© 2017 Deutscher Bundestag WD 2 - 3000 - 043/17 Der Syrienkrieg – Akteure und Verhandlungen Sachstand Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 2 Der Syrienkrieg – Akteure und Verhandlungen Aktenzeichen: WD 2 - 3000 - 043/17 Abschluss der Arbeit: 1. Juni 2017 Fachbereich: WD 2: Auswärtiges, Völkerrecht, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte und humanitäre Hilfe Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 5 2. Aktuelle Akteure im Syrienkonflikt 5 3. Cluster I: Syrische Regierung und Verbündete 8 3.1. Syrische Regierung 8 3.2. Russland 9 3.3. Iran 10 3.4. Ägypten 13 4. Cluster II: Türkei, Saudi-Arabien und die Golfemirate 14 4.1. Türkei 14 4.2. Saudi-Arabien und die Golfemirate 15 5. Cluster III: Westliche Mitglieder der Anti-IS-Koalition 15 5.1. Vereinigte Staaten von Amerika 16 5.2. Frankreich 18 5.3. Bundesrepublik Deutschland 19 6. Cluster IV: Syrische Opposition zu Assad 20 6.1. Syrische Nationalkoalition 20 6.2. Andere signifikante Akteure der Opposition 22 7. Cluster V: Der „Islamische Staat“ 23 8. Cluster VI: Rojava 23 9. Verhandlungen mit dem Ziel der Lösung des Konfliktes 24 9.1. Friedensplan der Arabischen Liga (2011 – 2012) 25 9.2. Russische Initiativen im Frühjahr 2012 25 9.3. Initiative der „Freunde Syriens“ (Februar 2012) 26 9.4. Friedensplan von Kofi Annan (März 2012) 26 9.5. Genf I (Juni 2012) 26 9.6. Genf II (Januar 2014) 27 9.7. Friedensgespräche von Astana (Mai und Oktober 2015) 27 9.8. Wien-Prozess (seit Oktober 2015) 27 9.9. Konferenz syrischer Oppositionsgruppen in Riad (Dezember 2015) 28 9.10. Genf III ( Januar 2016) 29 9.11. Teilweise Waffenruhe (Februar – Juli 2016) 29 9.12. Waffenstillstand (September 2016) 29 9.13. Gespräche in Astana und neuer Waffenstillstand (Dezember 2016) 30 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 4 9.14. Internationale Konferenz zur Beilegung des Konfliktes in Syrien in Astana (Genf IV, Januar 2017) 30 9.15. Genf V (Februar – März 2017) 30 9.16. Gespräche in Astana im März und im Mai 2017 31 Weiterführende Literatur 32 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 5 1. Einführung Diese Ausarbeitung beleuchtet die verschiedenen staatlichen und nichtstaatlichen Akteure im Konflikt zwischen der syrischen Regierung unter Präsident Bashar al-Assad und den unterschiedlichen gegen ihn kämpfenden Gruppierungen, die verschiedenen internationalen Verhandlungen für eine Lösung dieses Konfliktes sowie seine Auswirkungen auf die Nachbarländer. Des Weiteren wird eine kurze Übersicht über aktuelle wissenschaftliche Arbeiten und Artikel zur Vertiefung des Verständnisses des Syrienkrieges gegeben. Der im Jahre 2011 ausgebrochene Konflikt in Syrien ist durch die große Zahl der Akteure innerhalb und außerhalb Syriens und die geopolitische Bedeutung, die er insbesondere durch die Parteinahme der militärischen Großmächte Russische Föderation und Vereinigte Staaten von Amerika bekommen hat, äußerst komplex. Während die Interessen einiger Akteure, insbesondere der syrischen Regierung, Russlands, des Irans und des „Islamischen Staates“ relativ klar auf der Hand liegen, ist dies bei anderen nicht der Fall. Insbesondere die Absichten der türkischen Regierung im Spannungsfeld zwischen hegemonialen Ansprüchen im Nahen Osten, den Verpflichtungen als NATO-Mitglied, den völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber Millionen syrischer Flüchtlinge und der Politik gegenüber den Kurden sind hierbei schwierig zu durchschauen und zu gewichten. Auch die vielen nichtstaatlichen Akteure verfolgen unterschiedliche und zum Teil konträre Ziele. Es ist daher im Rahmen dieser Ausarbeitung nicht möglich, die einzelnen Akteure und ihr Vorgehen in allen Einzelheiten darzustellen. Jedoch sollen zumindest ein Überblick und ein grundlegendes Verständnis vermittelt werden. Sowohl der militärische Konflikt als auch die Versuche, durch Verhandlungen eine Lösung zu erreichen, lassen sich durch die hohe Dynamik, die sich aus der Vielzahl von Akteuren mit widerstreitenden Interessen ergibt, nur schwer bzw. nur im Hinblick auf die gerade aktuelle Situation (Stand Mai 2017) analysieren. Während es zahlreiche Artikel und Kurzanalysen zum Konflikt gibt, sind längere wissenschaftliche Ausarbeitungen oder gar Studien, insbesondere zu den verschiedenen Verhandlungen, aufgrund der sich immer wieder ändernden Situation in Syrien rar. 2. Aktuelle Akteure im Syrienkonflikt Der Krieg in Syrien ist derzeit der Kristallisationspunkt verschiedenster Interessen im Nahen Osten. Hier kollidieren die Interessen der westlichen Staaten mit denen Russlands, des Irans und Saudi-Arabiens. Eine besonders herausgehobene und von widerstreitenden internationalen Verpflichtungen und Interessen geprägte Rolle hat überdies die Türkei inne. Sowohl die direkten Nachbarn Syriens – die Türkei, Jordanien und der Libanon – als auch die Staaten der EU sind von der durch den Krieg ausgelösten Flüchtlingswelle betroffen. Durch das grenzüberschreitende Territorium des „Islamischen Staates“ ist außerdem der Irak involviert. Zusätzliche Komplexität gewinnt der Konflikt durch die verschiedenen kurdischen Akteure in Syrien selbst, im Irak und in der Türkei. Dazu kommen die verschiedenen Bürgerkriegsparteien. Um die Vorherrschaft im Land bzw. in Landesteilen ringen: Die Truppen der Regierung Assad, die Freie Syrische Armee, verschiedene islamistische Gruppierungen (z.B. Fatah al-Shams, früher Al-Nusra, der syrische Arm der Al Kaida), die syrischen Kurden und die Kämpfer des „Islamischen Staates.“ Unterstützt Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 6 wird die Assad-Regierung insbesondere durch Russland sowie ihrem ältesten und engsten Verbündeten, dem Iran. Durch die vielen verschiedenen Konfliktteilnehmer in Syrien lässt sich der Krieg schwerlich in die hergebrachten Kategorien von Krieg und Bürgerkrieg einordnen. Grundsätzlich handelt es sich um einen innerstaatlichen Konflikt, der aber durch die Beteiligung zahlreicher Staaten eine internationale Dimension hat. Eine Kategorisierung nach den Kriterien „staatlicher“ und „nichtstaatlicher Akteur“ wäre trotz der Unterstützung einiger nichtstaatlicher durch staatliche Akteure zwar möglich, wird der großen Komplexität des Krieges aber nicht gerecht. Eine andere Möglichkeit, die ebenfalls vereinfacht, aber diese Komplexität immerhin verdeutlicht, ist die Einordnung der Akteure nach „Interessensclustern.“ Die Grafik auf der folgenden Seite identifiziert neun Hauptakteursgruppen. Dabei bilden die Beziehungen der Akteure untereinander den Ausgangspunkt der Darstellung, die so einen guten Überblick über das Geflecht von Gegnerschaft und Unterstützung im Syrienkrieg verschafft. In dieser Ausarbeitung werden die in der Grafik identifizierten Akteure zudem im Hinblick auf ihre Beziehung zum syrischen Regime in sogenannte Interessenscluster eingeordnet. Dabei werden insbesondere die syrische Regierung und ihre militärischen Verbündeten (Russland, Iran und Ägypten) sowie die syrische Opposition in Clustern zusammengefasst; China und der Irak dagegen vernachlässigt. Es ergeben sich demnach sechs Interessenscluster, die im Folgenden beschrieben werden. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 7 1 1 Quelle: Thomas Léger, Wikimedia 2017. Grafik: Major Actors in the Syrian War1 C hi na Ira q Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 8 Ins Auge fällt, dass die Bekämpfung des IS ein Ziel aller am Konflikt beteiligten Akteure ist. Insbesondere im Hinblick auf ihre Position zur syrischen Regierung unterscheiden sie sich jedoch so stark, dass diese die Basis der Einordnung der Akteure in Interessenscluster bildet, und zwar: - Cluster I: Syrische Regierung und Verbündete - Cluster II: Türkei, Saudi-Arabien und die Golfemirate - Cluster III: Westliche Mitglieder der Koalition gegen den IS - Cluster IV: Syrische Opposition gegen Assad - Cluster V: IS - Cluster VI: Rojava. Rojava (die Kurden) und IS haben im Interessensgefüge des Konfliktes Sonderpositionen inne: während der IS „Feind aller“ ist, kooperieren kurdische Gruppierungen sowohl mit den westlichen Staaten als auch mit Assad und Russland sowie überdies mit der Opposition, befinden sich dafür aber mit einem der Mitglieder der Anti-IS-Koalition, nämlich der Türkei, im Konflikt. Damit nehmen die Kurden eine Schlüsselrolle ein und werden als eigener Cluster kategorisiert. Alle Interessenskonflikte, die sich zwischen den Clustern ergeben und zum Teil auch mit (militärischer oder terroristischer) Gewalt ausgetragen werden, im Detail darzulegen, ist im Rahmen dieser Arbeit nicht machbar. Insbesondere die fast unüberschaubare Zahl der Gruppierungen innerhalb der syrischen Opposition und die wechselnden Verhältnisse dieser Gruppierungen untereinander sprengen hier den Rahmen; die Dynamik des Krieges, die zu ständigen Verschiebungen der Positionen und Verhältnisse führt, macht den Versuch einer Detailanalyse überdies sinnlos, da allenfalls Momentaufnahmen möglich sind. Es wird sich daher auf die „großen Gegensätze“ und Gemeinsamkeiten zwischen den Hauptakteuren beschränkt. 3. Cluster I: Syrische Regierung und Verbündete Die syrische Regierung wird primär von staatlichen Akteuren unterstützt: Russland, Iran und in geringerem Maße von Ägypten. 