Deutscher Bundestag Sekundäre Traumatisierung mittelbarer NS-Opfer Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste WD 1 – 3000 - 122/12 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 2 Sekundäre Traumatisierung mittelbarer NS-Opfer Verfasser/in: Aktenzeichen: WD 1 – 3000 - 122/12 Abschluss der Arbeit: 26. Oktober 2012 Fachbereich: WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Forschungsstand 5 3. Medizinische Befunde 9 4. Therapie-Vorschläge bzw. -Hilfen 12 5. Zahlen und Fakten zum Ausmaß der Traumatisierung 13 6. Entschädigungsforderungen 14 7. Literatur 16 8. Links und Forscheradressen 18 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 4 1. Einleitung Einer der besten Kenner der Traumaforschung, Natan Kellermann, Wissenschaftler aus Jerusalem und erfahren in der Arbeit mit Holocaust-Überlebenden und ihren Familien, schilderte 2011 folgendes Fallbeispiel einer Traumatisierung eines mittelbaren NS-Opfers: „Äußerlich machte er einen entspannten Eindruck. Doch in seinem Innern fand er keine Ruhe. Sein ganzes Wesen schien wie von Panik erfasst. Etwas quälte seine Seele. ´Ich habe schreckliche Albträume´, flüsterte er mir zu, ´ich träume von einer nahenden Katastrophe!´ ´Worum geht es denn genau´, wollte ich wissen. Er entgegnete: ´Ich werde verfolgt und versuche zu entkommen.´ Und lauter: ´Sie kommen uns holen.´ ´Wer denn´, fragte ich. ´Ich weiß es nicht, vielleicht die Gestapo.´ Er machte einen sehr verängstigten Eindruck. ´Sie werden uns alle töten. Ich werde meine Familie nicht schützen können…´ Aus seinem Lebenslauf ging hervor, dass er 1946 im berüchtigten DP1-Lager Dachau geboren wurde und 1950 nach Israel emigrierte. Er hatte den Holocaust nicht persönlich erlebt, doch seine Eltern waren beide in Konzentrationslagern gewesen und hatten fast ihre gesamte Familie verloren. Heute, etwa 60 Jahre nach Kriegsende, durchlebt er den Holocaust erneut, als hätte er diese Erfahrung selbst gemacht. Dieser Mann brauchte offensichtlich dringend psychiatrische Behandlung. Neben enormer Erschöpfung gab es bei ihm auch Anzeichen von Angstzuständen, Erregung, Dissoziation, Stimmungsschwankungen und geringer Stresstoleranz, und in letzter Zeit schien ihn der Holocaust besonders zu beschäftigen. Am verstörendsten war für ihn seine latente Katastrophenangst, eines der am meisten verbreiteten , wenn nicht das Traumasymptom schlechthin. Da ´es´ schon einmal passiert war, werde ´es´ sich bestimmt wiederholen. Die Frage war für ihn nicht, ob es noch einmal passieren würde, sondern nur wann. So wähnte er sich ständig in akuter Gefahr. Jedes Klopfen an der Tür, jedes Klingeln des Telefons und jede Nachrichtensendung im Radio oder im Fernsehen versetzte ihn in äußerste Anspannung, wobei er stets das Schlimmste befürchtete . Angesichts der vermeintlich lauernden Gefahr meinte er, der drohenden Katastrophe vorbeugen zu müssen, um nicht plötzlich deportiert und getötet zu werden, wie es seiner Familie im Krieg gegangen war. In den letzten zwei Jahrzehnten haben Tausende solcher stark betroffener Patienten der so genannten Zweiten Generation bei ´Amcha´2 (National Israeli Center for Psychosocial Support of Survivors of the Holocaust and the Second Generation) psychotherapeutische Beratung gesucht. Ich habe den Eindruck, dass viele dieser Menschen nach wie vor stark an diesem Vermächtnis leiden, obwohl sie bereits ein mittleres Lebensalter erreicht haben.“3 1 DP steht für „Displaced Persons“ und bezieht sich auf eine nach Kriegsende von den Vereinten Nationen geschaffene Einrichtung zur vorübergehenden Unterbringung der verschleppten Opfer des Nationalsozialismus. 2 Kellermann, Jahrgang 1953, ist klinischer Psychologe und Direktor für Projektentwicklung bei Amcha. Vgl. Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.271 (Angaben im Autorenverzeichnis). 3 Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.137. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 5 Diese anschauliche Beschreibung dessen, was Kellermann an anderer Stelle „second generation survivor syndrome“ nennt, zeigt die hohe Relevanz der Frage nach einer „Sekundären Traumatisierung mittelbarer NS-Opfer“. Ziel der vorliegenden Ausarbeitung ist es daher , einen Überblick über den Forschungsstand zu geben, die Diskussion nach Inhalten, Fragestellungen und Akteuren zu untersuchen und der Frage nachzugehen, ob es politische Forderungen/Erwartungshaltungen der Akteure bzw. der direkt Betroffenen gibt. 2. Forschungsstand Den Anstoß für die Beschäftigung mit „sekundär Traumatisierten“ lieferte Amcha, oft auch AMCHA geschrieben.4 Das nationale israelische Zentrum zur Unterstützung von Holocaustüberlebenden hat Niederlassungen in Belgien, Deutschland, England, Holland, Kanada, Österreich und der Schweiz. Es wurde 1978 in Jerusalem gegründet, um den Überlebenden des Holocaust in Israel psychosoziale Hilfe bei den seelischen und körperlichen Spätfolgen des erlittenen Unrechts zu geben. Neben dieser praktischen Hilfe war und ist der Einrichtung die Erinnerungsarbeit wichtig: „Je mehr der Holocaust im öffentlichen Bewußtsein in Vergessenheit gerät, je mehr er verleugnet wird, umso wichtiger wird es, die Erinnerung zu bewahren“5, heißt es in einer Stellungnahme der Deutschlandzweigstelle von AMCHA.6 Diese wurde 1987/88 im Bewusstsein der besonderen Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen während des Nationalsozialismus gegründet. Die Schirmherrschaft übernahm die damalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Renate Schmidt7, die gegenwärtig gemeinsam mit den späteren Bundestags(vize)präsidenten Rita Süssmuth und Wolfgang Thierse dem Ehrenrat von AMCHA Deutschland angehört.8 Die von AMCHA angeregte wissenschaftliche Beschäftigung mit der sekundären Traumatisierung mittelbarer Holocaust-Opfer hat produktive Ergebnisse gezeitigt. Bis 2011 erschienen über 500 Forschungsarbeiten zum Thema.9 Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie detailliert beschreiben, wie die psychologische Belastung von den Überlebenden an ihre Kinder weitergegeben wurde, die die seelischen Wunden ihrer Eltern „geerbt“ zu haben scheinen. Dabei zeigt sich, dass dieser Befund zwar zuerst bei Nachkommen von Holocaust-Überlebenden beobachtet wurde, mittlerweile aber auch in steigendem Maße „bei Nachkommen anderer traumatisierter Bevölkerungsgruppen – bei Kriegsversehrten, überlebenden Genozidopfern, Opfern von Terror und Folter, Sklaverei und 4 Vgl. Hardtmann, S.261-262. 5 Vgl. zu den Erfahrungen in den USA Anderson, Kinder, S.571ff. 6 Vgl. Hardtmann, S.261-262. 7 Ebd. 8 Eine Übersicht über den gesamten Vorstand von AMCHA Deutschland findet sich im Internet unter: http://www.amcha-stiftung.de/part2.html (letzter Aufruf: 26.10.2012). 9 Vgl. dazu den Hinweis in Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.138 und 138 Fußnote 1. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 6 nuklearen Ereignissen, durch Menschen verursachte Gewalt und Naturkatastrophen – in vielen Teilen der Welt festgestellt“10 wird.11 Im Folgenden seien einige besonders repräsentativ erscheinende und zumeist in der Bibliothek des Deutschen Bundestages vorhandene Werke (auch literarischer Art) kurz vorgestellt. Die genauen Titelangaben finden sich im Literaturverzeichnis. Der Erscheinungszeitraum reicht von 1982 bis in die Gegenwart, wobei die meisten Studien aus der Mitte der 1990er Jahre stammen. Louis Tas macht in seiner Studie „Ererbte Traumata“ von 1995 auf eine verzögerte Beschäftigung Deutschlands mit der Thematik aufmerksam. Bei ihm heißt es: „Auf die psychischen Traumata der Naziverfolgten wurde man in Deutschland erst spät aufmerksam. Das hat vielfältige Gründe, einige davon sind aufs neue beschämend. Immerhin wird seit wenigen Jahren darüber geforscht, und es gibt auch einige Fachveröffentlichungen dazu. Seit kurzem setzten [sic] wir uns damit auseinander, dass die Kinder und Enkel der Opfer, die in Familien geboren und aufgewachsen sind, die durch Flucht, Trauer, Angst, Verlust der sozialen Identität und ausgerottete Familienzusammenhänge gekennzeichnet sind, dass diese Nachkommen ganz eigene, nur aus dieser Geschichte verständliche Entwicklungswege erlebt haben und unter sehr spezifischen Bedrückungen leiden. Dabei von Symptomen zu sprechen, oder in ihrer Bündelung von Syndromen, von der klinischen Warte Unbetroffener aus, steht uns nicht zu. So zeichnet sich die wissenschaftliche Literatur, die sich in Deutschland mit diesen Zusammenhängen befasst, meist durch eine behutsame, mitunter linkische, im günstigsten Fall wohlmeinende Herangehensweise aus. Es ist bezeichnend, dass in New York ein eigenes Institut zur Erforschung dieser Folgen existiert, in Deutschland nicht.“12 Eine der ersten deutschen Studien zum Thema war Erwin Leisers „Leben nach dem Überleben . Dem Holocaust entronnen“. Das Buch basiert auf dem gleichnamigen Film Leisers, der am 10. März 1982 im ZDF gesendet wurde. Buch und Film schildern Gespräche mit Überlebenden der Naziverfolgung und deren Kindern. Das Buch der in Israel lebenden Psychotherapeutin Dina Wardi erörtert die Frage, ob der Holocaust ein für allemal der Vergangenheit angehört. Sie gibt darauf eine klar verneinende Antwort – gerade mit Blick auf das Phänomen der sekundären Traumatisierung. In ihrem Buch „Siegel der Erinnerung – Psychotherapie mit Kindern der Überlebenden“ beschreibt sie 1997 das Schicksal der Nachkommen von NS-Opfern. Ihre Schilderungen bringen zu Bewusstsein, wie sich das Trauma der Eltern im Seelenleben der Kinder niedergeschlagen und welche Spuren es dort hinterlassen hat. 10 Ebd. 11 Bohleber verweist aktuell darauf, dass solche Sekundärtraumatisierungen inzwischen auch bei Deutschen feststellbar sind, die von Schuldgefühlen angesichts der Unrechtstaten ihrer Eltern und Großeltern geplagt und dadurch „zum Container für das unverarbeitete Leid und die Traumatisierungen, für abgewiesene Schuld und Verantwortung“ der älteren Generation werden. Bohleber, S.9. Vgl. ähnlich auch die Studien von Kogan, „Der stumme Schrei der Kinder“ und Bergmann „Kinder der Opfer – Kinder der Täter. Psychoanalyse und Holocaust. 