© 2016 Deutscher Bundestag WD 10 - 3000 - 021/16 Aktuelle Entwicklungen der Filmfördersysteme ausgewählter Länder Veränderungen in Frankreich, Niederlande, Großbritannien, Schweden , Polen, Tschechien, Ungarn, Dänemark und Italien seit 2010 Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. 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Originäre Filmförderung 6 4. Italien 7 4.1. Grundsätzliches 7 4.2. Steuervergünstigungen 7 5. Schweden 7 5.1. Grundsätzliches 7 5.2. Steuerliche Aspekte 8 6. Dänemark 8 7. Polen 9 8. Tschechien 9 8.1. Grundsätzliches 9 8.2. Steuervergünstigungen 10 9. Ungarn 10 9.1. Grundsätzliches 10 9.2. Steuervergünstigungen 11 10. Niederlande 11 10.1. Grundsätzliches 11 10.2. Steuervergünstigungen 11 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 4 1. Einleitung Im Folgenden wird auf die Veränderungen der Filmfördersysteme in den Ländern Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden, Dänemark, Polen, Tschechischen, Ungarn und den Niederlanden zwischen den Jahren 2010-2016 und die zukünftig geplanten Änderungen eingegangen. Es wird darauf verzichtet, die jeweiligen Systeme strukturell darzustellen; insoweit wird auf einschlägige Ausarbeitungen der Wissenschaftlichen Dienste verwiesen.1 In allen untersuchten Ländern hat es Veränderungen in den Filmfördersystemen gegeben. 2. Frankreich 2.1. Steuererleichterungen Der französische Staat hat im Jahr 2013 beschlossen, die Obergrenze des CICA-Fördersystems (crédit d'impôt cinéma et audiovisuel national), auf das sich ausschließlich inländische Filmhersteller berufen können, von 1 Million Euro auf 4 Millionen Euro anzuheben.2 Mittlerweile wurde die Obergrenze nochmals auf 30 Millionen Euro erhöht,3 zudem wurden auch die anrechnungsfähigen (Produktions-)Kosten von 20 % auf 30 % ausgeweitet. 4 Der in der Tax Rebate For International Production (TRIP, auch C2I) geregelte Steuerrabatt, auf den sich ausländische Filmhersteller berufen können, wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2016 auf 30 % der anrechnungsfähigen Kosten bei einer Kappungsgrenze von nunmehr 30 Millionen Euro5 – vormals 20 % und 20 Millionen Euro6 – angehoben. Auch hier war der Höchstbetrag zuvor erst von 4 Millionen Euro auf 10 Millionen Euro erhöht worden.7 TRIP wurde im Jahr 2013 dahingehend konkretisiert, dass auch VFX (visuelle Effekte) und Animation erfasst werden.8 Der seit 2007 existierende Steuerkredit für Videospiele (crédit d’impôt jeu vidéo – CIJV) wurde im Jahr 2014 von der Europäischen Kommission genehmigt. 2015 wurde das für eine Bewerbung 1 Siehe Wissenschaftliche Dienste, Filmfördersysteme in ausgewählten europäischen Ländern, 154/10 (2010) sowie Wissenschaftliche Dienste, Alternative Finanzierung von Kinofilmen, 063/14 (2014). 2 Bomnüter, Strategien im Ländervergleich: Deutschland; Frankreich, Großbritannien und USA, 2014, S. 82. 3 Siehe http://variety.com/2016/film/global/paris-images-trade-show-frances-new-tax-rebate-1201695748/. 4 http://variety.com/2015/film/news/frances-revamped-tax-rebate-scheme-to-boost-domestic-and-internationalshoots -1201420810/. 5 Siehe CNC, The Tax Rebate For International Productions (TRIP) general description of the incentive, S. 3, http://www.filmfrance.net/telechargement/TRIP/201510_FF_CNC_TRIP.pdf. 6 http://variety.com/2015/film/news/frances-revamped-tax-rebate-scheme-to-boost-domestic-and-internationalshoots -1201420810/. 7 Bomnüter, Strategien im Ländervergleich, a.a.O., S. 83. 8 http://variety.com/2015/film/news/frances-revamped-tax-rebate-scheme-to-boost-domestic-and-internationalshoots -1201420810/. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 5 insoweit erforderliche minimale Produktionsbudget von 150.000 Euro auf 100.000 Euro abgesenkt , ferner werden seither Videospiele für Erwachsene nicht mehr automatisch vom CIJV ausgeschlossen .9 2.2. Originäre Filmförderung Mit Verordnung vom 4. Februar 2011 sowie entsprechenden Erlassen wurde die von der Anzahl der Kinobesucher abhängige Rate der Rückvergütung, die an das Produktionsunternehmen und die Koproduzenten ausgezahlt wird, zugunsten der Produktionsunternehmen angehoben. Damit werden im Ergebnis höhere Fördersummen für Filme ausgezahlt, die bis zu fünf Millionen Kinobesucher verzeichnen. Beläuft sich die so generierte Filmförderung nur auf bis zu 150.000 Euro, wird die volle Fördersumme an das Produktionsunternehmen ausgezahlt, die Koproduzenten erhalten in diesem Fall keine Förderung. Zuvor lag dieser Betrag bei 50.000 Euro.10 Seit 2015 existiert ein spezifisch deutsch-französisches Förderprogramm für deutsch-französische Serien-Produktionen.11 3. Großbritannien 3.1. Steuererleichterungen Der seit 2007 bestehende Film Tax Relief kann seit dem Jahr 2015, unabhängig von der Höhe des Produktionsbudgets, unterschiedslos für 25 % der abzugsfähigen Ausgaben für die Filmproduktion in Anspruch genommen werden. Zuvor waren 25 % nur bis zu einer Grenze von 20 Millionen Pfund der qualifizierten Kosten abzugsfähig, danach verringerte sich die entsprechende Vergünstigung auf 20 %.12 Eine Obergrenze ist nicht vorgesehen. Dafür müssen die Filme (weiterhin) bestimmten Vorgaben entsprechen und sich als Filme mit kulturell britischem Bezug ausweisen (Cultural Test) oder eine offizielle Koproduktion darstellen. Der erforderliche britische Mindestanteil – der Anteil der Herstellungskosten, welcher in Großbritannien ausgegeben wird – wurde kürzlich auf 10 % abgesenkt, um minoritäre Koproduktionen zu fördern.13 Der Film Tax Relief wurde im Jahr 2015 von der Europäischen Kommission genehmigt.14 9 http://www.gamesindustry.biz/articles/2015-06-25-france-reforms-cultural-tax-breaks-for-games. 10 Siehe hierzu Europäische Audiovisuelle Informationsdienste (Hrsg.), Einblick in ausgewählte Filmfördersysteme , IRIS-plus 2011-2, S. 42. 11 Vgl. http://www.cnc.fr/web/en/press-releases/-/liste/22/7472216 sowie https://film.mfg.de/de/presse/pressemitteilungen /neues-forderprogramm-fur-deutsch-franzosische-serien-produktionen-1.36814. 12 Siehe http://www.bbc.com/news/entertainment-arts-34013145. 13 Bomnüter, Strategien im Ländervergleich, a.a.O, S. 106. 14 http://www.bbc.com/news/entertainment-arts-34013145. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 6 Im Jahr 2012 wurde zudem das „Entertainment Investment Scheme“ neu aufgelegt, das spezifisch für Investoren die Möglichkeit bietet, Steuererleichterungen zu erhalten. Für Videospiele gilt seit 2014 der Video Games Tax Relief, wonach hinsichtlich der nach dem „Video Games Cultural Test“ als in kultureller Hinsicht britisch zu qualifizierende Werke, für die mindestens 25 % der Herstellungskosten im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ausgegeben worden sind, ebenfalls ein Steuerrabatt oder auszahlbarer Steuerkredit in Bezug auf einen bestimmten Anteil der abzugsfähigen Kosten in Anspruch genommen werden kann.15 3.2. Originäre Filmförderung Im Jahr 2011 wurde das UK Film Council (UKFC), das britische Filmproduktionen bisher unterstützt hatte, aufgelöst. Seitdem ist das British Film Institute (BFI) zusammen mit vier nationalen und zwei regionalen Förderfonds für die originäre Filmförderung verantwortlich.16 Es übernimmt nunmehr auch die zuvor vom UKFC durchgeführte Verteilung der Lotterieeinnahmen.17 2014 wurde beschlossen, dass die originäre Filmförderung des BFI aus dem BFI Film Fund – mit einem derzeitigen Volumen von 27 Millionen Pfund – nur noch Filmen mit positiver Randgruppendarstellung zugute kommen soll.18 Grundlage hierfür ist das so genannte „three ticks system“, das eine