3.1. Syrische Regierung Die syrische Regierung unter Präsident Bashar al-Assad ist der zentrale Akteur des Syrienkrieges. Ihr grundlegendes Ziel ist erwartungsgemäß der Machterhalt und die Wiederherstellung der Kontrolle über ganz Syrien. Ihre verschiedenen Gegner bekämpft sie mit unterschiedlicher Intensität – insbesondere der „Islamische Staat“, der Gebiete im Nordosten des Landes kontrolliert, wird derzeit von den syrischen Streitkräften und ihren Verbündeten (Russland und Iran) nicht so stark bekämpft wie die verschiedenen kleineren Gruppierungen, die im dichter besiedelten Westteil des Landes und den großen Städten gegen die Regierung kämpfen. Die Legitimität der Regierung Assad wird international unterschiedlich bewertet. So forderte insbesondere die türkische Regierung schon bald nach Ausbruch des Konfliktes den Sturz Assads Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 9 und hält offiziell nach wie vor daran fest. Die USA bezeichneten Assad zwar wegen der zahllosen Menschenrechtsverletzungen durch das Regime als nicht legitim, betreiben aber derzeit nicht erkennbar seinen Sturz. Dahingegen sind Russland und der Iran die stärksten Verbündeten Assads und kämpfen aktiv gegen seine Gegner. Derzeit ist nicht erkennbar, wer nach einem eventuellen Sturz Assads die Nachfolge antreten könnte. Nachdem die Regierung inzwischen - nicht zuletzt durch das Eingreifen Russlands - militärische Erfolge feiert und nicht mehr, wie kurz nach Ausbruch des Krieges, in der Defensive ist, ist ein Szenario für ein Syrien ohne Assad aktuell nicht wahrscheinlich. Militärisch sind die wichtigsten Stützen des Regimes die reguläre Armee, freie Milizen sowie Russland.2 Die Armee hatte im Jahre 2011 300.000 Mann in ihren kämpfenden Einheiten. Die Zahl hat sich aber seither aufgrund von Desertierungen und den Gefechten reduziert. Die Armee kontrolliert derzeit etwa 34 Prozent des Staatsgebietes, darunter die wichtigsten Städte des Landes: Damaskus, Homs, Hama sowie seit Dezember 2016 Aleppo. In diesen Gebieten leben insgesamt etwa 65 Prozent der sich derzeit noch in Syrien befindlichen Bevölkerung. Regierungstreue Milizen stellen ungefähr 200.000 Kämpfer. Die größte Miliz sind die 2012 gegründeten Nationalverteidigungskräfte, in denen zahlreiche schiitische Kämpfer aus dem Libanon, Iran, Irak und Afghanistan dienen. Eine weitere, politisch sehr wichtige Miliz ist die libanesische Hisbollah mit 5.000 bis 8.000 Kämpfern (mehr dazu im Abschnitt „Iran“). 3.2. Russland3 Russland trat offiziell am 30. September 2015 in den Konflikt ein und ist militärisch der wichtigste Verbündete Assads. Es ist bestrebt, Assads Regierung zu stützen, um seine eigenen Interessen in Syrien zu wahren, nämlich - die ungehinderte Beibehaltung der russischen Stützpunkte am Mittelmeer und damit verbunden - die Wiedererlangung des Status einer Weltmacht, die sich gegen die Interessen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeter behaupten kann. Die Bekämpfung des IS ist zwar offiziell ebenfalls Ziel Russlands, wird de facto aber relativ wenig forciert. Stattdessen unterstützt Russland massiv den Kampf der syrischen Regierung gegen die syrische Opposition. Es unterscheidet dabei ebensowenig wie das Regime zwischen demokratischen bzw. gemäßigten und islamistisch-terroristischen Oppositionsgruppen. Durch den Eintritt Russlands in den Krieg hat dieser eine geopolitische Dimension bekommen. Insbesondere in der Phase der massiven Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und dem NATO-Staat Türkei ob der unterschiedlichen Interessen in Syrien, aber auch anlässlich zahlreicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bei denen Russland eine Beteiligung 2 Alle Informationen dieses und des nächsten Absatzes aus: Nouvel Observateur, Les acteurs du conflit syrien, 24. Januar 2017, http://tempsreel.nouvelobs.com/monde/20170124.AFP6063/les-acteurs-du-conflit-syrien.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 3 Sofern nicht anders vermerkt, stammen alle Informationen dieses Absatzes aus: Raisa Ostapenko, What does Putin want in Syria?, Cambridge Globalist am 16. Januar 2017, http://cambridgeglobalist.org/2017/01/16/whatdoes -putin-want-in-syria/ (zuletzt abgerufen am 16. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 10 vorgeworfen wird, wurde deutlich, dass Russland sein Engagement in Syrien auch und gerade als Mittel zur Erlangung eines höheren Status auf der Weltbühne betrachtet. Dies nützt der russischen Regierung nicht nur geo-, sondern auch innenpolitisch. Russland kann sich durch sein Eingreifen in Syrien als Ersatz für den als ineffizient und uneinig dargestellten Westen inszenieren. Die negativen externen Auswirkungen des Syrienkrieges, Terrorismus und Flucht, sind Russland nach Meinung einiger Analysten willkommen, schwächen sie doch den als Russland feindlich wahrgenommenen Westen (insbesondere Europa), in dem sie ihm einerseits Kosten aufbürden, andererseits nationalistische und spalterische Kräfte in der EU und den USA stärken.4 Ein weiterer für Russland positiver Nebeneffekt ist die Erprobung seiner taktischen Fähigkeiten und Waffensysteme.5 Russland hat seinen Sitz im Weltsicherheitsrat mehrfach im Sinne Assads genutzt und ist der einzige Verbündete Assads, mit dem die USA gewisse Absprachen treffen. Es ist überdies an allen Verhandlungen über die Zukunft Syriens maßgeblich beteiligt und damit neben der syrischen Regierung selbst der zentrale, unumgängliche Akteur. Um Bashar al-Assad als Person geht es Russland dabei keineswegs. Einige Zeit lang – etwa von Ende 2014 bis Mitte 2016 – war Moskau prinzipiell dazu bereit, Assad fallenzulassen, sofern sich ein für Russland zufriedenstellendes Szenario für die Zeit nach Assad geboten hätte. Mit zunehmenden Geländegewinnen durch die syrischen Regierungstruppen, spätestens jedoch mit dem Fall Aleppos, hat sich Russland aber wieder verstärkt hinter die Person Assads gestellt und sieht in ihm den besten und womöglich einzigen Garanten zur Wahrung seiner Interessen in Syrien. Für Assad bietet die Allianz mit Russland nicht nur militärische und diplomatische Vorteile, sondern auch die Möglichkeit, im Falle eines Sturzes ohne persönlichen Schaden abzutreten.6 3.3. Iran Syrien ist im Nahen Osten der einzige konstante Partner des Iran seit der Islamischen Revolution im Jahre 1979. Obwohl die schiitische Theokratie Iran und das säkulare, von einer alawitischen Elite geführte und dabei mehrheitlich sunnitisch bevölkerte Syrien auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben, war die Kooperation zwischen beiden Regimen stets sehr eng. Die Allianz der beiden Regime war stets von defensivem Charakter und dabei auf drei gemeinsame Ziele beschränkt: Eindämmung des amerikanischen Einflusses im Nahen Osten, die Schwächung Israels und die Einhegung der regionalen Machtansprüche des Irak. Seit Ausbruch des Krieges in Syrien 4 So Julien Théron im Interview mit Géopolitique des Conflits, einem Blog von Le Monde, am 2.Februar 2017, http://geopolitiqueconflits.blog.lemonde.fr/ (zuletzt abgerufen am 16. Mai 2017). 5 Julien Théron (Anm. 4). 6 Raisa Ostapenko (Anm. 2). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 11 (zumindest bis zum Kriegseintritt Russlands) ist das Assad-Regime zunehmend abhängig von iranischer Unterstützung.7 Das gute Verhältnis zur syrischen Regierung – erst unter Hafez al-Assad, danach unter dessen Sohn Bashar – hat für den Iran darüber hinaus noch weitere Vorteile. Zum einen ist Syrien eine Basis für die vom Iran unterstützte Hisbollah. Zum anderen sichert das gute Verhältnis zu Syrien auch den Einfluss auf den Libanon, in dem sowohl die Hisbollah als auch syrische Geheimdienste besonders gewichtige politische Akteure sind.8 Seit Beginn des Konfliktes ist ein weiterer Faktor hinzugekommen. Die Versuche insbesondere Saudi-Arabiens und der Golfstaaten, durch Unterstützung sunnitischer Milizen das syrische Regime zu stürzen, haben Syrien zum Austragungsort des langjährigen Machtkampfes zwischen dem schiitischen Iran und den sunnitischen Monarchien der Arabischen Halbinsel gemacht. In Syrien findet daher auch ein Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und insbesondere Saudi- Arabien statt. Folglich unterstützt der Iran die syrische Regierung mit Geld9, Waffen, militärischer und geheimdienstlicher Expertise und auch Truppen, letztere insbesondere aus den Reihen der Revolutionsgarden (Sepah-e Pasdaran)10, der Hisbollah11 sowie schiitischer Milizen aus der ganzen arabischen Welt.12 Hunderte iranischer Offiziere wurden nach Syrien entsandt, um die syrischen Streitkräfte bei ihrem Vorgehen zu beraten.13 Mindestens 4.000 Mitglieder der 7 Alle Informationen dieses Absatzes: Jubin Goodarzi, Iran and Syria, The United States Institute of Peace, Iran Primer, August 2015, http://iranprimer.usip.org/resource/iran-and-syria, (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 8 Hierbei ist zu beachten, dass die Hisbollah mittlerweile nicht mehr nur Befehlsempfängerin Teherans ist. Sowohl für den Iran als auch für die Hisbollah ist die gegenseitige Unterstützung nicht mehr absolut. Vgl. Emile Hokayem, Iran and Lebanon, United States Institute of Peace, Iran Primer, August 2015, http://iranprimer.usip.org/resource/iran-and-lebanon (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 9 Die Schätzungen über die vom Iran an Syrien gezahlten Gelder reichen von 6 bis 15 Milliarden US$ jährlich. Eli Lake, Iran spends billions to prop up Assad, Bloomberg View am 9. Juni 2015, http://www.bloombergview.com/articles/2015-06-09/iran-spends-billions-to-prop-up-assad (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 10 Hierbei insbesondere die Quds-Einheit (Niru-ye Qods), die Elitetruppe der Revolutionsgarden, die vor allem für Operationen im Ausland eingesetzt wird. 11 Con Coughlin, Iran sends elite troops to aid Bashar al-Assad regime in Syria, The Telegraph am 6. September 2012, http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/iran/9526858/Iran-sends-elite-troops-to-aid- Bashar-al-Assad-regime-in-Syria.html (zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017). 