Deutscher Bundestag Wissenschaftliche Dienste WD 1 -107/08 Abchasien und Südossetien - Ausarbeitung - 0 2008 Deutscher Bundestag - Zusammenfassung - Am 25. August 2008 erkannte die Russische Föderation die Republik Südossetien und die Republik Abchasien den Widerstand der Europäischen Union und der USA an. Damit hatte der Konflikt zwischen Georgien und Russland, der seit Jahren schwelte und in dessen Kern es um die wirtschaftliche und politische Einflussnahme in den Regionen Abchasien, Südossetien sowie auch Transnistrien geht, einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Im Zuge des mit der „Rosenrevolution'• in Georgien eingeleiteten Machtwechsels verschob sich die politische Ausrichtung des Kaukasuslandes weg von Russland hin zu den USA und der europäischen Union. Georgiens Wunsch, in die Nato aufgenommen zu werden und der EU steht in Widerspruch zu den Interessen Russlands, das eine Ausweitung der Nato bis an seine Grenzen unbedingt verhindern möchte. Georgien erhoffte sich bislang durch einen Nato-Beitritt die Lösung seines Konflikts mit den separatistischen Landesteilen. Russland hingegen ging davon aus, dass ein solcher Nato- Beitritt solange nicht zustande käme, solange es Georgien nicht gelänge, die Auseinandersetzungen um Abchasien und Südossetien zu beenden. Eine kurzfristige Lösung scheint in Anbetracht der jüngsten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und Georgien, der Anerkennung der beiden separatistischen Territorien durch die Russische Föderation und nicht zuletzt in Anbetracht der historischen Entwicklung Abchasiens und Südossetiens, die weitestgehend ein Produkt der zaristischen wie der sowjetischen Kolonialzeit ist, wohl mehr denn je in weite Ferne gerückt zu sein. Inhaltsverzeichnis der 4 9 10 11 2. 3. 4. s. 6. Länderkurzbeschreibung Geschichtliche Prozesse bis zur Konsolidierung Sowjetunion Ethnische Säuberungen ab den 1930er Jahren Entwicklungen in der nachsowjetischen Ära Inwieweit sind internationale Gremien mit dieser Region Literatur -4- Länderkurzbeschreibung Bereits im Jahr 2006 stimmten die Bewohner Abchasiens in einem Referendum mehrheitlich Kir die Unabhängigkeit der autonomen Teilrepublik von Georgien. Bis zum 25. August 2008 wurde die Republik Abchasia.l nicht international anerkannt . Neben der Russischen Föda•ation hat sich inzwischen lediglich Nicaragua ebenfalls zur Anerkennung entschlossen. Hauptstadt und wichtigster Hafen des an der Ostküste des Schwarzen Meeres liegenden Territoriums ist Suchumi, Einer Volkszählung von 1989 zufolge lebten über 500 000 in Abchasien, von denen fast 50 Prozent ethnische Georgier warn Der „Titularnation" der Abchasen gehörten ca. 18 Prozent der Bevölkerung m, weitere 15 Prozent bezeichneten sich jeweils als Russen und Armenier. Während des georgisch-russischen Krieges zwischen 1992 und 1994 flohen schätzungsweix 250 000 Menschen aus Abchasien, in der Mehrzahl georgischer Nationalität. Die UNO geht heute davon aus, dass die Bevölkerungszahl auf 230 000, wenn nicht sogar auf 200 000 Personen zurückgegangen ist. Ein großa Teil der heutigen Bevölkerung, ca. 80 bis 85 Prozent, vertilgt über einen russischen Pass. Durch die Vertreibung Oder Flucht der Einwohner georgischer Ethnie vollzog sich auch ein Wandel des konfessionellen bzw. religiösen Gefiges. Während die Georgier Christen sind, handelt es gich bei den Abchasen Muslime. Die Wirtschaft Abchasiens ist eine von der Wirtschaft Georgiens cntflochtene Parallelwirtschaft, die stark an Russland angelehnt ist und von Russland massiv unterstützt wird. Russlmd