© 2021 Deutscher Bundestag WD 2 – 3000 – 016/21 Landwirtschaft und Baumwollproduktion in Benin Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 2 Landwirtschaft und Baumwollproduktion in Benin Aktenzeichen: WD 2 - 3000 - 016/21 Abschluss der Arbeit: 25. März 2021 (zugleich letzter Zugriff auf Internetquellen) Fachbereich: WD 2: Auswärtiges, Völkerrecht, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte und humanitäre Hilfe Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeine Informationen zu Benin 4 2. Wirtschaftsüberblick: Handel und Dienstleistungen 5 3. Landwirtschaft und Viehzucht 7 4. Baumwollproduktion 8 5. Nachhaltige Landwirtschaftsprojekte 10 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 4 1. Allgemeine Informationen zu Benin Benin ist ein im Vergleich zu Nachbarländern kleines Land in Westafrika. Westlich von Benin liegen Togo und Ghana, nördlich – Burkina Faso und Niger, und östlich – Nigeria. Die – am dichtesten besiedelte – Südküste des Landes liegt unmittelbar an dem Golf von Guinea im Atlantischen Ozean. Dort befindet sich die Hauptstadt Porto Novo und die größte Hafenstadt mit Regierungssitz Cotonou. Der Norden des Landes ist dagegen dünn besiedelt. In Benin wohnen gegenwärtig insgesamt ca. 12,35 Mio. Menschen auf einer Fläche von ca. 110.000 Quadratkilometern,1 was etwa 1/7 der deutschen Bevölkerung und 1/3 der deutschen Fläche entspricht. Das Nachbarland Nigeria verfügt dagegen über ca. 214 Mio. Einwohner auf ca. 900.000 Quadratkilometern. Das Bevölkerungswachstum ist in Benin jedoch mit geschätzten ca. 2,73 Prozent pro Jahr sehr stark, sodass mit einer Verdopplung der Bevölkerung innerhalb der nächsten 25-30 Jahre gerechnet werden kann.2 Gegenwärtig liegt das Durchschnittsalter der Beniner gerade bei ca. 18 Jahren, mehr als 60 Prozent der Bevölkerung ist dabei unter 25.3 Benin war bis zur Erlangung der Unabhängigkeit in 1960 unter dem Namen Königreich Dahomey ein Teil der französischen Kolonie Französisch-Westafrika. Nach mehreren Staatsstreichen wurde das Land 1975 in Volksrepublik Benin umbenannt und Marxismus-Leninismus als Staatsideologie verkündet, einhergehend mit Verstaatlichung der Wirtschaft und Zentralisierung der Verwaltung. Bis 1989 regierte Mathie Kerekou das Land und unterhielt dabei gute Beziehungen zur Sowjetunion und dem gesamten Ostblock. Aufgrund der ausweglosen wirtschaftlichen Lage und Unruhen in der Bevölkerung kam es Ende 1989 zum Machtwechsel: Die Staatsideologie wurde offiziell aufgegeben, es wurde eine Nationalkonferenz einberufen. Diese leitete einen Übergang zu einem demokratischen Staat in Form von präsidialer Republik mit Zulassung verschiedener politischer Parteien, Garantie von Menschenrechten und Einführung der Marktwirtschaft ein.4 Die ersten freien Wahlen gewann der ehemalige Direktor der Weltbank Nicephore Dieudonne Soglo . Allerdings war er nur kurz im Amt und Kerekou gewann erneut die nächsten Wahlen 1996 und 2001. 2006 trat Kerekou nicht mehr an und es kam zu einem erneuten friedlichen Machtwechsel , bei dem Boni Yayi, der ehemalige Vorsitzende der Westafrikanischen Entwicklungsbank , die Präsidentenwahlen gewann. Trotz umfangreicher Reformbemühungen kam es zu diver- 1 Das Länder-Informations-Portal, Benin, Überblick, https://www.liportal.de/benin/ueberblick/; siehe zu der Entwicklung der Bevölkerung in Benin Worldometer, Beinin Population (live), https://www.worldometers .info/world-population/benin-population/. 