© 2017 Deutscher Bundestag WD 10 - 3000 - 013/17 Gesellschaftliches Informationsmanagement und Mediengeschichte Kurzüberblick und aktuelle Hinweise Sachstand Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 2 Gesellschaftliches Informationsmanagement und Mediengeschichte Kurzüberblick und aktuelle Hinweise Aktenzeichen: WD 10 - 3000 - 013/17 Abschluss der Arbeit: 23. Februar 2017 Fachbereich: WD 10: Kultur, Medien und Sport Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Verbreitung von Informationen und Mediengeschichte 4 2. Vom Buchdruck zur 5 3. Entwicklung der Informationsgesellschaft 8 4. Beispiel: Mediengeschichte im Rhein-Main-Neckar-Gebiet 10 5. Literatur 12 Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 4 1. Verbreitung von Informationen und Mediengeschichte Medien verbreiten Information, schaffen Öffentlichkeit und ermöglichen Teilhabe am Weltgeschehen. Sie können aufklären und Orientierung bieten, aber auch manipulieren und der Agitation dienen. In der Geschichte haben Medienrevolutionen neue Möglichkeiten der Verbreitung von Meinungen und Nachrichten erschlossen. Dabei gab und gibt es eine Vielzahl von Auseinandersetzungen um die Frage, wer seine Botschaft verbreiten kann, wer sie erhalten bzw. lesen soll. Dabei stehen – historisch gesehen - Information und Kommunikation seit jeher in engem Zusammenhang mit der Entwicklung und der Kontrolle von Medien. Lesen und Schreiben zu können, und damit in Verbindung auch die Produktion erster handschriftlicher Bücher, war lange Zeit ein Privileg, das Mitgliedern der Kirche und des Adelsstandes vorbehalten war. Dies änderte sich vor allem mit der Erfindung des Buchdrucks. Wie kaum eine andere Erfindung wurde die Druckkunst über die Jahrhunderte hinweg als ein Heilsbringer bewundert. Überall in Europa äußerte man die Hoffnung, daß die ars nova imprimendi libros zur Volksaufklärung beitragen, die menschliche Erkenntnis heben und magnum lumen, die große Erleuchtung, bringen möge.1 Der umfassende Prozess der Medialisierung kann als eine der übergreifenden Entwicklungen des 20. Jahrhunderts gelten. Die Mediengeschichte befasst sich nicht allein mit den Medien als Institutionen und mit deren Produkten, sondern mit der Medialisierung als einem Prozess, der nahezu alle Lebensbereiche erfasst und der in seiner Eigenlogik und Dynamik in einem Spannungsverhältnis zu politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen steht. Besonders deutlich wird dieser Prozess an Beispiel der Zeitungsgeschichte. Die ersten Zeitungen - zunächst zu Beginn des 17. Jahrhunderts – bestanden in der Regel nur aus einer Seit Sie eröffnete über Schriften und Bücher einer elitären Schicht die Möglichkeit, einseitig zu kommunizieren, und einer ausgewählten Zielgruppe, sich mit Informationen zu versorgen. In den folgenden Jahrhunderten waren Printmedien stets maßgeblich an wichtigen Veränderungen und Weiterentwicklungen der Gesellschaft beteiligt. Festgehalten werden kann: GIESECKE, Michael (2007). Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt: Suhrkamp. ISBN 9783518584569 1 "Nach der Geburt der Typographie wurden Bücher zum Gemeingut, von nun an warf sich überall in Europa alles auf das Studium der Literatur, nun wurden so viele Universitäten gegründet, entstanden plötzlich so viele Gelehrte, dass bald diejenigen, die die Barbarei beibehalten wollten, alles Ansehen verloren", formulierte der Astronom Johannes Kepler (1571 bis 1630) die Grundüberzeugung seiner Zeitgenossen 150 Jahre nach der Einführung des Buchdrucks (zitiert nach Giesecke . Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 5 Mediengeschichte2 bis hin https://docupedia.de/zg/Mediengeschichte_Version_2.0_Frank_B%C3%B6sch_Annette_Vowinck el Weitere: bis hin zur informationsgesellschaft 2. Vom Buchdruck zur etablierten Pressekultur http://www.spektrum.de/magazin/gutenberg-die-neuen-medien-und-die-zukunft-derinformationsgesellschaft /824979 http://www.dnb.de/DE/DBSM/Ausstellungen/zeichenBuecherNetze.html Mit der Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des 15. Jahrhunderts beginnt die erste Phase der Mediengeschichte (sofern der Mediengriff eine technische Komponente berücksichtigt und nicht universell verstanden wird). Gutenbergs Erfindungen bewirken die Mechanisierung der Schriftproduktion durch die Herstellung, den Guss wieder verwendbarer, “beweglicher” Lettern, der Druckerschwärze sowie der Verwirklichung in der Setzerei; sie setzt aber auch die Produktion neuen Trägermaterials, des Papiers, voraus, beschleunigt die mechanische Vervielfältigung durch die Druckerpresse und lässt erste professionelle Medienproduzenten (Drucker, Setzer, Binder, Verleger) entstehen. Ihre Genialität lag weniger in einer technischen Erfindung als in der Kombination und zweckorientierten Ausrichtung verschiedener Techniken, die teilweise schon bekannt waren, um das Ziel und den Bedarf einer rekursiven Reproduktionsweise, der Mechanisierung und Verbreitung der Schrift, zu erfüllen. Außerdem begünstigte sie die weitere Herausbildung zunehmend spezialisierte Wort- und Schriftproduzenten, der Autoren und Journalisten. Daneben etablierten sich vielfältige 2 Mediengeschichte im allgemeinen Sinn bezeichnet die historische Entwicklung der Kommunikationsmittel, insbesondere der Massenmedien (Presse, Hörfunk und Fernsehen). Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff die Erforschung der Mediengeschichte durch die Medienwissenschaft. Mediengeschichte ist damit auch ein Teilgebiet der Kommunikations- und Geschichtswissenschaft, wobei die Kommunikationswissenschaft auch den Begriff der „Kommunikationsgeschichte“ verwendet (BÖHN/SEIDLER 2014; BÖSCH 2011; FAULSTICH 2011). Ausgewählte Daten zur Geschichte der Printmedien, so wie zentrale Stationen der Geschichte des Radios und des Fernsehens finden sich unter http://www.br.de/telekolleg/faecher/deutsch/medienkompetenz/1- mediengeschichte102.html. Vgl. außerdem einen Überblick unter https://docupedia.de/zg/Mediengeschichte_Version_2.0_Frank_B%C3%B6sch_Annette_Vowinckel. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 6 Distributionswege (Messen, Buchverkauf, Kolporteure) und textliche Diversifizierungsformen der zunächst aufwendig herzustellenden Druckmedien (Buch und seine Gattungen, Flugblatt, Kalender, Heft, Zeitung, Zeitschrift etc.).3 Insbesondere entlang der Hauptverkehrswege entstanden relativ schnell weitere Druckereien, die als eine frühe Form von Nachrichtenstationen angesehen werden können. So wurden insbesondere auf Messen – etwa in Frankfurt/M., danach auch in Leipzig – Drucke fassweise feilgeboten, Kolporteure tragen sie im Bauchladen durch die Lande, die aktuellen, rasch verderblichen Geschichten wurden als Flugblatt, Spruchbild, Heft, Kalender und andere Gebrauchstexte angeboten und dem – noch weitgehend leseunkundigen – Publikum vorgelesen.4 Aus dieser frühen Verbreitungsform von gedruckten Informationen entwickelten sich allmählich die periodischen Druckschriften: In der ersten Dekade des 17. Jahrhunderts entstanden auf diese Weise die ersten Zeitungen (dokumentiert ab 1609 in Wolfenbüttel (Aviso) und in Straßburg (Relation), ab 1650 die Einkommenden Zeitungen als erste Tageszeitung in Leipzig).5 Etwa 60 bis 70 Zeitungen gibt es im deutschsprachigen Raum, mit einer geschätzten Gesamtauflage von 20.000 bis 30.000 Exemplaren pro Erscheinungsintervall und einer hochgerechneten Leserschaft von 200.000 bis 300.000 Menschen. Zeitschriften, gelehrte wie populäre, kommen vorzugsweise im 18. Jahrhundert hinzu und verkörpern Ansporn und Geist der Aufklärung, den Aufbruch der Wissenschaften wie die Herausbildung des Bürgertums als nunmehr selbstbewusste, tonangebende Klasse. Verbreitung und Rezeption befördern Qualifizierungen (allmähliche Verbreitung der Lesefähigkeit, Bildungsanstrengungen) und Profilierung des Publikums sowie einzelner Gruppen in ihm wie der Frauen, der ‘niederen Stände’ und der Jugend; sie regen auch zu neuen Gesellungsformen, in den Lesegesellschaften und bürgerlichen Salons, an (Hunziker 1988, 5; Wilke 2000a).6 3 Nach der Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern in der Mitte des 15. Jahrhunderts waren neben der Buchproduktion bald auch die Einblattdrucke aufgekommen – teilweise mit Grafiken (Holzschnitten, Kupferstichen) illustrierte, einseitig bedruckte, ereignisbezogene, also nicht-periodisch erscheinende Blätter. Solche Einblattdrucke, aber auch mehrseitige Flugschriften jener Zeit, trugen gelegentlich den Titel Newe Zeitung (d. h. neue Nachricht). Die Bedeutung des Begriffs Zeitung verschob sich danach allmählich vom Bezug auf den Inhalt der Schrift auf den Nachrichtenträger selbst, das Medium. 