Qualitätsbewertung hinsichtlich der dargestellten Diversität in Bezug auf „ethnicity, disability, gender, sexual orientation and socio-economic status“ vornimmt, wobei die Filme zumindest zwei der drei folgenden Kategorien erfüllen müssen19: (1) On-screen diversity: diverse subject matter, at least one lead character positively reflecting diversity, at least 30% of supporting and background characters positively reflecting diversity; (2) Off-screen diversity: diverse key creatives (director, screenwriter, composer, cinematographer ), at least two Heads of Department from diverse backgrounds, production crew and production company staff (both with a range of targets across different diverse groups); (3) Creating opportunities and promoting social mobility: paid internships and employment opportunities for new entrants from diverse backgrounds, training placements for 15 Näher https://www.gov.uk/government/news/video-games-companies-to-begin-claiming-tax-relief. 16 Bomnüter, Strategien im Ländervergleich, a.a.O., S. 93. 17 Newman-Baudais, in: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (Hrsg.), Öffentliche Förderung von Filmund Fernsehwerken in Europa, 2011, S. 100. 18 Hierzu http://www.welt.de/kultur/kino/article130047738/England-foerdert-nur-noch-Filme-mit-Randgruppen .html. 19 Siehe http://www.bfi.org.uk/news-opinion/news-bfi/announcements/bfi-obligates-supports-lottery-fundingrecipients -reflect-diversity-uk. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 7 people from diverse backgrounds, demonstrable opportunities for former trainees or interns to progress within their careers. 20 4. Italien 4.1. Grundsätzliches Mit Wirkung zum Jahr 2017 ist eine umfassende Ausweitung der Filmförderung beschlossen worden. Der Gesamtetat für Filmförderung wird auf insgesamt 400 Millionen Euro erhöht, wobei für Erstlings- und Zweitwerke 15 % vom Gesamtetat vorgesehen sind. Zur Refinanzierung werden 12 % der Umsatzsteuerzahlungen von denjenigen Unternehmen in Ansatz gebracht, die mit der Auswertung von Filminhalten befasst sind. Produktionsfirmen, -distributoren und Kinos erhalten Zugang zur öffentlichen Förderung nunmehr separat von dem Fondo Unico per lo Spettacolo (FUS), der eine gemeinsame Förderung von Musik, Theater, Oper und Film vorgenommen hatte. 4.2. Steuervergünstigungen Seit dem Jahr 2013 erhalten ausländische Filmproduzenten Steuergutschriften in Höhe von 25 % ihrer anrechnungsfähigen Ausgaben bei einer Obergrenze von 7 Millionen Dollar. Einheimische Produzenten kommen in den Genuss von Steuererleichterungen in Höhe von 20 %. Für ausländische Investoren ist eine 40 prozentige Steuerbegünstigung vorgesehen. Insgesamt sollten für den Zeitraum 2013-2016 so insgesamt 110 Millionen Euro Produktionserleichterungen zur Verfügung gestellt werden.21 5. Schweden 5.1. Grundsätzliches Das 2013 Film Agreement, Grundlage der schwedischen Filmförderung, wurde verlängert und gilt nun bis Ende 2016. In dem genannten Agreement ist das grundsätzliche Ziel festgeschrieben, die schwedische Produktion von Filmen mit hoher Qualität und hoher Attraktivität zu fördern. Außerdem wird explizit angestrebt, dass der schwedische Film den höchsten Marktanteil in den nordeuropäischen Ländern erreicht. Ferner soll Schweden zum europäischen Marktführer in Bezug auf die Entwicklung, Produktion und Distribution in Bezug auf Neue Medien sowie Kinderund Jugendfilmen und Dokumentarfilmen werden. 20 http://www.bfi.org.uk/news-opinion/news-bfi/announcements/bfi-obligates-supports-lottery-funding-recipientsreflect -diversity-uk. 21 Zu allem http://variety.com/2013/film/global/italy-renews-production-tax-incentives-including-for-foreignfilms -1200694016/. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 8 Die Förderung soll zwischen Frauen und Männern gleich verteilt und auf Grundlage des Prinzips der Diversität vergeben werden.22 In das Agreement neu aufgenommen wurden die Förderung von „drama series“, ausgeweitet wurde überdies die Förderung von Kinder- und Jugendfilmen sowie Kurz- und Dokumentarfilmen ; im Vergleich zum vorhergehenden Film Agreement wurde das Fördervolumen um umgerechnet ca. 3,27 Millionen Euro erhöht.23 Im Jahr 2017 tritt eine Neuordnung des Filmförderungssystems in Kraft: Das System der Film Agreements , das die Schwedische Filmindustrie seit 1963 reguliert hat, wird durch eine originär staatliche Filmpolitik ersetzt. Das neue Fördersystem werde laut Kulturministerin Bah Kuhnke auf Veränderungen im digitalen Markt reagieren, indem es sich der Technologieneutralität verschreibt . Ferner solle das bisweilen kritisierte System der automatischen Förderung durch ein Modell ersetzt werden, das sich auf die Förderung von Filmen von hoher Qualität für ein breiteres Publik fokussiert.24 Das Swedish Film Institute soll dabei die Pflicht zur konkreten Ausgestaltung des neuen Fördersystems zukommen.25 5.2. Steuerliche Aspekte Im Zusammenhang der oben genannten grundsätzlichen Neuausrichtung soll auch eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf Kinovorführungen von 6 auf 25% erfolgen.26 Auch wenn die Filmindustrie immer wieder dahingehende Forderungen erhebt,27 sind spezifische Steuervergünstigungen in Schweden weiterhin nicht vorgesehen. 6. Dänemark Wesentliche Grundlage dänischer Filmförderung sind die Policy Agreements (Allparteiabkommen , verabschiedet vom Parlament28). Das für den Zeitraum 2011 bis 2014 wirksame Policy Agreement verpflichtete das Danish Film Institute (DFI) dazu, zugunsten gesunder und zukunftsfähige Produktionsbedingungen ein flexibles System der Unterstützung zu gewährleisten, das auf 22 Swedish Film Institute, Financing of Film, S. 24, http://www.filminstitutet.se/globalassets/2.-fa-kunskap-omfilm /analys-och-statistik/publications/other-publications/financing_of_film_a_comparative_overview_final.pdf. 23 Government Offices of Sweden, The Film Agreement, http://www.government.se/articles/2015/05/the-filmagreement /. 24 http://www.nordiskfilmogtvfond.com/index.php/news/stories/swedish-industry-welcomes-governments-planaxe -film-policy/. 25 http://scandilo.us/government-outlines-swedens-new-film-policy-for-2017/. 26 http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=2108&artikel=6160789. 27 http://variety.com/2015/film/spotlight/swedens-film-industry-seeks-more-tax-breaks-1201493774/; http://www.kftv.com/country/sweden/guide/incentives. 28 Newman-Baudais, in: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (Hrsg.), Öffentliche Förderung von Filmund Fernsehwerken in Europa, 2011, S. 98. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 9 Diversität und Innovation gerichtet ist, sowie eine langfristige Talentförderung sicherstellen und die Entwicklung von Computerspielen unterstützen soll.29 Das Agreement für den Zeitraum 2015 bis 2018 legt folgende Hauptpunkte fest: Die Einrichtung einer Unterstützung für low-budget-Filme – es sollen so 12 bis 24 low-budget-Produktionen während der vierjährigen Agreement-Periode unterstützt werden. Die Förderung von Videofilmen wird von umgerechnet 2,7 Millionen Euro auf 5,4 Millionen Euro, das Gesamtfördervolumen von umgerechnet 71 Millionen Euro auf 75,7 Millionen Euro angehoben. Wenigstens umgerechnet 17,2 Millionen Euro müssen davon an den Neuen Dänischen Film gehen, in der vorherigen Periode lag der Betrag noch bei umgerechnet 15,05 Millionen Euro.30 Steuervergünstigungen in Bezug auf Filmproduktionen existieren in Dänemark weiterhin nicht.31 7. Polen Im laufenden Jahr 2016 ist beim Polish Film Institute (PIST) ein neues Förderprogramm zur