12 Dexter Filkins, The Shadow Commander, The New Yorker am 30. September 2013, http://www.newyorker.com/magazine/2013/09/30/the-shadow-commander (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 13 Jonathan Saul und Parisha Hafezi, Iran boosts military support in Syria to bolster Assad, Reuters am 21. Februar 2014, http://www.reuters.com/article/us-syria-crisis-iran-idUSBREA1K09U20140221 (zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 12 Revolutionsgarden wurden im Juni 2013 nach Syrien beordert.14 Der Kommandeur der Quds- Einheit, Generalmajor Qassem Soleimani, ist Chefstratege des syrisch-iranischen militärischen Vorgehens.15 In einigen Gebieten in Westsyrien (Latakia) haben iranische und russische Truppen gar die syrischen Streitkräfte bei bestimmten Sicherungsaufgaben abgelöst.16 Ein Nebenaspekt hierbei ist das unbedingte Interesse Teherans, eine Flugverbotszone über Syrien zu verhindern, da der Luftweg die schnellste und praktischste Möglichkeit ist, Ressourcen nach Syrien zu verlegen.17 Schon zu Beginn der Proteste im Frühjahr 2011 wurde Iran aktiv und teilte seine seit der gescheiterten „Grünen Revolution“ von 2009 massiv ausgebauten Kompetenzen auf dem Gebiet der Cybersecurity und der Überwachung sozialer Netzwerke mit der syrischen Regierung.18 Diese breite Unterstützung war bis zum direkten Eingreifen Russlands der wichtigste Faktor für den Machterhalt von Assad. Die Eroberung bzw. Kontrolle der Städte Qusair, Homs, Qalamun und Damaskus gelangen der syrischen Regierung nur dank der Unterstützung durch den Iran und die Hisbollah.19 Gleichzeitig hat die Unterstützung durch schiitische Milizen der von Assad von Anfang an betriebenen Konfessionalisierung des Konfliktes Vorschub geleistet. Obwohl die Allianz zwischen Iran und Syrien sich historisch nicht auf religiöse Gemeinsamkeiten stützt, hat sie durch diese Entwicklung nunmehr auch einen religiösen Aspekt gewonnen: Shi‘a und Alawitentum gemeinsam gegen radikalisierte Sunniten. Zumindest gegenüber ihren Bürgern betont die iranische Regierung die religiöse Facette des Konfliktes, etwa, wenn über in Syrien 14 Robert Fisk, Iran to send 4,000 troops to aid President Assad forces in Syria, The Independent on Sunday, 16. Juni 2013, http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/iran-to-send-4000-troops-to-aidpresident -assad-forces-in-syria-8660358.html (zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017). 15 Dexter Filkins (Anm. 12). 16 Leith Fadel, Russian Marines and Iranian Revolutionary Guardsmen Build a Protectorate in Western Syria, Al Masdar News am 26. September 2015, http://www.almasdarnews.com/article/russian-marines-and-iranianrevolutionary -guardsmen-build-a-protectorate-in-western-syria/ (zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017). 17 Will Fulton, Joseph Holliday und Sam Wyer, Iranian Strategy in Syria, Institute for the Study of War, 2013, S.15 ff., http://www.understandingwar.org/sites/default/files/IranianStrategyinSyria-1MAY.pdf (zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017). 18 Simon Tisdall, Iran helping Syrian regime crack down on protesters, say diplomats, Reuters am 9. Mai 2011, http://www.theguardian.com/world/2011/may/08/iran-helping-syrian-regime-protesters (zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017). 19 Marisa Sullivan, Hezbollah in Syria, S. 25 ff.., Institute for the Study of War, April 2014, http://www.understandingwar.org/sites/default/files/Hezbollah_Sullivan_FINAL.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 13 getötete iranische Offiziere berichtet wird.20 Die iranische Regierung macht aus ihrer militärischen Unterstützung der syrischen Regierung zwar kein Geheimnis, verschleiert aber deren Ausmaß und leugnet, im großen Stil Truppen bzw. Berater und Waffen nach Syrien zu schicken.21 Nur vereinzelt und unbestätigt sind Stimmen zu vernehmen, die an der absoluten Unterstützung Assads durch den Iran zweifeln. So sorgte eine Bemerkung des ehemaligen Präsidenten des Iran, Rafsandschani, die syrische Regierung setze Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung ein, im Iran kurzzeitig für Aufsehen, bis Rafsandschani die Äußerung dementierte.22 Dennoch scheint der Iran auch die Möglichkeit des Scheiterns des Assad-Regimes einzukalkulieren. Es bieten sich ihm grundsätzlich mehrere Optionen, mit einem Sturz Assads umzugehen: - Zusammenarbeit mit Russland, um Kandidaten für Assads Nachfolge ausfindig zu machen, die die Unterstützung der Armee und der Alawiten genießen, - Verhinderung des Aufstieges eines Assad-Nachfolgers, der populär und stark genug wäre, den Iran aus Syrien zu drängen, - Sicherstellung eines direkten oder indirekten Vetorechtes für den Iran im politischen Transitionsprozess nach einem möglichen Fall Assads, sowie - Fortsetzung der „Iranisierung” des syrischen Militärs und der syrischen Geheimdienste, um die Bewegungs- und Handlungsfreiheit der Revolutionsgarden und der Hisbollah und damit einen starken Widerstand gegen westliche, saudische und israelische Einflüsse zu sichern.23 3.4. Ägypten Ägypten unterstützt seit der Machtübernahme al-Sisis das Regime von Assad diplomatisch, nach derzeitigen Erkenntnissen aber nicht militärisch. Es ist im Interesse al-Sisis, dessen Herrschaft im Inneren von politischem Islam gefährdet ist, die säkulare Regierung Assad zu stützen. 20 Vgl. die offiziellen iranischen Verlautbarungen zum Tod des in Syrien gefallenen Brigadegenerals der Revolutionsgarden Mohammad Jamali-Paqaleh: „..er starb bei der Verteidigung des heiligen Schreins der Sayyida Zainab nahe Damaskus“, Iran buries Guards commander 'killed in Syria', BBC am 5. November 2013, http://www.bbc.com/news/world-middle-east-24818043 (zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017). 21 Dexter Filkins (Anm. 12). 22 Dexter Filkins (Anm. 12). 23 J. Matthew McInnis, Could Iran live without Assad?, The National Interest am 1. Dezember 2015, http://nationalinterest.org/blog/the-buzz/could-iran-live-without-assad-14478 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 14 4. Cluster II: Türkei, Saudi-Arabien und die Golfemirate Die Staaten in diesem Cluster vereint ihre Unterstützung für sunnitische Rebellengruppen und ihre Forderung nach dem Sturz Assads. Unter anderem soll die Rebellengruppe Ahrar al-Sham (siehe Abschnitt 6.2) nach Expertenmeinung von der Türkei und den Golfstaaten unterstützt und finanziert werden. 4.1. Türkei Bei der Analyse der Interessen der Türkei in Syrien bzw. im Syrienkonflikt fällt auf, dass die Expertise zu diesem Thema zu Beginn des Konfliktes im Jahre 2011 und dann etwa bis 2013, relativ umfangreich war. Zahlreiche wissenschaftliche und journalistische Kommentare beschäftigten sich mit den Reaktionen der türkischen Regierung auf den Konflikt. Mit steigender Komplexität des Krieges nahm die Zahl der tiefergehenden Analysen jedoch deutlich ab. Dies spiegelt die wachsende Unübersichtlichkeit und die sich beschleunigende Dynamik des Konfliktes wider, aber auch die Tatsache, dass der zu Beginn des Konfliktes selbstbewusst auftretenden Türkei das Heft des Handelns entglitten ist. Bei der Betrachtung der aktuellen Situation entsteht im Hinblick auf die Türkei fast der Eindruck, dass diese selbst ihre Interessen nicht mehr klar definieren kann und vor allem kurzfristig entscheidet bzw. auf ihrer Kontrolle entzogene Entwicklungen reagiert. Als einzige klar erkennbare, langfristige Interessen der Türkei verbleiben die Unterdrückung jeglicher Autonomiebestrebungen der Kurden sowie die Absetzung von Präsident Bashar al- Assad. Anders als der Iran, dessen vorrangiges unmittelbares Ziel einfach der Machterhalt Assads und damit des für den Iran günstigen status quo ante ist, befindet sich die Türkei in einem Netz widerstreitender Interessen und Pflichten. Die Türkei - soll nach dem Willen Erdoğans Hegemonialmacht im Nahen Osten werden, - beabsichtigt den Sturz Präsident Assads, - ist als NATO-Mitglied westlichen Verbündeten verpflichtet, - hat sich dem IS gegenüber lange ambivalent verhalten, und ist mittlerweile selbst Opfer des IS- Terrors, - will sich Russland gegenüber behaupten, - will auf anderen Gebieten aber mit Russland kooperieren, Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 15 - will mit aller Kraft autonome oder gar freie kurdische Territorien an ihren Grenzen verhindern,24 selbst wenn dies auf eine Stärkung des IS hinausläuft25 und beinhaltet, Verbündete der eigenen NATO-Verbündeten zu bekämpfen, und - muss zudem mit ca. 2,5 Millionen syrischen Flüchtlingen im eigenen Land zurechtkommen und dabei das Abkommen mit der EU zur Aufnahme von weiteren Flüchtlingen26 berücksichtigen. 4.2. Saudi-Arabien und die Golfemirate Aus Sicht der Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabiens und Katars, bietet die Syrien-Krise eine Gelegenheit, den seit dem Irak-Krieg 2003 deutlich gewachsenen Einfluss Teherans zurückzudrängen und die eigene Position zu stärken. So ist durch den Syrienkrieg bereits das strategische Bündnis zwischen dem Iran und der palästinensischen Hamas aufgebrochen. Letztere hat sich iranischem Druck widersetzt, Unterstützung für das Assad-Regime zu bekunden, und ihr Hauptquartier von Damaskus ins katarische Doha verlegt. Dies ist ein schwerer Rückschlag für Teherans Führungsanspruch, bei dem „Palästina“ und die „Befreiung Jerusalems“ eine wichtige Rolle spielen. Mit der Türkei unter Erdogan verbindet die arabischen Staaten die Betonung der Unterstützung der Sunniten in Syrien. Wie auch der Türkei, wird den arabischen Staaten, allen voran Katar, eine verdeckte Unterstützung des Islamischen Staates, insbesondere durch Finanzmittel, vorgeworfen, obwohl sie offiziell zur internationalen Koalition gegen den IS gehören. 5. Cluster III: Westliche Mitglieder der Anti-IS-Koalition Sowohl die Türkei als auch die Golfemirate sind Teil der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat. Der Koalition haben sich offiziell 53 Staaten angeschlossen, 44 davon unterstützen im Rahmen der Operation „Inherent Resolve“ den Kampf gegen den IS in Syrien, wobei 31 militärische Unterstützung leisten, von diesen wiederum 19 direkt militärisch tätig sind (im Gegensatz zu reinen Waffenlieferungen oder logistischer Unterstützung).27 Ende Mai 2017 trat auch die NATO der Koalition bei. 24 Eine Ausnahme bildet die quasi-autonome Kurdenprovinz im Nordirak, zu der die Türkei bislang ausgezeichnete Beziehungen pflegt. 25 „Ankara says it is retaliating against what is calls provocations by the YPG, but it has long-warned against the YPG making territorial advances in northern Syria near its border.” Das Vorrücken bzw. die territorialen Fortschritte beziehen sich auf die Erfolge der kurdischen Einheiten beim Kampf gegen den IS. BBC News am 19. Februar 2016, Turkey v Syria's Kurds v Islamic State, http://www.bbc.com/news/world-middle-east-33690060 (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 26 Bzw. nach stärkerer Sicherung ihrer Grenzen, um die Weiterreise von Flüchtlingen und irregulären Migranten von der Türkei in die EU zu verhindern. 