12 Zitiert nach den Angaben in der kommentierten Literaturliste der „Aktion ´Kinder´ der Opfer“ im Internet, abrufbar unter: http://www.akdh.ch/ps/ps_17.html (letzter Aufruf: 25.10.2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 7 Speziell mit dem Schicksal von Frauen der sogenannten Zweiten Generation in Deutschland , England, Frankreich, in den Niederlanden und der Schweiz beschäftigt sich Ingeborg Böhringer-Bruns in ihrem Buch „Kein Gras drüber. Töchter jüdischer Überlebender“. Sie beschreibt, dass die von ihr interviewten Frauen schon als kleine Kinder mit einem ´Grund- Wissen´ der Deportationen, der Gaskammern, der Verbrennungsöfen ausgestattet waren. Sie lebten gänzlich im Bewusstsein, dass Jüdischsein ´Anders-sein´ heißt, ständiges Gefährdetsein, Ausgesetztsein. Die meisten von ihnen blieben mit ihrem Wissen, so die Autorin , aber alleingelassen. Sie wissen heute nicht einmal, von wem sie ihr Wissen damals hatten, denn ihre Eltern schwiegen über ihre Erlebnisse und ihre Verletzungen aus der Nazizeit . Oft war es für die Jugendlichen schwer, ihre Eltern zu verstehen, und noch schwerer fiel es ihnen, die hohen elterlichen Erwartungen zu erfüllen, da sie doch in ihren Kindern den tatsächlichen lebendigen Beweis hatten, dass das Leben mehr war als bloßes Überleben .13 Erzählerisch, aber authentisch nähert sich der niederländische Autor Carl Friedman der Thematik, dessen Vater Jahre im Konzentrationslager verbrachte und dessen Traumatisierung sich nach dem Krieg auf die Kinder übertrug, sodass für diese der Zweite Weltkrieg noch andauerte, lange nachdem er faktisch zu Ende war. Die Mutter erklärt in der Geschichte das seltsam anmutende Verhalten des Vaters mit der Wendung „Hat Lager“, so wie andere Menschen Zahnschmerzen oder Fieber haben. Die Formulierung „Lager haben“ soll den Kindern helfen, das Unbegreifliche zu verstehen, es Außenstehenden zu erklären oder zu entschärfen, was der Vater von seiner KZ-Haft erzählt. Ausgelöst von oft harmlosen Fragen der Kinder oder familiären Sorgen, werden seine Geschichten, so der Rezensent des Buches, zu einem ständigen Schatten, der über der Familie liegt und manchmal selbst ein harmloses Sonntagsfrühstück zu einer Nervenprobe werden lässt. Zerrissenheit, Sehnsüchte, Heimatlosigkeit und Ängste der Kinder der Überlebenden sprechen auch aus dem Buch von Peter Sichrovsky. Der Autor, Jahrgang 1947, führte 1985 dreizehn Gespräche mit Jüdinnen und Juden in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich , die sich entschlossen hatten, in dem Land zu bleiben, das ihre Familien verfolgt und vernichtet hatte. Dass Verdrängung und Selbstverachtung bei der zweiten Generation nach dem Holocaust eine zusätzliche schmerzhafte Hinterlassenschaft des Dritten Reiches sind, beschreibt Helen Epstein 1987 in „Die Kinder des Holocaust“: „Als Kind habe ich es nicht ertragen können , wenn sie (die Eltern) über irgend etwas sprachen, was mit Verfolgung zu tun hatte. Sie haben mir oft Bilder von Angehörigen gezeigt, und ich wollte die Bilder nicht sehen. Ich bin jedesmal wütend geworden. Ich habe sie nicht ansehen können. Warum? Ich weiß nicht warum. Sehen Sie, wenn sie einem von den Lagern und den Misshandlungen berichteten und einem Bilder von den toten Verwandten zeigten, müssen sie nicht aussprechen, was für ein Zorn in ihnen ist. Man spürt es. Es liegt in der Luft. Aber wie soll man sich als Zehnjähriger dazu stellen? Wenn sie über die Angehörigen gesprochen haben, hat mich die 13 Vgl. zu diesen Inhaltsangaben die kommentierte Literaturliste der „Aktion ´Kinder´ der Opfer“ im Internet, abrufbar unter: http://www.akdh.ch/ps/ps_17.html (letzter Aufruf: 25.10.2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 8 Empörung darüber gepackt, dass sie alle tot waren. Das bewegt mich heute noch. Dass sie alle tot waren und ich nichts daran ändern konnte.“14 Die Psychologen Herzka, Schumacher und Tyrangiel beschäftigen sich wissenschaftlichmedizinisch mit der Problematik der sekundären Traumatisierung mittelbarer NS-Opfer. Zwei der Autoren sind selbst Nachkommen von Holocaust-Überlebenden und können ihre fachliche Expertise mit eigenem Erleben ergänzen.15 In ihrem Buch „Die Kinder der Verfolgten “ heißt es: „Verfolgung, Folter und Mord beeinträchtigen über die Tat hinaus die Kinder der Verfolgten und deren Leben als Erwachsene…Analogien werden sichtbar zwischen den Auswirkungen der Verfolgung bei Flüchtlings- und Asylantenkindern der Gegenwart und jenen Kindern, deren Eltern dem Naziterror ausgeliefert waren.“16 Wiederum literarisch, aber mit realer Grundlage nähert sich Karin Lindemann dem Thema. In ihrem 1990 erschienenen Roman „Weg heimwärts“ berichtet sie von der Begegnung einer Deutschen mittlerer Generation mit einer jüdischen Holocaust-Überlebenden und ihrer Tochter in Israel. In den intensiven Gesprächen, die aus den Forschungsberichten von Psychologen wie Herzka gearbeitet sind, wird deutlich, wie tief die Verbrechen der NS-Zeit auch die seelische Entwicklung der zweiten Generation der Überlebenden prägen. Beate Hoffmann beschreibt ihre Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand in einer 1996 erschienenen Diplomarbeit „Spuren der Verfolgung“, in der es einleitend heißt: „Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 50. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus in Bremen hatte ich im vergangenen Jahr die Gelegenheit, mit der israelischen Schauspielerin Gila Almagor zu sprechen (…). Gila Almagor gehört als Tochter einer verfolgten jüdischen Mutter zur zweiten Generation der Überlebenden. In ihrem Film Aviyas Sommer erinnert sie an ihre Kindheit.17 Es ist eine Kindheit, die geprägt war von der Sorge um die Mutter, einer Mutter, die an den Folgen des Holocaust zerbrochen ist. Die Begegnung mit Gila Almagor hat mich sehr beschäftigt, weil sie mir, auf sehr persönliche Weise, die Folgen der Verfolgung für die zweite Generation vor Augen führte und auch eine Möglichkeit der Aufarbeitung zeigte. Mit dem Aufschreiben und der Verfilmung ihrer Biographie hat sie einerseits einen Weg der individuellen Aufarbeitung gefunden, andererseits hat sie damit, vor allem in Israel, einen gesellschaftlichen Reflexionsprozeß über die tiefen seelischen Wunden, die der Holocaust in den Familien hinterlassen hat, initiiert. Dies hat mein Interesse an israelischen Filmen, ihrer besonderen Perspektive geweckt und der Frage, wie die psychischen Auswirkungen von Verfolgung und Ermordung dargestellt und vermittelt werden können. So ist, auf dem Hintergrund meiner Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit , sowie der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und der Begegnung mit 14 Zitiert nach den Angaben in der kommentierten Literaturliste der „Aktion ´Kinder´ der Opfer“ im Internet, abrufbar unter: http://www.akdh.ch/ps/ps_17.html (letzter Aufruf: 25.10.2012). 