Deutscher Bundestag Förderung der nichtolympischen Sportarten in vergleichender Perspektive Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste WD 10 - 3000 - 080/10 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 2 Förderung der nichtolympischen Sportarten in vergleichender Perspektive Verfasser: Aktenzeichen: WD 10 - 3000 - 080/10 Abschluss der Arbeit: 10. September 2010 Fachbereich: WD 10: Kultur, Medien und Sport Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Olympischer und nichtolympischer Spitzensport 6 3. Spitzensportsysteme in ausgewählten Ländern 14 3.1. Europäische Länder 16 3.1.1. Deutschland 17 3.1.2. Frankreich 19 3.1.3. Österreich 24 3.1.4. Großbritannien 26 3.1.5. Schweiz 28 3.2. USA 31 3.3. Kanada 33 3.4. Russland 37 3.5. Taiwan (Chinese Taipei) 40 3.6. Japan und Südkorea 41 4. Fazit 44 5. Literatur 49 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 4 1. Einleitung Der Hochleistungssport von Athleten hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung genommen .1 Zu berücksichtigen ist dabei eine immer weiter wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Sports, die sich bereits seit geraumer Zeit auf die gesamte Organisation des heutigen Sport- und Wettkampfsystems auswirkt.2 Hinzu kommen gesellschaftliche Wertvorstellungen, die mit der Ausübung des Leistungssports verbunden werden (etwa Teamgeist, Fairness und Leistungsbereitschaft , Betonung der nationalen Identität).3 Gleichzeitig wird der Sport - im Rahmen des sportlichen Wettbewerbs zwischen den Nationen – immer deutlicher in den Dienst der nationalen Repräsentation gestellt (Schrag 2009; Horne 2007; Maguire 2005).4 Das typische Beispiel dafür sind die Olympischen Spiele, die als „Treffen der Jugend der Welt“ dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen sollen (Toohey und Veal 2007; Mestre 2009). Seit 1896 finden alle vier Jahre Sommerspiele und seit 1924 Winterspiele statt. Seit 1994 alternieren Winter- und Sommerspiele im zweijährigen Rhythmus. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) übernimmt gleichzeitig die Schirmherrschaft für weitere Veranstaltungen: Seit 1960 folgen den Olympischen Sommerspielen und seit 1976 den Winterspielen die Paralympics als Wettkämpfe behinderter Sportler. Die Sommer- und Winterspiele der Deaflympics stehen Gehörlosen offen, die Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung. Dies gilt auch für die World Games für nichtolympische Sportarten mit hoher weltweiter Verbreitung.5 So stellte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in einer Rückschau auf die World Games von 2009 in Taiwan6 fest: „Wir haben ein gutes, respektables Ergebnis bei der wichtigsten Veranstaltung des nichtolympischen Sports erzielt. Mit 6 Gold-, 6 Silber- und 10 Bronzemedaillen erreichte Deutschland im Medaillenspiegel Platz 8. Die Erfolge, vor allem bei den Siegleistungen , sind nicht ganz im erhofften Umfang eingetreten. Das internationale Leistungsniveau 1 Umgangssprachlich wird der Begriff Leistungssport oft mit Hochleistungssport (auch Spitzensport) gleichgesetzt. Hochleistungssport ist jedoch Leistungssport, der mit dem ausdrücklichen Ziel betrieben wird, Spitzenleistungen im internationalen Maßstab zu erzielen. Die Ausübung des Hochleistungssports erfolgt in der Regel in einem von nationalen und internationalen Sportverbänden organisierten und strukturierten Wettkampfsystem. An der Spitze dieses Wettkampfsystems stehen Weltmeisterschaften und Weltcup-Serien sowie in vielen Sportarten die Olympischen bzw. Paralympischen Spiele. Im Englischen wird dabei von „top level sports“ oder „elite sports“ gesprochen (Houlihan 1997; Houlihan und Green 2008). 2 Oft werden die Sportler auch als Repräsentanten der Sponsoren sowohl außerhalb des Wettkampfes als auch über ihre aktive Laufbahn hinaus tätig. 3 Vgl. dazu ausführlich Güldenpfennig (2008, 2009) sowie Lumpkin (2009). 4 Vgl. dazu auch Langer (2006: 155ff.), der in diesem Zusammenhang vom Prestigewert des Sports spricht, dessen öffentlichen Förderung dadurch gerechtfertigt wird. 5 Darüber hinaus wird es ab 2010 die Olympischen Jugendspiele geben. Sie sind speziell für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren bestimmt und finden ebenso wie die Olympischen Spiele als Sommer und Winterspiele statt. Die Olympischen Jugendspiele sind geplante Multisportveranstaltungen unter der Aufsicht des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die alle vier Jahre stattfinden sollen. Sie sind in Sommer- und Winterspiele aufgeteilt und sollen die bereits bestehenden Olympischen Spiele ergänzen. Teilnahmeberechtigt sind jugendliche Sportler im Alter von 14 bis 18 Jahren (www.singapore2010.sg). Vgl. dazu auch die Übersicht unter http://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Jugendspiele [Stand 15.09.10]. 6 Vgl. http://www.worldgames2009.tw/wg2009/eng/index.php [Stand 15.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 5 hat sich im nichtolympischen Spitzensport seit den letzten World Games stetig verbessert. Unter den bei uns herrschenden Bedingungen haben wir mit dieser Entwicklung nicht immer mithalten und den Anschluss zur Weltspitze teilweise nicht herstellen können.“7 Dies wirft die Frage nach den Förderstrukturen des nichtolympischen Sportsektors in anderen Ländern auf. Wie der Medaillenspiegel der World Games von Kaohsiung (Taiwan) zeigt, haben neben dem Spitzenreiter Russland (148 Medaillen, davon 69 Goldmedaillen) insbesondere USA (86/37), Italien (106/39), Frankreich (96/34), Niederlande (40/13), Österreich (20/7) sowie Japan (59/17) gute Medaillenergebnisse erreicht.8 Es fällt auf, dass sich die Sportförderstrukturen auch der erfolgreichen Staaten zum Teil deutlich unterscheiden.9 Zugleich sind diese Förderstrukturen in höchst unterschiedliche gesellschaftliche , ökonomische und kulturelle Rahmenbedingungen eingebettet. Gefragt sind spezifische leistungsfördernde Rahmenbedingungen bzw. Ressourcen, die in einer Gesellschaft für die Erstellung der Leistungen im Spitzensport zur Verfügung stehen bzw. gestellt werden. Um bei sportlichen Großereignissen wie den World Games oder Weltmeisterschaften erfolgreich zu sein, erscheint es deshalb – analog zum olympischen Spitzensport – erforderlich, leistungssportgerechte Strukturen zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus qualifizierte Spitzensportlerinnen und Spitzensportler in komplexe Spitzensportförderungsprogramme zu integrieren. Im Zuge dieser Entwicklung versuchen viele Staaten, auch außerhalb des olympischen Spitzensports eine leistungssportliche Elite systematisch zu fördern. Dies auch deshalb, da viele nichtolympische Sportarten in einem engen Bezug zu olympischen Disziplinen stehen, zumal sie sich – jedenfalls bisher – vielfach als olympischen Sportarten im Wartestand erwiesen haben.10 Die Förderstrukturen dieses Sektors sind freilich nur mit größter Mühe zu ermitteln. Umfassende empirische Darstellungen der Entwicklung dieses Bereiches - wie sie etwa für den herkömmlichen olympischen Hochleistungssport seit längerem vorliegen – fehlen bisher vollständig.11 Insbesondere ist festzuhalten , dass es bisher keinen international vergleichenden Studien für diesen Bereich des Hochleistungssports gibt. Unter Berücksichtigung dieser Restriktionen wird im Folgenden zunächst eine begriffliche Eingrenzung des nichtolympischen Spitzensports vorgenommen. Darauf folgt eine Darstellung der jeweiligen Systeme der Förderung des nichtolympischen Spitzensports in ausgewählten Staaten (Kapitel 3). Ein Fazit rundet den Beitrag ab (Kapitel 4). 7 So Michael John, Ressortleiter für den Nichtolympischen Sport im Deutschen Olympischen Sportbund, zu den VIII. World Games der nichtolympischen Sportarten in Taiwan (DOSB Presse Nr. 31-32, 28. Juli 2009, S. 8f.). 8 Vgl. dazu ausführlich Deutscher Olympischer Sportbund (2010: 6ff.); vgl. dazu auch Toohey und Veal (2007). 9 Zuletzt etwa Houlihan und Green (2008) sowie Digel, Burk & Fahrner (2006). 10 Der wettkampforientierte und trainingsintensive Leistungssport grenzt sich damit insbesondere vom Breitensport ab („Sport for All“). Der Breitensport bezeichnet sportliche Aktivitäten, die hauptsächlich der körperlichen Fitness, dem Ausgleich von Bewegungsmangel sowie dem Spaß am Sport dienen. Zu den verschiedenen Funktionen und Rollen des Breitensports vgl. die international vergleichende Studie von Costa und Miragaya (2002). 11 Als außerordentlich schwierig erwies sich außerdem die direkte Abfrage bei den relevanten Akteuren in den jeweiligen Ländern. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 6 2. Olympischer und nichtolympischer Spitzensport Die olympische Devise „citius, altius, fortius“ beschreibt ein zentrales Charakteristikum des modernen Leistungssports. Die Kennzeichnung „Spitzensport“ betont den Leistungsaspekt des Athletenhandelns mit Bezug auf die Weltspitze als Unterscheidungskriterium. Gefragt sind deshalb vor allem spezifische leistungsfördernde Rahmenbedingungen bzw. Ressourcen, die in einer Gesellschaft für die Erstellung der Leistungen im Spitzensport zur Verfügung stehen bzw. gestellt werden.12 Um bei diesen sportlichen Großereignissen erfolgreich zu sein, sind die Staaten zumeist bestrebt, leistungssportgerechte Strukturen zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus qualifizierte Spitzensportlerinnen und Spitzensportler in komplexe Spitzensportförderungsprogramme zu integrieren. Bereits ein kurzer Blick in die einschlägige Literatur lässt erkennen, dass sich die Sportförderstrukturen der einzelnen Staaten in Umfang und Form zum Teil deutlich unterscheiden. Zugleich sind diese Förderstrukturen in höchst unterschiedliche gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Rahmenbedingungen eingebettet.13 Das Interesse des öffentlichen Sektors an der Steigerung des sportlichen Erfolgs richtet sich zunächst vor allem auf die Sportarten des olympischen Sports. So wurde für die Olympischen Spiele 2008 in Beijing die Anzahl der Olympischen Sportarten14 auf 28 festgesetzt.15 Diese werden in verschiedenen Disziplinen ausgetragen (z.B. Hochsprung als Disziplin der Leichtathletik). Die Wettbewerbe sind die Wettkämpfe in einer Sportart oder einer ihrer Disziplinen (z. B. Hochsprung der Frauen).16 Um olympisch zu sein, muss die Sportart / Disziplin vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt und für das Programm der Olympischen Spiele zugelassen sein. Dazu bedarf es einer Reihe von Voraussetzungen: Für die Zulassung zu den Olympischen Sommerspielen ist es etwa notwendig, dass die Sportart bei den Männern in mindestens 75 Ländern und auf vier Kontinenten, bei den Frauen in 40 Ländern und auf drei Kontinenten verbreitet ist. Außerdem werden bei den Olympischen Spielen auch Demonstrationssportarten vorgestellt, die auf Anerkennung durch das Internationale Olympische Komitee hoffen. So waren z.B. Segelfliegen, Wasserski und Australischer Football bereits Demonstrationssportarten. Dazu gehörten aber auch Sportarten, die später in das reguläre Olympische Programm aufgenommen wurden wie Kanurennsport, Taekwondo oder Tennis. Neu dazu gekommen sind in Peking die Disziplin BMX sowie die Wettbewerbe 3000m-Hindernislauf der Frauen und 10km Schwimmen der Frauen und Männer.17 Die Sommerspiele 2012 in London werden mit 26 Sportarten stattfinden , vier Jahre später in Chicago, Madrid, Tokio oder Rio de Janeiro werden es voraussichtlich 12 Vgl. dazu auch Toohey und Veal (2007). 13 Zu den sozioökonomischen und kulturellen Determinanten des sportlichen Erfolgs vgl. Green und Oakley (2001a) sowie Houlihan und Green (2008). 14 Vgl. zu einer Soziologie der Sportarten auch Schulze (2005: 91ff.) sowie Schulze und Werron (2007). 15 Vgl. dazu www.olympic.org/en/content/Sports; vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Sportarten [Stand 15.09.10]. Weitere Informationen finden sich in Preuss (2008). 16 Vgl. dazu die IAT-Datenbank zu sämtlichen Resultaten in den olympischen Sportarten, abrufbar unter http://www.iat.uni-leipzig.de/service/datenbanken/wettkampfresultate [Stand 14.09.10]. 17 Neben den neuen Sportarten gibt es auch Sportarten, die wieder aus dem Programm genommen werden. Ehemalige Olympische Sportarten sind etwa Boule/Petanque, Cricket, Feldhandball, Golf, Lacrosse, Polo, Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 7 wieder 28 sein. Für die Spiele des Jahres 2016 wurden deshalb eine Reihe neuer Sportarten vorgeschlagen (Golf, Rugby, Squash, Karate und Inlineskating sowie Dreier-Basketball, Baseball und Softball), davon ausgewählt wurden im Herbst 2009 vom IOC Rugby und Golf. Baseball (1992 bis 2008) und Softball (1996 bis 2008) streben nach dem Rauswurf für 2012 eine Rückkehr an, die fünf anderen eine Neuaufnahme, auch wenn Golf 1900 und 1904 sowie Rugby von 1900 bis 1924 schon einmal olympische Gastspiele gaben.18 Neben den Olympischen Sportarten gibt es eine Vielzahl von Sportarten, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt sind. Dies sind Sportarten, bei denen das IOC eine Anerkennung aufgrund weltweiter Verbreitung und Einhaltung bestimmter Standards (u.a. Einhaltung des Anti-Doping-Codes) ausgesprochen hat. Die internationalen Sportfachverbände für diese Sportarten sind in der Association of the IOC Recognized International Sports Federations (ARISF)19 zusammengeschlossen. Neben diesen anerkannten Sportarten gibt es weitere Sportarten , die eine internationale Dachorganisation haben, aber keine Anerkennung durch das IOC genießen. Diese sind (ebenso wie die anerkannten) in der General Association of International Sports Federations (GAISF)20 vertreten. Während dem Internationalen Olympischen Komitee nur die Fachverbände der 28 olympischen Sportarten angehören, ist der Kreis der Mitgliedsverbände von GAISF / SportAccord erheblich größer und umfasst auch zahlreiche in Europa kaum bekannte Sportarten. Mit Ausnahme des Motorsportverbandes FIA gehören alle bedeutenden Sportverbände der GAISF / SportAccord an, die – trotz geringer Mittel und Kompetenzen – daher als höchstes Gremium des Weltsports betrachtet wird. Einige der dort vertretenen Sportarten befinden sich im Programm der World Games. Die World Games sind eine internationale Multisportveranstaltung in Sportarten oder Sportdisziplinen mit hoher weltweite Verbreitung, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt werden, aber gleichwohl nicht zum Wettkampf-Programm der Olympischen Spiele gehören. Ausrichter ist der Internationale Verband für Weltspiele (International World Games Association, IWGA)21 unter der Schirmherrschaft des Internationalen Olympischen Komitees. Obwohl die World Games wie die Olympischen Spiele eine internationale Sportveranstaltung sind und Wettkämpfe zwischen den Spitzensportlern der Welt stattfinden lassen, sind sie durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet. Zum einen sind die teilnehmenden Athleten Vertreter ihrer Sportart und werden von dem zuständigen internationalen Sportfachverband und nicht von Rugby, Sackhüpfen und Tauziehen; vgl. dazu http://www.olympialexikon .de/Fr%C3%BChere_olympische_Sportarten_und_Disziplinen_%28Sommer%29 [Stand 14.09.10]. 18 Vgl. dazu http://en.wikipedia.org/wiki/Olympic_sports [Stand 14.09.10]. 19 Vgl. http://www.arisf.org. 20 General Association of International Sports Federations (GAISF), der Allgemeine Verband internationaler Sportverbände) wurde am 1. April 2009 umbenannt in SportAccord und wird heute oft als SportAccord/GAISF bezeichnet; sie ist die zentrale Dachorganisation der Sportverbände weltweit. Insgesamt gehören ihr 104 Organisationen an (Stand Oktober 2009), darunter Sportfachverbände (wie die IAAF oder die FIFA), aber auch Sportorganisationen mit speziellen Aufgabenbereichen (wie die International World Games Association, IWGA), nicht jedoch das IOC. Vgl. dazu http://www.sportaccord.com; eine Übersicht der Sportarten und Verbände findet sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/General_Association_of_International_Sports_Federations. Vgl. zur Rolle des nichtolympischen Sports auch Porter (2006). 21 Satzung und sonstige Regelungen finden sich unter http://www.worldgames-iwga.org. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 8 Dachorganisationen in ihren Heimatländern ausgewählt. Hinzu kommt, dass bereits bestehende Einrichtungen als Austragungsorte für die Wettkämpfe verwendet werden. Neben den offiziellen Sportarten, die von der IWGA-Vollversammlung beschlossen werden, gibt es Einladungssportarten , die vom jeweiligen lokalen Ausrichter in das Programm genommen werden (meist aufgrund guter Erfolgschancen der einheimischen Teams oder einem erhofften großen Zuschauerinteresse). Die World Games werden alle vier Jahre an wechselnden Orten ausgetragen, jeweils im Jahr nach den Olympischen Sommerspielen. Die nichtolympischen Sportarten könnte man deshalb – knapp formuliert – als olympische Sportarten im Wartestand bezeichnen, denn viele der dort berücksichtigen Disziplinen sind später in das olympische Programm aufgenommen worden.22 Dieser Umstand erklärt auch die Entstehungsgeschichte der World Games. Einige internationale Sportverbände, die mit ihren Sportarten darauf warteten, ins olympische Programm aufgenommen zu werden, gründeten 1980 den World Games Council, um dem nichtolympischen Sport eine den Olympischen Spielen vergleichbare Plattform zu geben. Nach dem ersten Testlauf der Pre World Games 1978 in Seoul (Korea) fanden 1981 in Santa Clara (USA) die ersten offiziellen Spiele statt. 1996 wurde das World Games Council in International World Games Association (IWGA) umbenannt, und seit 2000 finden die World Games unter dem Patronat des IOC statt (Deutscher Olympischer Sportbund 2010: 2).23 Die World Games fanden bislang zweimal in Deutschland statt. Zunächst im Jahr 1989 in Karlsruhe24 und dann 2005 in Duisburg,25 wo sich 3000 Sportler in 40 nichtolympischen Sportarten maßen. Am 17. März 2008 gab die IWGA unter 20 Mitbewerbern den Städten Duisburg und Düsseldorf den Zuschlag für die Ausrichtung der World Games 2013. Am 8. Dezember 2008 sagte die Stadt Duisburg die Ausrichtung jedoch aus finanziellen Gründen wieder ab, worauf auch Düsseldorf die Bewerbung zurückzog. Nun werden die 9. World Games im Sommer 2013 im 22 Die „Kommission für das Olympische Programm“ des IOC prüft jeden Antrag auf Neuaufnahme. Folgende Kriterien müssen dabei erfüllt werden: Der Weltverband der Sportart muss internationale Bewerbe ausgetragen und mindestens zwei Weltmeisterschaften ausgerichtet haben. Hinzu kommt weltweites Interesse der Medien und der Öffentlichkeit an der Sportart. Berücksichtigt wird auch der „soziale Wert“ einer Sportart (etwa Fair- Play, Berücksichtigung des Umweltschutzes) und das Vorhandensein einer aktiven Jugend- und Nachwuchsförderung. Schließlich müssen die Strukturen des jeweiligen Welt-Verbands Objektivität, Fairness und Transparenz des Sports garantieren. Die „Kommission für das Olympische Programm“ spricht nach der Prüfung der Anträge eine Empfehlung aus. Die Letzt-Entscheidung liegt bei der IOC-Vollversammlung, die sich in der Regel allerdings an die Empfehlung der Kommission hält; vgl. dazu www.olympic.org/en/content/Sports [Stand 14.09.10]. 