Bücherverbrennungen seit der Frühen Neuzeit - Ausarbeitung - © 2007 Deutscher Bundestag WD 1 - 106/07 Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Verfasserin: Ausarbeitung WD 1 - 106/07 Abschluss der Arbeit: 25.06.2007 Fachbereich WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Die Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste sind dazu bestimmt, Mitglieder des Deutschen Bundestages bei der Wahrnehmung des Mandats zu unterstützen. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Diese bedürfen der Zustimmung des Direktors beim Deutschen Bundestag. Inhalt 1. Einleitung 3 2. Bücherverbrennungen in der Frühen Neuzeit 4 3. Bücherverbrennungen im 19. Jahrhundert 5 4. Bücherverbrennungen im 20. Jahrhundert 6 5. Bücherverbrennungen im 21. Jahrhundert 8 6. Literaturverzeichnis 10 - 3 - 1. Einleitung Bücherverbrennungen sind symbolische Akte gegen Autoren und die in ihren Büchern verbreiteten Gedanken, die damit gleichsam als unerwünscht „gebrandmarkt“ werden. Bekanntestes Beispiel einer solchen Aktion dürften die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 im nationalsozialistischen Deutschland sein. Belegbar sind Bücherverbrennungen jedoch bereits aus dem alten China, ca. 213 vor Christus. Diese Form der Schriftenvernichtung findet sich besonders im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit sehr häufig. Diese demonstrativen Zerstörungsaktionen wurden öffentlich vollzogen und richteten sich im Allgemeinen gegen die moralischen, politischen oder religiösen Aussagen der Schriften. Der Begriff Bücherverbrennung taucht in Wörterbüchern, Enzyklopädien und Handbüchern als eigenes Stichwort erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts auf.1 Zuvor wurde der Akt der öffentlichen Vernichtung von Schriften durch das Feuer meist mit dem Begriff „Autodafé“ (aus dem Portugiesischen, bezeichnet dort einen „Akt des Glaubens“, der nicht nur die Verkündung, sondern auch die Vollstreckung eines Inquisitionsurteils umfasst) belegt. Gegenstand der Autodafés der Inquisition waren zumeist nicht nur die Verbrennung der Bücher, sondern auch die physische Vernichtung ihres Autors. Die über die Zeiten hinweg zum Teil sehr unterschiedliche Verwendung des Begriffes der Bücherverbrennung führen bisweilen zu Problemen in der Bedeutungszuschreibung. So können damit sowohl obrigkeitliche und hoheitliche Akte gemeint sein, als auch Verbrennungen von Schriften durch einzelne Personen, Gruppen oder den Autor selbst. Auch ein „feuerloses“ drastisches Vorgehen gegen Schriften kann, metaphorisch, als Extremfall von Zensur, so bezeichnet werden. Besonders um 1900 wurde mit „Bücherverbrennung “ häufig schon die bloße Kritik an bestimmten Publikationen bezeichnet.2 Für die öffentliche, angeordnete Form der rituellen Verbrennung von Büchern im weitesten Sinne wird daher in der Literatur zur Verdeutlichung der Begriff „Buchhinrichtung “ vorgeschlagen.3 Da dieser Kunstbegriff jedoch einerseits nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch entspricht und andererseits keinen Erkenntnisgewinn mit sich bringt, soll im Weiteren von Bücherverbrennung die Rede sein. Solche Bücherverbrennung, ob sie von kirchlicher oder staatlicher Seite angeordnet waren oder ob sie aus einem gesellschaftlichen Kreis heraus (z.B. Studentenschaft, Verbindung o.ä.) heraus organisiert wurden, stellten stets symbolische, an die Öffentlichkeit gerichtete Handlungen dar. Das Publikum war wesentlicher Bestandteil der Aktion und 1 Rafetseder (1988), 20. 2 Rafetseder (1988), 21. 