15 Herzka/Schumacher/Tyrangiel, S.5. 16 Zit. nach den Angaben in der kommentierten Literaturliste der „Aktion ´Kinder´ der Opfer“ im Internet, abrufbar unter: http://www.akdh.ch/ps/ps_17.html (letzter Aufruf: 25.10.2012). 17 Die hebräische Originalfassung dieses Films von 1988 ist im Internet bei youtube zu sehen, Teil 1 etwa unter http://www.youtube.com/watch?v=dxkyprJ5Hes (letzter Aufruf: 26.10.2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 9 Überlebenden der ersten und zweiten Generation eine Arbeit entstanden, die versucht, aufzuzeigen und daran zu erinnern, welches schmerzliche Erbe der Völkermord eines faschistischen deutschen Nationalsozialismus bei den Überlebenden und ihren Kindern hinterlassen hat.“18 Ein eher kurioser Versuch der literarischen Aufarbeitung des Themas sei zuletzt genannt. Er ist möglicherweise selbst Ausdruck einer Traumatisierung des Autors, weil er bizarre Passagen enthält, die einer tiefenpsychologischen Erklärung bedürfen. Es handelt sich um das Werk „Maus“ von Art Spiegelman. Der in New York lebende Sohn eines jüdischen Verfolgten der NS-Zeit aus Polen, der in Auschwitz gewesen war, schildert in seinem Buch die Leidensgeschichte seines Vaters in gezeichneter Form. Er nähert sich der Thematik mit den Mitteln des Comic-Strips und legt, laut Rezensent, das für ihn Unaussprechliche Tieren in den Mund. Bizarr ist in diesem Zusammenhang die Wahl der Tiere. Wenn es in der offiziellen Beschreibung heißt: „Die Juden sind Mäuse, die Deutschen Katzen, die Polen Schweine“19, drängt sich der Eindruck einer über Gebühr negativen Charakterisierung der Polen auf. Offensichtlich war für den Vater Wladek Spiegelman (oder für die empathische Nachempfindung seines Schicksals durch den Sohn) die Peinigung durch die deutschen Organisatoren des Holocaust, also durch die eigentlichen Haupttäter, psychisch weniger belastend als die als unmittelbarer erlebte Drangsalierung durch deren polnische Handlanger. Die „Gleichgültigkeit“ der Polen gegen das Schicksal ihrer jüdischen Landsleute prägte sich Spiegelman offensichtlich als „schweinischerer“ Akt in der Erinnerung ein als das „katzenhafte“ Raubtierverhalten der Deutschen und äußert sich in der beschriebenen Comic-haften Negativzeichnung des polnischen Volkes. 3. Medizinische Befunde Mit die größte Erfahrung auf dem Gebiet medizinischer Behandlung traumatisierter NS-Opfer hat der bereits erwähnte Direktor der entsprechenden Projektgruppe von AMCHA, Natan Kellermann . Er hat die Begrifflichkeit „geerbtes Trauma“ in der Fachwelt mit eingeführt und schreibt in einem aktuellen Aufsatz von 2011: „Obwohl anhand von Beobachtungen bei Angehörigen der Zweiten Generation geprägt, hat sich das Konzept der transgenerationellen Weitergabe von Traumata (Transgenerational Transmission of Trauma – TTT) inzwischen als allgemein anerkanntes Paradigma für Traumafolgen auf die zweite, dritte und möglicherweise auch spätere Generationen etabliert. Der Begriff ´geerbtes Trauma´ ist in der Psychotherapie heute sehr verbreitet. Häufig interessiert sich der Therapeut oder die Therapeutin nicht nur für die persönlichen traumatischen Erfahrungen der Patienten, sondern auch für die möglichen Traumaerfahrungen der Eltern. Die Weitergabe auf die zweite Holocaust-Generation hat sich also genau so zu einem neuen Paradigma für die Traumatransmission auf Nachkommen verschiedener traumatisierter 18 Auszug aus dem Vorwort, online abrufbar unter: http://www.amazon.de/Spuren-Verfolgung-Auswirkungenperspektivische -israelischen/dp/3838612981/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1351093337&sr=8-2 (letzter Aufruf: 24.10.2012). 19 Zitiert nach den Angaben in der kommentierten Literaturliste der „Aktion ´Kinder´ der Opfer“ im Internet, abrufbar unter: http://www.akdh.ch/ps/ps_17.html (letzter Aufruf: 25.10.2012). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 10 Bevölkerungen entwickelt, wie das Holocaust-Trauma zu einem neuen Paradigma für die unmittelbare Traumaschädigung der ersten Generation wurde.