „Bildung für alle“ 2012, Kurzfassung, Deutsche UNESCO Kommission und BMZ, S. 11; im Internet abrufbar unter: http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bibliothek/EFA-2012.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 7 Vor diesem Hintergrund erscheint es besonders, dass die Geberländer ihr Versprechen einhalten, die Entwicklungshilfe bis 2010 insgesamt um 50 Milliarden US-Dollar anzuheben (G8-Gipfel, Gleneagles 2005). Tatsächlich wurde beispielsweise Subsahara-Afrika mit nur der Hälfte der zugesagten Erhöhung unterstützt.14 Viele Entwicklungsländer verfügen im Gegensatz zu Industriestaaten über wertvolle, allerdings nichterneuerbare Ressourcen, wie Öl und Mineralien. Um diese Bodenschätze gibt es immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen. Durch die aus ihrem Abbau resultierenden Einnahmen ließe sich durchaus der Bildungsbereich in den betroffenen Ländern ausbauen. So hat Botswana aus den Einnahmen des Diamantenabbaus einen Ausbau des Bildungswesens und eine Einschulungsrate im Sekundärbereich von 82% erreicht. 2.5. Stagnation des Entwicklungshilfeniveaus und Stipendienfinanzierung Eine Reihe von Geberländern reduzierte ihre Entwicklungshilfe im Bildungsbereich seit 2010.15 Australien, Deutschland, Neuseeland, Schweden und die Schweiz hoben dagegen ihr Entwicklungshilfeniveau auch nach 2010 an. Im Großen und Ganzen spielt allerdings weltweit der Bildungssektor im Bereich der Entwicklungshilfe keine vorrangige Rolle. Ein weiteres Problem liegt in der Art der Entwicklungshilfe. Beispielsweise flossen in Japan fast 40% der direkten Entwicklungshilfe für Bildung in Stipendien, d.h. um ausländischen Studenten ein Studium in Japan zu finanzieren. Dies kostet viel. So würde beispielsweise die Finanzierung eines einzigen derartigen Studienplatzes reichen, um in Nepal 229 Menschen den Zugang zur Sekundärbildung zu ermöglichen. Ein derartiges Stipendium setzt auch voraus, dass Studenten ins Ausland gehen können.16 Dies ist allerdings reicheren und bereits gebildeteren Studenten vorbehalten. Die Mehrheit der Jugendlichen in den ärmsten Schichten verlässt nie das Land.17 2.6. Schulgebühren In vielen Ländern sind Schulgebühren für Familien ein unüberwindbares Problem. In Kambodscha, Laos, Malaysia, der Mongolei und Thailand wurden die Schulgebühren für den unteren Sekundarbereich abgeschafft18, ebenso in einigen subsaharischen Ländern Afrikas wie Ghana und Uganda. In letzterem ging die Abschaffung der Gebühren einher mit einem Anstieg des Schulbesuchs von Mädchen aus ärmeren Haushalten.19 14 ebd., S. 11 15 EGMR, S. 150 16 Weltbericht: „Bildung für alle“ 2012, Kurzfassung, Deutsche UNESCO Kommission und BMZ, S. 16; im Internet abrufbar unter: http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bibliothek/EFA-2012.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 17 EGMR, S. 145ff 18 Francoise Caillods, 2010. Access to Secondary Education. Bangkok, UNESCO. (Asia-Pacific Secondary Education System Review Series, 2.) 19 EGMR, S. 234 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 8 2.7. Lehrermangel Lehrer stellen natürlicherweise ein Kernelement des Bildungsangebots dar. In Entwicklungsländern ist ein deutlicher Lehrermangel zu verzeichnen. Hinzu kommt, dass Lehrer oftmals nicht adäquat ausgebildet sind. Das nicht ausreichende Ausbildungs- und Bildungsniveau von Lehrern, die nur mit einer äußerst geringen Qualifikation in den Schulen unterrichten, trifft besonders auf Länder wie Kenia, Uganda und Tansania zu. Hier verfügen Lehrer oftmals nur über eine Grundbildung.20 Einige Länder, wie Ghana, Kenia, Mali, Senegal, Tansania