23 Vgl. zu Organisation und regulativer Struktur, auch im Hinblick auf das Verhältnis zum Internationalen Olympischen Komitee, die Informationen unter http://www.worldgamesiwga .org/vsite/vcontent/page/custom/0,8510,1044-114776-116043-12239-35950-custom-item,00.html [Stand 15.09.10]. Eine ausführliche Darstellung des Olympischen Systems und der Rolle der World Games findet sich in Chappelet und Kübler-Mabbott (2008). 24 Vgl. dazu Biel (1989) sowie Becker (2005). Ein kurzer Überblick findet sich im Sportbericht der Bundesregierung (2006: 69). Vgl. in historischer Perspektive auch Oberrascher (1964). 25 Vgl. http://www.worldgames2005.de. Eine Presseübersicht findet sich unter http://www.frisbeesportverband.de/verband/dokumente/DFV-Presse_WG.pdf [Stand 15.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 9 kolumbianischen Cali26 stattfinden. Das Programm der Sportarten wurde noch nicht bekanntgegeben . Cali hat sich schon ein Motto ausgesucht: „The World Games for a clean planet“. Damit sollen Maßstäbe für Umweltfreundlichkeit gesetzt werden. Ron Froehlich, der Präsident der World Games, hat die Entscheidung für Cali damit begründet, dass die Kolumbianer enorme Erfahrungen beim Ausrichten von Sportereignissen hätten. So fand die Finalrunde der Basketball -WM 1982 dort statt. Kürzlich habe Cali, so die Begründung, auch nationale Sportspiele ausgetragen . Außerdem seien dort auch die Panamerikanischen Spiele veranstaltet worden. Das war allerdings bereits im Jahr 1971.27 Übersicht der bisherigen World Games Spiele Jahr Ort Teilnehmer Nationen Offizielle Sportarten Einladungssportarten I. 1981 Santa Clara( Vereinigte Staaten) 1265 ? 18 0 II. 1985 London( Vereinigtes Königreich) 1550 ? 19 4 III. 1989 Karlsruhe( Deutschland) 1965 ? 19 0 IV. 1993 Den Haag( Niederlande) 2275 69 22 3 V. 1997 Lahti( Finnland) 2600 78 25 5 VI. 2001 Akita( Japan) 3200 93 26 5 VII. 2005 Duisburg( Deutschland) 3200 93 26 6 VIII. 2009 Kaohsiung( Taiwan) 2908 84 26 5 Quelle: Wikipedia Bis vor kurzem war die Austragung von Sportarten bei den World Games eine Voraussetzung, später bei den Olympischen Spielen vertreten zu sein. Aufgrund der selbstauferlegten Beschränkung des IOC, bei künftigen Olympischen Spielen nicht mehr als 10.000 Sportler teilnehmen zu lassen, werden derzeit aber nur noch in Ausnahmefällen neue Sportarten zu olympischen Wettkampf -Disziplinen wie z. B. 7er-Rugby bei den Olympischen Sommerspielen 2016. Bei den World Games wird unterschieden zwischen den Wettkampfsportarten und den Einladungs- 26 Informationen des Veranstalters finden sich unter http://www.worldgames2013.com.co. 27 Vgl. dazu die Pressemeldung der International World Games Association (IWGA) vom 22. Juli 2009, abrufbar unter http://www.worldgames-iwga.org/vsite/vcontent/content/transnews/0,10869,1044-16941-19728-34899- 299024-17651-889-layout183-18091-news-item,00.html [Stand 15.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 10 sportarten (früher Demonstrationssportarten). Einladungssportarten gehören nicht zum offiziellen Wettkampfprogramm der IWGA (und werden auch nicht von dieser bestimmt), sondern nehmen „auf Einladung“ der jeweiligen Ausrichterstadt an den World Games teil. Da die World Games nur an Austragungsorte mit bestehenden Wettkampfstätten vergeben werden, variiert das Wettkampfprogramm je nach den vorhandenen örtlichen Gegebenheiten. Die VIII. World Games fanden im Juli 2009 in der taiwanesischen Hafenstadt Kaohsiung statt. Wettbewerbe gab es in 26 offiziellen Sportarten, hinzu kamen zusätzlich 5 Einladungssportarten. Die Wettbewerbe werden in sechs Sportartencluster zusammengefasst: 28 Cluster Sportarten Akrobatik und Tanzsport Tanzen Turnen/Gymnastik Ballsport Faustball Kanu-Polo Korbball Racquetball Rugby (7er) Squash Kampfsport Ju-Jutsu Karate Sumo Präzisionssport Billard Boule Bowling Feldbogenschiessen Kraftsport Body Buildung Kraftdreikampf Tauziehen Trendsport Fallschirmspringen Flossenschwimmen Frisbee Klettersport Lebensrettungssport Orientierungslauf Rollsport Wasserski Einladungssportarten Beach-Handball Drachenboot Softball Tchoukball Wushu 28 Vgl. dazu http://www.worldgames2009.tw/wg2009/eng/index.php [Stand 14.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 11 Einige der Sportarten waren früher einmal olympisch oder wurden später zu olympischen Sportarten wie z. B. Triathlon. Hinzu kommt der Umstand, dass künftig ein größerer Austausch zwischen olympischen und nichtolympischen Disziplinen stattfinden dürfte. Für 2016 wird das Sportprogramm der Olympischen Spiele voraussichtlich um zwei neue Sportarten aufgestockt, nachdem für 2012 Baseball und Softball gestrichen worden sind. Und ab 2020 soll es gar drei Auf- und Absteiger geben. Um für mögliche Aufstiege gewappnet zu sein, wäre es deshalb von Vorteil, den nichtolympischen Verbänden künftig mehr Aufmerksam zu widmen als bisher.29 An den Spielen des Jahres 2009 waren 2908 Athleten aus 84 Nationen beteiligt. Die deutsche Mannschaft gehörte zu den größten Teams, angeführt von der Mannschaft Taiwans mit 300 Aktiven . Hinsichtlich der Teilnahmequalifikation gab es sportartenabhängig unterschiedliche Qualifikationsmodi zur Teilnahme an den World Games 2009 und eine Begrenzung in der Teilnehmerzahl je Sportart. In den Individualsportarten waren in der Regel höchstens 32 Teilnehmer pro Wettbewerb, in den Mannschaftssportarten sechs bis acht Mannschaften zugelassen. Die Qualifikationskriterien wurden von den jeweiligen internationalen Fachverbänden festgesetzt.30 Übersicht der Beteiligung am den World Games 2009 Nation Mannschaftsstärke Taiwan 300 Russland 164 Japan 160 Großbritannien 146 USA 145 Deutschland 138 Frankreich 138 29 Gerade die Verbände der nichtolympischen Sportarten fordern deshalb eine Änderung des bisher bestehenden „Gebotes der Nachrangigkeit“ für den nichtolympischen Spitzensport. Vgl. dazu die Fragen der DOSB- Mitgliedsorganisationen an die Fraktionen im Deutschen Bundestag, abrufbar unter http://www.dosb.de/de/service/download-center/politik-und-sport [Stand 14.09.10]. 30 Bei Absagen bereits qualifizierter Athleten konnten andere Teilnehmer/Mannschaften nachrücken, wofür es jedoch transparentes Verfahren gab. Aufgrund vieler Spätabsagen wurden überwiegend taiwanesische Sportler als Nachrücker berücksichtigt (Deutscher Olympischer Sportbund 2010: 4). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 12 Deutschland belegte in der Nationenwertung (nach Qualität der Medaillen) Platz 8 knapp hinter Gastgeber Taiwan. Insgesamt konnten jeweils 6 Gold-, 7 Silbermedaillen sowie 9 Bronzemedaillen errungen werden. Im Vergleich zu den World Games 2005 im eigenen Land büßte Deutschland 6 Plätze ein.31 Unverändert liegt Russland auf Platz eins, die 2005 drittplatzierten Italiener verbesserten sich auf Rang zwei, gefolgt von den Chinesen, die von Platz 12 im Jahr 2005 einen großen Sprung nach vorn machten. Vermutlich im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen 2008 in Peking profitierte auch der nichtolympische Spitzensport Chinas von den enormen Anstrengungen , sich als führende Sportnation zu präsentieren. Die Medaillen verteilten sich auf 62 Nationen bei 84 Teilnehmerstaaten, d.h. drei Viertel aller beteiligten Mannschaften kamen zu Medaillenehren. 2005 war die Verteilung mit 60 Nationen bei 93 Teilnehmerländern ähnlich breit gestreut (Deutscher Olympischer Sportbund 2010: 6).32 Nationenwertung World Games 2009 Platz Nation Gold Silber Bronze Gesamt 1 Russland 18 14 15 47 2 Italien 16 12 13 41 3 China 14 10 5 29 4 Vereinigte Staaten 13 8 5 26 5 Frankreich 11 14 13 38 6 Ukraine 11 12 10 33 7 Taiwan 8 9 7 24 8 Deutschland 6 7 9 22 9 Korea 6 3 5 14 10 Australien 5 10 5 20 11 Großbritannien 4 6 9 19 12 Japan 4 5 6 15 13 Kolumbien 4 5 3 12 14 Niederlande 4 5 2 11 15 Schweiz 3 4 0 7 16 Brasilien 3 3 3 9 17 Neuseeland 2 4 5 11 18 Belgien 2 4 1 7 19 Slowakei 2 3 3 8 31 In der Nationenwertung belegte Deutschland im Jahr 2005 mit 19 Gold-, 18 Silber- und 20 Bronze-Medaillen hinter Russland den zweiten Platz. 32 Weitere Informationen, insbesondere zu den zurückliegenden World Games und zur langfristigen Nationenwertung findet sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 13 20 Finnland 2 3 1 6 Quelle: DOSB 2010 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 14 3. Spitzensportsysteme in ausgewählten Ländern Die vorliegenden vergleichenden Untersuchungen über den Spitzensport und die Sportfördersysteme 33 zeigen, dass das Leistungsprofil des Hochleistungssports in starkem Maß von sozioökonomischen und politisch-institutionellen Bedingungen im jeweiligen Land abhängig ist. Ein weiterer – jedoch häufig vernachlässigter – Faktor für die Entwicklung des Hochleistungssports und die sportliche Erfolgswahrscheinlichkeit eines Landes ist außerdem die kulturelle Wertestruktur der Gesellschaft. Oft werden die Sportler auch als Repräsentanten der Sponsoren sowohl außerhalb des Wettkampfes als auch über ihre aktive Laufbahn hinaus tätig. Auch die immer noch wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Sports wirkt auf die gesamte Organisation des heutigen Sport- und Wettkampfsystems zurück. Hinzu kommen spezifische gesellschaftliche Wertvorstellungen, die mit der Ausübung des Leistungssports verbunden werden (etwa Teamgeist , Fairness und Leistungsbereitschaft). Für die Identifikation der wesentlichen Erfolgsfaktoren im Hochleistungssport erscheint deshalb unerlässlich, bestimmte Charakteristika eines Landes in den Blick zu nehmen. Dies betrifft nicht nur die länderspezifischen Rahmendaten wie etwa die Bevölkerungsentwicklung, die wirtschaftliche Situation (BIP pro Kopf), sondern auch die institutionellen Ausprägungen des Bildungssystems sowie die sportbezogene Funktion von Militär und anderen Sicherheitsdiensten (Polizei, Milizsystem etc.).34 Will man die Systeme der Sportförderung verschiedener Staaten miteinander vergleichen, so müssen darüber hinaus die gesellschaftlichen Wertvorstellungen hinsichtlich des Sports und der sportlichen Betätigung berücksichtigt werden. Auch diese sind – wie etwa ein Vergleich zwischen Indien und China unmittelbar zum Ausdruck bringt – im internationalen Vergleich recht unterschiedlich geprägt.35 Im internationalen Vergleich bestehen zum Teil beträchtliche Unterschiede im Hinblick auf die Organisationsformen der Spitzensportförderung, die Förderstrukturen und auch die jeweiligen Volumina der Unterstützungsmaßnahmen. Ressourcen des Hochleistungssports können heute auf drei unterschiedlichen Ebenen verortet werden: auf der Ebene der Gesellschaft, in der jeweiligen institutionellen Form des Hochleistungssports einer Nation und in seiner Umwelt, die sich durch eine besondere Relevanz für das System Hochleistungssport auszeichnet. Fasst man die entscheidenden Ressourcen des Hochleistungssports zusammen, die direkt oder indirekt mit dem sportlichen Erfolg zusammenhängen, so entstehen je nach berücksichtigter Sportart und Nation verschiedene Ressourcenmuster.36 Hinsichtlich der Zielorientierung sind dabei zwei grundsätzliche Ansätze zu unterscheiden. So orientierte sich das traditionelle System britischer Prägung vor allem am sportlichen Wettstreit, verzichtete dabei aber auf eine konsequente Sieg-Orientierung. Inzwischen haben sich die Spitzensportsysteme weitgehend auf das zentrale Kriterium des 33 Vgl. dazu insbesondere Houlihan (2010), Houlihan und Green (2008), Balz und Kuhlmann (2009) und Wojciechowski (2009, 2008) sowie die dort angegebenen Verweise. 34 Vgl. dazu Pitsch und Emrich (2008); ökonometrische Analysen auf der Grundlage demographischer und wirtschaftlicher Charakteristika finden sich in Andreff und Andreff (2010), Bernhard und Busse (2000, 2004) sowie Pfau (2006). 35 Unterschiede lassen sich hier auch im europäischen Vergleich registrieren. Hinweise für die unterschiedlichen Haltungen gegenüber dem Sport liefert etwa die Eurobarometer-Umfrage zum Sport vom März 2010 („Sport und körperliche Betätigung“); die Studie ist abrufbar unter http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_334_de.pdf [Stand 10.09.10]. 36 Vgl. dazu insbesondere Digel und Burk (2006). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 15 Wettkampfsieges („going for gold“) ausgerichtet und haben dazu entsprechende Muster der Talentidentifizierung , der sportwissenschaftlichen und -medizinischen Begleitung etabliert (Bergsgard u. a. 2007; Houlihan und Green 2008).37 Auch ist die Rolle des Staates im Rahmen der Spitzensportsysteme nicht einheitlich (Pohlmann 2007).38 So stellt das Weißbuch der EU-Kommission eine Vielzahl komplexer und unterschiedlicher Strukturen fest. Sie sind mit unterschiedlichen Rechtsformen verbunden und genießen unterschiedliche Autonomiegrade.39 Die Unterschiede werden etwa verdeutlicht durch die unterschiedlichen Modelle des Sportrechts (Chaker 2004a, 1999)40 und die unterschiedlichen Governance-Strukturen (Henry 2009). Dabei lassen sich – gerade aus der Perspektive der staatlichen Steuerung – außerdem unterschiedliche Motive für die Förderung des Spitzensports identifizieren . Allerdings ist jedoch festzuhalten, dass die jeweiligen nationalen Sportmodelle keineswegs fest zementiert sind. Veränderungsdruck kommt seit einigen Jahren im Rahmen der Regelungen in der Europäischen Union und die damit verbundenen sportpolitischen Debatten. Gleichzeitig haben sich immer wieder – gerade auf der Ebene des Hochleistungssports – Diskussionen über das Leistungsprofil des Spitzensportes ergeben. Auch deshalb sind die Modelle in einigen Ländern unter Reformdruck geraten. So zeigt sich etwa in den traditionell zentralistischinterventionistisch ausgerichteten Mitgliedstaaten (z. B. Frankreich) eine Bewegung hin zu mehr unternehmerischen Instrumenten in der Sportförderpolitik. Gleichzeitig zeigt sich in den marktwirtschaftlich orientierten Modellen eine stärkere Berücksichtigung sozialer Aspekte. Dies wird gerade im Hinblick auf die Förderung des nichtolympischen Sports deutlich. Jene Staaten, deren Sportfördersystem vor allem auf die nationale Repräsentation des Spitzensportes ausgerichtet ist, sind vornehmlich an der Förderung des olympischen Sports interessiert. Nichtolympischen Sportarten werden demgemäß nachrangig behandelt. Unterstützt wird der nichtolympische Sport vor allem mit Blick auf populäre Sportarten, in denen Spitzenplätze – insbesondere bei Weltmeisterschaften – erzielt werden können. Der nichtolympische Sport erfährt dabei recht unterschiedliche Förderung in den Sportnationen. Im Folgenden wird zunächst die öffentliche Unterstützung des Hochleistungssports in einzelnen europäischen Ländern dargestellt . Hinzu kommen weitere Länder in Asien und Nordamerika. Dabei werden jeweils die Bedingungen des nichtolympischen Sports sowie die Art und Weise der öffentlichen Förderung berücksichtigt. Angesichts der äußerst begrenzte Literatur- und Materiallage in diesem Bereich des Spitzensports kann in vielen Fällen nur einen kursorischen Überblick der Situation im Bereich des nichtolympischen Sport gegeben werden. 37 Vgl. dazu auch die Typologie für die vergleichende Analyse unterschiedlicher Sportsysteme in Henry et al. (2005). 38 Vgl. dazu auch die verschiedenen Beiträge im Handbuch Sportpolitik (Tokarski und Petry 2010). 39 Vgl. dazu http://ec.europa.eu/sport/white-paper/index_de.htm [Stand 10.09.10]. 40 Informationen bietet auch das International Sports Law Centre (http://www.sportslaw.nl). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 16 3.1. Europäische Länder Die Förderung des Sports gehört in den meisten Staaten zu den Ordnungs- und Verwaltungsaufgaben des Staates. Für die Förderung und Verwaltung des Sports sind auf der Grundlage eine Vielfalt von gesetzlichen und sonstigen Regelungen in nahezu allen Staaten besondere Gremien, Behörden und Ämter gebildet worden. Der Sport ist nicht erst seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland Inhalt und Ziel staatlicher Politik. Im Zuge einer derart vielfältigen Inanspruchnahme wurde der Sport zu einem bedeutsamen gesellschaftspolitischen Faktor. Ein ähnliches Verständnis von staatlicher Sportpolitik lässt sich in nahezu allen europäischen Ländern beobachten.41 Eine besondere Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Förderung des Hochleistungssports. Gefragt sind hierbei vor allem spezifische leistungsfördernde Rahmenbedingungen bzw. Ressourcen, die im jeweiligen Staat bzw. der jeweiligen Gebietskörperschaft für die Erstellung der Leistungen im Spitzensport zur Verfügung stehen bzw. gestellt werden. Eingeschlossen ist darin auch eine jeweils spezifische Förderung des nichtolympischen Sports. Die nationalen Sportsysteme erscheinen dabei nicht allein als kooperierende Partner auf der europäischen Ebene, sondern stehen gleichzeitig in einem Konkurrenzverhältnis. Der Sport weist in den verschiedenen europäischen Ländern auch institutionell gemeinsame Merkmale auf. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Sportbewegung auf Vereinsebene auch heute noch die wesentliche Grundlage bildet und dass der Sport weitgehend nach ihm eigenen Regeln geführt und organisiert wird – und die heute vor allem international determiniert sind – und ihm ein hohes Maß an Autonomie gewähren. Ein gemeinsames Merkmal in den verschiedenen Ländern ist das Nebeneinanderbestehen von staatlichen und nichtstaatlichen Strukturen. Jedoch sind die jeweiligen Ausgestaltungen und ebenso das Ausmaß des staatlichen Einflusses von Land zu Land unterschiedlich. Die Unterschiede werden etwa verdeutlicht durch die unterschiedlichen Modelle des Sportrechts. Dabei lassen sich auch unterschiedliche Motive für die Förderung des Sports identifizieren. Sie kommen etwa in den verfassungsstaatlichen Erwartungen an den Sport zum Ausdruck. Die Verfassungstexte der Staaten bieten dafür eine Reihe von Ansatzpunkten, die in den Ausformungen der Sportfördergesetze aufgegriffen und konkretisiert werden und schließlich auch die Programme der Sportverbände und politischen Parteien bestimmen.42 41 Vgl. zur Entwicklung der europäischen Sportsysteme EU-Kommission (1999), Tokarski (2004), Tokarski und Steinbach (2001) und Hartmann-Tews (1996). 