© 2016 Deutscher Bundestag WD 1 - 3000 - 083/13 Deutsch-polnische Kooperation in der Gedenkstättenarbeit Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 2 Deutsch-polnische Kooperation in der Gedenkstättenarbeit Verfasser/in: Aktenzeichen: WD 1 - 3000 - 083/13 Abschluss der Arbeit: 10. Februar 2014 Fachbereich: WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Telefon: Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Formen, Projekte und Institutionen der deutschpolnischen Kooperation in der Gedenkstättenzusammenarbeit 4 2.1. Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) 4 2.2. Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW). 6 2.3. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) 7 2.4. Stiftung Auschwitz-Birkenau. 8 2.5. Internationales Auschwitz Komitee (IAK) 8 2.6. Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oświęcim/Auschwitz 9 2.7. Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim/Auschwitz 9 2.8. Internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) Kreisau 10 2.9. Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau 11 2.10. Sachsenhausen - Gedenkstätte – Museum - Internationale Jugendbegegnungsstätte/ Jugendherberge Sachsenhausen "Haus Szczypiorski" 11 2.11. Gedenkstätte Buchenwald 12 2.12. Internationale Jugendbegegnungsstätte - Jugendherberge Ravensbrück 13 2.13. Weitere Beispiel für deutsch-polnische Zusammenarbeit im Rahmen der Gedenkstättenarbeit 14 3. Finanzierung der deutsch-polnischen Kooperation in der Gedenkstättenzusammenarbeit 15 4. Gesetzesinitiativen zur deutsch-polnischen Kooperation in der Gedenkstättenzusammenarbeit 16 5. Quellen 16 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 4 1. Einleitung Angesichts des vollständigen Mangels an einschlägigen Veröffentlichungen wurde zur Beantwortung der Frage nach deutsch-polnischen Kooperationen im Rahmen der Gedenkstättenarbeit ein zweistufiges Vorgehen gewählt. Zunächst wurden die Fragen nach Art und Weise der Kooperation , nach der Finanzierung und nach Gesetzesinitiativen einer Reihe für die Gedenkstättenarbeit wichtiger Institutionen und Organisationen vorgelegt. Nach Auswertung der Antworten wurden in einem zweiten Schritt die Homepages der größeren und bedeutenderen Gedenkstätten in Deutschland und Polen in Hinblick auf mögliche Aktivitäten im Bereich der bi-nationalen Zusammenarbeit analysiert. Als erstes grundlegendes Ergebnis der Recherche lässt sich festhalten, dass eine umfassende Übersicht über die verschiedenen deutsch-polnischen Kooperationsformen in der Gedenkstättenzusammenarbeit nicht vorliegt. Allerdings lassen die hier durchgeführten, notwendigerweise selektiven Recherchen den Rückschluss zu, dass es eine Vielzahl unterschiedlichster Aktivitäten in diesem Bereich gibt, die in verschiedenen Kontexten aus unterschiedlichen Motiven und mit verschiedenen Zielsetzungen, Themen und Methoden stattfinden. So behandeln nach Auskunft des BKM fast alle größeren, vom Bund hälftig geförderten KZ-Gedenkstätten in Deutschland auch die Verfolgung polnischer Staatsbürger, allerdings nicht als Schwerpunktthema. Letzteres gilt auch für die vom Bund hälftig finanzierte Stiftung Topographie des Terrors in Berlin.1 Die Bundeszentrale für politische Bildung verwies in ihrem Antwortschreiben auf die intensiven Kontakte zwischen einzelnen Gedenkstätten in Deutschland und Polen sowie den wissenschaftlichen Austausch im Rahmen von Fachtagungen und gemeinsamen Projekten. Besonders intensiv ist nach den Ergebnissen unserer Recherchen die Zusammenarbeit im Bereich der Jugend- und Bildungsarbeit der Gedenkstätten. Neben fremdsprachlichen Führungen und zielgerichteten Bildungsangeboten für Gruppen der jeweils anderen Nation umfassen die Programme der Gedenkstätten häufig auch eine Vielzahl an Begegnungsangeboten zum bi-nationalen oder internationalen Erfahrungsaustausch. Nicht selten werden hierfür und für andere Aufgaben vor Ort auch Dozenten und sonstige Mitarbeiter aus dem jeweils anderen Land eingesetzt. 2. Formen, Projekte und Institutionen der deutsch-polnischen Kooperation in der Gedenkstättenzusammenarbeit In der nachfolgenden Auswahl werden sowohl bereits beendete als auch laufende und zukünftige Aktivitäten im Bereich der deutsch-polnischen Gedenkstätten vorgestellt. Ziel dieser Auswahl ist es, die unterschiedlichen Facetten und Varianten der Kooperationsformen beispielhaft zu beleuchten . 2.1. Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) Gedenkstättenfahrten bzw. Gruppenfahrten an die historischen Orte der Verbrechen deutscher Diktaturen stellen in dem von der BPB verfolgten Konzept von politisch-historischer Bildung ein zentrales Lerninstrument dar und werden entsprechend gefördert. Derartige Reisen tragen nach dem Bildungsverständnis der BPB dazu bei, vergangene Geschehnisse kennenzulernen und sich 1 . Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 5 mit diesen auseinanderzusetzen, die Erinnerung an die Opfer von totalitären Ideologien und Unrechtsregimen wach zu halten und wichtige Lernerfahrungen für Gegenwart und Zukunft zu sammeln. Auch die Möglichkeit, durch Besuche von im Ausland gelegenen Gedenkstätten grenzüberschreitende Erfahrungen allgemeiner Art, aber auch mit den spezifischen Formen der Erinnerung an die Vergangenheit zu sammeln, werden als wertvoller, die Verständigung und das Zusammenleben in Europa fördernder Bestandteil dieses Bildungsinstruments angesehen. Die Bedeutung des Themas für die politische Bildung und die demokratische Erinnerungskultur kommt u.a. darin zum Ausdruck, dass die BPB hierfür eigens einen Arbeitsbereich "Erinnerungskultur und Gedenkstätten" eingerichtet hat.2 Zur Unterstützung und Förderung von Gedenkstättenfahrten stellt die BPB eine Vielzahl von Informationsangeboten für die Organisation, Planung, Vorbereitung, Finanzierung und Durchführung bereit. Zu diesem Zweck pflegt sie ein breit strukturiertes Netzwerk, das u.a politische, gewerkschaftliche , konfessionell gebundene und freie Einrichtungen und Organisationen im Inund Ausland umfasst. Hierzu gehören etwa das Deutsch-Polnischen Jugendwerk, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste oder das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch . In der Datenbank „Erinnerungsorte“ können Informationen über Gedenkstätten, Museen, Dokumentationszentren, Mahnmale sowie Bildungsstätten und Initiativen, die an Menschen erinnern , die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermordet wurden oder umgekommen sind, abgerufen werden. U.a. enthält die Datenbank Hinweise zur historischen Bedeutung der Erinnerungsorte, zu den jeweiligen pädagogischen Angeboten sowie zu Ansprechpartnern, Anfahrt und Öffnungszeiten. Speziell auf die Vorbereitung von Gedenkstättenfahrten ausgerichtet ist auch die BPB-Publikation „Wegweiser zur Erinnerung. Informationen für Jugendprojekte in Gedenkstätten der NS-Verfolgung in Deutschland, Polen und Tschechien“. Die von der BPB zusammen mit in- und ausländischen Partnerorganisationen erarbeitete Broschüre enthält Ratschläge und Hinweise für die Planung von Gedenkstättenfahrten, stellt wichtige Gedenkstätten in den drei genannten Ländern kurz vor und benennt Möglichkeiten der finanziellen Förderung.3 Zudem werden in den beiden auch online zugänglichen Publikationen „Fördermöglichkeiten für Fahrten zu Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus“ und „Fördermöglichkeiten für Fahrten zu Gedenkstätten für die Opfer der SED-Diktatur“ exemplarisch sowohl öffentliche Fördermöglichkeiten auf Landes-, Bundes-, bilateraler und europäischer Ebene als auch private Finanzierungsquellen für Gedenkstättenfahrten vorgestellt sowie Erfahrungsberichte und Empfehlungen von Experten wiedergegeben.4 2 ; vgl. Wegweiser zur Erinnerung, S. 137; Informationen für Jugendprojekte in Gedenkstätten der NS-Verfolgung in Deutschland, Polen und Tschechien (2013). Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung, S. 126f. u. 137. 3 Wegweiser zur Erinnerung. s.auch http://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/153945/wegweiser-zurerinnerung [Stand 21.1.2014]. 4 http://www.bpb.de/partner/akquisos/143245/sonderausgabe-foerderung-gedenkstaettenfahrt-sed-opfer [Stand 5.2.2014]; http://www.bpb.de/partner/akquisos/151159/sonderausgabe-foerdermoeglichkeiten-fuer-fahrten-zugedenkstaetten -fuer-die-opfer-des-nationalsozialismus [Stand 5.2.2014]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 6 2.2. Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW). Das 1991 als regierungsunabhängige internationale Organisation gegründete DPJW wurde aufgrund des „Abkommens über das Deutsch-Polnische Jugendwerk“5 mit dem Ziel errichtet, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen zu befördern . Das DPJW strebt gemäß seiner Förderrichtlinien an, Menschen und Kultur des jeweiligen Nachbarn besser kennenzulernen. das Verständnis zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen zu verbessern, gegenseitige Vorurteile zu überwinden, Versöhnung zu ermöglichen und die gemeinsame Verantwortung deutscher und polnischer junger Menschen für die Gestaltung der Zukunft in einem freien Europa zu fördern. Die eine Vielzahl von Veranstaltungsformen (u.a. Theaterworkshops, gemeinsame Trainingslager, Öko-Projekte u.v.a.) umfassenden Bildungsaktivitäten und Projekte des DPJW sollen dazu beitragen, die Jugendlichen zu befähigen, die entstandenen Kontakte selbst weiterzuentwickeln, um auf diese Weise eigenständig zu einer dauerhaften Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern beizutragen. Das DPJW unterstützt den Jugendaustausch unmittelbar durch Zuschüsse an Einzelträger und Zentralstellen und mittelbar durch Information und Beratung nichtöffentlicher und öffentlicher Träger des Jugendaustauschs. Grundsätzlich versteht sich das DPJW als Ansprechpartner für alle Träger und Initiativen in diesem Bereich. Im Rahmen seines Programms fördert das DPJW auch Gedenkstättenfahrten in beiden Ländern. Nach den DPJW-Richtlinien gelten als Gedenkstätten NS-Konzentrationslager und deren Außenlager . Zur Vorbereitung und Durchführung von Gedenkstättenfahrten bietet das DPJW Publikationen und Weiterbildungsmöglichkeiten an. U.a. unterstützt das DPJW mit seiner „Handreichung – Hinweise zum Besuch von Gedenkstätten durch deutsch-polnische Gruppen“ Leiter von Jugendbegegnungen bei der Planung und Vorbereitung gemeinsamer Gedenkstättenbesuche in Polen oder in Deutschland.6 In den beiden gleichberechtigten Zentralen des DPJW in Warschau und Potsdam arbeiten gemischte deutsch-polnische Teams. Das DPJW hat offiziell den Status einer internationalen Organisation , vergleichbar solchen Organisationen wie der EU oder den Vereinten Nationen. Finanziert wird das DPJW über einen von den Regierungen beiden Partnerländer sowie über Drittmittel finanzierten Fonds. 2012 umfasste der Gesamtetat des DPJW rund 9,2 Millionen Euro. Seit 2010 übernehmen die jeweiligen Präsidenten der beiden Staaten die Schirmherrschaft über das Deutsch-Polnische Jugendwerk.7 5 Abkommen zur Gründung eines deutsch-polnischen Jugendwerks: http://www.bgbl.de/Xaver/start.xav? startbk=Bundesanzeiger_BGBl&start=//*[@attr_id=%27bgbl291033.pdf%27]#__Bundesanzeiger_BGBl__%2F%2 F*[%40attr_id%3D%27bgbl291033.pdf%27]__1392041757831 [Stand 10.2.2014]. 