© 2014 Deutscher Bundestag WD 10 - 3000 - 063/14 Alternative Finanzierungsinstrumente in der Kinofilmförderung Unter Berücksichtigung von Großbritannien, Irland, Frankreich, Italien, Ungarn, USA und Kanada sowie deutscher Medienstandorte. xxxxx Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 2 Alternative Finanzierungsinstrumente in der Kinofilmförderung Unter Berücksichtigung von Großbritannien, Irland, Frankreich, Italien, Ungarn, USA und Kanada sowie deutscher Medienstandorte Verfasserin: xxxx Aktenzeichen: WD 10 - 3000 - 063/14 Abschluss der Arbeit: 09. Oktober 2014 Fachbereich: WD 10: Kultur, Medien und Sport Telefon: xxxx Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Instrumente der Filmfinanzierung im Überblick 5 2.1. Subventionen und Fonds 5 2.1.1. Steueranreize 5 2.1.2. Finanzierung durch Banken 5 2.1.3. Einsatz von Werbemitteln 6 2.1.4. Private Investitionen 7 2.1.5. Crowd Funding 7 2.1.6. Alternative Finanzierungsformen einzelner Länder im Überblick 7 2.1.7. Modelle der Filmförderung durch Steuererleichterung 9 3. Alternative Kinofilmförderung in ausgewählten europäischen Ländern 10 3.1. Kinofilmförderung in Großbritannien 10 3.2. Kinofilmförderung in Irland 13 3.3. Kinofilmförderung in Frankreich 14 3.4. Kinofilmförderung in Italien 15 3.4.1. Neue Formen der Filmförderung in Italien 15 3.4.2. Förderung der Business Location Südtirol (BLS) 17 3.5. Alternative Kinofilmförderung in Ungarn 18 4. Kinofilmförderung in den USA und Kanada 19 4.1. USA 19 4.2. Kanada 20 5. Standortförderungen deutscher Medienstandorte 22 5.1. Berlin 23 5.2. München 23 5.3. Köln 24 5.4. Hamburg 25 6. Literaturverzeichnis 27 7. Anhänge – Materialien 28 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 4 1. Einleitung Die Finanzierung von Kinofilmen ist ein komplexer Prozess, der sich in den einzelnen für diese Arbeit untersuchten Ländern unterschiedlich darstellt. Fast alle Länder, insbesondere die europäischen , unterstützen den Filmsektor aus kulturellen und wirtschaftlichen Gründen. Dabei handelt es sich in der Regel um direkte Hilfen durch den Staat und die Regionen, um die Gewährung von staatlichen Zuwendungen, Darlehen und indirekte Anreize wie Steuervorteile und günstige Kreditzugangsmöglichkeiten oder aber auch um Exportbeihilfen. Zudem gibt es vielfach ein verpflichtendes Regelwerk und Produktionsvereinbarungen mit Fernsehanstalten. Zu den öffentlichen Finanzierungsmitteln für die Produktion eines Kinofilms gehören Zuwendungen der öffentlichen Hand, wie Zuschüsse und Preise, bedingt rückzahlbare Darlehen, öffentliche Beteiligungen und Mittel staatlicher Stiftungen. Zu den Formen der Filmfinanzierung, die nicht aus öffentlichen, sondern aus privaten Mitteln erfolgen, gehören das Eigenkapital des Herstellers , Kredite von Geschäftsbanken, Beteiligungen Dritter, Mittel privater Stiftungen, Beteiligungen von TV-Sendern oder auch Rückstellungen aus getätigten Produktionen und sonstige Mittel (BOMÜTER/SCHELLER 2014, 22). Im Folgenden sollen Instrumente der Filmförderung in den Ländern Großbritannien, Irland, Frankreich, Italien, Ungarn sowie der USA und Kanada dargestellt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt bei alternativen Finanzierungsinstrumenten, die dort zum Einsatz kommen. Wegen der zahlreichen Mischformen staatlicher und privater Unterstützung, ist eine strikte Trennung dieser beiden Bereiche nicht möglich. Während in den europäischen Staaten Filmproduktionen vielfach Auftragsproduktionen, größtenteils im Auftrag von Fernsehsendern sind und Kinofilme auf öffentliche Filmförderung angewiesen sind, dominieren in den Vereinigten Staaten die Eigenproduktionen und die Eigenfinanzierung von Filmen. Hier sei einleitend hervorgehoben, dass Crowdfunding eine neuartige, alternative Finanzierungsmöglichkeit darstellt. Es ist eine Sonderform der Beteiligungsfinanzierung. Hierbei erfolgt die Finanzierung durch eine größere Gruppe von Internetnutzern, die über eine Webseite zu einer Spende oder Beteiligung an einem Projekt /Film aufgerufen werden. Es ist eine Finanzierungsform , die durch die Möglichkeiten des World-Wide Web entstanden ist. In Deutschland ist dieses Instrument für die Finanzierung der Kinoversion der TV-Serie Stromberg zum Einsatz gekommen : Ende 2011 stellten in nur einer Woche 3.000 Investoren die Summe von 1 Mio. Euro zur Verfügung (NESTLER 2014; MÖTHE 2014).1 1 Vgl. außerdem: Finanzierung wie beim Stromberg-Film, Das steckt hinter Crowdfunding, RP Online 19. Februar 2014. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 5 2. Instrumente der Filmfinanzierung im Überblick 2.1. Subventionen und Fonds Subventionen und Fonds stehen auf nationaler, regionaler- und lokaler Ebene, aber auch pan-national , wie der MEDIA-Produktion-Garantiefonds der EU2 zu Verfügung. Daneben gibt es territoriale Fonds der Regionen. Zu den nicht-öffentlichen Fonds gehören auch die Private Equity Fonds, die insbesondere in Amerika und England Tradition haben. Bei dieser Form der Unternehmensfinanzierung werden Firmen gezielt gefördert. Hat ein Unternehmen sein Gewinnziel erreicht, können die erworbenen Anteile verkauft werden, oder das Unternehmen wird an der Börse plaziert3. 2.1.1. Steueranreize Zu Steueranreizen gehören Steuerausnahmen, beispielsweise bei der Berechnung der Mehrwertsteuer auf Materialien und Dienstleistungen, die unmittelbar bei einer Filmproduktion anfallen. Auch Steuerrabatte können eine Form des Steueranreizes darstellen. In diesem Fall wird die Steuer auf die mit einer Produktion und den mit dieser verbundenen Beschaffungskosten erstattet . Bei Steuerkrediten wird dem Produzenten oder der Filmgesellschaft von der Regierung ein bestimmter Prozentsatz seiner in der Region angefallenen Ausgaben erstattet. Diese Form der Steueranreize soll Produzenten für die Region gewinnen. Steuerbegünstigung/Steuersparmodelle können von einer Regierung per Gesetz für Steuerzahler vorgesehen werden, die einen finanziellen Beitrag an einer Filmproduktion leisten. 2.1.2. Finanzierung durch Banken Die Funktion von Banken im Filmgeschäft ist hauptsächlich, Zwischenfinanzierungen zu gewährleisten . Solche kommen insbesondere bei zu erwartenden Steuergutschriften, Fördermitteln oder anderen vertraglich zugesicherten Finanzierungsformen in Frage. Gap-Finanzierungen, also Finanzierungen, die eine Finanzierungslücke schließen sollen, sind aufgrund des hohen Risikos im Filmgeschäft jedoch eher selten anzutreffen. Einzig in Frankreich sei die Gap-Finanzierung eine leicht zugängliche Möglichkeit für Produzenten. Dafür stehe die teils staatliche, teils privatrechtliche Institution des IFCIC – einem Fonds, der Bürgschaften für Kredite aus Filmfinanzierungen übernimmt (BONMÜTER/SCHELLER 2014, 128/129). Wie einer Meldung vom März 2014 zu entnehmen war4, hat das französische Kreditinstitut IFCIC im Rahmen der dreijährigen Laufzeit des MEDIA Production Guarantee Fund (MPGF) für eine 2 Vgl.: Europäische Kommission richtet Darlehensgarantiefonds mit 8 Mio. EUR für die Kinobranche ein, European Commission IP/11/23, 12/01/2011. 3 Vgl.: MovieArb Private Equity Fund To Invest in 10 Films Slates, im Internet abrufbar unter: http://www.finalternatives .com/node/17486. 4 Vgl.: http://creative-europe-desk.de/artikel/2014-03-12/Bankgarantien-im-Wert-von-77-Mio.-Euro-f%FCr-europ %E4ische-Produzenten, sowie: http://www.ifcic.eu/loans-to-european-film-production/european-cinemaguarantee -fund.html – Zu IFCIC, siehe auch Erläuterungen unter Punkt 3.3 dieser Arbeit. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 6 Summe von 77 Mio. Euro Bankgarantien an europäische Produzenten für insgesamt 34 Filme ausgestellt. Der von der Europäischen Union finanzierte MPGF ist mit dem Ende des „MEDIA“ Programms am 31. Dezember ausgelaufen. Auch sechs Filme aus Deutschland, darunter The Cut von Fatih Akin oder „Everything will be fine“ von Wim Wenders sind unter den geförderten Produktionen . Bonmüter/Scheller weisen darauf hin, dass in Deutschland Landesbürgschaften bzw. Bürgschaftsbanken für Gap-Finanzierungen in Anspruch genommen werden müssen. Die Kosten würden jedoch aufgrund der Strukturierungskosten entsprechend hoch ausfallen. Demzufolge blieben solche Bürgschaften kommerziellen High-Budget Produktionen – meist internationalen Koproduktionen – vorbehalten. Bei Landesbürgschaften spiele außerdem eine Rolle, dass für die Vergabe regionale Struktureffekte im Vordergrund stünden. Nur in Ausnahmefällen seien direkte Gap-Finanzierungen möglich. Als Beispiele hierfür werden genannt: die KfW, die NRW.Bank und der Bayerische Bankenfonds (BBF), letzterer allerdings nur, sofern die Produktion Unterstützung aus dem Film-Förderfonds Bayern erhalte (BONMÜTER/SCHELLER 2014, 128/129)5. 