42 Vgl. zur Entwicklung der europäischen Sportsysteme Jesse und Fischer (2010), Henry (2009), Henry und Ko (2010), Tokarski u. a. (2009) und Hartmann-Tews (1996); Informationen zum europäischen Sportmodell finden sich in Tokarski, Steinbach und Jesse (2001), Bergsgard u. a. (2007: 20ff.), Gardiner, Parrish und Siekmann (2009), Kurzübersichten unter http://www.sport-in-europe.eu; vgl. dazu auch den Leitfaden des DOSB zur Sportförderung in der Europäischen Union, das Dokument ist abrufbar unter http://www.dosb.de/fileadmin/fmdosb /downloads/DOSB-Textsammlung/DOSB_EU-Foerderbroschuere_2010.pdf. Kurze Länderübersichten finden sich unter http://www.engso.com/admin/upload/000%20- %20FINAL%20SUMMARY%20OF%20THE%20ENGSO%20COUNTRY%20REPORTS%202008.pdf [Stand 30.08.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 17 3.1.1. Deutschland In Deutschland steht die staatliche Förderung nichtolympischer Sportarten bislang im Schatten des olympischen Spitzensportes. Differenziert wird nach olympischen, paralympischen und nichtolympischen Sportarten,43 wobei im Fördersystem des Bundes ein klare Nachrangigkeits- Regelung für den nichtolympischen Sport existiert: Gegenwärtig erhalten die nichtolympischen Verbände44 nur einen kleinen Teil der Summe, die an die olympischen Verbände für die Jahresplanung und das Leistungssportpersonal geht.45 Die Verbände verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass die eindeutige Trennung zwischen den olympischen und nichtolympischen Sportarten sich nicht aufrechterhalten lasse, da es künftig mehr Durchlässigkeit zwischen den beiden Bereichen geben werde. Vertreter der Verbände der nichtolympischen Sportarten – so etwa der Deutsche Alpenverein im Hinblick auf das Sportklettern – fordern deshalb eine stärkere Berücksichtigung dieser Sparten im Sportfördersystem der Bundesrepublik Deutschland.46 Mit dem Förderkonzept 2012,47 das im Jahr 2004 vom Bundestag des damaligen Deutschen Sportbundes beschlossen wurde, ist die einheitliche Darstellung der Förderung sowohl des olympischen als auch des nichtolympischer Spitzensports aufgebeben worden (DOSB 2004). Die nichtolympischen Verbände wurden vom Förderkonzept abgetrennt, gleichzeitig wurde für diesen Bereich des Spitzensport eine eigene Fördersystematik entwickelt. Seit 2006 gilt für den deutschen nichtolympischen Spitzensport die „Fördersystematik für nichtolympische Verbände “, die alle als förderungswürdig eingestuften und vom Bundesministerium des Innern (BMI) als förderungswürdig anerkannten nichtolympischen Verbände berücksichtigt. Mit Blick auf die Ergebnisse bei den World Games bzw. bei Weltmeisterschaften erfolgt seither eine eigen- 43 Vgl. zu den olympischen und nichtolympischen Fachverbänden die Übersicht im Jahrbuch des Sports (Deutscher Olympischer Sportbund 2009b). Weitere Informationen finden sich unter http://www.dsmolympia .de/de/100504/100569/nichtolympische_fachverbaende.html [Stand 10.09.10]. 44 Vgl. dazu die Informationen der Interessengemeinschaft der Nichtolympischen Verbände (IG NOV) im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) unter http://www.daec.de/ig-nov/index.php [Stand 10.09.10]. 45 Zur Spitzensportförderung in Deutschland vgl. Emrich und Pitsch (2008), Emrich und Güllich (2005) sowie Pitsch und Emrich (2008). Vgl. dazu außerdem den Sportbericht der Bundesregierung (2006; 2010); zur Spitzensportförderung der Bundeswehr finden sich Informationen unter www.bundeswehr.de/fileserving/PortalFiles/C1256EF40036B05B/W27Y7GSA313INFODE/HiGruInfo%20Spitze nsport_November%202009.pdf [Stand 10.09.10]. Vgl. dazu auch das Nationale Spitzensport-Konzept, das im Jahr 1997 verabschiedet wurde; das Dokument ist abrufbar im Internet unter www.dosb.de/fileadmin/fmdsb /arbeitsfelder/leistungssport/Konzepte/Nationales_Spitzensportkonzept/NationalesSpitzensport- Konzept.pdf [Stand 10.09.10]. 46 Bemängelt wird, die derzeitige Bundesförderung sei zu einseitig auf die olympischen Sportarten ausgerichtet. Vgl. dazu die sportpolitischen Fragen der DOSB-Mitgliedsorganisationen an die Fraktionen im Deutschen Bundestag anlässlich des DOSB-Wahlhearings vom 1. Juli 2009; die Dokumente mit den Antworten der im Bundestag vertretenen Parteien finden sich im Internet unter http://www.dosb.de/de/service/downloadcenter /politik-und-sport [Stand 10.09.2010] 47 Das Förderkonzept 2012 bildet die Grundlage für eine zielorientierte Spitzensportförderung, die das Ansehen und den Leistungsstand des deutschen Hochleistungssports im internationalen Vergleich aufrechterhalten und ausbauen soll. Das Dokument ist abrufbar unter http://www.dosb.de/fileadmin/fmdosb /arbeitsfelder/leistungssport/Konzepte/Foerderkonzept_beschlossen_08_12_07.pdf [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 18 ständige Förderung dieser Sportarten. Mit der Förderung soll die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Spitzensportler unterstützt werden, um durch die Teilnahme bei internationalen Wettbewerben (World Games und Weltmeisterschaften) möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Prinzipiell gelten dabei die gleichen Zielsetzungen und Standards, die in den geltenden Konzepten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zum Leistungssport enthalten sind (Deutscher Olympischer Sportbund 2009a).48 Die Förderungswürdigkeit der Sportarten bzw. Disziplinen wird durch den DOSB anhand eines Kriterienkataloges festgestellt, der sich insbesondere orientiert an den Aufnahmerichtlinien des DOSB, der Charta des IOC, dem WADA-NADA-Code, der Verbreitung einer Sportart, dem Bestehen eines nationalen wie internationalen durchgängigen Meisterschaftssystems, der Zugehörigkeit zu einem anerkannten internationalen Fachverband. Die Förderung der Verbände, die mehrere nichtolympische Sportarten vertreten beschränkt sich auf die durch den DOSB anerkannten förderungswürdigen Sportarten. Dabei gelten folgende Kriterien (ebd.): – Der Weltverband ist Mitglied in der General Association of International Sports Federations (GAISF/SportAccord) oder die Sportart wird in drei Kontinenten betrieben und hat als Dachorganisation einen Weltverband mit mindestens 50 nationalen Mitgliedsverbänden (Sommersport) oder 25 nationalen Mitgliedsverbänden (Wintersport), die jeweils nationale Meisterschaften austragen. – Mindestens 20 Nationalverbände (Sommersportarten) bzw. 15 Nationalverbände (Wintersportarten) nehmen an den Weltmeisterschaften (Senioren) teil. – Innerhalb von 4 Jahren wird mindestens eine Weltmeisterschaft ausgetragen. – Die Sportart ist national in Vereine und Verbände bzw. Spitzenverband gegliedert und unterhält ein nationales Wettkampf-/Meisterschaftssystem sowohl im Nachwuchs- (Jugend/Junioren) als auch im Seniorenbereich. – Der nationale/internationale Spitzenverband erkennt die IOC-Charta und den WADA/NADA-Code an. – Die Ausübung der Sportart muss durch eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität des Sportlers gekennzeichnet sein, die nicht überwiegend in der Bewältigung technischen, motorgetriebenen Geräts besteht (dies Kriterium gilt nicht für Verbände, die derzeit die Förderungswürdigkeit besitzen). Die Förderungsfähigkeit setzt die Anerkennung der Förderungswürdigkeit durch den DOSB voraus. Das Bundesministerium des Innern (BMI) entscheidet über die Förderungsfähigkeit nach Prüfung des erheblichen Bundesinteresses in Abhängigkeit von der Vermögenslage des zu fördernden Verbandes. Das zur Förderung notwendige erhebliche Bundesinteresses bezieht sich vor 48 Vgl. dazu die Konzepte des Deutschen Olympischen Sportbundes zum Spitzensport; die Dokumente sind abrufbar unter http://www.dosb.de/de/leistungssport/konzepte [Stand 15.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 19 allem auf die Bereiche der gesamtstaatlichen Repräsentation und der internationalen Sportbeziehungen . Ein Anspruch auf Förderung besteht nicht. Die neue Fördersystematik beginnt mit dem Förderzyklus 2010-2013. Die Förderung umfasst einen Zeitraum von vier Jahren analog zum Veranstaltungszyklus der World Games. Förderungen des BMI an den nichtolympischen Spitzensport werden gewährt auf der Grundlage der Bundeshaushaltsordnung (BHO), der Verwaltungsvorschriften der BHO, des Leistungssportprogramms des BMI sowie der Förderrichtlinien in der jeweils geltenden Fassung.49 Um für den nichtolympischen Spitzensport leistungssportgerechte Trainings- und Wettkampfbedingungen zur erfolgreichen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den World Games und internationalen Meisterschaften zu schaffen, werden bestehenden Formen zur Sicherung und Optimierung sportlicher Leistungen genutzt: – Jahresplanung. Die Förderung der Jahresplanung besteht aus einem Sockel und einem ergebnisbezogenen Leistungsbonus. – Leistungssportpersonal. Die Förderung des Leistungssportpersonals berücksichtigt die sportartspezifischen Gegebenheiten der geförderten Sportart. Dafür entwickeln die Verbände ein Leistungssportpersonalkonzept, das Bestandteil des Verbandsstrukturplans ist. Dazu erstellt der DOSB eine sportartspezifische Bedarfsexpertise, die die Grundlage für die zu fördernde Leistungssportpersonalstruktur bildet. Als relevante Wettkämpfe gelten die World Games bzw. die Weltmeisterschaften. Es zählt grundsätzlich nur das Ergebnis der World Games von nichtolympischen Programmsportarten (keine Demonstrationssportarten). Eine Wahlmöglichkeit zwischen World Games und Weltmeisterschaften besteht nicht, selbst wenn bei Weltmeisterschaften in einer identischen Disziplin ein besseres Ergebnis erzielt wurde.50 3.1.2. Frankreich Frankreich, bislang auch auf dem Feld des Sports und der Kultur traditionell zentralistisch geprägt , erfuhr in den vergangenen Jahren eine Dezentralisierung, allerdings liegt das Schwergewicht der Sportpolitik und Sportförderung weiterhin bei den gesamtstaatlichen Institutionen in Paris. Wesentliche Kennzeichen der Organisation des französischen Spitzensports sind die umfassende Verbindung zur staatlichen Politik sowie der hohe Grad der Zentralisierung seiner 49 Insbesondere aus Gründen der gesamtstaatlichen Repräsentation hat der Bund in erster Linie ein Interesse an Entsendung und Erfolg von Sportlerinnen und Sportlern der Bundesrepublik Deutschland bei den Olympischen Winter- und Sommerspielen; demgegenüber spielt der nichtolympische Sport unter dem Blickwinkel der nationalen Repräsentation keine wesentliche Rolle. Vgl. dazu die Förderrichtlinien des Bundesministeriums des Innern zum Spitzensport; die Dokumente sind abrufbar unter www.bmi.bund.de/cln_183/DE/Themen/PolitikGesellschaft/Sport/Sportfoerderung/sportfoerderung_node.html [Stand 10.09.10]. Vgl. zur öffentlichen Sportförderung in Deutschland Langer (2006: 52ff.), Petry, Steinbach und Burk (2008), Haring (2010) sowie Hartmann-Tews (1996, 2004). 50 Vgl. dazu im Einzelnen die Fördersystematik des DOSB für den nichtolympischen Spitzensport (Deutscher Olympischer Sportbund 2009a: 4ff.). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 20 Steuerung. Dies gilt nicht nur für den Hochleistungssport, sondern für das französische Sportsystem insgesamt (Bayle, Durand und Nikonoff 2008). Die Förder- und Auslesepraxis der zentralstaatlichen Sportförderungen im Hochleistungssport entspricht dabei den französischen kulturellen Traditionen. Der Spitzensport wird – wie die Grande Ecoles oder die Verwaltung – der Funktionslogik des Staates unterworfen. Die bedeutet nicht nur die Zuweisung entsprechender symbolischer Positionen (im Sinne Bourdieus), sondern – auf der institutionellen Ebene – ein Rekrutierungs- und Belohnungssystem, das auf der Grundlage sportlicher Leistungskriterien begabte Jugendliche frühzeitig selektiert und in die separierte Welt des Elitensports integriert. Dabei wird die Sportelite einer staatlich definierten Norm unterworfen, die sie in die Hierarchie der Elitepositionen einordnet (Braun 2000). Sport steht in Frankreich auf der Regierungsebene unter der Obhut des „Ministère de la Santé et des Sports“51 und des „Ministère de L’Éducation Nationale“, wobei letzteres für den Bereich der Erziehung und Bildung im sportlichen Bereich, also für Ausbildungskonzepte und Schulsport zuständig ist. Das Sportressort ist dabei auch verantwortlich für die Förderung aller Arten von sportlichen Aktivitäten für alle Altersgruppen. Die gesetzliche Grundlage für die heutige Organisation und Förderung des Sports datiert vom 16. Juli 1984. Der „Code du Sport“ von 2006 regelt umfassend die „organisation et promotion des activités physiques et sportives“. Er enthält – wie bereits das Sportgesetz von 1984 – Vorschriften zur Förderung des Sports, zur Organisation der Verbände, aber auch zum Doping und zur Stellung der Sportler.52 Nachdem zuvor dem Staat das alleinige Recht zugestanden hatte, sportliche Veranstaltungen zu organisieren und Aufgaben an die „fédérations“ (Sportverbände) zu delegieren, wird mit diesem Gesetz den „fédérations“ die sogenannte „mission de service public“ zugesprochen. Damit sind die zivilgesellschaftlichen Verbände des Sports selbständig in der Organisation und Entwicklung sportlicher Ereignisse, werden aber vom Staat auf Grundlage dieses Gesetzes anerkannt und unterstützt . In Artikel 1 dieses Gesetzes wird die wichtige Rolle des Sports für mentale und körperliche Balance, Gesundheit und persönliche Entwicklung formuliert. Darüber hinaus werden sportliche Aktivitäten als fundamentales Element von Erziehung, Kultur und sozialem Leben anerkannt. Alle ca. 80 „fédérations“ – bestehend aus den Verbänden der olympischen Sportarten und der nichtolympischen Sportarten – sind Mitglied im Nationalen Olympischen Komitee (CNOSF)53 und organisieren etwa 160 000 „associations“ (Sportvereine) mit ca. 11 Mio. Mitgliedern . Die Belange des CNOSF sind zu großen Teilen auf die Förderung des olympischen Leistungssports gerichtet, aber auch der nichtolympische Sport54 fällt in seine Zuständigkeit.55 Bei 51 Vgl. dazu http://www.sante-sports.gouv.fr sowie http://www.sports.gouv.fr [Stand 10.09.10]. 52 Vgl. zu den Regelungen im Hochleistungssport http://www.sports.gouv.fr/francais/sport-et-competition/sportde -haut-niveau/le-cadre-lgal-et-rglementaire [Stand 10.09.10]. 53 Vgl. dazu http://www.comite-olympique.asso.fr/index.phtml [Stand 10.09.10]. 54 Vgl. zur Anerkennung von Sportarten sowie zur Einordnung der nichtolympischen Sportarten („La reconnaissance du caractère de haut niveau des disciplines sportives“) die Informationen unter www.sports.gouv.fr/francais/sport-et-competition/sport-de-haut-niveau/le-sport-de-haut-niveau-c-est-quoi [Stand 10.09.10]. 55 Die nichtolympischen Sportarten erfahren im Bereich des Hochleistungssport jedoch keine besondere Wertschätzung, obwohl Frankreich im „ewigen Medaillenspiegel“ der World Games auf dem fünften Platz rangiert; vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel; auch bei den jüngsten World Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 21 den „fédérations“ sind die meisten auf eine Sportart festgelegt.56 Die „fédérations multisports“ machen ein breiteres Angebot von verschiedenen Sportarten und sind eher im Breitensport angesiedelt .57 In den Institutionen des Spitzensports nimmt das für den Sport zuständige Ministerium (des (Ministère de la Santé et des Sports)58 eine besondere Stellung bei der Steuerung des gesamten Sports und der Umsetzung staatlicher Unterstützungsleistungen ein. So erhalten neben den Fachverbänden auch das CNOSF und die zahlreichen anderen Organisationen des Sports – hierzu gehört vor allem das Institut National du Sport et de l'Education Physique (INSEP)59 – eine erhebliche finanzielle Unterstützung60 durch das Ministerium. Neben dem Ministère de la Santé, de la Jeunesse et des Sports, das zentral für die staatliche Unterstützung des Hochleistungssport zuständig ist, trägt außerdem das Ministère de l´Education einen erheblichen Beitrag zum Gelingen des Spitzensports in Frankreich bei. Dies betrifft insbesondere Unterstützungsleistungen in schulischen und berufsbildenden Belangen.61 Neben diesen zentralen Organisationsstrukturen erfolgen auch Planung und Steuerung des Hochleistungssports zentral. Zu diesem Zweck wurde der nationale Ausschuss für Hochleistungssport (Commission Nationale du Sport de Haut Niveau, CNSHN) eingerichtet, der sich aus Vertretern des zuständigen Ministeriums, des Olympischen Komitees, der Athleten und der lokalen Ebene zusammensetzt. Der nationale Ausschuss für Hochleistungssport ist die Instanz für institutionelle Abstimmungen, in der alle wichtigen Entscheidungen für den Hochleistungssport getroffen werden. Der Minister für Sport führt dessen Vorsitz. Zu ihm gehören Vertreter des Staates, des Games in Taiwan hat Frankreich den fünften Platz erreicht; vgl. dazu http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 10.09.10]. 56 Die nichtolympischen Sportarten finden sich unter http://www.sports.gouv.fr/francais/acteurs-du-sport/lesfederations /liste-des-federations-sportives-2742 [Stand 15.09.10]. 57 Zur Organisation des Spitzensport vgl. insbesondere Bayle, Durand und Nikonoff (2008). Vgl. zur Rolle des Sports in Frankreich auch CNOSF (2006). 58 Das Ministerium trifft im Wesentlichen alle Entscheidungen, die die Ausübung des Spitzensports regulieren. Vgl. dazu http://www.sports.gouv.fr/IMG/pdf/plaquette_anglais.pdf [Stand 15.09.10]. 59 INSEP gehört zu den weltweit rund 25 Sportforschungsinstituten, die in die nationalen Leistungssport- Konzeptionen, die auch die nichtolympischen Disziplinen umfassen, integriert sind (http://www.insep.fr). Durch das Institut werden 24 Sportarten und etwa 1000 Sportler betreut. Das Jahresbudget beläuft sich auf ca. 20 Mio. Euro zuzüglich 10 Mio. Euro für Trainergehälter (letztere werden durch die Spitzenverbände bezahlt), wovon der größte Teil für den Ausbau der Trainingsstätten eingesetzt wird. 60 Vgl. dazu ausführlich Bayle, Durand und Nikonoff (2008: 147ff.) sowie (Digel und Fahrner 2003: 122ff.). 