Förderung kleinerer polnischer Koproduzenten in internationalen Projekten aktiv. Der zugehörige Fonds hat ein Fördervolumen von 8 Millionen Zloty (PLN). Es erlaubt 5-10 internationale Projekten , an der Filmförderung des PIST zu partizipieren, sofern ein in Polen ansässiger Produzent beteiligt ist. Der maximale Förderbetrag pro Projekt soll 2 Millionen PLN betragen.32 Im Vergleich zu 2005, dem Jahr des Inkrafttretens des maßgeblichen Cinematography Act, welcher der Gründung des Polish Film Institute vorausging, hat sich die Anzahl der jährlich erscheinenden Filme rund verdoppelt.33 8. Tschechien 8.1. Grundsätzliches Gegen den Entwurf eines Gesetzes über die Kinematografie, der die Finanzierungsquellen des Fonds für die Unterstützung und Entwicklung der tschechischen Kinematografie sicherstellen und insbesondere Fernsehveranstalter dazu verpflichten sollte, einen Beitrag zur Finanzierung 29 Swedish Film Institute, Financing of Film, S. 12. 30 Zu allem http://www.dfi.dk/Service/English/News-and-publications/News/November-2014/New-Film-Agreement .aspx. 31 Serra, Film production incentives in Europe: who is the most “ciak” appealing?, 2014, S. 54, http://studenttheses .cbs.dk/bitstream/handle/10417/4642/francesca_serra.pdf?sequence=1 . 32 http://www.filmneweurope.com/news/poland-news/item/111944-polish-film-institute-introduces-funding-forminority -coproductions-in-2016. 33 Im Vergleich zu 2012: Swedish Film Institute, Financing of Film, A comparison of public film funding in eight European countries, S. 23, http://www.filminstitutet.se/globalassets/2.-fa-kunskap-om-film/analys-och-statistik /publications/other-publications/financing_of_film_a_comparative_overview_final.pdf. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 10 des Filmsektors zu leisten,34 hat der tschechische Präsidenten Klaus im Jahr 2012 sein Veto eingelegt und den Entwurf mit der Begründung an das Parlament zurückgewiesen, dass die Filmindustrie eine normale Wirtschaftsbranche sei und kein öffentliches Eigentum, das man aus öffentlichen Quellen finanzieren müsse.35 8.2. Steuervergünstigungen Es haben sich jedoch Änderungen im tschechischen System der Steuervergünstigungen ergeben. Der Fonds für Kinematografie (Státní fond kinematografie) erstattet Filmproduzenten 20 % ihrer in Tschechien anfallenden Herstellungskosten sowie 10 % bestimmter international anfallender Kosten. Eine starre Obergrenze existiert nicht, allerdings ist die Vergünstigung auf maximal 80 % des Gesamtbudgets beschränkt.36 Die vorher existente jährliche Kappungsgrenze wurde mit Wirkung zu 2016 abgeschafft.37 Die Steuervergünstigungen sind seit 2010 in Kraft und haben seitdem 140 Projekte gefördert und zu Auszahlungen von 64 Millionen Dollar geführt.38 Um die Steuervergünstigungen zu erhalten, muss auch in der Tschechischen Republik ein kultureller Test absolviert werden.39 9. Ungarn 9.1. Grundsätzliches Die Filmfinanzierung des Landes erfuhr nach dem Regierungswechsel 2010 grundlegende Reformen .40 Nachdem festgestellt worden war, dass die Staatliche Stiftung für Filmförderung (MMKA) einen Schuldenberg von ca. 6-10 Milliarden ungarische Forint (HUF) aufwies und ihre Rechnungslegung ‚gesetzeswidrige Momente‘ enthielt,41 wurde die MMKA ohne Rechtsnachfolgerin 34 Europäische Audiovisuelle Informationsdienste (Hrsg.), Einblick in ausgewählte Filmfördersysteme, IRIS-plus 2011-2, S. 42. 35 http://www.radio.cz/de/rubrik/nachrichten/praesident-klaus-lehnt-gesetz-ueber-foerderung-der-kinematografieab . 36 Siehe http://www.fondkinematografie.cz/english/film-incentives.html. 37 http://variety.com/2015/artisans/global/czechs-present-enhanced-incentives-to-hollywood-producers- 1201521160/. 38 http://variety.com/2015/artisans/news/incentives-scorecard-czech-republic-offers-productions-20-cash-rebate- 1201516945/#networktype-1/page-1. 