3 Rafetseder (1988), 21. - 4 - sollte bei der rituellen, oftmals mit mythisch verklärenden Begleittönen durchgeführten Vernichtung der Bücher unterhalten, vor allem aber informiert und gewarnt werden, sich die Gedanken zu eigen zu machen, derentwegen die Bücher den Flammen übereignet wurden. Das –überwiegend von kirchlichen oder staatlichen Obrigkeiten angestiftete - Vorgehen richtete sich in erster Linie gegen selbständiges Denken und Handeln anderer Personen oder Gruppen und versuchte dadurch, missliebigen freiheitlichen Ideen entgegenzutreten. Es kann daher als besonders drastische Form der Zensur bezeichnet werden. Das Feuer diente dabei nicht nur der publikumswirksamen Inszenierung, sondern trug auch symbolische Merkmale. Die Veranstaltungen wurden oft mit religiösen oder pseudoreligiösen Begründungen unterlegt, und dem Feuer wurde eine reinigende oder göttliche Kraft zugeschrieben.4 Vor allen Dingen war diese Form der Vernichtung ein vergleichsweise schneller und effizienter, weil unrevidierbarer, Prozess der Zerstörung . Wie andere Formen der Büchervernichtung auch, ist die Verbrennung der Versuch, die geistigen Möglichkeiten, die die Lektüre der vernichteten Werke den Lesern eröffnen könnte, zu verschließen. Die Bücherverbrennung stellt einen demonstrativen symbolischen Akt gegen Autoren und die in ihren Werken verbreiteten Gedanken dar, der meist aus Angst vor deren Wirkung inszeniert wird.5 Besonders im Jahrhundert der Aufklärung galt die Bücherverbrennung als Instrument epochaler Zäsuren und Umkanonisierung .6 In der Regel waren (und sind) vor allem die Schriften von Minderheiten betroffen . Viel häufiger als wissenschaftliche Bücher fielen religiöse, philosophische, politische und erotische und allgemein literarische Schriften dem Feuer zum Opfer.7 2. Bücherverbrennungen in der Frühen Neuzeit In der Frühen Neuzeit kam es vor allem zu religiös motivierten Bücherverbrennungen. Durch eine päpstliche Bulle wurde 1501 die Verbrennung aller papstfeindlicher Schriften angeordnet. Als Papst Leo X. im Jahre 1520 eine Bulle gegen Martin Luther erließ, wurden in einigen Städten Deutschlands seine Schriften verbrannt. Luther selbst reagierte , indem er kanonische Rechtsbücher und die päpstliche Bannandrohung in Wittenberg verbrannte. Karl V. erließ ein Mandat zur Verbrennung der Schriften Luthers. In England kam es unter der Leitung des englischen Kardinals Wolsey 1526 in St Paul`s Cross in London unter Anwesenheit von 30.000 Menschen zur Vernichtung Luthers Schriften durch das Feuer. 4 Weiterführend dazu Rafetseder (1988), 79. 5 Körte (2003), 431. 6 Körte (2003), 433. 7 Speyer (1981), 4. - 5 - Im letzten Drittel des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde es in immer mehr Territorien gebräuchlich, missliebige Literatur zu verbrennen. Zu öffentlichen Aktionen kam es vielfach in England. In Frankreich wurden vor allem zwischen 1725 und 1736 vielfach Bücher verbrannt. 1793 rief Robespierre dazu auf, religiöse Bibliotheken und solche Bücher zu verbrennen, in denen der König verherrlicht wurde. Bekannt sind außerdem Verbrennungsaktionen in Europa. 1749 wurde in Dublin ein Buch mit politischer Reformforderung öffentlich verbrannt, 1764 Schriften Voltaires in Den Haag und Genf. In Polen konfiszierte 1757 ein Bischof Talmud-Exemplare und warf sie demonstrativ ins Feuer. In den Jahren 1772 und 1794 wurden, ebenfalls in Polen , auf Anordnung orthodox-rabbinischer Gemeindeobrigkeiten chassidische Schriften verbrannt. In Rom ließ Papst Klemens XIV. im Jahre 1770 aufklärerische Schriften durch Henkershand öffentlich verbrennen, und unter Pius VI. wurden zwanzig Jahre später freimaurerische Schriften und Utensilien des Grafen Cagliostro verbrannt.8 Aus Deutschland sind öffentliche Verbrennungen aus Köln (1776), Hamburg, Ulm und Dresden bekannt, bei denen Schriften von Voltaire, Ovid und vielen anderen Schriftstellern vernichtet wurden. Außerhalb Europas wurden vor allem in China Buchverbrennungen durchgeführt. Ab 1772 verbot Kaiser Ch’ein Lung bestimmte Bücher und ordnete ihre Verbrennung an. 3. Bücherverbrennungen im 19. Jahrhundert Anfang des 19. Jahrhundert fanden kaum mehr Buchverbrennungen statt, die von Obrigkeiten veranlasst wurden. Bekannt sind die Verbrennungen von Freimaurerschriften in Rom (1815) und Barcelona (1822), sowie eine öffentlich-polizeiliche Aktion in Neapel (1821). In Deutschland kam es bis 1848 zwar zu mehreren Verbrennungsaktionen, diese wurden allerdings in der Regel von Einzelpersonen oder Gruppen initiiert. 