61 Dabei ist jedoch festzuhalten, dass es im Bereich der beruflichen Ausbildung überwiegend staatliche Berufe im Bereich des Sports sind (z. B. professeur de sport), die von den Hochleistungssportlern angestrebt werden. So wird laut der modifizierten Verordnung N° 85-720 vom 10. Juli 1985, die den Sportlehrern einen besonderen Status verleiht, jenen Sportlern, die mindestens drei Jahre lang auf der Liste der Hochleistungssportler standen, eine Auswahlprüfung angeboten. Hochleistungssportler können außerdem von den Regional- und Departementdirektion für Jugend und Sport eine begleitende Unterstützung bei der Berufsberatung und Arbeitssuche erhalten. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 22 Nationalen Olympischen- und des Französischen Sportkomitees, Hochleistungssportler, Trainer, ein Schiedsrichter oder (Hochleistungs-)Sportrichter und Vertreter der Gebietskörperschaften. Der nationale Ausschuss für Hochleistungssport (CNSHN): – definiert die Ziele der nationalen Politik für Hochleistungssport, – erkennt das Hochleistungsmerkmal der Sportdisziplinen an, – bestimmt für jede Hochleistungsdisziplin die Kriterien für die Feststellung der Eigenschaft eines Hochleistungssportlers, eines Hochleistungstrainers, eines Schiedsrichters und eines Sportrichters, eines Nachwuchssportlers und eines Trainingspartners, – bezieht Stellung zur Anzahl der Sportler, die auf die Liste der Hochleistungssportler gesetzt werden, zur Anzahl der Hochleistungstrainer, der Schiedsrichter und der Sportrichter, – definiert die Auswahlkriterien der Sportler für die unter der Verantwortung des Internationalen Olympischen Komitees organisierten Wettkämpfe, darunter die Olympischen Spiele. Der Ausschuss formuliert insgesamt die Zielsetzungen für den Spitzensport zusammen mit den erforderlichen Kriterien und Maßnahmen, die zur Steuerung und Entwicklung der verschiedenen Disziplinen eingesetzt werden sollen. Hinzu kommen Evaluationsberichte sowie die Berichterstattung über die Erfolgsaussichten der Spitzenathleten mit Medaillen-Chancen und der jungen Sportler mit längerfristigen Perspektiven (ebd.).62 Hinzu kommen Regionale Ausschüsse für den Hochleistungssport: Die Verordnung zum Hochleistungssport N° 2002-707 vom 29. April 2002 erörtert in Paragraph III die Bestimmungen bezüglich der regionalen Ausschüsse für Hochleistungssport (CRSHN).63 In jeder Region wird ein regionaler Ausschuss für Hochleistungssport gebildet. Die Zusammensetzung und die Abläufe werden per Beschluss und nach Stellungnahme des Ausschusses festgelegt. Dieser sorgt in der jeweiligen Region für die Ausführung der nationalen Politik für Hochleistungssport. Die Institutionen des Spitzensports bilden den sozialen Rahmen für die Rekrutierung der französischen Hochleistungssportler. Da der Sport und die sportlichen Leistungen im französischen Bildungssystem eine relativ geringe Reputation besaßen, wurde mit der Einrichtung spezieller Bildungs- und Fördereinrichtungen für Spitzensportler versucht, eine Sportelite zur erfolgreichen nationalen Repräsentation herauszubilden. Dabei wurden die Muster der traditionellen Elitenbildung auch auf diese Einrichtungen übertragen und auf die speziellen Belange des Spitzensports zugeschnitten. Der französische Staat konzipierte schließlich einen besonderen Elitestatus für die Spitzensportler. Grundlage dafür ist eine vom Ministerium für 62 Vgl. die Informationen unter http://www.sports.gouv.fr/francais/sport-et-competition/sport-de-haut-niveau [Stand 14.09.10]. 63 Vgl. dazu beispielsweise die Regelungen im Departement Val-de-Marne, abrufbar unter http://www.ddjs-val-demarne .jeunesse-sports.gouv.fr/spip.php?article14 [Stand 14.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 23 Jugend und Sport64 abgezeichnete Liste, die festlegt, welche Athleten den Status des „Sportif de haut niveau“ erhalten. Insgesamt werden mehrere Kategorien unterschieden: – Elite-Kategorie: In dieser Kategorie kann ein Sportler eingetragen werden, wenn er an den Olympischen Spielen, an Weltmeisterschaften, Europameisterschaften oder an Wettkämpfen teilnimmt, die auf einer vom Nationalen Ausschuss für Hochleistungssport zusammengestellten Liste aufgeführt sind, oder wenn dieser einen bedeutenden Platz in einer Rangliste einnimmt, entweder allein oder als Kapitän einer französischen Mannschaft. – Senior-Kategorie: In dieser Kategorie kann ein Sportler eingetragen werden, wenn er vom jeweils beauftragten Verband in eine französische Mannschaft für die Vorbereitung von offiziellen internationalen Wettkämpfen ausgewählt wurde. – Junior-Kategorie: In dieser Kategorie kann ein Sportler eingetragen werden, der in einer französischen Mannschaft vom jeweiligen Verband für die Vorbereitung von offiziellen internationalen Wettkämpfen in seiner Altersklasse ausgewählt wurde. – Kategorie Umschulung: In dieser Kategorie kann ein Sportler eingetragen werden, wenn er zur Elite-Kategorie gehört oder wenn er 4 Jahre lang zu einer anderen Kategorie der Liste der Hochleistungssportler, außer zur Umschulungskategorie, gehört hat, und dabei mindestens 3 Jahre zur Seniorkategorie. Der Sportler darf die Anmeldebedingungen für die Kategorien Elite, Senior und Junior nicht mehr erfüllen und muss ein Projekt für den Einstieg ins Berufsleben vorbringen. Auch die Wirtschaft ist in die Spitzensportförderung eingebunden. So verlangte seit 1982 ein besonderes Gesetz die Bereitstellung einer bestimmten Anzahl von Arbeitsplätzen für Spitzensportler: Die Einstellung von Hochleistungssportlern in Unternehmen kann durch die Abkommen zur beruflichen Eingliederung zwischen dem Sportministerium und den Arbeitgebern der Hochleistungssportler vereinfacht werden (Artikel 32 des Gesetzes vom 16. Juli 1984). Die Sportler sind dann jedoch weitgehend von der Arbeit im Betrieb freigestellt worden, um ausreichend Zeit für Training, Lehrgänge und Wettkämpfe zu haben. Die meisten Firmen, die solche Freiplätze zu Verfügung gestellt haben, sind Staatsbetriebe. Die Bezahlung der Athleten wurde zur Hälfte vom Staat übernommen; angestrebt wurde außerdem eine Weiterbeschäftigung nach Ende der aktiven Karriere (Digel und Fahrner 2003: 68ff.).65 An der Finanzierung des französischen Hochleistungssports ist eine Vielzahl verschiedener Geldgeber beteiligt. So fungiert der Staat als auf allen Verwaltungsebenen als einer der wichtigsten Finanziers, aber auch französische Wirtschaftsunternehmen haben als Sponsoren ihren Anteil (ebd.). Zu 64 Vgl. dazu http://www.sports.gouv.fr/francais/sport-et-competition/sport-de-haut-niveau [Stand 14.09.10]. 65 Dies kann als ein Äquivalent zu den deutschen Sportlern im Dienst von Bundeswehr oder Bundespolizei angesehen werden. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 24 berücksichtigen sind dabei die finanziellen Unterstützungsleistungen, die direkt an die Athleten gehen. Die personengebundenen Unterstützungen sind direkte finanzielle Unterstützungen des Staates, die dem Sportler helfen, auftretende Schwierigkeiten zu beheben, um die sportliche Exzellenz zu erreichen und die berufliche Karriere vorzubereiten. 3.1.3. Österreich In Österreich ist Sport – analog zu Bundesrepublik Deutschland – in Gesetzgebung und Vollzug Angelegenheit der Bundesländer. In finanzieller Hinsicht fördern die Bundesländer einerseits Sportvereinigungen, andererseits tragen sie zur Finanzierung von Investitionen im Sport bei. Neben den Ländern ist aber auch die zentralstaatliche Ebene finanzieller Förderer des österreichischen Sports. Zwar hat der Bund aufgrund der Verfassung keine hoheitsrechtlichen Kompetenzen für den außerschulischen Sport, er fördert den Sport aber im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung . Die Organisation des Sports basiert in Österreich auf der Aktivität der Sportverbände und -Vereine, die unabhängig sind. Auf politischer Seite ist Sport Ländersache und wird vor allem auf dieser Ebene vom Staat gefördert. Die gesetzliche Basis hierfür stellt das Bundessportförderungsgesetz dar. Für die Verteilung zur Verfügung stehender Gelder ist die Österreichische Bundessportorganisation (BSO)66 zuständig. Eine zusätzliche Förderung des Sports gibt es durch Gelder aus der Lotterie. Die BSO als zentrales Organ des organisierten Sports wurde 1969 von den Sportfachverbänden gegründet. Diese Fachverbände sind jeweils für eine Sportart im Leistungssportbereich zuständig, während drei weitere Dachverbände, die ebenfalls der BSO angegliedert sind, für den Breiten- und Freizeitsport sowie den nicht wettkampforientierten Jugendsport zuständig sind. Als außerordentliches Mitglied gehört auch das Österreichische Olympische Komitee67 der BSO an.68 Die österreichische Sportförderpolitik besitzt einen ähnlichen Stellenwert wie ihr Pendant in der Bundesrepublik Deutschland und ist auch ähnlich strukturiert.69 Aufgrund dieser besonderen Bedeutung des Sports obliegt dem Staat eine umfassende verfassungsrechtliche Förderkompetenz . Angelegenheiten des Sports fallen unter den verfassungsrechtlichen Kompetenzbereich der neun Bundesländer. Jedes Bundesland hat hierzu eigene relevante landesrechtliche Regelungen. Da im österreichischen Bundesverfassungsgesetz, das die Bundeskompetenzen in der Gesetzgebung enthält, der Sport nicht erwähnt wird, fällt er in Gesetzgebung und Vollzug den Ländern zu. Angelegenheiten des Sports fallen unter den verfassungsrechtlichen Kompetenzbereich der neun Bundesländer. Artikel 15 (1) Bundesverfassungsgesetz sieht vor: „ Soweit eine Angelegen- 66 Vgl. http://www.bso.or.at. 67 Vgl. http://www.oeoc.at. 68 Vgl. dazu Horak, Penz und Peyker (2005) sowie Horak und Penz (2004). 69 Der Leistungsumfang der Sportförderung der Bundesländer ist dokumentiert im 20. Sportbericht des Bundeskanzleramtes, das Dokument ist abrufbar unter http://www.sportministerium.at/files/doc/Sportbericht/Sportbe-20052006.pdf [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 25 heit nicht ausdrücklich durch die Bundesverfassung der Gesetzgebung oder auch der Vollziehung des Bundes übertragen ist, verbleibt sie im selbständigen Wirkungsbereich der Länder.“ Jedes Bundesland hat demzufolge eigene relevante landesrechtliche Regelungen.70 Auch der Bund ist jedoch in der Sportförderung aktiv. Die Bundessportförderung71 gliedert sich wiederum in die „allgemeine Sportförderung“ sowie in die „besondere Sportförderung“. Diese Unterteilung ist die Basis für einen besonderen Aufteilungsschlüssel der Fördermittel. Im Rahmen der allgemeinen Sportförderung in der jährlichen Höhe von derzeit rund 15 Millionen Euro unterstützt der Bund im Rahmen von speziellen Förderungsprojekten, Programmen und Schwerpunktsetzungen die Angelegenheiten des Sports von internationaler und gesamtösterreichischer Bedeutung. Die allgemeine Förderung lässt sich in zwei ungefähr gleich große Teilbereiche gliedern, nämlich die Investitionsförderung sowie die sonstigen Förderungen. Wesentliche Teile der sonstigen Förderungen, darunter Trainerkostenzuschüsse und Zuschüsse für Sport-Großveranstaltungen, aber vor allem auch Förderungen an die Dach- und Fachverbände werden dabei zur Gänze oder teilweise auf Vorschlag der BSO verteilt. Hinzu kommt die Spitzensportförderung,72 deren Fördermittel im Sinne einer Zentralisierung der Sportförderung nicht zur Basisfinanzierung von Bundes-Fachverbänden, sondern ausschließlich der Umsetzung von athletenspezifischen Spitzensportprojekten dient.73 Gegenwärtig ist Team Rot-Weiss-Rot (TRWR)74 das Spitzensportförderprogramm des zuständigen Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport in Zusammenarbeit mit Österreichischen Sporthilfe. Grundlegendes Ziel ist die projektbezogene, finanzielle Unterstützung der österreichischen Bundesfachverbände beim Aufbau und der Umsetzung effizienter, moderner und individueller Spitzensportförderung . Das Team Rot-Weiss-Rot wird von den besten 500 Sportlerinnen und Sportler Österreichs gebildet. Diese Athleten erhalten Spitzensportförderung vom Bund in der Höhe von mehreren Millionen Euro pro Jahr. Unterstützt werden sowohl olympische als auch nichtolympische Sportarten, jedoch fällt der Umfang der Förderung für die die Spitzensportler in den 70 Die einfachgesetzliche Grundlage der Sportförderung durch den Bund bildet das Bundes-Sportförderungsgesetz. 1969, BGBl. Nr. 2/1970 in der geltenden Fassung sowie das Glücksspielgesetz BGBl. Nr. 620/1989 in der geltenden Fassung. Vgl. zur Sport-Gesetzgebung in Österreich http://www.sportministerium.at/de/menu_main/themen/gesetze--verordnungen--richtlinien [Stand 10.09.10]. 71 Vgl. zum Umfang der Förderung die Informationen unter http://www.sportministerium.at/de/menu_main/themen/foerderungsmittel. Vgl. dazu auch den Evaluierungsbericht 2007 mit einer Darstellung der Bundessportförderung, abrufbar unter http://www.sportministerium.at/files/doc/Berichte/Evaluierungsbericht_2007.pdf [Stand 10.09.10]. 72 Das Konzept Top Sport Austria (TSA) wurde auf der Grundlage der Erkenntnis, dass Leistungssport nicht zuletzt durch seine mediale Wirksamkeit eine Visitenkarte eines Landes und somit einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellt und darüber hinaus ideelle Werte wie Teamgeist, Fairness und Leistungsbereitschaft transportiert. Vgl. dazu http://www.sportministerium.at/de/menu_main/themen/team-rot-weiss-rot/top-sportaustria /erlaeuterungen [Stand 10.09.10]. 73 Vgl. zur Spitzensportförderung in Österreich den 20. Sportbericht des Bundeskanzleramtes (S. 109ff.), das Dokument ist abrufbar unter http://www.sportministerium.at/files/doc/Sportbericht/Sportbe-20052006.pdf [Stand 10.09.10]; weitere Informationen finden sich im Evaluierungsbericht 2007 (S. 35), abrufbar unter http://www.sportministerium.at/files/doc/Berichte/Evaluierungsbericht_2007.pdf [Stand 10.09.10]. 74 Vgl. http://www.teamrotweissrot.at/ Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 26 nichtolympischen Sportarten deutlich geringer aus als für die mit höherer Reputation verbundenen Leistungen der olympischen Athleten.75 Die besondere Sportförderung des Staates regelt die Verwendung jener Mittel in der jährlichen Höhe von rund 55 Millionen Euro. Gemäß Bundes-Sportförderungsgesetz wird es nach einem vorgegebenen Verteilungsschlüssel dem organisierten Sport in Österreich im Sinne einer Basis-, Struktur- bzw. Projektförderung zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird der Sport auch im Aufgabenbereich anderer Bundesministerien gefördert. Ein Beispiel hierfür aus dem Bildungsministerium sind die Bundesanstalten für Leibeserziehung, die an vier Standorten unentgeltlich Trainer und Lehrwarte für die meisten Sportarten ausbilden. Gerade für den Spitzensport ist auch die Förderung des Sports im Bundesheer von Bedeutung. Eine als gemeinnütziger Verein organisierte Institution ist die Sporthilfe. Neben Beiträgen der Mitglieder finanziert sich die Sporthilfe vor allem aus Mitteln von Sponsoren und verschiedenen Fundraising-Aktivitäten. Die Sporthilfe unterstützt insbesondere einzelne Sportler und berücksichtigt bei der Mittelverteilung dabei vor allem deren Leistungen und soziale Bedürftigkeit. Schließlich kann die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) als bedeutende Unterstützerin des Sports in Österreich angesehen werden. Ihr Engagement umfasst in unterschiedlichem Ausmaß den Austria Ski-Pool, den Austria Tennis Pool, den Fußball-, den Leichtathletik- und den Eishockeyverband sowie die Sporthilfe und das ÖOC (ebd.).76 3.1.4. Großbritannien Besonders markant ist der rasante Leistungsschub des britischen Hochleistungssports. Nach Platz 36 in der Nationenwertung bei den Olympischen Spielen in Atlanta erreichte das Vereinigte Königreich in Peking mit 19 Gold-, 13 Silber- und 15 Bronzemedaillen Platz vier in der Nationenwertung . Als ein wesentlicher Faktor für die Leistungssteigerung gilt vor allem die neue Finanzierung des Leistungssports durch eine zentrale Institution.77 Getragen von Lotteriefinanzmitteln , organisiert das Leistungssportfinanzierungsprogramm UK Sport78 zusammen mit anderen staatlichen Instanzen die langfristig ausgerichtete Förderung des Hochleistungssports. Diese 75 Im „ewigen Medaillenspiegel“ der World Games rangiert Österreich auf dem 18. Platz; vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel; bei den jüngsten World Games in Taiwan hat Österreich den 22. Platz erreicht; vgl. dazu http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 10.09.10]. 76 Vgl. dazu http://www.sportministerium.at/de/menu_main/themen/foerderungsbereiche/besondere-bundessportfoerderung [Stand 10.09.10]. 77 Ende der 1990er Jahre wurde ein Prozess eingehender analytischer Arbeiten eingeleitet, der den aktuellen Zustand aller Teilbereiche des nationalen Sportsystems (und dabei insbesondere des Spitzensports) überprüfte. Resultat war eine Reihe umfangreicher Berichte, die die Grundlage organisatorischer und struktureller Veränderungen im britischen Spitzensport bildeten (Sandner 2008). 78 Vgl. http://www.uksport.gov.uk. UK Sport ist die erste Organisation Großbritanniens, die sich ausschließlich auf die Entwicklung und Förderung des Hochleistungssports konzentriert. Gleichzeitig bekam UK Sport 1999 das Recht zuerkannt, die von der Regierung seit 1997 für die Förderung des Leistungssports zur Verfügung gestellten Lotteriemittel in eigener Regie zu verteilen. Seit 2006 erhielt UK Sport die komplette Verantwortung für die strategische Entwicklung eines nationalen Spitzensports auf Weltspitzenniveau. UK Sport trägt nunmehr auch die Verantwortung für technologische Partnerschaften und Entwicklungen. Parallel dazu wurden in vielen Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 27 Finanzierung, die vor allem die Leistung honoriert, sollte zu einer langfristigen Steigerung des olympischen Leistungspotentials in Großbritannien führen. Gleichzeitig wurde das Netz der Hochleistungszentren ausgedehnt und ihre Arbeitsweise verändert. Das Ziel war eine Erhöhung der Anzahl der den Hochleistungszentren angehörenden Coaching-Beratungsgruppen um fünf bis zum Jahr 2008.79 Außerdem werden umfangreiche Mittel aus der staatlichen Lotterie für die finanzielle Unterstützung des Leistungssports zur Verfügung gestellt.80 Zuständig ist auf der Seite der Regierung das Department for Culture, Media and Sport (dcms);81 hinzu kommen entsprechende Behörden der regionalen Gliederungen (Department for Environment, Sport and Culture in Schottland, Department of Education and Culture in Wales, Department of Culture, Arts and Leisure in Northern Ireland). Die ministeriellen Einrichtungen sind zuständig für die Arbeit der verschiedenen Home Country Sports Councils. Dazu gehören neben Sportscotland, Sports Council for Wales sowie Sports Council for Northern Ireland vor allem Sport England. Sport England ist eine Regierungsbehörde, deren Ziel vor allem in der Entwicklung eines konkurrenzfähigen Sportsystems besteht. Dazu ist im Juni 2008 ein neues strategisches Konzept vorgelegt worden, das vor allem auf die Schaffung leistungsfähiger Breitensportstrukturen – als zentrale Grundlage für Hochleistungssport – ausgerichtet ist.82 Demgegenüber ist UK Sport die Behörde mit den Zuständigkeiten für den Leistungsport mit dem zentralen Ziel der Erringung vorderer Plätze bei hochrangigen internationalen Sportevents (Weltmeisterschaften , Olympische und Paralympische Spiele).83 Die Mittel sollen deshalb ausschließlich auf jene Sportler konzentriert werden, die in ihren Disziplinen Medaillen-Chancen besitzen („no compromise strategy“). Unterstützungen erfolgen vor allem durch das World Class Performance Programme. Das Programm zielt auf die Unterstützung der Leistungssportler sowohl im olympischen als auch im paralympischen Bereich beim Erreichen von sportlichen Höchstleistungen im internationalen Maßstab. Es ist ein langfristiges Programm, das vor allem auf das Jahr 2012 ausgerichtet ist. Im Unterschied zu anderen lotteriefinanzierten Projekten zielt es auf die direkte Finanzierung von Personen, weniger dagegen auf die Finanzierung von Einrichtungen und Gebäuden . Das Programm erfasst vor allem die Sportarten bei Sommerolympiaden (und Paralympics ), berücksichtigt aber auch die Hochleistungsportler in den medaillenträchtigen Wintersportarten .84 Sportarten Programme entwickelt, um die Rolle nationaler Sportverbände, im Vergleich zu den regionalen Sportverbänden, zu stärken und die Verantwortlichkeiten in wichtigen Bereichen zu bündeln (Sandner 2008). 