investiat in den Ausbau der Infrastruktur und in die Tourismusindust:rie; schließlich handelt es sich bei Region um eines der während der Zeiten der Sowjettmion wichtigsten inländischen Urlaubsgebiete. Der Grad der Verflechtung zeigt sich auch darin, dass die Währung der russische Rubel ist. Südossetien Ehemals hatte Südossetien den Status eines autonomal Gebietes, allerdings hob Georgien diesen Status im Jahr 1990 auf. Seither ist der offizielle georgische Terminus „Gebiet Zchinwali". Wie auch in Abchasien sprach sich die Mehrheit der Bevölkerung anlässlich eines Referendums im Jahr 2006 'für die Unabhängigkeit aus; es gibt eine eigene Legislative uml Exekutive. Am 26. August 2008 wur- -5- de die Republik Südossetien von Russischen Föderation anerkannt, Nicaragua schloss sich gleichfalls an. Innerhalb des g&gigen Territoriums ca. 70.000 Einwohner, die Hauptstadt ist Zchinwali. Ethnisch gehört die Mehrzahl der Bevölkerung den Osseten an, und zwar einer Volkszählung von 1989 zufolge zu 66 Prozalt. Weita-hin leben russische und georgische Minderheiten in Südossetien. Wie auch im Falle Abchasiens verfügen 80 bis 85 Prozent der Einwohner über einen russischen Pass. Die Osseten sind Orthodoxe Christen- Russisch ist Amtssprache, der russische Rubel die Währung; auch hier wurde der georgische Lari abgelehnt. Infolge der militärischen Auseinandersetzungen in den Jahren 1992 und 1993 wurde die südossetisehe Wirtschaft stark in Mitleidenschaft gewgen. Korruption und Schmuggel prägen das Bild der von der georgischen Wirtschaft losgelösten Parallel- und Schattenwirtschaft Südosseticns, dic von Russland aus kontrolliat wird. Der von russischer Seite aus Roki-Tunnel, die einzige noch intakte Verbindung zwischen Nord- und Südossetien, ist die wirtschaftliche Hauptschlagader Südossetiens . 2. Geschichtliche Prozesse bis zur Konsolidierung der Sowjetunion Abchasien 1578 wurde das Gebiet zwischan dern Hauptkamm des Kaukasus und dem Fluss Aras durch das Osmanische Reich erobert. Zwar gingen Aserbaidschan und östliche Teile Georgials bald wi&r valoral, westliche Teile und mit ihnen Abchasen blieben aber weiter unter dem Einfluss des Osmanischen Reiches. Während die georgische Bevölkerung an ihrem christlichen Glauben festhielt, konvertierte die abchasische Bevölkerung zum Islarn. 1810 wurde Abchasien rtssisches Protektorat , ab 1864 war es Bestandteil des russischen Zarenreiches. 1866 erhoben sich die Abchasen gegen die russische Darauffin wurden 1866/67 muslimische Abchasen ins Osmanische Reich zwangsweise tnngesiedelt. Auch nach den* russisch-türkischen Krieg 1877/78 griff das Zarenreich zu dieser ethnischen Säuberungsmaßnahme, so dass ca. 400 000 Abchasen ihre Heimat verloren. Im Gegenzug siedelten sich Christäl aus den Schwaraneerküstengebieten des Osmanischen Reiches in Abchasien an. In der jüngeren Geschichte Abchasiens stellt dieser Zeitraum von Aufruhr, Niederschlagung von Aufständen und Deportation einen der nach der Wahrnehmung der Abchasal selbst schmerzlichsten dar. -6- 1918 trat Abchasien als Teil Georgiens der nur kurzzeitig bestehenden Transkaukasischen Demokratisch-Föderativen Republik bei. Georgien erklärte nach nur A.. wenigen Monaten, aus diesem Staatenbund auszutreten. Bis 1921 war Abchasien Teil Georgiens. Nach Besetzung durch die Rote Armee und der Annexion durch die Sowjetunion im März 1921, erfolgte die Proklamation der Abchasischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Deren Unabhängigkeit erkannte Georgien am 21.5.1921 an. Damit war Abchasien übrigen Republiken der Transkaukasischen