© 2014 Deutscher Bundestag WD 10 - 3000 - 051/14 Sportliche Großveranstaltungen als Wirtschaftsfaktor Zur wirtschaftlichen Bedeutung der Olympischen Sommerspiele 2012 xxxx Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 2 Sportliche Großveranstaltungen als Wirtschaftsfaktor Zur wirtschaftlichen Bedeutung der Olympischen Sommerspiele 2012 Verfasser: xxxx Aktenzeichen: WD 10 - 3000 - 051/14 Abschluss der Arbeit: 5. August 2014 Fachbereich: WD 10: Kultur, Medien und Sport Telefon: xxxx Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Vorbemerkung 4 2. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld von sportlichen Großveranstaltungen 7 3. Olympische Spiele London 2012: Organisation und Durchführung einschließlich Kosten und Erträge 15 4. Zu den ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Spiele von London 2012 21 5. Perspektiven und politischer Entscheidungsprozess: Deutsche Bewerbungen für Olympia? 29 6. Literatur 37 7. Anlagen 45 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 4 1. Vorbemerkung Die gesellschaftliche Bedeutung des Sports liegt – nach weitverbreiteter Ansicht – in erster Linie in seinen positiven Wirkungen auf die Volksgesundheit, im Nutzen des individuellen Sportlers,1 aber auch der Konsumenten der Sportdarbietungen sowie in seiner erzieherischen Wirkung insbesondere für die Jugend. Daneben ist Sport aber auch – und in zunehmenden Maß – eine ökonomisch bedeutende Veranstaltung, bei der es Anbieter und Nachfrager von Sportleistungen gibt, bei der Lohn- und Gewinneinkommen entstehen, Konsum- und Investitionsentscheidungen getroffen werden, Steuern gezahlt und Subventionen gewährt werden. Das gesamte Universum ökonomischer Aktivitäten offenbart sich auch in der Welt des Sports. Zu berücksichtigen ist dabei auch die weiter wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Profisports, die sich bereits seit geraumer Zeit auf die gesamte Organisation des heutigen Sport- und Wettkampfsystems auswirkt .2 So wird etwa durch die Ausrichtung von Wettkämpfen und die Bereitstellung von Sportinfrastruktur die Tourismuswirtschaft eines Landes und die mit ihr verbundenen Wirtschaftssektoren unterstützt. Darüber hinaus verbessert Sportausübung den allgemeinen Gesundheitszustand und trägt damit positiv zu Produktivität und Wachstum bei.3 Besondere Erwartungen werden in dieser Hinsicht an die Durchführung von Sportgroßveranstaltungen gerichtet. Weit verbreitet ist die Vorstellung, Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften würden dem organisierenden Land enorme wirtschaftliche Vorteile verschaffen. Befürworter der Spiele neigen dazu, die Olympischen Spiele als ein allumfassendes konjunktur-, struktur- und wachstumspolitisches Programm zu interpretieren, das zudem besonders attraktiv sei, weil es zum großen Teil über externe Fernseh- und Marketinggelder finanziert werde. Insbesondere gelten Olympische Spiele nach einer in der Praxis weit verbreiteten Überzeugung als wirkungsvolles Element in strukturpolitischen Konzepten und damit als wettbewerbsstrategisches Instrument in der Standortkonkurrenz um Investoren, Touristen und produktive Arbeitsbevölkerung . Kritiker der Olympischen Spiele warnen jedoch vor finanziellen Belastungen für die Stadt und die Steuerzahler sowie vor sozioökonomischen Problemen wie etwa Gentrifizierung oder Miet- und Baupreissteigerungen. Verwiesen wird auch darauf, dass der wirtschaftliche Nutzen im Sinne eines Einkommens- und Beschäftigungswachstums für die Austragungsregionen in der Regel von den Befürwortern überschätzt werde. Zwar wird den Großereignissen von vielen Wissenschaftlern ein wirtschaftsförderndes Potenzial nicht generell abgesprochen . Angesichts der nur vorübergehenden Natur der Veranstaltungen und des im Verhältnis 1 Oft werden die Sportler auch als Repräsentanten der Sponsoren sowohl außerhalb des Wettkampfes als auch über ihre aktive Laufbahn hinaus tätig. Vgl. dazu ausführlich THE ECONOMIST (2008); mit besonderem Blick auf die olympischen Spiele in Peking vgl. eine Beilage der FINANCIAL TIMES (2008). Vgl. zum Thema außerdem SIEGFRIED und ZIMBALIST (2006). 2 Vgl. zur damit verbundenen Transformation des Olympismus insbesondere WASSONG (2013). 3 Damit ist die Dienstleistung Sport auch ein öffentliches Gut. Über den individuellen Nutzen des Sportnachfragers hinaus entstehen zusätzlich positive Drittwirkungen auch zugunsten der gesamten Gesellschaft. Vgl. hierzu in international vergleichender Perspektive BERGSGARD u. a. (2007). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 5 zum jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP)4 relativ geringen, unmittelbar eventinduzierten Impulses für die gesamtwirtschaftliche Aktivität wird eine generell gültige Effektivität öffentlicher Investitionen in diese sportlichen Großveranstaltungen – nicht zuletzt im Hinblick auf die Kosteneffizienz – häufig in Zweifel gezogen (ANDREFF 2012).5 Hinzu kommen nicht-ökonomische Effekte. Sportgroßveranstaltungen sind sehr komplex und haben nicht nur offensichtlich messbare sportliche und ökonomische Dimensionen, sondern auch andere schwer zu quantifizierende Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt. So können Sportgroßveranstaltungen etwa ein positives Image herstellen oder verstärken. Der externe, nicht monetäre Nutzen besteht vor allem in einer vergrößerten Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Heimatregion und in einem gesteigerten Freizeit- und Erlebniswert. Sportevents und international erfolgreiche Athleten bieten zudem nationale Repräsentationsmöglichkeiten und leisten somit einen Beitrag zu Imageaufbau und Ansehen eines Landes im Ausland. Image- und Werbeeffekte für die Stadt und die Region führen dann nicht nur zu steigenden Tourismuszahlen, sondern möglicherweise sogar zu einer Steigerung der Attraktivität als Industriestandort. Außerdem bringt die Austragung von Sportevents infrastrukturelle und städtebauliche Veränderungen mit sich, die die Position im Standortwettbewerb begünstigen können (AHLERT 2006). Die ökonomische Bedeutung dieser intangiblen Faktoren ist jedoch schwer zu quantifizieren. Die positiven Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft werden vor allem von den Organisatoren unterstrichen .6 Sie betonen die Impulse für den Tourismus und das lokale Gewerbe sowie die Verbesserung der Infrastruktur. Die mediale Präsenz von Sportlern und Sportveranstaltungen erhöht den Bekanntheitsgrad einer Region und hat Werbeeffekte für die Region. Über die zusätzlichen Nachfragesteigerungen hinaus, die von auswärtigen Besuchern von Sportveranstaltungen ausgehen, kann der Tourismusbereich profitieren. Zudem kann das regionale Sportangebot als weicher Standortfaktor einen Beitrag zum Freizeit- und Erlebniswert der Region leisten. Sofern diese Werte für Arbeitskräfte bei der Wahl ihrer Arbeitsstätte oder für Unternehmen bei der Wahl ihres 4 Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst die gesamte Produktion von Waren und Dienstleistungen in einem bestimmten Gebiet nach Abzug der Vorleistungen und stellt demzufolge einen wirtschaftlichen Produktionsindikator dar, der die in einer bestimmten Periode erbrachte wirtschaftliche Gesamtleistung zum Ausdruck bringt. Die Bewertung erfolgt zu Marktpreisen, was bedeutet, dass im BIP Produktions- und Importabgaben enthalten, dagegen Subventionen nicht enthalten sind. Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen ergibt sich rechnerisch aus der Summe der Produktionswerte abzüglich der Vorleistungen (Bruttowertschöpfung), zuzüglich der Einfuhrabgaben und der nicht abzugsfähigen Umsatzsteuer, sowie abzüglich der unterstellten Entgelte für Bankleistungen (BRAAKMANN et al. 2009). 5 Vgl. dazu auch die recht unterschiedlichen Einschätzungen des volkswirtschaftlichen Werts von Fußballweltmeisterschaften (BRENKE/WAGNER 2007; MAENNIG 2007; HUSCHKA/BRUHN/WAGNER 2010; BRENKE/WAGNER 2014a, 2014b; PFLÜGER et al. 2014) (Anlagen 1-4). 6 In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, inwieweit Sportgroßveranstaltungen mit öffentlichen Geldern finanziert werden sollen. Begründet wird die öffentliche Sportförderung üblicherweise damit, dass diese auch als ein Instrument zur Förderung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung eingesetzt werden kann. Zur Begründung der Förderung des Hochleistungssports durch den Bund vgl. in einer kurzen Übersicht HUMBERG (2006: 119ff.), kritisch dazu BUNDESRECHNUNGSHOF (2007: 146ff.). Die öffentliche Sportförderung gerät aber zunehmend in die Diskussion, zumal sich in den letzten Jahren durch die Kommerzialisierung und Medialisierung des Sports sowie durch veränderte Präferenzen der Nachfrager vermehrt neue Organisationsund Angebotsformen am Markt etablierten (THÖNI/BARTH 2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 6 Standortes entscheidungsrelevant sind, kann das Sportangebot das wirtschaftliche Wachstum einer Region positiv beeinflussen (vgl. untenstehende Übersicht). Quelle: Vöpel 2010 Die bisherigen Erfahrungen mit solchen sportlichen Großveranstaltungen sind nach aller Erfahrung sehr gemischt. Dabei ist es nicht einfach zu erfassen, ob sie für das jeweilige Gastgeberland tatsächlich wirtschaftlich vorteilhaft waren. Im Fall der Olympischen Sommerspiele von Los Angeles im Jahr 1984, mit denen von Anfang an ein kommerzielles Ziel verfolgt worden war, wurden ausschließlich bereits bestehende Sporteinrichtungen verwendet und letztlich wurde hoher Gewinn bei der Durchführung der Spiele erzielt. Auch für die Spiele in Sydney im Jahr 2000 war die Bilanz positiv: Es wurden mehr Touristen angelockt, und die Infrastruktur wurde ausgebaut. Ein besonders abschreckendes Beispiel der Olympischen Geschichte ist jedoch Montreal 1976, das noch bis November 2006 die Schulden für die Austragung bezahlen musste. Die Stadt erstellte viele neue Einrichtungen, darunter auch ein grandioses olympisches Stadion. Während das Organisationskomitee Montreal mit einem Überschuss abschloss, führte das Infrastruktur -Budget der Spiele zu hohen Defiziten im städtischen Haushalt. Neben der Fehlkalkulation kam hinzu, dass der kanadische Staat keine Steuermittel zum Ausgleich eines Finanzdefizits bereitstellte und die Last einseitig der Stadt Montreal und der frankophonen Provinz Quebec aufgebürdet wurde. Angesichts der Unsicherheit darüber, wie hoch die Effekte der Olympischen Spiele tatsächlich sein werden, existiert ein hohes Bewerbungsrisiko für potentielle Ausrichter-Städte. Die ausrichtende Stadt besitzt zudem ein spezifisches Standortprofil mit Stärken und Schwächen. Beide Dimensionen müssen sorgfältig geprüft und gegebenenfalls in einem standort- und Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 7 entwicklungspolitischen Konzept miteinander in Einklang gebracht werden. Jedoch überwiegt gerade in jüngerer Zeit eine deutliche Skepsis hinsichtlich ökonomischen, fiskalischen und ökologischen Wirkungen von solchen Sportgroßveranstaltungen. Neben einer wachsenden Grundsatzkritik an dem Verhalten der großen Sportverbände werden dabei die ökonomischen und gesellschaftlichen Risiken diskutiert. Hierzu zählen beispielsweise die Frage nach der Amortisation der hohen Investitionskosten oder auch die Unsicherheiten, die bezüglich der Folgenutzung bestehen . Gerade die ökologischen Folgen solcher Veranstaltungen, wie z. B. Eingriffe in sensible Naturräume oder negative Auswirkungen durch Abfall, Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch sind heute wichtige Themen in der Diskussion über Sportgroßveranstaltungen. Die Risiken einer Olympia-Austragung und ihre Folgen auf Finanzen, Infrastruktur, Umwelt und soziale Teilhabe werden seit langem kontrovers diskutiert. Eine allgemeingültige quantifizierbare Risikoanalyse wird dadurch erschwert, dass die Ausgangssituation der jeweiligen Bewerber- und Austragungsstädte mitunter sehr variiert. Viele Faktoren wie zum Beispiel das Vorhandensein bereits verfügbarer Sportstätten, die Aktivierung von privaten oder staatlichen Geldgebern, die Finanzlage der Stadt oder umweltpolitische Gegebenheiten spielen eine entscheidende Rolle und bedingen sich mitunter gegenseitig. Daher lassen sich mögliche Kosten einer Austragung für den Bewerber nur schwer beziffern. Die meisten Olympischen Spiele erweisen sich im Laufe ihrer Vorbereitung als sehr teuer und können zu erheblichen Defiziten für die Ausrichterstädte führen. Gefragt wird aber auch selten danach, welche ökonomischen Resultate eine andere Verwendung der öffentlich finanzierten Ressourcen erbracht hätte (Opportunitätskosten). Hervorgehoben wird jedoch immer wieder, dass Olympische Spiele bei günstigen Voraussetzungen und bei effizienter Planung und Durchführung einen positiven Effekt auf die Austragungsorte haben können. Als beispielhaft gelten dabei bereits heute die Spiele von London 2012. Im Folgenden werden die wesentlichen Facetten dieses sportlichen Großereignisses skizziert und – soweit gegenwärtig bereits erkennbar – im Hinblick auf die sozialen und ökonomischen Auswirkungen überprüft. Vor dem Hintergrund der Londoner Erfahrungen werden abschließend die Perspektiven für Bewerbungen deutscher Städte dargestellt. 2. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld von sportlichen Großveranstaltungen Gerade für den Spitzensport ist Leistung konstitutiv. Entsprechend ist eine erfolgreiche Bilanz für Athletinnen und Athleten, das Team, den Verband und bei internationalen Wettkämpfen für die Nation von großer Bedeutung. Die olympische Devise „citius, altius, fortius“ beschreibt ein zentrales Charakteristikum des modernen Hochleistungssports. Der Leistungsimperativ ist zu einem konstituierenden Merkmal des Sports geworden. Dies geht einher mit einer stark gewachsenen wirtschaftlichen Bedeutung des Sports, die sich bereits seit geraumer Zeit auf die gesamte Organisation des heutigen Sport- und Wettkampfsystems auswirkt.7 Die gesellschaftlichen Wertvorstellungen , die mit der Ausübung des Leistungssports traditionell angesprochen sind (etwa 7 Oft werden die Sportler auch als Repräsentanten der Sponsoren sowohl außerhalb des Wettkampfes als auch über ihre aktive Laufbahn hinaus tätig. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 8 Teamgeist, Fairness und Leistungsbereitschaft),8 werden überlagert durch ein besonderes System der Professionalisierung und Kommerzialisierung im Kontext einer neuen medialen Inszenierungskultur. Einen markanten Einschnitt markiert etwa die Zulassung privater Fernsehsender am Anfang der 1980er Jahre. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben sich inzwischen diesem Trend zur Inszenierung und Eventisierung des Sports angeschlossen.9 Der Hochleistungssport – häufig auch als Spitzensport bezeichnet10 – gilt gerade wegen seiner medialen Wirksamkeit als eine wichtige Visitenkarte eines Landes. Spitzensport ist insofern nicht nur ein Sinnbild für individuelle Leistung und menschliches Können, sondern auch Ausdruck des Wettbewerbs zwischen Nationen, bei dem der Gewinn möglichst vieler Medaillen im Vordergrund steht. Sportliche Höchstleistungen sind deshalb nicht nur das Ergebnis individueller Anstrengungen, sondern auch Ausdruck staatlicher Unterstützung und Förderung. Nicht zu übersehen ist deshalb , dass sich die Praxis des Spitzensports immer weiter von der ursprünglichen Idee der Partizipation in einem Wettstreit von Individuen11 entfernt hat. Der das internationale Sportgeschehen lange Zeit dominierende „Kampf der Systeme“ gehört der Vergangenheit an. Das größere Konfliktfeld ist heute das Verhältnis von Sport und Wirtschaft, wobei die Einflussnahme wirtschaftlicher Interessen auf den olympischen Sport insgesamt deutlich gestiegen ist. Der Sport ist von der Hightech-Ausrüstung der Höchstleistungssportler bis zur sportlichen Mode von Freizeitsportlern und über die mediale Berichterstattung und Werbung sowie Sponsoring einer der größten Wirtschaftszweige der Welt.12 Gerade die Abhängigkeit von 8 Vgl. dazu ausführlich GÜLDENPFENNIG (2008) und BRAUN (1998; 1999; 2000). 9 Ein wichtiges Charakteristikum ist die Verwandlung von Sportarten in Medienspektakel (HORKY 2009; HOFFMANN-RIEM 2009). Karl-Heinrich BETTE (2009) verweist in diesem Zusammenhang auf eine spezifische „Ikonographie des Heldentums“: Die Sportler erscheinen hier als Retter und Erlöser oder auch als Märtyrer, die sich für Verein, Volk und Vaterland opfern. 10 Umgangssprachlich wird der Begriff Leistungssport oft mit Hochleistungssport (auch Spitzensport) gleichgesetzt. Hochleistungssport ist jedoch Leistungssport, der mit dem ausdrücklichen Ziel betrieben wird, Spitzenleistungen im internationalen Maßstab zu erzielen. Die Ausübung des Hochleistungssports erfolgt in der Regel in einem von nationalen und internationalen Sportverbänden organisierten und strukturierten Wettkampfsystem. An der Spitze dieses Wettkampfsystems stehen Weltmeisterschaften und Weltcup-Serien sowie in vielen Sportarten die Olympischen Spiele. Im Englischen wird dabei von „top level sports“ oder „elite sports“ gesprochen (HOULIHAN und GREEN 2008). 11 Die Olympische Charta betont: „The Olympic Games are competitions between athletes in individual or team events and not between countries.“ Die Charta findet sich auf der Internetseite des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) unter http://www.olympic.org/Documents/olympic_charter_en.pdf. Eine deutsche Fassung (Olympische Charta 2014) ist aufrufbar unter http://www.dosb.de/fileadmin/Bilder_allgemein/Veranstaltungen/Sotschi_2014/Olympische_Charta_2014.pdf. 12 Trotz der großen gesellschaftlichen Bedeutung des Sports fehlt es jedoch bisher an genauen Informationen über das wirtschaftliche Potenzial des Sports. Zu berücksichtigen ist, dass die Sportwirtschaft eine Querschnittbranche ist, die sich aus einer Vielzahl von wirtschaftlichen Aktivitäten zusammensetzt, die unterschiedlichen Wirtschaftszweigen zuzuordnen sind. Zur Bestimmung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Sports und dessen Beitrag zur Bruttowertschöpfung und zur Beschäftigung bedarf es deshalb einer Abgrenzung der Branche Sport von anderen Wirtschaftsbereichen Geschätzt wird, dass der Sport als Wirtschaftsfaktor insgesamt etwa einen Anteil von 1 bis 3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU-Mitgliedstaaten beiträgt (HEINIG 2013; PREUSS/ALFS/AHLERT 2012; BREUER/MUTTER 2012). Weitere Informationen finden sich unter www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/branchenfokus,did=476830.html. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 9 Sponsoren hat das Internationale Olympische Komitee (IOC)13 zu einer Neubewertung dieser Beziehungen gezwungen. Man will eine zu starke Kommerzialisierung vermeiden und die Olympischen Ideale wieder stärken. Dies erfolgt, indem das IOC die Sponsoren darüber aufzuklären versucht, wie man die Olympischen Ideale für kommerzielle Zwecke optimal nutzen kann, ohne diese zu schädigen. Außerdem will das IOC Langzeitverträge mit Sponsoren und Medienkonzernen abschließen, wovon man sich ein stärkeres Verantwortungsgefühl für die Marke „Olympia“ verspricht. Inzwischen hat das IOC die alleinige Kontrolle bei den Verhandlungen mit den Sponsoren und den Fernsehanstalten übernommen. Bediente man sich früher der Kompetenzen von Agenturen und des jeweiligen Organisationskomitees der Spiele (OCOG),14 so wird inzwischen die gesamte Vermarktung der Spiele vom IOC geleitet. Auf der einen Seite ist die Macht des IOC dadurch gegenüber den Ausrichtern gestiegen, auf der anderen Seite hat das finanzielle Risiko der Bewerberstädte abgenommen, da das IOC nun ungefähr 40 Prozent der Vermarktungseinnahmen für die Organisation der Spiele bereitstellt, noch bevor die Auswahl des nächsten Gastgebers erfolgt ist (PREUSS 2013; ADOLPHSEN 2013).15 Jedoch resultiert die Verteilung von Nutzen und Kosten weiterhin dem spezifischen Geschäftsmodell des Internationalen Olympischen Komitees, das den Anreizstrukturen von Franchise-Unternehmen folgt. Das IOC als Rechteinhaber der Spiele erlaubt den Ausrichtern, die Marke „Olympische Spiele“ zu nutzen. Dabei verteilt das IOC 90 Prozent seiner Einnahmen an 205 Nationale Olympische Komitees, 33 Weltsportverbände und die Organisationskomitees der jeweiligen Olympischen Spiele (OCOG).16 Letztere sind privatwirtschaftlich organisiert und für die unmittelbare Durchführung der Spiele von der Eröffnungs- bis zur Schlussfeier verantwortlich. Olympische Spiele sind Mega-Sportevents, die nicht allein von einer Anspruchsgruppe finanziert werden. Auch die Nutzen und Kosten der Spiele lassen sich auch nicht einfach bestimmten Zielgruppen zuordnen. Will man dann noch die zahlreichen positiven und negativen externen Effekte berücksichtigen, so lässt sich feststellen, dass viele gesellschaftliche Gruppen von den Spielen betroffen sind. Die unterschiedlichen Einflusszonen der beteiligten Akteure fokussieren 13 Das Internationale Olympische Komitee – englisch: International Olympic Committee (IOC), die Abkürzung IOC ist auch im Deutschen gebräuchlich – ist eine nichtstaatliche Organisation mit Sitz in Lausanne (Schweiz). Zweck des Komitees, das aus bis zu 115 regulären Mitgliedern besteht, ist die Organisation und Betreuung der Olympischen Spiele. Rechtlich handelt es sich um einen im Handelsregister eingetragenen Verein im Sinne von Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches. Es hält die Schirmherrschaft über die olympische Bewegung – wozu auch die Paralympics gehören (wwww.paralympic.org) – und beansprucht alle Rechte an den olympischen Symbolen, wie Fahne, Mottos und Hymne, sowie an den Spielen selbst. Seine Hauptverantwortung liegt in der Betreuung und Organisation der Sommer- und Winterspiele (http://www.olympic.org/olympic-games.). 14 Das IOC ist nicht für die Durchführung der Olympischen Spiele verantwortlich, es ist eher in der Rolle eines Aufsichtsorgans. Es betraut den Austragungsort sowie das NOK des Gastlandes mit der Organisation der Olympischen Spiele. Das lokale Organisationskomitee der Olympischen Spiele kümmert sich um die praktischen Aspekte der Vorbereitungen. Vgl. http://www.olympic.org/ioc-governance-organising-committees. Vgl. dazu auch ausführlich BÜCH (2013). 15 Die Bewerberstadt muss umfangreiche Garantien abgeben, die in einem Host-City-Vertrag geregelt werden. Vgl. dazu die Informationen unter http://www.olympic.org/sponsors sowie kritisch zur Vertragsgestaltung http://www.nolympia.de/grunde-gegen-olympia-2018/vertrage-des-ioc/. 16 Vgl. http://www.olympic.org/ioc-financing-revenue-sources-distribution. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 10 sich auf unterschiedliche sachlichen Bereiche von sportlichen Großveranstaltungen. Es geht deshalb nicht allein darum, die gesamtstaatliche oder gesamtwirtschaftlichen Wirkungen der Olympischen Spiele zu ermitteln, sondern um die Analyse der jeweiligen Akteure und Interessengruppen (Stakeholder), die in bestimmten Maß von den Spielen profitieren bzw. durch die unmittelbaren Kosten oder den Folgenkosten belastet werden. Im Rahmen eines Stakeholder-Ansatzes 17 wird deutlich, dass der Zweck der Olympischen Spiele nicht nur in der Schaffung von Werten für die Olympische Familie (IOC, NOKs und IF) zu sehen ist, sondern auch für Gruppen, die außerhalb stehen (Zuschauer, Unternehmer, Politiker etc.). In dieser Perspektive lassen sich das IOC und das Organisationskomitee der Spiele (OCOG)18 als Koordinationsinstanzen verstehen , die widersprechenden Interessen mehrerer Anspruchsberechtigter gerecht werden müssen. Das IOC verwaltet die olympische Bewegung und beansprucht allerdings alle Rechte an den olympischen Symbolen, wie Fahne, Mottos und Hymne, sowie an den Spielen selbst und weitere Sonderrechte, die im jeweiligen Host-City-Vertrag geregelt werden.19 Dies ermöglicht eine exklusive und zugleich äußerst lukrative Vermarktung der Olympischen Spiele zu Gunsten des IOC. Die Bewerberstädte müssen dazu umfangreiche Garantien abgeben, die über den Host-City-Vertrag einschließlich umfangreiche Anhänge geregelt werden. Bisher waren Staaten und potentielle Ausrichterorte in der Regel recht schnell bereit, bereits im Vorfeld auf alle Bedingungen des IOC einzugehen, obwohl das Geschäftsgebaren des IOC als sehr umstritten gilt (LOUW 2012). So verlangt das IOC etwa von den Gastgeberländern der Spiele einen vollständigen Schutz der olympischen Symbole. Diese konnte bisher nicht ohne weiteres durchgesetzt werden, da die Markenämter stets ein Allgemeininteresse an der freien Benutzung durch jedermann festgestellt hatten. Um beispielsweise die Bewerbung Leipzigs für die Spiele 2012 nicht zu gefährden, gab der Deutsche Bundestag 2004 der Forderung des IOC nach einem Olympiaschutzgesetz nach, um dem IOC 17 Der Stakeholder-Ansatz baut auf der Koalitionstheorie der Unternehmung auf. Die Unternehmung wird als Organisation betrachtet, in der verschiedene Interessengruppen (Stakeholder) zusammengeschlossen sind. Es geht deshalb darum, zwischen den unterschiedlichen Gruppen zu vermitteln, um einerseits die Kooperation im Rahmen der unternehmerischen Leistungserstellung zu sichern und andererseits Kompromisse hinsichtlich der Verteilung des erwirtschafteten Unternehmenserfolgs auszuarbeiten. Letztlich geht es nicht nur um die Interessen der Anteilseigner (Shareholder), sondern aller Anspruchsgruppen. Zu Konzeption und Zielrichtung des Stakeholder-Ansatzes vgl. insbesondere FREEMAN/MCVEA (2006). 18 Insbesondere bei Sportorganisationen sind bisher Begriffe wie Businessplan und strategische Ziele nur wenig debattiert worden, obwohl die sportlichen Großveranstaltungen sich in einem sehr komplexen Umfeld mit vielen verschiedenen Anspruchsgruppen befinden mit divergierenden Zielsetzungen und Erwartungen befinden (DIEßL 2009); dazu gehören neben der Akteuren der veranstaltenden Institutionen (IOC, Fachverbände, nationale Olympische Komitees) Anspruchsgruppen wie etwa die Athleten, die Zuschauer, die Rundfunkanstalten, die Sponsoren, die Lieferanten sowie die staatlichen Akteure und die „Öffentlichkeit“ (PREUSS 2012: 5). 19 Nach den Erfahrungen von Montreal hat das IOC den sog. „Host City Contract“ (vgl. Charta, Regel 34, Durchführungsbestimmung zu Regel 34, Ziff. 3.3) eingeführt, durch den Ausrichter der Olympischen Spiele an ihre Angebote gebunden werden. Vgl. dazu die Vertragsgestaltung am Beispiel der Münchner Bewerbung für 2018, abrufbar unter www.nolympia.de/grunde-gegen-olympia-2018/vertrage-des-ioc. Der City Host Contract für die Londoner Spiele 2012 findet sich unter www.gamesmonitor.org.uk/files/Host%20City%20Contract.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 11 eine uneingeschränkte Geschäftstätigkeit zu ermöglichen.20 Nach dem Olympiaschutzgesetz dürfen Begriffe wie Olympia, Olympiade, olympisch oder das Emblem der Olympischen Spiele ausschließlich vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) oder dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) im geschäftlichen Verkehr verwendet werden.21 Jedoch wird die Vertragsgestaltung mit dem Olympischen Komitee heute vielfach kritisch beurteilt .22 Die Folge sind beispielsweise abgebrochene Bewerbungen, wie etwa jene von München für die Olympischen Winterspiele 2022.23 Nachdem München bei der Wahl für die Olympischen Winterspiele 2018 unterlegen war, scheiterte eine Bewerbung für 2022 am 10. November 2013, als bei allen vier durchgeführten Bürgerentscheiden die nötige Mehrheit nicht erreicht wurde. Gleiches gilt für St. Moritz: Am 3. März 2013 stimmten zwar die Bürger von St. Moritz der kantonalen Vorlage Olympische Winterspiele 2022 in Graubünden zu, der Kanton Graubünden insgesamt lehnte den Kredit für die Kandidatur allerdings ab (52,66 % zu 47,43 %).24 Die Stockholmer Bewerbung scheiterte am Widerstand der Bevölkerung sowie Teilen der Politik. Gleiches gilt die die Bewerbungen von Krakau und Barcelona, die ebenfalls eine Bewerbung beabsichtigten und diese dann wieder aufgaben.25 Weit verbreitet ist die Vorstellung, Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften würden dem organisierenden Land oder der jeweiligen Region enorme wirtschaftliche Vorteile verschaffen . Die positiven Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft werden vor allem von den Organisatoren unterstrichen.26 Sie betonen die Impulse für den Tourismus und das lokale Gewerbe sowie die Verbesserung der Infrastruktur. Die bisherigen Erfahrungen mit solchen sportlichen 20 Bereits im Gesetzgebungsverfahren wurden deutliche Bedenken geäußert: In einer Stellungnahme stellt der Bundesrat fest, dass das Schutzniveau – insbesondere in Anbetracht von § 3 Abs. 2 OlympSchG “unnötig hoch” sei (BT-Drucks. 15/1669 -13- Anlage 2). Trotz dieser Bedenken wurde daraufhin das Gesetz vom Bundesrat gebilligt und vom Bundestag beschlossen. Vgl. Gesetz zum Schutz des olympischen Emblems und der olympischen Bezeichnungen vom 31. März 2004 (BGBl. I S. 479), das durch Artikel 5 Absatz 8 des Gesetzes vom 10. Oktober 2013 (BGBl. I S. 3799) geändert worden ist. Vgl. dazu ausführlich POHLMANN (2014). 