79 Vgl. ausführlich zum britischen Hochleistungsport insbesondere Digel, Burk & Fahrner (2003) sowie Bergsgard u. a. (2007: 164ff.). 80 Informationen finden sich unter http://www.sportengland.org/funding.aspx [Stand 10.09.10]; vgl. dazu auch Nevill, Balmer und Winter (2009); Hinweise finden sich auch in Andreff und Andreff (2010). 81 Vgl. dazu die Informationen unter www.culture.gov.uk. 82 Vgl. http://www.sportengland.org/funding.aspx [Stand 15.09.10]. 83 Vgl. http://www.uksport.gov.uk. 84 Vgl. http://www.uksport.gov.uk/pages/wc-performance-programme; vgl. außerdem die Performance Investment Principles unter http://www.uksport.gov.uk/publications/2009-13-funding-investment-principles [Stand 15.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 28 Großbritannien hat bei den World Games nur mäßig gut abgeschnitten und rangiert im „ewigen Medaillenspiegel“ auf dem 13. Platz.85 Ein Grund dafür liegt darin, dass die World Games keine allzu große Reputation im öffentlichen Diskurs besitzen, beachtet werden dagegen die Resultate bei den Weltmeisterschaften populärer nichtolympischer Sportarten. Deshalb ist auch der nichtolympische Sport – besonders mit Blick auf die Londoner Olympischen Spiele im Jahr 2012 – in die Spitzensportförderung einbezogen.86 Das wesentliche Kennzeichen ist die relativ enge Anbindung der nichtolympischen Disziplinen an die bereits bestehenden olympischen Sportstrukturen . Dabei gilt die Maßgabe, Großbritannien auf Dauer in der Spitze des olympischen Weltsports zu etablieren. Dieser Maxime wurde auch der nichtolympische Sport unterworfen. Das Ziel ist dabei, jene Sportarten zu unterstützen, die bei Weltmeisterschaften und anderen internationalen Sportevents Siegchancen besitzen. In der Periode 2005-2009 wurden sieben Sportarten unterstützt (u. a. Wasserski, Orientierungslauf, Sportklettern, Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen ). Die Leistungen von UK Sport für die nichtolympischen Disziplinen lagen im Zeitraum 2001 bis 2005 bei insgesamt (einschließlich der Lotteriegelder) etwa 3,7 Millionen Pfund (ca. 4,5 Mio. Euro). Die Förderungswürdigkeit wird anhand einer Reihe von Kriterien überprüft. So werden nur bereits bisher geförderte Sportarten berücksichtigt (d. h. keine Aufnahme neuer Disziplinen). Gleichzeitig müssen die Sportarten mindestens von zwei regionalen Home Country Sports Councils unterstützt werden. Berücksichtigung finden auch die bisher erreichten Medaillen-Erfolge bei Weltmeisterschaften (bei gleichzeitiger Beachtung künftiger Medaillen-Chancen).87 Dies schließt auch die bisherige Beteiligung der Athleten an Spitzensport- Events auf GB/UK-Ebene ein.88 3.1.5. Schweiz Auch die Schweiz (als Nicht-EU-Mitgliedstaat) hat im Rahmen ihrer föderalen Strukturen die Sportförderung rechtlich verankert. So besagt Artikel 68 der Bundesverfassung (SR 101), dass der Bund den Sport fördert. Dies wird im Einzelnen geregelt durch das Bundesgesetz vom 17. März 1972 über die Förderung von Turnen und Sport (SR 415.0). Im Zusammenhang mit der Neuverteilung der Aufgaben zwischen den Departementen wurde auf den 1. Januar 1999 das 85 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel; bei den jüngsten World Games in Taiwan hat Großbritannien den zehnten Platz erreicht; vgl. dazu http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 15.09.10]. 86 Jedoch genießt der nichtolympische Sport keinen zentralen Stellenwert in der britischen Sportpolitik. Dies zeigt sich auch daran, dass Großbritannien in der ewigen Medaillenliste der World Games nur auf dem 13. Platz rangiert; vgl. dazu http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel. Bei den letzten Spielen in Taiwan wurde der 10. Platz erreicht; vgl. http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 15.09.10]. 87 Vgl. http://www.uksport.gov.uk. 88 Berücksichtigt werden auch die Erfolge bei den Commonwealth Games, einem internationalen Sportereignis, in dessen Rahmen sich alle vier Jahre die besten Sportler aus den Ländern des Commonwealth of Nations für Wettbewerbe in verschiedenen Sportarten treffen; das sportliche Programm beinhaltet neben den meisten olympischen Disziplinen auch nichtolympische Sportarten wie etwa Squash oder Rugby; vgl. dazu http://www.thecgf.com. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 29 Bundesamt für Sport (BASPO)89 geschaffen und in die Organisation des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) eingegliedert. Seither ist die Sportschule unter der Bezeichnung Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen (EHSM) als Teil des BASPO organisiert. Die Förderung des leistungsorientierten Nachwuchssportes und des Spitzensports ist in erster Linie Aufgabe der Sportverbände und -vereine. Hinzu kommt die Unterstützung von Bund, Kantonen und Gemeinden. Der Bund entfaltet dabei verschiedene Unterstützungstätigkeiten, indem er beispielsweise Beiträge an die nationalen Sportverbände leistet, die Nachwuchsförderung im Bereich umsetzt, die Ausbildung der Trainerinnen und Trainer unterstützt und Beiträge an Sportmittelschulen zur Förderung des Skirennsports leistet. Im Rahmen dieser Aktivitäten nimmt der Bund auch Einfluss auf die Sportentwicklung, etwa im Rahmen der Bekämpfung von Doping. Die Kantone und teilweise auch die Gemeinden haben ebenfalls Richtlinien zur Unterstützung des Leistungssports entwickelt.90 Zur Struktur des schweizerischen Spitzensportmodells: Die Schweizer Sportverbände sind in der Dachorganisation „Swiss-Olympic“ zusammengeschlossen. Dieser Verein entstand 1997 aus der Fusion vom Schweizerischen Landesverband für Sport und dem Schweizer Olympischen Komitee.91 Ein wesentlicher Teil der staatlichen Sportförderung wird über Swiss-Olympic an den Schweizer Sport verteilt; dabei handelt es sich hauptsächlich um einen Anteil an den Gewinnen der staatlichen Toto-Gesellschaft. Dazu kommt ein geringer Betrag an Bundesmitteln, die für die Bereiche Sportmedizin, Breitensport, Trainer- und Technikerausbildung zweckgebunden sind. Swiss-Olympic verfügt auch über eigene Sponsoren, die verschiedene Prädikate (wie „Top- Sponsor Swiss-Olympic") nutzen dürfen. Von den Gesamteinnahmen wird ca. die Hälfte an die Mitgliederverbände zur Förderung des Wettkampfsports im Leistungs- und Nachwuchsbereich weitergegeben, der Rest wird für eigene Projekte und Verwaltung verwendet. Swiss-Olympic teilt die Mitgliedsverbände aufgrund bestimmter Kriterien in verschiedene Förderungsstufen ein. Grundlage dafür sind vor allem Erfolge im Leistungssport, aber auch die Bedeutung der Sportart (Anzahl Aktive, Anzahl der den jeweiligen Sport betreibenden Nationen) sowie eine Beurteilung der Verbandsplanung. Neben den Toto-Geldern fördert das für Sport zuständige Ministerium (Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS - VBS) bzw. dessen Bundesamt für Sport (BASPO) die nationalen Verbände. Diese Zuwendungen sollen insbesondere für die Ausbildung von Trainern und Gruppenleitern aller Leistungsniveaus, die Ausbildung von Wettkämpfern sowie die Planung und Organisation von Kursen verwendet werden. Der Verteilungsschlüssel orientiert sich an Breitensportkriterien, denn er beruht zunächst auf der Mitgliederzahl und der Zahl der Vereine, aber auch auf den Leistungen der Verbände im Bereich von Jugendsportkursen, und nur in geringem Umfang auf der Stellung des Verbandes im Wettkampfsport. Der Bund fördert aber auch lokale Vereine (im Rahmen des 89 Vgl. dazu und die Informationen unter http://www.baspo.admin.ch. 90 Seit Ende 2009 liegt dem Parlament ein Entwurf für ein neues Sportförderungsgesetz vor. Hintergrund ist die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre, wobei der Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen und die negativen Begleiterscheinungen des Sports (z.B. Doping oder Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen) als besondere Probleme identifiziert wurden. Die Novellierung der Sportförderregelungen soll das ziel- und wirkungsorientiertem Handeln unter systematischem Einbezug sämtlicher Akteure im Bereich des Sports ermöglichen. Im Leistungssport geht es um die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für die subsidiäre Unterstützung des Leistungssports. Der Entwurf ist abrufbar unter http://www.admin.ch/ch/d/ff/2009/8269.pdf [Stand 10.09.10]. 91 Vgl. http://www.swissolympic.ch. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 30 Programms Jugend und Sport). Daneben unterstützen Kantone und Gemeinden regionale und kantonale Sportverbände sowie Sportvereine. Die Gemeinden sind darüber hinaus als Betreiber von Sportanlagen der größte öffentliche Förderer des Sports. In geringerem Ausmaß werden Sportanlagen aber auch auf kantonaler Ebene gefördert. Hinzu kommt die Sporthilfe, die als Stiftung organisiert ist. Diese Organisation hat vor allem die Unterstützung des Sport- Nachwuchses zum Ziel und unterstützt primär einzelne Sportler, wenn diese nicht über ausreichend eigene Mittel verfügen. Sie finanziert sich hauptsächlich durch Fundraising-Events und Marketingaktivitäten.92 Im Bereich des Nachwuchsleistungs- und Spitzensports wurde Swiss Olympic die Lead- und dem BASPO die Support-Funktion übertragen. So wurde Ende 2006 von Swiss Olympic und BASPO eine „Kooperationsvereinbarung zur Sportförderung Schweiz“ unterzeichnet. Diese Vereinbarung regelt die klare Aufgabenteilung zwischen der Führungsorganisation des privatrechtlichen und des öffentlich-rechtlichen Sports.93 Inzwischen wurde das „Spitzensport- Konzept Schweiz“ vorgelegt, das die Nähe zu den Fachverbänden und Athleten einerseits und Wirtschaftlichkeit, Effektivität und Effizienz anderseits verbessern soll (Swiss Olympic 2010).94 Das Spitzensportkonzept definiert die Aufgaben der Dachorganisation vor dem Hintergrund der knappen finanziellen und personellen Ressourcen und soll dazu dienen, davor aufgetretene Reibungsverluste und Doppelzuständigkeiten innerhalb des gesamten Schweizer Spitzensportsystems zu verhindern sowie die Interessensvertretungen besser zu bündeln. Das grundlegende Ziel ist es, an den Olympischen Spielen zu den Top-8-Nationen (Winter) bzw. Top- 25-Nationen (Sommer) zu gehören. In dieses Fördersystem ist auch der nichtolympische Sport eingebunden. Dabei gilt für die nichtolympischen Sportarten, die international führend sind und eine nationale Bedeutung haben, als Ziel, an Weltmeisterschaften und Europameisterschaften Podestplätze zu erreichen. Dabei spielen jedoch für Swiss Olympic und BASPO Internationale Meisterschaften wie etwa World Games oder Jeux de la Francophonie keine Bedeutung und werden deshalb weder in der Vorbereitung noch in der Beschickung speziell finanziell unterstützt (ebd.: 8). Ab dem Olympia-Zyklus 2013-2016 (Sommersportarten) bzw. 2015-2018 (Wintersportarten) soll die gesellschaftliche Bedeutung einer Sportart bei der Verteilung der Fördermittel eine erheblich größere Rolle spielen. Bisher erfolgt die Verteilung der Fördergelder auf der Grundlage einer Einstufung der Verbände und Sportarten durch Swiss Olympic. Die Einstufung berücksichtigt die Resultate der Eliteathleten, die Nachwuchsarbeit, die Bedeutung der Sportart und die Verbandsarbeit über die letzten vier Jahre. Sie dient als Parameter der Verbandsunterstützung 92 Vgl. zur grundsätzlichen Struktur des schweizerischen Sportsystems Chappelet (2010), Berwert (2007)), Chaker (1999, 2004). Ein historischer Überblick findet sich bei Hotz (2004), die rechtlichen Grundlagen sind abrufbar unter http://www.admin.ch/ch/d/sr/41.html#415 [Stand 10.09.10]. 93 Das Dokument findet sich unter http://www.baspo.admin.ch/internet/baspo/de/home/themen/sport_und_politik/zusammenarbeit.parsys.0002.d ownloadList.00021.DownloadFile.tmp/kooperationsvereinbarung.pdf [Stand 10.09.10]. 94 Das Dokument ist im Internet abrufbar unter http://www.swissolympic.ch/de/Portaldata/41/Resources/03_sport/verbaende/spitzensport_konzept/Spitzenspo rt-Konzept_Schweiz_2010_05_01.pdf [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 31 und für die Berechnung der Beiträge an den Spitzensport.95 Umfasst ein Sportverband sowohl olympische wie auch nicht olympische Sportarten, werden die olympischen Sportarten nach den Vorgaben der Richtlinien eingestuft. Dagegen werden die nichtolympischen Sportarten in der Regel der Einstufung 5 - der am geringsten dotierten Kategorie - zugeordnet. Umfasst ein Sportverband keine olympischen, aber mehrere nicht olympische Sportarten, wird die wichtigste Sportart eingestuft. Die weiteren Sportarten werden in der Regel ebenfalls nur der Einstufung 5 zugeordnet.96 3.2. USA Der Hochleistungssport wird vom amerikanischen Olympischen Komitee (USOC), getragen.97 Zu den Aufgaben von USOC gehört dabei insbesondere die Koordination der Aktivitäten der verschiedenen Vereinigungen einzelner Sportarten (National Governing Bodies, NGBs). Viele der vom USOC verantworteten Aufgaben im Zusammenhang mit der Auswahl von Sportlern und deren Training werden von diesen NGBs umgesetzt, die auch die Mitgliederentwicklung, Bereitstellung von Trainings- und Wetttkampfstätten, Entwicklung von Reglements und Standards sowie die Vertretung in den jeweiligen internationalen Sportverbänden wahrnehmen. Unter diese Organisationen fallen etwa USA Cycling, USA Rollersports oder USA Swimming. Jedoch sind die verschiedenen Sportarten – auch jene aus dem nichtolympischen Bereich – in recht unterschiedlicher Weise in das „laissez-faire system“ (Sparvero, Chalip und Green 2008: 269) des US-amerikanischen Hochleistungssports eingebunden. Eine Reihe von Disziplinen haben ihre Basis im professionellen Sport (so etwa Boxen, Radsport, Triathlon, Marathon, Eiskunstlauf, Snowboarding), während andere Sportarten stärker in den Sportprogrammen der Hochschulen verankert sind (z. B. Volleyball, Schwimmen, Rudern, Fußball, Leichtathletik). Die Vereine (Clubs) und Fachverbände sind dabei weniger Ausdruck der zivilgesellschaftlichen Betätigung, sondern vor allem eine Basis privatwirtschaftlicher Interessenverfolgung, in der – insbesondere bei populären neuen Sportarten – club-ähnliche Unternehmen („z. B. retail-based clubs“) den Athleten eine Basis für Training und Wettkampfbeteiligung bieten.98 Manche Sportarten haben eine Basis im System der Country-Clubs (z. B. Golf und Tennis), während andere stärker in Verbandstrukturen wie etwa YMCA oder Boys and Girls Clubs of America integriert sind. Diese verschiedenen Organisationen und Vereinigungen sind – soweit sie auf den Spitzensport ausgerichtet sind – Mitglied im Olympischen Komitee der USA (USOC) und allen ist gemeinsam, dass sie nicht oder nur in geringem Maß von staatlicher Sportförderung abhängig sind. Während das staatliche Engagement im Hochleistungssport in anderen Ländern immer mehr zugenommen hat, 95 Vgl. dazu die Richtlinien für die Einstufung der Verbände und Sportarten (2006), online abrufbar unter http://www.swissolympic.ch/de/Portaldata/41/Resources/03_sport/verbaende/einstufung_der_sportarten/Richtl inien_Einstufung.pdf [Stand 10.09.10]. 96 Nur wenige der nichtolympischen Sportarten finden in einer besseren Bewertung (z. B. Sportklettern in Einstufung 2). Vgl. dazu die Informationen unter http://www.swissolympic.ch/de/desktopdefault.aspx/tabid- 3229//4358_read-25173 [Stand 10.09.10]. 97 Vgl. http://www.usoc.org. 98 Vgl. zu den Sportarten auch http://en.wikipedia.org/wiki/Sports_in_the_United_States [Stand 10.09.10] Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 32 findet die Entwicklung des Hochleistungssports in den USA weiterhin ohne nennenswerte direkte staatliche Förderung statt (Nafziger 2009). Eine besondere Bedeutung für den Hochleistungssport erhielt – neben Title IX des Education Amendments von 197299 – insbesondere der Olympic and Amateur Sports Act (OASA).100 Mit diesem Gesetz wurde im Jahr 1998 in der Folge der Olympischen Spiele von Atlanta 1996 die Organisation und Koordination des olympischen Spitzensports auf eine neue Grundlage gestellt. Berücksichtigung fand vor allem die zunehmende Professionalisierung des Olympischen Sports. Das Gesetz erweitert zudem die Zuständigkeit des Olympischen Komitees und regelt zugleich die Zuständigkeit des Olympischen Komitees für die einzelnen Sportorganisationen im Bereich des Hochleistungssports. Es befugt das USOC zu einer exklusiven Rechtshoheit hinsichtlich der Teilnahme der USA an Olympischen, Paralympischen und Panamerikanischen Spielen (Sparvero, Chalip und Green 2008: 244f.). Auch in anderer Hinsicht hat sich das amerikanische Olympische Komitee erneuert. Die Jahre 2005-2008 gehören hinsichtlich der sportlichen Leistungen und mit Blick auf die finanzielle Situation des olympischen Spitzensports zu den erfolgreichsten Perioden in der amerikanischen Sportgeschichte. Mit der Präsidentschaft von Peter Ueberroth, dem Organisator der Olympischen Spiele von Los Angeles hat das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC), das zwischen 2000 und 2004 den – auch mit Skandalen verbundenen – Abgang von sechs Geschäftsführern und Präsidenten zu bewältigen hatte, zur produktiven Routine zurückgefunden. Ueberroth gelang es, das Ansehen des Olympischen Komitees wieder herzustellen. Gleichzeitig wurden Führungsstil und Leitungsstrukturen modernisiert. Die Organisationsstruktur entspricht dem Management eines Großunternehmens, dessen Kerngeschäft in der Produktion sportlicher Spitzenleistungen besteht (Regner 2008, 2010). Eine besondere Position nimmt das USOC in der Finanzierung des Hochleistungssports und somit auch der Entwicklung von Sportwissenschaft und Technologie für den Spitzensport ein. Das USOC erhält im Gegensatz zur Mehrzahl der weltweit über 200 Nationalen Olympischen Komitees keine regelmäßigen staatlichen Zuwendungen. Es finanziert sich im Wesentlichen über Spenden, Sponsoren,101 den Verkauf von Fernsehrechten102 und anderen Nutzungsrechten sowie den Verkauf lizenzierter Bekleidungsartikel und anderer Artikel über Katalog und Internet.103 Die nationalen Sportverbände müssen dem USOC nachvollziehbare Pläne zur langfristigen Leistungsentwicklung vorlegen, die auch Aussagen zu den beabsichtigten Medaillengewinnen beinhalten , um ihren Status als nationaler Spitzenverband zu behalten. Im Gegenzug erhalten die 99 Dieses Gesetz hat großen Einfluss auf die Verteilung der Sportarten im universitären Bereich (Sparvero, Chalip und Green 2008: 243f.). 