6 http://www.dpjw.org/fileadmin/user_upload/publication/1347617233_end_gedenkstaette_3_de_ web_nichtantragsbezogen.pdf [Stand 4.2.2014]; vgl. Wegweiser zur Erinnerung, S.136. 7 Förderrichtlinien des Deutsch-Polnischen Jugendwerks vom 1.1.2013. http://www.dpjw.org/fileadmin/ user_upload/publication/1360667961_f_rderrichtlinien_2013.pdf [Stand 3.2.2014]; Die Förderung von Gedenkstättenfahrten durch das DPJW. http://www.dpjw.org/fileadmin/user_upload/files/1383913289_dpjw_kriterien_ gedenkst_ttenfahrten_ab_01_14.pdf [Stand 3.2.2014]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 7 2.3. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) Die ASF ist auf der Synode der EKD 1958 in Anerkennung der historischen Schuld und Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen der Nationalsozialisten gegründet worden. Demzufolge ist die Arbeit der Organisation vor allem darauf ausgerichtet, die Erinnerung an die leidvolle Vergangenheit in der Gesellschaft zu verankern und aktiv für die Versöhnung mit den Opfern und ihren Angehörigen sowie den ehemaligen Kriegsgegnern zu wirken. Darüber hinaus will die ASF mit ihrer Arbeit die Gesellschaft für die heutigen Folgen dieser Gewaltgeschichte sensibilisieren und aktuellen Formen von Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten entgegentreten. Die von der ASF durchgeführten Aktivitäten und Maßnahmen sind vielfältig und erfolgen zumeist in Kooperation mit einer Vielzahl von in- und ausländischen Partnern. Nach eigenem Bekunden bildet die Zusammenarbeit mit Gedenkstätten und Museen, die auf die Dokumentation der bzw. Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus ausgerichtet sind, einen besonderen Schwerpunkt der ASF-Arbeit. Die ASF bietet 12 bis 15-monatige internationale Friedensdienste für junge Männer und Frauen an, in deren Rahmen junge Deutsche u.a. überlebende Opfer der NS-Verfolgung, deren Nachkommen sowie allgemein Angehörige sozial benachteiligter Gruppen oder kranke Menschen unterstützen . Auch ein Engagement in antirassistischen Initiativen, Friedens- und Menschenrechtsorganisationen sowie in Gedenkstätten oder Museen oder anderen Projekten der historischpolitischen Bildung ist möglich. Zudem organisiert die ASF gemeinsam mit Partnern vor Ort in jedem Sommer rund zwanzig Sommerlager in 13 verschiedenen Ländern wie Frankreich, Tschechien , den Niederlanden, Polen oder Russland und Israel. In den Sommerlagern leben, lernen und arbeiten internationale Gruppen für zwei bis drei Wochen in unterschiedlichen europäischen Projekten. Trotz ihrer Gründung durch die evangelische Kirche verstand sich die ASF als ökumenische und weltanschaulich unabhängige Organisation, die grundsätzlich allen offen steht.8 Im Rahmen ihrer Gedenkstättenarbeit unterstützt die ASF u.a. interessierte Gruppen bei der Planung von Studienfahrten, vermittelt Kontakte zu Partnern und Freiwilligen vor Ort, informiert über Bildungsangebote und gibt Hilfestellungen bei der Antragstellung und Finanzierung. Für Gedenkstättenfahrten nach Polen vermittelt die ASF Zuschüsse des DPJW. In den Gedenkstätten Majdanek, Stutthof sowie in der Internationalen Jugendbildungsstätte Auschwitz arbeiten junge deutsche, polnische und ukrainische ASF-Freiwillige für jeweils zwölf Monate im Bereich der Besucherbetreuung. Sie helfen bei der Programmvorbereitung und Durchführung in technischorganisatorischer , aber auch inhaltlicher Hinsicht. Die ASF unterhält zudem enge Kontakte zu Internationalen Jugendbegegnungsstätten in Jerusalem, Paris und Auschwitz, wo regelmäßig Veranstaltungen von und mit der ASF stattfinden. So veranstaltet die ASF in Kooperation mit der IJBS Auschwitz (s.u.) regelmäßig Seminare für Leiter von Studienfahrten und Multiplikatoren im Bereich der politischen Bildung aus Deutschland und Polen.9 Die ASF ist ein beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingetragener, gemeinnütziger Verein mit rund 900 Mitgliedern. Die jährlichen Kosten der ASF-Arbeit in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro werden zur Hälfte aus Spenden, Kollekten, Mitgliedsbeiträgen und Bußgeldern finanziert. 8 https://www.asf-ev.de/de/ueber-uns/ziele-und-leitsaetze.html [Stand 3.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 134. 9 Wegweiser zur Erinnerung, S. 134; https://www.asf-ev.de/de/friedensdienste/gedenkstaettenfahrten.html [Stand 5.2.2014] Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 8 Kirchliche Zuwendungen (z.B. ein Zuschuss der Evangelischen Kirche in Deutschland), öffentliche Mittel (z.B. Internationale Jugendfreiwilligendienste), EU-Zuschüsse (z.B. Europäischer Freiwilligendienst), Zuwendungen von Stiftungen sowie sonstige Einnahmen (z.B. aus Buchverkäufen ) decken die andere Hälfte der Kosten.10 2.4. Stiftung Auschwitz-Birkenau. Die auf Initiative des polnische Ministerpräsidenten Donald Tusk 2009 gegründete Stiftung soll die Grundlage dafür bilden, „die Gedenkstätte langfristig und nachhaltig zu bewahren.