27 Operation Inherent Resolve, Coalition, http://www.inherentresolve.mil/About-Us/Coalition/ (zuletzt abgerufen am 24. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 16 Innerhalb der Koalition gibt es jedoch starke Unterschiede in Bezug auf das Verhältnis zu den Kurden sowie zu einigen islamistischen Milizen. Während die Türkei versucht, die kurdischen Kräfte in Syrien nach Möglichkeit zu schwächen, werden sie von verschiedenen westlichen Staaten innerhalb der Koalition sowohl ideell als auch praktisch unterstützt. Insbesondere die Lieferungen von Waffen an kurdische Verbände haben zu einer Belastung des Verhältnisses der Türkei zu verschiedenen NATO-Partnern geführt. Die im Westen als Terrororganisation eingestufte Miliz Fatah al-Shams (ehemals Al-Nusra-Front) wiederum wird mutmaßlich von den Golfstaaten finanziert. Die westlichen Staaten, auch die Bundesrepublik, erkennen die Legitimation der Regierung Assad nicht mehr an. Dennoch ist ihr Hauptinteresse in Syrien die Bekämpfung des „Islamischen Staates“, nicht der Sturz der Regierung. Bundeskanzlerin Merkel schloss dementsprechend Friedensgespräche unter Beteiligung Präsident Assads nicht explizit aus.28 Wichtigste Akteure in diesem Cluster sind (militärisch) die USA, Frankreich und Großbritannien. Weitere Mitglieder sind u.a. Kanada, Australien und die Bundesrepublik Deutschland. Das Verhältnis von Deutschland zur Türkei ist seit der mehrmaligen Weigerung der Türkei, deutschen Bundestagsabgeordneten den Besuch der auf der türkischen Luftwaffenbasis Incirlik stationierten deutschen Soldatinnen und Soldaten zu ermöglichen, sowie der Inhaftierung deutscher Staatsbürger im Zuge der Massenverhaftungen in der Türkei, stark belastet. Dies könnte zum Abzug aus Incirlik führen und verdeutlicht die ambivalente Rolle, die die Türkei im Interessensgeflecht rund um den Syrienkrieg einnimmt. 5.1. Vereinigte Staaten von Amerika Unter Präsident Obama haben sich die USA in Bezug auf Syrien lange stark zurückgehalten. Zwar forderten bzw. fordern die USA seit Ausbruch des Krieges den Rücktritt von Assad, doch haben sie bislang – ebenso wie andere westliche Länder – keine maßgeblichen bzw. effektiven Schritte in dieser Hinsicht unternommen. Auch der Giftgaseinsatz des Assad-Regimes am 21. August 2013 in Ghouta war den USA – trotz des Überschreitens einer zuvor von Obama formulierten „roten Linie“ – kein Anlass, aktiv selbst in den Syrienkrieg einzugreifen.29 Stattdessen unterstützte und unterstützt man diplomatisch, und mutmaßlich auch logistisch und finanziell, die demokratische Opposition, militärisch aber nunmehr in erster Linie die Kurden. Dabei geht es allerdings auch nicht um Assad, sondern vorrangig um den Kampf gegen den Islamischen Staat. 28 Stefan Braun und Christian Wernicke, Merkel will Gespräche mit Assad, Süddeutsche Zeitung am 24. September 2015, http://www.sueddeutsche.de/politik/syrien-merkel-will-gespraeche-mit-assad-1.2662914 (zuletzt abgerufen am 24. Mai 2017). 29 Ben Wolfgang, Obama ‘red line’ erased as Bashar Assad’s chemical weapons use goes unchecked by U.S. military, The Washington Times am 17. Mai 2015, http://www.washingtontimes.com/news/2015/may/17/obama-red-line-erased-as-assad-chemical-weapons-us/ (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 17 Die Freie Syrische Armee und andere Rebellengruppen wurden seit 2012 von den USA mit Waffen beliefert und militärisch ausgebildet.30 Die Ausbildung wurde wegen des ausbleibenden Erfolges im Oktober 2015 eingestellt,31 doch gibt es zahlreichen Berichten zufolge weitere verdeckte Programme zur Unterstützung der Rebellion gegen Assad und des Kampfes gegen den IS, die ein weitaus größeres finanzielles Volumen aufweisen sollen.32 Sicher ist, dass amerikanische Spezialeinheiten mit insgesamt bis zu 250 Mann zumindest zeitweise mit kurdischen YPG-Einheiten zusammen kämpfen.33 34 Erst Anfang April 2017 fand ein direkter Militärschlag der USA auf eine syrische Militäreinrichtung als Reaktion auf einen weiteren Giftgasangriff auf Zivilisten, den die US- Regierung dem syrischen Regime anlastet, statt. Weitreichende Auswirkungen auf das Regime hatte dieser Angriff allerdings nicht.35 Auch der Angriff amerikanischer Militärflugzeuge auf Pro-Assad-Milizen am 18. Mai 2017 (nach Angaben des Pentagon im Zuge der Selbstverteidigung) hatte keine erkennbaren Auswirkungen. Obwohl die USA wie andere Anti-IS-Koalitionäre auch de jure keine Berechtigung zu Militäroperationen in Syrien haben, hat die syrische Regierung bislang außer Verbaläußerungen wenig unternommen, um die westlichen Kräfte aus Syrien zu verbannen. Dies ist verständlich, bekämpft die Anti-IS-Koalition doch den IS, der auch Feind Assads ist, und entlastet so faktisch die Streitkräfte der syrischen Regierung und ihrer Verbündeter. 30 Eric Schmitt, C.I.A. Said to Aid in Steering Arms to Syrian Opposition, New York Times am 21. Juni 2012, http://www.nytimes.com/2012/06/21/world/middleeast/cia-said-to-aid-in-steering-arms-to-syrian-rebels.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 31 Michael D. Shear, Eric Schmitt und Helene Cooper, Obama Administration Ends Effort to Train Syrians to Combat ISIS, New York Times am 9. Oktober 2015, https://www.nytimes.com/2015/10/10/world/middleeast/pentagon-program-islamic-statesyria .html?&hp&action=click&pgtype=Homepage&module=first-column-region®ion=top-news&WT.nav=topnews &_r=0 (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 32 Greg Miller und Karen De Young, Secret CIA effort in Syria faces large funding cut, Washington Post am 15. Juni 2015, https://www.washingtonpost.com/world/national-security/lawmakers-move-to-curb-1-billion-ciaprogram -to-train-syrian-rebels/2015/06/12/b0f45a9e-1114-11e5-adece 82f8395c032_story.html?utm_term=.69fb91b2bd3f (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 33 Idrees Ali, Coalition jets scrambled to defend U.S. forces from Syrian bombing, Reuters am 19. August 2016, http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-usa-aircraft-idUSKCN10U1ON (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 34 Damascus concerned at reports of U.S. troops arrival, Reuters am 28. April 2016, http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-syria-condemnation-idUSKCN0XP1XM (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 35 Nora Kelly, What is Al-Shayrat Military Airfield?, The Atlantic am 6. April 2017, https://www.theatlantic.com/international/archive/2017/04/what-is-al-shayrat-military-airfield/522249/ (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 18 Zwischen den USA und Russland finden seit zwei Jahren Absprachen über Luftwaffeneinsätze in Syrien statt. Diese haben vorrangig zum Ziel, militärische Zusammenstöße der eigenen Truppen zu verhindern, stellen aber – anders als von Russland verlautbart – aus Sicht der USA keine militärische Zusammenarbeit dar.36 Im Zuge des verstärkten Kampfes gegen den IS haben die amerikanischen Streitkräfte im Frühjahr 2017 weitere Truppen nach Syrien entsandt. Sie sollen mutmaßlich bei einer Eroberung der IS-Kapitale Raqqa eingesetzt werden.37 5.2. Frankreich Frankreich verlangt seit August 2011 den Rücktritt Assads. Nach Einschätzung vieler Experten nahm das Land unter allen westlichen Staaten eine besonders aktive Rolle ein.38 Im Jahr 2012 begann es, den syrischen Rebellen nicht-letale militärische Hilfe, z.B. in Form von medizinischer Ausrüstung, zu leisten. Frankreich war das erste westliche Land, dass 2013, nach den Giftgaseinsätzen nahe Damaskus, Militärschläge gegen das Regime forderte, was angesichts des Zögerns der USA aber zunächst folgenlos blieb. Im September desselben Jahres erklärte Präsident Hollande, dass Frankreich dazu bereit sei, den syrischen Rebellen innerhalb eines “kontrollierten Rahmens” Waffen zu liefern. Diese Lieferungen wurden im August 2014 bestätigt.39 40 Ende September 2015 begann Frankreich mit Luftschlägen geringeren Ausmaßes gegen den „Islamischen Staat.“ Es handelte sich dabei um eine Ausweitung der 2014 im Irak begonnenen „Opération Chammal“ gegen den IS.41 Mit der Rebellion gegen Assad hat die „Opération Chammal“ also nur mittelbar zu tun. Frankreich ist jedoch sehr darauf bedacht, durch sein Eingreifen nicht die Position Assads zu stärken. 36 Spencer Ackerman, US military is 'not coordinating airstrikes with Russia in Syria', Pentagon says, The Guardian am 23. Januar 2017, https://www.theguardian.com/world/2017/jan/23/us-denies-russia-airstrikessyria (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 37 US sends hundreds of marines to Syria to support fight against Isis, The Guardian am 9. März 2017, https://www.theguardian.com/us-news/2017/mar/09/us-sends-hundreds-of-marines-to-syria-to-support-fightagainst -isis (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 38 Ian Black, France more active than rest of the west in tackling Syria, The Guardian am 14. November 2015, https://www.theguardian.com/world/2015/nov/14/france-active-policy-syria-assad-isis-paris-attacks-air-strikes (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 39 France’s Hollande hints at arming Syrian rebels, France24 am 20. September 2013, http://www.france24.com/en/20130920-france-says-ready-arm-syrian-rebels-hollande-assad-fsa-islamists (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 40 France delivered arms to Syrian rebels, Hollande confirms, France24 am 21. August 2014, http://www.france24.com/en/20140821-france-arms-syria-rebels-hollande (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 41 France launches air strikes against Islamic State in Syria, Reuters am 24. September 2015, http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-france-syriaid USKCN0RR07Y20150927#eReZqrtooLY13th4.97 (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 19 Nach den Terroranschlägen von Paris im November 2015 begann Frankreich damit, seine Luftschläge deutlich zu verstärken. Es berief sich dabei auf das Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der VN-Charta