AUSARBEITUNG Thema: Buchmarkt und Buchpreisbindung in Deutschland Fachbereich X Kultur und Medien Tel.: (030) 227-33736 Verfasser: Abschluss der Arbeit: 7. März 2006 Reg.-Nr.: WF X – 019/06 Ausarbeitungen von Angehörigen der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung des einzelnen Verfassers und der Fachbereichsleitung. Die Ausarbeitungen sind dazu bestimmt, das Mitglied des Deutschen Bundestages, das sie in Auftrag gegeben hat, bei der Wahrnehmung des Mandats zu unterstützen. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Diese bedürfen der Zustimmung des Direktors beim Deutschen Bundestag. Inhalt 1. Hintergrund 3 2. Beurteilungen der Buchpreisbindung 5 3. Der Buchmarkt in Deutschland 6 4. Erfahrungen in Großbritannien 7 5. Literatur 9 6. Anlagen 11 - 3 - 1. Hintergrund Büchern und anderen Verlagserzeugnissen wird allgemein ein doppelter Charakter zugesprochen : Einerseits sind sie auf Grund ihres Inhalts Kulturgüter, andererseits sind sie aber auch Wirtschaftsgüter. Dieser Doppelcharakter des Buches begründet in Deutschland und anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union rechtliche Sonderregelungen und Ausnahmetatbestände im Steuerrecht und im Wettbewerbsrecht. Bücher unterliegen in Deutschland im Gegensatz zu anderen Produkten einer Preisbindung.1 Rechtsgrundlage ist das Buchpreisbindungsgesetz, das Verlage verpflichtet, für ihre Neuerscheinungen verbindliche Ladenpreise festzusetzen. Das hat zur Folge, dass ein Buch überall dasselbe kostet, egal, ob der Kunde in einer kleinen Sortimentsbuchhandlung, einem Buchkaufhaus oder über das Internet einkauft. Diese Ausnahmeregelung hat einen kulturpolitischen Hintergrund: Der Gesetzgeber geht davon aus, dass feste Ladenpreise zum Erhalt einer intakten Buchhandelslandschaft beitragen. Unter Buchpreisbindung versteht man die vertikale Preisbindung im Bereich des deutschsprachigen Buchhandels , in der Bücher im Gegensatz zu den meisten anderen Produkten nur zu einem vom Verlag festgelegten Preis abgegeben werden dürfen. Die Preisbindung gilt auch für Verlage, die Bücher im Direktgeschäft an Endkunden verkaufen. Das Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrbG) verpflichtet Verlage zur Preisfestsetzung, belässt ihnen bei der Preisgestaltung aber genügend Flexibilität. So können Verlage Sonderpreise wie Subskriptions-, Mengen- oder Serienpreise festlegen; erscheint ein Titel in unterschiedlichen Ausgaben, z.B. als Hardcover und als Taschenbuch, dürfen die Preise variieren. Wenn der Absatz eines Buches nicht so gut läuft wie erwartet, haben Verlage die Möglichkeit, den Ladenpreis zu reduzieren. Von der Preisbindung ausgenommen sind Remittenden, Mängelexemplare oder Altauflagen. Bei Büchern mit einer deutschsprachigen ISBN gilt eine Kennzeichnungspflicht des Reduzierungsgrundes . Dies darf grundsätzlich allerdings nicht vor Ablauf von 18 Monaten nach erstmaligem Erscheinen des Titels geschehen. Verlage müssen die preisbindungsfreien Titel als „unverbindlich“ kennzeichnen, damit der Händler weiß, dass er den Preis frei kalkulieren kann. Da nach europäischem Recht Wettbewerbsbeschränkungen, die den Handel zwischen Mitgliedstaaten betreffen, unzulässig sind, musste die im deutschen Sprachraum lange bestehende Regelung geändert werden: Zum 1. Juli 2000 wurde das bis zu diesem Zeitpunkt gültige freiwillige Preisbindungssystem („Preisbindungsrevers“) in Österreich 1 Vgl. zur Geschichte der deutschen Buchpreisbindung WOLF-CSANÁDY (2000: 199ff.). - 4 - gesetzlich geregelt,2 zum 1. Oktober 2002 wurde eine entsprechende Regelung auch in Deutschland gesetzlich verankert.3 Für das Buchverlagswesen ist die Preisbindung seit dem 1. Oktober 2002 in dem Gesetz über die Preisbindung für Bücher (Buchpreisbindungsgesetz ) geregelt.4 Dieses Gesetz ist wegen der Haltung der EG-Kommission, welche die aufgrund der zuvor bestehenden Rechtslage geübte Praxis als nicht freistellungsfähig im Sinne von Artikel 81 Abs. 3 EG-Vertrag angesehen hatte, verabschiedet worden.5 Es dient nach seinem § 1 Abs. 1 dem „Schutz des Kulturgutes Buch“. Die Festsetzung verbindlicher Preise beim Verkauf an Letztabnehmer soll den Erhalt eines breiten Buchangebots sichern und zugleich gewährleisten, dass dieses Angebot für eine breite Öffentlichkeit zugänglich ist, indem es die Existenz einer großen Zahl von Verkaufsstellen fördert. Grenzüberschreitende Verkäufe innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes sind nach § 4 von der Buchpreisbindung ausgenommen, wenn sich nicht aus objektiven Umständen ergibt, dass die betreffenden Bücher allein zum Zwecke ihrer Wiedereinfuhr ausgeführt worden sind, um das Gesetz zu umgehen. Das Buchpreisbindungsgesetz orientiert sich damit an der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs , der zufolge nationale Preisbindungsgesetze prinzipiell mit den Grundsätzen des freien Warenverkehrs vereinbar sein können (WALLENFELS und RUSS 2002).6 Das Gesetz verfolgt drei kulturpolitische Hauptziele: Erstens soll die große Vielfalt und hohe Qualität des Buchangebots gesichert werden, zweitens das enge Netz von Buchhandlungen, auch in kleinen und mittleren Orten , mit qualifiziertem Personal beibehalten und drittens den Autorinnen und Autoren eine angemessene Vergütung gewährleistet werden. 2 Vgl. dazu http://www.bundeskanzleramt.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3801&Alias=kunst. 3 Der Deutsche Bundestag hat am 14. Juni 2002 einstimmig das Gesetz zur Sicherung der Buchpreisbindung beschlossen. Das novellierte Gesetz über die Preisbindung für Bücher findet sich unter http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/buchprg/gesamt.pdf. 4 Das verabschiedete Gesetz zur Buchpreisbindung geht auf eine Initiative des Kulturstaatsministers Nida-Rümelins zurück und wurde gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft erarbeitet. 5 Bisher war die Preisbindung von Verlagserzeugnissen in Deutschland von den Marktteilnehmern lediglich freiwillig auf vertraglicher Basis mit sog. Sammelrevers geregelt worden. Dieses System der Preisbindung bei Büchern war auf EU-Ebene umstritten. Die EU-Kommission hat gegen diese Praxis im Hinblick auf befürchtete Handelshemmnisse kartellrechtliche Bedenken erhoben. Es bestand daher die Notwendigkeit, die eingetretene Rechtsunsicherheit durch eine zwingende nationale gesetzliche Regelung zu beseitigen. Durch das Gesetz werden die Händler grundsätzlich verpflichtet , Bücher zu dem gebundenen Preis an den Endabnehmer zu verkaufen. 6 Inzwischen ist eine neue Gesetzesinitiative des Bundesrates im Hinblick auf die Finanzierung von Schulbüchern eingeleitet worden (Erhalt des Sammelrabatts für Schulbuchbestellungen) (Drucksache 16/238 vom 14. 12. 2005). - 5 - Durch das neue Preisbindungsgesetz hat der Gesetzgeber sichergestellt, dass feste Buchpreise in Deutschland auch innerhalb der Europäischen Union stärker als bisher rechtlich und politisch abgesichert sind. Die Bundesregierung verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Buchpreisbindung das angemessene Instrument sei, um die notwendige Breite und Vielfalt des Angebots zu sichern. Die Mehrheit der Mitgliedstaaten in der Europäischen Union hat die Buchpreisbindung in der nationalen Gesetzgebung verankert. Allerdings ist festzustellen, dass nicht nur in Großbritannien und Irland die Buchpreisbindung entfallen ist, sondern dass diese auch in einer Reihe anderer europäischer Länder nicht (oder nicht mehr) existiert (z. B. Estland, Finnland, Luxemburg , Schweden, Polen).7 