“ Ziel der Stiftung ist es, bei nationalen Regierungen Spenden zum Aufbau eines Stiftungskapitals einzuwerben, um so aus dem jährlichen Zinsertrag die dringend notwendigen Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten zum Erhalt der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau systematisch planen und durchführen zu können. Deutschland, dessen Engagement in diesem Bereich von Politik und Medien in Polen positiv gewürdigt wurde, hat sich verpflichtet, sich am Stiftungskapital zu beteiligen. Der von Bund und Ländern aufgebrachte deutsche Beitrag wird gezahlt und beträgt . Die erste Überweisung erfolgte . Bis Ende 2013 sind insgesamt überwiesen worden. Die deutsche Mitwirkung an der Stiftung Auschwitz-Birkenau knüpft an bereits früher geleistete deutsche Hilfestellung beim Erhalt und Ausbau der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau an. So haben Bund und Länder bereits Euro für dringend erforderliche Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen bereitgestellt . Auch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und private Spender haben die Arbeit der Gedenkstätte finanziell unterstützt.11 2.5. Internationales Auschwitz Komitee (IAK) Im 1952 gegründeten IAK engagieren sich seit vielen Jahren Überlebende des Konzentrationsund Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau für die Erinnerung an die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten sowie für die Erhaltung der Gedenkstätte. Als Interessenvertretung der überlebenden ehemaligen Insassen fördert und unterstützt das IAK den Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Auschwitz Komitees. Seit 1992 können auch Organisationen, „die aktiv daran arbeiten, ' Auschwitz ' eine wichtige Position in der moralischen und politischen Debatte und in der Ausbildung jüngerer Generationen zu sichern“, Mitglied im IAK werden. Unter Anleitung des IAK finden in enger Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte und der Volkswagen Coaching GmbH seit vielen Jahren 14-tägige Seminare für deutsche und polnische Auszubildende und Mitarbeiter von Volkswagen sowie polnische Berufsschüler statt, die sich auch 10 https://www.asf-ev.de/de/ueber-uns/organisation/finanzierung.html [Stand 5.2.2014]. 11 vgl. http://www.auschwitz.info/de/die-gedenkstaette/erhalt-vonauschwitz .html [Stand 3.2.2014]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 9 praktisch an Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten der Gedenkstätte beteiligen. Seit 2004 wird das IAK vom Bundesministerium des Innern institutionell gefördert. 2003 wurde in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin-Tiergarten ein Koordinationsbüro des IAK eröffnet.12 2.6. Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oświęcim/Auschwitz Als Bildungs- und Erziehungseinrichtung strebt die IJBS Oświęcim/Auschwitz an, die deutschpolnische und internationale Begegnung von jungen Menschen zu fördern und damit zum gegenseitigem Verständnis von Menschen aus unterschiedlichen Ländern beizutragen. Im Mittelpunkt des Programms stehen Projekte der kulturellen und historisch-politischen Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Insbesondere soll durch die Vermittlung der Geschichte des Konzentrationslager Auschwitz die Erinnerung an die leidvolle Vergangenheit bei jungen Menschen wach gehalten werden. Auschwitz als Symbol für das schrecklichste Verbrechen der Menschheit markiert in der Bildungsarbeit der Begegnungsstätte den Bezugspunkt „im universellen Diskurs über die aktuellen Probleme in der Welt und das Wertesystem der Gesellschaft“. U.a. bietet die IJBS Auschwitz organisatorische und inhaltliche Hilfen bei der Vorbereitung und Durchführung von Besuchen der Gedenkstätte und bei Seminaren zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs, des Holocaust und im besonderen des KL Auschwitz. Die Errichtung der IJBS Auschwitz geht auf eine Initiative der Aktion Sühnezeichen / Friedensdienste in den 1970er-Jahren zurück. Der erste Bauabschnitt, der 1986 seiner Bestimmung übergeben wurde, wurde durch Zuwendungen zahlreicher evangelischer Kirchengemeinden in Deutschland, private Spenden und Mitteln staatlicher Institutionen des Bundes und der Länder der Bundesrepublik Deutschland sowie der Volkswagen AG finanziert. Nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts im Jahre 1996 gibt es Unterkunftsmöglichkeiten für 100 Personen. Seit 1994 wird die IJBS Oświęcim/Auschwitz von einer Stiftung getragen, der die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste mit Sitz in Berlin sowie die Stadtgemeinde Oświęcim als Stifter angehören . 13 In dem von den derzeitigen Regierungspartnern im Dezember 2014 beschlossenen Koalitionsvertrag bekunden CDU, CSU und SPD ihre Absicht, der Jugendbegegnungsstätte Auschwitz eine langfristige Perspektive geben zu wollen.14 2.7. Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim/Auschwitz Das 1992 gegründete Zentrum für Information, Begegnung, Dialog, Erziehung und Gebet ist eine Einrichtung der Katholischen Kirche, die der Krakauer Erzbischof Kardinal Franciszek Macharski mit Unterstützung anderer Bischöfe aus ganz Europa und in Absprache mit Vertretern jüdischer 12 http://www.auschwitz.info/de/die-gedenkstaette/erhalt-von-auschwitz.html [Stand 3.2.2014]; http://mdsm.pl/de/bildung/internationale-seminare/internationale-seminare2014/lernen-durch-begegnung- 2014-menu [Stand 4.2.2014]; vgl. hierzu auch 13 http://www.auschwitz.info/de/die-gedenkstaette/dieinternationale -jugendbegegnungsstaette.html [Stand 3.2.2014]; http://www.mdsm.pl/de/ [Stand 3.2.2014]. 14 https://www.cdu.de/sites/default/files/media/dokumente/koalitionsvertrag.pdf [Stand 3.2.2014]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 10 Organisationen errichtet hat. In der Nähe des ehemaligen Stammlagers in Auschwitz gelegen versteht sich das Zentrum als Ort der Besinnung und Begegnung, des Lernens und Gebets für diejenigen , „die betroffen sind von dem, was dort geschehen ist“ - unabhängig von ihrer religiösen Orientierung. Auf diese Weise soll dazu beigetragen werden, „die Opfer zu ehren und eine Welt des gegenseitigen Respekts, der Versöhnung und des Friedens zu gestalten.