21 Der Bundesgerichtshof (BGH) hat kürzlich darüber entschieden, wie weit der Schutz des OlympSchG reicht und ob das Gesetz als solches verfassungsgemäß ist. In der Vorinstanz hatte das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht (OLG Schleswig) im Jahr 2013 entschieden, dass bereits eine Werbung mit einem „Olympia- Rabatt“ oder „olympischen Preisen“ unzulässig ist und vom DOSB abgemahnt werden kann (Az. 6 U 31/12). Bei einer mündlichen Verhandlung am 15. Mai 2014 stellte der BGH klar, dass er keine Bedenken gegen die Verfassungskonformität des Gesetzes habe, weshalb er es nicht dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung vorlegen wird. 22 Im Hinblick auf London 2012 vgl. insbesondere die Beiträge von Jules Boykoff; die Dokumente sind abrufbar unter http://julesboykoff.org/olympics/. 23 Eine kritische Bewertung der Olympia-Bewerbung „München 2022“ findet sich unter http://gradraus.de/grdrswp/wp-content/uploads/2013/10/Nolympia-Kurzfassung-endg%C3%BCltig.pdf; zum Bürgerentscheid vgl. http://www.buergerservice.gapa.de/portal/wahl/180117_000072. 24 Vgl. http://www.gr.ch/DE/publikationen/abstimmungenwahlen/resultate/Seiten/2013_03_03_Resultat.aspx. 25 Vgl. kritisch zur Vertragsgestaltung http://www.nolympia.de/grunde-gegen-olympia-2018/vertrage-des-ioc/. 26 Vgl. die Darstellungen in BAIRNER/GYOZO (2010) und POYNTER/MACRURY (2009). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 12 Großveranstaltungen sind nach aller Erfahrung sehr gemischt. Dabei ist es nicht einfach zu erfassen , ob sie für das jeweilige Gastgeberland tatsächlich wirtschaftlich vorteilhaft waren. Eine von Großveranstaltungen beinahe untrennbare Konstante stellt dann die finanzielle Lücke dar, die zwischen veranschlagtem Veranstaltungsbudget und den tatsächlichen Gesamtkosten entsteht. Der Fall der Olympischen Spiele 1976 im kanadischen Montreal stellt ein vielzitiertes Negativbeispiel dar. Die endgültigen Kosten von 1,5 Mrd. US-Dollar (1,1 Mrd. Euro) überstiegen die ursprünglich veranschlagten Kosten von 310 Mio. US-Dollar (227 Mio. Euro) um das Fünffache.27 Bei der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika wurden die Kosten in der ersten Bewerbung mit 343 Mio. US-Dollar (251 Mio. Euro) veranschlagt. Mit rund 7 Mrd. US-Dollar (5,1 Mrd. Euro) waren die tatsächlichen Kosten mehr als zwanzig Mal so hoch, wie ursprünglich erwartet. Auch im Fall der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien werden die Kosten, nach derzeitigen Schätzungen , mit rund 40 Mrd. US-Dollar (30 Mrd. Euro) die ursprüngliche Kalkulation von 15 Mrd. US-Dollar (11 Mrd. Euro) bei weitem übersteigen. Dies ist kein ausschließliches Problem von Entwicklungs- und Schwellenländern. Auch für die Olympischen Spiele in London 2012 sind die Kosten um mehr als das Dreifache angestiegen. Häufig werden auch die Instandhaltungskosten der Post-Event-Phase nicht bedacht und die Veranstaltungsstätten verwahrlosen im Anschluss an die Veranstaltung, wie an den Veranstaltungsstätten der Olympischen Spiele in Athen 2004 und dem Expo-Gelände von Sevilla 1992 zu sehen ist (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT 2013: 18). Studien, die regelmäßig zum Zweck der Bewerbung und der Motivierung der Politik und der Bevölkerung vor den Spielen erstellt werden, erweisen sich nicht selten als übermäßig optimistisch.28 Sie weisen einen wirtschaftlichen Vorteil aus, der dann später – nach aller Erfahrung - nicht verzeichnet werden kann. Dies geschieht nicht nur aus strategischen Gründen, sondern auch weil die Ersteller der Studien von vornherein vom Projekt überzeugt sind und entsprechend zu optimistisch kalkulieren. In der Regel lässt sich feststellen, dass Sportgroßveranstaltungen in den meisten Fällen nur kurzfristig positive wirtschaftliche Auswirkungen haben, die langfristigen Auswirkungen dagegen lassen sich in der Regel kaum 27 Während das Organisationskomitee Montreal mit einem Überschuss abschloss, hat die Stadt Montreal in ihrem „Non-OK-Budget“ ein hohes Defizit ausgewiesen. Als „Non-OK-Budget“ wird jenes Budget bezeichnet, das Ausgaben für die Infrastruktur der Stadt enthält, die nicht als olympiabedingt gelten sollen. Den kalkulierten Kosten in Höhe von 120 Mio. Kanadischen Dollar (83 Mio. Euro) standen im Ergebnis etwa 1,8 Mrd. (1,2 Mrd. Euro) an tatsächlichen Kosten entgegen, was mindesten einer Verzehnfachung der Kosten entspricht. Hinzu kam, dass der kanadische Staat keine Steuermittel zum Ausgleich eines Finanzdefizits bereitstellte und die Last einseitig der Stadt Montreal und der frankophonen Provinz Quebec aufgebürdet wurde. Vgl. dazu ausführlich HÖFLING (2013), KUTSCHKE (2006) und PREUSS (2012: 6ff.). 28 Dabei werden insbesondere die späteren Kosten und Belastungen häufig unterschätzt (ANDREFF 2012). Vgl. auch eine Übersicht der jeweiligen Kostensteigerungen bei Olympischen Spielen im Zeitraum von 1960 bis 2012 (FLYVBJERG/STEWART 2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 13 eindeutig nachweisen. Hinzu kommt, dass zu den Kostenanteilen der öffentlichen Hand29 zumeist keine verlässlichen Zahlen vorliegen.30 Die bisherigen Erfahrungen zeigen außerdem, dass Städte sehr unterschiedlich von Olympischen Spielen profitiert haben. So stieg etwa München durch die Spiele 197231 – verstärkt durch das Endspiel der Fußball-WM 1974 – zu einer internationalen Metropole auf und auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Spiele waren positiv.32 Erfolgreich waren auch die Olympischen Sommerspiele von Los Angeles im Jahr 1984, mit denen von Anfang an ein kommerzielles Ziel verfolgt worden war. Während die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona der Stadt einen erheblichen Impuls verliehen haben, verzeichnete Atlanta 1996 sogar einen Imageverlust, weil die Spiele als zu kommerziell und kalt empfunden wurden. Auch für die Spiele in Sydney im Jahr 2000 war die Bilanz positiv: Es wurden mehr Touristen angelockt, und die Infrastruktur wurde ausgebaut. Ein wirtschaftliches Desaster war hingegen – wie bereits erwähnt – Montreal 1976. Eine vergleichende Beurteilung der Olympischen Spiele ist jedoch schwierig, da die Veranstalter dieser Sportgroßveranstaltungen recht unterschiedliche Ziele verfolgen. Wie unterschiedlich die Ziele sind und damit der Einfluss auf die involvierten Akteure, zeigen eine Reihe von Beispielen. So war es für Los Angeles 1984 ein primäres Ziel, die Spiele ohne Defizit durchzuführen. Deshalb nutzten die Veranstalter vor allem die vorhanden Infrastruktur. In Barcelona 1992, aber auch für London 2012 ging es dagegen vor allem um die Stadterneuerung und deshalb wurde in hohem Maße in die Infrastruktur investiert.33 China wiederum wollte mit den Spielen von Peking 2008 den ökonomischen Entwicklungsstand Landes und die gewachsene Position des Landes in 29 Sehr instruktiv ist in diesem Zusammenhang der Beitrag von Karolina TETŁAK (2013) zu den steuerlichen Sonderregelungen bei den Londoner Spielen („The taxpayer as the unofficial sponsor of the London 2012 Olympic Games“). 30 Der Stand der Literatur ist recht heterogen. So bestehen insbesondere Unsicherheiten darüber, unter welchen Bedingungen sowie in welchem Ausmaß Großereignisse wirtschaftspolitischen Zielen dienen und damit auch eine staatliche Förderung rechtfertigen (PREUSS 2009; PREUSS u. a 2009b; BÜCH u. a. 2011, 2012; FRANKE 2010; THÖNI/BARTH 2012). Für die Olympischen Spiele in London 2012 gibt es nur wenige Pre-Games- Untersuchungen zu den möglichen Auswirkungen. Hervorzuheben sind die Studien von BLAKE (2005) und ATKINSON et al. (2007), da beide Studien an unabhängigen Universitäten durchgeführt wurden. Zusätzlich sind die Beiträge von PRICWATERHOUSECOOPERS (2005), KORNBLATT (2006) und UBS (2006) zu nennen. Ein Überblick der British Library (2009) zu ex-Ante-Studien zu London 2012 findet sich unter www.bl.uk/sportandsociety/exploresocsci/businesseconomics/economics/articles/economicimpact.pdf. Vgl. außerdem die Literaturübersicht bei IOC (2014). 31 Gleichwohl waren die Spiele mit hohen Lasten für die Stadt München verbunden. Die Kosten für Bauten und Organisation haben sich bereits im Jahr 1969 zu einer Summe von mehr als einer Milliarde DM summiert, obwohl der ursprüngliche Voranschlag für infrastrukturelle Maßnahmen von 520 Mio. DM ausging (DER SPIEGEL 31/1969, 28.07.1969). 32 Vgl. zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympischen Spiele und anderer sportlicher Mega-Events ausführlich KÉSENNE (2012), JASMAND/MAENNIG (2008), PREUSS/KURSCHEIDT/SCHÜTTE (2009b) sowie PREUSS (2004; 2013). 33 Vgl. dazu ausführlich http://www.pmi-muc.de/Vortraege/20120305/2012-01-19%20Botschaft.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 14 einer sich wandelnden Weltordnung demonstrieren (PREUSS 2013). Zu berücksichtigen ist außerdem , dass die beteiligten Akteure je nach Zielsetzung und konzeptioneller Ausrichtung unterschiedlich von der der Veranstaltung profitieren bzw. belastet werden. Zu unterscheiden sind die Wirkungen vor, während und nach der Veranstaltung. In der Regel bezieht sich finanzielle Planung für die Olympischen Spiele auf zwei große Kostenblöcke. Das ist auf der einen Seite das Durchführungsbudget, das alle Einnahmen und Ausgaben beinhaltet, die direkt mit der Durchführung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele zusammenhängen. Zu trennen davon ist das Investitionsbudget, das die Ausgaben der öffentlichen Hand und privater Investoren für dauerhaft genutzte Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen zusammenfasst. Hinzu kommen Investitionen in die Tourismusindustrie, die häufig mit umfangreichen öffentlichen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur verbunden sind.34 Insgesamt lassen sich vor allem folgende Bereiche nennen: – Sport- und Verkehrsinfrastruktur: Sportanlagen bedingen oft riesige zusätzliche Ausgaben, besonders weil fast immer architektonische Wunderwerke angestrebt werden. Häufig werden diese Riesenbauwerke nach den Spielen wenig genutzt, und es ist schwierig, Betreiber zu finden, die auch nur die beträchtlichen Kosten der Aufrechterhaltung zu tragen bereit sind. Allerdings bedarf es für die Austragung Olympischer Spiele neben den Sportstätten, Athletendörfer, Medienzentren, Nah- und Fernverkehrs-Investitionen, Telekommunikationsinfrastruktur und sichere Energieversorgung. Die heutige Größe von Events bedeutet für fast alle potenziellen Ausrichter, dass sie erhebliche Investitionen in die Infrastruktur vorzunehmen haben. So plant München für die Winterspiele 2018 Investitionen von ca. 1,59 Mrd. Euro, wobei die eigentlichen Sportstätten nur einen Teil von 136 Mio. Euro ausmachen . Negative Beispiele hierfür sind einige bis heute ungenutzte Sportstätten der Olympischen Spiele in Athen 2004 oder Fußballstadien in Portugal und Japan, die nach der EURO 2004 bzw. der Fußball WM 2002 wieder abgerissen wurden. Seit den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 wird voraussichtlich nicht nachhaltig zu nutzende Infrastruktur immer häufiger temporär erbaut. Auch die Tribünen und andere Teile des Olympiastadions in London 2012 sind temporär errichtet worden (PREUSS 2013). – Tourismus: Beim Effekt auf den Tourismus ist es wichtig, die tatsächlichen Effekte zu berücksichtigen. Zu berücksichtigen ist, dass Investitionen zur Verbesserung der Tourismusinfrastruktur durch den Bau von Museen oder Sehenswürdigkeiten ihren Nutzen vielfach erst nach den Sport-Events stiften. Die Effizienz der Investitionen zeigt sich hier erst in der längeren Frist. Der Input wird vor der Sportgroßveranstaltung geleistet und der Output erfolgt erst über einen längeren Zeitraum nach den Spielen. Jedoch muss auch mit ineffizienten Investitionen gerechnet werden. So kann es zu Überkapazitäten in der Beherbergungsbranche kommen, die zugleich die Immobilienpreise in die Höhe treiben und hohe Opportunitätskosten verursachen (PREUSS/KURSCHEID/SCHÜTTE 2009a). 34 Hierzu gehören Investitionen in Sportstätten, bauliche Anlagen, auch Verkehrsanlagen. Mit der scharfen Linie zwischen sog. operativen Organisationsausgaben und den Infrastrukturinvestitionen soll eine deutliche Trennung zwischen olympiabedingten Ausgaben und den Ausgaben, die der Stadtentwicklung zugutekommen, gezogen werden. Darüber hinaus will das IOC vermeiden, dass Ausgaben für die Stadtentwicklung aus seinem Budget finanziert werden anstatt aus den üblichen Budgets der öffentlichen Hand; vgl. dazu ausführlich BÜCH (2013), dokumentiert in Anlage 5. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 15 – Sicherheitskosten: Seit den Terrorangriffen in den USA, England und Spanien sind die Sicherheitskosten geradezu explodiert. Dabei handelt es sich um nicht nachhaltige Ausgaben ; sie werfen keinen zukünftigen wirtschaftlichen Ertrag ab. Erforderlich sind gleichwohl Garantien der nationalen, der regionalen und lokalen Verwaltungen für die Gewährleistung der Sicherheit der sportlichen Großveranstaltungen. Die Infrastruktur- und die Sicherheitsausgaben werden zu einem großen Teil vom Staat finanziert (LANGE 2006; HOULIHAN/GIULIANOTTI 2012). – Umweltverträglichkeit von Sportgroßveranstaltungen: Vielfach wird heute angenommen, dass große Sportveranstaltungen mit negativen Effekten auf Umwelt, Natur und Landschaft verbunden sind. Dies zeigt sich etwa darin, dass die Planung von Sportgroßveranstaltungen oftmals nicht ohne Proteste und Konflikte abläuft. Seitdem 1992 die Umweltpolitik neben Kultur und Sport als dritter Eckpfeiler in der Satzung des Olympischen Komitees etabliert wurde, werden die Pläne der Bewerber immer strenger auf ihre ökologische Ausrichtung geprüft. Konkret bedeutet dies, dass bei jeglichen Städtebaumaßnahmen im Zuge der Olympischen Spiele, sowie bei der Veranstaltung selber auf ökologische Aspekte geachtet werden muss. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Bewerbung von München für die Olympischen Winterspiele 2018 oder auch die Fußball- Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Neben einer wachsenden Grundsatzkritik an dem Verhalten der großen Sportverbände, wie dem IOC oder der FIFA, werden neben den ökonomischen Risiken zunehmend auch die Umweltrisiken diskutiert. Hierzu zählen beispielsweise Eingriffe in sensible Naturräume oder negative Auswirkungen durch Abfall, Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch.35 3. Olympische Spiele London 2012: Organisation und Durchführung einschließlich Kosten und Erträge Ökonomische Gesichtspunkte sind in der gesamten Geschichte der modernen Olympischen Spiele bedeutend gewesen. In der jüngsten Phase – etwa seit 1997 – ist nach den negativen Erfahrungen von Atlanta wieder eine größere Betonung der öffentlichen Finanzierung der Spiele festzustellen (PREUSS 2013: 6ff.). Das Ausmaß der staatlichen Garantien, die das IOC einfordert, erweiterte sich und der jeweilige Staat sollte gemeinsam mit dem Organisationskomitee (OCOG)36 die Spiele vorbereiten. So hatte das OCOG von Sydney 2000 erstmals lediglich die Spiele zu organisieren , während staatliche Einrichtungen dafür verantwortlich waren, die Infrastruktur für die Spiele auszubauen. Athen 2004 folgte dem Modell Sydneys und trennte die Organisation der Spiele von der Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur. Durch die massiven Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, in Sicherheit und (überdimensionierte) Sportstätten wurden diese Spiele zu den bis dahin teuersten. Die Angaben über die wirklichen Kosten der Spiele variieren stark, da zum Teil auch nichtolympische Projekte wie der Neubau des Flughafens unter “olympische Kosten“ einkalkuliert wurden. Die Kosten der Spiele beliefen sich auf ca. 5-8 Mrd. 35 Vgl. dazu die Dokumentation des 18. Symposiums zur nachhaltigen Entwicklung des Sports, veranstaltet vom DOSB am 09.-10. Dezember 2010 in Bodenheim; das Dokument ist abrufbar unter http://www.klimaschutz-imsport .de/fileadmin/fm-dosb/arbeitsfelder/umweltsportstaetten /Veroeffentlichungen/Doku_Symp_2010_gesamt.pdf. 36 Vgl. zu den Organisations-Komitees (OCOG) http://www.olympic.org/ioc-governance-organising-committees. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 16 US Dollar (ca. 4-6 Mrd. Euro). Das Budget des OCOG betrug dabei – ähnlich wie bei den Spielen zuvor – lediglich 2,4 Mrd. US Dollar (1,7 Mrd. Euro). Auch der Ausbau der Infrastruktur und der Sportstätten für die Olympischen Spiele von Peking 2008 wurde staatlich organisiert und von der chinesischen Zentralregierung und der Stadtregierung Pekings übernommen. Auch für diese Spiele liegen die Kosten für den Bau der Sportstätten und das OCOG im Rahmen der Olympiaden zuvor. Allerdings initiierten die Chinesen massive Infrastrukturprojekte, u.a. zur Luftverbesserung und Energieversorgung, sodass „olympische Kosten“ bis zu 45 Mrd. US Dollar (ca. 33 Mrd. Euro) veranschlagt wurden. Die Stadt, die Region und der Staat hatten noch vor den Spielen von Gesamtinvestitionen in Höhe von 33.7 Mrd. US Dollar (24,7 Mrd. Euro) gesprochen, wobei nur 3.4 Mrd. US Dollar (2,5 Mrd. Euro) in den Bau von olympischen Sportstätten fließen sollten. Die Veranstalter der Spiele von London 2012 zielten darauf ab, mit den Olympischen Spielen den Osten der Stadt städtebaulich zu entwickeln. Wesentliche Bereich der Infrastrukturmaßnahmen wurden von der öffentlichen Hand finanziert. Ein neuer Aspekt ist jedoch, dass im Zuge der Vorbereitungen auf diese Spiele die Nachhaltigkeit jedes Projektes und jeder Baumaßnahme einen hohen Stellenwert besaßen. Dadurch sollte die Errichtung überflüssiger Infrastruktur vermieden werden („White Elephants“).37 Seit mehr als 25 Jahren hat die Kommerzialisierung einen maßgeblichen Einfluss auf die Olympische Bewegung. Die drohende Abhängigkeit von Sponsoren hat das IOC zu einer Neubewertung dieser Beziehungen gezwungen. Man will eine zu starke Kommerzialisierung vermeiden und die Olympischen Ideale wieder stärken. Dies erfolgt, indem das IOC die Sponsoren darüber aufzuklären versucht, wie man die Olympischen Ideale für kommerzielle Zwecke optimal nutzen kann, ohne diese zu schädigen. Auch aus diesem Grund wurden vom früheren IOC-Präsidenten Rogge die Olympischen Jugendspiele38 ins Leben gerufen. Außerdem will das IOC Langzeitverträge mit Sponsoren und Medienkonzernen abschließen, wovon man sich ein stärkeres Verantwortungsgefühl für die Marke „Olympia“ verspricht. In dieser Periode übernahm das IOC die alleinige Kontrolle bei den Verhandlungen mit den Sponsoren und den Fernsehanstalten. Bediente man sich bisher des Know-hows von Agenturen und OCOGs, so wird mittlerweile die gesamte Vermarktung der Spiele vom IOC geleitet. Auf der einen Seite ist die Macht des IOC dadurch gegenüber den Ausrichtern gestiegen, auf der anderen Seite hat das finanzielle Risiko der Bewerberstädte abgenommen, da das IOC nun ungefähr 40 Prozent der Vermarktungseinnahmen für die Organisation der Spiele bereitstellt, noch bevor die Auswahl des nächsten Gastgebers erfolgt ist.39 Die Spiele der XXX. Olympiade fanden vom 25. Juli bis 12. August 2012 in London statt. Die Eröffnungsfeier fand am 27. Juli statt. Den Austragungsort wählte das Internationale Olympische Komitee am 6. Juli 2005 im Rahmen seiner 117. Session in Singapur. Die Kandidatur Londons, die von Sebastian Coe angeführt wurde, setzte sich dabei gegen Paris, Madrid, New York und 37 Darunter versteht man (Sport-)Anlagen, die aufgrund verfehlter Planung errichtet worden sind und deren Unterhalt umfangreiche öffentliche Ressourcen benötigt (ZIMBALIST 2010). Beispiele finden sich unter http://www.nolympia.de/kritisches-olympisches-lexikon/white-elephants/. 38 Vgl. dazu auch KRÜGER (2013); Informationen finden sich auch unter www.dosb.de/de/olympia/olympischejugendspiele . 39 Vgl. dazu http://www.olympic.org/ioc-financing-revenue-sources-distribution?tab=sources. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 17 Moskau durch.40 Nach 1908 und 1948 war die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs zum dritten Mal Gastgeber Olympischer Spiele. Es nahmen 10.520 Athleten teil, die 204 Nationale Olympische Komitees vertraten. Insgesamt gab es mehr als 300 Entscheidungen in 26 Sportarten. Auf dem Programm stand erstmals das Boxen der Frauen, so dass es erstmals überhaupt in sämtlichen Sportarten weibliche Teilnehmer gab. Hauptaustragungsort war der neu errichtete Olympiapark im Londoner Stadtteil Stratford.41 Nachdem Birmingham und Manchester mit ihren Kandidaturen für die Sommerspiele 1992 bzw. 1996 und 2000 gescheitert waren, kam die British Olympic Association (BOA) zum Schluss, dass London die besten Chancen habe, Olympische Spiele nach Großbritannien zu holen. Die Kandidatur Londons, die von Sebastian Coe angeführt wurde, setzte sich dabei gegen Paris, Madrid, New York und Moskau durch. Nach 1908 und 1948 war die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs zum dritten Mal Gastgeber Olympischer Spiele.42 Das Herzstück der Londoner Kandidatur war der Stadtteil Stratford im unteren Lea-Tal, wo der Olympiapark und das olympische Dorf entstehen. Das Gelände wird von mehreren Schienenverkehrsverbindungen erschlossen. Vorgesehen war außerdem, dass das Gelände nach den Spielen in den größten Stadtpark Europas umgewandelt werden sollte. Wo immer möglich sollten bereits bestehende Anlagen genutzt oder temporäre Anlagen errichtet werden, um die zukünftigen Unterhaltskosten so gering wie möglich zu halten. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs war darüber hinaus ein wichtiges Element der Londoner Kandidatur. Neue Maßstäbe wurden indessen bei der Vorbereitung der Olympischen Spiele in London 2012 gesetzt. Ziel war es, das Olympische Gelände als dauerhaftes Zentrum für die sozial schwächsten Stadteile Londons zu etablieren und alle Beteiligten von Beginn an in die Planungs- und Ausführungsprozesse einzubeziehen. Ein entscheidendes Glied zur Umsetzung dieser politischen Vorgaben war die Projektsteuerung. Die Projektsteuerung sollte ermöglichen, sowohl alle Vorhabengruppen zu koordinieren und einzubeziehen, als auch die Termine und Kosten zu kontrollieren und darüber hinaus die entsprechenden Informationen öffentlich bereitzustellen. Mit den folgenden Versprechen konnte sich London gegenüber Paris, New York, aber auch Leipzig durchsetzen: 40 Die Entscheidung über den Austragungsort fiel am 6. Juli 2005 im Rahmen der 117. IOC-Session in Singapur, die im Raffles City Convention Centre stattfand. Eine Übersicht der Dokumente zum Auswahlverfahren („2012 Host City Election Procedure“) findet sich unter http://www.olympic.org/host-city-elections/documentsreports -studies-publications. Dazu gehören der “Report of the IOC Evaluation Commission for the Games of the XXX Olympiad in 2012” (Dec. 2010), der Report der “IOC candidature acceptance working group (Sept. 2009) und “Candidature procedure and questionnaire including Rules of Conduct” (Sept. 2009). Ein Gesamtüberblick des Auswahlverfahrens findet sich unter de.wikipedia.org/wiki/Bewerbungen_f%C3%BCr_die_Olympischen_Sommerspiele_2012#London. 41 Der Host City Contract für die Spiele von London 2012 findet sich – einschließlich finanzieller und kommerzieller Verpflichtungen – unter www.gamesmonitor.org.uk/files/Host%20City%20Contract.pdf. Das „FACTSHEET Roles And Responsibilities During The Olympic Games” (Update - December 2013) ist aufrufbar unter www.olympic.org/Documents/Reference_documents_Factsheets/Roles_and_responsabilities.pdf. 42 London hat am 5. Juli 2005 den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 erhalten. Vgl. dazu http://www.olympic.org/london-2012-summer-olympics; ein Überblick findet sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Sommerspiele_2012. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 18 – Einen Olympischen Park als Mittelpunkt für die sozial schwächsten Stadtteile Londons und ihrer multikulturellen Bevölkerung zu hinterlassen; – Bürger und Vorhabenstrategen von Beginn an in den Planungs- und Entscheidungsprozess einzubeziehen; – Gleichberechtigung der Paralympischen Spiele und der Olympischen Spiele; – Effiziente Sportstätten und eine Infrastruktur bereitzustellen, die höchsten umweltverträglichen und ökonomischen Maßstäben standhalten, darüber hinaus die verbleibenden Sportstätten als Mittelpunkt der englischen Sportkultur zu erhalten. Ausschlaggebend für den Zuschlag war letztlich der zentrale stadtplanerische Ansatz, den Osten Londons um ein attraktives neues Zentrum zu bereichern und damit langfristig eine positive Stadtentwicklung einzuleiten. Große Aufenthaltsflächen und Fluchtwege für die über 250.000 Besucher täglich werden nach den Spielen zurückgebaut. Die Infrastruktur für die zukünftige Bebauung ist bereits vor den Spielen installiert worden. So bildet etwa das Aquatic Centre einen eher robusten Zweckbau mit Zusatztribühnen, der nach den Spielen zu einer architektonischen Ikone weiterentwickelt wird. Mit diesem Ziel hob sich die Bewerbung Londons deutlich von den Geboten der Mitbewerber ab. Zudem hatte die Vergangenheit gezeigt, dass alle Olympischen Gelände mit Ausnahme von München und Atlanta entweder nicht mehr genutzt werden, hohe Instandhaltungskosten verursachen oder dem Verfall preisgegeben sind.43 Die Stadt London war Ausrichter und Vorhabenträger für die Olympischen Spiele 2012, allerdings verlangt das IOC seit 1998, dass die Regierungen der Gastgeberländer aufgrund der immensen Kosten für das Vorhaben bürgen. Vor diesem Hintergrund hatten die Stadt London, Innenministerium und die Sportorganisationen ein Aufsichtsgremium geschaffen, das die Vorbereitung und Ausführung an zwei zu gründende staatliche Organisationen vergeben hat. Die mit der Übernahme der Olympischen Spiele 2012 eingegangenen Verpflichtungen, Aufgaben und Organisationsstrukturen sind mit dem sogenannten „London Olympic Games and Paralympic Games Act 2006“44 geregelt, der Ende März 2006 königliche Zustimmung erhielt. Die hieraus entstandene Olympic Delivery Authority (ODA) hat die vom öffentlichen Sektor für die Spiele eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen, insbesondere hinsichtlich Austragungsstätten und Infrastruktur. ODA war somit für die Errichtung und Bereitstellung der physischen Infrastruktur zuständig und damit Auftraggeber für deren Realisierung. Hierzu zählen die meisten Austragungs- und Sportstätten, die ergänzende Infrastruktur (Brücken, Stromversorgung, Straßen, sonstige Einrichtungen), ferner Landschaftsplanung sowie ein TV- und Rundfunkübertragungszentrum (Broadcast Centre) und Datennetze. Auch der Bereich 43 Vgl. hierzu die instruktive Übersicht von Klaus Grewe (Senior Project Manager der Olympic Delivery Authority) (Anlage 6). 44 Vgl. http://www.legislation.gov.uk/ukpga/2006/12/contents. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 19 Sicherheitsdienste (Security Services & Networks) gehört dazu.45 Verantwortlich für die Realisierung der Vision Olympia 2012 legt ODA Rechenschaft gegenüber dem Ministerium für Kultur, Medien und Sport (dcms)46 ab.47 Die Aufgabe von ODA war vor allem die zeit- und kostengerechte Realisierung des Olympiaparks und der sonstigen (Sport-)Stätten. Insgesamt sollten die Spiele als Katalysator für die Transformation Ost-Londons wirken und zur nachhaltigen Entwicklung der der kommunalen Struktur in diesem Teil Londons beitragen (GIRGINOV 2012). Für die Durchführung der Spiele selbst wurde das LOCOG (London Organsiation Commity Olympic Games) geschaffen.48 Zentrale Aufgaben waren die Durchführung der Wettbewerbe und die Dopingkontrollen, aber auch die wichtige Betreuung der Sponsorengäste und der Verkauf der Eintrittskarten. Darüber hinaus war LOCOG damit beschäftigt, bestehende (z. B. Wimbledon) oder temporäre Sportstätten (z. B. ExCel-Ausstellungszentrum) in einen olympiareifen Zustand zu bringen. Als Veranstalter der Spiele war LOCOG ebenfalls für die Beschaffung eines breiten Spektrums von Dienstleistungen sowie Ge- und Verbrauchsgütern zuständig. Hier ging es insbesondere um Bestuhlungen, Sportausrüstungen, IT-Systeme, Merchandise-Artikel, Uniformen und Catering. Damit fungierte das LOCOG in gewisser Weise als Event-Manager, der für Organisation und Ablauf der Spiele sowie Marketing und Partnerships/Sponsorships verantwortlich war.49 Hinzu kam die Rekrutierung der vielen offiziellen Partner für die Spiele als Teil des nationalen Partnerschafts-Programms. In der Branche Banken und Versicherungen wurde Lloyds TSB als erster Hauptsponsor ausgewählt. Es folgte EDF Energy für den Bereich Versorgungsdienstleistungen und Nachhaltigkeit. Als dritter nationaler Hauptsponsor wurde im September 2007 für den Sektor Sportkleidung das Unternehmen adidas bekannt gegeben. Weitere Einnahmequellen ergaben sich unter anderem aus dem Verkauf von Eintrittskarten, 45 ODA wurde als ein Non-Departmental Public Body (NDPB) des Ministeriums für Kultur, Medien und Sport eingerichtet. Die neue Behörde war in relativer Unabhängigkeit für die Umsetzung exekutiver Zielvorgaben verantwortlich und konnte die zugewiesenen öffentlicher Gelder eigenverantwortlich und relativ unabhängig gegenüber dem zuständigen Ministerium (DCMS) – jedoch im Rahmen vertraglich festgelegter Zielvereinbarungen – verwalten („arm´s length-Prinzip“). Nach den Spielen ist ODA damit betraut, das Olympische Dorf in das neue East Village umzuwandeln. Vgl. www.gov.uk/government/organisations/olympicdelivery -authority. 