100 Das Gesetz novelliert den ursprünglichen Amateur Sports Act von 1978; die Dokumente finden sich unter http://en.wikipedia.org/wiki/Ted_Stevens_Olympic_and_Amateur_Sports_Act [Stand 10.09.10]. 101 Vgl. zur „Sponsorenfamilie“ des USOC die Übersicht bei Regner (2008: 81ff.). 102 Das USOC finanziert etwa einen Drittel seines laufenden Haushalts aus dem Verkauf der nationalen Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele. Inzwischen gibt es auch Überlegungen des USOC, einen eigenen 24-Stunden-Fernsehsender zu betreiben (Regner 2008). 103 Damit ist das USOC auch sehr viel direkter mit der globalen Finanzmarktentwicklung konfrontiert. Vgl. dazu den Beitrag von Sam Fullerton und Melissa Johnson Morgan, abrufbar unter http://eprints.usq.edu.au/6766/2/Fullerton_Johnson_Morgan_SMA_2009_PV.pdf [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 33 Athleten monatliche Unterstützungsleistungen, hinzukommen finanzielle Anreize für Gewinner bei Großveranstaltungen sowie Angebote für eine bessere Betreuung und Ausbildung (Regner 2008). Eingeschlossen sind darin auch die Unterstützungsleistungen für die nichtolympischen Sportarten,104 allerdings fallen diese – besonders bei wenig publikums- und werbewirksamen Disziplinen – deutlich geringer aus als für jene im olympischen Bereich.105 Eine wichtige Organisation im Finanzierungssystem des USOC stellt seit Ende der achtziger Jahre die US Olympic Foundation (USOF) dar. Die finanzielle Grundlage der Stiftung in Höhe von 115 Millionen Dollar setzte sich aus den Überschüssen des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1984 und dem Erlös aus dem Verkauf von Olympia-Gedenkmünzen zusammen. Die Stiftung ist einer der Hauptfinanziers des USOC. Gleichzeitig bürgt die Olympic Foundation für Bankkredite des USOC von über 25 Millionen Dollar. Die Hälfte der Einnahmen der Stiftung wird reinvestiert und mit der anderen Hälfte werden die USOC Mitgliedsorganisationen mit der Maßgabe bezuschusst, den Sport in den USA weiterzuentwickeln.106 3.3. Kanada Die Entwicklung des kanadischen Sports ist geprägt von einer Kombination originärer, einheimischer Sportarten (z. B. Lacrosse107), den Sporttraditionen der großen Einwanderergruppen aus Europa (Fußball und Cricket) sowie der auch sportpolitisch bedeutsamen Nachbarschaft zu den USA (z. B. Baseball). Der kanadische Sport umfasst zahlreiche Winter- und Sommersportarten. Eishockey ist die mit Abstand beliebteste Sportart mit dem größten Erfolg im internationalen Vergleich. Beliebteste Sportart im Sommer ist Canadian Football. Ebenfalls auf Interesse stoßen Baseball, Basketball, Cricket, Curling, Fußball, Rugby Union und Softball. Die am häufigsten ausgeübten Einzelsportarten sind Eislaufen, Golf, Leichtathletik, Ringen, Schwimmen, Skateboarden , Skifahren, Snowboarden und Tennis. Jüngere Erhebungen zeigen, dass etwa 34 Prozent der Bevölkerung sich in diesen Sportarten im sportlichen Wettkampf aktiv beteiligt. Mehr als die 104 Die USA haben bei den World Games bisher sehr gut abgeschnitten und liegen im „ewigen Medaillenspiegel“ auf dem dritten Rang; vgl. dazu http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel; bei den jüngsten World Games in Taiwan haben die USA den vierten Platz erreicht; Informationen finden sich unter http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 10.09.10]. 105 Vgl. dazu Sparvero u. a. (2008: 249ff.). 106 Vgl. dazu Hunter (2008). Weitere Informationen finden sich im United States Olympic Committee Report to the President and Congress for the Period of 2005-2008; das Dokument ist abrufbar unter http://www.teamusa.org/legal/quadrennial-congressional-reports [Stand 10.09.10]. 107 Kanada ist ein Land mit zwei verschiedenen Nationalsportarten. Seit der Gründung des Landes galt das von den kanadischen Ureinwohnern erfundene Lacrosse als offizieller Nationalsport. 1994 erhoben Interessenvertreter der First Nations Einwände gegen einen von der Regierung vorgelegten Gesetzesentwurf, der vorsah, stattdessen Eishockey zum Nationalsport zu erklären. Sie argumentierten, dadurch würde die kulturelle und historische Bedeutung von Lacrosse gemindert. Das Unterhaus änderte das Gesetz dahingehend ab, dass es Eishockey als offizielle Winter-Nationalsportart und Lacrosse als offizielle Sommer-Nationalsportart bezeichnet. Der National Sports of Canada Act trat am 12. Mai 1994 in Kraft. Vgl. http://www.pch.gc.ca/pgm/sc/legsltn/n-16-eng.cfm [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 34 Hälfte der sportlichen Aktivitäten kann davon dem organisierten Sport zugeordnet werden. Eingeschlossen ist darin auch der professionelle Sport, der in Kanada eine wichtige Rolle spielt. Zu den populärsten Sportarten gehören Baseball, Basketball und insbesondere Eishockey, die allesamt in Profiligen zum Teil in grenzüberschreitender Weise (NHL) organisiert sind. Kanada war bisher dreimal Gastgeber von Olympischen Spielen: die Sommerspiele 1976 fanden in Montréal, die Winterspiele 1988 in Calgary und die Winterspiele 2010 in Vancouver statt.108 Das kanadische Sportsystem basiert der föderalen Struktur des Landes. Sowohl der kanadische Bundesregierung als auch die Regierungen der Provinzen sind aktiv an der Förderung des Sports beteiligt, da sie überlappende Kompetenzen besitzen. Sport Canada,109 eine Abteilung des Kulturministeriums („Canadian Heritage“) koordiniert die Aktivitäten des Bundes im Sportbereich und gibt die allgemeine Entwicklung vor.110 Canadian Interuniversity Sport (CIS)111 ist der nationale Verband für den Sportbetrieb an den Universitäten, während die Canadian Colleges Athletic Association (CCAA)112 für die Colleges zuständig ist. Die dem CIS angeschlossenen Organisationen vergeben nur Stipendien, welche die Ausbildungskosten abdecken. Aus diesem Grund wechseln viele der besten kanadischen Sportler an US-amerikanische Universitäten, wo Organisationen wie die National Collegiate Athletic Association sämtliche Kosten übernehmen können (inkl. Ausbildung, Bücher, Unterkunft und Transport). Eine weitere Organisation, die Juniorensportler unterstützt, ist die Canadian Hockey League, die als „Ausbildungsliga“ der National Hockey League dient. Daneben bilden Multisportorganisationen, Sportfachverbände und Interessenorganisationen auf nationaler Ebene, auf der Ebene der Provinzen und auf kommunaler Ebene ein breitgefächertes Sportsystem, in dem die verschiedenen Akteure eigene Sportprogramme und Leistungen anbieten. Das Canadian Olympic Committee (COC)113 mit Sitz in Toronto repräsentiert den kanadischen Sport gegenüber dem IOC und unterstützt die Bewerbungen der Städte für die Olympischen und Panamerikanischen Spiele. Sport Canada sieht sich in besonderer Verantwortung für den Hochleistungssport114 und die Entwicklung des nationalen Sportsystems im Amateurbereich. Daneben führt der professionelle Sport u. a. mit der National Hockey League, der Canadian Football League und der National Basketball Association ein Eigenleben. Im aktuell gültigen nationalen Programm „Canadian Sport 108 Vgl. dazu Bergsgard u. a. (2007: 67f.) sowie Nafziger (2009) und Kavetsos und Szymanski (2010). 109 Vgl. http://www.pch.gc.ca/progs/sc/index_e.cfm; weitere Informationen finden sich unter http://en.wikipedia.org/wiki/Sport_Canada [Stand 10.09.10]. 110 Während die Zentralregierung im Allgemeinen die Führungsrolle im Bereich des internationalen Sports übernimmt, betreiben einzelne Provinzen (insbesondere Québec) gezielt Sportförderung auf allen Stufen. Der Schulsport gehört als Teilbereich des Bildungswesens zum Aufgabenbereich der Provinzen (Bergsgard u. a. 2007: 152ff.). 111 Vgl. dazu http://www.universitysport.ca 112 Vgl. http://www.ccaa.ca. 113 Vgl. http://www.olympic.ca. 114 Neben der kanadischen Regierung sind auch die Provinzen und Territorien sowie die Kommunen in beträchtlichem Umfang an der Förderung des Spitzensports beteiligt (Henschel 2010: 34). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 35 Policy”, das 2002 verabschiedet wurde, bildet der Spitzensport einen der vier Grundpfeiler.115 In dem Papier sind die Interessen und Belange der 14 Regierungsbezirke, des organisierten Sports und aller weiteren am Sport beteiligten Institutionen und Organisationen zusammengeführt. Wichtigste inhaltliche Schwerpunkte sind die Öffnung des Sports in alle Bereiche der Gesellschaft sowie die Steigerung von „Participation“, „Excellence“, „Capacity“ und „Interaction“. Die Umsetzung erfolgte nach einer vierteiligen Strategie: Dem Aktionsplan der Regierung, den Aktionsplänen der Regierungen der einzelnen Provinzen und Territorien, dem gemeinsamen Aktionsplan von Regierung, Provinzen und Territorien sowie den Aktionsplänen der Kommunen. Im Zuge der Umsetzung des Programms wurde, befördert von der erfolgreichen Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver, auch der „Physical Activity and Sport Act“ (2003) verabschiedet und der Strategieplan (2004) vorgelegt, in dem der Weg Kanadas zur führenden Sportnation beschrieben wird. Kernziel ist die Verbesserung der Resultate bei internationalen Sportveranstaltungen.116 Mit der „Sport Excellence Strategy“ von 2005 bekräftigte die Regierung ihr Bekenntnis zum Hochleistungssport und die Bedeutung einer adäquaten finanziellen Unterstützung. Die wesentlichen Schlüsselelemente des Plans sind – die Unterstützung von Athleten durch das „Athlete Assistance Program“, – die Einrichtung eines“ Canadian Sport Review Panel“ mit führenden Sportexperten, die Sport Canada bei der Auswahl der zu fördernden Spitzensportler und -verbände berät, – die zielgerichtete Unterstützung von Sportarten mit Medaillenpotenzial, wobei für die anderen eine Grundförderung erhalten bleibt, – die Unterstützung bei der Implementierung des Modells zur langfristigen Athletenentwicklung („Long-Term Athlete Development“, LTAD) und des neu gestalteten Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramms für Trainer („National Coaching Certification Program“, NCCP) in den Sportverbänden, – die Formulierung übergreifender Ziele für die Leistungen der Sportler, – die Ausrichtung internationaler Wettkämpfe in Kanada.117 115 Das Dokument findet sich unter http://www.pch.gc.ca/pgm/sc/pol/pcs-csp/2003/polsport-eng.pdf [Stand 10.09.10]. 116 Vgl. dazu auch ausführlich Henschel (2010). 117 Das Dokument findet sich unter http://www.pch.gc.ca/pgm/sc/pubs/excllnc/sport_excellence-eng.pdf [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 36 Mit dem Spitzensportkonzept „Own the Podium“118 wurde nach 2005 ein neuer zielorientierter Ansatz (Targeted Approach) verfolgt.119 Mit Blick auf „Vancouver 2010“ wurden Sportverbände und einzelne Athleten, einschließlich ihrer Trainer und Betreuungsteams, vor allem in Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Medaillenpotenzial gefördert. Gleichzeitig unterstützte „Own the Podium“ die Sportverbände beim Aufbau professioneller Strukturen und Programme für den Spitzensport. Übergreifend arbeitete die Organisation an der Behebung identifizierter Mängel in der sportwissenschaftlichen und -medizinischen Betreuung der Athleten, in der Talentidentifizierung und -rekrutierung, in der Forschung und Innovation sowie in der spezifischen Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. Im Sinne eines fokussierten und effektiven Ansatzes wurden in einem spezifischen Führungsmodell alle Programme der Verbände und Sponsorenpartner durch „Own the Podium“ koordiniert.120 Das Förderprogramm „Own the Podium“ stellt den Organisationen des Leistungssports zielgerichtet und effektiv umfassende finanzielle Mittel bereit. Als wichtigstes Kriterium dient die Einschätzung , ob die zu fördernden Maßnahmen und Programme zu Wahrung bzw. Erhöhung der Medaillenchancen beitragen. Die jährliche Sportförderung umfasst seit 2005 jährlich etwa 105 Mio. Euro und damit nahezu eine Verdopplung gegenüber den Jahren zuvor. Neben diesen neuen Fördermaßnahmen führt Sport Canada die drei langjährigen Unterstützungsprogramme für die Sportentwicklung und den Spitzensport fort. Hierzu gehören etwa das Athlete Assistance Program ,121 mit dem dafür qualifizierte Athleten direkt unterstützt werden, das Sport Support Program , das den einzelnen Fachverbänden zugute kommt sowie das Hosting Program, das der Finanzierung wichtiger Sportveranstaltungen in Kanada (etwa die Canada Games und international Meisterschaften).122 Das Athlete Assistance Program (AAP) dient der Unterstützung von Spitzenund Nachwuchsathleten bei Training, Wettkampf und Ausbildung. Das Verfahren, aufgrund dessen die einzelnen Sportarten und Disziplinen für die Förderung ausgewählt werden, wird vom Sport Funding and Accountability Framework (SFAF)123 vorgegeben. Auf dieser Grundlage kann 118 Vgl. http://www.ownthepodium2010.com. 119 Dabei soll gerade die Unterstützung durch Sponsoren und Spender ist ein wichtiger Baustein des kanadischen Spitzensports werden. Vgl. dazu den Report „Own the Podium 2010“, abrufbar unter http://www.sportmatters.ca/Groups/SMG%20Resources/Sport%20and%20PA%20Policy/otp_report_-_final_- _e.pdf [Stand 10.09.10]. 120 Vgl. dazu ausführlich Henschel (2010: 20ff.). 121 http://www.pch.gc.ca/eng/1267374509734/1268413494851 [Stand 10.09.10]. 122 Schließlich soll im Rahmen des Programms „Own the Podium“ den aktuellen Nationalmannschaftsmitgliedern wissenschaftliche Unterstützung und innovative Technologien auf internationalem Spitzenniveau geboten werden. In das sogenannte Top-Secret-Programm, das in enger Abstimmung mit den Wintersportverbänden durchgeführt wurde, waren Universitäten, Unternehmen und Forscher in ganz Kanada eingebunden. Getreu dem Namen des Programms sind bislang nur wenige Informationen über Inhalte öffentlich geworden. Alle mitwirkenden Forscher, Ingenieure, Trainer und Athleten hatten die strikte Vertraulichkeit zu bewahren. Konkurrenten aus den anderen Nationen sollten allenfalls wissen, dass die kanadischen Athleten dank der Forschungs- und Entwicklungsprojekte bestens gewappnet in die olympischen Wettbewerbe gehen (Henschel 2010: 36ff.). Vgl. dazu auch die Informationen von Sport Canada unter www.pch.gc.ca/eng/1267375779921 [Stand 10.09.10]. 123 Vgl. http://www.pch.gc.ca/pgm/sc/pgm/cfrs/index-eng.cfm [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 37 festgestellt werden, in welchem Umfang und auf welchen Gebieten die jeweiligen Fachverbände (National Sport Organizations, NSOs) gefördert werden sollen. In diesen Programmen ist bisher die Förderung der nichtolympischen Sportarten nicht explizit vorgesehen.124 Dies soll sich jedoch künftig ändern. Dabei sollen die Förderbereiche noch enger aufeinander abgestimmt werden. In seinem Abschlussbericht vom Dezember 2009, der im März 2010 veröffentlicht wurde, spricht das Expertengremium „2010 & beyond“ die zentrale Empfehlung aus, eine eigenständige, auf nationaler Ebene agierende, gemeinnützige Vereinigung für den Hochleistungssport in Kanada zu schaffen, in der alle Programm- und Förderaktivitäten von Sport Canada, einschließlich des Athlete Assistance Program, zusammengeführt werden. Gleichzeitig soll ein System von nationalen Sportinstituten mit Trainings- und Wettkampfstätten an Schlüsselstandorten entwickelt werden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass – in Anlehnung an den „Own the Podium“-Ansatz – die Förderung des Hochleistungssport künftig auch auf nichtolympische Sportarten erweitert werden solle.125 3.4. Russland Ein Kennzeichen des russischen Sports ist dessen weitgehende Abhängigkeit von der zentralstaatlichen Steuerung und Finanzierung. Hinzu kommt in jüngerer Zeit die Unterstützungen durch staatlich eingebundene Unternehmen (wie etwa Gazprom), die sich in den letzten Jahren verstärkt dem Sponsoring des Sports und sportlicher Veranstaltungen widmen. Gleichwohl ist die institutionelle Struktur des Spitzensports weiterhin außerordentlich in die zentralstaatliche Lenkung und Steuerung eingebunden. Die föderale Ebene der Union spielt demgegenüber eine vergleichsweise geringe Rolle. Allein durch die finanzielle Abhängigkeit des Sports mangels alternativer Finanzierungsmöglichkeiten ist nach wie vor ein großer Einfluss des Staates126 im Hochleistungssport gegeben, der auch die paralympischen Strukturen kennzeichnet. Sichtbar wird dies nicht zuletzt durch die Maßnahmen des früheren Präsidenten und jetzigen Ministerpräsidenten Putin, der durch eine Reihe von Reformen – etwa durch die Gründung des „Rats für Körperkultur und Sport“ – die Belange des Spitzensports in die direkte Kontrolle des Präsidenten gebracht hat. Verdeutlicht wird dies auch dadurch, dass nach den Spielen von Peking in der Verwaltung des Präsidenten eine Abteilung für Körperkultur und Sport geschaffen wurde (Franz 2008).127 Jedoch zeigte sich, dass viele der Defizite des postsowjetischen Sportsystems fortbestehen. Die Hauptprobleme des russischen Hochleistungssports können wie folgt umrissen werden: 124 Kanada liegt in der ewigen Medaillenliste auf dem 26. Platz. vgl. dazu http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel. Bei den letzten Spielen in Taiwan wurde der 10. Platz erreicht; vgl. http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 10.09.10]. 