2.1.3. Einsatz von Werbemitteln Zum Einsatz von Werbemitteln gehören das „Sponsoring“, „Product Placement“ und Tauschgeschäfte oder Barrabatt („Bartering“). Beim Batering oder Tauschhandel werden Waren oder Dienstleistungen direkt gegen andere Waren oder Dienstleistungen getauscht. Eine Währung kommt nicht zum Einsatz:6 „Bartering ist im internationalen Mediengeschäft weit verbreitet. Die Vorteile für die Unternehmen liegen darin, dass sie zielgruppengenaue Umfelder für ihre Werbung schaffen und die eigenen Produkte als Product Placement eingebracht werden können. Die Produktionskosten amortisieren sich vor allem dann, wenn sie weltweit gegen Medialeistung getauscht werden können. Der Vorteil für die Sender liegt darin, dass kostengünstige Programme erworben werden können. Während in den USA der Anteil von Bartering-Programmen bei rund 25 Prozent liegt, wird in Deutschland ein Anteil von maximal drei Prozent des Werbevolumens geschätzt.“ (ALTENDORFER, 2004, Rdnr. 64/65). Aber auch die Produktpalette, die im Zusammenhang mit einem Film geschaffen werden kann, gehört zur Einnahme- bzw. Finanzierungsquelle einer Filmproduktion. Auch hier schafft das Internet neue Finanzierungsquellen. So wurden in einzelnen Fällen eigene Webseiten für die Vermarktungsstrategie geschaffen, wie z.B. für den deutschen Kinderfilm „Wilde Kerle“7. 5 Ebs. Zwirner 2012, 116f., die darauf hinweist, dass Banken als Sicherheit oft eine Erlösbeteiligung (Recoupment) und den Abschluss von Versicherungen verlangen. 6 Erläuterungen zum „Begriff des „Batering“ sind zu finden unter: http://www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe /bartering, sowie: http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/bartering/bartering.htm. 7 Vgl. den Wilde-Kerle Shop, im Internet abrufbar unter: http://wildekerle-shop.de/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 7 2.1.4. Private Investitionen Private Investitionen im Bereich der Filmwirtschaft können als Kapitalinvestition, Stundungen oder der Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen erfolgen. 2.1.5. Crowd Funding Crowd Funding stellt eine neue Finanzierungsform für Projekte unterschiedlichster Art dar. Auch Filmprojekte können ein Art von „Geschäftsmodell“ sein, bei der Crowd –Funding zum Einsatz kommt. Dies bedeutet, dass für einen bestimmten Film, eine Gruppe von Zuwendungsgebern (crowd) gesucht wird.8 Neben der klassischen Ausprägung des Crowdfundings, bei der Unterstützer ein nichtfinanzielles Dankeschön erhalten, gibt es die Form des Crowdinvestments, bei der Unterstützern Anteile am Projekt des Initiators gewährt wird, die Form des Crowdlendings, bei dem die Crowd Geld an die Projektinitiatoren verleiht sowie die Form des Spenden-Crowdfundings, bei der ohne materielle oder finanzielle Gegenleistung gespendet wird9. 2.1.6. Alternative Finanzierungsformen einzelner Länder im Überblick Land Finanzierung der Filmförderung Behörde Alternative Finanzierungsformen Großbritannien Förderungen durch BFI (Einnahmen aus nationaler Lotterie staatliche Zuschüsse des DCMS10 +, Förderungen durch nationale und regionale Fonds– ansonsten: marktorientierte Filmwirtschaft British-Film-Institute (BFI)11 Förderung durch nationale Filmagenturen mit Förderangeboten für die jeweilige Region – private Initiativen, Wohltätigkeitsorganisationen (z.B. Welcome Trust) Plattformen für Crowdfunding; Sponsorship 8 Gumpelmaier, Wolfgang, Crowdfunding im Film wird auch in Deutschland immer relevanter, 21. März 2014, im Internet abrufbar unter: http://www.ikosom.de/2014/03/21/crowdfunding-im-film-wird-auch-in-deutschlandimmer -relevanter/. 9 Eine Übersicht der Crowdfunding Plattformen ist im Internet zu finden unter: www.crowdfunding.de. 10 Department for Culture, Media and Sport (DCMS). 11 Die britische Filmförderanstalt UK-Film Council wurde 2010 geschlossen; seitdem übernimmt das British Film Institute dessen Aufgaben. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 8 Irland Öffentliche Mittel + „Tax Sheltering“ Irish Film Institute (IFI) Produzentenentschädigung Frankreich 1/3 Eigenmittel der Hersteller +1/3 Senderbeteiligung +Abgabe auf Kinokarten Centre National de Cinematographie - CNC Crowdfunding Product- Placement Italien Marktwirtschaftlich orientierte Filmwirtschaft Italian Film Commissions Association Network IFC Direzione Generale per il Cinema Public-Privat-Partnership – Gap-Finanzierung 12 – Förderung durch Standortagenturen Ungarn Hungarian Film Commission Nationales Filmamt Magyar Filmunió Einrichtung eines neuen Filmfonds mit Einnahmen aus einem Lotteriespiel USA Marktwirtschaftlich orientierte Filmwirtschaft Crowd-Funding – Sponsorship – Productplacement – Native Advertisement – Affinity -Content-Werbung Kanada Öffentliche und private Förderungen Canadian Media Production Association (CMPA) – Canadian Film Centre (CFC) unabhängige Produktionsfonds Sponsorship – Productplacement – Werbestrategiern wie: „Native Advertisement “ – „Brand-centric Original Content“ – “Affinity Content” / Affinitäts-Inhalte 12 Die Gap-Finanzierung dient der Schließung von Finanzierungslücken bei kommerziell ausgerichteten Film- und Fernsehprojekten. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 9 2.1.7. Modelle der Filmförderung durch Steuererleichterung13 Großbritannien Steuervergünstigung (Film Tax Relief); zuständig: HM Revenue and Customs; Anlaufstelle: British Film Institute. Steueranreize und Steuergutschriften: Für Filmproduktionen gilt: 20 % Steuererleichterung für die lokalen Ausgaben , wenn der Aufwand insg. unter £20 Millionen liegt, und 25%, sofern er über dieser Grenze liegt. Irland Section 48114; zuständig: Revenue Commissoners/Department of Arts, Heritage and the Gaeltacht – Anlaufstelle: Irish Film Board. Steueranreize: 28 % Steuererleichterung auf Produktionskosten für Spielfilme , gestalterisch wertvolle Dokumentationen, Dramen-und Animationsfilme für TV – Voraussetzung: Irischer Co-Produzent, der den gesamten Produktionsprozess sicherstellt. Obergrenze für qualifizierte Ausgaben je Projekt: € 50 Millionen. . Frankreich Steuergutschriften für Film/TV/Videospiele; zuständig CNC; Steuernachlass für internationale Produktionen; zuständig CNC; SOFICA15s; zuständig: verschiedene (vgl.: http://www.cnc.fr/web/fr/sofica ) „Crédit d’impôt“ für Produzenten, d.h. 20% der anerkannten Gesamtausgaben steuerlich absetzbar. Unterscheidung mehrheitl. franz. Produktionen (CICA) und internationalen Koproduktionen (C21) - Für Investoren: Filmfonds SOFICA. Erstattungsfähige Steuererleichterung in Höhe von 20 % für die lokalen Ausgaben einer Filmproduktion. Italien Steuergutschrift für Produktion, Verleih und Umrüstung von Kinos auf Digitalbetrieb ; zuständig: Ministero per i Beni e le Attività culturali; Steuererleichterung: Produzenten und Filmverleiher können Steuererleichterungen von bis zu € 5 Millionen in Anspruch nehmen. Das Gesetz sieht auch einen Schutz der Gewinne vor. Obergrenze für diesen Schutz ist ein Maximum von € 15 Millionen im Jahr 2010. Diese Unterstützung 13 Die Tabelle wurde erstellt in Anlehnung an Hull, Dan, A comparison of tax relief schemes, S. 4, vgl.: http://www.niassembly.gov.uk/Documents/CAL/5812.pdf. 14 Section 481 des Taxes Consolidation Act 1997; vgl.: A Guide to the Irish Film Tax Relief Scheme Section 481, im Internet abrufbar unter: http://www.iftn.ie/legal/section481/. 15 Les Sociétés de financement de l’industrie cinématographique et de l’audiovisuel (SOFICA). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 10 steht für Filme zur Verfügung, die Kriterien italienischer Nationalität aufweisen , die in italienischer Sprache produziert wurden, oder solchen von besonderem kulturellem Interesse. Ungarn Rückvergütung für Filmproduktionen; zuständig: National Film Office. Steuererleichterung: Eine Steuererleichterung in Höhe von 20 % besteht für Ausgaben, die mit der Produktion eines Films zusammenhängen. USA Section 18116 bietet die Möglichkeit einer 100% Steuerabschreibung für Filme auf Bundesebene. Steueranreize gibt es z.B. in Kalifornien in Form eines Steuerkredits von bis zu 25 % und in Georgia von bis zu 30 %. Kanada Steuerkredite: Production Services Tax Credit (PSTC) als erstattungsfähiger Kredit zur „Brückenfinanzierung“, Steuerrückvergütung für Produktionskosten 3. Alternative Kinofilmförderung in ausgewählten europäischen Ländern 3.1. Kinofilmförderung in Großbritannien Der Filmsektor in Großbritannien ist stark marktorientiert. Mit Einnahmen von $ 4,1 Billionen aus dem Ticketverkauf hält das Vereinigte Königreich einen Anteil von 11% am Weltmarkt (2012 waren es 15 %). Ausgaben für die Filmproduktion beliefen sich auf £ 1,1 Billionen, wobei £ 860 Millionen auf Investitionen aus dem Ausland entfielen.17Investitionsanreize für Filmproduktionen sind dementsprechend an einer marktorientierten Kulturwirtschaft ausgerichtet. Dies bedeutet aber auch, dass Marktdaten nur bedingt öffentlich zur Verfügung stehen. Der Umstand, dass ein Großteil der britischen Filme mit Privatkapital finanziert wird, verstärkt dies zudem. Zur Filmindustrie Großbritanniens gehören aber nicht nur inländische Produktionen. „Hierzu zählen auch die Produktionen der US-amerikanischen Major Studios, die in Großbritannien Tochterfirmen unterhalten, ihre Produktionen als britische Filme zertifizieren lassen und folglich das Gesamtbild der britischen Filmindustrie nachhaltig beeinflussen“ (BONMÜTER/SCHELLER 2014, 89). Die britische Filmpolitik steht dementsprechend dem US-amerikanischen Modell näher als europäischen Ausprägungen der Filmförderung. Das Modell der Kinofilmförderung in Großbritannien 16 26 U.S.C § 181: US Code-Section 181: Treatment of certain qualified films and TV-productions, im Internet abrufbar unter: http://codes.lp.findlaw.com/uscode/26/A/1/B/VI/181. 17 Vgl.: BFI – Statistical Yearbook 2013, abrufbar unter: http://www.bfi.org.uk/news-opinion/news-bfi/announcements /bfi-statistical-yearbook-shows-uk-film-buoyant-2013. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 11 ist somit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern insgesamt durch alternative Finanzierungsformen gekennzeichnet, die die öffentliche Förderung ergänzen und komplettieren. Das British Film Institute (BFI) übernahm im Jahr 2011 die Aufgaben der britischen Filmförderungsanstalt - UK-Film-Council, dessen Auflösung von der Regierung David Camerons 2010 beschlossen worden war. Das BFI ist die im UK für die Filmförderung zuständige Körperschaft. Das BFI wirtschaftet aber nicht nur mit Etatmitteln des Ministeriums für Kultur, Medien und Sport (Department for Culture, Media an Sport – DCMS), sondern verwaltet auch die Filmmittel der National Lotterie.18 Im britischen Fördersystem gibt es somit die Besonderheit, dass Fördergelder nicht nur aus staatlichen Zuschüssen bestehen, sondern auch Einnahmen aus der staatlichen Lotterie Teil der Fördergelder sind. Anders als in Deutschland oder Frankreich gibt es in Großbritannien dagegen keine Abgaben der Kinowirtschaft, von Videoverleihern oder TV-Sendern an die staatlichen Filmförderinstitutionen. Entsprechend dieser marktwirtschaftlich orientierten Ausrichtung kommt Banken und privaten Investoren eine besondere Bedeutung zu. Diese fungieren insbesondere als Geldgeber für die von den Investoren zu leistende Zwischenfinanzierung eines Films. Die Filmförderung in Großbritannien erfolgt aber auch über (öffentliche und private) Fonds bzw. privatgesellschaftlichen Initiativen und Organisationen. Neben den nationalen Filmagenturen, wie „Creative Scotland“, FFILM CYMRU Wales, und Northern Ireland Screen, sowie Creative England (s.u.), die Filmförderungen für ihre Region anbieten , gibt es regionale Agenturen, die Fonds für Filmproduktionen anbieten. In Großbritannien gibt es zahlreiche Fonds, private Initiativen und Firmen, sowie (Wohltätigkeits-) Organisationen , deren Geschäft die Mittelbeschaffung für kulturelle Initiativen und Projekte ist. Diese unterstützen auch den britischen Film; zu ihnen gehören: • „Cinema and Television Benevolent Fund – (CTBF)”. Der Fonds unterstützt durch praktische und finanzielle Hilfe Filmschaffende und die Filmindustrie. Seine Mittel erwirbt der Fonds durch private Schenkungen, durch Wohltätigkeitsveranstaltungen und Mitgliedschaften . • Collabor8te ist eine Firma, die Filmschaffenden bei der Finanzierung ihres Projektes behilflich ist. • Creative England ist eine gemeinnützige Organisation, die öffentliche und private Quellen aktiviert, um möglichst viele Geldquellen für die Finanzierung eines Filmprojektes zu sammeln. Die Organisation arbeitet deshalb mit einer Vielzahl von Geschäftspartnern und Investoren zusammen. Zu diesen gehören sowohl kommerzielle Firmen wie Google, Facebook aber auch lokale kulturelle Institutionen wie Universitäten, nationale Regierungen oder die Europäische Union. Creative England ist ein neues Geschäftsmodell, da diese gemeinnützige Organisation teilweise Investor ist, aber auch Berater, Vermittler und Partner für die von ihr unterstützte Industrie sein will. • Ideas Tap ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die mit den wichtigsten Organisationen aus Kunst und Kreativwirtschaft zusammenarbeitet, um neue Chancen für ihre Mitglieder zu 18 Financial Directions issued under sections 26(3), (3A) and (4) of the national lottery etc. Act 1993, im Internet abrufbar unter: https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/120729/BFI-NLfinancial _directions.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 12 kreieren. Eine Zusammenarbeit besteht mit den führenden Institutionen im Kulturbereich, Unterstützer der Organisation sind das Arts Council mit dem Lotterie Fonds, der Peter De Haan Wohltätigkeitsfonds und Google. • iFeatures ist eine Initiative, die Filme mit niedrigen Herstellungskosten fördert. Unterstützt wird sie von der BBC, dem BFI und dem Creative Skillset. • Indiegogo19, gegründet im Jahr 2008, ist eine der führenden Plattformen für „Crowdfunding “. Sie spricht potentiell Interessierte an, die sich an einem Projekt beteiligen wollen. Die Finanzierung eines Films ist dabei eine mögliche Projekt-Variante. Indiegogo agiert weltweit. Hauptsitz ist San Francisco, Kalifornien. Die Fundingprojekte von Indiegogo betreffen Bereiche wie Musik, Wohltätigkeitsaktivitäten, kleinere Geschäftsideen und Filme. • Kickstarter20 ist ebenfalls eine Crowdfunding-Website für kreative Projekte. Über Kickstarter wurden bereits die verschiedensten kulturellen Projekte, so auch Indipendent- Filme mittels Crowdfunding finanziert. • Microwave ist eine Initiative von „Film London“21 und der BBC22 für alternative Finanzierungsmöglichkeiten von Filmprojekten mit einem Budget bis zu £ 100.000. • Sponsume ist ebenfalls eine Online-Crowdfunding-Plattform23, deren Zentrale sich in London befindet. Kreative und Organisationen nutzen Sponsume, um auf ihre Projekte aufmerksam zu machen und Mittel für sie zu generieren. Die Seite nutzt außerdem soziale Netzwerke und „Crowds“, um Mittel für die Vielzahl ihrer Projekte einzutreiben. Crowdfunding ist somit ein wesentlicher, neuer Finanzierungsansatz.24 19 Vgl.: https://www.indiegogo.com/?locale=de. 20 Vgl.: https://www.kickstarter.com/. 21 Vgl.: http://filmlondon.org.uk/. Film London ist eine gemeinnützige Organisation, unterstützt von der nationalen und regionalen Regierung, aber auch durch eine Vielzahl von Zuwendungen, die von anderen Organisationen stammen. 22 Vgl.: http://microwave.filmlondon.org.uk/. 23 Vgl.: http://www.sponsume.com/de. 24 Eine weitere Form der Filmförderung besteht in der Gewährung von Steueranreizen. So gibt es im United Kingdom eine direkte Filmförderung in Form einer Steuererleichterung. Diese kommt für Filme in Frage, die von einer britischen Produktionsfirma erstellt wurden, aufgrund des Kulturtests als „britisch“ eingestuft wurden24, oder die als offizielle Co-Produktionen in Spielstätten gezeigt werden sollen und von deren Produktionskosten mindestens 10 % im UK angefallen sind. Unter diesen Bedingungen kann eine Steuererleichterung von bis zu 20 % des Produktionsbudgets, das für im UK verwendete Ausgaben verwendet wurde, gewährt werden; s.a. Übersicht unter Punkt 2.1.7 dieser Arbeit. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 13 3.2. Kinofilmförderung in Irland Die Filmindustrie in Irland ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen, wenngleich die Produktionszahlen von Spielfilmen in den Jahren 2010 – 2011 leicht rückläufig waren.25 Neben der öffentlichen Förderung durch das Irish Film Board wird die Filmförderung insbesondere durch Steuerbegünstigungen - „Tax Sheltering“ angekurbelt. Paragraph 481 des Steuerkonsolidierungsgesetzes von 199726 sieht für Filmproduktionen besondere Steueranreize bzw. Steuerrückvergütungen vor. Diese ermöglichen Steuererleichterungen bis zu 28 % auf die Produktionskosten von Spielfilmen, kreativen Dokumentationen, Drama- und Animationsfilmen im Fernsehen. Auch die Kosten für ein EU-Ensemble, das in Irland arbeitet, sind inbegriffen. Voraussetzung ist allerdings, dass es einen irischen Co-Produzenten gibt, der für alle mit der Filmproduktion zusammenhängenden Aktivitäten, der Auswahl des Produktionsortes , der Kostenplanung, der Auswahl der Crew usw. für die Dauer des Produktionsprozesses die Verantwortung trägt. Die Ausgabengrenze für Aufwendungen je Film wurde von € 35 Millionen auf € 50 Millionen angehoben . Projekte können mit einem Zuschuss von 28 % ihrer förderungsfähigen Auslagen rechnen .27 So wurden im Jahr 2013 aufgrund von Paragraph 481 des Steuerkonsolidierungsgesetzes rund € 170 Millionen erhoben. Im letzten Jahrzehnt konnten Finanzierungsmittel für rund 175 Produktionen in Irland auf diese Weise geschaffen werden.28 Auch die „Produzentenentschädigung“ gehört zu den speziellen Filmförderinstrumenten in Irland . Produzentenentschädigung bedeutet, dass Produzenten die Möglichkeit haben, an den Einnahmen ihres Films zu partizipieren, auch wenn das Irische Film Board (IFB) als Fördereinrichtung noch dabei ist, seine Investitionen auszugleichen. Mittelrückflüsse gehen somit nicht an das Filmboard, sondern an den Produzenten. Der Produzent eines Films, der vom Irish Film Board gefördert wird, hat somit die Möglichkeit, insgesamt, von bestimmten Ausnahmen abgesehen, bis zu 50 % der Fördersumme selbst zu investieren, wobei für die Durchführung dieses Programms ein interner Korridor für das Verhältnis IFB / Produzenten, sowie ein externer Korridor für das Verhältnis IFB / andere Investoren vorgesehen ist.29 Die Richtlinien für diese Förderung traten am 1. Juli 2007 in Kraft. 25 Vgl.: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle, Die Filmindustrie in Irland im Jahr 2011, Jahrbuch 2012, Band 1. 26 Tax Consolidation Act 1997, Section 481, im Internet abrufbar unter: http://www.irishstatutebook .ie/1997/en/act/pub/0039/sec0481.html#sec481; siehe auch: http://merlin.obs.coe.int/iris/2008/5/article 21.de.html. 27 Irish Film Board, About the Irish Film Industry, im Internet abrufbar unter: http://www.irishfilmboard .ie/irish_film_industry/About_the_Irish_Film_Industry/44. 28 Paul, Mark, Box office bean counter heads for the bright lights of Grand Thornton, The Irish Times, 2. Mai 2014. 29 Vgl.: Producer Recoupment. Arrangements for Irish producers to share in revenues from films in which Bord Scannán na hÈireann /the Irish Film Board is an investor, http://www.irishfilmboard.ie/files/Producer%20Recoupment %20Master.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 14 3.3. Kinofilmförderung in Frankreich In der französischen Kinofilmförderung gibt es fast keine direkten Hilfen aus dem Staatshaushalt. Die Finanzierung erfolgt zu fast einem Drittel aus den Eigenmitteln der Hersteller und zu einem weiteren Drittel aus den TV-Senderbeteiligungen. Fundament für die Filmförderung ist eine generelle Abgabe auf Kinokarten. Diese verpflichtende Abgabe der Filmverwerter (Kinos, Fernsehsender und Videoproduzenten) unterstützt die Filmbranche. Das Centre national de Cinématographie (CNC) ist die Institution, die in Frankreich für Unterstützung des Kinos und des französischen Films geschaffen wurde. Das CNC ist als öffentlich-rechtliche Organisation dem französischen Kultusministerium unterstellt. Die Unterstützung französischer Kinofilme besteht aus zwei Komponenten: automatische Beihilfen des CNC, hierzu gehören Einnahmen der Filmabgabe auf Kinokarten sowie Abgaben der Fernsehbetreiber , die zu einem Drittel dem Kino zugutekommen und aus der Abgabe auf Video- und Multimediaprodukte. Außerdem sind die Fernsehanstalten in Frankreich verpflichtet, französische und europäische Produktionen zu unterstützen. Diese Regelung stellt ebenfalls eine Förderung der Kinofilme dar. In Frankreich gibt es zudem eigene Filmbanken, wie das halbstaatliche Institut pour le financement des films-(IFIC)30 - oder Les Sociétés de financement de l’industrie cinématographique et de l’audiovisuel (SOFICA).31 Die Förderung besteht in einer Art Vorkasse auf die einzuspielenden Einnahmen, die über steuerlich geförderte private Fonds von Kapital-Investmentgesellschaften im Bereich kinematographischer und audiovisueller Produktionen (Sofica) laufen. Die derart skizierte Förderung stützt sich auf ein System von Kreditvergabe und Bankgarantien, die über das Institut zur Finanzierung des Kinos (IFCIC) laufen. Produzenten erhalten hier Vorzugskonditionen und Vorschüsse auf Verträge und zu erwartende Hilfen. Auch die Bank Cofiloisirs 32bietet Zwischenfinanzierungen für Filmprojekte an. Cofiloisirs, an der die Privatbank ABN AMRO, die BPN Paribas sowie der französische Major UGC beteiligt sind, verfügt nach Angaben der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen über ein Kreditvolumen von 500 Millionen Euro. Auch internationale Produzenten könnten mit der Cofiloisirs arbeiten, da sie sowohl bei französischen als auch bei ausländischen Banken Konten für die Produzenten unterhalte. Sylvie El Sayegh, Geschäftsführerin der Cofiloisirs in Paris erläutert: „Wir bieten ihnen (den Produzenten) maßgeschneiderte Kredite an, die auf der Diskontierung ihrer Finanzverträge basieren. Dabei bewertet die Bank Verträge mit Förderungen, Sendern, Verleihern und Vertrieben. Als zusätzliches Bürgschaftsinstrument fungiert in dieser Konstruktion das halbstaatliche Institut pour le Financement 30 http://www.ifcic.fr/. 31 Vgl.: http://www.ora-defiscalisation.com/placement-sofica.html. 32 Vgl.: http://variety.com/2014/film/global/french-lender-cofiloisirs-expanding-its-backing-to-foreign-films- 1201286330/, sowie: http://lesechospedia.lesechos.fr/cofiloisirs.htm#. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 15 du Cinéma et des Industries Culturelles (IFCIC), welches das Finanzierungsrisiko zu 50 Prozent absichert.“33 Seit 2009 gewährt Frankreich zudem auch internationalen Filmen ausländischer Provenienz Steuervorteile, sobald ein Teil der Produktion in Frankreich stattfindet. IFIC handelt im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Kommunikation und des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie und Arbeit. Es ist eine privatrechtliche Organisation, die im öffentlichen Interesse handelt. Das Kapital der Gesellschaft gehört größtenteils Finanzinstitutionen wie dem französischen Staat, einer Gruppe von ca. 20 kommerziellen Banken und Kreditinstituten. Das CNC fördert außerdem eine Reihe von Garantiefonds, die von IFCIC verwaltet werden.34 Die finanzielle Unterstützung der Produktionen wird durch regionale und europäische Filmfonds ergänzt, deren Höhe zwar begrenzt ist, die die Finanzplanung aber abrunden. Auch die gesetzlich festgelegten Ausstrahlungsquoten (60 % der gezeigten Filme müssen aus europäischer und davon etwa 40 % ausfranzösischer TV-Produktion stammen), gehören zum Instrumentarium der Förderung von Kinofilmen in Frankreich. Zu alternativen Finanzierungsinstrumenten in Frankreich zählen auch Plattformen und Initiativen , die über Crowdfunding die Mittel für eine Filmproduktion generieren. Zwei Plattformen konnten sich auf dem Markt insbesondere behaupten: „People for Cinéma“ und „Movie-Angles“. People for Cinema wurde 2009 von Simon Istolainen und Serge Hayat, beide Fachleute der Filmfinanzierung, gegründet; Hayat ist Präsident der SOFICA. Gleichwohl hat das Geschäftsmodell in Frankreich nicht den gewünschten Durchbruch in der Filmbranche erzielt.35 Die Plattform „Movie Angels“ wirbt damit, dass sie von Fachleuten aus der Produktion gegründet wurde und deshalb Investitionen in Indipendentfilme hier sicher und transparent angelegt seien. 