“20 Obwohl aufgrund der Vielzahl von Forschungsarbeiten ein Konsens hinsichtlich Abgrenzung und Begrifflichkeit des Fachgebiets nicht vorliegt, lassen sich bestimmte Übereinstimmungen als verbindende Merkmale der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der sekundären Traumatisierung feststellen. Die Traumabelastung wird ausnahmslos von einem Elternteil oder von beiden Eltern weitergegeben, sodass der Begriff „parentale (elterliche) Weitergabe“ (parental transmission) am präzisesten die generationsübergreifende Weitergabe von Traumata beschreibt.21 Das Phänomen der Traumaweitergabe auf Folgegenerationen ist von der „primären“ und „direkten“ Traumatisierung der ersten Generation zu unterschieden. Dazu wurden zusätzliche Konzepte wie „sekundäre“ oder „stellvertretende“ Traumatisierung eingeführt, wobei letztere auch den Traumaeffekt auf Ehepartner und betreuende Personen mit einschließt. Unter „stellvertretendem“ (vicarious) Trauma wird inzwischen die emotionale Auswirkung auf Bergungshelfer, Therapeuten und andere Fachkräfte verstanden, die Traumaopfern nach Katastrophen zur Seite stehen. Schließlich, so schreibt Kellermann, „ist die transgenerationelle Traumaweitergabe von verschiedenen anderen kollektiven Auswirkungen historischer Traumata auf bestimmte Gruppen oder auf die ganze Gesellschaft zu unterscheiden. Während solche kollektive Traumata zweifellos langfristige Auswirkungen auf bestimmte Gemeinschaften insgesamt wie beispielsweise die indianischen Ureinwohner Amerikas, die Afroamerikaner und das jüdische Volk haben, sind sie nicht als Teil des Weitergabeprozesses von Traumata zu betrachten , der nur im Rahmen einer spezifischen Eltern-Kind-Konstellation und nicht im breiteren gemeinschaftlichen Kontext stattfinden kann.“22 Obwohl das theoretische Konstrukt einer Weitergabe von Traumata als empirisch belegt betrachtet werden darf, gibt es Dissens unter den Forschern, in welchem Umfang eine Traumatisierung stattfinden kann und ab wann von einer Traumatisierung mit NS-Bezug zu sprechen ist.23 Hintergrund sind Versuche von Opfern, bestimmte Wesenszüge, emotionale Blockaden o.ä. auf ihre Sekundärtraumatisierung zurückzuführen, die nach Meinung der meisten Experten schwerlich als deren Folge betrachtet werden können. Kellermann schreibt dazu, die Theorie der Traumaweitergabe lade bisweilen in der Tat zu „merkwürdigen Vorstellungen “ der Betroffenen ein: „wie zum Beispiel, dass der Schlag, den ein Vater im KZ von einem Gestapo-Offizier erhalten hat, sechzig Jahre später beim Sohn Kopfschmerzen auslösen kann; oder dass sich eine Frau vor Schwangerschaft fürchtet, weil ihre Mutter im 20 Vgl. Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.138. 21 Ebd., S.139. 22 Ebd., S.140. 23 Vgl. zum Gesamtkomplex „Traumatisierung“ auch den Aufsatz von Kapfhammer „Anpassungsstörung, akute und posttraumatische Belastungsstörung“, der aus fachmedizinischer Sicht eine eingehende Analyse der Thematik vornimmt, die allerdings für medzinische Laien nicht einfach zu verstehen ist. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 11 Krieg ein Kind verloren hat. Oder dass beispielsweise eine Mutter, die als Kind einen Brand knapp überlebte, die emotionalen Folgen dieses Ereignisses ihrer Tochter vermitteln könnte, die dann ein halbes Jahrhundert später selbst pyrophobe Neigungen entwickelt und im Traum zu verbrennen glaubt; dass ein Vater, der sich als Jugendlicher beim Fußballspiel das Bein brach, diese Erfahrung in irgendeiner Weise auf seinen Sohn überträgt, der viele Jahre später an einer Beinlähmung leidet.“24 Kellermann hält die Validität solcher Vermutungen und Erklärungen für fraglich. Er führt aber Fallbeispiele auf, in denen die Sekundärtraumatisierung sehr wohl als nachgewiesen betrachtet werden könne: „Der erste Fall betrifft den Sohn einer Holocaust-Überlebenden aus Auschwitz und Bergen- Belsen. Da die Mutter zum Zeitpunkt seiner Geburt im Jahre 1951 noch mit Tuberkulose infiziert war, verbrachte er sein erstes Lebensjahr im Krankenhaus ohne körperlichen Kontakt zur Mutter. Als Folge davon litt er während seiner ganzen Kindheit an Bettnässen und entwickelte nachhaltige Trennungsängste. Er gab ein Vermögen für Psychotherapie und verschiedene medikamentöse Behandlungen aus, war jedoch nur über kürzere Zeitabschnitte emotional stabil. Obwohl seine psychischen Probleme nicht unbedingt direkt von den Nationalsozialisten verursacht wurden, waren sie zweifellos eine direkte Folge davon, was diese seiner Mutter angetan hatten (und zu ihrer Tuberkuloseerkrankung geführt hatte). Ebenso wenig kann bezweifelt werden, dass das erste (und vielleicht prägendste) Lebensjahr des Jungen durch den Mutterentzug stark beeinträchtigt war. Während seine Mutter aus Deutschland Rentenzahlungen für ihren Gesundheitsschaden Lungenkrankheit erhält, ist er nicht entschädigungsberechtigt.“25 Insgesamt, so Kellermann in seinem Fazit, müsse weiter auf diesem Gebiet geforscht werden , um zu tragfähigen Gesamturteilen zu kommen. Sicher sei aber: „Je intensiver sich die Überlebenden mit den tragischen Holocaust-Erlebnissen beschäftigen , desto größer wird selbstverständlich auch der Einfluss auf ihre Kinder. Diese versuchen dann unter anderem, Vater oder Mutter zu trösten. Ein frappierendes Beispiel einer solchen subtilen Eltern-Kind-Interaktion war der Fall einer Tochter, die nachts von den Schreien ihres Vaters, der schreckliche Albträume hatte, aufzuwachen pflegte. Nachdem sie mit ihrem Vater über seine Träume gesprochen und ihn getröstet hatte, so gut sie konnte, ging sie wieder zu Bett und träumte nun selbst die furchterregenden Träume des Vaters weiter. Tagsüber zeigte sie ihre wahren Emotionen und Verfolgungsängste nicht, doch die Angst vor Vernichtung war von da an ihr ständiger Begleiter, und sie litt stumm vor sich hin, so weit sie sich zurückerinnern konnte.“26 24 Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.142. 25 Ebd., S.142f. 26 Ebd., S.147. Diesen Befund bestätigt auch die Klinikerin Ilany Kogan. In ihrem Buch „Der stumme Schrei der Kinder“ berichtet sie von ihren Erfahrungen aus der Therapie von sekundär Traumatisierten mittelbaren NS- Opfern und spricht von der anachronistischen Macht, „welche die Vergangenheit der Eltern auf die Gegenwart des Kindes ausübte.