46 Vgl. https://www.gov.uk/government/organisations/department-for-culture-media-sport. 47 Vgl. eine Übersicht unter www.graduatejobsinsport.co.uk/assets/Uploads/The-structure-of-sport-in-the-UK.pdf. 48 Vgl. dazu http://www.olympic.org/london-2012-summer-olympics. Eine Übersicht zum LOCOG findet sich unter http://www.cisco.com/c/dam/en/us/products/collateral/security/asa-5500-series-next-generationfirewalls /olympics_2012.pdf. 49 Zur Problematik der rechtlichen Ausgestaltung der vielfältigen Vertragsregelungen vgl. http://www.wirtschaftsanwaelte.at/rechtsprojekt-olympiade-london/. Grundlegend hierzu auch zum rechtlichen Aspekt vgl. ausführlich GÄDEKE (2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 20 Merchandising-Programmen, Fernseh-/Ausstrahlungsrechten50 sowie dem „Worldwide Olympic Partner Programme“.51 Der ursprüngliche Kostenvoranschlag von rund 2,4 Mrd. Pfund (3 Mrd. Euro) hat sich recht schnell als unhaltbar erwiesen. Nachdem die damalige verantwortliche Sportministerin Tessa Jowell zwischenzeitlich einen Kostenanstieg um 900 Mio. Pfund auf 3,3 Mrd. Pfund eingeräumt hatte, führte eine grundlegende Neukalkulation zu einer Verdreifachung der Kosten. Deutlich höhere Kosten für die Sanierung und infrastrukturelle Aufbereitung des Olympiageländes, für Sicherheitstechnik, für bestimmte Produkte wie Stahl, eine Baupreisinflation von wenigstens 6% pro Jahr, der Umsatzsteuerausweis und ein Reservefonds von gut 40% auf die neuen Gesamtkosten, der weitere Kostensteigerungen auffangen soll, ließen bereits 2007 das Olympiabudget auf über 9,3 Mrd. Pfund (11,7 Mrd. Euro) anschwellen (Non-OCOG-Budget).52 Besonders gravierend schlugen die Sicherheitskosten zu Buche. Seit den Terrorangriffen in den USA, England und Spanien waren die Sicherheitskosten stark angestiegen. Diese Ausgaben wurden – ebenso wie die Ausgaben für die Infrastruktur – zu einem großen Teil vom Staat finanziert. Hinzu kamen außerdem Garantien der nationalen, der regionalen und lokalen Verwaltungen für die Gewährleistung der Sicherheit der sportlichen Großveranstaltungen.53 Insgesamt wurde das Budget im Umfang von 9,3 Mrd. Pfund durch die Zentralregierung (6 Mrd. Pfund), die National Lottery (2,2 Mrd. Pfund, ca. 2,8 Mrd. Euro) und den Mayor of London (1,2 Mrd. Pfund, ca. 1,5 Mrd. Euro) finanziert. Als Teil des Finanzierungspakets sah der 2007 veröffentlichte sogenannte Comprehensive Spending Review einen Haushaltsansatz der Zentralregierung von 3,6 Mrd. Pfund (4,5 Mrd. Euro) vor, verteilt über die drei Fiskaljahre (2009/10 bzw. 2010/11) und aufgeteilt für den Dreijahreszeitraum auf das Department for Culture, Media and Sports dcms (1,5 Mrd. Pfund), Communities and Local Government (1,5 Mrd. Pfund) und das Department for Transport DfT (0,6 Mrd. Pfund).54 Abzugrenzen von diesem Non-OCOG-Budget, das vor allem die Infrastrukturkosten repräsentiert, ist das LOCOG-Budget: Insgesamt beliefen sich dort die Kosten für die Organisation und Durchführung der Spiele auf etwa 2,4 Mrd. Pfund 50 Vgl. hierzu http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_2012_Summer_Olympics_broadcasters sowie http://www.olympic.org/olympic-broadcasting. 51 Der Guardian präsentierte hierzu im Sommer 2012 eine Übersicht „London 2012 Olympic Sponsors List: who are they and what have they paid?”(ROGERS 2012); die Daten sind abrufbar unter http://www.theguardian.com/sport/datablog/2012/jul/19/london-2012-olympic-sponsors-list. Vgl. auch die Übersicht – einschließlich Medienrechten – unter http://www.sportcal.com/pdf/gsi/Sportcal_Issue26_6-9.pdf (Sportcal, Issue 26, July 2012). 52 Vgl. ausführlich zur Finanzierung und Budgetierung Olympischer Spiele MAENNIG (2006) (Anlage 7). 53 Das Sicherheitsbudget wurde offiziell mit 1,2 Mrd. Pfund (1,5 Mrd. Euro) beziffert. Instruktive Darstellungen finden sich bei HOULIHAN/GIULIANOTTI (2012) und - in international vergleichender Perspektive - JENNINGS/LODGE (2011); vgl. dazu auch www.spiegel.de/wirtschaft/untersuchungsbericht-olympia-in-london-wird-zumfinanzfiasko -a-820324.html. 54 Vgl. die Darstellung des Nationalen Rechnungshofs (National Audit Office) vom 20. Juli 2007 („The budget for the London 2012 Olympic and Paralympic Games“); das Dokument ist abrufbar unter http://www.nao.org.uk/report/the-budget-for-the-london-2012-olympic-and-paralympic-games/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 21 (3 Mrd. Euro). Die Einnahmen des OCOG-Budgets setzen sich u.a. aus Ticketverkäufen, Sponsoren - und TV-Geldern zusammen. Das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in London 2012 (LOCOG) hat die Spiele mit einem Gewinn von rund 30 Mio. Pfund abgeschlossen. Der Gewinn wird zum Teil an das britische Nationale Olympische Komitee (BOA), das Britische Nationale Paralympische Komitee (BPA) und an das Ministerium für Kultur, Medien und Sport ausgeschüttet .55 Die offiziellen Gesamtkosten der Olympischen Spiele von London belaufen sich demgegenüber auf 11,3 Mrd. Pfund (ca. 14,2 Mrd. Euro).56 Nicht berücksichtig sind dabei spätere Kostensteigerungen und weitere Belastungen, die nicht im offiziellen Budget enthalten sind.57 Hierzu gehören auch die Steuermindereinnahmen, die aus steuerlichen Sonderregelungen resultierten und die britischen Steuerzahler letztlich zu einem „unofficial Sponsor of the London 2012 Olympic Games“ werden ließen (TETŁAK 2013). 4. Zu den ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Spiele von London 2012 Nach den olympischen und paralympischen Spielen von London im Sommer 2012 wurde kurz darauf im Herbst der Olympiapark wieder zu einer Baustelle, nachdem etwa 2,5 Quadratkilometer postindustriellen Brachlands für die Spiele aufbereitet worden waren. Neben der sportlichen Bedeutung wurden mit dem Park ehrgeizige Entwicklungsziele verbunden, die vor allem eine Aufwertung der benachbarten Quartiere verfolgen. Zusätzlich sollen die Folgekosten des Olympic Park durch eine sinnvolle Nachnutzung gering gehalten werden. Deshalb wurden viele Sportstätten, wie die Basketballhalle, komplett abgebaut und weiterverkauft. Andere kehren zu ihrer einstigen Bestimmung zurück wie das O2, das größte Entertainmentzentrum der Welt. Es bleiben das Velodrom, die BMX Bahn, das Schwimmstadion, das durch Abbau der Tribünenanbauten drastisch verkleinert wird. Aus der Handballarena wird ein Sportzentrum. Außerhalb Londons bleibt die Ruderstrecke als internationales Trainingszentrum.58 Die Olympischen Spiele sind somit eine Fortführung des Konzeptes „Urban Renaissance“, das seit einigen Jahren ein 55 Vgl. dazu “The London Organising Comitee of the Olympic Games and Paralympic Games Limited Report and accounts for the 6 month period ended 31 March 2013”, abrufbar unter http://www.olympic.org/Documents/Games_London_2012/London_Reports/LOCOG_FINAL_ANNUAL_REPOR T_Mar2013.PDF. Zum endgültigen Finanztableau der Ausgaben und Einnahmen vgl. einen „post-Games review“ des National Audit Office vom 5. Dezember 2012 (Anlage 8). 56 Eine Aufschlüsselung der verschiedenen Ausgabenbereiche findet sich unter http://www.theguardian.com/sport/datablog/2012/jul/26/london-2012-olympics-money. 57 Vgl. etwa die Verweise in BOYKOFF (2012); verwiesen wird dort etwa auf eine Untersuchung von Sky Sports, die die Gesamtkosten der Spiele bei etwa 24 Mrd. Pfund veranschlagt; auch der Rechnungshof des Unterhauses (House of Commons Committee of Public Accounts) erwartete deutliche Kostensteigerungen; vgl. dazu ein Dokument unter www.publications.parliament.uk/pa/cm201012/cmselect/cmpubacc/1716/171602.htm. Kritische Beiträge zur Finanzierung der Londoner Spiele finden sich außerdem unter http://counterolympicsnetwork.wordpress.com/category/finance und http://www.gamesmonitor.org.uk. 58 Vgl. dazu einen Überblick unter http://en.wikipedia.org/wiki/Legacy_of_the_2012_Summer_Olympics und https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/77993/DCMS_Beyond_2012_Le gacy_Story.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 22 zentrales Leitbild der Stadtrestrukturierung im Vereinigten Königreich darstellt.59 Durch hohe Investitionen wurden seitdem innerstädtische Stadtviertel aufgewertet und von industriellen Altlasten befreit. Wachstum in den Bereichen Wohnungsbau, Dienstleistungen und Einzelhandel an verkehrsgünstig gelegenen Orten wurden forciert, um London eine polyzentrische Stadtstruktur zu verleihen. Die nachhaltige Wirkung der Spiele wird deshalb in der Revitalisierung des sozial und wirtschaftlich schwachen Londoner Ostens gesehen. Der Olympiapark befindet sich in direkter Nachbarschaft zu den Stadtvierteln Newham, Hackney, Tower Hamlets, Waltham Forest und Greenwich, die als East End zusammengefasst werden. Die dortige lokale Bevölkerung weist im Vergleich zu anderen Stadtvierteln in London ein geringeres Durchschnittseinkommen, Bildungsniveau und eine niedrigere Lebenserwartung auf. Im Gegensatz zu den Spielen in Beijing wurden die Sportstätten in London so errichtet, dass ein Rückbau ohne weiteres möglich ist. Das 80.0000 Menschen umfassende Olympiastadion wird künftig neue Austragungsstätte des Premier League Clubs West Ham United.60 Aufgrund eines Baukastenprinzips ist es möglich, die Stadionkapazität auf 40.000 bzw. 25.0000 Plätze zurückzubauen. Gleiches gilt für das Schwimmstadion (17.500 auf 2.500), das nach den Spielen ein öffentliches Schwimmbad werden wird (BRAUN/VIEHOFF 2012; VOLKERY 2012). Insgesamt stellt sich damit auch die Frage, in welchem Umfang die Londoner Spiele zur britischen Wirtschaftstätigkeit beigetragen haben und welche weiteren ökonomischen Effekte erzielt worden sind.61 Im Rahmen dieses Beitrages soll zunächst anhand der vorliegenden Literatur dargestellt werden, welche ökonomischen Effekte sowohl von einer Bewerbung als auch von einer Austragung Olympischer Spiele erwartet wurden. Gemeinhin wird die Berechnung der makroökonomischen Wirkungen der Ausrichtung einer solchen Sportveranstaltung als sehr schwierig und mit größter Skepsis betrachtet (PREUSS 2013). Gerade von den Veranstaltern werden die Spiele nach wie vor als ein wichtiger Wachstumsfaktor für die britische Ökonomie angesehen . Auch andere Analysen kommen jedoch zum Ergebnis, dass die Sommerolympiade von London ein ökonomisches Erfolgsmodell darstellt. Jedoch gibt es recht unterschiedliche – und auch konkurrierende – Analysen des Ereignisses. Sie unterscheiden sich etwa im Hinblick auf die sachliche Reichweite (gesamtwirtschaftlich bzw. sektoral/regional), aber auch im Hinblick auf die betrachtete Zeitspanne (kurzfristig vs. langfristige Wirkungen). Die regionalwirtschaftlichen Effekte sowie die Nutzen und Kosten von Olympischen Spiele sind Gegenstand vieler empirischer Ex-ante- und Ex-post-Studien. Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich und die empirische Evidenz unterscheidet sich deutlich. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die beteiligten 59 Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Urban_renaissance. 60 Vgl. dazu jedoch kritisch http://www.gamesmonitor.org.uk/node/2173. 61 Hierzu gehört auch – die hier nicht näher betrachtete – sportliche Seite der Olympischen Spiele: Vor allem getragen von Lotteriefinanzmitteln organisiert das Leistungssportfinanzierungsprogramm von „UK Sport“ zusammen mit anderen staatlichen Instanzen die langfristig ausgerichtete Förderung des Hochleistungssports im Vereinigten Königreich. Vgl. www.uksport.gov.uk/pages/london-2012; eine Kurzdarstellung der Förderstrategie des Regierung findet sich unter www.gov.uk/government/policies/maintaining-and-improvingbritains -elite-sports-performance. Zum sportlichen Abschneiden vgl. www.theguardian.com/sport/team-gbolympic -medals und kritisch www.theguardian.com/sport/blog/2014/mar/18/funding-britain-medal-chase-uksport . Zum britischen Hochleistungssport vgl. auch BERGSGARD u. a. (2007: 164ff.). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 23 Akteure je nach Zielsetzung und konzeptioneller Ausrichtung unterschiedlich von der der Veranstaltung profitieren bzw. belastet werden. Zu unterscheiden sind die Wirkungen vor, während und nach der Veranstaltung. Die damit verbundenen sozialen und ökonomischen Folgen der Olympiade von London 2012 werden gegenwärtig immer noch analysiert und abschließende Bewertungen bzw. Evaluationen der Spiele können nach nur einem Jahr seit dem sportlichen Großereignis auch kaum erwartet werden. Zunächst wurde hinsichtlich der kurzfristigen Wirkungen eine Reihe von Reports vorgelegt . So verweist etwa das National Audit Office im Post-Games-Review62 vom 5. Dezember 2012 auf eine Reihe von Erfolgen – eine Ausnahme ist das Sicherheitskonzept – des Organisationskomitees (LOCOG), die vor allem mit der unmittelbaren Durchführung der Spiele verbunden waren (Kartenverkauf; Rekrutierung von Freiwilligen; sportliche Erfolge).63 In einem Report des Bürgermeisters von London wurde auf die Beschäftigungserfolge im unmittelbaren Umfeld der Spiele verwiesen (MAYOR OF LONDON 2013)64 und eine Studie der Londoner Verkehrsbetriebe stellt die Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur im Osten und Süd-Osten Londons heraus (TRANSPORT FOR LONDON 2013).65 Ein Report von Visit Britain schließlich stellt die touristischen Erfolge der Olympischen Spiele heraus.66 Die langfristigen Auswirkungen werden zumeist als Legacy, d. h. als Erbe der Olympischen Spiele verstanden.67 Im Einzelnen ging es um die langfristige Umsetzung von fünf zentralen Zielen, wozu vor allem die soziale und ökologische Transformation des Londoner Ostens gehörte 62 Vgl. Anlage 8 (Post-Games Review des National Audit Office). 63 Bereits vor dem Sportereignis gab es „Ex ante Economic Impact Studies“, die den ökonomischen Erfolg der Spiele vorab einschätzten. Eine Studie aus dem Jahr 2005 beispielsweise erwartet geringfügig positive Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit im Vereinigten Königreich (BLAKE 2005). Dagegen sind die regierungsnahen Projektionen deutlich optimistischer. Vgl. etwa die “Olympic Games Impact Study“ des Ministeriums für Kultur, Medien und Sport (dcms) vom Dezember 2005, abrufbar unter http://www.gamesmonitor.org.uk/files/PWC%20OlympicGamesImpactStudy.pdf 64 Der Report ist abrufbar unter www.london.gov.uk/sites/default/files/GLA%20Olympic%20Jobs%20Final% 20report.pdf. 65 Transport for London (TfL) ist eine Dachorganisation, die seit 2001 das Verkehrssystem in der britischen Hauptstadt London koordiniert (http://www.tfl.gov.uk). 