2 Germany Trade & Invest, Wirtschaftsdaten Kompakt, Benin, Stand: November 2019, https://www.gtai.de/resource /blob/179906/93cd6c57a0ecbfd1df270b3ac0aa4909/mkt201911258001-18555-wirtschaftsdaten-kompaktbenin -data.pdf; Länder-Informations-Portal, Benin (Fn. 1). 3 Siehe CottonMadeInAfrica, Projektregionen, Länderprofil Benin, https://cottonmadeinafrica.org/projektregionen /. 4 Siehe Das Länder-Informations-Portal, Benin, Geschichte und Staat, https://www.liportal.de/benin/geschichtestaat /. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 5 sen Korruptionsskandalen, sodass er die Wahlen 2016 nicht mehr gewann. Der seitdem amtierende Präsident Patrice Talon hat 2019 eine Änderung der Verfassung und des Wahlgesetzes durchgesetzt, die die Beteiligung der Opposition an Wahlen wesentlich erschwerten.5 Trotz dieser neusten Entwicklungen wird Benin – gerade im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten – als ein demokratisch geprägtes Land betrachtet. Es rangiert auf der Liste der Demokratiequalität auf Platz 83 von 176,6 auf der Liste der Pressefreiheit auf Platz 133 von 1807, auf der Liste der Korruptionswahrnehmung auf Platz 83 von 179.8 2. Wirtschaftsüberblick: Handel und Dienstleistungen Die wirtschaftliche Lage Benins fällt im Vergleich weit hinter seine demokratische Entwicklung zurück. Es wird oft als eines der ärmsten Länder weltweit bezeichnet.9 Dies äußert sich vor allem in der mangelnden Infrastruktur und Energieversorgung, sehr schwach entwickelten Industrie, ineffizienter staatlicher Verwaltung, hohem Anteil der informellen Wirtschaft und führt zur niedrigen Produktivität, hoher Abhängigkeit von einzelnen Exportartikeln, Armut der Bevölkerung sowie auch zu ökologischen Problemen. So rangiert Benin etwa in dem Doing-Business-Ranking der Weltbank auf Platz 149 von 190,10 und im Human Development Index der Vereinten Nationen auf Platz 158 von 189 Ländern.11 Etwa 40-50 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze von weniger als einem US-Dollar am Tag.12 Trotz der Einführung der kostenlosen Schulbildung und höheren Einschulungsraten, sind immer noch ca. 60 Prozent der Beniner Anal- 5 Das Länder-Informations-Portal, Benin (Fn. 3). 6 Siehe Demoktratiematrix, Ranking der Länder anhand der Demokratiequalität, https://www.demokratiematrix .de/ranking. 7 Reporter ohne Grenzen, Rangliste der Pressefreiheit 2020, https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste -2020. 8 Transparency International Deutschland e.V., CPI 2020: Tabellarische Rangliste, https://www.transparency .de/cpi/cpi-2020/cpi-2020-tabellarische-rangliste/. 9 Siehe Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Förderung der Landwirtschaft in Benin, Ausgangssituation, https://www.giz.de/de/weltweit/80045.html. 10 The World Bank, Doing Business 2020, https://www.doingbusiness.org/en/rankings. 11 United Nations Development Programme, Human Development Report 2020, S. 36, http://hdr.undp.org/sites /default/files/hdr_2020_overview_english.pdf. 12 Siehe GIZ, Bodenschutz und Rehabilitierung degradierter Böden in Benin, Stand: März 2020, https://www.grund-zum-leben.de/fileadmin/user_upload/Downloads_2020_2021/Benin_final _M%C3%A4rz2020.pdf; KfW, Benin, Ein Agrarland mit Wachstumspotential, https://www.kfw-entwicklungsbank .de/Internationale-Finanzierung/KfW-Entwicklungsbank/Weltweite-Pr%C3%A4senz/Subsahara-Afrika /Benin/. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 6 phabeten, was auch hohen Schulabbruchsquoten geschuldet ist, denn viele Jugendliche, vor allem Mädchen, verlassen die Schule schon in frühen Jahren, weil sie als Arbeitskraft gebraucht werden bzw. den Eltern der Wert der Bildung nicht bewusst ist.13 Die wichtigsten Wirtschaftszweige Benins sind Handel und Dienstleistungen sowie Landwirtschaft . Eine kaum vorhandene Industrie, die vor allem in der Verarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte und Herstellung von einfachen Baustoffen wie Zement besteht, erwirtschaftet lediglich ca. 13 Prozent der Wirtschaftsleistung Benins.14 Der Handels- und Dienstleistungssektor profitieren vor allem von dem Hafen in Cotonou und von der Nachbarshaft zu Nigeria, Niger und Tschad, wohin die Waren aus dem Hafen weiter transportiert werden. So hat sich in Cotonou etwa der größte Gebrauchtwagenmarkt von Westafrika entwickelt , von dem aus die Wagen auch an Kunden aus Mali, Tschad und Nigeria verkauft werden .15 Der Hafenumsatz besteht ferner zum großen Teil aus Reimporten nach Nigeria, sodass die Wirtschaftsentwicklung in Nigeria sich auch unmittelbar auf Benin auswirkt. So lösen Energieverknappungen in Nigeria 2015 sofort Stromausfälle und erhebliche Preiserhöhungen für Benzin aus.16 Die Zolleinnahmen des Hafens in Cotonou bringen im Ergebnis bis zu 30 Prozent des gesamten Haushaltes Benins. Doch genauso beeindruckend sind die Schätzungen der Experten zu dem Ausmaß der am Hafen grassierenden Korruption und Vetternwirtschaft, durch die dem Staat von Benin sehr viele Einnahmen entgehen.17 Ein bedeutender Teil der Wirtschaftseinnahmen Benins kommt aus Entwicklungshilfeprojekten der internationalen Geldgeber, wie der Weltbank, des International Fund for Agricultural Development , des Europäischen Entwicklungsfonds und des Landwirtschaftlichen Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen (FIDA),18 sowie von diversen Stiftungen, unter anderem auch aus 13 Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Benin, Situation und Zusammenarbeit , https://www.bmz.de/de/laender_regionen/subsahara/benin/zusammenarbeit/index.html; Helvetas, Benin, Die verlorenen Schuljahre nachholen, https://www.helvetas.org/de/schweiz/was-wir-tun/wie-wir-arbeiten/unsere -projekte/afrika/benin/benin-ausbildung-kinder. 14 Bruehl-Stiftung, Wirtschaftsüberblick Benin, Bericht von 2011, https://www.bruehl-stiftung.de/l%C3%A4nderinfos /benin-im-%C3%BCberblick/wirtschaft/ 15 Das Länder-Informations-Portal, Benin (Fn. 3) 16 Siehe Benin: Wirtschaft – ZVEI, Artikel vom 21. März 2019, https://www.zvei.org/fileadmin/user_upload/Themen /Maerkte_Recht/Aussenwirtschaft/Afrika/Benin/Benin-Wirtschaft-Handel/AA-Benin-Wirtschaft-2019.pdf. 17 Das Länder-Informations-Portal, Benin, Handel und Hafen von Cotonou (Fn. 3). 18 Siehe Das Länder-Informations-Portal, Benin, Ausländische Entwicklungsanstrengungen und Institutionen (Fn. 3). Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 7 Deutschland.19 Schätzungsweise machen die Entwicklungsgelder dabei ca. 9,41 Prozent des Bruttonationalproduktes (BNP) aus.20 Insgesamt verfügt Benin stets über eine hohe negative Handelsbilanz: So kamen im Jahr 2018 auf die Einfuhren von insg. ca. 3,3 Mrd. US-Dollar die Ausfuhren von lediglich 1 Mrd. US-Dollar.21 Benin ist zusammen mit 14 anderen benachbarten afrikanischen Ländern Mitglied der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Economic Community Of West African States, ECOWAS), die die älteste und aktivste regionale Organisation auf dem afrikanischen Kontinent darstellt.22 Außerdem ist Benin Mitglied der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (französisch Union économique et monétaire ouest-africaine, UEMOA), der jedoch die wirtschaftliche stärksten Länder der Region Nigeria und Ghana nicht angehören, und der WTO. 3. Landwirtschaft und Viehzucht Während in der Landwirtschaft ca. 2/3 der Landesbevölkerung Benins beschäftigt sind, erwirtschaften sie damit lediglich 1/3 des BIP.23 Die Landwirtschaft besteht zum großen Teil aus der Subsistenz-Produktion, also Produktion etwa von Mais, Maniok, Yams und einheimischer Hirsenarten zur Selbstversorgung und sichert den Menschen nur das nötigste für das Überleben, ohne ein Zusatzeinkommen zu ermöglichen.24 Im Süden von Benin werden als wichtigste einjährige Kulturen Mais und Maniok angebaut. Dauerkulturen sind Kokospalmen an der Küste und Ölpalmen weiter im Landesinneren. Im Zentrum von Benin werden alle jährlichen Kulturen angebaut und die Cashewplantagen nehmen derzeit an Bedeutung zu. Im Norden ist der Yams die bedeutendste Knollenfrucht. Hirse (Sorghum und 19 Siehe zu der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit der Republik Benin, die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage vom 4. Januar 2021, BT-Drucksache 19/25671, https://dip21.bundestag .de/dip21/btd/19/256/1925671.pdf. 20 Bruehl-Stiftung, Wirtschaftsüberblick Benin, Bericht von 2011 (Fn. 14). 21 Siehe Germany Trade & Invest, Wirtschaftsdaten Kompakt, Benin, S. 3, https://www.gtai.de/resource /blob/179906/93cd6c57a0ecbfd1df270b3ac0aa4909/mkt201911258001-18555-wirtschaftsdaten-kompaktbenin -data.pdf. 22 Siehe Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Glossar W, Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten (ECOWAS), https://www.bmz.de/de/service/glossar/W/wirtschaftsgemeinschaft _ecowas.html. 23 Bruehl-Stiftung, Wirtschaftsüberblick Benin, Bericht von 2011, https://www.bruehl-stiftung.de/l%C3%A4nderinfos /benin-im-%C3%BCberblick/wirtschaft/. 24 Siehe KfW, Benin, Ein Agrarland mit Wachstumspotential, https://www.kfw-entwicklungsbank.de/Internationale -Finanzierung/KfW-Entwicklungsbank/Weltweite-Pr%C3%A4senz/Subsahara-Afrika/Benin/. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 8 Perlhirse) ist nach Mais die landesweit wichtigste Getreideart und im Norden Grundnahrungsmittel . Reis spielt bei der Getreideproduktion weiterhin eine untergeordnete Rolle.25 Die landwirtschaftliche Produktion ist dabei jeweils von kleinbäuerlichen Familienbetrieben geprägt und wenig diversifiziert, was nur eine geringe Produktivität erlaubt. Es mangelt an Betriebsmitteln , wie Saatgut, Dünger, auch das Kreditwesen ist wenig entwickelt und steht den Kleinbauern kaum zur Verfügung.26 Lediglich einige wenige landwirtschaftliche Erzeugnisse können nach dem Anbau in Benin gewinnbringend exportiert werden: Dazu gehören vor allem Baumwolle (siehe unten unter 4.) sowie in der letzten Zeit zunehmend auch Cashew-, Kokosund Karité-Nüsse sowie Ananas.27 Die Viehzucht wird in Benin vor allem durch das sesshaft