“ U.a. unterstützt das Zentrum interessierte Gruppen bei der Planung des Besuchs der Gedenkstätte Auschwitz, veranstaltet Vorträge über die Geschichte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, vermittelt Kontakte zu ehemaligen Insassen des Lagers und bietet verschiedene Möglichkeiten an, die Erlebnisse und Erfahrungen während des Besuchs der Gedenkstätte zu verarbeiten. So werden u.a. auch seelsorgliche Gespräche, Gottesdienste und Meditationen durchgeführt. Zahlreiche vom Zentrum organisierte internationale sowie interreligiöse Seminare und Tagungen zielen auf die Begegnung und den Austausch zwischen Christen und Juden oder zwischen Jugendlichen aus Polen, Deutschland und anderen Ländern. Das Zentrum wird von der Krakauer Stiftung des Zentrums für Information, Begegnung, Dialog, Erziehung und Gebet getragen, die sich durch eigene Geschäftstätigkeit (Verlags- und Drucktätigkeit , Verkauf von Büchern und Broschüren. touristische und gastronomische Dienstleistungen, Vermietung von Räumen und Transportmitteln) und Spenden finanziert.15 2.8. Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) Kreisau Als einer der zentralen Erinnerungsorte des deutschen Widerstands gegen Hitler besitzt das im früheren Niederschlesien gelegene Gut Kreisau (poln. Krzyżowa) sowohl für die deutsche Erinnerungskultur als auch für die deutsch-polnische Versöhnung eine herausragende Bedeutung. In der dort eingerichteten IJBS sieht die polnische Regierung demzufolge auch „ein zentrales Instrument und Forum zur Gestaltung des zivilgesellschaftlichen Dialogs auf bilateraler und europäischer Ebene“ Die IJBS Kreisau will mit ihren Veranstaltungen dazu beitragen, „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen und die europäische Einigung durch Verständigung, Abbau von Kommunikationsbarrieren und Entwicklung von interkulturellen Kompetenzen zu fördern.“ Die Bildungsstätte fördert Schulpatenschaften und organisiert unter anderem deutsch-polnische Schülerbegegnungen und Studienreisen für Jugendgruppen mit Teilnehmern aus Deutschland, Polen und anderen Ländern. Trägerin der IJBS ist die „Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung“. Finanziert wurde der Umbau des Guts Kreisau zu einer Tagungsstätte, die 1998 eröffnet wurde, überwiegend durch die „Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit“. Deutscher Kooperationspartner der polnischen Stiftung Kreisau ist die „Kreisau-Initiative Berlin“, die das Projekt in ideeller und materiel- 15 http://www.cdim.pl/de/hauptseite/fundacja/finanzierung [Stand 3.2.2014]; Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 11 ler Hinsicht fördert.16 Auch der IJBS soll gemäß Koalitionsvertrag von Dezember 2013 eine langfristige Perspektive gegeben werden.17 2.9. Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau Das Museum, dessen Bau im April 2013 fertiggestellt und das mit der Fertigstellung der Dauerausstellung im Herbst 2014 offiziell eröffnet werden soll, strebt an, die über tausendjährige Kultur der Juden in Polen darzustellen und durch Einsatz moderner Vermittlungstechniken einem breiten Publikum zu vermitteln. Seit 1996 wurde das Museumsprojekt vom deutschen „Verein zur Förderung des Museums der Geschichte der polnischen Juden“, der unter Schirmherrschaft des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog gegründet wurde, unterstützt. Auch Bundesregierungen und Bundestagsfraktionen haben unterstützend mitgewirkt. Neben der polnischen Regierung und der Stadt Warschau haben sich ebenso private Spender im In- und Ausland, darunter auch der deutsche Förderverein, an der Finanzierung des Museum beteiligt. In der Entstehungsphase hat das Museum von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit (SdpZ) erhalten.18 2.10. Sachsenhausen - Gedenkstätte – Museum - Internationale Jugendbegegnungsstätte/ Jugendherberge Sachsenhausen "Haus Szczypiorski" Das Konzentrationslager Sachsenhausen hatte wegen seiner Nähe zur Reichshauptstadt als Modell - und Ausbildungslager für die SS eine besondere Funktion. Zudem war die zentrale Verwaltung für alle KZ, die so genannte Inspektion der Konzentrationslager, seit 1938 hier untergebracht . Von den rund 200.000 Menschen, die hier gefangen gehalten wurden, bildeten neben den Häftlingen aus der Sowjetunion Polen die größte nationale Gruppe im Konzentrationslager Sachsenhausen dar. Unter den polnischen Gefangenen befanden sich zahlreiche Widerstandskämpfer, Intellektuelle und Geistliche. Zwischen 1945 und 1950 dienten Teile des Lagers der sowjetischen Geheimpolizei als Speziallager. 1961 wurde Sachsenhausen nach einer längeren Planungs- und Bauphase als dritte „Nationale Mahn- und Gedenkstätte“ der DDR eröffnet. Heute gehören Gedenkstätten und Museum zur Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Gedenkstätte und Museum verstehen sich als europäischer Ort der Trauer und des Gedenkens mit besonderen humanitären und bildungspolitischen Aufgaben. Führungen durch die Gedenkstätte werden in mehreren Sprachen, darunter auch polnisch , russisch und tschechisch, angeboten. Die pädagogische Abteilung organisiert Studientage, Workcamps und Jugendbegegnungen für in- und ausländische Schulklassen und Projektgruppen .19 16 ; http://www.pnwm.org/gedenkstaetten/de/index.php?page= gedenkstaetten.html&ctryid=5&placeid=178&id=10 [Stand 3.2.2014]. 