und Uganda haben spezielle Programme entwickelt, um neue Lehrmethoden, neue Lehrmaterialien und Lehrerfortbildungen zu etablieren.21 2.8. Schulabbrecherquoten, Durchlässigkeit Anerkennung von Kompetenzen Frühzeitiger Schulabbruch ist weltweit ein wesentliches Bildungsproblem. Besonders wichtig sind daher Ansätze, die für die betroffenen Jugendlichen alternative Wege vorsehen . Die philippinische Regierung hat hierzu ein Programm initiiert („The Philippine Government’s Dropout Reduction Programme“). Es erlaubt Schülern, zuhause zu lernen, was zu einer deutlichen Reduktion der Schulabbrecherquote führte (von 13% im Jahr 2005 auf 8% im Jahr 2009/2010).22 Allerdings erfordern derartige Ansätze eine wohldurchdachte Anpassung an den lokalen Arbeitsmarkt. Zudem stellt die Anerkennung von informell erworbenen Kompetenzen ebenso wie die Anerkennung alternativ beschrittener Bildungswege ein Problem dar.23 2.9. Schulweg Insbesondere für weiterführende Schulbildung und Berufsbildung sind lange Schulwege logistisch und finanziell problematisch.24 Dies trifft besonders auf ärmere Schichten aus ländlichen Regionen zu. 2.10. Unterschiedliche Situationen in städtischen und ländlichen Armutsgebieten Zur Einführung geeigneter Bildungsangebote ist zu beachten, dass städtische und ländliche Familien sich grundsätzlich unterscheiden. Während in städtischen Slumgebieten Jugendliche häufig durch informelle Arbeit zum Familieneinkommen beitragen müssen 20 Kwame Akyeampong, Kattie Lussier, John Pryor, Jo Westbrook, 2013. Improving teaching and learning of basic maths and reading in Africa: Does teacher preparation count? International Journal of Educational Development , Volume 33, Issue 3, May 2013, Seiten 272–282. 21 EGMR, S. 23 22 EGMR, S. 249 23 Weltbericht: „Bildung für alle“ 2012, Kurzfassung, Deutsche UNESCO Kommission und BMZ, S. 11; im Internet abrufbar unter: http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bibliothek/EFA-2012.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 24 ebd., S. 17 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 9 und somit keine grundlegenden Kompetenzen erwerben, sind für Landbewohner lange Schulwege und logistische Probleme ein vorrangiges Hindernis.25 2.11. Muttersprachlicher Unterricht Ein weiteres Problem stellt die Unterrichtssprache dar. Dies ist ein besonderer Hinderungsgrund für Zuwanderer anderer Regionen, in denen Dialektformen oder sogar andere Sprachen gesprochen werden.26 2.12. Krisengebiete, Zerstörung von Schulen Infolge von kriegerischen Auseinandersetzungen in Entwicklungsländern sind häufig Schulen bzw. das gesamte Schulsystem zerstört. Im Sudan beispielsweise war das Schulsystem infolge des Krieges weitgehend zerstört. Es gab mehr als eine Million Schulkinder, die keine Schule besuchten und einen massiven Lehrermangel. Zudem müssen Gebäude zunächst wieder aufgebaut werden.27 2.13. Zusammenarbeit zwischen Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft für berufliche Bildung Gerade in Deutschland ist eine Voraussetzung für den Erfolg des dualen Ausbildungsmodells die enge Zusammenarbeit zwischen Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Diese Abstimmung stellt in vielen Entwicklungsländern ein massives Problem dar. Im Weltbildungsbericht heißt es hierzu: „In ärmeren Ländern sind formale Ausbildungssysteme schwerer umzusetzen. Solche Systeme basieren auf Vertrauen zwischen Regierungen und Arbeitgebern, was in vielen Ländern mit geringem Einkommen und einem großen informellen Sektor nicht leicht zu finden ist.