und koordinierte seine Operationen eng mit dem amerikanischen Militär.42 Im selben Monat entwarf Frankreich zusammen mit Großbritannien eine Resolution des VN-Sicherheitsrates, die alle VN-Mitglieder zum Kampf gegen IS und Al-Nusra-Front (heute Fatah al-Sham, siehe Abschnitt 6.2) mittels „aller notwendigen Maßnahmen“ aufrief und die am 20. November 2015 einstimmig verabschiedet wurde. Noch am selben Tag bombardierte Frankreich petrochemische Anlagen in Syrien, die eine Finanzquelle des IS waren.43 5.3. Bundesrepublik Deutschland Die Bundesregierung unter Angela Merkel strebte seit Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien eine diplomatische Lösung an. Seit September 2014 gehörte sie der US-geführten Koalition aus damals zehn Nationen (den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Dänemark, Türkei, Polen, Kanada und Australien) an. Im Rahmen dieser Koalition unterstützte Deutschland die kurdischen Peschmerga im Nordirak mit Waffen.44 Im November 2015 umfasste die Koalition 64 Staaten und verfolgte eine umfassende Strategie mit den Handlungslinien „Militär“, „Unterbrechung der Finanzströme“, „Unterbrechung des Zulaufs von ausländischen Kämpfern“, „Kommunikationsstrategie“ und „Stabilisierung“.45 Die Bundesregierung war in allen fünf Bereichen eingebunden, einschließlich der Arbeitsgruppe „Militär“, und hatte, zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Vorsitz der zivilen Arbeitsgruppe „Stabilisierung“ inne, deren Ziel die Stabilisierung der von der Terrororganisation befreiten Gebiete in Syrien und Irak war.46 Bis Ende September 2015 lehnte die Bundesregierung ein eigenes militärisches Engagement jedoch stets ab.47 Nach den Terroranschlägen am 13. November 2015 in Paris, die dem IS zugerechnet werden, begann Frankreich seine Luftschläge auf Stellungen des „Islamischen Staates“ in dem Bürgerkriegsland zu intensivieren, warb für eine internationale Militärkoalition gegen die Organisation und bat die EU-Mitgliedstaaten offiziell um Beistand nach Artikel 42, Absatz 7 des 42 Alissa J. Rubin und Anne Barnard, France Strikes ISIS Targets in Syria in Retaliation for Attacks, The New York Times am 15. November 2015, https://www.nytimes.com/2015/11/16/world/europe/paris-terrorattack .html?_r=0 (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 43 John Irish, France hits back at Russia over Syria bombing campaign, Reuters am 20. November 2015, http://uk.reuters.com/article/uk-mideast-crisis-france-russia-idUKKCN0T929420151120 (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 44 Christian Dewitz, Parlament erlaubt Einsatz der Bundeswehr gegen den IS, Bundeswehr-Journal am 6. Dezember 2015, http://www.bundeswehr-journal.de/2015/parlament-erlaubt-einsatz-der-bundeswehr-gegen-den-is/ (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 45 Christian Dewitz (Anm. 44). 46 Christian Dewitz (Anm. 44). 47 DW am 5. September 2014, Kerry will Kernkoalition gegen IS-Miliz bilden, http://www.dw.com/de/kerry-willkernkoalition -gegen-is-miliz-bilden/a-17903904 (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 20 EU-Vertrages von Lissabon. Die Bundesregierung kündigte daraufhin Anfang Dezember 2015 an, sich mit einem Bundeswehreinsatz am Kampf gegen den „Islamischen Staat“ zu beteiligen.48 Am 4. Dezember 2015 beschloss der Deutsche Bundestag die Beteiligung Deutschlands am Kampf gegen den „Islamischen Staat.“ Das Mandat erlaubt den Einsatz von bis zu 1.200 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die auf verschiedenen Stützpunkten außerhalb Syriens stationiert werden.49 Die Bundeswehr leistet in erster Linie Aufklärung mit Flugzeugen vom Typ Tornado und Begleitschutz von Marineverbänden der Anti-IS-Koalition. 6. Cluster IV: Syrische Opposition zu Assad Ursprünglich war der Syrienkrieg ein Bürgerkrieg zwischen dem Regime Assad und verschiedenen lokalen Widerstandsgruppen. Durch diese Lokalgebundenheit, die rasche Konfessionalisierung des Konfliktes und den Zustrom ausländischer Freiwilliger bestand nie eine vollkommen einheitliche Opposition. Aktuell existiert eine sehr große Zahl von syrischen Oppositionsgruppen, die bewaffnet gegen Assad und seine Verbündete kämpfen, teilweise jedoch auch untereinander. Es ist nicht zielführend, alle kleinen Splittergruppen aufzuzählen und jede einzelne zu charakterisieren. Auch die Einteilung der Opposition in demokratische bzw. gemäßigt-islamistische sowie islamistisch-terroristische Gruppierungen ist nicht zweckmäßig, da auch innerhalb dieser beiden groben Kategorien keinerlei Einigkeit, zum Teil sogar offene Feindschaft, zwischen den einzelnen Gruppen besteht. Am sinnvollsten erscheint eine Einteilung der Opposition in die sogenannte Syrische Nationalkoalition und alle anderen Gruppen. Die Nationale Koalition der syrischen Revolutionsund Oppositionskräfte (Syrische Nationalkoalition) umfasst verschiedene Gruppierungen mit dem Ziel eines Sturzes von Assad, darunter sowohl demokratische als auch islamische und islamistische Organisationen. Ihr besonderes Gewicht erhält sie durch die Tatsache, dass sie aktuell von 20 Staaten als einzige legitime Vertretung des syrischen Volkes anerkannt wird. Vom Assad-Regime und seinen Verbündeten wird die gesamte Opposition in der Regel als „terroristisch“ bezeichnet und ihre Niederschlagung dementsprechend als Kampf gegen den Terror inszeniert. Zwar werden von Teilen der Opposition tatsächlich Anschläge verübt, doch scheint hier, wie bei vielen Aspekten des Konfliktes, die Kategorisierung als bloßer Terror angesichts der Gemengelage des Krieges und der brutalen Vorgehensweise des Regimes als wenig zielführend. Terror und bewaffneter Widerstand lassen sich hier nur schwer voneinander abgrenzen. 6.1. Syrische Nationalkoalition Die Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte, verkürzt zu Syrische Nationalkoalition, ist ein Oppositionsbündnis im Syrischen Bürgerkrieg, das am 11. November 2012 in der katarischen Hauptstadt Doha gegründet wurde. Seine Aufgabe ist es, zunächst eine 48 Christian Dewitz (Anm. 44). 49 Christian Dewitz (Anm. 44). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 21 vorläufige Exilregierung unter Ahmed Tomeh zu gründen, und nach dem angestrebten Sturz von Präsident Bashar al-Assad eine Übergangsregierung in Syrien zu bilden. Derzeit kontrollieren die Rebellen nur zerstreute bzw. strategisch insignifikante Gebiete. Dazu gehören einige Gegenden um Damaskus, im Süden des Landes, Teile der Provinz Aleppo sowie der größte Teil der Provinz Idlib. Wenn man die Gebiete hinzuzählt, die von der mit der Nationalkoalition militärisch verbündeten jihadistischen Miliz Fatah al-Sham gehalten werden, kontrollieren die Rebellen etwa 13 Prozent des syrischen Staatsgebietes. Darin leben etwa 12,5 Prozent der Bevölkerung.50 Die Nationalkoalition besteht aus zahlreichen einzelnen Akteuren. Dies sind vier syrische Oppositionsparteien bzw. politische Blöcke,51 die Lokalräte in Syrien selbst52, drei ethnisch basierte Gruppierungen53, der Syrische Nationalrat,54 die Freie Syrische Armee, der Rat der syrischen Korangelehrten55, das Syrische Unternehmensforum,56 die Vereinigung freiheitlicher syrischer Staatsbediensteter57 sowie unabhängige Einzelpersonen (Exilsyrer und Syrer).58 Die Nationalkoalition hat sich auf folgende Prinzipien und Ziele geeinigt: - absolute nationale Souveränität und Unabhängigkeit Syriens - Erhalt der Einheit des syrischen Volkes 50 Nouvel Observateur, Les acteurs du conflit syrien, 24. Januar 2017, http://tempsreel.nouvelobs.com/monde/20170124.AFP6063/les-acteurs-du-conflit-syrien.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 51 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Political Blocks, 2017, http://en.etilaf.org/coalition-components/political-blocks.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 52 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Local Councils, 2017, http://en.etilaf.org/syrianlocal -councils/establishment-of-local-councils.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 53 Assyrer, Turkmenen und Kurden. National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, National Blocks, 2017, http://en.etilaf.org/coalition-components/national-blocks.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 54 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Syrian National Council, 2017, http://en.etilaf.org/coalition-components/syrian-national-council.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 55 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Syrian Scholars’ Association, 2017, http://en.etilaf.org/coalition-components/syrian-scholars-association.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 56 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Syrian Business Forum, 2017, http://en.etilaf.org/coalition-components/syrian-business-forum.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 57 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, The National Rally for Free Syrian Workers in State Institutions, 2017, http://en.etilaf.org/coalition-components/the-national-rally-for-free-syrian-workers-instate -institutions.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 58 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Independent and National Figures, 2017, http://en.etilaf.org/coalition-components/independent-and-national-figures.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 22 - Erhalt der Einheit des syrischen Staates und seiner Städte - Sturz des syrischen Regimes, Auflösung der Sicherheitskräfte und Bestrafung der Verantwortlichen für Verbrechen am syrischen Volk - kein Dialog und keine Verhandlungen mit dem syrischen Regime - Aufrechterhaltung des Engagements für ein ziviles, demokratisches Syrien.59 Vorsitzender der Koalition ist der Geschäftsmann Riad Seif. Die Koalition verfügt über acht Vertretungen weltweit, auch in Berlin befindet sich eine Mission.60 Das militärische Instrument der Nationalkoalition im Syrienkrieg ist die Freie Syrische Armee. Diese befindet sich jedoch in weiten Teilen Syriens schon seit 2013 im Niedergang und hat ihren Status als wichtigste gegen die syrische Armee kämpfende Truppe an jihadistische Milizen wie Fatah Al-Sham (früher: Al-Nusra-Front) verloren. Einzig die Truppenteile, die unter türkischem Kommando unter dem Namen FSA bei der Operation Euphrates Shield gegen den IS kämpfen, können derzeit noch militärische Erfolge vorweisen. Da die FSA kaum noch ernstzunehmender Gegner der syrischen Armee und ihrer Verbündeter sowie des mit der FSA verfeindeten Islamischen Staates ist, hat auch die Bedeutung der Nationalkoalition deutlich abgenommen. 