39 Zu den Kriterien vgl. http://www.milkandhoneypictures.com/czech-film-incentives/. 40 Vgl. http://www.bbj.hu/business/taxes-and-death---interview-with-andrew-g-vajna-the-government-commissioner -for-the-hungarian-film-industry-_62890. 41 Lloyd, 30.4.2011, http://www.pesterlloyd.net/2011_17/17filmstiftung/17filmstiftung.html: „Die Verantwortlichen waren, so der Vorwurf des Justizministers, Förderungszusagen eingegangen, ohne dafür den finanziellen Rahmen zu haben, hätten sich nicht an die Vergaberegeln gehalten und zudem noch Kredite aufgenommen, für die der Staat bürgen müsse.“ Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 11 aufgelöst. Der Hungarian National Film Fund wurde 2011 gegründet, der funktional seitdem Aufgaben der MMKA wahrnimmt. Bis Ende 2015 hat der Fonds die Produktionsförderung für 39 Projekte bewilligt, darunter 14 internationale Koproduktionen, elf Debüts und sechs Dokumentarfilme. Mehr als 100 Projekte wurden in ihrer Entwicklung unterstützt. Seine finanziellen Mittel erhält der Fonds aus den Erträgen der Nationallotterie.42 9.2. Steuervergünstigungen Der Hungarian Tax Relief sieht seit einigen Jahren einen Steuerrabatt von 25 % für anrechnungsfähige Kosten vor, die in Ungarn angefallen sind. Eine Kappungsgrenze existiert nicht. Durch Anrechnung auch von bestimmten Ausgaben, die außerhalb Ungarns anfallen, kann sich der Steuerrabatt auf ca. 30 % erhöhen. Ungarn gewährt damit eine der umfangreichsten Steuervergünstigungen in Europa.43 Der Steuerrabatt ist für internationale Filmschaffende nur durch Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner realisierbar. In den Genuss des Steuerrabatts können alle Filme kommen, die im Kino veröffentlicht werden sollen sowie Spielfilme, Serien, Dokumentar- und Animationsfilme, die für das Fernsehen oder andere Distributionsplattformen hergestellt worden sind. Die Filme müssen einen kulturellen Test unterlaufen; sie müssen europäische Inhalte oder kulturelle Werte enthalten, zusätzlich wird insofern positiv gewertet, wenn Unionsbürger den Film herstellen oder finanzieren.44 10. Niederlande 10.1. Grundsätzliches Im Februar 2016 hat die Netherlands Film Fund (NFF) als die für die Filmförderung zuständige Agentur innerhalb des Kulturministeriums bekanntgegeben, ihre Förderpolitik ändern zu wollen ; fortan soll eine geringere Anzahl an Filmen, dafür aber mit einer jeweils höheren Summe gefördert werden.45 2011 war die Organisation der Förderprogramme des NFF verschlankt worden und umfasst seither eine kleinere Anzahl von Fördertöpfen.46 10.2. Steuervergünstigungen Der Netherlands Film Fund (NFF) bietet seit 2014 im Rahmen der Netherlands Film Production Incentive 30 % Steuervergünstigungen für anrechnungsfähige, namentlich in den Niederlanden 42 http://www.efads.eu/members/hungarian-national-film-fund-magyar-nemzeti-filmalap-hungary.html. 43 http://www.hollywoodreporter.com/news/hungary-ups-film-production-tax-717663. 44 Siehe http://mnf.hu/en/filming-in-hungary.html. 45 http://www.thelocationguide.com/blog/2016/02/the-netherlands-film-fund-will-change-its-investment-policyin -2017/. 46 Näher Newman-Baudais, in: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (Hrsg.), Öffentliche Förderung von Film- und Fernsehwerken in Europa, 2011, S. 104. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 021/16 Seite 12 aufgewendeten Ausgaben. Dies gilt für Spielfilme und Animationen in Spielfilmlänge mit einem Produktionsbudget von mindestens 1 Million Euro sowie Dokumentarfilme mit einem Produktionsbudget von mindestens 250.000 Euro. Die Obergrenze beträgt 1 Million Euro.47 47 https://www.filmfonds.nl/nl/page/978/the-netherlands-film-fund-launches-e20-million-production-incentivescheme -and.