Sozialistischen Sowjetrepublik, die 1922 von der Annenischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR), Gä)rgischen SSR und der Aserbaidsehanischen SSR gegründet worden war, gleichberechtigt. Diese Phase der Gleichberechtigung fand 1931 mit der Herabstufung zur Autonomen Sowjetrepu- Nik innerhalb d« Georgischen SSR ihr Ende.' Damit ging für Abchasien das Ende jener relativ friedlichen P«iode da „Korelisaziajs• (Einwurzelung), in der die eigene Sprache, Kultur und zunächst auch Religion/Glaube relativ frei ausgeübt werden durften, Stattdessen ließen Stalin, ein Georgier aus Gori und der Berija Tausende Georgier in Abchasien ansiedeln, So dass Abchasen nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit im Land stelltet. Abchasisch war nicht mehr länger Verkehrssprache, abchasische Schulen wurden geschlossen. Ossetien Das russische Zarenreich unterstellte im Rahmen seiner Expansionsbestrebungen in Kaukasien das von den Osseten besiedelte Gebiet südlich des Kaukasus- Hauptkammcs während des 18. Jahrhunderts formell Herrschaft. Im Verlaufe der Befriedungsbestrebungen im 19. Jaru•hundcrt v«hielten sich die im Süden siedelnden christlichen Osseten im Gegensatz zu den muslimischen Osseten des Nordens relativ friedlich gegenüber der russischen Okkupationsmacht. 1918/21 lehnten sich die Ossetal gegen eine Annexion durch die von Mensche- Wiki, wie die Fraktion der „Minderheitlei" innahalb der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands genannt wurde, regierten Republik Georgien auf. Daraufhin marschierten georgische Truppen in Zchinwali ein. Südossetien wurde 1922 als Ossetisc.hes Autonomes Gebiet in die Georgische SSR eingegliedert. I Im Vielvölkerstaat Sowjetunion schuf man Er die als „Nationalitåt• ' anerkannt wurde, ein nxh benanntes Territorium- In Abstufungen u-ardc einem solchen Gebiet jeweils Autonomie in einem unterschiedlichen Grad gewählt. Große Ethnien erhielten ihre eigervn erhelta dieser Republiken kle:irv- Nordossetien hingegen fiel an die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), deren Rechtsnachfolger die Russische Föderation ist. Nordossetien erhielt 1924 den Rang eines nationala Kreises, 1936 stieg es innerhalb der Russischen SSR zur Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Ossetien auf. Wie in allen Gebieten an der Peripherie des russischen Zarenreiches hinterließen dessen Ende und der Abzug zaristischer Beamter ein Vakuum. Die Bolschewiki verfiigten nicht über die Zustimmtmgsmehrheit unter den Bevölkerungen giens und Transkaukasiens, die stattdessen für eigene Nationen plädierten. Solche Bemühungen scheiterten schon im Ansatz, die Folge waren Bürgerkrieg und Anarchie , ein Ausgleich zwischen den Bevölkerungsgruppen gelang nicht und territoriale Konflikte schweltel weitæ Hingegen lassen sich die Anfangsjahre der Sowjetunion nach deren Konsolidierung als eine Phase des verhältnismäßig friedlichen Umbaus beschreiben, ein Zeitraum, in dem eine neue sozialistische Funktionselite zunehmend mit Führungsaufgaben betraut wurde und der von der politischen Führung in Moskau das erforderliche Maß an Flexibilität zugestanden wurde, um sich bewusst als Angehörige jeweiligen nationalen Traditionen und Denkweisen dem neuen System anzupassen. Nur so konnten innerhalb der Nomenklatura z. B. „Kaukasier" Karriere machen und in höchste politische Ämter aufsteigen. Hierzu zählen Josef Stalin , in Gori in der Nähe von Tiflis der Chef der sowjetischen Geheimpolizei Lawrenti P. Berija, der im Gouvernement Suchumi geboren wurde und ethnischer Mingrelier