“28 In einem bereits 2003 erschienenen Artikel geht Thomas Deißinger, Professor für Wirtschaftspädagogik an der Universität Konstanz, auf „Probleme der formalen beruflichen Bildung in Entwicklungsländern“ ein29 und erörtert dabei das Beispiel der Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland. Er konstatiert, dass es noch zu Beginn der achtziger Jahre weder eine allgemeine noch eine freie Berufswahl in China gab. Die Ausbildungsprofile seien genau vorgegeben gewesen. Die Ausbildung selbst zeichnete sich durch Theorie und wenig Praxisnähe aus. Weiter heißt es: „Noch bevor die chinesische 25 ebd., S. 18 26 EGMR, S. 100 27 Die Diakonie Katastrophenhilfe beispielsweise engagiert sich in diesem Sektor: http://www.diakoniekatastrophenhilfe .de/hilfe-weltweit/uebersicht-aller-projekte/suedsudan/neuanfang-fuer-tausenderueckkehrer .html [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 28 ebd., S. 18 29 Thomas Deißinger, Probleme der formalen beruflichen Bildung in Entwicklungsländern, aus: der überblick 01/2003, S. 42; im Internet abrufbar unter: http://www.derueberblick .de/ueberblick.archiv/one.ueberblick.article/ueberblick416b.html [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 10 Regierung die Zusammenarbeit mit Deutschland und anderen Ländern aufnahm, leitete sie eine Reformbewegung mit dem Ziel ein, einige der sichtbaren Fehlentwicklungen zu korrigieren. Zu den wichtigsten dieser Maßnahmen gehörte, Elemente der beruflichtechnischen Bildung in den Lehrplan der allgemeinbildenden Sekundarschulen zu integrieren . Dadurch sollten die Lerninhalte praxis- und anwendungsbezogener gestaltet und der Eintritt ins Berufsleben erleichtert werden. Die Umwandlung allgemeinbildender oberer Mittelschulen in berufliche Oberstufen zielte in die gleiche Richtung. Doch mussten dafür Lehrer für allgemeinbildende Fächer in Schnellkursen innerhalb weniger Jahre Berufsschullehrer werden. Zusätzlich wurde das staatliche Fenpei- System abgeschafft, nach dem allen Absolventen beruflicher Ausbildungsgänge ein Arbeitsplatz zugewiesen wurde, ohne groß nach den Präferenzen zu fragen. Die Berufsbildung sollte sich fortan nach der Marktnachfrage ausrichten. Zu Beginn der Entwicklungszusammenarbeit zwischen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland flossen 80 Prozent aller Mittel in die Berufsbildung. In den ersten Vorhaben wurden Facharbeiter nach deutschen Standards in gewerblich-technischen Berufen ausgebildet.“ Bald, so T. Deißinger, wurde allerdings klar, dass länderspezifische Probleme ein Anpassen an die spezifischen Bedingungen im Vergleich zu Deutschland erforderten. Die Größe des Landes und die hohe Bevölkerungszahl erforderten nicht nur ausgebildete Kräfte, die nur eine absolute Minderheit darstellen, sondern Multiplikatoren (Ausbilder), so dass das Land als Ganzes erreicht werden kann. Darauf wurde in den folgenden Jahren verstärkt Wert gelegt. Problematisch für die meisten Entwicklungsländer ist das Fehlen eines formalen Berufsbildungssystems . Während weiterführende Schulen und Hochschulen in den Ländern immer wieder in den Fokus rücken, findet eine systematische Berufsbildung wenig politische Beachtung und demzufolge eine unzureichende finanzielle Unterstützung. Allerdings gibt es Berufsbildungsangebote außerhalb des formalen Schul- und Hochschulsystems . „Vielerorts gibt es traditionelle Formen einer betrieblichen Berufsausbildung, etwa die Lehre in handwerklichen Berufen oder verschiedene Formen des „on-the-job training “, des Anlernens im Berufsalltag. Auch von Ausbildungsangeboten ausländischer nichtstaatlicher Organisationen (NGOs) wird gerne Gebrauch gemacht.