gewordene Nomadenvolk Fulbe betrieben und besteht vor allem aus Rindern. Immer mehr Viehhalter kommen auch aus den Benachbarten Ländern nach Benin, um den längeren Dürreperioden nördlich des Niger-Flusses zu entgehen und auch das Fleisch der Tiere in den dichter besiedelten Küstenregionen Benins verkaufen zu können. Daneben werden auch Schweine, Ziegen und Geflügel sowie Agoitis (große Rohrratten ) gehalten.28 Die Viehzucht wird dabei vor allem zur Selbstversorgung und zum Verkauf der tierischen Produkte auf regionalen Märkten betrieben. Für den Außenhandel hat sie keine Bedeutung . Zunehmend erschwert werden die Landwirtschaft und Viehzucht durch Faktoren wie Klimawandel , die Erosion der Böden durch Waldrodungen sowie Folgen des vorangegangenen starken Einsatzes der Pestizide und wenig nachhaltiger Produktionsmethoden sowie der Umweltverschmutzung durch Müll und Abwasser, die in den Städten von Benin mangelhaft entsorgt werden .29 4. Baumwollproduktion Benin ist einer der größten Produzenten von Baumwolle in der westafrikanischen Region. Auf dem Weltmarkt spielt die Baumwollproduktion von Benin jedoch eine lediglich untergeordnete Rolle: So produzieren die westafrikanischen Länder zusammen lediglich etwa 11 Prozent der weltweiten Baumwollproduktion.30 Benin allein produziert dabei ca. 1 Prozent der weltweiten 25 Das Länder-Informations-Portal, Benin, Landwirtschaft und Viehzucht (Fn. 3). 26 GIZ, Förderung der Landwirtschaft in Benin, Ausgangssituation (Fn. 9). 27 Siehe OEC - Benin (BEN) Exporte, Importe, und Trade Partners, https://legacy.oec.world/de/profile /country/ben/. 28 Das Länder-Informations-Portal, Benin, Landwirtschaft und Viehzucht (Fn. 3). 29 Siehe New Agriculturist, Country Profile – Benin, Bericht vom März 2008, http://www.newag .info/en/country/profile.php?a=389; Boden. Grund zum Leben, Benin: bessere Böden für ein besseres Leben, https://www.grund-zum-leben.de/projekte/benin-bessere-boeden-fuer-ein-besseres-leben/. 30 United States Department of Agriculture, Cotton: World Markets and Trade, March 2021, https://apps.fas.usda.gov/psdonline/circulars/cotton.pdf. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 9 Baumwolle (ca. 1,35 Mio. Ballen jährlich)31 und fällt neben den größten Produzenten wie Indien (ca. 30 Mio.), China (ca. 27 Mio.) und USA (ca. 19 Mio.), Brasilien (ca. 13 Mio.), Pakistan (ca. 7 Mio.), Türkei (ca. 4 Mio.) und Usbekistan (ca. 3,5 Mio.) kaum ins Gewicht.32 Die Gesamtproduktion der Baumwolle in Benin unterlag in den letzten Jahrzehnten großen Schwankungen: Nach der Einführung der Marktwirtschaft wuchs es in den 1990er Jahren stetig von 270 bis 790 Mio. Ballen jährlich im Jahr 2001, dann folgte ein stetigerer Abstieg auf wieder ca. 300 Mio. Ballen jährlich im Jahr 2010. In den 2010er Jahren wuchs die Baumwohlproduktion wiederum auf bis zu 1.400 Mio. Ballen im Jahr 2019 an.33 Diese Produktionssteigerung ist vor allem auf Erweiterung der Anbauflächen sowie auf die Investitionen in die Verarbeitungsanlagen zurückzuführen. Die Baumwolle wird vor allem durch Kleinbauern vorgenommen, die kaum ressourcen- und kosteneffizient arbeiten und nicht mit der großflächig angelegter industriellen Produktion mit künstlicher Bewässerung in anderen Ländern mithalten können. Trotzdem bleibt es für die Bauern in Benin der Anbau der Baumwolle oft die beste Möglichkeit, Geld mit ihrer