war, Oda auch Grigori K. Ordschonikidse, der zentralen Funktionstråger in der Transkaukasischen SFSR und wie Stalin ethnischer Geor- 3. Ethnische Säuberungen ab den 1930er Jahren Wie auch schon im 19. Jahrhundert wurde der Kaukasus nach den frühen Jahren der Sowjetunion zum Versuchsfeld Integation und ethnischer Diffe- 2 re Territorien, über dk sic Selbstverwaltung entweda im R*mcn eincr Autonomen Sowjetrepublik oder eines Autonomen Gebietes verügen konnten Vgl. hierzu insbesordere Bernhard Chiari: Kommunismus kaaksiEher Prägung: Unabhängigkcit und sowyetische Hatschaft 1917 bis I W l, in: (Hrsg.): zur GcEhichte . Kaukasus, Paderbom u. a. 2008, S. 67-84, hier S. 73. -8- Zu Zweck wurde die von Bolschewiki nach nationalen Kriterien neu organisiert in eingeteilt? Anfängli- Chen Bestrebungen im Sinne da „Einwurzelung", die cin hohes Maß ethnischer Autonomie zuließ, folgte nun die Hegemonisiaung Nation. 1929 fiel der Startschuss für die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Ab Ende der 1920er Jahre bemühten sich die Kornmurüsten um eine Moda•nisierung des Staates , wobei sie westliche Standards vor Augen hattel. Die islamische Rechtspre- Chung (Scharia) wurde aufgehoben, das örtliche Gewohnheitsrecht (adat) ausgesetzt , ebenso wurden örtliche in langer Tradition erprobte Verwaltungs- und Rechtsinstitutionen aufgehobem Islamische und christliche Bildungseinrichtungen wurden geschlossen. Vor allem im aber auch in Georgien begehrten die Einwohner gegen die Zerstörung ihra bisha•igen Lebaugewohnheiten und -welten auf. Die Zunahme stalinistischer Repressionsmaßnahrnen war die Folge, im Zuge ethnischer Säuberungsmaßen wurden Elemente" liquidiert und die Einwohner „rückständiger dqortia•t. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 erfuhr die Veränderung der ethnischen Landkx•te des Landes nochmals eine Dynamisierung. Vertreibung, Umsiedlung und Vernichtung — als Konstanten der Bevölkerungspolitik den Ethnien bereits aus Zeiten des zarischen Russlands ein Begriff— wurden nun zu beliebten Werkzeugen stalinistischcr Säuberungsaktionen. 4 Bevölkerungsgruppen, die nur aufgrund ihrer nationalen Zugehörigkeit in den Verdacht gerieten, mit der Okkupationsarmee zusammenzuarbeiten, wurden zwangsumgesiedelt oder deportiert. Solche Strafmaßnahmen mussten aber auch die Bewohner jener Territorien firchten, aus denen die Rote Armee die deutsche Arme wieder nrückgedrängt hatte. Beispiels- Weise War im Zuge der 1942 cin Teil der Kaukasus-Region fünf Monate lang von der Wehrmacht besetä worden. Am 21. August 1942 wurde auf dem höchsten Berggipfel des Kaukasus, dem Elbrus, die deutsche Reichskriegsflagge gehisst, eine strategisch völlig b«leutungslose Aktion, die kurzzeitig das strategische Desaster der Wehrmacht an der Ostfront kaschierte. Nach der Rückeroberung der Kaukasus-Region durch sowjetische Truppen wurden mehr als 100. 3 Vgl. Jörg Der Krieg 1774-1878: Russische Expansion und zarische Herrschafq Kaukasus, S. 3746 sowie dersJAnselm Doering-Manteuffel: Ordnung durch Terror. Gewaltexzesg und Vernichtung nationalsozialistischen und im Sulinisuschen Imperium, Bonn 2006. -9- 000 Menschen als „feindliche Elemalte" liquidid Auf Beschluss des sowjetischen Politbüros wurden andere einheimische Völker wie Kalmüken, Karatschaier , Tschetschenen, Inguschen und Balkaren, nach Sü)irien oder Kasachstan deportiert .s Erst mit Stalins Tod, 1953, fand diese Russifizierungspolitik Moskaus ein Ende. Für die ethnischen Abchasier in Georgien bedeutete dies eine Aufwertung zur „Titularnation" innerhalb ihres Territoritgns. Ihnen wurde ein Recht auf ein abchasisches Heimatland garantiert sowie das Recht, den Großteil der lokalen Partei - und durch Angalörige ihrer Ethnie zu besetzen. 