“30 Demgegenüber steht allerdings die vorherrschende Meinung, die auch in Europa verbreitet ist, dass die Berufsbildung gegenüber der Hochschulbildung minderwertiger ist. 2.14. Transparente Abschluss- und Zertifizierungssysteme Weltweit gibt es zwar eine Reihe von Systemen zur Kategorisierung von Kompetenzen und Qualifizierungsprogrammen. Dennoch gibt es keine Einigkeit darüber, wie die Fortschritte gemessen werden können und man Qualifikationen vergleichen kann.31 2.15. Geringe Bedarfs- und Praxisorientierung Schulabsolventen werden häufig als nicht ausreichend qualifiziert für eine höherwertige Arbeitsstelle angesehen. Ein wesentliches Argument ist dabei die fehlende Berufserfah- 30 ebd., S. 3 31 EGMR, S. 82f Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 11 rung. Die Verbindung von Schulunterricht mit berufspraktischen Programmen kann jedoch eine Lösung darstellen. Das deutsche duale Ausbildungsmodell gilt als besonders erfolgreich und wurde beispielsweise in Ägypten erprobt. Dort kämpft man mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit und einer hohen Rate unzureichend ausgebildeter Bewerber. 1994 schuf die ägyptische Regierung ein duales Ausbildungssystem, das als Mubarak- Kohl Initiative bekannt wurde und von Deutschland unterstützt wurde. Das Modell wurde nicht kopiert, sondern an die ägyptische Situation angepasst. Rund 30% der Absolventen fanden eine Arbeit und weitere 40% setzten die Ausbildung/Weiterbildung fort.32 In Hinblick auf den Export des deutschen dualen Systems konstatiert Rudolf Tippelt bereits 2009: „Der deutsche Beitrag zur Forderung der Berufsbildung in Entwicklungs- und Transformationsländern besteht heute nicht mehr im Export des dualen Systems, sondern tendenziell wird die Übertragbarkeit praktischer und situierter Lernprozesse in jedem Einzelfall geprüft.“33 2.16. Arbeitsmarktpolitik: Arbeitslosigkeit, fehlende Informationen über den Arbeitsmarkt , fehlende nationale Agenturen Ein aktueller Artikel der KfW-Entwicklungsbank behandelt die Problematik der Jugendarbeitslosigkeit in Entwicklungsländern. Die Hindernisse, mit denen Entwicklungsländer hierbei zu kämpfen haben, treffen zwar weltweit auch auf Industrieländer zu, bedeuten aber gerade für die weniger entwickelten Länder eine noch viel größere Herausforderung. Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung und prekäre Arbeitsbedingungen treffen Jugendliche weltweit rund dreimal so häufig wie Erwachsene, so Eva Erhardt34. Die Folgen sind gravierend . So stellt Eva Erhardt fest, dass, einer Studie der Weltbank (2010) zufolge, für einen von zwei befragten Jugendlichen in fragilen Staaten der wesentliche Grund, sich einer aufständischen Bewegung anzuschließen, in der Arbeitslosigkeit lag. Der Handlungsbedarf in diesem Sektor ist offensichtlich und wird von den in diesem Bereich agierenden Organisationen auch als dringendes Problem wahrgenommen. Insbesondere vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschaftskrise wird dieser Aspekt besonders wichtig. Beispielsweise greift die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization , ILO) auf ihrer Konferenz 2012 dieses Problem explizit auf.35 Zudem leben 90% der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren in Entwicklungsländern, vorrangig in Asien und Afrika. Die Arbeitslosenquote wird weltweit mit 12,6% beziffert, es gibt aller- 32 EGMR, S. 246 33 Rudolf Tippelt: „Bildung in Entwicklungsländern und internationale Bildungsarbeit“, 2009, in: Handbuch Bildungsforschung, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Rudolf Tippelt Bernhard Schmidt (Hrsg.), VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 258 34 Eva Erhardt: Jugendliche in Entwicklungsländern: Eine Generation auf Jobsuche, in: Fokus Entwicklungspolitik , Nr. 4, 29. Mai 2013; im Internet abrufbar unter: https://www.kfw-entwicklungsbank.de/Download- Center/PDF-Dokumente-Development-Research/2013-05-29_FE_Jugendbesch%C3%A4ftigung_DEU.