Landarbeit zu verdienen und der Armut zu entfliehen.34 Diese günstige Produktionsentwicklung der Baumwollmengen wird jedoch durch eine gegenläufige Entwicklung des Durchschnittpreises für Baumwolle auf dem Weltmarkt relativiert: Während ein Kilogramm Baumwolle 2011 einen Preis von 3,33 US-Dollar erzielte, kostete es 2015 lediglich 1,55 US-Dollar und nach einem kurzzeitigen Preisanstieg wieder 1,59 US-Dollar im Jahr 2020.35 Der Preisverfall dürfte dabei den Beniner Baumwohlproduzenten viel stärker zusetzen, als den anderen Marktteilnehmern, weil Benin keine Möglichkeit hat, die Produktion staatlich zu subventionieren, wie dies etwa in den USA, China und Indien getan wird.36 Im Zusammenhang mit den Exporten und der Konkurrenzfähigkeit der beninischen Baumwolle auf dem Weltmarkt ist anzumerken, dass es für Regierung von Benin nicht möglich ist, die Währung eigenständig abzuwerten, um eigene Exportindustrie durch einen günstigeren Umrechnungskurs zum US-Dollar zu unterstützen. Denn die offizielle Währung von Benin (wie auch anderer Mitglieder der UEMOA) ist der Zentralafrikanische Franc, der von der Zentralafrikanischen Zentralbank emittiert wird und dessen Wert früher an den französischen Franc und dann an den Euro gekoppelt wurde. Gegenwärtig wird diese Währung zwar reformiert und durch den sog. Eco 31 Siehe United States Department of Agriculture, (Fn. 30). 32 United States Department of Agriculture, (Fn. 30). 33 Siehe die entsprechende Grafik bei index mundi, Benin Cotton Production by year, https://www.indexmundi .com/agriculture/?country=bj&commodity=cotton&graph=production. 34 Das Länder-Informations-Portal, Benin, Baumwolle (Fn. 3). 35 Siehe Statista, Preis von Baumwolle im Welthandel in den Jahren 1960 bis 2020, https://de.statista.com/statistik /daten/studie/444231/umfrage/baumwollpreis-im-welthandel/. 36 Siehe Jan Niklas Engels, Kurzberichte aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit Afrika, Der Baumwollsektor in Benin: Armutsfalle oder Entwicklungsmotor?, März 2004, S. 2, https://www.liportal.de/fileadmin /user_upload/oeffentlich/Benin/30_wirtschaft-entw/s3_cotton.pdf. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 10 ersetzt, die Koppelung an den Euro soll jedoch auch für die neue Währung bestehen bleiben. Eine gemeinsame Währung mit wirtschaftsstarken Ländern der Region wie Ghana und Nigeria, konnte bisher nicht vereinbart werden.37 Ferner verfügt Benin nicht über nennenswerte Textilindustrie, sodass nahezu die gesamte Produktion nicht im Land weiterverarbeitet, sondern als Rohbaumwolle exportiert wird. Hauptabnehmerländer sind Länder mit starker Textilindustrie wie China, Indien, Bangladesch und Vietnam .38 5. Nachhaltige Landwirtschaftsprojekte Um den Herausforderungen sowohl der Armutsbekämpfung als auch des nachhaltigen umweltverträglichen Wirtschaftens zu begegnen, wurden in den letzten Jahrzenten in Benin mehrere nachhaltige landwirtschaftliche Projekte etabliert, unterstützt durch Geldmittel der Entwicklungshilfe . Beispielhaft kann auf das sog. Songhai-Netzwerk verwiesen werden, das mittlerweile über sechs Ausbildungszentren in Benin sowie auch über 11 Ausbildungszentren im benachbarten Nigeria verfügt.39 Dieses engagiert sich bei der Ausbildung von Bauern im der effizienten und nachhaltigen Landwirtschaft, unterstützt diese bei dem Anbau von Landerzeugnissen und deren