2. Beurteilungen der Buchpreisbindung Von Befürwortern der Preisbindung wird angeführt, dass diese ein flächendeckendes Angebot von Büchern als Kulturgut sicherstelle und hierdurch für die Verlage eine Quersubvention anspruchsvoller Titel (Literatur) und Fachliteratur mit kleiner Auflage ermögliche. Bei Abschaffung der Buchpreisbindung, so befürchten einige, würden Romanbestseller im Taschenbuchformat zwar billiger werden, wissenschaftliche Literatur dagegen unbezahlbar teuer. Befürchtet wird auch, dass eine Aufhebung der Buchpreisbindung für wissenschaftliche Literatur zu Spezialthemen negative Folgen haben könnte. Auch wird die Frage aufgeworfen, ob ein Buch als ein Produkt wie jedes andere behandelt werden kann oder nicht besser als ein Kulturgut, das nicht den Gesetzen des Marktes ausgeliefert sein dürfe. Ein weiteres Argument für die Buchpreisbindung ist die Erhaltung kleiner, regionaler und unabhängiger Buchhandlungen, die preisgebundene Bücher zu gleichen Preise wie große Buchhandelsketten bzw. Buchversandhäuser anbieten können und dadurch nicht so leicht durch den Preiswettbewerb vom Markt gedrängt werden können. Häufig wird als Argument für die Buchpreisbindung angeführt, sie fördere die Anzahl der Neuerscheinungen von Büchern. Aus ökonomischer Sicht – so die MONOPOLKOMMISSION (2000) – wird jedoch eingewandt, dass eine Maximierung der Titelvielfalt die Gefahr impliziert, dass ein zu hoher Anteil der volkswirtschaftlichen Ressourcen in den Buchmarkt fließt. Auch führe sie nicht per se zu einer kulturell wert- 7 Aus der Literatur sei vor allem verwiesen auf ENGELMANN (2002); vgl. dazu auch die vergleichende Darstellung der Regelungen in den europäischen Ländern von HOLTERHOFF UND KASSNER (2000). Eine tabellarische Übersicht findet sich in Anlage 1. Weitere Informationen bietet die Homepage der European Booksellers Federation unter http://www.ebf-eu.org/. - 6 - volleren literarischen oder gar wissenschaftlichen Produktion und somit zu einer besseren kulturellen Entwicklung. Ein „freier“ Buchmarkt fördere den Strukturwandel. Insbesondere der Internet-Buchhandel werde davon profitieren. Durch die Einsparung von Lager- und Beratungskosten auf der Handelsebene sei zu erwarten, dass sich aktuell noch nicht realisierte Kosteneinsparungs- und somit potentielle Preissenkungsspielräume zugunsten der Konsumenten eröffnen werden. Die Monopolkommission sieht auch aus kulturpolitischer Sicht keine Notwendigkeit zu einer Sonderbehandlung des Buches. Die kulturpolitischen Zielsetzungen – Förderung der Vielfalt und der Qualität – ließen sich gezielter durch eine allgemeine Literaturförderung realisieren.8 3. Der Buchmarkt in Deutschland Im Jahr 2002 sind im deutschsprachigen Raum etwa 700 Millionen Buchexemplare auf den Markt gekommen. Diese Gesamtmenge bezog sich auf 78.896 Buchtitel – darunter 59.916 echte Neuerscheinungen.9 Gegenüber 2000 bedeutet dies ein Rückgang: Im Jahr 2000 waren in Deutschland noch 82.936 Buchtitel neu erschienen (das entspricht ungefähr einem Buchtitel pro 1.000 Einwohner). Nach Jahren des Wachstums sank die Zahl der Titel, die 2002 in Deutschland veröffentlicht worden sind, um 7,3 Prozent. Die Zahl der Erstauflagen verringerte sich um 7 Prozent.10 Der deutsche Buchmarkt erwirtschaftete inklusive Fach- und wissenschaftlicher Zeitschriften sowie audiovisueller Medien im Jahr 2002 einen Gesamtumsatz von 9,224 Milliarden Euro. Das bedeutet konjunkturbedingt einen leichten Rückgang von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die schwache Konjunktur in Deutschland hatte auch auf das Verlagswesen Auswirkungen.11 Seit der Novellierung der Buchpreisbindung im Jahr 2002 zeigt sich, dass – verglichen mit dem angelsächsischen Raum – die Konzentrationsentwicklung im deutschsprachigen Sortiments- und Verlagsbuchhandel etwas langsamer voranschreitet. Buch- 8 Eine Diskussion der Argumente findet sich bei WOLF-CSANÁDY (2000: 200ff.); vgl. dazu auch aus kulturpolitischer Perspektive die Ausführungen von RINGSTAD (2004). 