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 35 Bericht: Jugendbeschäftigung in der Krise: Zeit zum Handeln, Internationale Arbeitskonferenz, 101. Tagung, 2012, S. 3f; im Internet abrufbar unter: http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_norm/--- relconf/documents/meetingdocument/wcms_176268.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 12 dings große Schwankungen. So erreicht der Anteil weiblicher Jugendlicher, die sich weder in Ausbildung, Anstellung oder Weiterbildung befinden in Pakistan im Jahr 2008 mehr als 50%, in Tansania liegt der Anteil bei unter 20%. In ihrem Artikel zur Arbeitslosigkeit von Jugendlichen in Entwicklungsländern schlägt Eva Erhardt vor, die Bildung und Ausbildung in den Sektoren zu verstärken, wo gemeinhin Jugendliche besser qualifiziert und einsetzbar sind als Ältere.36 Dies trifft besonders auf die Informations- und Kommunikationstechnik-Branche zu. Außerdem ist die Förderung des Wirtschaftswachstums ein zentrales Element beim Übergang von der Berufsbildung zum Berufsleben. Dem gegenüber steht ein Mangel qualifizierter Arbeitskräfte.37 Selbst Kinder, die die Schule besuchen, erlernen nicht grundlegende Fähigkeiten. In einer Studie zur Situation im ländlichen Pakistan wurde festgestellt, „dass nur zwei Drittel der Schüler in der dritten Klasse einstellige Zahlen subtrahieren konnten. Im ländlichen Indien konnten nur 28 Prozent der Drittklässler zweistellige Zahlen subtrahieren.“38 Um dieser Tatsache zu begegnen fördert beispielsweise die Weltbank Projekte von großem finanziellen Volumen. 3. Beispiele: Die Bildungssituation in Entwicklungsländern Auf den Internetseiten der UNESCO sind neben dem Jahresbericht „Fact Sheets“ zu einzelnen Ländern abrufbar.39 Beispielsweise liegen für Ghana Daten vor, aus denen hervorgeht , dass innerhalb nur eines Jahres von 1999 bis 2000 die Rate derjenigen Kinder, die nicht eine Schule besucht haben, sich mehr als halbiert hat. Dennoch zeigt sich in diesem Land die Diskrepanz zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsteilen: Während 87% der ärmeren Kinder eingeschult werden und nur 72% die Schule beenden, liegt unter reicheren Kindern die Einschulungsquote bei 100% und die Abschlussquote bei 80%. Selbst unter denjenigen, die eine Schule nach 8 Jahren abschließen, befinden sich 21% Analphabeten und rund 25% Teil-Analphabeten. Dies zeigt bereits, dass einem signifikanten Anteil der Jugendlichen notwendige Grundlagen für eine berufliche Bildung und ein erfolgreiches Arbeitsleben fehlen. Unter den von Armut betroffenen jungen Leuten verfügen lediglich 11% über eine Ausbildung, während dies für 47% der reicheren Menschen zutrifft . Weitere Staaten und Regionen, für die detaillierte Daten angegeben werden sind: Die arabischen Staaten, Ostafrika, Nigeria, Kenia, Pakistan und Jordanien. 