4 Vgl. dazu insbesondere die Darstellungen in SCHWITALLA (1983), WILKE (2008) sowie STÖBER (2000). Zur ersten Phase der Geschichte der Zeitung findet sich auch eine kurze und instruktive Übersicht unter https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Zeitung. 5 Diese Phase markiert den Übergang von handschriftlich vervielfältigten Informationszetteln zu den ersten gedruckten Zeitungen. Dabei gilt die Strassburger Relation, die von Johann Carolus herausgegeben wurde, als die erste Zeitung der Welt. Sie erschien ab der zweiten oder dritten Septemberwoche des Jahres 1605 durch den Drucker und Buchbinder Johann Carolus in Straßburg im Elsass. Carolus verfasste die Zeitung zuerst handschriftlich und ging 1605 zum Druck über, als die Zahl der Abonnenten stieg (WELKE 2008). Die Zeitung wurde wöchentlich herausgegeben, wie man an dem einzig überlieferten Jahrgang 1609 sehen kann, der Online einsehbar ist (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/relation1609). 6 Ausstellung mainz, bremen Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 7 Das Bremer Institut für Presseforschung besitzt mit seinen Originalen und 60.000 Mikrofilmen die umfassendste Sammlung der deutschsprachigen Presse des 17. Jahrhunderts. Da lag es nahe, 400 Jahre Zeitungsgeschichte in einer umfangreichen Ausstellung Revue passieren zu lassen. FN kleist Litfass Ländliche regionen: Ausrufer bis in die heutige Zeit Abriss http://lmzbw .de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/kuebler_begriffe/kuebl er_begriffe.pdf s.5ff. http://www.barrierefreies-webdesign.de/spezial/multimediale-inhalte/meilensteine.html http://www.barrierefreies-webdesign.de/spezial/multimediale-inhalte/literatur.html http://www.zzf-pdm.de/site/1096/Default.aspx http://www.medien-gesellschaft.de/html/i_mediengeschichte.html Die vierhundertjährige Wiederkehr der „Geburt“ der Zeitung war höchst verdientermaßen ein Anlass, die Geschichte dieses Mediums zu feiern und seine Bedeutung zu würdigen. Zentral Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 8 geschah dies durch die lang geplante und vorbereitete Ausstellung „Schwarz auf Weiß. 400 Jahre Zeitung – ein Medium macht Geschichte“. Sie wurde im Gutenberg-Museum der Stadt Mainz am 9. Juli 2005 eröffnet und dort bis über den nächsten Jahreswechsel hinaus gezeigt 3. Informationsverbreitung in der Informationsgesellschaft Abriss http://lmzbw .de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/kuebler_begriffe/kuebl er_begriffe.pdf s.9ff. Die dritte Phase der Mediengeschichte lässt sich etwa ab den 1940er Jahren ansetzen: Aus dem jahrhundertealten Streben der Menschen, mechanisch rechnen, Daten und Zahlen speichern zu können, entwickeln Pioniergeister wie Alan M. Turing (1912-1954) ab 1936 und Konrad Zuse (1910-1995) ab 1937 die ersten Universalrechner bzw. Relaiscomputer. 1945 wird mit ENIAC der erste Röhrencomputer gebaut, Mitte der 50er Jahre entstehen integrierte Schaltkreise in Halbleitertechnik, ab Ende der 60er Jahre Teleprocessing und Mikroprozessoren. Mit den 70er Jahren beginnt die Revolution des Personal Computers durch Microsoft (ab 1975) und Apple (ab 1976), in den 80er Jahren werden die Kapazitäten bis hin zum 486er PC enorm gesteigert. Mit I(ntegrated)S(ervices) D(igital)N(etwork) steht ab 1985 erstmals ein Leitungsnetz zur Verfügung. In den 90er Jahre lösen Pentium-Prozessoren die hergebrachten Chip-Rechner ab, und mit dem Internet steht nun einem ständig wachsenden Publikum ein weltweiter Daten-Highway