66 Vgl. dazu http://www.visitbritain.org/tourism_2012_legacy/london_2012_games/. 67 Hinsichtlich der Olympischen Spiele bezieht sich Legacy auf alle dauerhaften Effekte, die durch die Ausrichtung der Spiele in der Gastgeberstadt (host city) und dem Gastgeberland (host country) entstehen. Um die Bedeutung dieser Effekte besonders herauszustellen, hat das IOC den Begriff in die IOC Charta aufgenommen und definiert seine eigene Rolle in Rule 2, Article 14 in der Aufgabe „to promote a positive legacy from the Olympic Games to the host cities and the host countries“ (International Olympic Committee 2011, S. 15). Mit der Festschreibung des Legacy-Begriffs in den Statuten des IOC ist damit jeder potenzielle Austragungsort verpflichtet, bereits im Vorfeld der Bewerbung langfristige Entwicklungsziele zu definieren, die durch die Ausrichtung der Spiele erreicht werden sollen. Die „Legacy“ umfasst dabei nicht allein die wirtschaftlichen Wirkungen, sondern auch die immateriellen, nicht-monetären Effekte (PREUSS 2007; CHAPPELET 2012; AGHA/FAIRLEY/GIBSON 2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 24 (GIRGINOV 2012).68 Die nach den Spielen von der Regierung und anderen beteiligten Akteuren vorgelegten Analysen scheinen die optimistischen Erwartungen zu bestätigen. So werden beispielsweise in einem Report von UK Trade & Investment die erwarteten langfristigen ökonomischen Effekte der Spiele hervorgehoben und auf bereits realisierte ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 2,5 Mrd. Pfund verwiesen (UK TRADE&INVEST 2013).69 Auch andere Berichte kommen zu einem recht günstigen Befund: Ein von Regierung und Londoner Bürgermeister erstellter Olympic Legacy Report70 erwartet aus den makroökonomischen Wirkungen71 der Olympiade bis zum Jahr 2020 einen substantiellen Beitrag zum Wirtschaftswachstum Großbritanniens und damit einen entsprechenden Beschäftigungszuwachs.72 Eine sogenannte “London 2012 Meta-Evaluation” vom Juli 2013 führt bisher ermittelte Resultate verschiedener Analysen73 zusammen. Ausgeführt wurde die Untersuchung von einem Forschungskonsortium unter Mitarbeit von Ecorys, Loughborough University, Oxford Economics and Future Inclusion im Auftrag des Ministeriums für Kultur, Medien und Sport (dcms).74 Die Ergebnisse der Studie umfassen die unmittelbaren direkten und indirekten volkswirtschaftlichen Wirkungen im Zusammenhang mit der Kandidatur und der Durchführung der Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Die Autoren kommen zum Ergebnis, das die vorbereitenden Maßnahmen für die Spiele und die damit verbundenen Investitionen einen positiven Einfluss auf 68 Die Dokumente finden sich unter http://www.parliament.uk/business/publications/research/key-issues-for-thenew -parliament/social-reform/2012-olympics-and-sporting-legacy/. 69 Der Report ist abrufbar unter www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/295088/ London_2012_-_Delivering_the_Olympic_Legacy.pdf. 70 Das Dokument ist abrufbar unter www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/ 224148/2901179_OlympicLegacy_acc.pdf. 71 Nutzen und Kosten gehen weit über die direkten monetären bzw. monetär bewertbaren Effekte hinaus. Neben den direkt ausgelösten Effekten kommt es zu induzierten und Multiplikatoreffekten sowie zu externen Effekten. Zu den Wertschöpfungs-, Beschäftigungs- und Kaufkrafteffekten kommen auch die durch Planung, Vorbereitung und Durchführung der Sportgroßveranstaltungen induzierten fiskalischen Wirkungen hinzu (insbesondere ein Zuwachs an Steuereinnahmen). Grundsätzlich kann zwischen kurzfristigen und langfristigen sowie angebotsund nachfrageseitigen Auswirkungen unterschieden werden. Aufgrund der Komplexität von Sportgroßveranstaltungen, den vielfältigen Verflechtungen und Einflussfaktoren sowie den damit verbundenen methodischen Problemen bei der Erfassung, ist es schwierig, deren Auswirkungen verlässlich zu erfassen. Zu den methodischen Grundlagen zur Messung von Effekten von Sportgroßveranstaltungen vgl. etwa KURSCHEID (2002), PREUSS (2013) sowie PREUSS/KURSCHEIDT/SCHÜTTE (2009b). 72 Kritiker wenden allerdings ein, dass diese Analysen kaum als belastbare Prognosen verwendet werden können, sondern sich vor allem als Projektionen dienten, die an recht ehrgeizige politische Vorgaben geknüpft sind. Vgl. beispielsweise die kritische Argumentation von SIVAEV (2013); das Dokument ist abrufbar unter http://www.centreforcities.org/13-10-10-Olympics-One-year-On.pdf. 73 Ähnliche Ergebnisse wurden bereits ein Jahr früher in einer Analyse von Oxford Economics vorgelegt. Die Autoren untersuchen die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 auf die britische Ökonomie für den Zeitraum von 2005 bis 2017 (OXFORD ECONOMICS 2012). 74 Der Report vom Juli 2013 findet sich in Anlage 9, zugleich abrufbar unter https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/224181/1188- B_Meta_Evaluation.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 25 die wirtschaftliche Entwicklung im Londoner Raum, aber auch in der gesamten Wirtschaft des Landes ausgeübt hätten. Unter Zugrundelegung einer Input-Output-Modellrechnung wird auch für den längerfristigen Zeitraum ein positives Ergebnis ermittelt (vgl. Schaubild 1). Erwartet wird bis zum Jahr 2020 insgesamt ein Beitrag zur volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung in einem geschätzten Umfang von 28 bis 41 Mr. Pfund (ca. 35 bis 52 Mrd. Euro). Schaubild 1: Bruttowertschöpfung (gross value added, GVA) 2004 - 2020 Quelle: UK Department for Culture, Media & Sport July 2013 Der gesamtwirtschaftliche Impuls durch die Olympischen Spiele beträgt in dieser Studie kumuliert im optimistischen Szenario über den gesamten Zeitraum von 2004 bis 2010 etwa 52 Mrd. Pfund (ca. 65 Mrd. Euro) und im Olympiajahr selbst knapp 8 Mrd. Pfund (ca. 10 Mrd. Euro). Um die Größenordnung hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen angemessen zu veranschlagen , muss der olympische Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Bezug gesetzt werden. Das Bruttoinlandsprodukt des Vereinigten Königreiches betrug im Jahr 2011 zu laufenden Preisen etwa 2435 Mrd. Pfund (ca. 3064 Mrd. Euro); dies bedeutet, das selbst im Olympiajahr 2012 der olympische Anteil am Wirtschaftswachstum sehr gering ausfiel und in der Betrachtung des gesamten Bruttoinlandsprodukts weitgehend vernachlässigt werden kann.75 75 Symptomatisch ist etwa, dass die olympischen Spiele von London 2012 im OECD Economic Survey „United Kingdom“ nicht einmal erwähnt werden (OECD 2013). Folgerichtig erwartete auch die Rating-Agentur Moody's in einer Studie zwar keinen nennenswerten volkswirtschaftlichen Effekt durch die Spiele, immerhin rechnete die Rating-Agentur aber nicht damit, dass die Konjunktur in UK darauffolgenden Jahr ähnlich stark zurückfallen wird wie nach den Spielen in Peking, zu deren Halbzeit Lehman Brothers insolvent wurde; vgl. dazu https://www.moodys.com/research/Moodys-Olympics-will-give-only-short-term-boost-to-corporates-- PR_244640. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 26 Hinzu kommt, dass die Opportunitätskosten der Olympischen Investitionen weitgehend ausgeblendet werden. Wirtschaftliche Analysen von Sportgroßveranstaltungen betrachten häufig lediglich die positiven Effekte und das Erbe der Events, wobei die alternative Ausgabe des Geldes in die nächst mögliche, und politisch umsetzbare Alternative (Opportunitätskosten) sowie die Effizienz des Einsatzes knappen öffentlicher Ressourcen außer Acht gelassen werden.76 Hinzu kommen die Beschäftigungswirkungen der Londoner Spiele. Hier erwartet die Studie ein deutlicher Beschäftigungszuwachs, der sich jedoch deutlich auf den Londoner Raum konzentriert (Schaubild 2).77 Die langfristige Effekte auf den Arbeitsmarkt durch die Olympischen Spiele dürften freilich nicht so stark ausfallen wird wie etwa in Barcelona 1992, wo die Arbeitslosigkeit von 18,6 auf 9,6 Prozent gesenkt werden konnte. In der Kontroverse um die Olympia-Effekte wenden Kritiker außerdem ein, dass die Beschäftigungswirkungen der Olympischen Spiele sich vor allem auf die kurze Frist beschränken könnten. Schaubild 2: Schätzung der Beschäftigungswirkungen 2004-2014 76 Es ist nicht leicht, die Effizienz von einzelnen Investitionen in komplexen Projekten zu messen. Impactanalysen basieren auf der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und ermöglichen, die monetären Auswirkungen eines Events zu beziffern und damit auch die Anzahl geschaffener Arbeitsplätze in unterschiedlichen Branchen oder die Höhe von zusätzlichen Steuereinnahmen. Kosten-Nutzen Analysen berücksichtigen neben den monetären gesamtwirtschaftlichen Wirkungen auch intangible Effekte einbeziehen und berücksichtigen auch alternative Projekte (PREUSS 2011). 77 Vgl. dazu die abschließende Olympic Jobs Evaluation des Londoner Bürgermeisters vom Mai 2013. Die Stadtverwaltung erwartet ca. 18.000 neue Jobs, die auch nach den Spielen Bestand haben sollen. Das Dokument ist abrufbar unter www.london.gov.uk/sites/default/files/GLA%20Olympic%20Jobs%20Final%20report.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 27 Quelle: UK Department for Culture, Media & Sport July 2013 Festgestellt wird außerdem ein Zusammenhang zwischen Beschäftigungswirkung und Wachstum beim Tourismus. Auch im Bereich des Tourismus ist es jedoch entscheidend, sich auf den langfristigen Effekt, also den Anstieg der Besucherzahlen in der Zeit nach der Olympiade, zu konzentrieren, da dieser einen wesentlich stärkeren wirtschaftlichen Effekt generiert als der kurzfristige Anstieg der Besucherzahlen während der Spiele. Das langfristige Touristenpotential für London kann freilich eher gering eingeschätzt werden. Es besteht jedoch die Chance für die Region des Lower Lea Valleys auch nach den Spielen von den Touristen zu profitieren, da der Olympia Park durch ein innovatives Design als weitere Touristenattraktion hinzugewonnen werden könnte.78 Entscheidend ist es hier, dass Investitionen zur Verbesserung der Tourismusinfrastruktur, etwa durch den Bau von Museen oder Sehenswürdigkeiten, ihren 78 Darauf verweist auch eine Studie des House of Lords Select Committee on Olympic and Paralympic Legacy: “We note that economic benefits which might have arisen from the Games are disproportionately weighted towards southern England. The scale of difference goes beyond that which might reasonably be expected to occur as a result of the Games taking place in and around London.” (Anlage 10) Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 28 ökonomischen Nutzen in der Regel erst längere Zeit nach den Sport-Events stiften. Die Effizienz der Investitionen zeigt sich deshalb erst in der längeren Frist.79 Das gleiche gilt für Investitionen in die sportliche und kommunale Infrastruktur. Besondere Erwartungen richteten sich auf die Infrastrukturmaßnahmen und Entwicklung benachteiligter Stadtteile in Ost-London.80 Ein wesentliches Ziel war es, effiziente Sportstätten und eine Infrastruktur bereitzustellen, die höchsten umweltverträglichen und ökonomischen Maßstäben standhalten können. Außerdem sollten die verbleibenden Sportstätten als Mittelpunkt der englischen Sportkultur erhalten werden. Dabei setzte London dabei zugleich auf das Thema "Bürgerbeteiligung ", d. h. auf die Einbindung der betroffenen Bürger aus den Ost-Londoner Stadteilen (GIRGINOV 2012). Ein zentrales Anliegen der Organisatoren der Spiele war es, die speziell für die Spiele errichteten Bauten auch nach dem Großereignis weiter zu nutzen.81 So gab es von Anfang an für viele der Neubauten bereits Pläne für die Zeit nach Olympia. So wurde die von der Architektin Zaha Hadid entworfene olympische Schwimmhalle zu einem öffentlichen Bad, in das Olympiastadion ist ein Fußballverein eingezogen. Nachdem die Athleten ihre Zimmer in den Wohnblocks geräumt haben, begann dort die Umwandlung der olympischen Unterkünfte in Mietobjekte für die Stadtbevölkerung. Insgesamt geht um die Aufwertung des Londoner Ostens und eine damit verbundene Regeneration des Lower Lea Valley. Das ehemalige Industriegelände soll durch den Bau des Olympia Parks in eine Parklandschaft mit Freizeitmöglichkeiten, Wohnraum und Geschäften umgestaltet werden, um so die Lebensqualität der Stadtteile Hackney, Waltham Forest, Newham und Tower Hamlets nachhaltig anzuheben.82 Inzwischen befürchten jedoch Beobachter, dass sich die sozialen Unterschiede in East London nicht verringern, sondern verstärken werden. Zwar ist das Stadtbild deutlich verschönert worden, doch die sozioökonomischen Indikatoren bleiben weiterhin problematisch.83 79 Trotz vieler positiver Aspekte wird der ökonomische Effekt des Tourismus häufig überschätzt. Übersehen wird etwa der Crowding-Out Effekt, der zum Ausbleiben anderer Gäste führ (PREUSS/KURSCHEID/SCHÜTTE 2009a). 80 Vgl. dazu ausführlich die Darstellung der damit verbundenen Problemstellungen in OECD (2011). 81 In vergleichbaren Fällen werden die Bauwerke und Anlagen nach den Spielen zumeist wenig oder gar nicht genutzt, und es ist auch in der Regel schwierig, Betreiber zu finden, die die beträchtlichen laufenden Kosten tragen können. Ein markantes Beispiel ist das Stadion in Kapstadt, das nach der FIFA-Weltmeisterschaft 2010 hohe Unterhaltskosten aufweist, die nicht durch entsprechende Einnahmen gedeckt werden können (BRÖLL 2014). 82 Die Bauwirtschaft profitiert von den Infrastrukturinvestitionen, die bereits sieben Jahre vor der Ausrichtung der Spiele beginnen. Während eines (regionalen) wirtschaftlichen Booms steigt durch die zusätzliche Nachfrage mitunter der Preis für Bauarbeiten. 83 Welche nachhaltige Auswirkung die Spiele aber genau auf die Stadtentwicklung Londons haben, soll 2015 ein abschließender Bericht feststellen. Beobachter befürchten jedoch bereits jetzt, dass sich die sozialen Unterschiede in East London nicht verringern, sondern verstärken werden. Die Mietpreise in der Gegend könnten für viele der ehemaligen Bewohner unerschwinglich werden. Zwar ist das Stadtbild deutlich verschönert worden, doch die sozioökonomischen Indikatoren bleiben weiterhin schwach; vgl. dazu ausführlich WATT (2013) (Anlage 11). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 29 Eng verbunden mit dem Problem der sozial-ökonomischen Stadtentwicklung ist die Frage der Umweltverträglichkeit von Sportgroßveranstaltungen. In London sollten – so der eigene Anspruch der Veranstalter – die ersten wirklich nachhaltigen Olympischen Spiele veranstaltet werden .84 Das Hauptaugenmerk liegt auch hier auf der Regeneration des Lower Lea Valleys. Das verseuchte Industriebrachland soll saniert werden, die Gewässer um das Gelände sollten rekultiviert werden, die Wasserqualität verbessert werden und die Elektrizitätsleitungen sollten in den Boden verlegt werden.85 Der Aspekt der Nachhaltigkeit war bereits bei der erfolgreichen Olympia-Bewerbung ein zentraler Punkt.86 So war insbesondere die CO2-Bilanzierung der Olympischen Spiele von London ein ehrgeiziges Anliegen. Um aber eine aussagekräftige Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus von Wettkampfstätten von Mega-Events abbilden zu können, müssen jedoch alle Lebenszyklusphasen, d.h. die Herstellung, die Nutzung während des Events, der Umbau, die Post-Event-Nutzung, die Instandsetzung und Entsorgung berücksichtigt werden. Bereits vor Beginn der Spiele hat der World Wide Fund For Nature (WWF) untersucht, wie die ehrgeizigen Ziele umgesetzt wurden. Das Fazit der gemeinsamen Studie fällt gemischt aus: Vieles sei versucht worden, die Umsetzung sei allerdings nicht in allen Fällen gelungen.87 Eine Studie der „Commission for a Sustainable London 2012” vom März 2013 zeigt darüber hinaus, dass die neu errichteten Gebäude ihr mögliches Einsparpotenzial nicht vollständig nutzten, auch seien Maßnahmen, Energie effizienter zu nutzen, wurden nur mangelhaft umgesetzt worden.88 5. Perspektiven und politischer Entscheidungsprozess: Deutsche Bewerbungen für Olympia? Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Londoner olympischen Spiele 2012 lassen sich – soweit bisher ersichtlich – als bestenfalls leicht positiv kennzeichnen. Zwar sind im Londoner Raum deutlich erkennbare Auswirkungen auf Wirtschaftsleistung und Beschäftigung zu verzeichnen , gleichwohl ist der gesamtwirtschaftlichen Impuls im gesamten Königreich als recht 84 Vgl. London 2012 Sustainability Report – A blueprint for change, abrufbar unter http://learninglegacy.independent.gov.uk/publications/london-2012-sustainability-report-a-blueprint-forchange .php. 85 Vgl. dazu auch VIGOR/MEAN/TIMS (2004) und GIRGINOV (2012). Zur Reurbanisierung Londons vgl. auch die international vergleichende Studie von CALBET I ELIAS/POLINNA/SCHÖNIG (2012: 378ff.). 86 London 2012 betont den Anspruch, als erste Olympische Sommerspiele die Nachhaltigkeit von Beginn an als zentrales Merkmal in die Grundkonzeption eingebunden zu haben. Das Organisationskomitee hat verschiedene Facetten der Nachhaltigkeit bereits in der Bewerbung herausgestellt und nicht zuletzt aufgrund dieser Versprechen den Zuschlag erhalten. Ein Baustein der Olympischen Nachhaltigkeitsstrategie von London 2012 stellt die Beurteilung aller langfristigen Wettkampfstätten mit dem britischen Bewertungssystem BREEAM dar. Hierbei wurde von BRE (Building Research Establishment) auf nationaler Ebene mit dem Rahmenwerkzeug BREEAM bespoke eine Bewertungsversion für den Typus der Olympischen Wettkampfbauten und den Olympischen Park geschaffen. Vgl. dazu ausführlich http://www.detail.de/architektur/themen/london-2012- ein-ansatz-fuer-nachhaltigere-spiele-019406.html. 87 Die Studie findet sich unter http://www.wwf.org.uk/about_wwf/press_centre/?unewsid=6128. 88 Vgl. www.cslondon.org/wp-content/uploads/downloads/2013/03/CSL-Beyond-2012-Outcomes.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 30 gering zu veranschlagen. Verwiesen wird dagegen zu Recht auf die Beschäftigungserfolge im unmittelbaren Umfeld der Spiele, auf die Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur im Osten und Süd-Osten Londons und ebenso die Entwicklung im Tourismus als Folge der Londoner Spiele. Konjunktur- und Wachstumseffekte sind hingegen schon deswegen kaum spürbar, weil die von dem Sportevent ausgelösten Mehrausgaben im Vergleich zur gesamten Wirtschaftsleistung eines Landes zu gering sind. Zudem verteilen sich die Ausgaben für den Bau von Stadien und Verkehrsinfrastruktur vor der eigentlichen Veranstaltung auf so viele Jahre, dass sie in der Sozialproduktrechnung auf Jahresbasis untergehen. Hier stellt sich jedoch gleichzeitig das Problem, dass die ökonomischen Impulse im Ballungsraum London zu einem beträchtlichen inflatorischen Druck insbesondere im Immobiliensektor und im Gastgewerbe geführt haben.89 Hinzu kommt, dass die Opportunitätskosten der olympischen Ausgaben nicht bekannt sind. Betrachtet wurden lediglich die positiven Effekte, wobei die Verwendungen der Investitionsausgaben in andere politisch umsetzbare Alternativen keine Rolle gespielt haben. Eine bislang immer noch nicht klar umrissene Größe ist die letztendliche Belastung des öffentlichen Sektors auf der Kostenseite.90 In etwas vordergründiger Weise verwies etwa der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Frühjahr 2013 darauf, dass das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in London 2012 (LOCOG) die Spiele mit einem Gewinn von rund 30 Mio. Pfund (38 Mrd. Euro) abgeschlossen habe. Verwiesen wird auf Kosten von etwa 2,38 Mrd. Pfund (ca. 3 Mrd. Euro) für die Organisation und Durchführung der Spiele und auf die Einnahmen von 2,41 Mrd. Pfund (vor allem Ticketverkäufen, Sponsoren- und TV-Geldern). Nicht angesprochen wird jedoch, dass dieser Bereich einen Teil des Gesamt-Budgets der Olympischen Spiele von London ausmacht. Ein ungleich größeres Element der olympischen Bilanz betrifft insbesondere das Non-LOCOG-Budget, das die großen Finanzierungslasten im Bereich der Infrastrukturinvestitionen beinhaltet und das zugleich mit erheblichen – nicht ohne weiteres vorab quantifizieren – Folgenkosten konfrontiert ist. Von Kritikern wird deshalb eingewandt, dass die bisher offiziell ausgewiesenen Belastungen der öffentlichen Haushalte nur einen Teil der tatsächlichen Kosten der Olympischen Spiele von London 2012 ausmachten. Nicht in dieser Summe enthalten ist jedoch der Anteil der Kosten für den Neu- oder Ausbau der Sportstätten („nichtolympiabedingte Investitionen"), der vornehmlich öffentlich finanziert wird. Dieser Investitionsbereich ist auch verantwortlich für die massiven Kostensteigerungen, die letztlich durch die Steuerzahler finanziert werden müssen (TETŁAK 2013). Dies bedeutet vor allem, dass sportliche Großveranstaltungen in öffentlichen Budgets vor allem auf der Kostenseite zu Buche schlagen (ETTEL 2014). Dieser Umstand wird inzwischen in vielen Ländern als Problem wahrgenommen und hat in einigen Fällen die Auseinandersetzungen um Bewerbungen für Olympische Spiele stark beeinflusst. Gerade bei den olympischen Winterspielen hat eine Reihe von potentiellen Bewerberstädten die Bewerbungen für die Spiele im Jahr 2022 – nicht zuletzt aufgrund des negativen Resonanz in der öffentlichen Debatte – 89 Vgl. dazu etwa Handelsblatt vom 27. Juli 2012, abrufbar unter www.handelsblatt.com/sport/olympia2012/immobilienpreise-olympia-macht-london-nochteurer /6926606.html. 90 In der Regel werden die Veranstaltungen erheblich teurer als ursprünglich veranschlagt. Zu den Gründen im Fall der Londoner Spiele vgl. JENNINGS (2012), zusammengefasst auch im Blog der London School of Economics (LSE) unter http://blogs.lse.ac.uk/politicsandpolicy/files/2013/01/Olympics.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 31 wieder aufgegeben. Am 6. Juni 2013 eröffnete das Internationale Olympische Komitee (IOC) die erste Phase des Bewerbungsverfahrens für die Ausrichtung der XXIV. Olympischen Winterspiele 2022.91 Im November 201392 hatten Almaty (Kasachstan), Krakau (Polen), Lwiw/Lemberg (Ukraine), Oslo (Norwegen), Peking (China) und Stockholm (Schweden) beim IOC ihre ersten Bewerbungsunterlagen eingereicht.93 Zum Kreis der offiziellen Kandidatenstädte gehören inzwischen – nachdem einige potentielle Bewerberstädte wegfielen – jedoch nur noch Almaty (Kasachstan), Oslo (Norwegen) und Peking (China),94 während Stockholm,95 Krakau (Polen)96 und Lwiw/Lemberg (Ukraine)97 ihre Bewerbungen aufgaben. Bereits davor haben sich die Bürger in München98 und Graubünden99 gegen Olympia-Bewerbungen ausgesprochen. Zu den abgebrochen oder nicht eingereichten Bewerbungen gehören auch Barcelona (Spanien).100 Nun bleibt mit Oslo101 nur noch eine Kandidatur im Rennen, die – nach westlichen Maßstäben – die 91 Die Entscheidung über die Vergabe fällt auf der 127. IOC-Session am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur. Im Vorfeld wird eine Evaluierungskommission des IOC jede Kandidaten-Stadt besuchen und die Bedingungen vor Ort inspizieren. Vgl. dazu http://www.olympic.org/news/ioc-opens-bids-for-2022-olympic-winter-games-yog- 2020/200340. 92 Interessierte Städte mussten ihre Bewerbung bis spätestens 14. November 2013 beim IOC einreichen. 93 Vgl. http://www.dosb.de/de/olympia/olympischenews /detail/news/sechs_bewerber_fuer_olympische_winterspiele_2022_stehen_fest/. 94 Diese drei verbliebenen Bewerber wurden vom Internationalen Olympischen Komitee Anfang Juli 2014 zu offiziellen Kandidaturen erklärt. 95 Hier versagte der Stadtrat den Initianten die nötigen finanziellen Garantien; vgl. http://www.sueddeutsche.de/sport/winterspiele-stockholmer-olympia-bewerbung-geplatzt-1.1865860. 96 Im Oktober 2012 erklärte Krakau, sich gemeinsam mit Zakopane für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2022 zu bewerben. Die offizielle Bewerbung soll Ende 2013 gemeinsam mit der Slowakei erfolgen, da dort z.B. das alpine Skirennen stattfinden soll. Jedoch stimmten am 25. Mai 2014 über 69 Prozent der Bürger von Krakau bei einem Referendum gegen die Ausrichtung der Winterspiele. Vgl. dazu http://www.zeit.de/sport/2014-05/olympische-winterspiele-krakau-referendum. 97 Am 30. Juni 2014 wurde bekanntgegeben, dass die Bewerbung aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation im Land zurückgezogen wird. Vgl. dazu http://www.handelsblatt.com/allgemein-olympia-lwiwverzichtet -auf-bewerbung-fuer-olympia-2022-neuer-anlauf-2026/10126064.html. 98 Nachdem München bei der Wahl für die Olympischen Winterspiele 2018 unterlegen war, scheiterte eine Bewerbung für 2022 am 10. November 2013, als bei allen vier durchgeführten Bürgerentscheiden die nötige Mehrheit nicht erreicht wurde. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Winterspiele_2022. 99 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Winterspiele_2022#St._Moritz.2C_Schweiz. 100 Ursprünglich gab es in Spanien mit Zaragoza einen weiteren Interessenten für die Austragung Olympischer Winterspiele. Zaragoza hatte sich jedoch bereits frühzeitig aus finanziellen Gründen zurückgezogen, während die Bewerbung Barcelonas erst im Oktober 2013 – ebenfalls aus finanziellen Gründen – aufgegeben wurde. Vgl. dazu http://www.spiegel.de/sport/wintersport/barcelona-verzichtet-auf-olympische-winterspiele-2022-a- 930001.html. 101 Offen ist, ob sich Oslo letztlich zur Wahl stellen wird. Erst im Herbst 2014 will die norwegische Regierung endgültig über eine Bewerbung und finanzielle Garantien entscheiden. Auch in Norwegen gibt es erhebliche Widerstände in der Bevölkerung gegen eine Olympia-Ausrichtung. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 32 Anforderungen als würdige Kulisse einer der wichtigsten sportlichen Großveranstaltungen erfüllt. Ähnliches gilt auch für die Olympischen Sommerspiele 2020, die in Tokio stattfinden werden.102 Sechs Städte reichten beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eine Bewerbung für die Durchführung der Olympischen Spiele 2020 und der Paralympics 2020 ein. Nachdem die Bewerbungen Bakus (Aserbaidschan), Dohas (Katar) im Mai 2012 nicht für die Endauswahl zugelassen wurden, erhielten Tokio, Istanbul sowie Madrid die Zulassung für die endgültige Entscheidung um den Austragungsort. Bereits im Jahr 2010 hatte Rom103 seine Bewerbung zurückgezogen. Um der Bewerberstadt Oslo (für 2022) Mut zu machen und den zukünftigen Bewerbern wieder bessere Anreize zu geben, soll künftig das finanzielle Risiko für Ausrichter gemindert werden. So stellte IOC-Präsident Bach dem Gastgeber der Winterspiele 2022 einen höheren Anteil am Gewinn des Spiele-Budgets in Aussicht. Außerdem bemühte er sich, das Image des IOC,104 Olympia-Kandidaten alles vorschreiben zu wollen, zu korrigieren. Die Städte wurden – so die Argumentation von Bach – ermutigt, Bewerbungen abzugeben, die am besten zu ihren Umständen passen.105 Damit könnten sich auch deutschen Bewerbern um die Ausrichtung künftiger Olympischer Spiele bessere Bedingungen bieten.106 Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat auf seiner Sitzung am 4. April 2014 in einem Grundsatzbeschluss entschieden und den Wunsch bekräftigt, Olympische Spiele nach Deutschland holen zu wollen. Der DOSB verwies zugleich auf das Interesse mehrerer deutsche Städte, insbesondere in der Bundeshauptstadt Berlin und in der Freien und Hansestadt Hamburg, an einer Bewerbung um Olympische Sommerspiele.107 Mit beiden Städten sollen Gespräche aufgenommen werden.108 Zugleich soll anhand der derzeitigen Anforderungen des 102 Die Mitglieder des IOC entschieden am 7. September 2013 in Buenos Aires über den Austragungsort der Olympischen Spiele 2020. 103 Vgl. dazu http://www.spiegel.de/sport/sonst/olympia-bewerbung-2020-italien-zu-klamm-fuer-olympischespiele -a-815303.html. 104 Das schlechte Image des IOC resultiert nicht allein aus den immer weiter steigenden finanziellen Lasten der Spiele. Hinzu kommen Governance-Probleme, mangelnde Transparenz und der Vorwurf der Korruption. Inzwischen mehren sich auch innerhalb der Organisation Einsicht und Selbstkritik (GERMANN 2014). Die damit verbundene Debatte mündete in einen Reformprozess, der unter dem Titel „Agenda 2020“ im Rahmen des IOC geführt wird. 105 Vgl. dazu http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/winterspiele-2022-almaty-oslo-oder-peking- 13032178.html. 106 Zur olympischen Geschichte Deutschlands einschließlich deutscher Olympia-Bewerbungen vgl. ausführlich http://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Geschichte_Deutschlands. 107 Über die Vergabe der Olympischen Spiele 2024 wird im Sommer 2017 entschieden, über die der Winterspiele 2026 im Jahr 2019 und über die Spiele 2028 im Sommer 2021. 108 Diese Gespräche haben inzwischen stattgefunden; beide Städte haben ihr Interesse an einer Olympiabewerbung bekundet. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 33 IOC und weiterer relevanter Aspekte jeweils die Möglichkeit einer Bewerbung innerhalb der nächsten Monate konkretisiert werden.109 Ende Mai 2014 hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Fahrplan für die Gespräche mit den möglichen Bewerberstädten festgelegt und Informationsgespräche mit den potentiellen Bewerberstädten Hamburg und Berlin angekündigt. Festgestellt werden soll, wie zielstrebig in den beiden Städten der Bewerbungsprozess angegangen wird und wie die nächsten Schritte jeweils aussehen. Da der DOSB ein innerdeutsches Ausscheidungsverfahren wie für die Olympiabewerbung 2012 vermeiden will, und von ihm erwartet wird, dass er sich frühzeitig festlegt, mit welcher Stadt er ins Rennen gehen will, hat der DOSB den beiden Städten am 27. Mai 2014 einen Fragenkatalog vorgelegt. Der Katalog besteht aus 13 Fragen und wurde vom Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf seiner 68. Sitzung am 27. Mai 2014 verabschiedet . Dabei sind zwei zentrale Fragen leitend: „Welche Rahmenbedingungen herrschen in den beiden Städten und wie sind die internationalen Erfolgsaussichten?“ Wichtig ist ebenfalls, wie die Einbindung der Bevölkerung in den Bewerbungsprozess erfolgen soll. Einkalkuliert werden soll, dass eine Bewerbung für 2024 nicht automatisch erfolgreich sein wird, und dass ein weiteres Bewerbungsverfahren erforderlich sein könnte.110 Berlin und Hamburg sollen die Fragen bis Ende August 2014 zu beantworten, um ein möglichst klares Bild über die innerstädtischen Rahmenbedingungen für die Durchführung von sportlichen Großveranstaltungen zu erhalten. Im gleichen Zeitraum wird das DOSB-Präsidium auf nationaler und internationaler Ebene Gespräche führen, um sich ein Bild davon zu machen, ob eine Bewerbung bereits für 2024 sinnvoll erscheint oder erst 2028 angestrebt werden sollte. Es gilt, die Frage nach der internationalen Konkurrenzsituation zu evaluieren und zugleich zu klären, ob eine parallele Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 und die Fußball-Europameisterschaft 2024 durch den Deutschen Fußball -Bund (DFB) möglich ist. Auch der weitere Fortgang des Agenda-2020-Prozesses111 des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) soll berücksichtigt werden. Für den Fall, dass eine Entscheidung für eine Bewerbung das Jahr 2024 fällt, wird das das DOSB-Präsidium im September oder Oktober 2014 anhand der vorgelegten Antworten auf den Fragenkatalog in Abstimmung 109 Der Beschluss des DOSB-Präsidiums vom 3./4. April 2014 „Perspektiven einer künftigen Olympiabewerbung“ findet sich unter www.dosb.de/fileadmin/Bilder_allgemein/Veranstaltungen/Olympische_Spiele/Dokumente/Beschluss_olympia bewerbung_DOSB_Praesidium_04042014.pdf. 110 Das Dokument findet sich unter www.dosb.de/de/olympia/olympische-news/detail/news/olympiabewerbung. 111 Die Bewerbung um Olympische Spiele und deren Ausrichtung sollen in Zukunft weniger kosten, gleichzeitig sollen vorhandene Ressourcen besser genutzt werden. Die Ergebnisse eines auf Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit, Transparenz und Zukunftssicherung ausgerichteten Reformprozesses unter dem Titel „Olympische Agenda 2020" sollen der IOC-Vollversammlung am 8. und 9. Dezember 2014 in Monaco zur Abstimmung vorgelegt werden. Der DOSB hat dazu im Juni 2014 gemeinsam mit den NOKs von Österreich, Schweden und der Schweiz Vorschläge unterbreitet. Vgl. dazu www.dosb.de/de/olympia/olympischenews /detail/news/dosb_und_drei_noks_legen_diskussionspapier_vor. Im Juli 2014 berieten die Präsidenten internationaler Fachverbänden und Interessensgruppen in Lausanne auf Einladung von IOC-Präsident Thomas Bach über zentrale Themen der Agenda. Einvernehmen zeigte sich vor allem im Hinblick auf eine Änderung des Bewerbungsprozess um Olympische Spiele. Vgl. dazu www.olympic.org/news/olympic-summit-gives-fullsupport -to-olympic-agenda-2020/235284 sowie eine Übersicht des DOSB vom 15. Juli 2014, abrufbar unter www.dosb.de/en/olympia/olympische-news/detail/news/spiele_staerker_an_gastgeberstaedte_anpassen/. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 34 mit den Fraktionen des DOSB (Spitzenverbände, Landessportbünde und Verbände mit besonderen Aufgaben) entscheiden, welcher Vorschlag der Mitgliederversammlung am 6. Dezember 2014 in Dresden zur Entscheidung vorgelegt werden soll.112 Festzuhalten ist auch, dass für das Gelingen eines solchen künftigen Mega-Events einige wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Olympische Spiele werden vielfach als Anlass benutzt, die Infrastruktur in den Bereichen des Transports, der Telekommunikation und der Gastronomie auszubauen. Jedoch droht immer die Gefahr einer Überinvestition. Infrastrukturanlagen erhöhen das Wirtschaftswachstum dauerhaft nur, wenn sie für die private wirtschaftliche Aktivität produktiv zum Einsatz kommen. Wie die Erfahrung – zuletzt am Beispiel der Spiele von London 2012 – zeigt, gelingt die Umwandlung der sportlichen Errungenschaften in wirtschaftliche und städtebauliche Erfolge besser als anderen. Gerade auch angesichts der Bürgerentscheide in München und Garmisch-Partenkirchen sowie den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land vom 10. November 2013 bedarf eine künftige Bewerbung um Olympische Spiele in Deutschland einer langfristigen, intensiven Vorbereitung, die nicht nur die Bedenken der Bürger ernst nimmt, sondern auch die mutmaßlichen Kosten und Nutzen der angestrebten sportlichen Großveranstaltung mittels umfassender Kosten-Nutzen- Analysen ermittelt.113 In einem fraktionsübergreifenden Antrag in der Hamburger Bürgerschaft vom 20. Mai 2014 wird der Senat ersucht, eine Studie zu Chancen und Risiken einer Hamburger Olympia-Bewerbung zu erarbeiten und der Bürgerschaft bis zum Herbst 2014 vorzulegen.114 Dabei geht es vor allem um eine transparente und sachliche Darstellung, die insbesondere die langfristige Wirkung olympischer Spiele auf die Stadt Hamburg berücksichtigt.115 Betont wird im Antrag, dass es bei einer Olympia-Bewerbung keine Entscheidung über die Köpfe der Hamburger Bürger hinweg 112 Eine Bewerbung für das Jahr 2024 müsste im Herbst 2015 beim Internationalen Olympischen Komitee bekundet werden; damit verbunden sind die Vorlage von Bewerbungsdokumenten (Mini Bid Book und Bid Book). 113 Wolfgang Maennig, Olympiasieger 1988 mit dem Deutschland-Achter, heute Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Hamburg, empfiehlt in diesem Zusammenhang eine ehrliche Analyse mit Mut zu neuen Konzepten: „Die Bewerbung sollte transparent und ehrlich sein. Bei den Kostenschätzungen sind angemessen hohe Positionen für ´Sonstiges und Unvorhergesehenes´ vorzusehen, auch wenn die öffentliche Hand dies bei ihren Ausschreibungen nicht kennt (Zeit für eine Reform!). Es sollten keine volkswirtschaftlichen Studien mit dem Ziel vergeben werden, Einkommenszuwächse von mehreren Milliarden Euro und Hunderttausende zusätzliche Jobs zu versprechen. Die statistische Evidenz bei der Nachbetrachtung praktisch aller Sport-Mega-Events zeigt, dass die Zahl der zusätzlichen Touristen, wenn überhaupt positiv, dann äußerst klein ist. Es glaubt ohnehin keiner an einen olympischen Konjunkturimpuls - solche Studien schaden der Glaubwürdigkeit einer deutschen Olympiabewerbung. Grundsätzlich sollte nicht zu viel versprochen werden.“ (MAENNIG 2014) 114 Vgl. den Antrag der Fraktionen von SPD, CDU, GRÜNE und FDP „Ergebnisoffene Studie – Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg“ vom 20. Mai 2014 (Bürgerschaft der Hansestadt Hamburg, Drucksache 20/11848); das Dokument findet sich in Anlage 12. 115 Vgl. dazu auch die konzeptionellen Eckpunkte für eine Bewerbung Hamburgs um die Olympischen Spiele 2016, in denen darauf verwiesen wird, dass mit diesem Konzept, das auf der nationalen Bewerbung für 2012 aufbaut, die Erfahrungen aus früheren Bewerbungen und Entscheidungen von NOK und IOC verarbeitet und sich an den IOC-Kriterien orientiert, könne sich der DOSB auch für die Olympischen Spiele 2020, 2024 und 2028 bewerben. Das Dokument findet sich unter www.belebtebruecke .de/site/downloads/114_32_olympia_broschuere_property=source.pdf. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 35 geben dürfe. Zu begrüßen sei es deshalb, dass ein breiter zivilgesellschaftlicher Dialog mit dem Sport, der Wirtschaft, der Politik, der Kultur und der Wissenschaft begonnen habe. Dieser Dialog müsse jedoch weiter intensiviert werden, um schließlich zu einer Entscheidung der Hamburger Bürger über eine Olympia-Bewerbung zu gelangen.116 Auch der Hamburger Sportbund (HSB) eine solche ergebnisoffene Studie für den richtigen Weg, um alle notwendigen Informationen um eine Bewerbung um Olympische Spiele bereitzustellen.117 In Berlin hat die Debatte über eine Olympiabewerbung ebenfalls eingesetzt. So hat der Berliner Senat in seiner Sitzung am 24. Juni 2014 seine Teilnahme an der nationalen Interessensbekundungsphase beschlossen118 und eine Reihe von Senatsverwaltungen (Inneres und Sport; Stadtentwicklung und Umwelt, Finanzen; Wirtschaft, Technologie und Forschung) sowie die Senatskanzlei beauftragt, den DOSB- Fragenkatalog zu beantworten und die erforderliche Dokumentation zu erarbeiten, die dem DOSB bis zum 31. August 2014 vorgelegt werden muss.119 Der Senat geht davon aus, dass in der Berliner Bevölkerung eine grundsätzliche Offenheit für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele in ihrer Stadt bestehe. Die Begeisterung der Berlinerinnen und Berliner für sportliche Großveranstaltungen hätte sich bereits in der Vergangenheit gezeigt, etwa bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 oder zahlreichen Marathon-Veranstaltungen. Für den Senat stehe es jedenfalls außer Frage, dass ein solches Projekt die Unterstützung der Bevölkerung benötige und von einem breiten öffentlichen Konsens getragen werden müsse. Deshalb müssten die Ideen, Bedenken und Wünsche der Berlinerinnen und Berliner in einen möglichen Bewerbungsprozess im Rahmen neuer Beteiligungsformen einfließen. Einer Bewerbung Berlins käme entgegen, dass das Internationale Olympische Komitee im Rahmen seiner Reform-Agenda 2020 beabsichtigt, seine angekündigten Reformideen umzusetzen und auch die Vergabekriterien und Anforderungen für Olympische Spiele so zu modifizieren, so dass auch „bescheidenere“ Spiele, die gleichermaßen umweltverträglich wie nachhaltig sind, möglich werden (AUMÜLLER/KEIL 2014).120 Auch der Deutsche Bundestag hat sich mit künftigen Olympia-Bewerbungen beschäftigt. So wird in einem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen darauf verwiesen, dass die Vergabe und Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen sich an der Wahrung menschen- und bürgerrechtlicher Grundwerte und der Einhaltung verlässlicher ökologischer und infrastruktureller Standards ausrichten müsse. Hierzu sei die Begleitung und transparente Gestaltung des Prozesses von der Vergabe eines Sportgroßereignisses bis zur Durchführung notwendig. Auch auf politischer Ebene müsse ein Beitrag dazu geleistet werden, dass 116 Vgl. zu den regionalwirtschaftlichen und standortpolitischen Chancen und Risiken einer Bewerbung Hamburgs auch VÖPEL (2014). 117 Vgl. Presseerklärung des Hamburger Sportbundes vom 21. Mai 2014, abrufbar unter www.hamburgersportbund .de/aktuelles/pressemitteilungen.php5?newsid=1713. 118 Die Pressemitteilung des Senats vom 24. Mai 2014 findet sich unter http://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteilung.125862.php. 119 Vorlage des Senats von Berlin 24. Juni 2014 über die Bewerbung Berlins um Olympische und Paralympische Spiele (Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 17/1736) (Anlage 13). 120 Eine Übersicht des Senats vom 16. Juli („Berlin kann Olympia“) findet sich unter www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/politik-aktuell/2014/meldung.147581.php. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 36 Sportgroßveranstaltungen nach einem transparenten, nachvollziehbaren, glaubwürdigen und international anerkannten Maßstab vergeben und durchgeführt werden. Sportorganisationen müssten deshalb mit Nichtregierungs- und insbesondere Menschenrechtsorganisationen Richtlinien im Hinblick auf menschen- und bürgerrechtliche, ökologische und infrastrukturelle Standards für Vergabe und Durchführung von Sportgroßveranstaltungen erarbeiten und deren Einhaltung kontinuierlich überprüfen.121 Das Thema war auch Gegenstand einer Orientierungsausprache im Rahmen der Tagung des Ministerrats für Bildung, Jugend, Kultur und Sport vom 20./21. Mai 2014 in Brüssel über die wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit sportlicher Großveranstaltungen. In der Aussprache wurde betont, dass zur Wahrung des langfristigen Erbes für die gastgebende Stadt oder das gastgebende Land eine langfristig orientierte Planung wichtig sei, wobei der Schwerpunkt auf multifunktionale Infrastrukturen, die von den Kommunen langfristig genutzt werden könnten, gelegt werden müsse. Auch der Verknüpfung von privater und öffentlicher Finanzierung komme eine große Bedeutung zu.122 121 Vgl. dazu Beschlussempfehlung und Bericht des Sportausschusses zum Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Drucksache 17/9982) “Vergabekriterien für Sportgroßveranstaltungen fortentwickeln – Menschenund Bürgerrechte bei Sportgroßveranstaltungen stärker berücksichtigen“ (BT-Drs. 17/14091, 25.06.2013); vgl. außerdem die Grundsätze einer transparente Olympiabewerbung von Transparency International (Anlagen 14- 15). 122 Vgl. dazu Ratsdokument 8751/14 vom 30. April 2014; das Dokument findet in Anlage 16. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 10 - 3000 - 051/14 Seite 37 6. 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(Maennig 2014) - Anlage 13: Antrag der Fraktionen von SPD, CDU, GRÜNE und FDP „Ergebnisoffene Studie – Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg“ (Bürgerschaft der Hansestadt Hamburg, 20. Mai 2014, Drs. 20/11848) - Anlage 14: Vorlage des Senats von Berlin 24. Juni 2014 über die Bewerbung Berlins um Olympische und Paralympische Spiele (Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 17/1736) - Anlage 15: Beschlussempfehlung und Bericht! „Vergabekriterien für Sportgroßveranstaltungen fortentwickeln“ (BT-Drs. 17/14091) - Anlage 16: Grundsätze einer transparenten Olympiabewerbung (Transparency International 2013) - Anlage 17: Wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit sportlicher Großveranstaltungen (Ratsdokument 8751/14)