9 Der Rest sind Nachauflagen, also Zweit- und Drittauflagen, die in der internationalen Statistik als Neuerscheinungen geführt werden. 10 Vgl. zum deutschen Buchmarkt die Informationen des Goethe-Instituts unter http://www.goethe.de/wis/buv/prj/prj/bbd/deindex.htm. Vgl. auch die Hinweise auf Internet- Adressen unter http://www.netz-tipp.de/buchhandel.html, die Informationen des Börsenverein des Deutschen Buchhandels (http://www.boersenverein.de/), das Börsenblatt (http://www.mvbboersenblatt .de) und der Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels (http://www.buchhaendler-vereinigung.de). Zur Entwicklung des Hörbuchs vgl. DORNHEIM (2004). 11 Vgl. dazu RIEHM (2004) mit einem kurzen Überblick über die Besonderheiten des Buchhandels in Deutschland. (Anlage 2). Vgl. auch die Studie des Spiegel-Verlages „Buchmarkt in Deutschland 2003“ (Anlage 3). - 7 - handelsketten12 wie Hugendubel, Weltbild Plus oder Thalia und Verlagskonzerne wie Bertelsmann mit Random House prägen jedoch auch hier zunehmend die Branche.13 Würde die Buchpreisbindung fallen, würde das Buch im Einzelfall für den Endverbraucher billiger werden (da ein Großkonzern wie Bertelsmann oder Holtzbrinck ein Buch günstiger produzieren kann als ein kleinerer Verlag wie z.B. der Verlag der Autoren). Die Buchpreisbindung kann jedoch nicht verhindern, dass Verlage in schärfere Preiskonkurrenz treten. Auch in Deutschland zeigt sich in jüngerer Zeit die Tendenz, dass immer mehr Bücher immer schneller auf den Markt gebracht und wieder zurückgezogen werden. Die Novellierung der Buchpreisbindung hat sich nicht erkennbar auf die Entwicklung des Buchmarktes ausgewirkt, da sich für den Buchmarkt durch die neue rechtliche Normierung keine prinzipiell neue Situation ergeben hat. Die Buchpreisbindung existierte vor dem 2002 ohne gesetzliche Grundlage, seit dem 1. Oktober 2002 ist sie im Buchpreisbindungsgesetz geregelt. Für die Marktteilnehmer im Buchsektor haben sich dadurch keine wesentlichen Änderungen ergeben. Das gleiche gilt für Käufer und Autoren . Auch hier hat das Buchpreisbindungsgesetz keine neuen Strukturen initiiert. Zu berücksichtigen sind jedoch Veränderungen, die sich aus der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung ergeben haben. Die aktuelle Entwicklung zeigt eine Grundlagenstudie zum Lese- und Kaufverhalten von Verbrauchern in Deutschland 2005: Die Studie “Buchkäufer und Leser 2005” analysiert die klassischen und potenziellen Zielgruppen von Verlagen und Buchhandlungen mit ihren Einstellungen und Wünschen. Basis dafür sind die unterschiedlichen Lebenswelten der Leser und Kunden, die sogenannten Sinus- Milieus.14 Auch zum Leseverhalten von Jugendlichen und älteren Personen liegen Forschungsergebnisse vor.15 4. Erfahrungen in Großbritannien Auf Erfahrungen mit der Aufhebung der Preisbindungen kann man neben USA, Schweden , Finnland und Schweden vor allem auf die Erfahrungen in Großbritannien zurückgreifen . Dies sind die einzigen Länder, die bisher einen Systemwechsel von gebundenen 12 Vgl. zum Buchhandel die Übersicht von Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Buchhandel. 13 Vgl. dazu auch die Übersicht der 100 größten Verlage; sie findet sich im Internet unter der Adresse: http://www.harenberg.de/mambo/index.php?option=com_wrapper&Itemid=183. 14 Damit bietet die Untersuchung, die vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und Sinus Sociovision erstellt wurde, konkrete Ansatzpunkte zur Reichweiten- und Intensitätssteigerung beim Buchverkauf; eine Kurzfassung findet sich in Anlage 4. 