zur Verfügung. Vernetzte Computer lösen zunehmend den solitären PC mit Festplatte und Disketten ab. Die technische Entwicklung des Internet beginnt Ende der 60er Jahre – und zwar wie bei den meisten Medien im militärischen Kontext (Kühler 1986; Eurich 1991). Die atomare Aufrüstung der beiden Supermächte, ihr Wettlauf im Weltall sowie die wachsende Notwendigkeit eines weltumfassenden Information- und Kommandonetzes lassen das Pentagon, das amerikanische Verteidigungsministerium, nach einer neuartigen Vernetzung suchen, die weitgehend vor feindlichen Angriffen schützt und auch noch nach dem befürchteten atomaren Erstschlag funktionieren würde. Es vergibt dafür an seine 1958 eigens dafür gegründete Unterbehörde – genannt “DAPRA” (Defence Advanced Research Project Agency) – einen Projektauftrag, die daraufhin bis 1969 das APRANET entwickelt. Ende 1969 wird Telnet (Telecommunication Network), der erste Vorläufer von Online-Medien, installiert. Es arbeitet erstmals nach dem neuartigen Client-ServicePrinzip, wonach jeder Rechner jeden anderen als Terminal benutzen kann. Mit dem Anfang Juli 1972 entwickelten Programm FTP (File Transfer Protocol) ist es vollends erreicht, dass zwei Rechner quasi miteinander kooperieren können, ohne dass der eine zum Terminal des anderen degradiert wird. Damit steht weltweit eine völlig dezentrale, beliebig Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 9 kombinierbare Vernetzung zur Verfügung, die zudem die Daten nur portionsweise, gewissermaßen in kleinen Paketen, übermittelt: das Internet – als Sammelbegriff für die nun wachsenden diversen Dienste. Ihre Ausschaltung hätte nicht mehr durch zentrale Schläge bewerkstelligt werden können. Doch die inzwischen eingetretene politische Entspannung mit der Beendigung des Kalten Krieges reduziert die militärischen Bedarfe und ermöglicht zivile Nutzungen. Schon 1971 bedienen sich mehr als dreißig US-amerikanische Universitäten des APRANET für ihre Kommunikationszwecke. Digitalisierte Informationen sind zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Während die Informationstechnik vor allem in der Anfangszeit für Rationalisierungs- und Automatisierungszwecke einge setzt wurde, ermöglichte erst die Einführung von Personalcomputern einem großen Kreis von Personen den Zugang zu diesen neuen netzbasierten Anwendungen. Seit Mitte der 1990er Jahre – dem Beginn einer weltweiten Deregulierung im Netzbereich – ist eine zunehmende Verschmelzung der Technologien von Informationsverarbeitung, Telekommunikation, Software und Unterhaltungselektronik, Informationsdiensten und Medien zu beobachten. Digitale Netzwerke prägen und gestalten immer stärker die Beziehungen zwischen Herstellern und Anwendern, Lieferanten und Kunden sowie Bürgerinnen und Bürgern und Staat ( https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/EinkommenKonsumLebensbedingungen/ Querschnitt/Informationsgesellschaft1030701079004.pdf?__blob=publicationFile Die mit den Begriffen der „Informationsgesellschaft“ und der „Computerisierung“ verbundenen gesellschaftlichen Transformationsprozesse sind bislang kein eigenständiges Untersuchungsfeld der zeithistorischen Forschung. Dies überrascht, da die Verbreitung der modernen Informationsund Kommunikationstechnologien seit dem Beginn der 1980er-Jahre noch einmal einen gewaltigen Schub erfahren hat. Im Zuge dieses Umbruchs veränderten sich die Arbeitswelt, soziale Beziehungen und Kommunikationsformen dramatisch. Der Charakter dieses Wandels wurde entscheidend bestimmt durch den Vormarsch des Computers in alle Bereiche der Gesellschaft und seit den 1990er-Jahren durch die rasante Verbreitung des Internet. Entsprechend häufig wird diese Entwicklung mit dem Begriff einer Revolution assoziiert und als ein fundamentaler Umbruch beschrieben. Eine Geschichte der im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts einsetzenden Krisen- und Transformationsprozesse und ihrer Langzeitfolgen bis in die Gegenwart ist nicht ohne diese Dimension zu schreiben. Auch für den Ausgang des Systemkonflikts zwischen Ost und West spielte die Frage, wie und ob die jeweiligen Gesellschaften in den Lage waren, diesen Wandel technologisch, sozial und kulturell zu bewältigen, eine entscheidende Rolle. Neue medien 14fff. http://lmzbw .de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/kuebler_begriffe/kuebl er_begriffe.pdf Ländliche ebene Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 10 http://www.hsozkult.de/event/id/termine-19656 informationsgesellschaft: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/EinkommenKonsumLebensbedingungen/ Querschnitt/Informationsgesellschaft1030701079004.pdf?