6 4. Entwicklungen in der nachsowjetischen Ära Nachdem in der Endphase der Sowjetunion von Führem der georgisch nationaldemokratischdi Bewegung Forderungen laut geworden waren, den Autonomiestatus Abchasiens — auch Sücbsset_iens — erklärte Abchasien 1990 seine Souveränität. Im Sommer 1992 folgte die einseitige Erklärung der Unabhängigkeit durch das Abchasische Parlanent. Die Folge war ein Bürgerkrieg. Am August 1992 marschierten georgische paramilitärische in Abchasien ein und besetzten Suchumi. Nicht zuletzt dank russischer militärischer Unterstützung gelangen der abchasischen Seite die Rückeroberung Suchumis und die Zurückdrångung georgischer Truppen aus ihrem Territorium. Internationalen Schätzungen zufolge flüchteten ca. 250 000 Menschäl aus Georgien, in der Mehrzahl Angehörige der georgischen und mingrelischen Ethnial. Russland engagiert sich außerordentlich in die abchasische Wirtschaft, und zwar in Form von Renten und Pensionszahlungen, es tätigt Investitionen in die Infra- Struktur, B. beim und Schienenn&ausbau und beteiligt sich am Ausbau der Tourismuszentren an der Schwaraneerküste. Die abchasische Führung in Suchumi schätzt die russische Unterstützung, allerdings wünscht sie keinen Beitritt zur russischen Föderation, da das demographische Problem, vor dem die ab- 4 Ordnung durch Terror, S. 17 ff. Vgl. Rolf-Dieter Müller. Gebirgsjäger am Elbrus: Der als Ziel nationalsozialistischer in: Chiari: Kaukasus. S. 6744- Vgl. Bruno Coppieters: Westliche Sicherheitssolitik und der Konflikt zwischen Georgien und Abchasien Berichte des Eitanationale Studien, Nr. 12/1999), Köln 1999, hier S. 7. 10- chasische Gesellschaft steht, und die Abwanderung der geistigen Elite aufgrund der Perspektivlosigkeit im eigenen Land beschleunigt würdn.7 Südossetien 1989 wurde die „Südossetische Volksfront" ins Leben gerufen, die die Benachteilung Südossetiens gegenüber den georgischen Kernland beklagte. Eine der Forderungen , die bereits zum darnaligen Zeitpunkt erhoben •wurde, war die Vereinigung mit Nordossetien. Hierin unterscheiden sich die abchasischen und ossetischen Separationsbewegungen. Im September 1990 erklärte Südossetien seine Souveränität . Georgien unter Präsident Swiad Gamsachurdia reagierte mit der Verhån• gung des Ausnahmezustands über Südossetien und Aufhebung des Autonomiestatus . In Folge brach ein Bürgerkrieg aus, Tausende flüchteten aus dem Krisengebiet . Eine russisch-georgisch-ossetischc Waffenstillstandsvcreinbarung fiihrte im Juni 1992 zu einer vorläufigen Beruhigung der Situation. Nach der Übernahme der Prasidentschaft in Georgien durch Michcil Saakaschwili flammte der Konflikt im Juli 2004 wieda auf. Das im Novemb• 2006 durchgefihrte dum zur Unabhängigkeitsfrage Südossetiens wurde intemational nicht anerkannt. Im Frühjahr 2007 wurde von Regierung in Tiflis eine Übergangsverwaltung unter Leitung des Sülosseten Dmitri Sanakojew eingesetn. Wie auch im Falle Abchasiens unterstützt Moskau die Südossetische Wirtschaft massiv. Den Einwohnern wird kostenlose medizinische Versorgung angeboten ebenso wie schulische Bildung. Mobilfunknetzx russischer Anbieter können in der Region genutzt werden, in die Infrastruktur wie den Straßalbau und -ausbau wird von russischer Seite investiert. Zudem kündigte Russland an, eine Pipeline von Nord- nach Südossetien zu bauen urui dies kurz nachdem zuvor dic Verdoppelung der Gaspreise tür Georgien