17 https://www.cdu.de/sites/default/files/media/dokumente/koalitionsvertrag.pdf [Stand 3.2.2014]. 18 19 Wegweiser zur Erinnerung, S. 98-103; http://www.dpjw.org/gedenkstaetten/de/index.php?page=gedenkstaetten. html&ctryid=4&placeid=207&id=188 [Stand 6.2.2014]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 12 2005/2006 wurde die ehemaligen Dienstvilla des "Inspekteurs der Konzentrationslager“ zu einer Jugendbegegnungsstätte/ Jugendherberge mit Arbeits- und Gruppenräume sowie Unterkunftsmöglichkeiten umgebaut. Die in Kooperation zwischen dem Deutschen Jugendherbergswerk, Landesverband Berlin-Brandenburg, und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten realisierte Einrichtung bietet interessierten Gruppen vielfältige Projekt- und Seminarprogramme zur Geschichte des KZ Sachsenhausen und des sowjetischen Speziallagers sowie zur Demokratie- und Menschenrechtserziehung . Die Wahl des polnischen Schriftstellers und ehemaligen Häftling des KZ Sachsenhausen Andrzej Szczypiorski (1928 – 2000), der sich in seinem Werk besonders für die deutsch-polnische Verständigung eingesetzt hat, als Namensgeber für die Einrichtung verweist darauf, dass die Begegnungen von jungen Polen und Deutschen einen der Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit des Hauses darstellt. Das „Haus Szczypiorski“ wurde mit Mitteln des Bundesfamilienministeriums und des brandenburgischen Bildungsministeriums in Höhe von insgesamt 1,25 Millionen Euro errichtet. 2.11. Gedenkstätte Buchenwald Das 1937 eingerichtete Konzentrationslager Buchenwald war bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges ein Gefangenenlager für politische Gegner des NS-Regimes und Angehörige gesellschaftlicher Gruppen, die nach Ansicht der nationalsozialistischen Machthaber keinen Platz in der NS- Volksgemeinschaft haben sollten (z.B. Sinti und Roma, Homosexuelle, Juden, „Asoziale“ und Kriminelle etc.). Seit Beginn des Krieges wurden Menschen aus fast allen europäischen Ländern nach Buchenwald deportiert. Viele der rund 250.000 in Buchwald und seinen 136 Außenlagern inhaftierten Menschen überlebten die Haftzeit nicht. Sie wurden ermordet, starben an Krankheit und Hunger oder wurden Opfer medizinischer Versuche. Zwischen 1945 und 1950 wurde das Konzentrationslager Buchenwald von der sowjetischen Geheimpolizei als Speziallager genutzt20. Unter weitgehender Tabuisierung der Existenz und Geschichte des sowjetischen Speziallagers wurde 1958 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers die Nationale Mahn- und Gedenkstätte (NMG) Buchenwald als Nationaldenkmal der DDR eröffnet. Heute ist die nach 1990 neu konzipierte Gedenkstätte Teil der „Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora“. In mehreren ständigen Ausstellungen und über ein vielfältiges Informations- und Bildungsangebot können sich Besucher mit der Geschichte des Konzentrationslager auseinandersetzen. Hierzu werden sowohl ein oder mehrtägige Veranstaltungen (Führungen, Seminare, Tagungen, Workcamps etc.) angeboten. Gruppenführungen können auf Wunsch in verschiedenen Fremdsprachen abgehalten werden.21 In zwei ehemaligen SS-Kasernen befindet sich seit 1999 bzw. 2007 die internationale Jugendbegegnungsstätte Buchenwald (JBS), die von interessierten Gruppen aus dem In- und Ausland für Tagungen, Projektarbeit, Bildungs- und sonstige Veranstaltungen (z.B. freiwillige Arbeitseinsätze) genutzt werden können. Eines der Kernelemente der historisch-politischen Bildungsarbeit in Buchenwald bildet die interkulturelle bzw. transnationale Begegnung und Auseinandersetzung. U.a. werden für Jugendliche in Zusammenarbeit mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, dem Service Civil International und der Vereinigung Junger Freiwilliger in den Sommermonaten jähr- 20 http://www.buchenwald.de [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 58-65. 21 http://www.buchenwald.de/171/ [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 58-65. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 13 lich zweiwöchige internationale Workcamps angeboten.22 Auch in der Museumsarbeit und bei den Ausstellungsaktivitäten der Gedenkstätte Buchenwald findet eine rege internationale Zusammenarbeit statt. U.a. wurde unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des polnischen Staatspräsidenten Bronisław Komorowski und des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck die Ausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg“ vom 9.1. bis zum 8.3.2013 im Königsschloss der polnischen Hauptstadt Warschau gezeigt. 23 2.12. Internationale Jugendbegegnungsstätte - Jugendherberge Ravensbrück Das 1939 errichtete Konzentrationslager Ravensbrück war das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet. 1941 wurde zusätzlich ein Männerlager und 1942 in unmittelbarer Nachbarschaft das so genannte »Jugendschutzlager Uckermark« für junge Frauen und Mädchen eingerichtet . Zwischen 1939 und 1945 waren etwa 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche in Ravensbrück inhaftiert. Zehntausende der aus über 40 Nationen stammenden Häftlinge wurden ermordet, starben an Hunger, Krankheiten oder durch medizinische Experimente.24 Nach der Befreiung übernahm die sowjetische Armee weite Teile des ehemaligen Konzentrationslagers als Kaserne; die übrigen Bauten - wie etwa das Krematorium - verwahrlosten. 