anschließender Vermarktung. Dabei wird ein besonderer Wert auf Einsatz von lokalen und internationalen technischen Neuerungen in der Landwirtschaft gelegt. Auch eine vollständige Verwertung aller Produktionsteile spielt eine große Rolle.40 Insgesamt beschäftigt das Netzwerk über 1.500 Leute, die auf mehr als 550 Hektar Land arbeiten. Zu Ausbildungszwecken empfängt das Netzwerk mehr als 20.000 Leute jährlich.41 Die Songhai-Methode der integrierten Produktion fokussiert sich auf alle Aspekte, die ein nachhaltiges Betreiben von Landwirtschaft durch einheimische Bevölkerung ermöglichen sollen: Von der Motivation der jungen Leute eine Tätigkeit in der Landwirtschaft zu ergreifen statt in eine 37 Germany Trade & Invest, Neue Eco-Währung löst CFA-Franc in acht westafrikanischen Staaten ab, Bericht vom 4. Februar 2020, https://www.gtai.de/gtai-de/trade/wirtschaftsumfeld/bericht-wirtschaftsumfeld/benin/neueeco -waehrung-loest-cfa-franc-in-acht-westafrikanischen-214832. 38 Siehe Germany Trade & Invest, Wirtschaftsdaten Kompakt, Benin, S. 3, https://www.gtai.de/resource /blob/179906/93cd6c57a0ecbfd1df270b3ac0aa4909/mkt201911258001-18555-wirtschaftsdaten-kompaktbenin -data.pdf. 39 Siehe International Labour Organization, Songhai Benin, S. 171, https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/--- ed_emp/---emp_policy/documents/publication/wcms_234891.pdf. 40 Pro Sense, Biologische Landwirtschaft ohne Abfall – Songhai in Benin, https://www.prosense-consulting .com/biologische-landwirtschaft-ohne-abfall-songhai-in-benin/. 41 International Labour Organization, Songhai Benin (Fn. 39), S. 171. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 2 - 3000 - 016/21 Seite 11 Stadt zu ziehen und etwa Taxifahrer zu werden, deren Ausbildung, bis zur Beschaffung von geeigneten Grundstücke, Finanzierung, Suche nach Verarbeitungs- und Absatzmöglichkeiten für die erzeugten Produkte.42 Während das Songhai-Netzwerk in der Anfangszeit seit seiner Gründung 1985 mit Unterstützung der Sponsoren, vor allem aus den USA und der Europäischen Union arbeitete, gibt es nun an, seit 2010 jedenfalls seinen regulären Haushalt durch eigene Profite im Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu decken.43 Ein ähnliches Konzept verfolgt das sog. Integrated Production and Pest Management (IPPM) Programm der Food and Agriculture Organization of United Nations (FAO). Dieses bildet ebenfalls Bauern in der nachhaltigen Landwirtschaft, inklusive dem Anbau von Baumwolle aus und zeigt ihnen die Möglichkeiten auf, ihre Produktion zu diversifizieren, um weniger von Marktpreisschwankungen bei einzelnen Produkten abhängig zu sein.44 Dieses Programm wird ebenfalls aus den internationalen Mitteln der Entwicklungshilfe unterstützt.45 *** 42 Siehe HAL, The Songhai Model of Integrated Production, https://hal.inrae.fr/hal-02795914/document. 43 International Labour Organization, Songhai Benin (Fn. 39), S. 191. 44 FAO UN, Integrated Production and Pest Management Programme in Africa, http://www.fao.org/agriculture /ippm/projects/benin/en. 45 Eine aktuelle Zusammenfassung aller Projekte in der Landwirtschaft in Benin, an denen deutsche staatliche Stellen wie KfW und GIZ, sowie nicht-staatliche Stiftungen aus Deutschland beteiligt sind, ist in der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage vom 4. Januar 2021 (Fn. 19), S. 6 und 7 aufgeführt.