“ Kogan, S.19. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 12 4. Therapie-Vorschläge bzw. -Hilfen Die Psychologen Herzka, Schumacher und Tyrangiel schreiben in ihrer Studie „Die Kinder der Verfolgten“: „Der erste Schritt zu einer (…) heilsamen Integration des Erlebten ist das Finden der Wahrheit, auch wenn sie noch so unbequem und schrecklich ist, und ihre Anerkennung, die nicht nur durch die Betroffenen selbst, sondern vor allem auch durch die Mitmenschen zu erfolgen hat. Erst auf der Grundlage dessen, was wirklich geschah, lässt sich die Wiederholung bekämpfen . Dieser Kampf steht allerdings leider noch in den Anfängen.“27 Dass Gesprächstherapien, die Versuche, den Kindern der Holocaust-Opfer das als tragisch Empfundene ihres Schicksals erträglicher zu machen, eine Art Königsweg zur Trauma-Bekämpfung sind, ja „die Narrativisierung der traumatischen Vergangenheit zur Heilung bzw. Erlösung führt“, erklärt die in Haifa lehrende Soziologin Carol A. Kidron zur gängigen Sichtweise in der medizinisch -psychologischen Forschung.28 Auch Natan Kellermann bestätigt diesen Befund. Er verweist aus seiner eigenen jahrzehntelangen Praxis auf Fälle sekundär Traumatisierter, die für sich einen konstruktiven Umgang mit ihren Erfahrungen gefunden hätten, nachdem sie die Erlebnisse reflektieren konnten und in Gesprächen mit Psychologen (oder vertrauten Freunden) einzuordnen lernten. „Während die einen [die ohne Therapie oder Ansprechpartner blieben, V.S.] mit fürchterlichen Holocaust-Assoziationen aufgewachsen sind, die sie Tag und Nacht verfolgen, erleben andere dieses Erbe als prägendes, sinnstiftendes Vermächtnis für ihr eigenes Leben. (…) Was zunächst als große Last empfunden wird, kann sich zu einem wichtigen, wertvollen Teil des Lebens wandeln. Als Kinder mögen sie sich geschämt haben, dass ihre (damals als Opfer betrachteten) Eltern am Arm eine Nummer eintätowiert hatten. Heute sind sie vielleicht stolz, Kinder von (nun als Helden gewürdigten) Holocaust-Überlebenden zu sein, die in ihrem Leben so viele Widrigkeiten überstanden haben.“29 Ein weiteres probates Mittel zum Umgang mit der Traumatisierung ist die Kunst. Kellermann dazu: „Offensichtlich gelang vielen Vertretern der hier beschriebenen Kategorie innerhalb der Zweiten Generation, einer solchen [positiv gewendeten, V.S.] Identifikation mit den Eltern mittels Musik, Literatur, Theater oder bildender Kunst einen kreativen und künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Alan Berger legte in Children of Job eine umfassende Studie der aus der Zweiten Generation hervorgegangenen Literatur vor, die er als Versuch bezeichnet, mit der ´Anwesenheit von Abwesenheit´ umzugehen. Andere Vertreter dieser Gruppen vermochten dank ihres Holocaust -´Vermächtnisses´ andere Sphären ihres Lebens oder der Gesellschaft im Allgemeinen zu bereichern.“30 27 Zitiert nach den Angaben in der kommentierten Literaturliste der „Aktion ´Kinder´ der Opfer“ im Internet, abrufbar unter: http://www.akdh.ch/ps/ps_17.html (letzter Aufruf: 25.10.2012). 28 Kidron, S.161. 29 Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.158. 30 Ebd., S.157/158. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 13 Weitere Hilfen von Organisationen wie AMCHA sind eher materieller Art. Sie bestehen in juristischem Beistand vor Gericht, in der Hilfe beim Umgang mit Behörden und in der Vermittlung von Teilzeit-Jobs oder Vollzeit-Arbeitsstellen, da die sekundär Traumatisierten häufig infolge ihrer seelischen Störungen nur unzureichend ausgebildet und daher den Anforderungen des Alltags ohne fremden Beistand gewachsen sind.31 5. Zahlen und Fakten zum Ausmaß der Traumatisierung Kurz nach der Gründung von AMCHA in Jerusalem 1978 wurde festgestellt, dass es ca. 150.000 Überlebende des Holocaust in Israel gab32, von denen viele psychosoziale Hilfe angesichts seelischer und körperlicher Spätfolgen benötigten. Etwa 20 % von ihnen litten ständig unter traumatischen Schlafstörungen, Alpträumen, chronischen körperlichen Krankheiten, außergewöhnlicher Nervosität, schweren Depressionen und psychosomatischen Symptomen. AMCHA versuchte, den Überlebenden zu helfen. Die Arbeit wurde allerdings dadurch erschwert, dass in vielen Fällen Therapeuten gefunden werden mussten, die die Muttersprache der Klienten sprachen, weil diese ihre Gefühle und Empfindungen darin besser ausdrücken konnten. Bereits im ersten Jahr kamen in Israel etwa 500 Personen zur Beratung, davon erhielten allein 100 eine Einzelbehandlung, in Form von Kurz- und Langzeittherapien, Gruppenarbeiten und sozialer Unterstützung.33 Eine nicht unerhebliche Zahl der AMCHA-Klienten waren schon damals Kinder der Überlebenden , also Angehörige der Zweiten Generation.34 Wie viele davon an psychischen Problemen leiden, die auf sekundäre Traumatisierung zurückgehen, also auf die „Wucht der seelischen Deformation der Opferkinder“35 schließen lassen, ist unklar, ja, laut Kellermann , „in der Forschung höchst umstritten.“36 So hätten sich bisher keine Befunde empirisch auffinden lassen, dass unter den Nachkommen von Holocaust-Überlebenden signifikant höhere Anteile von psychischen Störungen vorliegen als in jeder beliebigen anderen Bezugsgruppe. Kellermann verweist etwa 2011 auf eine aktuelle Untersuchung des Israel National Health Survey (IHNS), in der „430 Nachkommen von Holocaust-Überlebenden mit Personen verglichen wurden, deren Eltern nicht in Gebieten unter NS-Besatzung gelebt hatten . In Bezug auf Psychopathologie und andere Gesundheitsparameter wurden zwischen den beiden Gruppen keine statistischen Unterschiede festgestellt. Die Autoren folgerten daraus , dass es der Generation der Holocaust-Überlebenden trotz widrigster Lebensumstände 31 Vgl. Hardtmann, S.261-262. 