125 Der Bericht ist abrufbar unter http://www.pch.gc.ca/pgm/sc/pubs/panel/rap-rep-eng.pdf [Stand 10.09.10]. 126 Vgl. dazu Digel, Burk, und Sloboda (2006), Franz (2010, 2008) sowie O'Mahony (2006). 127 Vgl. dazu auch Burk (2006). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 38 – eine unzureichende finanzielle Ausstattung des Spitzensports seit den 90er Jahren, – die mangelhafte wissenschaftliche und medizinische Unterstützung der Nationalmannschaften , – das Fehlen eines durchgreifenden Anti-Doping-Programms, – die generelle mangelhafte und unzureichende Sportinfrastruktur und der Mangel an modernen Sport- und Trainingsstätten sowie an Trainingszentren, – das Fehlen eines zentralen Leitungssystems im Spitzensport, – das Fehlen sportartspezifischer Entwicklungsprogramme bzw. wo vorhanden die fehlende Kontrolle, – das Fehlen einer ständigen wissenschaftlichen und sportmedizinischen Begleitung der Nationalmannschaften. Außerdem wurde festgestellt, dass vielfach vorhandenes Potenzial beim Übergang von der Junioren - in die Erwachsenenauswahl verlorengeht. Verwiesen wird darüber hinaus auf Mängel im Hochschulsport als einer wesentlichen Basis für den Hochleistungssport (Franz 2010: 124f.). In den vergangen Jahren wurde versucht, mit einer Reihe von Maßnahmen Veränderungen sowohl auf staatlicher wie auch auf regionaler Ebene den Niedergang des russischen Spitzensports aufzuhalten. Es wurden an verschiedenen Stellen strukturelle Veränderungen eingeleitet, Verantwortlichkeiten neu geordnet, zahlreiche Gesetze und Verordnungen erlassen, Gremien und Kommissionen gebildet. Bereits im Jahr 2007 erfolgte die Bildung eines einheitlichen Ministeriums für Sport, Tourismus und Jugendpolitik, dem der ehemalige Fußballverbandspräsident Witali Mutko vorsteht. Die Föderale Agentur für Körperkultur und Sport (Rossport) ist diesem Ministerium untergeordnet. Hinzu kommt das Gesetz „Zu Körperkultur und Sport in der Russischen Föderation“, das Anfang 2008 in Kraft trat und die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen für die Absicherung der notwendigen sozial-ökonomischen Bedingungen für die Entwicklung des Massen-, Nachwuchs- und Hochleistungssports schaffen soll. Mit dem Gesetz wird der Sport offiziell zum Bestandteil der Staatspolitik auf völlig neuem, höherem Niveau als je zuvor erhoben. Zwei weitere Gesetze vom Januar 2009 „Zur Bildung“ und „Zur höheren Bildung und Berufsausbildung nach dem Hochschulbesuch“ sollen den Zugang von Spitzensportlern zu höherer Bildung und zu Hochschulen regeln und für sie gleiche Bedingungen schaffen. Eine zentrale Rolle spielt auch das Programm „Entwicklung von Körperkultur und Sport in der Russischen Föderation in den Jahren 2006-2015“. Dieses langfristige staatliche Sportförderprogramm ist auf die Entwicklung des Breiten- und des Leistungssports gleichermaßen ausgerichtet. Hauptziele des Programms sind die Verbesserung der Sport-Infrastruktur, die Popularisierung des Sports und die Einbeziehung aller Regionen des Landes. Die Mittel für die Umsetzung des Programms werden aus dem Staatshaushalt, den Haushalten der Regionen sowie der Wirtschaft getragen. Für den Gesamtzeitraum sind im Rahmen des Programms Investitionen von 106,6 Mrd. Rubel (ca. 3 Mrd. Euro) vorgesehen, die Hälfte davon soll vom Staatshaushalt (zu einem wesentlichen Teil finanziert durch die staatliche Sportlotterie) getragen werden, etwa ein Drittel sollen die Regionen schultern. Darüber hinaus soll auch die Wirtschaft zur Finanzierung des Programms beitragen (Franz 2010: 125ff. Burk 2006). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 39 Nach der Ernennung des russischen Kurorts Sotschi als Ausrichter der Spiele 2014 wurden vom Staat verstärkt Anstrengungen und Investitionen im Wintersport vorgenommen. Die aktuellen Hauptergebnisse der Arbeit im Rahmen „Sotschi 2014“128 ist auf der Grundlage eines „Olympia- Gesetzes“129 ein auf den Hochleistungssport ausgerichtetes Programm, das eine prinzipielle Veränderung der staatlichen Regulierung des Hochleistungssports in den olympischen Sportarten dokumentiert und Spitzenleistungen der Nationalmannschaft absichern soll (Programm „Resultat“). Im Bereich des Hochleistungssports liegen die Schwerpunkte vor allem in der Verbesserung der materiell-technischen Grundlagen (z. B. Trainingszentren für die Vorbereitung auf olympische Veranstaltungen), der Erhöhung der Anzahl der zur Verfügung stehenden Trainer sowie der Erarbeitung und Einführung neuer methodischer Materialien (ebd.). Berücksichtigt werden auch die nichtolympischen Sportarten. Russland ist die führende Nation im „ewigen Medaillenspiegel“ der World Games.130 Die Interessen des nichtolympischen Sports werden vertreten von der „Multisport Association of Russia“.131 Ein wesentliches Ziel des Verbandes richtet sich auf eine stärkere Unterstützung nichtolympischer Sportarten durch die russische Regierung, nicht zuletzt mit Blick auf die Einbeziehung dieser Sportarten in das olympische Programm.132 Dazu gehört auch eine Kooperationsvereinbarung mit dem russischen Olympischen Komitee, die auf eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen dem olympischen und dem nichtolympischen Sport abzielt. So verpflichtet sich etwa der Dachverband der nichtolympischen Sportarte n zur Einhaltung der zentralen Prinzipien und Wertvorstellung der olympischen Bewegung. Beide Verbände sind gehalten, auch für Sportarten zu werben, die nicht im olympischen Programm enthalten sind.133 Ähnliche Vereinbarungen wurden auch mit anderen Dachverbänden der Sportbewegung getroffen.134 128 Vgl. dazu die Informationen unter http://sochi2014.com/en. 129 Die gesetzliche Grundlage für alle im Zusammenhang mit den Spielen stehenden Fragen bildet das Gesetz zur Organisierung und Durchführung der XXII. Olympischen Winterspiele und der XI. Paralympischen Winterspiele 2014 in der Stadt Sotschi vom Dezember 2007 (Franz 2008, 2010: 148ff.). 130 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel; auch bei den jüngsten World Games in Taiwan nahm Russland den ersten Platz ein; vgl. dazu http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 10.09.10]. 131 Vgl. zum Abschneiden bei den World Games 2009 die Informationen unter http://amsr.ru/en/698.htm [Stand 10.09.10. 132 Vgl. http://amsr.ru/en/about/403.htm [Stand 10.09.10]. 133 Vgl. http://amsr.ru/en/docs/589.htm [Stand 10.09.10]. 134 Vgl. http://amsr.ru/en/docs/index_553.html [Stand 10.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 40 3.5. Taiwan (Chinese Taipei)135 Gegenwärtig ist der taiwanesische Sport mit Problemen konfrontiert, die vor allem mit den schwierigen Beziehungen Taiwans zur Volksrepublik China zusammenhängen. Der Status des Landes ist seit Beginn ein essentieller Streitpunkt zwischen der Insel und Festland-China. Der Sport ist dabei ein wichtiger Teil der Bemühungen Taiwans, die diplomatische Isolation zu durchbrechen, in der sich das Land seit längerem befindet. Gleichzeitig dient der Sport – insbesondere der olympische Spitzensport – auch dazu das Land als moderne und demokratische Gesellschaft präsentieren.136 Die staatliche Unterstützung des Sports hat in Taiwan eine lange Tradition, zwei Regierungsinstanzen sind in Taiwan für die Belange des Sports verantwortlich: Während das Bildungsministerium für Schulsport und zum Teil auch für den Breitensport zuständig ist, fällt der Hochleistungssport in die Kompetenz des Sports Affair Council (SAC).137 Der Sports Affair Council ist dem Executive Yuan (Regierungskabinett) zugeordnet und arbeitet eng mit dem Chinese Taipei Olympic Comittee (CTOC) und der Republic of China Sport Federation (ROCSF).138 Die Förderung des Hochleistungssports ist in den letzten Jahren – nicht zuletzt auf Kosten der Spitzenverbände und des Olympischen Komitees – stark zentralisiert worden, dabei wurde auch die direkte Förderung der Athleten und der Fachverbände über den Sports Affair Council ausgeweitet. Gleichzeitig nimmt der SAC damit auch mehr Einfluss bei der Entwicklung der Infrastruktur für den Spitzensport, der Betreuung für Training und Wettkampf sowie der Verbesserung der Sportwissenschaft und Sportmedizin. Die jährlichen Ausgaben für den Spitzensport resultieren aus dem staatlichen Budget. Das Sportbudget des SAC beläuft sich inzwischen auf etwa 4 Mrd. TWD (ca. 100 Mio. Euro), nachdem es noch im Jahr 2003 bei etwa 3 Mrd. TWD lag. Ein wichtiger Faktor für die gesteigerten staatlichen Unterstützungsbemühungen für den Hochleistungssport war das gute Abschneiden Taiwans bei den Olympischen Spielen in Athen (zwei Goldmedaillen). Ein ehrgeiziges Projekt zur Verbesserung der Leistungen bei hochrangigen Sportwettbewerben war die Folge. Hinzu kam die Gastgeberrolle für die World Games (Kaohsiung) und die Deaf Olympic Games (Taipeh) im Jahr 2009. Auch diese Veranstaltungen wurden zum Anlass genommen, weitere Erfolge im internationalen Sport zu 135 Die Bezeichnungen des Landes waren – nicht nur in der olympischen Begegnungskultur – immer wieder ein Streitpunkt gegenüber Volksrepublik China. Deutlich wurde dies etwa bei den Spielen von Montreal 1976. Taiwan war als „Republik China“ – im Gegensatz zur Volksrepublik China – offiziell eingeladen. Da sich der kanadische Premierminister Pierre Trudeau eine verbesserte Beziehung zur Volksrepublik China erhoffte, sollte die Mannschaft jedoch nicht unter dem, ihrem Selbstverständnis nach korrekten, Namen „Republik China“, sondern als „Taiwan“ teilnehmen. Aus diesem Grund zog sich das Land von den Spielen bis 1984 zurück. Seit 1984 nimmt sie unter der Bezeichnung „Chinese Taipei“ wieder teil, mit einer vom IOC eigens für diesen Zweck gestalteten Flagge. Vgl. dazu den instruktiven und ausführlichen Eintrag in Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Chinese_Taipei [Stand 10.09.10]. 136 Vgl. dazu ausführlich Tan et al. (2009). 137 Vgl. http://www.sac.gov.tw. Festgelegt sind die grundsätzlichen Zuständigkeiten im „National Sports Act“, abrufbar unter http://www.sac.gov.tw/English/WebData/WebData.aspx?WDID=1960&wmid=326 [Stand 10.09.10]. 138 Vgl. http://www.rocsf.org.tw. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 41 erzielen. Angestrebt wird etwa die Austragung der World University Games, der East Asian Games und nicht zuletzt der Olympischen Spiele (Tan u. a. 2009: 101f.).139 Eine neue Strategie für den Sport wurde im Jahr 2004 vorgelegt. Das mittelfristige Policy Project des SAC formulierte darin Leitlinien mit sechs Prioritäten. Diese zielen u. a. auf die Stärkung des Profils des Hochleistungssports, um damit auch die internationale Reputation Taiwans zu verbessern.140 Eingeschlossen darin ist etwa auch die Gastgeberschaft für hochrangige Sportveranstaltungen in Taiwan. Auch der nichtolympische Sport wurde in den Dienst dieser Bemühungen genommen: Bei den jüngsten World Games hat Taiwan im eigenen Land mit acht Goldmedaillen einen sehr guten siebten Platz erreicht,141 auch bisher hat Taiwan den World Games verhältnismäßig gut abgeschnitten und rangiert im „ewigen Medaillenspiegel“ auf dem 12. Rang.142 3.6. Japan und Südkorea Die Anforderungen, denen sich der Sport in Japan heute zu stellen hat, sind komplex und vielfältig. Wurde der Sport in der Vergangenheit primär als Erziehungsinstrument und als Bühne für die Präsentation nationaler Erfolge betrachtet,143 so muss er heute auch den Erwartungen der Kulturindustrien (Mode, Fitness, Medien, etc.), der regionalen Strukturentwicklung und der Gesundheitspolitik gerecht werden. Der japanische Staat hat eine wichtige Rolle in der Planung und Supervision dieses Transformationsprozesses eingenommen (Kimura 2007). Dies betraf nicht zuletzt die öffentliche Unterstützung für den Hochleistungssport. Erst in den frühen sechziger Jahren, wurde die öffentliche Förderung des Sports erstmals explizit anerkannt. Das 1961 verabschiedete Sportförderungsgesetz (Supotsu Shinko Ho) sah vor, mit dem Ausbau der öffentlichen Sporteinrichtungen die vom raschen Wirtschaftswachstum in Mitleidenschaft gezogene Lebensqualität zu verbessern. Gerade das Bildungsministerium, das die wesentlichen Kompetenzen im Bereich des Sports besitzt, fokussiert die Sportförderpolitik im „Grundlagenplan für die Förderung des Sports im 21. Jahrhundert“ auf die wettbewerblichen Aspekte des Sports. Erklärt werden kann die neue Ausrichtung insbesondere mit dem enttäuschenden Abschneiden der japanischer Sportler bei den Olympischen Sommerspielen in 139 Zu den Ausgaben kommen noch weitere Sonderbudgets im Umfang von etwa 4 Mrd. TWD, die vor allem Kosten für die Baumaßnahmen in Taipeh und Kaohsiung abdecken sollten. Außerdem wurden zusätzliche Gelder für die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Peking 2008 bewilligt ((Tan u. a. 2009: 103). 140 Vgl. dazu http://www.sac.gov.tw/English/WebData/WebData.aspx?WDID=94&wmid=322 [Stand 15.09.10]. 141 Ein wesentlicher Grund liegt jedoch darin, dass nicht wahrgenommene Teilnahmeplätze anderer Nationen durch taiwanesische Athleten aufgefüllt wurden. Vgl. dazu auch http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 10.09.10]; ein Überblick findet sich auch in Deutscher Olympischer Sportbund (2010). 142 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel [Stand 10.09.10].; 143 Vgl. zur historischen Entwicklung der japanischen Sportmodells Yamamoto (2008); vgl. auch Maguire und Nakayama (2006) und Guttmann und Thompson (2001). Ein britisch-japanischer Vergleich findet sich in Henry und Uchiumi (2001). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 42 Seoul 1988144 und war daher mehr an Fragen des Qualitätsmanagements im Spitzensport als an sozialerzieherischen Fragen orientiert (Manzenreiter 2004). Bestätigt wird die stärkere Fokussierung auf den Spitzensport mit dem überraschend guten Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 (5. Medaillenrang). Hinzu kamen weitere Neuerungen wie etwa die Schaffung des Japan Institute of Sport Science (JISS)145 und eine stärkere Kooperation mit dem Japanischen Olympischen Komitee (JOC) im Rahmen des Nippon Revival Project von 2003..146 Das Japanische Olympische Komitee (JOC), die Mitgliedsverbände des Japanischen Sportverbands147 sowie staatliche Stellen wirken bei der Förderung zusammen. Auf staatlicher Ebene sind das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) sowie auf Präfekturebene die jeweiligen Sportkomitees für die Planung, Erstellung und Umsetzung der Förderung verantwortlich. Verantwortlich für die Spitzensportförderung ist auf staatlicher Seite das Sport and Youth Bureau innerhalb des MEXT.148 Das nationale Sportbudget verharrte bis in die neunziger Jahre bei etwa 0,08 Prozent des BIP (die Mittel der Regionalverwaltungen betrugen 1,7 Prozent des BIP); stabil blieb auch die Aufteilung der Mittel zwischen den Ministerien, Japans administrative Struktur brachte es jedoch mit sich, dass die Lokalverwaltungen die höchsten Sportausgaben tragen müssen, selbst wenn diese kaum über eigene Steuereinnahmen verfügen.149 Im Jahr 1990 trugen die Zentralregierung mit 43,8 Prozent, die Regionalverwaltungen (Präfekturen) mit 10,3 Prozent und die Kommunen mit 45,9 Prozent zu den Sportausgaben der öffentlichen Hand in Höhe von 754,2 Mrd. Yen bei (ca. 7 Mrd. Euro). Jedoch sanken die Ausgaben für den Sport bis zum Jahr 2000 auf etwa 400 Mrd. Yen (ca. 3,6 Mrd. Euro). Bisher flossen die Sportmittel aus den regulären Ausgaben der öffentlichen Haushalte und den Ausschüttungen in eine Stiftung zur Förderung des Sports, die 1990 – insbesondere für den Spitzensport – mit einem öffentlichem und privatem Startkapital von 500 Mio. Yen gegründet worden war (Sports Promotion Fund). Weitere Mittel resultieren aus der im Jahr 1998 ins Leben gerufenen Sport-Lotterie. Wenngleich die Toto-Einnahmen die gleichgewichtige Förderung aller Sportarten und vor allem des Breitensports gewährleisten sollten, erhält auch hier der Spitzensport den größten Anteil (Manzenreiter 2004).150 Zwei wesentliche Formen der Förderung des Hochleistungssports können unterschieden werden. Zum einen geht es um staatliche Unterstützungsleistungen, die über das Japanische Olympische Komitee (JOC) und die Sportverbände an die Athleten gehen; zum anderen erhalten die Athleten der Elite-Kategorien zusätzliche finanzielle Hilfe im Rahmen des Sports Promotion 144 1988 gewann die japanische Olympiamannschaft gerade halb so viele Medaillen wie vier Jahre zuvor in Los Angeles und beendete das Turnier auf dem vierzehnten Rang hinter den Lokalrivalen China und Korea. 145 Vgl. http://www.jiss.naash.go.jp/english/index.html. 146 Vgl. http://www.joc.or.jp/english. 147 Vgl. zum Japanischen Sportverband http://www.japan-sports.or.jp/english/index.html. 148 Vgl. http://www.mext.go.jp/english 149 Der Großteil aller direkten Steuereinnahmen fließt in den Zentralhaushalt, aus dem aufgabenbezogen Mittel an die Präfekturen weitergegeben werden. 150 Vgl. dazu http://www.mext.go.jp/english/org/struct/035.htm. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 43 Fund. Zur Förderung von Sportlerinnen und Sportlern mit Blick auf das Jahr 2016 (Mittel für das Japanische Olympische Komitee) sowie u.a. für den Ausbau des National Training Center (NTC) wurden als schwerpunktmäßige Förderungsmaßnahmen in den Haushalt 2010 insgesamt ca. 16,33 Mrd. Yen (ca. 154 Mio. Euro) eingestellt.151 Die Höhe der individuellen Leistungen variiert entsprechend der Einstufung in die jeweilige Elite-Kategorie. Athleten der Kategorie „Elite A“ etwa erhalten einen monatlichen Höchstbetrag von 200 000 Yen (1800 Euro), während sich die Stufen Elite B mit 100 000 Yen (900 Euro) und die Jugend-Elite mit 50 000 Yen (450 Euro) im Monat begnügen müssen. Darüber hinaus sind viele Athleten abhängig von Hilfen aus dem Unternehmenssektor, entweder in Form von Sponsorengeldern oder im Rahmen einer Beschäftigung in den Unternehmen (Yamamoto 2008: 67f.). Auch die nichtolympischen Sportarten sind hier berücksichtigt. Die öffentliche Förderung der einzelnen Sportarten erfolgt nicht aufgrund der Unterscheidung, ob Sportarten olympisch oder nichtolympisch sind. Vielmehr werden öffentliche Mittel an Förderprogramme des Japanischen Olympischen Komitees sowie des Japanischen Sportverbandes für Sportlerinnen und Sportler sowie u.a. an Programme zur Entsendung von Sportlerinnen und Sportler vergeben. Dies zeigt sich etwa bei den World Games, an den finden Wettbewerbe in Sportarten stattfinden, die in Japan populär sind (insbesondere nichtolympische Kampfsportarten wie etwa Sumo). Jedoch findet keine staatliche Förderung hinsichtlich der Teilnahme an den World Games. In Bezug auf die World Games haben sich die beteiligten 43 Verbände zusammengeschlossen und als besondere gemeinnützige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Japan World Games Association gegründet.152 Finanzielle Unterstützung leistet vor allem die Sasakawa Sports Foundation: Die private Stiftung trug für 15 Einzelverbände einen wesentlichen Teil der Kosten zur Entsendung von Sportlerinnen und Sportlern zu den World Games.153 Japan hat bei den World Games bisher sehr gut abgeschnitten und rangiert im „ewigen Medaillenspiegel“ auf dem neunten Rang.154 Eine ähnliche Struktur der Sportförderung existiert in Süd-Korea, wobei dort der Aufstieg des Spitzensports an spezifische Ereignisse geknüpft war. Ein wichtiger Markstein für den Sport in Süd-Korea war etwa die Nominierung der Hauptstadt Seoul zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1988.155 Ein schneller Aufstieg des koreanischen Sports in den internationalen Leistungsvergleichen war die Folge: Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles erreichte Korea den 10. Medaillenrang, vier Jahre später, bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul, errang Korea den vierten Platz. Diese Erfolge waren nicht zuletzt 151 Die Daten resultieren aus Informationen aus dem Sport and Youth Bureau (MEXT). 