36 Eva Erhardt: Jugendliche in Entwicklungsländern: Eine Generation auf Jobsuche, in: Fokus Entwicklungspolitik , Nr. 4, 29. Mai 2013; im Internet abrufbar unter: https://www.kfw-entwicklungsbank.de/Download- Center/PDF-Dokumente-Development-Research/2013-05-29_FE_Jugendbesch%C3%A4ftigung_DEU.pdf [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 37 Manfred Wallenborn, Die Aufwertung der beruflichen Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit, Seite 47-50, BiBB, BWP 6/2007, S. 48; im Internet abrufbar unter: http://www.bibb.de/veroeffentlichungen/en/publication/show/id/1291 [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 38 BMZ: Die Bildungssituation in Entwicklungsländern, Schlechte Qualität des Unterrichts; im Internet abrufbar unter: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/themen/bildung/hintergrund/bildungssituation/ [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 39 The 2012 Education for All Global Monitoring Report, Youth and skills: Putting education to work; im Internet abrufbar unter: http://www.unesco.org/new/en/education/themes/leading-the-internationalagenda /efareport/reports/2012-skills/ [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 13 Desweiteren untersucht die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development ) in Länderstudien gezielt die Berufsbildung.40 Beispielsweise werden Stärken, Herausforderungen und Politikoptionen für China in einer deutschsprachigen Zusammenfassung aufgelistet. Hierin wird konstatiert, dass eine betriebliche Ausbildung durch staatliche Subventionen unterstützt wird, aber die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern sich teilweise problematisch gestaltet. Positiv wird aufgenommen, dass das Schulsystem mindestens bis Sekundarstufe I fast flächendeckend eingeführt wurde. 4. Beispiele: Bildungsförderung in der Entwicklungszusammenarbeit 4.1. Vereinte Nationen Technische Ausbildung und Berufsbildung (Technical and vocational education and training , TVET) sind gemäß den Vorgaben des Bildungstreffens in Dakar im Jahr 2000 weltweit ein wichtiges Handlungsfeld, und die UNESCO arbeitet intensiv an dieser Problematik , so beispielsweise seit 2010 eine eigens eingerichteten Arbeitsgruppe (Inter Agency Task Team, IATT), die sich mit der Begleitung von Aktionen mit dem Ziel, Entwicklungsländer zu unterstützen und Jugendliche berufsvorbereitend zu bilden, auseinandersetzt. Verschiedene VN-Sonderorganisationen und Institutionen wie die UNESCO, UNDP, ILO, UNEVOC41 sowie Partner wie die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und die Association for Development of Education in Africa (ADEA) arbeiten in diesem Forum zusammen. 4.2. Deutsche Bank Die Deutsche Bank fördert zahlreiche Bildungsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern 42. Beispielsweise wird vor dem Hintergrund der Bildungssituation in Südafrika das Programm „Rural Education Access Programme“ (REAP) unterstützt. Dabei soll Jugendlichen ein Studium an einer Hochschule ermöglicht werden. In Vietnam wird das „Huong Duong Orphan and Disabled Patronage Center” unterstützt. Hier können Waisen sowie Jugendliche mit Behinderungen oder anderer Benachteiligung leben und ausgebildet werden. Im Jahr 2012 waren dies 40 Studenten, die ausnahmslos die Aufnahmeprüfung für Universitäten bestanden haben. In Brasilien existiert die Alphabetisierungsinitiative „AlfaSol“, mittels derer seit 1996 Schüler gefördert werden. 40 Higher education and adult learning, Country studies; im Internet abrufbar unter: http://www.oecd.org/edu/skills-beyond-school/countrystudies.htm [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 41 Internationales Zentrum für Technische und Berufliche Ausbildung und Schulung der UNESCO (englisch: UNESCO's International Centre for Technical and Vocational Education and Training, UNEVOC) 42 Deutsche Bank: Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft; im Internet abrufbar unter: https://www.deutsche-bank.de/cr/de/konkret-bildungsangebote-schwellenlaender.htm [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 14 4.3. Weltbank Im Bereich der Berufsbildung wird mit „Putting Higher Education to Work“ den Problemen im Bildungssektor in den Ländern Ostasiens und dem Pazifik begegnet. Detaillierte Auswertungen und Berichte zum Fortschritt dieses Programms sind im Internet abrufbar 43. Im Programm „Not Just Diplomas“ wird Berufsbildung in Europa und Zentralasien gefördert. Auch zu diesem Projekt gibt es eine Informationsseite mit umfangreichem Material .44 Die Weltbank arbeitet in zahlreichen Projekten mit Industriestaaten zusammen. Sie konstatiert, dass infolge ihrer Aktivitäten beispielsweise in Indien die Anstellungsquote von Absolventen aus industriellen Trainingsprogrammen ein Jahr nach Abschluss von 32% (2006) auf 60% (2011) gestiegen sei. 4.4. BMZ Deutschland engagiert sich in verschiedener Hinsicht in Entwicklungsländern im Bereich der Berufsbildung. Zum einen berät es seine Partnerländer beim Auf- und Ausbau von Berufsbildungssystemen. Zum anderen unterstützte Deutschland beispielsweise im Jahr 2008 mit rund 83 Millionen Euro Berufsbildungsvorhaben in verschiedenen Ländern. Deutschland stellte außerdem Gelder für Südafrika bereit, um dessen nationale Berufsbildungsstrategie zu unterstützen. Diese zielt darauf ab, ein arbeitsmarktorientiertes Berufsbildungssystem aufzubauen.45 4.5. GIZ Die GIZ unterstützt in zahlreichen Projekten berufsbildende Institutionen in Entwicklungsländern . Im Rahmen eines vom BMZ aufgegebenen Vorhabens wird beispielsweise berufliche Bildung in Indonesien, Laos und Vietnam gefördert. „Mit Weiterbildungsangeboten , Netzwerkbildung und Dialogmaßnahmen trägt das Vorhaben dazu bei, Institutionen der beruflichen Bildung in Vietnam, Laos und Indonesien institutionell und fachlich zu befähigen, bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildungsangebote für Führungskräfte in der Berufsbildung anzubieten. Durch die Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Bereich moderner Methoden der Berufspädagogik werden wichtige Grund- 43 The World Bank: Putting Higher Education to Work: Skills and Research for Growth in East Asia; im Internet abrufbar unter: http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/COUNTRIES/EASTASIAPACIFICEXT/0,,contentMDK:225359 68~pagePK:146736~piPK:226340~theSitePK:226301,00.html [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 44 The World Bank: Skills, Not Just Diplomas: Managing Education for Results in Eastern Europe and Central Asia; im Internet abrufbar unter: http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/COUNTRIES/ECAEXT/0,,contentMDK:23019634~menuPK:39 70758~pagePK:2865106~piPK:2865128~theSitePK:258599,00.html [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 45 BMZ: Berufliche Bildung: Qualifizierte Fachkräfte für nachhaltige Entwicklung; im Internet abrufbar unter: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/themen/bildung/berufliche_bildung/index.html [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 15 lagen geschaffen, um mittel- und langfristig Kompetenzzentren für die Entwicklung qualifizierter Fach- und Führungskräfte zu etablieren.“46 4.6. EU Gemäß den Zusagen in Dakar im Jahr 2000 unterstützt die EU verschiedene Bildungsprojekte . So fördert die EU im Rahmen einer Globalen Partnerschaft für Ausbildung (Global Partnership for Education, GPE) 46 Entwicklungsländer mit einem finanziellen Volumen von 31,8 Millionen Euro im Zeitraum 2011 bis 2013. Insgesamt werden von der EU mit 3,9 Milliarden Euro Bildungsprojekte gefördert, von denen 0,5 Milliarden Euro auf technisches Training und Berufsbildung sowie 1,2 Milliarden Euro auf höhere Bildungsprogramme in Entwicklungsländer entfallen. 