3.4. Kinofilmförderung in Italien 3.4.1. Neue Formen der Filmförderung in Italien In Italien wurden bereits im Jahr 2003 neue Formen der Filmförderung getestet. Damals unterzeichnete die römische Filmgesellschaft Blue Star Movie eine Multi–Millionen-Dollar-Vereinbarung mit der Firma Johnson & Johnson Vision Care über die Förderung eines internationalen 33 Filmstiftung Nordrhein-Westfalen. Kontinuität bei der Filmfinanzierung , im Internet abrufbar unter: http://www.filmundmedien.de/webEdition/we_cmd.php?we_cmd%5B0%5D=preview_objectFile&we_object ID=3017&we_cmd%5B2%5D=339&pid=11475. 34 Vgl.: Datenbank KORDA der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle 35 Vgl.: http://crowdfundingcinema.wordpress.com/analyses/quel-avenir-pour-le-crowdfunding-cinema-francais/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 16 Kurzfilms und der Option für einen Europäischen Film in Spielfilmlänge. Gefördert werden sollte eine Komödie mit dem Titel „Shopping Power Girls“. Mit dem Fokus auf 16-24-Jährige sollte ein bestimmter Lebensstiel präsentiert werden, der die Kaufbereitschaft der Zuschauer anstacheln sollte. Mit dieser Form des Product-Placements sollte die noch bestehende Finanzierungslücke von 15 – 20 % der Produktionskosten gedeckt werden.36 Weitere Formen der teil-staatlichen Filmförderung in Italien stellen Public-Privat-Partnership (PPP) und die Gap-Finanzierung dar. So wurde beispielsweise mit dem Projekt „Italia in Luce“ eine PPP zwischen dem Instituto Luce Cinecitta ANICA37 und dem italienischem Kultusministerium , dem Außenministerium, dem Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und der Abteilung für Tourismus geschaffen. Das Projekt hat ein Budget von $ 6,4 Millionen, um damit die Filmindustrie zu unterstützen. In dieser Summe sind $500.000 enthalten, die ausländische Filmverbreiter unterstützen, die italienische Filme kaufen. Das Projekt verfolgt somit das Ziel, italienische Filme auf dem internationalen Markt zu platzieren. Gleichzeit dienen bestehende Kontakte der beteiligten Organisationen dazu, einen gegenseitigen Austausch anzuregen. Der italienische Film soll nicht nur im Ausland publik gemacht werden, sondern auch das Ausland auf den italienischen Filmmarkt aufmerksam und mit diesem bekannt gemacht werden.38 Auch bei den Filmfestspielen in Venedig wurde eine neue Initiative der Filmfinanzierung vorgestellt : die „European Gap-Financing Co-production Market“.39 Das Ziel dieser Initiative ist, potenzielle Finanzpartner, wie beispielsweise Firmen mit privatem Eigenkapital, mit Produzenten zusammenzubringen, denen mindestens siebzig Prozent der Förderung für ihren Film bereits bewilligt wurden. Diese europäische Initiative ist allerdings nicht allein auf italienische Produzenten ausgerichtet, wurde aber in Venedig für Italien vorgestellt. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und der damit verbundenen restriktiven Haushaltspolitik Sparpolitik der Regierung können Filmproduzenten aber immer weniger mit asreichenden Fördergeldern rechnen. Einzelne Filmvertriebsgesellschaften und Filmproduzenten 36 Vgl.: Rodier, Melanie, ScreenDaily, Italy tests product placement as film financing alernative. 24. Februar 2003, http://www.screendaily.com/italy-tests-product-placement-as-film-financing-alternative/4012376.article. 37 http://www.anica.it/online/allegati/BARBAGALLO_intervento%20Venezia%202013_verso_conferenza_nazionale .pdf. 38 Vgl.: http://www.efp-online.com/en/members/193/Italy/Istituto-Luce-Cinecitt-Italy, sowie: http://blogs.indiewire .com/sydneylevine/italian-film-support. 39 http://www.labiennale.org/en/cinema/vfm-71/egf.html. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 17 haben deshalb etwa bereits den Börsengang gewagt oder beabsichtigen dies zu tun. Zu diesen gehören Notorious Pictures, die Leone Film Group und die römische Lucisano Media Group40 41. 3.4.2. Förderung der Business Location Südtirol (BLS) Die BLS stellt als Südtirols Standortagentur eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen dar. Diesen bietet sie Unterstützung und Serviceleistungen an. Sie ist auch Ansprechpartner für die Filmförderung in der nördlichen Provinz Italiens. Sie verwaltet seit 2010 Mittel, die das Land Südtirol für die wirtschaftlich orientierte Filmförderung zur Verfügung stellt. Diese marktorientierte Filmförderung ist auf den Filmstandort Südtirol ausgerichtet, für den die BLS Werbung betreibt. Zu den Aufgaben der BLS gehört vorrangig, den Standort Südtirol weiterzuentwickeln. Sie bietet u.a. die Unterstützung von Filmschaffenden und verwaltet den Südtiroler Filmförderfonds. „Zielsetzung der Filmförderung ist die Etablierung einer eigenen Filmszene. Damit ist, anders als in Deutschland, die Filmförderung Teil der Wirtschaftsregion BLS, Business Location Südtirol. Damit folgt die Förderung einer ökonomischeren Sichtweise.“42 Die wirtschaftliche Orientierung der italienischen Filmindustrie und Filmförderung kommt auch in ihrer organisatorischen Aufstellung zum Ausdruck. So ist die italienische Filmkommission (Italian Film Commission – IFC) eine Abteilung der italienischen Handelskommission (Italian Trade Commission – ITC). IFC ist die für die Vermarktung der audiovisuellen Industrie zuständige Abteilung. Dies bedeutet, dass IFC der amerikanischen Film-, Fernseh- und audiovisuellen Industrie Informationen und Unterstützung anbietet, um die Nutzung von Standorten, Krediten und italienischem Produktionspersonal zur Verfügung stellen zu können. Die italienische Handelskommission ist eine Regierungsorganisation, die damit beauftragt ist, Handelsbeziehungen zwischen Italien und ausländischen Gesellschaften zu unterstützen. Ihr 40 Vgl.: http://www.stol.it/Artikel/Wirtschaft/Wirtschaft/Italiens-Filmindustrie-draengt-an-die-Boerse. 41 Auch mit steuerlichen Maßnahmen wird die Filmindustrie in Italien gefördert. Im Jahr 2008 verabschiedete das italienische Parlament ein Gesetz (Italian Law No. 244/2007), das für Investitionen in die italienische Filmindustrie , die das Ziel haben, Anreize für ein Engagement in italienische Produktionsmittel zu schaffen, vorgesehen ist. Diese Unterstützung steht immer noch für nationale Werke zur Verfügung. Hierbei handelt es sich insbesondere um solche Filme, die ursprünglich in italienischer Sprache gedreht wurden, oder Werke, die von einem besonderen kulturellen Interesse sind. Das Gesetz sieht Steueranrechnungen für Produzenten, Filmverleiher , Besitzer von Filmtheatern, sowie für die technische Filmindustrie vor. Außerdem gibt es in dem Gesetz einen Schutz für Gewinne und zwar nicht nur Gewinne, die von Filmproduzenten und Filmverleihern erzielt wurden, sondern auch für Firmen, die vorher nicht im Filmsektor tätig waren. Anfang August 2013 erneuerte die italienische Regierung diese italienische Steuergutschrift, die nun eine Laufzeit bis 2015 hat. Die Steuergutschrift basiert auf einem Fond in Höhe von € 90 Millionen ($ 118 Millionen), der eingerichtet wurde, um bei der Verrechnung von Kino-und Fernsehproduktionskosten zu helfen. So stehen bis zu € 5 Millionen ($ 6,6 Millionen ) für gesamtstaatliche italienische Produktionen und bis zu € 3,5 Millionen für italienische Co-produktionen , die in Italien gedreht werden, zur Verfügung. 42 http://www.locationplacement.com/sudtirol-eine-etwas-andere-filmforderung/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 18 Hauptsitz ist in Rom, wo sie die Bezeichnung „Istituto nationale per il Commercio Estero – ICE, Agenzia per la promozione all estero e l’internalizzazione delle imprese Italiane“ trägt. Ihre 65 Außenstellen und 14 Verbindungsstellen unterstützen ausländische und italienische Unternehmen , Wirtschaftspartnerschaften zu entwickeln43. 