32 Ebd. Die Zahlenangaben sind mittlerweile präzisiert und auf 200.000 erhöht worden, so etwa auf der Homepage des deutschen Zweigs von AMCHA, aufgerufen am 25.10.2012 unter: http://www.amcha.de/wasistamcha.html. 33 Vgl. Hardtmann, S.261-262. 34 Ebd. 35 Ausdruck von Dina Wardi aus ihrem Buch „Siegel der Erinnerung. Das Trauma des Holocaust. Psychotherapie mit Kindern von Überlebenden“, S.9. 36 Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.155. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 14 offensichtlich gelungen war, die psychische Gesundheit ihrer Kinder bis zum Erwachsenenalter zu bewahren.“37 Kellermann weiter: „Wir dürfen also mit einiger Sicherheit schließen, dass die Zweite Generation in ihrer Gesamtheit verglichen mit anderen Bevölkerungsgruppen nicht häufiger an emotionalen Störungen leidet, da die empirische Forschung diese Annahme nicht bestätigen konnte. Wir fragen also nicht mehr, ob Kinder von Holocaust-Überlebenden generell häufiger an psychischen Störungen leiden, da wir wissen, dass das nicht der Fall ist.“38 Der AMCHA-Direktor plädiert dennoch dafür, das Problem deshalb nicht kleinzureden. Denn, es sei „Tatsache, dass immer noch viele unter ihnen [den sekundär Traumatisierten der Zweiten Generation, V.S.] psychotherapeutische Hilfe für eine ganze Reihe von Problemen suchen. Diese klinische Untergruppe leidet offensichtlich an Symptomen, die mit dem Trauma ihrer Eltern zusammenhängen . Nach manchen Schätzungen sollen etwa 15 Prozent von ihnen an einer spezifischen Art des so genannten second-generation-Syndroms leiden. Statt also weitere allgemeine Vergleiche anzustellen, sollten wir versuchen, die spezifischen Charakteristiken dieser klinischen Untergruppe zu benennen und das second-generation-Syndrom zu definieren. Basierend auf der Beschreibung solcher Fälle in der Literatur und der klinischen Praxis, bin ich der Auffassung , dass dieses Syndrom eine Prädisposition für eine Reihe psychologischer Probleme umfasst, wie Posttraumatische Belastungsstörung, Ablösungs- und Individuationsschwierigkeiten, eine widersprüchliche Mischung aus Resilienz und Anfälligkeit in Stresssituationen, eine Persönlichkeitsstörung oder diverse neurotische Konflikte, Angst- und Depressionsphasen in Krisenzeiten sowie ein mehr oder weniger beeinträchtigtes berufliches, soziales und emotionales Verhalten, mit einer Problematik in Bezug auf das Selbstverständnis, das Wahrnehmungsvermögen, die Affektivität und den zwischenmenschlichen Bereich.“39 Gemessen an diesem Kriterium gibt es derzeit einige zehntausend Opfer in Israel, auf die die Definition „sekundär traumatisierte Kinder von NS-Opfern“ zutrifft.40 Zahlen für andere Länder oder weltweit liegen nicht vor. 6. Entschädigungsforderungen Einen ersten Vorstoß, finanzielle Entschädigungen für die sekundär traumatisierte zweite Generation von NS-Opfern zu erwirken, machte im Jahr 2007 der „Fisher Fund“, eine israelische Wohltätigkeitsorganisation , die sich um Hilfe für Holocaust-Überlebende bemüht.41 Der Generaldirek- 37 Ebd. 38 Ebd. 39 Ebd., S.156. 40 Vgl. dazu Smith, Legacy of the Shoah, gesamter Artikel. 41 Ebd. Weitere Institutionen, die sich der Interessen von jüdischen Holocaust-Opfern angenommen haben, zum Teil aber darüber hinaus gehende Aufgaben wie die allgemeine Förderung jüdischer Kultur und jüdischen Lebens wahrnehmen, werden erwähnt in Ehrlich (Hrsg.), Der Umgang mit der Shoah. Eine dieser Institutionen Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 15 tor des Fund, Baruch Mazor, wandte sich an das damals von Peer Steinbrück (SPD) geführte Bundesfinanzministerium und bat um Zahlungen in Höhe von 10-20 Millionen Dollar jährlich, um die Kostenbelastung für die weitere psychiatrische Behandlung der sekundär Traumatisierten stemmen zu können. Nach Mazors Angaben sei nur „a small minority of survivors´ children“42 traumatisiert und es stelle für den deutschen Staat daher keine ungebührliche Belastung dar, für die Summen in der genannten Höhe aufzukommen. Der Fisher Fund kündigte juristische Schritte an für den Fall, dass es zu keiner gütlichen Einigung komme. Eine solche wurde dann in der Tat nicht erreicht. Minister Steinbrücks Sprecherin Ingeburg Grüning sagte, dass Deutschland sich zwar seiner Verantwortung für die Opfer bewusst sei und bis 2007 auch 64 Milliarden Euro für finanzielle Wiedergutmachungsmaßnahmen aufgebracht habe. Dem Appell des Fisher Fund könne man jedoch nicht entsprechen, da nach der gängigen Rechtslage Entschädigungen nur von direkten Opfern der Nazi-Gewalt gefordert werden könnten, nicht aber von deren Nachkommen. Dies ergebe sich, so Grüning im Auftrag des SPD- Bundesfinanzministers, aus den Prinzipien internationaler Abkommen bezüglich der Holocaust Reparationen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland vor Gericht zu einer Zahlung verpflichtet werden könnte, erschien Frau Grüning unter diesen Umständen gering.43 Diese Auffassung teilt prinzipiell Natan Kellermann, der 2011 schreibt, dass eine solche Argumentation [wie die des Fisher Funds, V.S.] „vor Gericht keinen Bestand hätte, wollten Angehörige der Zweiten Generation von der deutschen Regierung Entschädigung einfordern für das Leid, das ihnen widerfuhr, weil sie in gestörten Familien von Holocaust-Überlebenden aufwachsen mussten.