4.7. Misereor/Brot für die Welt Bildungsförderung in Entwicklungsländern zählt zu den Kerngebieten der Entwicklungshilfe , die durch Kirchen erbracht wird. Aktuell fördert Misereor 3.300 Projekte in 88 Ländern . Im Bildungssektor unterstützt Misereor beispielsweise ein Projekt im Sudan, das schulische Bildung neben medizinischer Versorgung umfasst. In Brasilien werden Straßenkinder im Schulalltag begleitet, und es werden ihnen Berufsausbildungsgänge angeboten . Kernpunkt eines Projekts in Bolivien ist, die Alphabetisierungsrate zu erhöhen. In Indien und Kirgistan soll Straßenkindern eine Grundbildung ermöglicht werden. In Indien und Ägypten wird der Kinderarbeit entgegengewirkt, indem die betroffenen Kinder eine schulische Bildung sowie eine berufliche Qualifikation erhalten. Allgemeinbildende Schulen werden beispielsweise in Kenia und Madagaskar unterhalten. In Liberia fördert Misereor ein Ausbildungszentrum, das ehemaligen Kindersoldaten ein Zuhause bietet und eine Ausbildung ermöglicht.47 Die Organisation Brot für die Welt sieht in der Förderung von Bildung und Ausbildung ebenfalls einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Arbeit . Brot für die Welt unterstützt besonders Programme zur Integration von sozialen Randgruppen und Minderheiten und unterhält Einrichtungen, die eine umfassende Schulbildung und berufliche Weiterbildung ermöglichen. In einem Projekt in Brasilien werden Straßenkinder nicht nur von der Straße in eine Einrichtung geholt, sondern ihnen werden neben Freizeitgestaltung auch Computerkurse angeboten.48 Ein weiteres Beispiel ist das Berufsausbildungsprojekt für vom Tsunami betroffene jugendliche Waisen in Südindien .49 46 GIZ: Verbesserung der beruflichen Bildung in Indonesien, Laos und Vietnam; im Internet abrufbar unter: http://www.giz.de/de/weltweit/14163.html [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 47 Umfangreiche Informationen zu den einzelnen Projekten sind im Internet unter: http://www.misereor.de/projekte.html abrufbar [zuletzt abgerufen am 23.08.2013] 48 Projekt: Kinderzentrum Pro Ludus, im Internet abrufbar unter: http://brot-fuer-diewelt .at/de/projekte/bildung-ermoeglichen/brasilien/kinderzentrum-pro-ludus [zuletzt abgerufen am 27.08.2013] 49 Projekt: Bildung schafft Zukunft (2009-2012), Brot für die Welt, im Internet abrufbar unter: http://brot-fuerdie -welt.at/de/projekte/bildung-ermoeglichen/indien/bildung-schafft-zukunft [zuletzt abgerufen am 27.08.2013] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 068/13 Seite 16 5. Literatur AKYEAMPONG, K., LUSSIER, K., PRYOR, J. & WESTBROOK, J. 2013. Improving teaching and learning of basic maths and reading in Africa: Does teacher Preparation count? International Journal of Educational Development, 33, 272-282. BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENT- WICKLUNG, BMZ. 2010-2013. Berufliche Bildung: Qualifizierte Fachkräfte für nachhaltige Entwicklung [Online]. Available: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/themen/bildung/berufliche_bildung/index.html [Accessed 23.08.2013]. BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENT- WICKLUNG, BMZ. 2010-2013. Die Bildungssituation in Entwicklungsländern [Online]. Available: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/themen/bildung/hintergrund/bildungssituation/ [Accessed 32.08.2013]. CAILLODS, F. 2010. Access to Secondary Education. Asia-Pacific Secondary Education System Review Series. UNESCO. DEIßINGER, T. 2003. 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