3.5. Alternative Kinofilmförderung in Ungarn Ungarn ist für Filmproduzenten aufgrund seiner Steuersätze attraktiv. Die Filmfinanzierung des Landes erfuhr aber nach dem Regierungswechsel 2010 grundlegende Reformen44. Hintergrund hierfür ist, dass von 1991 bis 2010 sämtliche die Filmproduktion betreffenden Aktivitäten wie Produktion, Vermarktung oder Vertrieb von der öffentlich-rechtlichen Stiftung für den ungarischen Film (Magyar Mozgókép Közalapítvány, MMKA) wahrgenommen wurden. Nachdem aber festgestellt worden war, dass die MMKA einen Schuldenberg von ca. 6-10 Milliarden HUF aufwies und ihre Rechnungslegung ‚gesetzeswidrige Momente‘ enthielt45, wurde die MMKA ohne Rechtsnachfolgerin aufgelöst. Wie das Goethe-Institut berichtet, wurden die Aufgaben der Stiftung unter dem Ministerium für Nationale Ressourcen, dem neugegründeten ungarischen nationalen Filmfonds und der Nationalen Medien- und Kommunikationsbehörde aufgeteilt. Derzeit würden die Schulden von WMKA umstrukturiert. Der Staat habe die Bankkredite zu zahlen, auf die die Filmemacher infolge des Nachfinanzierungssystems angewiesen waren und für die die Stiftung widerrechtlich die Bürgschaft übernahm.46 Den neuen Filmfonds soll der Filmproduzent Andrew G. Vajna als Regierungsbeauftragter aufbauen . Da dieser Erfahrungen aus dem amerikanischen Filmgeschäft mitbringt, wurde ein Konzept des produzentenorientierten Filmemachens eingeführt. Das Budget des Filmfonds soll aus den Einnahmen eines Lotteriespiels gesichert werden und damit nicht länger auf öffentliche Zusagen angewiesen sein. Die für Filmproduzenten attraktive Steuererleichterung in Höhe von 20 % soll von dieser Änderung jedoch nicht betroffen sein47. Diese hatte das ungarische Parlament mit dem Filmgesetz aus 43 Vgl.: http://www.filminginitaly.com/home. 44 Vgl.: Vinkovits, Agnes 2012, Taxes and death – interview with Andrew G. Vajna, the government commissioner for the Hungarian film industry, im Internet abrufbar unter: http://www.bbj.hu/business/taxes-and-death---interview -with-andrew-g-vajna-the-government-commissioner-for-the-hungarian-film-industry-_62890. 45 „Die Verantwortlichen waren, so der Vorwurf des Justizministers, Förderungszusagen eingegangen, ohne dafür den finanziellen Rahmen zu haben, hätten sich nicht an die Vergaberegeln gehalten und zudem noch Kredite aufgenommen, für die der Staat bürgen müsse.“ Ungarn löst die staatliche Filmförderung auf, Pester Lloyd, 30.4.2011, im Internet abrufbar unter: http://www.pesterlloyd.net/2011_17/17filmstiftung/17filmstiftung.html. 46 Vgl: Die Reform der Filmfinanzierung nach dem Regierungswechsel 2010. The final cut, Goethe-Institut, http://www.goethe.de/ins/hu/bud/kul/mag/flm/fls/de9082624.htm. 47 Vgl.: http://www.hollywoodreporter.com/news/hungarian-government-approves-andy-vajnas-194708. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 19 dem Jahr 2004 eingeführt. Die Beihilfe kann für die gesamten mit der Filmproduktion entstehenden Kosten beantragt werden. 4. Kinofilmförderung in den USA und Kanada 4.1. USA Die US-amerikanische Filmindustrie48 hat ein wesentlich geringeres Maß an staatlicher Regulierung zu verzeichnen, als europäische Länder. Strukturell kann zwischen den großen Studios, den „Majors“ (Warner Brothers, Paramount, 20th Century Fox, Disney, Universal Studios und Sony) und den unabhängigen Produzenten und Studios, den sogenannten „Independent“ unterschieden werden. Letztere unterliegen höheren Finanzierungsrisiken, da sie über keine mit den Majors vergleichbare Verwertungskette verfügen. Die Finanzierung von Filmproduktionen erfolgt beispielsweise über Firmen, die Sponsorengelder zu vergeben haben. Eine dieser Organisationen ist das Sundance Institute49, eine von Robert Redford gegründete gemeinnützige Organisation oder auch über die ihr angeschlossene ebenfalls gemeinnützige Organisation Cinereach.50 Die Studios mussten aber gerade in finanziellen Krisenzeiten neue Finanzierungsmöglichkeiten finden, und ihre Kosten reduzieren. So haben sie insbesondere durch die Verlagerung der Produktion ins Ausland Steuervorteile genutzt und die Kosten für die Gagen von Darstellern und Belegschaft gesenkt, indem sie die außerhalb ihres Hoheitsgebiets produzierten. (BEATH, 2011-2012, 8ff.) Für die Entwicklung von Finanzierungskonzepten für ein Filmprojekt, gibt es in den USA außerdem darauf spezialisierte Firmen/Unternehmen51. 48 Im Fünfjahrestrend ist der Kinoumsatz USA/Kanada seit 2008 von 9,6 auf 10,8 Mrd. Dollar gestiegen; andere Märkte, insbesondere China können sich aber aufgrund ihres stärkeren Wachstums als Konkurrenz erweisen. Vgl: Dieter Dehn, Kinoumsatz steigt weltweit, 26. März 2013, abrufbar unter: http://www.kameramann.de/allgemein /kinoumsatz-steigt-weltweit-132783, sowie: http://176.34.247.242/statistik/daten/studie/221193/umfrage /die-groessten-kinomaerkte-weltweit-ohne-usa/, sowie: http://www.merics.org/fileadmin/templates/download /aktuelles/MERICS_Berlinale_Spezial.pdf. 49 Vgl.: http://www.sundance.org/. 50 Vgl.: http://www.cinereach.org/. 51 Eine Liste dieser Unternehmen ist im Internet zu finden unter: http://www.scriptologist.com/Directory/Filmmaking /Financing/financing.html. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 20 Für Produzenten aber wird die Finanzierung ihrer Filmprojekte seit der Finanzkrise 2008/2009 zunehmend schwierig. Das Instrument des „Crowd Funding“ wird daher für diesen Bereich immer wichtiger: „Während in den USA bei früheren Crowd-finanzierten Projekten die Gewährung finanzieller Gegenleistungen unzulässig war, ermöglicht die gesetzliche Neuregelung durch den 2012 verabschiedeten und schrittweise umgesetzten JOBS Act52 die Einrichtung von „Equity crowdfunding“. Private Investoren können nun in Abhängigkeit von ihrem Jahreseinkommen gedeckelte Beträge in mittels Crowd Funding-Plattformen angebotene Projekte anlegen. Diverse neuere Plattformen wie Slated, EarlyShares oder Crowdfunder haben dieses Prinzip bereits umgesetzt, und auch Kickstarter-Konkurrent Indiegogo entwickelt derzeit ein neues Konzept. Experten rechnen entsprechend mit einem weiteren Wachstumsschub für den Crowd Funding-Markt.“ (BONMÜTER/SCHELLER 2014, 152). Bei „Crowdfunder“ kann jeder Interessierte mit einem finanziellen Beitrag, „Investor bzw. Aktionär “ eines Films werden. Beispiele für Filme, die mittels Crowd Funding realisiert wurden, sind „Salty“53 oder „Wish I was here“.54 4.2. Kanada Die Filmindustrie in Kanada ist ein boomender Wirtschaftszweig.55 Die als „Hollywood North“ bezeichnete Region Nordamerika und Kanada mit ihren großen Filmstudios in Toronto und Vancouver haben Kanada und insbesondere Vancouver zum angeblich drittgrößten Filmproduzenten der Welt gemacht.56 Auch das National Film Board Canada NFB (französisch: Office national du film du Canada – ONF) hat hieran seinen Anteil. Das NFB ist als Bundesbehörde öffentlicher Produzent und Verleiher von Kinofilmen und betreibt Filmstudios, Animationsfilmstudios und Archive . Seit seiner Gründung im Jahr 1939 sind durch das NFB über 13.000 Produktionen entstanden , wurden über 5.000 Preise erzielt, darunter 12 Oskars.57 Aber auch andere positive Rahmenbedingungen begünstigen die Filmproduktion in Kanada. Hierzu gehören die Vorteile eines lukrativen Steuersystems sowohl auf Bundes- als auch auf 52 LOBS=“Jumpstart Our BusinessStartups“; für Crowd Funding bedeutsam sind inbs. Title II und Title III, die im September 2013 bzw. 2014 in Kraft getreten sind/werden. 53 Vgl.: http://www.crowdfundinsider.com/2014/07/45632-tomb-raider-director-sells-equity-film-crowdfundingsite -syndicateroom/. 54 Vgl.: http://www.crowdfundinsider.com/2014/07/44522-zach-braffs-crowdfunded-film-wish-reviews/. 