6.2. Andere signifikante Akteure der Opposition61 Hier finden sich zahlreiche Organisationen und Gruppierungen, die nicht zur Nationalkoalition gehören, aber ebenso wie sie gegen das Regime kämpfen. Es handelt sich dabei um ganz verschiedene Gruppen, die jedoch überwiegend jihadistischer Natur sind. Die wichtigsten davon sind: - Ahrar al-Sham, eine 2011 gegründete und nach Expertenmeinung von der Türkei und den Golfstaaten finanzierte Rebellengruppe mit salafistischer Ausrichtung, die sich jedoch dem Westen als moderat präsentiert. Sie hält derzeit vor allem Gebiete im Norden Syriens in den Provinzen Aleppo und Idlib. Sie kooperiert militärisch mit der Nationalkoalition, ist aber kein Teil von ihr. Gleichzeitig bildet sie mit der jihadistischen Terrororganisation Fatah al-Shams das Militärbündnis „Eroberungsarmee“ (s.u.). Am Beispiel Ahrar al-Sham lässt sich erkennen, wie komplex das Geflecht der Beziehungen zwischen den Akteuren des Syrienkrieges ist. - Jaish al-Islam (Armee des Islam) ist derzeit die wichtigste Rebellengruppe im Raum Damaskus. 59 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Principles, 2017, http://en.etilaf.org/aboutus /principles.html (zuletzt abgerufen am 17. Mai 2017). 60 National Coalition of Syrian Revolution and Opposition Forces, Embassies, 2017, http://en.etilaf.org/coalitionunits /coalition-embassies.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). 61 Alle Informationen dieses Abschnittes aus Nouvel Observateur, Les acteurs du conflit syrien, 24. Januar 2017, http://tempsreel.nouvelobs.com/monde/20170124.AFP6063/les-acteurs-du-conflit-syrien.html (zuletzt abgerufen am 23. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 23 - Die Front des Südens besteht aus mehreren bewaffneten, nicht-islamistischen Gruppen, die Teile der Provinz Daraa im Süden Syriens kontrollieren. - Fatah al-Sham, ehemals Al-Nusra-Front, ist eine jihadistische Organisation, die, anders als der Konkurrent IS, vorrangig aus Syrern besteht. Sie unterscheidet sich von den anderen Rebellengruppen (auch den islamistischen) durch ihr Vorhaben, in Syrien ein Emirat zu errichten. Die Vereinigten Staaten stufen Fatah al-Sham als Terrororganisation ein. Durch ihre relativ gute Finanzausstattung und effiziente Organisation hat sie zahlreiche Kämpfer von kleineren jihadistischen Milizen angezogen. Geführt wird sie von Abu Muhammad al-Jolani. Sie kontrolliert große Gebiete der Provinz Idlib. Mutmaßlich wird Fatah al-Sham von den Golfstaaten finanziert. Im Jahre 2015 verbündete sich die Fatah al-Sham (damals noch Al-Nusra) mit Ahrar al-Sham und anderen kleinen Milizen in den Provinzen Aleppo und Idlib, um die „Eroberungsarmee“ (in der Grafik „Army of Conquest“) zu bilden. In jüngster Zeit kommt es aber immer wieder zu kleineren Gefechten zwischen Fatah al-Sham und Ahrar al-Sham in der Provinz Idlib, sodass nicht davon ausgegangen werden kann, dass es sich bei der Eroberungsarmee um einen einheitlichen, eigenständigen Akteur im Krieg handelt. 7. Cluster V: Der „Islamische Staat“ Der „Islamische Staat“ (IS, arab. abwertend Daesh) ist eine sunnitische, islamistische Terrormiliz, die versucht, im Irak und in Syrien einen eigenen Staat gemäß ihrer religiösen Vorstellungen zu errichten und letztlich die Ausweitung ihres Herrschaftsbereiches auf die ganze Welt anstrebt. Aus Sicht des IS wurde das erste Ziel am 29. Juni 2014 erreicht, als sich sein Anführer, Abu Bakr al-Baghdadi, im irakischen Mosul zum Kalifen ausrufen ließ. Mit Ausbruch des Syrienkrieges bot sich dem IS die Gelegenheit, sein Territorium auf Syrien auszuweiten. In dem von ihm beherrschten Gebiet hat der IS mittlerweile einen „Quasi-Staat“ mit Verwaltung, Justizsystem und Militär aufgebaut. Die „Hauptstadt“ ist das syrische Raqqa. Die Miliz finanziert sich durch Aneignung der Geldreserven von Staatsbanken in eroberten Gebieten, Raub, Erpressung, Ölschmuggel, Antikenschmuggel und Spenden aus dem (primär arabischen) Ausland. Der IS ist derzeit militärisch in Bedrängnis. Im Irak wird er von der irakischen Armee unter massiver Unterstützung der USA zurückgedrängt. Wichtigster Schauplatz ist hierbei Mosul. In Syrien steht der IS vor allem unter dem Druck der kurdischen Verbände, die von westlichen Staaten (USA und Frankreich) militärisch unterstützt werden. Es wird damit gerechnet, dass sich die Anti-IS-Kräfte nach der Befreiung Mosuls verstärkt der Befreiung Raqqas in Syrien widmen werden. 8. Cluster VI: Rojava Anders als der IS ist Rojava62 nicht als einheitliche Gruppe zu verstehen. Es handelt sich um einen intern aus verschiedenen Organisationen bestehenden Cluster, dessen einigendes Element 62 Rojava (wörtl. Sonnenuntergang, Westen) ist das kurdische Wort für Westkurdistan, die kurdischen Siedlungsgebiete in Nordsyrien. Am 17. März 2017 erklärte eine Versammlung von Delegierten aller in dem Gebiet lebenden ethnischen Gruppen – neben Kurden auch Araber, Turkmenen und Assyrer – Rojava zu einer autonomen Föderation. Diese ist bislang international nicht anerkannt. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 24 die kurdisch-säkulare63 Identität ist. Die Abgrenzung zur Opposition ist dabei nicht immer einfach. Die Kurden stehen nicht eindeutig auf der Seite Assads, sie sehen in ihm aber auch nicht zwangsläufig ihren Hauptfeind – dies ist derzeit in erster Linie der IS, gefolgt von der Türkei. Andererseits haben die seit Jahrzehnten unterdrückten Kurden durch den Rückzug der syrischen Armee die volle Kontrolle über große Teile ihrer Siedlungsgebiete im Norden Syriens erlangt, profitieren also erheblich von der Schwächung des Regimes Assad, dessen Armee und Milizen sie bislang nicht aktiv bekämpfen. Die Kurden kontrollieren derzeit etwa 20 Prozent des syrischen Staatsgebietes. Darin leben mit 2 Mio. Menschen ungefähr 12 Prozent der Gesamtbevölkerung.64 Die kurdischen Milizen, vor allem die Selbstverteidigungseinheiten (YPG) werden von den westlichen Mitgliedern der Anti-IS-Koalition besonders gefördert und haben sich im Kampf gegen den IS in Syrien (aber auch im Irak) bislang als erfolgreicher erwiesen als z.B. die FSA oder die Truppen der syrischen Regierung. Vor allem ist es ihnen gelungen, im kurdischen Siedlungsgebiet im Norden Syriens ein fast durchgängiges Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen und dort relative innere Sicherheit zu etablieren. Die rein kurdischen YPG stehen in einem Militärbündnis mit der kurdisch-turkmenischen Einheit Katāʾib Shams ash-Shimāl, der sunnitisch-arabischen Jaish ath-Thuwwar, der sunnitischarabischen Shammar-Stammesmiliz Quwat as-Sanadid, der sunnitischen Rebellenbrigade ar- Raqqa, den al-Jazeera-Brigaden und der Lîwai 99 Muşat sowie dem assyrisch-aramäischen Militärrat der Suryoye (MFS). Dieses Bündnis nennt sich Demokratische Kräfte Syriens (Syrian Democratic Forces, SDF). In Anbetracht ihrer faktischen Opposition zur früheren syrischen Staatsordnung (wenn auch nicht zwingend zu Bashar al-Assad), ihrer militärischen Erfolge und der Ausgangslage der Kurden könnte man Rojava auch als erfolgreichsten Teil der Opposition in Syrien betrachten. Die Kurden nehmen im Syrienkrieg eine militärische, politische, und in Anbetracht ihres antagonistischen Verhältnisses zur Türkei und ihrer Unabhängigkeit vom Iran, den Golfstaaten und Russland auch eine geopolitisch bedeutsame Schlüsselrolle ein. 9. Verhandlungen mit dem Ziel der Lösung des Konfliktes Seit Ausbruch des Syrienkrieges gab es verschiedene Versuche, über Verhandlungen zu einer friedlichen Lösung zu gelangen. Sie sind bislang vor allem von der Frage des Verbleibs von Bashar al-Assad geprägt. Die mögliche Rolle der jetzigen Regierung bei einer Friedenslösung stellt den gewichtigsten Streitpunkt dar. 63 Daneben gibt es vereinzelt kurdisch-jihadistische Gruppen in Syrien. 64 Alle Informationen dieses und der folgenden Absätze: Nouvel Observateur (Anm. 2). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 25 Grundsätzlich lässt sich bei der Betrachtung der Versuche feststellen, dass zunächst der Ansatz verfolgt wurde, zwischen den syrischen Konfliktparteien zu vermitteln bzw. sie in direkten Dialog miteinander treten zu lassen. Da dies kaum Erfolg hatte, entwickelte sich im Laufe der Zeit ein anderer Ansatz, nämlich der, dass externe Akteure, allen voran Russland und die USA, aber auch der Iran und die Türkei, miteinander verhandelten und jeweils Druck auf ihre „syrischen Partner“ ausübten, also im Falle Russlands und des Iran die syrische Regierung und im Falle der USA und der Türkei bestimmte Oppositionsgruppen.65 Im Folgenden eine Übersicht über die wichtigsten der - bislang erfolglosen - Vermittlungsversuche in chronologischer Ordnung. 9.1. Friedensplan der Arabischen Liga (2011 – 2012)66 Zwischen November 2011 und Januar 2012 versuchte die Arabische Liga, ein Ende der Gewalt in Syrien zu erreichen und Gespräche zwischen Regierung und Opposition auf den Weg zu bringen. Dazu übte sie unter anderem Druck auf die syrische Regierung aus, indem sie Syriens Mitgliedschaft in der AL suspendierte. Sie veröffentlichte einen Friedensplan, der ein Ende der Gewalt von beiden Seiten und die Freilassung politischer Gefangener vorsah. Nach Zustimmung der syrischen Regierung entsandte sie am 19. Dezember 2011 eine Beobachtermission nach Syrien. Nachdem kein Ende der Gewalt ersichtlich war, zog Saudi-Arabien im Januar seine Beobachter von der Mission ab und rief alle Staaten, insbesondere aber die Mitglieder des VN-Sicherheitsrates Russland und China, dazu auf, Druck auf die syrische Regierung auszuüben mit dem Ziel, den Friedensplan einzuhalten. Die Beobachtermission wurde am 28. Januar 2012 abgebrochen. 