1959 wurde die „Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück“ als eine der drei nationalen KZ- Gedenkstätten der DDR eröffnet. Nach der deutschen Einheit wurde die Gedenkstätte 1993 Teil der gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Brandenburg finanzierten Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. In der vollständig umgebauten Gedenkstätte gibt es mehrere Dauerausstellung, u.a. zum weiblichen SS-Personal des Konzentrationslager Ravensbrück und zur Geschichte des Zellenbaus. 2013 wurde die neue Dauerausstellung „Das Frauen- Konzentrationslager Ravensbrück - Geschichte und Erinnerung“ zur Geschichte und Nachgeschichte des Konzentrationslagers Ravensbrück eröffnet. Seit 2002 befindet sich in den Aufseherinnenhäusern die Internationale Jugendbegegnungsstätte Ravensbrück, die ein umfangreiches gedenkstättenpädagogisches Bildungs- und Tagungsprogramm anbietet. Neben Projektarbeit, Seminaren und Tagungen umfasst das Angebot auch Jugendbegegnungen und internationalen Workcamps. U.a. werden auch interkulturelle Projekte (z.B. mit Partnergruppen im Ausland) durchgeführt. Schwerpunkte liegen dabei auf deutschpolnische , deutsch-israelische und deutsch-japanische Jugendbegegnungen. In diesem Rahmen fanden in den letzten Jahren auch eine Vielzahl von deutsch-polnischen Jugendbegegnungen, Seminaren und Projekttagen statt.25 22 http://www.buchenwald.de/130/ [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 58-65. 23 http://www.ausstellung-zwangsarbeit.org/de/590/ Stand 7.2.2014]. 24 http://www.ravensbrueck.de/mgr/index.html [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 90-97. 25 www.ravensbrueck.de/mgr/neu/dl/veranstaltungen/10JahreIJR.pdf [Stand 7.2.104]. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 14 2.13. Weitere Beispiel für deutsch-polnische Zusammenarbeit im Rahmen der Gedenkstättenarbeit Auch wenn die deutsch-polnische Zusammenarbeit nicht direkt im Zentrum der Ausstellungsund Bildungsaktivitäten einzelner Gedenkstätten stehen, gibt es auch hier Tagungen, Seminaren oder Projekte, bei denen deutsche und polnische Einrichtungen und Organisationen zusammenarbeiten . So enthalten die Veranstaltungs- und Bildungsprogramme der einzelnen Gedenkstätten immer auch spezifische Angebote für ausländische oder international zusammengesetzte Gruppen . In der Regel werden im Rahmen des Besuchs- und Bildungsprogramms der Gedenkstätten, Museen und Tagungsstätten auch spezielle Angebote für deutsche Gruppen angeboten. Neben Museumsmitarbeitern werden dabei häufig auch deutsche Freiwillige der ASF eingesetzt. In Seminaren , Projektarbeitsgruppen, Führungen und Workshops wird den Teilnehmern auf unterschiedlichste Weise Gelegenheit gegeben, sich mit den historischen Ereignissen auseinandersetzen und Schlussfolgerungen für die Gegenwart zu ziehen. Bei praktischen Arbeitseinsätzen z.B. in Workcamps kann man an der Erhaltung der Gedenkstätten und der hier gelagerten Objekte mitwirken. Von den Einrichtungen angebotene interkulturelle Projekte ermöglichen die Begegnung und den Erfahrungsaustausch von Jugendlichen und Erwachsenen aus unterschiedlichen Ländern. Auch die Tagungs- und Konferenzprogramme der betreffenden Einrichtungen sind auf den internationalen Erfahrungsaustausch angelegt. Ebenso kommt es im Bereich der Ausstellungs - und Museumsarbeit immer wieder zur Zusammenarbeit von Deutschen und Polen, z.B. bei der Bereitstellung von Exponaten und Expertenwissen für Ausstellungen zur Geschichte des Holocaust und des Zweiten Weltkrieges.26 Im Folgenden werden einige Gedenkstätten, in denen eine deutsch-polnische Zusammenarbeit in dieser Weise praktiziert wird oder wurde, angeführt. Zusätzlich erfolgen, soweit dies bekannt ist, kurze Hinweise auf bereits durchgeführte oder geplante spezifische deutsch-polnische bzw. internationale Aktivitäten der betreffenden Gedenkstätten: – Staatliches Museum Majdanek; u.a. Tagung zum Thema „Martyrologische Museen aus europäischer Perspektive. Räume der Darstellung und der Erfahrung von Geschichte“, Konferenz der Staatliche Museen in Majdanek 19.-20. November 2014; Bereitstellung von Exponaten für die Ausstellung „Schuhe von Toten – Dresden und die Shoa“ des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden, 24. Januar - 25. März 2014. 27 – Museum Stutthof; u.a. mit deutschsprachigem Internetangebot.28 – Museum des Kampfes und des Martyriums in Treblinka; u.a. Liveschaltung vom Museum des Kampfes und des Märtyrertums in Treblinka zum Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in Nürnberg im Rahmen der Ausstellung „Das Gleis. Die Logistik des Rassenwahns” (18.5.-31.10.2010) als symbolische Verbindung zwischen dem Ort hunderttausendfachen Mordens und dem Ort der 1935 verkündeten „Rassengesetze“.29 26 Vgl. hierzu die entsprechenden Ausführungen in Wegweiser zur Erinnerung, passim. 27 http://majdanek.eu/index.php?lng=1 [Stand 6.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 26-30. 28 http://www.stutthof.org/deutsch [Stand 6.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 34-41. 29 http://www.treblinka.bho.pl/index.php?option=com_content&task=view&id=181&Itemid=105 [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 42-47. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 15 – Das Museum Groß-Rosen in Rogoźnica; die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg , hat das Museum mit einem Betrag von 1500 Euro für die Anfertigung von Kopien der Verhörprotokolle von ehemaligen Häftlingen während der Verfahren gegen die Mannschaft des Konzentrationslagers Groß-Rosen unterstützt.30 – KZ-Gedenkstätte Dachau; u.a. seit 1983 Organisation und Durchführung einer jährlichen Internationalen Jugendbegegnung durch den Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Dachau e.V. (IJB Dachau).31 – KZ-Gedenkstätte Flossenbürg; u.a. mit polnischsprachigem Internetangebot.32 – KZ-Gedenkstätte Neuengamme; u.a. mehrsprachige Ausstellungstexte sowie Durchführung nationaler und internationaler Kooperationsprojekte.33 – KZ Gedenkstätte Bergen-Belsen; u.a. mit umfangreichem Angebot für Führungen, Studientage und Seminare, Projekte mit Zeitzeugen, Jugendworkcamps und internationale Begegnungen (insbesondere mit Jugendlichen aus Israel, Polen und den Niederlanden).34 – KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück; nach Angaben des BKM gab es den Jahren 2009 und 2010 eine deutsch-polnische Kooperation bei der Vorbereitung und Durchführung von Sonderausstellungen in den beiden Gedenkstätten.35 – Gemeinsames Bildungskonzept der Gedenkstätte Bergen-Belsen, des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau und der Gedenkstätte für die Opfer politischer Repression „Perm 36“ (Russland): Zwischen Januar und August 2013 entwickelten Mitarbeiter der drei Einrichtungen sowie fachlich kompetente Personen aus der IJBS Oświęcim/Auschwitz und von MEMO- RIAL Moskau ein Konzept für das gemeinsame Qualifizierungsprogramm „Menschenrechtsreflektierte historische Bildung in Gedenkstätten zur Erinnerung an Massengewaltverbrechen“ Das transnationale Qualifizierungsprogramm wird 2014 an den drei Orten Bergen-Belsen, Auschwitz und Perm für Multiplikatoren, die im Bereich der historisch-politischen Bildung oder der Menschenrechtsbildung in Gedenkstätten oder Institutionen im themenrelevanten Umfeld von Gedenkstätten arbeiten, durchgeführt.36 3. Finanzierung der deutsch-polnischen Kooperation in der Gedenkstättenzusammenarbeit Die Finanzierung der verschiedenen hier dargestellten deutsch-polnischen Kooperations-Projekte und -Aktivitäten erfolgt auf sehr unterschiedliche Weise und ist stark von Zielsetzung sowie Art und Zielgruppen der jeweiligen Projekte abhängig. Gefördert werden Kooperationen in sämtli- 30 http://de.gross-rosen.eu/ [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 48-57. 31 http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/ [Stand 7.2.2014]; http://www.jugendbegegnung-dachau.de/ [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 66-73. 32 http://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/start/ [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 74-81. 33 http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/index.php?id=4 [Stand 7.2.2014]; Wegweiser zur Erinnerung, S. 82-89. 34 http://bergen-belsen.stiftung-ng.de/de/bildung-begegnung.html [Stand 7.2.2014]. 35 Genauere Angaben zu den Ausstellungsprojekten konnten nicht ermittelt werden. 36 http://mdsm.pl/de/bildung/internationale-seminare/internationale-seminare2014/learning-2014-menu Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 16 chen Bereichen der Gedenkstättenarbeit. U.a. kommen hierfür in Frage: der Bau, die Erhaltung und Ausstattung der Gedenkstätten, die Ausstellungs- und Museumsprojekte, die Bildungs- und Begegnungsaktivitäten, aber auch die Personalkosten sowie die Beschaffung von Sachmitteln. Auch die Formen der Finanzierung sind, wie die hier dargestellten Beispiele zeigen, überaus vielfältig. Es gibt fortlaufende, fallbezogene oder zweckgebundene Zuwendungen durch staatliche , kirchliche und private Einrichtungen, Organisationen und Verbände. Auch Stiftungen und private Spender treten als Mittelgeber für verschiedene Kooperationsprojekte auf. Nicht selten für deutsch-polnische Kooperationen im Bereich der Gedenkstättenarbeit ist die Mischfinanzierung durch verschiedene Zuwendungsgeber. Bei aufwändigeren Projekten wird dabei in der Regel die Grundfinanzierung aus Eigenmitteln oder staatlichen Zuwendungen bestritten, während die restliche Kostendeckung mit Hilfe privater Mittel erfolgt. Nicht zuletzt wäre darauf hinzuweisen, dass ein Teil der Kosten auch durch selbst erwirtschaftete Einnahmen der betreffenden Einrichtungen (z.B. durch den Verkauf von Publikationen, Gebühren für Tagungen und Seminare, gastronomische Angebote etc.) gedeckt werden.37 4. Gesetzesinitiativen zur deutsch-polnischen Kooperation in der Gedenkstättenzusammenarbeit Abgesehen davon, dass sämtliche Ausgaben staatlicher Stellen im Rahmen von Haushaltplänen mehr oder weniger konkret aufgeführt38 und internationale Verträge vom Parlament ratifiziert werden müssen39, konnten im Rahmen unserer Recherchen keinerlei spezifisch Gesetzesinitiativen bezüglich der deutsch-polnischen Gedenkstättenzusammenarbeit ausfindig gemacht werden. Auch die befragten Regierungsinstitutionen BKM und AA konnten keine konkreten Initiativen auf diesem Gebiet benennen.40 5. Quellen Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Berlin. schriftliche Auskunft vom 22.1.2014. 37 Vgl. hierzu im einzelnen die Ausführungen in Kapitel 2. 38 Vgl. z.B. Bundeshaushaltsplan 2012, Titel 687 98-029 Bundesanteil zur Finanzierung des Kapitalstocks der polnischen Stiftung „Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau“. http://www.bundesfinanzministerium.de/ Content/DE/Downloads/Bundeshaushaltsplan/Haushaltsplan-2011.pdf?__blob=publicationFile&v=4 [Stand 7.2.2014]. 39 Vgl. z.B. Abkommen zur Gründung eines deutsch-polnischen Jugendwerks: http://www.bgbl.de/Xaver/ start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&start=//*[@attr_id=%27bgbl291033.pdf%27]#__Bundesanzeiger_BGBl_ _%2F%2F*[%40attr_id%3D%27bgbl291033.pdf%27]__1392041757831 [Stand 10.2.2014]. 40 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 083/13 Seite 17