152 Angaben zu den teilnehmenden Verbänden finden sich unter http://www.jwga.jp/association/organization.html [Stand 10.09.10]. 153 Vgl. dazu http://www.ssf.or.jp/english/message.html [Stand 10.09.10]. 154 Insgesamt nahmen an den World Games 2009 in Taiwan 162 Sportlerinnen und Sportler aus Japan in 23 Disziplinen teil. Dabei gewann Japan eine Goldmedaille mehr als bei den vorherigen World Games (insgesamt 5 Goldmedaillen, 7 Silbermedaillen und 7 Bronzemedaillen) und erreichte den 11. Platz; vgl. dazu auch http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals; vgl. auch den ewigen Medaillenspiegel unter http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel; [Stand 10.09.10]. 155 Unter dem Militärregime entwickelte sich der Sport unter dem Einfluss der vom Staat initiierten Industrialisierung. Durch die erhöhte Unterstützung und die Erfolge des Elitesports sollte das eigene politische System legitimiert, das Nationalprestige erhöht und die Überlegenheit Koreas im Verhältnis zu seinen Nachbarstaaten zur Schau gestellt werden (Merkel 2008). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 44 auf die jahrelangen intensiven Bemühungen der Regierung und der Sportverbände zurückzuführen. Verantwortlich für den Sport ist das „Sports Bureau“, das dem Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus (MCST)156 untergeordert ist. Die Grundlinie der Sportpolitik enthält der „Nationale Sportplan”, der eine auf fünf Jahre ausgelegter Leitplanung formuliert.157 Vorgesehen sind dafür etwa drei Billionen Won (ca. 2 Mrd. Euro).158 Die staatlichen Gelder gehen vor allem an das ein weitere Akteur ist das Koreanische Olympische Komitee (KOC).159 Ein wichtiger Akteur ist dabei auch seit 1989 die Seoul Olympic Sports Promotion Foundation (SOSFO).160 Zu den wesentlichen Aufgaben der Stiftung zählen die Förderung des Spitzensports sowie auch die Stärkung der Sportwissenschaft. Das Hauptziel richtet sich darauf, Korea zu einer der führenden Sportnationen in der Welt zu machen. Weitere Unterstützung leistet der vom Sports Bureau verwaltete „National Sports Promotion Funds“, der neben dem Breitensport und der Sportwissenschaft auch dem Spitzensport zugute kommt. Südkorea hat den World Games bisher verhältnismäßig gut abgeschnitten und rangiert im „ewigen Medaillenspiegel“ auf dem 17. Rang.161 Auch die nichtolympischen Sportarten sind Teil der olympischen Sportbewegung, die meisten Verbände sind dem Koreanische Olympischen Komitee als Spitzenverband angeschlossen.162 Beispielhaft kann die Sportart Taekwondo herausgegriffen werden. 1980 wurde die World Taekwondo Federation (WTF) vom IOC als Weltfachverband Taekwondo anerkannt. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona war das WTF- Taekwondo als Demonstrationswettbewerb zugelassen, seit den Olympischen Spielen 2000 in Sydney ist es eine vollwertige olympische Disziplin.163 4. Fazit Der Überblick zur Situation der nichtolympischen Sportarten hat – auch bei Berücksichtigung der äußerst begrenzten empirischen Datenlage – immerhin ergeben, dass in den meisten Ländern die nichtolympischen Sportarten nur eine verhältnismäßig geringe Wertschätzung bei den öffentlichen Geldgebern genießen. Ausnahmen zeigen sich besonders dann, wenn es – wie etwa 156 Vgl. http://www.mcst.go.kr/english/bureauofOffice/sports.jsp [Stand 15.09.10]. 157 Rechtlicher Hintergrund ist der „National Sports Promotion Act“ (NSPA). Vgl. dazu auch die Informationen in Horne und Manzenreiter (2002). 158 Vgl. http://www.sports.or.kr/eng [Stand 15.09.10]. 159 Ähnlich der Entwicklung in Deutschland vereinigten sich 2009 der Spitzenverband Korea Sports Council mit dem Olympischen Komitee; vgl. dazu http://www.sports.or.kr/eng [Stand 15.09.10]. 160 Vgl. dazu http://www.sosfo.or.kr [Stand 15.09.10]. 161 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/World_Games/ewiger_Medaillenspiegel; bei den jüngsten World Games hat Südkorea den 15. Platz erreicht; vgl. dazu http://results.worldgames2009.tw/WG_Info/en/Root.mvc/Medals [Stand 15.09.10]. 162 Vgl. http://www.sports.or.kr/eng/ksckoc.eng. Eine Übersicht der traditionellen koreanischen Sportarten findet sich unter http://www.lifeinkorea.com/Activities/traditional.cfm [Stand 15.09.10]. 163 Vgl. dazu http://www.wtf.org/wtf_eng/main/main_eng.html [Stand 15.09.10]. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 45 Rugby im Fall Neuseelands – sich um besonders populäre Sportarten handelt, die aber im Olympischen System keine Berücksichtigung gefunden haben. Nichtolympische Sportarten lassen sich deshalb auch nur teilweise mit der Analytik des generellen Hochleistungssports erfassen. Festgestellt wurde etwa, dass sich die Systeme des Hochleistungssports der erfolgreichsten Nationen bei Olympischen Spielen sich schon seit längerer Zeit durch ein hohes Maß an Komplexität auszeichnen. Gleichzeitig lassen sich Neuausrichtungen oder Anpassungen bei den Modellen der Spitzensportförderung ausmachen. Diese Politikänderungen, zumeist inkrementale Änderungen bestehender Programme, manchmal aber auch eine fundamentale Abkehr von bisher praktizierten Politiken, können als Prozesse kollektiven Lernens interpretiert werden.164 Immer wieder erweisen sich dabei die Sportfördersysteme einzelner Staaten als beispielgebend für die Reformen in anderen Sportnationen. In diesem Sinn versuchen die meisten Staaten, leistungssportliche Eliten systematisch auszuwählen und zu fördern. Die Reformbemühungen bezogen sich vor allem auf die Entwicklung der Infrastruktur für den Spitzensport, die Formen der Betreuung für Training und Wettkampf, Ausbau und institutionelle Optimierung von Sportwissenschaft und Sportmedizin; Verbesserung der Wettkampfmöglichkeiten für die Athleten als Vorbereitung für die internationalen Großereignisse.165 Zwar können auch für den nichtolympischen Sport die Erkenntnisse zum generellen Hochleistungssport herangezogen werden, wobei allerdings die Einschränkung gilt, dass dort das Spektrum der Sportarten äußerst heterogen ist und auch deren Einbindung in das System des Hochleistungssports nur teilweise erfolgt oder angestrebt wird. So zeigt sich etwa, dass der Alpinismus und das Sportklettern einen Spitzenplatz im Schweizer Fördersystem einnehmen. Andere Sportarten – wie etwa Pétanque oder American Football – genießen dagegen eine weitaus geringere Wertschätzung im Schweizer Sportsystem. Erkennbar wird daran, dass die nationalen Systeme der Leistungssportförderung immer auch in das jeweilige politische System des Landes integriert sind. So ist beispielsweise davon auszugehen, dass die Rolle der nichtolympischen Sportarten in der Spitzensportförderung Frankreichs vor dem Hintergrund des zentralistisch organisierten Gemeinwesens beurteilt werden muss. Ersichtlich wird insgesamt, dass trotz aller Internationalität, durch die sich der Hochleistungssport auszeichnet, spezifische Nationalkulturen des Sports existieren, die durch eigenständige Traditionen und spezifische Merkmale gekennzeichnet sind. Die jeweiligen historisch gewachsenen Sportsysteme zeigen deshalb in der Regel ein relativ starkes Beharrungsvermögen, gleichzeitig verändern sich die jeweiligen gesellschaftlichen Zielsetzungen und Wertvorstellungen nur langsam. So spielt zumeist das Bildungs- und Erziehungssystem einer Nation eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Sportsystemen, auch das Militär ist 164 Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang auch internationale Sportpolitiknetzwerke (Groll, Gütt und Nölke 2010; Mittag und Groll 2010). 165 Beachtenswerte Best Practice-Formen scheinen vor allem im britischen Fördersystem vorzuliegen. So hat eine Wissenschaftlergruppe aus mehreren europäischen Ländern im Rahmen des SPLISS-Projektes unterschiedliche nationale Leistungssportsysteme hinsichtlich der leistungsbestimmenden Strukturelemente untersucht (finanzielle Unterstützung, Begleitmaßnahmen während und nach der Sportlerkarriere, sportwissenschaftliche Begleitung, gesellschaftliche Unterstützung des Sports, Sportpolitik, Trainingsinfrastruktur, Trainerausbildung, Talentsichtung). Festgestellt wurde etwas, dass mit Kanada und Großbritannien, die Gastgeber Olympischer Wettbewerbe sind, die größten Leistungssprünge erreichten. Vgl. dazu ausführlich De Bosscher et al. (2008; 2006). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 46 vielfach von Bedeutung. Das gleiche gilt auch für das Verhältnis von Sport und Wirtschaft (Houlihan; Green 2008: 17ff.). Ein erfolgreiches Spitzensportsystem ist durch das Zusammenspiel einer Reihe von Faktoren gekennzeichnet Dazu gehören kontextuelle Bedingungen (Kultur, finanzielle Ausstattung), prozessuale Faktoren (z. B. unterstützende Verwaltungsstrukturen, effektive Talentsichtung, Monitoring bei den einzelnen Athleten) sowie spezifische Faktoren (Programme und Ausstattung in den einzelnen Sportarten).166 Dabei weisen die eingesetzten Mittel zur Sportförderung inzwischen ein ähnliches Spektrum auf, wobei Fördermaßnahmen durchaus in unterschiedlichen Kombinationen und Gewichtungen eingesetzt und hinsichtlich ihrer institutionellen Formen und gesellschaftlichen Wertschätzungen eine Reihe von Unterschieden aufweisen. Festzustellen ist ein Trend hin zu einem relativ homogenen Modell der Spitzensportentwicklung. Als Ursachen für diese zunehmende Konvergenz gelten vor allem die Globalisierung des Sports, die zunehmende Kommerzialisierung und die verstärkte Inanspruchnahme des Sports durch die Politik („Governmentalisation“).167 Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass die jeweiligen Eigenarten der nationalen Sportsysteme, insbesondere ihre institutionelle Konfiguration, nur wenig Modifikationen erfuhren. Die Überprüfung der Sportfördersysteme in einzelnen Ländern bestätigt – mit den gebotenen Vorbehalten hinsichtlich Daten- und Materiallage – dieses Ergebnis auch bei den nichtolympischen Sportarten. Jedoch zeigen empirische Untersuchungen, dass die Gründe für den Medaillenerfolg bei Sportwettwerben damit noch nicht ohne weiteres auf der Hand liegen. Wird die Gesellschaft in ihren wichtigsten Merkmalen in die Interpretation mit einbezogen, so zeigen sich jeweils dominante nationale Kulturen, die einen Einfluss zu Gunsten oder zu Lasten des Hochleistungssports ausüben, auch wenn zunächst die grundlegenden sozioökonomischen Daten (z. B. Bevölkerungsentwicklung, ökonomische Leistungsfähigkeit eines Landes) wichtige Determinanten für den Erfolg bei Sportwettbewerben darstellen (Bernard und Busse 2000; Green und Oakley 2001b, 2001a). Aus den bisherigen Befunden ergibt sich noch kein konsistentes Bild, jedoch wird vielfach davon ausgegangen, dass diese grundlegenden sozioökonomischen Faktoren die „Normalausstattung“ mit ökonomischen, sozialen und kulturellen Ressourcen für den Hochleistungssport darstellen.168 Mit zusätzlichen Maßnahmen wird nun in einigen Ländern versucht, die Medaillen-Ausbeute des Sportsystems zu verbessern. Ziel ist es, hinsichtlich Rekrutierung und Talentförderung, Training sowie der sportwissenschaftlichen und - medizinischen Begleitung zu einer höheren Effektivität gelangen. Allerdings ist als Fazit festzuhalten, dass die jeweiligen nationalen Sportmodelle keineswegs fest zementiert sind. Veränderungsdruck kommt seit einigen Jahren im Rahmen der Regelungen in der Europäischen Union und die damit verbundenen sportpolitischen Debatten. Gleichzeitig haben sich immer wieder – gerade auf der Ebene des Hochleistungssports – Diskussionen über das Leistungsprofil des Spitzensportes ergeben. Auch deshalb sind die Modelle in einigen Ländern unter Reformdruck geraten. So zeigt sich etwa in den traditionell zentralistischinterventionistisch ausgerichteten Mitgliedstaaten (z. B. Frankreich) eine Bewegung hin zu mehr 166 Vgl. dazu Emrich und Güllich (2005). 167 Vgl. dazu den Überblick in Houlihan und Green (2008: 9ff.). 168 Vgl. dazu auch Pitsch und Emrich (2008). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 47 unternehmerischen Instrumenten in der Sportförderpolitik. Gleichzeitig zeigt sich in den marktwirtschaftlich orientierten Modellen eine stärkere Berücksichtigung sozialer Aspekte (Houlihan und Green 2008). Eine zentrale Frage ist dabei, welche komplementären Effekte aus der spezifischen Förderung der nichtolympischen Sportarten resultieren könnten. Eine Überprüfung des Sportfördersystems in Kanada hat nun nahegelegt, dem nichtolympischen Sport mehr Aufmerksamkeit zu schenken. So wird vom Expertengremium „2010 & beyond“ empfohlen, nicht alle Programm- und Förderaktivitäten von Sport Canada zusammenzuführen, sondern die Förderung des Hochleistungssports künftig auch auf nichtolympische Sportarten zu erweitern.169 Eine ähnliche Situation ist auch in der Schweiz zu verzeichnen. Dort ist bereits jetzt der nichtolympische Sport in das Fördersystem des Hochleistungssports eingebunden. Dabei gilt für die nichtolympischen Sportarten, die international führend sind und eine nationale Bedeutung haben, als Ziel, an Weltmeisterschaften und Europameisterschaften Podestplätze zu erreichen. Jedoch haben Internationale Meisterschaften wie etwa die World Games jedoch keine Bedeutung und auch nicht spezielle unterstützt. In vielen anderen Ländern – auch in Deutschland – sind die nichtolympischen Sportarten nicht in ein einheitliches Fördersystem des Hochleistungssports integriert. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass nicht allein die direkten oder indirekten Wirkungen auf die Medaillenränge bei den Olympischen Spielen oder anderen hochrangigen Sportwettbewerben eine Rolle spielen. Vielmehr geht es auch um die Auswirkungen auf die allgemeine Beteiligung der Bevölkerung am Sport. Eine entscheidende Frage ist dabei, welche Anziehung die Wettbewerbe des Spitzensports auf die Bevölkerung haben und wie die Sportbeteiligung – d. h. die eigenständige sportliche Betätigung170 – dadurch beeinflusst wird. Die bisherige Forschung hierzu lässt noch keine eindeutigen Interpretationen zu. Eine Reihe von Beiträge kommt zum Ergebnis, dass die Olympischen Spiele sich nicht merklich auf die sportlichen Aktivitäten in Australien ausgewirkt hatten (Payne u. a. 2003).171 Gleichwohl können attraktive nichtolympische Sportarten bei den World Games, aber auch bei Weltmeisterschaften und anderen herausragenden Sportwettbewerben das Interesse der Sportinteressierten wecken. Auch für das Sportfördersystem in Deutschland stellt sich die Frage, welche Effektivität (Grad der Zielerreichung) und welche Effizienz (Input-Output-Relation und Frage des Nutzens der alternativen Verwendung eingesetzter Mittel) sich mit einer verbesserten Förderung des nichtolympischen Sports ergeben könnten. Jedoch sollte dabei nicht nur der indirekte Nutzen für die olympischen Erfolge in den Blick genommen werden. Bisher gründet die Spitzensportförderung wesentlich im Interesse der gesamtstaatlichen Repräsentation bei internationalen Sportveranstaltungen. Diese Grundorientierung richtet sich vor allem auf Erfolge bei internationalen Sportgroßveranstaltungen, insbesondere Olympische und Paralympische 169 Der Bericht der Kommission, der Ende 2009 erschien, ist abrufbar unter http://www.pch.gc.ca/pgm/sc/pubs/panel/rap-rep-eng.pdf [Stand 15.09.10]. 170 Vgl. dazu auch Eurobarometer 72.3 („Sport und körperliche Betätigung“), abrufbar unter http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_334_de.pdf [Stand 15.09.10]. 171 Vgl. in diesem Zusammenhang auch eine kritische Bewertung der kommenden Spiele von London 2012 (Vigor, Mean und Tims 2004). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 48 Spiele, aber auch auf Weltmeisterschaften populärer Sportarten. Zwar gibt es auch bei den nichtolympischen Verbänden entsprechende internationale Repräsentationsmöglichkeiten, insbesondere durch eine Teilnahme an den World Games. Stärker zu berücksichtigen sind wohl auch die rasch populär werdenden neuen Sportarten, die sich zwischen den beiden Polen Breiten- und Freizeitsport und Hochleistungssport bewegen und naturgemäß in den verbandlichen Fördersystemen nur unzureichend verankert sind.172 Diese Verbände werden ebenfalls gefördert, jedoch in weitaus geringerem Ausmaß. Zu prüfen wäre allerdings, inwieweit der Nutzen im Hinblick auf die gesamtstaatliche Repräsentation als zentraler Maßstab noch ausreichend ist. Gerade jene Wohlfahrtseffekte sollten stärker in den Blick genommen werden, die aus der unmittelbaren sportlichen Betätigung resultieren. Dabei gilt es, neben dem jeweiligen Nutzen auch die negativen Wirkungen möglichst vollständig zu veranschlagen.173 172 Dies gilt nicht zuletzt für einen Teil der sogenannten Trendsportarten (Breuer 2003). 173 Vgl. dazu insbesondere den kritischen Beitrag von Horeni und Reinsch (2010) sowie - etwas relativierend - Krüger und Emrich (2010); einen Beitrag zu Alternativen der Sportförderung aus ordnungspolitischer Perspektive findet sich in Langer (2006: 230ff.); zu den beschäftigungspolitischen Implikationen vgl. auch eine ILO-Studie (International Labour Office 2006). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 080/10 Seite 49 5. 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