9.2. Russische Initiativen im Frühjahr 2012 - Vorschlag zu informellen Gesprächen Am 30. Januar 2012 schlug das russische Außenministerium informelle Gespräche zwischen der syrischen Regierung und der Opposition vor. Der Syrische Nationalrat, Teil der Nationalkoalition, lehnte ab und erklärte, auf keinen Fall in einen Dialog mit Assad treten zu wollen.67 65 Vgl. dazu Magnus Lundgren, Mediation in Syria: initiatives, strategies, and obstacles, 2011–2016, in: Contemporary Security Policy, Volume 37, 2016 - Issue 2, http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13523260.2016.1192377 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 66 Alle Informationen dieses Abschnittes aus: Magnus Lundgren (Anm. 65). 67 Russia says Syria agrees to peace talks with opposition amid mounting pressures, Al Arabiya am 30. Januar 2012, http://english.alarabiya.net/articles/2012/01/30/191474.html (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 26 - Angebot, Assad fallenzulassen68 Im Februar 2012 führte Martti Ahtisaari Gespräche mit allen ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates. Der russische VN-Botschafter Tschurkin schlug gemeinsame Gespräche zwischen Regierung und Opposition vor, mit dem Zugeständnis, dass Assad nach erfolgreichen Gesprächen zurücktreten könne. Laut Ahtisaari lehnten Frankreich, die USA und Großbritannien dies mit der Begründung, Assads Sturz sei ohnehin unvermeidbar, ab. Andere Diplomaten widersprechen jedoch dieser Darstellung Ahtisaaris und verweisen darauf, dass erhebliche Zweifel an der Fähigkeit Russlands, Assad zum Machtverzicht zu bewegen, bestünden. 9.3. Initiative der „Freunde Syriens“ (Februar 2012) Im Februar 2012 initiierte der damalige französische Präsident Sarkozy, vier letztlich ergebnislose Gesprächsrunden der „Freunde Syriens“. Anlass war eine am Veto Russlands und Chinas gescheiterte Resolution im VN-Sicherheitsrat.69 9.4. Friedensplan von Kofi Annan (März 2012)70 Der Friedensplan von Kofi Annan (Gemeinsamer Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga) sah vor, sowohl die syrische Regierung als auch die Opposition zu einem Waffenstillstand zu bewegen und die syrische Regierung davon zu überzeugen, Gespräche mit der Opposition zu führen. Nachdem Annan am 12. April verkündet hatte, dass beide Seiten einem Waffenstillstand zugestimmt hätten, mussten die VN am 1. Mai zugeben, dass beide Seiten den Waffenstillstand gebrochen hatten und die Kämpfe weitergingen. 9.5. Genf I (Juni 2012) Am 30. Juni 2012 trafen sich auf Einladung Kofi Annans die Außenminister Russlands, der USA, Großbritanniens und Chinas zu Gesprächen in Genf. Man einigte sich auf die Anerkenntnis der Notwendigkeit einer Übergangsregierung mit vollen Machtbefugnissen, die aus Vertretern des syrischen Regimes und der Opposition bestehen solle.71 Frankreich, das nicht teilnahm, signalisierte in seiner Eigenschaft als Mitglied des Weltsicherheitsrates seine Zustimmung. Die amerikanische Außenministerin Clinton erklärte, Bashar al-Assad könne ihrer Ansicht nach kein Mitglied einer solchen Übergangsregierung sein. Dem widersprach ihr russischer Amtskollege 68 Julian Borger und Bastien Inzaurralde, West 'ignored Russian offer in 2012 to have Syria's Assad step aside', The Guardian am 15. September 2015, https://www.theguardian.com/world/2015/sep/15/west-ignored-russianoffer -in-2012-to-have-syrias-assad-step-aside (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 69 John Irish, France, partners planning Syria crisis group: Sarkozy, Reuters am 4. Februar 2012, http://www.reuters.com/article/us-syria-france-idUSTRE8130QV20120204 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 70 Alle Informationen: Magnus Lundgren (Anm. 65). 71 United Nations, Action Group for Syria - Final Communiqué, 30. Juni 2015, http://www.un.org/News/dh/infocus/Syria/FinalCommuniqueActionGroupforSyria.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 27 Lawrow. Die syrische Regierung kommentierte die Gespräche nicht, ein Sprecher von Ahrar al- Sham bezeichnete sie als bedeutungslos für die Miliz.72 9.6. Genf II (Januar 2014) Die Genfer VN-Friedenskonferenz für den Mittleren Osten (Genf II) zielte auf die Aufnahme eines Dialoges zwischen syrischer Regierung und Opposition ab. Der Sondergesandte der VN für Syrien, Lakhdar Brahimi, leitete die Konferenz in enger Abstimmung mit den USA und Russland. Die Konferenz, die vom 21. bis zum 31. Januar dauerte, erbrachte keine Ergebnisse. Schon zuvor hatten Vertreter der syrischen Regierung den Standpunkt vertreten, dass die Genfer Gespräche nutzlos seien und der Schlüssel für die Beendigung der Krise nur in einem militärischen Sieg der Regierung läge.73 9.7. Friedensgespräche von Astana (Mai und Oktober 2015) Auf Einladung des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew trafen sich syrische Oppositionsgruppen vom 25. bis zum 27. Mai in der kasachischen Hauptstadt Astana. Die Gespräche blieben ergebnislos.74 Ebenso ohne Erfolg blieb die zweite Gesprächsrunde vom 2. bis 4. Oktober 2015. 9.8. Wien-Prozess (seit Oktober 2015)75 Am 23. Oktober 2015 trafen sich die Außenminister der USA, Russlands, Saudi-Arabiens und der Türkei zu Vorgesprächen über eine Lösung des Syrienkonfliktes in Wien. Am 30. Oktober trafen sich dann die Außenminister von insgesamt 20 Ländern, zusätzlich zu den oben erwähnten unter anderem Großbritannien, der Iran, die Bundesrepublik, Frankreich und Italien.76 Die Minister kamen unter anderem darin überein, dass Gespräche zwischen der syrischen Regierung und der 72 UN envoy calls for transitional government in Syria, BBC am 30. Juni 2012, http://www.bbc.com/news/worldmiddle -east-18650775 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 73 Zitat von Haidar Ali, syrischer Minister für Nationale Versöhnung: „Erwarten Sie nichts von Genf II. Weder Genf II, noch Genf II, noch Genf X wird die Syrienkrise lösen. Die Lösung beginnt und endet im militärischen Triumph des Staates“ (Übersetzung durch den Verfasser). What is the Geneva II conference on Syria?, BBC am 22. Januar 2014, http://www.bbc.com/news/world-middle-east-24628442 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 74 Malika Orazgaliyeva, Syrian Opposition Meeting in Astana Makes Tentative Headway in Finding Way Forward for Peace Process, The Astana Times am 29. Mai 2015, http://astanatimes.com/2015/05/syrian-oppositionmeeting -in-astana-makes-tentative-headway-in-finding-way-forward-for-peace-process/ (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 75 Alle Informationen dieses Abschnittes, sofern nicht anders vermerkt: The Syria Institute, The International Syria Support Group (ISSG), Juni 2016, http://syriainstitute.org/wp-content/uploads/2016/06/ISSG-Cheat-Sheet- Secure.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 76 Angus McDowall und Bozorgmehr Sharafedin, Arch-rivals Saudi Arabia, Iran to discuss Syria face-to-face for first time, Reuters am 28. Oktober 2015, http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-syria-iranid USKCN0SM14C20151028 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 28 Opposition notwendig seien.77 Um diese zu organisieren, wurde die International Syria Support Group (ISSG) gegründet. Den Vorsitz der ISSG teilen sich die USA und Russland, weitere Gründungsmitglieder78 waren Großbritannien, der Iran, die Türkei, Ägypten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Jordanien, China, Frankreich, Deutschland, Italien, Libanon, Oman, der Irak, die VN und die Europäische Union. Syrische Vertreter sind nicht Mitglied. Geleitet wird die Gruppe vom VN-Sondergesandten Staffan de Mistura.79 Bei der zweiten Gesprächsrunde Mitte November verständigte man sich auf Grundzüge der Gespräche sowie darauf, dass die geplanten Verhandlungen unter Ägide der VN bis zum 1. Januar 2016 stattfinden sollten. Auf gemeinsame Initiative Russlands und der USA trat der Weltsicherheitsrat am 18. Dezember 2015 zusammen, um in einer Resolution die Grundprinzipien eines Friedensprozesses für Syrien zu formulieren. In der einstimmig verabschiedeten Resolution 2254 (15) wurden der Gesprächsplan der International Syria Support Group (ISSG) und die leitende Funktion de Misturas bestätigt. Allerdings herrschte Uneinigkeit über die Rolle Assads. Diese Frage wurde bzw. wird nach wie vor ausgeklammert.80 9.9. Konferenz syrischer Oppositionsgruppen in Riad (Dezember 2015)81 Vom 10.-12. Dezember 2015 trafen sich in Riad 34 syrische Oppositionsgruppen, darunter auch die Miliz Ahrar al-Sham, aber keine Vertreter der Kurden, um eine gemeinsame Position für die im Wiener Prozess angestrebten Verhandlungen zu finden sowie eine Delegation dafür zu nominieren. Bashar al-Assad kommentierte, er werde nicht mit „ausländischen Terroristen“ verhandeln. Auch Russland kündigte an, eine auf den Riader Gesprächen basierende Delegation syrischer Oppositioneller nicht anzuerkennen. Dahingegen erkannten Frankreich, Saudi-Arabien, die Türkei und Katar das sogenannte „Hohe Verhandlungskomitee“ als Vertreter der syrischen Opposition bei den Gesprächen von Genf III an. 77 Europäischer Auswärtiger Dienst (EEAS), Final declaration on the results of the Syria Talks in Vienna as agreed by participants, 30. Oktober 2015, https://eeas.europa.eu/headquarters/headquarters-homepage/5960_en (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 78 Inzwischen sind die Arabische Liga, Australien, Japan, Kanada, die Niederlande, die Organisation für Islamische Zusammenarbeit sowie Spanien hinzugekommen. 79 The Syria Institute (Anm. 75). 80 United Nations Security Council, Resolution 2254 (2015), http://www.securitycouncilreport.org/atf/cf/%7B65BFCF9B-6D27-4E9C-8CD3- CF6E4FF96FF9%7D/s_res_2254.