55 Vgl.: http://www.hollywoodnorthpr.com/industry.html. 56 Nach den Städten Los Angeles und New York City in Nordamerika, vgl: http://www.vancouver.hm/movie.html. 57 Vgl.: http://onf-nfb.gc.ca/en/home/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 21 Landesebene und einer hierfür geschaffenen Gesetzgebung, die einen erstattungsfähigen Steuerkredit vorsieht ebenso wie die Vielzahl verfügbarer öffentlicher wie privater Fonds, mit deren Hilfe Zwischen- und Ausfallfinanzierungen gesichert werden können. Der Erfolg der kanadischen Filmindustrie wird maßgeblich auf das Steuerkreditsystem zurückgeführt. So ist es in Kanada möglich, 30 – 50 % eines Filmprojektes mit diesem Steuerkreditsystem zu finanzieren.58, da der „Production Services Tax Credit (PSTC)“ als erstattungsfähiger Kredit angelegt ist. Der Steuerkredit für Filme stellt eine Art „Brückenfinanzierung“ zwischen der Zeit der Planung eines Filmprojektes, dessen Durchführung und letztendlich seinem finanziellem Erfolg dar59. Eine Reihe von kanadischen Filmproduzenten und Filmverleihern sind börsennotierte Unternehmen . Mit der Börseneinführung konnten sie Kapital für die Investition in Filme aufbringen. Es diente der Ausstattung von Filmen und den mit der Filmerstellung verbundenen Transaktionen, einschließlich der Investition in neue Technologien. So wurden die Firmen dann auch zum Ziel von interessierten ausländischen Investoren oder Risikokapital-Gesellschaften, die an einer Übernahme interessiert waren.60 Eine öffentliche Unterstützung erhalten auch unabhängige Produktions-Fonds, sofern sie bestimmte , festgelegte Kriterien erfüllen.61 Der kanadische Film erfährt aber auch institutionelle Unterstützung durch das Canadian Film Centre (CFC)62 oder die Canadian Media Production Association (CMPA)63. Die CMPA ist die führende Handelsorganisation für unabhängige Produzenten mit Vertretungen und Experten nicht nur in den Zentren Ottawa, Toronto und Vancouver, sondern auch in den Provinzen, die aktive Lobbyarbeit betreibt. CMPA ist eine von dem kanadischen Filmregisseur und Filmproduzenten gegründete Organisation, die in die Entwicklung und Unterstützung neuer Produktionsideen investiert. 58 Das Programm des ‘Production Services Tax Credit – PSTC‘ ist so strukturiert, dass eine ‚Cash-Flow‘/Liquidität der finanziellen Forderung möglich ist; d.h. der PSTC ist als Überbrückungsdarlehen angelegt, für das Rückzahlungen erst anfallen, wenn ein ebenfalls beantragter öffentlicher Kredit fällig wird. Der Produzent kann somit zwischenzeitlich andere finanzielle Verpflichtungen bedienen; vgl.: http://de.scribd.com/doc/238828270/Movie -Funding-Essentials, sowie: http://www.goinglegal.com/film-financing-in-canada---use-a-tax-credit--consultant -for-tax-credit-financing--and-cash-flow-1696172.html. 59 Einen Überblick gbt die online einsehbare Broschüre „Filmförderung in Kanada“, im Internet abrufbar unter: https://www.yumpu.com/de/document/view/9908373/filmforderung-in-kanada-canada-international/15. 60 Vgl.: http://www.kpmg.com/Global/en/IssuesAndInsights/ArticlesPublications/film-financing/Documents /countries/canada.pdf. 61 Eine Liste der zertifizierten unabhängigen Produktions-Fonds ist im Internet zu finden auf den Seiten der Kanadischen Radio- Fernseh- und Telekommunikations-Kommission unter: http://www.crtc.gc.ca/eng/general /cipfund.htm. 62 Vgl.: http://www.cfccreates.com/about. 63 Vgl.: http://www.cmpa.ca/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 22 Zu neuen Paradigmen der Produktfinanzierung in der durch Marken unterstützten Unterhaltung hat CMPA zwei White Paper herausgebracht,64 die dieser Arbeit als Anlagen beigefügt sind. Hier werden Werbeformen wie Sponsorship, Product Placement, Werbung in einem bekannten Umfeld oder dem „native Advertising“, wie beispielsweise die BMW-Serie „The Hire“65, dem Affinitäts -Inhalt, wie er beispielsweise von Red Bull genutzt wurde, aufgelistet. Das Native Advertising ist eine spezifische Form der Internetwerbung. Inhalte, die einem dem Internetnutzer bereits bekanntem Angebot ähneln, sollen hiermit seine Aufmerksamkeit wecken. Diese Inhalte sollen primär nicht als Werbung kenntlich sein. Ein Beispiel für die Werbeform des „native Advertising“ (auch „brand-centric orignal content“) ist die Kurzfilmreihe des Autoherstellers BMW aus den Jahren 2001 und 2002, die zur kostenlosen Verbreitung über das Internet konzipiert war.66 Aber auch die Erstellung fiktionaler Webseiten, die auf einem Film und seinem Inhalt basieren, sind in diesem Zusammenhang zu nennen67. 5. Standortförderungen deutscher Medienstandorte Im Jahr 2011 wurden 40 Prozent der Gesamtherstellungskosten für Kinofilme in Deutschland von den Förderinstitutionen übernommen. Nur etwas weniger als 5 Prozent der Gesamtherstellungskosten entfielen auf Eigenmittel des Produzenten, die diese in Form von eigenen Barmitteln, Bankdarlehen oder Rückstellungen einbrachten. Die Fernsehsender waren mit 12 Prozent an der Finanzierung aller deutschen Kinoproduktionen beteiligt.68 Dementsprechend kommen Bonmüter /Scheller zu dem Ergebnis, dass bei deutschen Kinofilmproduktionen Fremdfinanzierungen über Banken ebenso wie die Beteiligungen Dritter nur marginal seien. In den Fällen, in denen Kredite für eine Lücken- (Gap-) oder Anschlussfinanzierung von Geschäftsbanken gewährt würden , erfolge dies größtenteils nur im Zusammenhang mit Bürgschaften. Ohne echte Finanzierungswirkung aber ein gängiges Instrument sei dagegen die Zwischenfinanzierung für Verleihgarantien und Presales. Eher selten vorzufinden seien Beteiligungsfinanzierungen von Privatinvestoren . An Bedeutung hätten allerdings in den letzten Jahren Mikrofinanzierungen in Form von Crowd Funding gewonnen, wenngleich diese nur für ausgewählte Projekte und i.d.R. limitierte Beträge in Frage kämen (BONMÜTER/SCHELLER 2014, 31). 64 Die Papiere des CMPA sind als Anlagen beigefügt. 65 Vgl.: The Hire ist eine von BMW produzierte Kurzfilmreihe, die in den Jahren 2001 und 2002 entstanden und zur kostenlosen Verbreitung über das Internet konzipiert waren, vgl: http://www.youtube .com/watch?v=PKYUtUw-8ig. Siehe auch: http://pando.com/2014/02/26/the-lego-movie-is-native-advertising -on-the-grandest-scale-ever-attempted/. 66 Weiter Beispiele und Erläuterungen zur Anwendung von „native Advertisement“ sind zu finden unter: http://www.business2community.com/marketing/how-to-market-your-film-using-native-advertising-0581294. 67 Vgl.: http://www.adweek.com/news/advertising-branding/aols-patch-creates-fictional-publication-disney-movie -planes-150953. 68 Produzentenstudie 2012, Zusammenfassung, S. 11, im Internet abrufbar unter: http://www.produzentenallianz .de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmin/data/dokumente/Foko/Produzentenstudie_Zusammenfassung .pdf&t=1412240476&hash=71a178e3da53e45ec87eb3cd95881d58fa13fb33. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 23 Auf der Crowdfunding Plattform „Startnext“ wurden Anfang Oktober 2014 404 Crowdfunding- Projekte im Bereich Film registriert. Darunter 223 aus Berlin, 80 aus Hamburg, 54 aus München und 47 aus Köln.69 5.1. Berlin Die Standortförderung für Filmschaffende in Berlin erfolgt über das Medienboard Berlin/Brandenburg (MBB). Gesellschafterin des Medienboard Berlin/Brandenburg GmbH sind die Investitionsbank Berlin und die Investitionsbank des Landes Brandenburg. Diese bieten ein gemeinsames Zwischenfinanzierungsprogramm (GAP-Zwischenfinanzierung) für Kinoproduktionen an. Gefördert werden Produktionsunternehmen mit Sitz in Berlin/Brandenburg, sowie deutsche Produktionsgesellschaften mit Sitz in Berlin/Brandenburg und Gründungsunternehmen mit ausreichender Produktionserfahrung. Diese können Darlehen zur Zwischenfinanzierung von Filmprojekten erhalten.70 Auch der VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin71 könnte von Filmproduzenten in Anspruch genommen werden. Dieser Fonds wurde von der Investitionsbank Berlin (IBB) und dem Land Berlin als Wagniskapitalfonds angelegt. Durch ihn soll die Eigenkapitalbasis von kleinen und mittelständischen Wachstumsunternehmen der Berliner Kreativwirtschaft gestärkt werden. Das Medienboard Berlin verwaltet außerdem gleichzeitig die Förderfonds der Landesförderer. 5.2. München Wie einem Brancheninfo des Referats für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München vom Juli 2014 zu entnehmen ist, werden innerhalb der bundesweiten Filmwirtschaft rund 16 Prozent der Wirtschaftsleistung allein durch Filmunternehmen aus der Landeshauptstadt München erzielt. Der Teilmarkt Filmwirtschaft nimmt insofern eine besondere Spitzenstellung in München ein.72 69 Vgl.: https://www.startnext.de/. 70 Anzahlungsbürgschaften (Avale) stehen für TV-Auftragsproduktionen und Auftragsproduktionen im Medienbereich zur Verfügung. 71 http://www.ibb-bet.de/vc_fonds_angebot.0.html. 72 Brancheninfo des Referats für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München S. 9 mit Hinweis auf den Teilbericht zur Kultur- und Kreativwirtschaft in der Landeshauptstadt München aus dem Datenreport zur Kultur - und Kreativwirtschaft der Europäischen Metropolregion München (EMM), Stand 1010, im Internet abrufbar unter: http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/medien_d.