“44 Gleichwohl wünscht sich Kellermann eine finanzielle Regelung, von welcher Seite auch immer sie kommt. Denn die materielle Situation der Betroffenen sei mehr als prekär: „They have not been able to study or develop a profession because of their condition”, sagte Kellerman im Interview mit dem Spiegel-Auslandsreporter David Gordon Smith 2007 und verwies auf die zunehmende Schwierigkeit, seine eigene medizinische Hilfeleistung unter den sich verschlechternden finanziellen Rahmenbedingungen aufrechterhalten zu können.45 Die Regierung in Israel selbst hat keine Mittel, den sekundär Traumatisierten zu helfen. Entsprechende Forderungen des Fisher Fund oder anderer Opfervereinigungen lehnte sie unter Verweis auf die ungünstige Haushaltslage des Landes ab. Parlament und Regierung Israels sehen sich daher dem Vorwurf ausgesetzt, durch Untätigkeit zugelassen zu haben, dass selbst die primär ist die Vereinigung B´nai B´rith (übersetzt: „Söhne des Bundes“), die auch die weltweit größte jüdische Jugendorganisation besitzt (B.B.Y.O.) und in der Anti Defamation League (ADL) aktiv ist. 42 Vgl. dazu Smith, Legacy of the Shoah, gesamter Artikel. 43 Ebd. 44 Kellermann, „Geerbtes Trauma“, S.143. 45 Vgl. Smith, Legacy of the Shoah, ganzer Artikel. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 16 Traumatisierten inzwischen von akuter materieller Not heimgesucht werden. Dabei schwingt der Israel-interne Vorwurf mit, die Milliarden deutscher Entschädigungszahlungen seien entweder unsachgemäß verwendet oder zu sorglos aufgebraucht worden. Jedenfalls hätten viele der direkt Betroffenen nichts davon gehabt. Dazu Smith 2007: „There is currently an outcry in Israel about the fact that one third of Holocaust survivors, according to a recent report, are living in poverty.”46 Unter diesen Umständen sei klar, dass für die sekundär Traumatisierten erst recht kein Geld aus heimischen Quellen beschafft werden könne, habe doch selbst der größte Geldgeber der Hilfseinrichtung AMCHA, die „Conference on Jewish Material Claims against Germany“ in seinen Statuten verankert, nur die Holocaust-Überlebenden zu unterstützen, nicht deren Kinder.47 Der Fisher Fund erwägt daher weiterhin, juristische Schritte gegen Deutschland zu ergreifen, um die erforderlichen Hilfsmittel von hier zu bekommen. Aufgrund der erwähnten internationalen Abkommen und der als gängig akzeptierten Beschränkung von Entschädigungszahlungen auf direkte Opfer sind aber noch keine konkreten Anstrengungen zu einer juristischen Auseinandersetzung unternommen worden. Baruch Mazor rechnete allerdings 2007 damit, dass über kurz oder lang der Rechtsweg mit Erfolg beschritten werden könne, weil die israelische Öffentlichkeit hinter dem Anliegen stehe und den Forderungen publizistisch-moralischen Nachdruck verleihen werde: „If those conversations we are having now are not fruitful, then there will be a very strong, decisive and clear demand that is 100 percent supported by the general public here“, sagte Mazor gegenüber Gordon Smith.48 Ob es zu diesem Rechtsstreit wirklich kommt, lässt sich gegenwärtig nicht abschätzen. 7. Literatur Anderson, Mark M. (2005), Die Kinder und der Holocaust – eine amerikanische Geschichte, in: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, 59 (2005), 7, S.571-585. Baer, Udo; Frick-Baer, Gabriele (2010), Wie Traumata in die nächste Generation wirken – Untersuchungen, Erfahrungen, therapeutische Hilfen, Neukirchen – Vluyn: Affenkönig Verlag . Bergmann, Martin S. et al. (Hrsg.) 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Weltkrieges , also um die primär Traumatisierten. http://www.esra.at/ Homepage des Wiener Therapiezentrums ESRA, das Überlebenden der NS-Verfolgung und ihren Nachkommen entsprechende HIlfe anbietet. http://www.amcha.de/wasistamcha.html Auch in Israel gibt es ein spezielles Institut für die psychologische Betreuung von Holocaust -Opfern und deren Angehörigen. http://www.amcha-stiftung.de/ Deutschland-Ableger AMCHA-Stiftung. http://www.forumkriegsenkel.de/ Offenes Forum zum Thema. Hier findet sich im Menü auf der linken Seite eine sehr umfangreiche Literaturliste. http://www.uni-forst.gwdg.de/~wkurth/psh/tagung2012.htm Die Gesellschaft für Psychohistorie und Politischer Psychologie hat im Frühjahr 2012 ihre Jahrestagung unter dem Thema "Die Kinder der Kriegskinder" abgehalten. http://www.psychohistorie.de/Abstracts_26_Jahrestagung_G%F6ttingen_03_2012_.pdf Dies ist der Link zu den Abstracts der Tagungsbeiträge. http://www.wienerlibrary.co.uk/ Spezialbibliothek zum Thema. http://www2.wienerlibrary.co.uk/ Link zum elektronischen Katalog der Spezialbibliothek. Zum Schlagwort (subject term) "second /third generation" erhält man hier eine Trefferliste mit 224 Titeln. Forschungsprojekte: Ambivalenz-, Belastungs- und Trauma-Erfahrungen der Kriegsgenerationen Kontakt: Prof. Dr. Jürgen Zinnecker: juergen.zinnecker@kwi-nrw.de, Prof. Dr. Gereon Heuft: heuftge@mednet.uni-münster.de Angaben aus der Datenbank GESIS Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000 - 122/12 Seite 20 Kriegskindheit im Spiegel der psychologisch-psychotherapeutischen Literatur (Vorstudie im Rahmen des Gesamtprojekts 'Deutsche Kriegskindheit und ihre Folgen') Leitung: Prof. Dr. Michael Ermann (michael.ermann@psy.med.uni-muenchen.de) Angaben aus der Datenbank GESIS