15 Vgl. dazu die Anlagen 5-7. - 8 - zu ungebundenen Buchpreisen vollzogen haben. In Großbritannien existierte bis 1995 eine dem deutschen System ähnliche Buchpreisbindung auf Basis des Wettbewerbsrechts : So bestand generell ein Verbot der vertikalen Preisbindung, von dem Verlagserzeugnisse explizit ausgenommen wurden. Die Preisbindung wurde dabei auf Basis des Net Book Agreement (NBA) durch freiwillige privatrechtliche Verträge zwischen Verlagen und Buchhändlern realisiert. Im Jahr 1995 wurde das Net Book Agreement durch den Ausstieg großer Verlagsgruppen de facto aufgehoben. Durch die Aufhebung sollte der Buchmarkt dem Wettbewerb überlassen bleiben. In der Folge senkten die großen Buchhandlungen, die Supermärkte sowie der Internetbuchhandel den Verkaufspreis für eine eng begrenzte Anzahl von Bestsellern. Der Anstieg der Buchpreise insgesamt lag aber zwischen 1995 und 2000 um acht Prozentpunkte über dem Konsumentenpreisindex . Festgestellt werden konnte insbesondere, dass die Abschaffung der Preisbindung einerseits zu einer Anhebung der Listenpreise, speziell für gebundene Ausgaben und wissenschaftliche Literatur, und andererseits zu einer größeren Preisdifferenzierung über umfangreiche Rabatte geführt hat. Infolge der Preisdifferenzierung wurden primär Taschenbücher durch preisreduzierte gebundene Belletristiktitel ersetzt. Hinsichtlich der Marktstruktur ist von Interesse, dass die Rabatte bislang nur in geringerem Maße die Händlerwahl bei den Privatkunden beeinflussten, sie induzierten eher den zusätzlichen Erwerb eines preisreduzierten Buches. Im britischen Buchmarkt hat auch die Titelvielfalt nicht abgenommen. Die Anzahl der publizierten Titel stieg von 90 000 im Jahre 1995 auf etwa 120 000 im Jahre 2003. Ferner stieg die Präsentationsfläche für Bücher, da Buchketten durch Rabatt verbilligte Bücher stärker in den Mittelpunkt gestellt haben. Zu beachten ist jedoch, dass die Neuerscheinungen immer weniger lange im Verkauf bleiben – der Markt ist somit etwas instabiler geworden. Branchenbeobachter begründen dies mit der höheren Präsenz von Büchern außerhalb des klassischen Sortimentbuchhandels (Supermärkte, Warenhäuser etc.). Allerdings haben auch die robuste britische Konjunktur und das positive Konsumklima in diesem Zeitraum zu dieser positiven Marktentwicklung beigetragen. Bemerkenswert ist der gestiegene Anteil von Haushalten unterer Einkommensklassen, die Bücher kaufen. Die meisten dieser Bücher sind der Kategorie der Bestseller zuzuordnen (OBERT 1999; HOLTERHOFF und KASSNER 2000: 44ff.; MONOPOLKOMMISSION 2000).16 16 Vgl. im Internet http://www.thebookseller.com/gfx/pdfDownloads/pdfDownloadFree13.pdf, zum Internet-Buchhandel www.thebookseller.com/gfx/pdfDownloads/pdfDownloadFree18.pdf; vgl. auch die umfangreiche Studie von Wilson (2004). - 9 - 5. Literatur BÖRSENVEREIN DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS (Hrsg.) (2003). 50plus – schlummernde Kaufkraft im Buchhandel? Senioren-Studie 2002: Welche Aspekte älteren Menschen im Buchhandel wichtig sind http://boersenverein.de/sixcms/media.php/686/Seniorenstudie.pdf [Stand 1.03.06]. BÖRSENVEREIN DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS (Hrsg.) (2004). Teenager – Käufernachwuchs im Buchhandel (Ergebnisse der Jugendstudie 2003) http://boersenverein.de/sixcms/media.php/686/Ergebnisbericht%20Jugendstudie.p df [Stand 1.03.06]. BÖRSENVEREIN DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS (Hrsg.) (2005). Buchkäufer und Leser 2005 – Profile, Motive, Wünsche (Kurzfassung). Frankfurt: Börsenverein des Deutschen Buchhandels. WILSON, Christopher (2004). Net Book Agreement. In: CENTRE FOR COMPETITION POLICY (Ed.). The Benefits from Competition: Some Illustrative UK Cases (Report to the DTI; May 5th 2004) (54-76). Norwich: University of East Anglia http://www.dti.gov.uk/ccp/topics2/pdf2/ueareport1.pdf [Stand 1.03.06]. DORNHEIM, BETTINA (2004). Aspekte der Medien- und Marktforschung im deutschsprachigen Buchhandel und Verlagswesen: Eine beispielhafte Untersuchung für das Hörbuch (Diplomarbeit an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH) Fachbereich Buch und Museum) http://www.hoerothek.de/download/DiplomarbeitDornheim.pdf [Stand 1.03.06]. ENGELMANN, Martin (2002). Die Zukunft der Buchpreisbindung im Europäischen Binnenmarkt. Dargestellt anhand des Systems der deutsch-österreichischen Buchpreisbindung. Berlin 2002 http://opus.bibliothek.uniwuerzburg .de/opus/volltexte/2002/59/pdf/engelmann.pdf [Stand 1. 03.2006] EVERLING, Ulrich; Rürup, Bert; FÜSSEL, Stephan (1997). Die Buchpreisbindung aus europarechtlicher, ökonomischer und kulturhistorischer Sicht. Frankfurt: Verlag der Buchh.-Vereinigung. HOLTERHOFF, Julia; KASSNER, Martina (2000). Buchpreisbindung in der EU (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Bd. 27). Köln: Fachhochschule Köln http://www.fbi.fh-koeln.de/institut/papers/kabi/volltexte/ band027.pdf [Stand 1.03.06]. MONOPOLKOMMISSION (2000). Wettbewerbspolitik in Netzstrukturen (Dreizehntes Hauptgutachten der Monopolkommission gemäß § 44 Abs. 1 Satz 1 GWB – 1998/1999, Drucksache 14/4002, 14/4003 (Anlagenband)). Berlin: Deutscher Bundestag. OBERT, Anne (1999). Buchpreisbindung in Deutschland und im Vereinigten Königreich: eine vergleichende Untersuchung mit Blick auf die europarechtliche Situation. In: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht: Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht 48 (12) 1017 – 1034. RIEHM, Ulrich (2004). Buchhandel. In: Kuhlen, R.; Seeger, Th.; Strauch, D. (Hrsg.). Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. Band 1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und – praxis (5., völlig neu gefasste Ausgabe) (525-531). München: Saur. - 10 - RINGSTAD, Vidar (2004). On the cultural blessings of fixed book prices. International Journal of Cultural Policy, 10 (3) 351 – 365. RÜRUP, Bert (1999). Ökonomische Wirkungen der Buchpreisbindung. Zeitschrift für Medien- und Kommunikationsrecht 30 (3) 233 – 235. SPIEGEL (2003). Der Buchmarkt in Deutschland – Lesegewohnheiten, Informationsinteresse, Potentiale, Profil. Hamburg: Spiegelverlag. STIFTUNG LESEN (Hrsg.) (2005). Lesen – Daten und Fakten. Eine Auswahl von Forschungsergebnissen über Kinder und Jugendliche http://www.stiftunglesen .de/forschung/neues/documents/LesenDatenundFakten.pdf [Stand 1.03.06]. WALLENFELS, Dieter; RUSS, Christian (2002). Preisbindungsgesetz. Die Preisbindung des Buchhandels (4. Aufl.). München: Beck. WOLF-CSANÁDY, Elisabeth (2000). Kulturgut versus Ware Buch: Die deutsche Buchpreisbindung im Spannungsfeld zwischen Kulturpolitik, Lobbyismus und europäischer Wettbewerbspolitik. In: Czada, Roland; Lütz, Susanne (2000). Die politische Konstitution von Märkten (196-208). Wiesbaden: Westdeutscher Verlag http://www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/mpifg_book/2000_CZ-SL.pdf [Stand 1.03.06]. - 11 - 6. Anlagen Anlage 1: Book Trade in Europe (European Booksellers Federation 2006) Anlage 2: Buchhandel (RIEHM 2004) Anlage 3: Studie „Buchmarkt in Deutschland “ (SPIEGEL 2003) Anlage 4: Studie “Buchkäufer und Leser 2005” (Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2005). Anlage 5: Studie “Lesen – Daten und Fakten” (Stiftung Lesen 2005). Anlage 6: Teenager - Käufernachwuchs im Buchhandel? (Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2004) Anlage 7: 50plus – schlummernde Kaufkraft im Buchhandel? (Senioren-Studie 2002) (Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2003)