__blob=publicationFile https://www.itu.int/en/ITU-D/Statistics/Pages/publications/mis2016.aspx http://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2012/id%3D4441 4. Beispiel: Mediengeschichte im Rhein-Main-Neckar-Gebiet Das geographische Rhein-Main-Neckar-Gebiet umfasst historisch eine der ältesten Kulturräume Deutschlands. In ihm kreuzten sich schon immer viele Wege der Ideen, Informationen, Innovationen und Personen. Unterschiedliche Städte sind Knotenpunkte eines sich daraus gebildeten Gewebes der Kunst-, Technik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Die dort zu findenden Museen der Schrift-, Medien- und Kommunikationsgeschichte bilden diesen Zusammenhang besonders gut ab. Die gezeigten Ausstellungen gehen Fragen nach, wie beispielsweise denen nach – der eingesetzten Technik, – dem Austausch von Informationen, – den alltäglichen Zielen im Beruf, – der gestalteten Zeit außerhalb der Arbeit. Der Flyer „Routen zur Druck und Mediengeschichte im Rhein-Main-Neckar-Raum“ bietet eine gute Orientierung für alle, die Spuren der Vergangenheit suchen, um die Gegenwart besser zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Vorgestellt werden Museen, die sich mit den Themen Druck, Schrift, Buch und Kommunikation beschäftigen. Anschaulich dargestellt werden die Stätten, an denen Druck, Schrift und Buch ihren Ursprung hatten, dazu kommen Schwerpunkte, Sammlungen und Sehenswürdigkeiten der Museen. Zu den Museen gehören neben dem Gutenberg-Museum Mainz das Klingspor Museum in Offenbach, das Mannheimer Technoseum, das Frankfurter Museum für Kommunikation, das Hessische Landesmuseum Darmstadt, das Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 11 Burgmuseum Eltville, das Mosbacher Stadtmuseum sowie das Haus der Stadtgeschichte in Offenbach.7 7 Der Routenplan zur Druck- und Mediengeschichte in verschiedenen Museen des Rhein-Main-Neckar-Gebietes findet sich unter http://www.arbeitskreis-druckgeschichte.de/downloads/flyer-rm-01.pdf. Wissenschaftliche Dienste Sachstand WD 10 - 3000 - 013/17 Seite 12 5. Literatur BÖHN, Andreas / SEIDLER, Andreas (2014). Mediengeschichte: Eine Einführung, 2., durchges. und korrig., Tü̈bingen: Narr Verlag. BÖSCH, Frank (2011). Mediengeschichte. Vom asiatischen Buchdruck zum Fernsehen, Frankfurt: Campus. GIESECKE, Michael (2007). Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt: Suhrkamp. HODENBERG, Christina (2006). Konsens und Krise: Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945-1973, Göttingen: Wallstein. HÖRISCH Jochen (2004). Eine Geschichte der Medien. Von der Oblate zum Internet, Frankfurt: Suhrkamp. KÜBLER, Hans-Dieter (2003). Kommunikation und Medien. Eine Einführung. Münster: LIT-Verlag. SCHWITALLA, Johannes (1983) Deutsche Flugschriften 1460–1525: Textsortengeschichtliche Studien. Tübingen: Niemeyer. STÖBER, Rudolf (2000). Deutsche Pressegeschichte. Einführung, Systematik, Glossar. Konstanz : UVK Medien. WELKE, Welke (2008). Johann Carolus und der Begin der periodischen Tagespresse. Versuch, einen Irrweg der Forschung zu korrigieren. In: Welke, Martin/Jürgen Wilke (Hrsg.). 400 Jahre Zeitung. Die Entwicklung der Tagespresse im internationalen Kontext, Bremen: Edition lumière (9-116). WELKE, Martin/WILKE, Jürgen (Hrsg.) (2008). 400 Jahre Zeitung: Die Entwicklung der Tagespresse im internationalen Kontext, Bremen: edition lumière. WILKE, Jürgen (2008). Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte, 2. Aufl., Köln: UTB.