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 24 Die Filmproduktion wird in München maßgeblich von der Bavaria Film Gruppe mit ihren zahlreichen Tochterunternehmen geprägt. Für Nachwuchsproduzenten und deren Förderung wurde das Bayerische Filmzentrum, das wie die Bavaria Media GmbH eine GmbH ist, gegründet. Bavaria hat eine eigene Firma zur Vermarktung seiner Produkte gegründet – Bavaria Sonor. Bavaria Sonor betreut beispielsweise die Brands/Marken „Janosch“ oder „Die Sendung mit der Maus“. Diese Vermarktung der mit einem Lizenzthema verbundenen Marke erstreckt sich über alle Produktionsbereiche , Promotions, Testimonialeinsätze und Sonderwerbeformen.73 Unterstützung können Produzenten in München auch von der Münchner DZ Bank, der Zentralbank der Volks- und Raiffeisenbanken finden, die mit einem Kreditvolumen von 325 Millionen Euro rund 120 Film- und Fernsehprojekte pro Jahr finanziert. Exkurs: Abgesehen vom Film- Förder-Fonds Bayern (FFB), der mit den Gesellschaftern Freistaat Bayern, Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), dem Bayerischen Rundfunk, dem ZDF und den privaten Fernsehanbietern ProSiebenSat1 und RTL zu den Instrumenten der öffentlichen Filmförderung gehört, wird die Filmwirtschaft in Bayern und München vom Bayerischen Bankenfonds unterstützt. Dessen Gründungsmitglieder waren die HypoVereinsbank, die Reuschel Bank, die Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (jetzt LfA Förderbank Bayern) und die Bayerische Landesbank. Der Bayerische Bankenfonds stellt private Finanzmittel von rund 10,25 Millionen Euro für Film- und Verleihprojekte zur Verfügung, die als Darlehen in Anspruch genommen werden können.74Der Bayerische Bankenfonds ist somit ein den FFB ergänzenden Finanzierungsinstrument für Produktion und Verleih dar. 5.3. Köln Köln ist zwar mit dem Sitz der Fernsehsender WDR und seinen sechs Radiosendern, sowie dem Privatsender RTL, der seinen Hauptfirmensitz in Köln hat, sowie zahlreichen Produktionsfirmen für Filme mit Firmensitz in Köln ein wichtiger Medienstandort. Besondere Finanzierungsinstrumente der Filmproduktion für den Produktionsstandort Köln konnten jedoch nicht ermittelt werden . Zwar fördert die Film-und Medienstiftung NRW auch innovative Marketingmaßnahmen. Die Stiftung hat jedoch ihren Firmensitz in Düsseldorf. Außerdem gehören zu den Gesellschaftern, der WDR, das Land Nordrhein-Westfalen, das ZDF, RTL sowie die Landesanstalt für Medien. Seinen Sitz in Köln hat hingegen das Mediengründerzentrum NRW. Dieses vergibt jährlich bis zu 14 Stipendien in Höhe von jeweils 10.000 Euro. Mit finanzieller Unterstützung durch das Land NRW, die Landesanstalt für Medien NRW (LfM), die Film- und Medienstiftung NRW, die Stadt Köln und die Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH (VFF) soll hiermit jungen Existenzgründern der Start in die Selbständigkeit erleichtert werden. Auch eine Filmproduktionsfirma könnte sich hier bewerben. 73 Vgl.: http://www.bavaria-film.de/. 74 Vgl.: http://www.fff-bayern.de/foerderung/bayerischer-bankenfonds/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 25 5.4. Hamburg Neben Berlin, München und Köln gehört die Freie und Hansestadt Hamburg zu den führenden Film- und Fernsehproduktionsstandorten Deutschlands. Kinofilme und außergewöhnliche Fernsehproduktionen aller Genres werden von der Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein GmbH (FFHSH)75 unterstützt. Gesellschafter der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH sind die Freie und Hansestadt Hamburg sowie das Land Schleswig-Holstein. Den Aufsichtsrat bilden drei Ländervertreter und sechs Fachleute aus der Film- und Fernsehwirtschaft. „Der FFHSH stehen jährlich ca. 11,5 Mio. Euro für Projekte zur Verfügung. 8,5 Mio. Euro (stammen aus Mitteln der Feien-und Hansestadt Hamburg, jeweils 1 Mio. Euro von NDR und ZDF sowie 2,1 Mio. Euro für Filmförderung aus einem vom Gesetzgeber festgelegten Anteil der Rundfunkgebühren . In dieser Summe enthalten sind 300.000 Euro für die Filmwerkstatt Kiel, außerdem 450.000 Euro für NDR-Auftrags- und Koproduktionen, die weiterhin als Zuschüsse nach den bisherigen Regularien gewährt werden, um Schleswig-Holstein als Film- und Fernsehstandort zu stärken. Zwei Gremien, bestehend aus erfahrenen Branchenkennern, bestimmen über die Vergabe der Mittel: Gremium 1 entscheidet über Filme mit Herstellungskosten über 800.000 Euro, Gremium 2 über Projekte mit einem Budget bis zu dieser Summe.“76 Die FFHSH ist auch Gesellschafterin der Filmfest Hamburg GmbH sowie der Media Desk Deutschland GmbH. Bereits im Jahr 2011 veranstaltete die FFHSH eine Veranstaltung zum Thema „Freestyle Financing “, in der diskutiert wurde, inwieweit Crowdfunding als alternative Finanzierungsmöglichkeit für Filmprojekte in Frage käme.77 In diesem Rahmen berichteten der Regisseur Jan-Georg Schütte und der Produzent Dirk Decker von Riva Filmproduktion über ihre Erfahrungen und Fundraising-Kampagnen im Zeitalter von Web 2.0. Einig waren sie sich darüber, dass die finanzielle Beteiligung an einem Projekt „die Leute vor allem emotional (ein-)bindet“. Botschaft und Machart eines Films würden letztlich entscheiden , wieviel Geld das so erreichte Publikum bereit sei, zu investieren. Kritisch beurteilte allerdings der Produzent Dirk Decker die Finanzierung über Crowdfunding. Dieses sei kein verlässlicher Finanzierungsbestandteil einer Filmproduktion, sondern eher ein zusätzliches Marketinginstrument , um die Bekanntheit des Films zu steigern und damit auch die Besucherzahlen sowie die Kinoauswertung zu erhöhen. 75 Vgl.: http://www.ffhsh.de/sites/de_1428.asp. 76 Vgl.: http://www.ffhsh.de/sites/de_1890.asp. 77 Vgl.: Pressemitteilung vom 10. 06. 2011, abrufbar unter: http://www.ffhsh.de/sites/en_1906.asp?vonwo=pressemitteilungen &PR_id=535896553342415218081354246046. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 26 Ein weiterer Teilnehmer der Veranstaltung, Konrad Lauten, Gründer der Online-Finanzierungs- Plattform Inkubato78 erläuterte das Konzept seiner Website. Auf Inkubato würden Projekte aus den Bereichen Musik, Kunst, Design, Food, Buch und Film inklusive der benötigten Summe, der Laufzeit und der Prämien, die die Unterstützer für ihre Beteiligung erhalten sollten, vorgestellt. Ein Projekt würde aber nur realisiert, wenn z.B. der Filmemacher in einem festgelegten Zeitraum die für dieses Projekt veranschlagte Finanzierungssumme tatsächlich ansammeln kann. Und nur in diesem Fall erhalte der Betreiber der Plattform eine zehnprozentige Erfolgsbeteiligung. Bei dem am 1./2. Oktober dieses Jahres innerhalb des Filmfestes Hamburg veranstalteten „Producers Lab“, an dem Produzenten aus Hamburg mit Produzenten zusammentrafen, die aus dem Programm „Producers on the Move“ der European Film Promotion (EFP)79 ausgewählt waren, wurde die zunehmende Bedeutung von Co-Produktionen für die Finanzierung von Filmproduktionen hervorgehoben. Für Co-Produktionen würde sich ein viel größerer Markt ergeben, da sie in mehr als einem Land gezeigt werden könnten und somit die mit der Vermarktung verbundenen Einnahmen gesteigert werden könnten. Auch würde die Finanzierung, die in einzelnen Ländern angesichts der Finanzkrise immer schwieriger würde, derart auf mehrere Partner verteilt, was mehr Möglichkeiten biete.80 78 http://www.inkubato.com/de/. 79 Vgl.: http://www.efp-online.com/en/project_networking/producers_on_the_move.php. 80 Vgl.: http://www.efp-online.com/en/news/2014/2014_09_25_3questions_plhh.php. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 063/14 Seite 27 6. Literaturverzeichnis ALTENDORFER, OTTO 2004, Das Mediensystem der Bundesrepublik Deutschland, VS Verlag für Sozialwissenschaften , Wiesband. ARNOLD, KATHRYN (2013) Indie Film Financing: A Bankers’s Perspective on Banks, hedgfunds and New Distribution Platforms, im Internet abrufbar unter: http://theentertainmentexpert .com/?p=715. BOMNÜTER, UDO/SCHELLER, PARICIA 2014, Filmfinanzierung. Strategien im Ländervergleich: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und USA. 2. erweiterte Auflage, Nomos. 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