angekündigt worden war. s. Inwieweit sind internationale Gremien mit dieser Region beßsst? Im November 1992 eröffnete die UN ein Büro in georgischen Hauptstadt Tiflis . Im August 1993 begann eine mit dern Mandat des Sicherheitsrates ausgestatteten Militärbeobachtermission UNOMIG (United Nation Obsaver Mission in Georgia) ihre Aufgabe aufzunehmen. Vorgesehen war die Entsendung von 88 Militärbeobachtern — ihre Anzahl ist inzwischen auf 136 angestiegen — sowie ei- 7 Vgl. Kunze, Thomas / Bonet, Henri: Zwischen Europa und Russland. Zur Lag e der abtrünnigen Republiken Transnistrien, und Südossetien, a: KAS Auslandsmformatioxn -11- nes kleinen zivilen Unterstützer-Stabes. UNOMIG ist direkt dem UN- Generalsekretär unterstellt und jeweils mit zeitlich befristetem Mandat ausgestattet . Das Mandat umfasst u. a. die Beobachtung der entmilitarisierten Sicherheitszonen in den Regionen Gali und Sugdidi, die Oerprüfung der Waffenstillstandsvereinbarungen sowie die Beobachtung der in Abchasien stationierten GUS- Fnedenstruppen. 8 Das ist in Suchumi. Im Herbst 1996 eröffnete der UN-Sicherheitsrat zusätzlich ein Büro zum Schutz und Förderung der Menschenrechte in Abchasien (HROAG), das von der OSZE und dem Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCR) gemeinsam betrieben wird. In Südossetien agiert eine aus den Verbänden der ehemaligen Konfliktparteien Russland, Nordossetien und Georgien zusammengestellte Friedenstruppe (Joint Peacekeeping Forces, JPKF) von 1500 Mann. Unter zussischem Kommando stehend lautete der Auftrag, den seit dem August 2004 währenden Waffenstillstand zu überwachen. 6. Literatur Baberowski, Jörg: Stalinismus und Nation: Die Sowjetunion als Vielvölkerreieh 1917-1953, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 54. Jg. (2006), Heft 3, S. 199-213. Baberwoski, Jörg Doering-Manteuffel, Anselm: Ordnung durch Tenor. Gewaltexzesse und Vernichtung im nationalsozialistischen und im stalinistischen Imperium , Bonn 2006. Bielawski, Martina / Hallbach, Uwe: Der georgische Knoten. Die Südossetienkrise im Kontext georgisch-tussischer Beziehungen, SWT-Aktuell, September 2004, http://www.swp-berlin.org/common/get_documentphp?asset_id—1582. Bimboes, Detleff: Zündstoff Öl und Gas. Die alte und neue konfliktregion Kaukasus — Kaspisches Meer, hrsg. in Zusammenarbeit mit der Infomationsstelle 1/07, S. 6-30,hierS. 21. 8 vgl. http ://www.einsatzbundeswehr.de/CI 256F 1 C JMA4821 NFODE; vgl. http://www.unomig.org. -12- Wissenschaft und Frieden e.V. (z W & F Wissenschaft und Frieden, Dossier Nr. 34). Chiari, Bernhard (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte. Kaukasus, Paderborn u. a. 2008. Coppieters, Bruno: Westliche Sicherheitspolitik und der Konflikt zwischen Georgien und Abchasien (z Baichte de Bundesinstituts für ostwissenschaftliche internationale Studien, Nr. 12/1999), Köln 1999. Halbach, Uwe: Russland und Georgien: Konfrontation im Umfeld Europas, in SNMP-Aktuell, Juni 2007 , http://www.swp-berlin.org/common.'get_docunent.php?asset_id—4099. Kunzz, Thomas / Bonet, Henri: Zwischen Europa und Russland. Zur Lage der abtrünnigen Republiken Transnistria•., Abchasien und Südossctien, in: KAS Auslandsinformationen 1/07, S. 6-30, http 10097-544-1-30. pdf. Kunze, Thomas: Krieg um Sikiossetien. Nato und EU zwischen Russland und Georgien (z KAS Länderba-icht), 12. August 2008, http://www.kas.de/wf/doc.'kas_14356-544- I -30.pdf. Plate, Katja Christina: Krieg im Kaukasus. Hintergründe, Bewertung, Perspektive KAS Länder-bericht), 12. August 2008, http://wwsv.kas.de'wf/doc.'kas 14427-544-1-30.pdf.