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 81 Alessandria Masi, Syria Talks: Rebel Negotiations In Saudi Arabia Exclude Key Players In Syrian Opposition, International Business Times am 13. Dezember 2015, http://www.ibtimes.com/syria-talks-rebel-negotiationssaudi -arabia-exclude-key-players-syrian-opposition-2223287 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 29 9.10. Genf III ( Januar 2016)82 Die VN-Friedenskonferenz Genf III begann am 29. Januar 2016 unter Leitung von Staffan de Mistura, nachdem auch Russland die Delegation des „Hohen Verhandlungskomitees“ anerkannt hatte. Dennoch weigerten sich Vertreter von Regierung und Opposition am ersten Tag, auch nur zusammen im selben Raum zu sein. Lawrow nannte warf der Opposition vor, sich unkonstruktiv zu verhalten und Vorbedingungen zu stellen. Die Gespräche wurden ergebnislos abgebrochen. 9.11. Teilweise Waffenruhe (Februar – Juli 2016)83 Am 12. Februar 2016 gründete die ISSG eine Arbeitsgruppe, die binnen einer Woche die Modalitäten einer Waffenruhe (Cessation of Hostilities, CoH) darlegen sollte. Am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz verkündeten Russland und die USA am 22. Februar als Co- Vorsitzende der ISSG, dass sie durch Druck auf ihre jeweiligen syrischen Partner ein landesweites CoH ausgehandelt hätten. Die Vereinbarung trat am 27. Februar um 00:00 Uhr in Kraft. Das CoH wurde bei einem offiziellen Zusammentreten der ISSG am 29. Februar in Genf bestätigt. Tatsächlich kam es jedoch zu keinem Zeitpunkt zu einem Erliegen der Kämpfe in Syrien; die Verletzungen der Waffenruhe durch beide Seiten waren teils äußerst gravierend. 9.12. Waffenstillstand (September 2016)84 Am 10. September 2016 einigten sich Russland und die USA auf einen Waffenstillstand zwischen der syrischen Regierung und der von den USA unterstützten sogenannten „Koalition der Mainstream-Rebellen“, die das sogenannte „Hohe Verhandlungskomitee“ und seine Mitglieder umfasst. Der Waffenstillstand sollte am 12. September in Kraft treten. Gleichzeitig verständigten sich die USA und Russland darauf, die Angriffe auf Fatah al-Sham und IS fortzusetzen. Nach einem versehentlichen Luftangriff der USA auf syrische Truppen am 17. September erklärte Assad den Waffenstillstand für beendet.85 82 Syria conflict: Sides trade blame over talks' suspension, BBC am 4. Februar 2016, http://www.bbc.com/news/world-middle-east-35489237 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 83 Alle Informationen dieses Abschnittes: The Syria Institute (Anm. 75). 84 Syria's civil war: US, Russia clinch deal, Al Jazeera am 10. September 2016, http://www.aljazeera.com/news/2016/09/syria-civil-war-russia-clinch-syria-deal-160910031517683.html (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 85 Leith Fadel, Syrian Army command declares ceasefire over, Al Masdar am 19. September 2016, https://www.almasdarnews.com/article/breaking-syrian-army-command-declares-ceasefire/ (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 30 9.13. Gespräche in Astana und neuer Waffenstillstand (Dezember 2016) Am 28. Dezember 2016 handelten die Türkei und Russland einen landesweiten Waffenstillstand aus. Er sollte am 30. Dezember in Kraft treten. Ausgenommen vom Waffenstillstand waren der IS, Fatah al-Sham und auf Druck der Türkei die kurdischen YPG.86 Verschiedene kleinere islamistische Milizen unterzeichneten die Vereinbarung, die jedoch keinen erkennbaren Effekt hatte.87 9.14. Internationale Konferenz zur Beilegung des Konfliktes in Syrien in Astana (Genf IV, Januar 2017) Form und Inhalt der neuerlichen Gespräche im Genf-Format in Astana zeigten einen Wechsel an: die Bedeutung der rein zivilen bzw. rein politischen syrischen Opposition nahm ab, die der militärisch aktiven Opposition zu. Zum Abschluss der Gespräche präsentierten Russland, die Türkei und der Iran einen gemeinsamen Plan, eine Beobachtermission zur Durchsetzung von Resolution 2254 zu etablieren.88 Russland schlug vor, Syrien eine neue Verfassung zu geben: diese sollte dem Staat mehr föderale, dezentrale Elemente geben, das Parlament gegenüber dem Präsidenten stärken und die Sharia als Rechtsquelle abschaffen.89 9.15. Genf V (Februar – März 2017)90 Bei den fünften Genfer Friedensgesprächen verhandelten Regierung und Opposition direkt. Die Opposition wurde durch das „Hohe Verhandlungskomitee“ vertreten, Syriens Regierung durch ihren VN-Botschafter Bashar Jaafari. Die Gespräche begannen am 23. Februar und endeten am 3. März. Während sich die Regierung auf die Bekämpfung von Terroristen bzw. von ihr als solche bezeichneten Rebellen konzentrierte, fokussierte die Opposition vor allem auf ihre Forderungen nach politischem Wandel. Obwohl die Gespräche ohne konkrete Ergebnisse endeten, wurde bereits die Tatsache, dass Regierung und Opposition die achttägigen Verhandlungen nicht 86 Turkey and Russia 'broker ceasefire deal for all of Syria', The Telegraph am 28. Dezember 2016, http://www.telegraph.co.uk/news/2016/12/28/turkey-russia-broker-ceasefire-deal-syria/ (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 87 Syria conflict: Clashes reported despite truce, BBC a, 30. Dezember 2016, http://www.bbc.com/news/worldmiddle -east-38463021 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 88 Raja Abdulrahim, Syria Talks in Kazakhstan Get Rough Start, Wall Street Journal am 23. Januar 2017, https://www.wsj.com/articles/syria-talks-in-kazakhstan-get-rough-start-1485185648 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 89 Henry Meyer, Syria Opposition Rejects Russian Draft of New Constitution, Bloomberg am 25. Januar 2017, https://www.bloomberg.com/politics/articles/2017-01-25/syria-opposition-rejects-russian-draft-of-newconstitution (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 90 Syria talks may surprise by meeting the low bar of expectations, ARA am 4. März 2017, http://aranews.net/2017/03/syria-talks-may-surprise-by-meeting-the-low-bar-of-expectations/ (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 31 abbrachen, als Erfolg gewertet. Beide Seiten verhandelten nicht direkt miteinander, sondern nur über Russland. 9.16. Gespräche in Astana im März und im Mai 2017 Die dritte Gesprächsrunde in Astana (14. und 15. März 2017) ergab ein weitgehendes Einvernehmen aller Parteien, die bestehende Waffenstillstandsvereinbarung weiterhin zu akzeptieren und zu versuchen, sie durchzusetzen. Die Türkei, Russland und der Iran fungieren als Garanten der Vereinbarung.91 Am 4. Mai unterzeichneten die drei Staaten ein Übereinkommen zur Schaffung von vier Deeskalationszonen in Syrien: im Gouvernorat Idlib, dem von Rebellen gehaltenen nördlichen Teil des Gouvernorates Homs, dem Ostteil von Ghouta und an der Grenze zu Jordanien. Von Teilen der Opposition, aber auch den Kurden, wurde dieser Plan zurückgewiesen. Die VN unterstützen ihn.92 Die vereinbarte Waffenruhe in den Zonen trat wie geplant am 6. Mai in Kraft und wurde sogleich verletzt, als Flugzeuge der syrischen Luftwaffe von Rebellen kontrollierte Dörfer in der Provinz Hama beschossen.93 *** 91 Malika Orazgaliyeva, Kazakhstan welcomes results of Syria meeting in Astana, as Russia, Iran and Turkey issue joint statement, The Astana Times am 17. März 2017, http://astanatimes.com/2017/03/kazakhstan-welcomesresults -of-syria-meeting-in-astana-as-russia-iran-and-turkey-issue-joint-statement/ (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 92 Anne Barnard und Rick Gladstone, Russia Reaches Deal for Syria Safe Zones, but Some Rebels Scoff, New York Times am 4. Mai 2017, https://www.nytimes.com/2017/05/04/world/middleeast/russia-iran-turkey-syria-deescalation -zones.html?smpr&_r=1 (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). 93 Syria safe zones hit by clashes on first day, The Guardian am 6. Mai 2017, https://www.theguardian.com/world/2017/may/06/syria-safe-zones-hit-by-clashes-on-first-day (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 043/17 Seite 32 Weiterführende Literatur 1. Politische Bildung, Dossier Syrien, 2017, http://www.politische-bildung.de/syrien.html (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). Ständig aktualisierte Sammlung von Publikationen zu unterschiedlichen Aspekten des Syrienkrieges. 2. Council on Foreign Relations, Who’s Who in Syria’s Civil War?, 2017, https://www.cfr.org/backgrounder/whos-who-syrias-civil-war (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Ständig aktualisierte Hintergrundinformationen zu den Hauptakteuren des Krieges. 3. Al Jazeera, Syria’s Civil War, http://www.aljazeera.com/topics/country/syria.html# (zuletzt abgerufen am 31. Mai 2017). Ständig aktualisierte Informationen zum Syrienkrieg aus einem nicht-westlichen Blickwinkel. 4. Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb), Dossier Innerstaatliche Konflikte: Syrien, Nov. 2015, http://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatlichekonflikte /54705/syrien (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 5. Stiftung Wissenschaft und Politik (swp), Die Fragmentierung Syriens, https://www.swpberlin .org/projekte/die-fragmentierung-syriens/newsletter/ (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 6. Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb), Über das Meer - Mit Syrern auf der Flucht nach Europa, https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/203558 (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 7. Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ/2013), Syrien, 2013, http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/154951/syrien (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 8. Atlantic Council, Breaking Aleppo, Februar 2017, http://www.publications.atlanticcouncil.org/breakingaleppo/wpcontent /uploads/2017/02/BreakingAleppo.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 9. Save the Children, Unsichtbare Wunden, 2017, https://www.savethechildren.de/fileadmin/Berichte_Reports/Invisible_Wounds_FINAL_0 20317.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 10. Migrationspolitische Forschungszentrum an der Universität Ankara (HUGO), Die Krise in Syrien und der Syrerinnen in der Türkei, Stand: 30. Dezember 2015, https://www.frsh.de/fileadmin/schlepper/schl_77-78/s77-78_39-40.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017). 11. UNRWA, The Syrian Catastrophe: Socioeconomic Monitoring Report, 2013, https://www.unrwa.org/userfiles/2013071244355.pdf (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017).