1830 verbrannte man in Hessen-Darmstadt Steuerrollen, Zolltarife und Mautakten. 1848 fand eine feierliche Aktenverbrennung in Baden statt. Am Rande des Wartburgfestes wurde 1817 eine Bücherverbrennung durchgeführt. Das Autodafé war Bestandteil eines Festes auf Einladung der Jenenser Burschenschaft, das zum Gedenken an den 300. Jahrestag des Anschlags der Thesen Luthers und des 10. Gedenktags an die Völkerschlacht bei Leipzig abgehalten wurde. Im Rahmen dieses Festes hielten die versammelten rund 500 Studenten ein „Feuergericht“ über „undeutsche “ Schriften ab, bei dem alle als unpatriotisch oder absolutistisch-unterdrückerisch geltenden Schriften und Symbole verbrannt wurden, darunter der Code Napoléon, der die Zivilgesetzgebung auch in Deutschland maßgeblich prägen sollte. Statt der echten Bücher wurden allerdings mit den Titeln versehene Makulaturbündel ins Feuer gewor- 8 Rafetseder (1998), 233. - 6 - fen. Die Auswahl der – symbolisch – verbrannten Bücher machte bereits einen ambivalenten , zwischen liberalem Gedankengut und rückwärtsgewandtem Denken oszillierenden Charakter der Veranstaltung deutlich, aus der heraus schließlich die Allgemeine Deutsche Burschenschaft entstand. In Neapel verbrannten Studenten 1865 päpstliche Schriften und drei Jahre später wurde in Madrid das Konkordat öffentlich ins Feuer geworfen. Auch Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts wurden nur wenige Bücherverbrennungen durch Obrigkeiten initiiert, so zum Beispiel 1896 im Rahmen einer Polizeiaktion in Russland, wo eine Schrift Lenins verbrannt wurde. Auf Veranlassung von Bischöfen kam es davor zweimal zur Büchervernichtung durch das Feuer: 1859 in Bogotá (Kolumbien ) und 1861 in Barcelona. 4. Bücherverbrennungen im 20. Jahrhundert Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Bücherverbrennungen zunächst fast völlig unbekannt . Aus den USA sind allerdings einige öffentlich-demonstrative Schriftenverbrennungen dokumentiert. 1917 wurden in Wyoming und 1918 in Cleveland/Ohio deutsche Bücher verbrannt. 1936 wurde im Rahmen eines Ehescheidungsprozesses das (nicht für die Öffentlichkeit bestimmte) Tagebuch der Schauspielerin Mary Astor auf Anweisung des Richters im Gerichtsofen verbrannt, weil es als pornographisch eingestuft wurde. In den zwanziger Jahren kam es in Österreich und Irland zu öffentlichen Bücherverbrennungen , und 1932 sollen in Polen abermals deutsche Werke verbrannt worden sein. In den dreißiger Jahren ordnete der griechische Diktator Ioannis Metaxas die öffentliche Verbrennung des Gedichtzyklus „Epitaphios“ und weiterer Werke von Giannis Ritsos an. Im nationalsozialistischen Deutschland kam es zu mehreren groß angelegten und zentral organisierten Bücherverbrennungen. Am 10. Mai 1933 warfen bei der zentralen Veranstaltung in Berlin nationalsozialistische Studenten und Professoren und ihre Sympathisanten auf dem Opernplatz in Berlin eine große Anzahl von Büchern ins Feuer. Gleichzeitig wurden in vielen anderen Universitätsstädten im gesamten Deutschen Reich insgesamt rund 20.000 Bücher verbrannt, die größtenteils zuvor schon als „undeutsch“ bezeichnet und auf eine „Schwarze Liste“ gesetzt worden waren. Unter den vernichteten Werken befanden sich unter anderem Schriften von Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Bertolt Brecht, Erich Kästner und Lion Feuchtwanger. Die Aktion erfolgte in Berufung auf die Bücherverbrennung während des ersten Wartburgfestes und wurde in fast allen Gemeinden im engen Einvernehmen mit den Lokalbehörden durchgeführt. In manchen Städten nagelte man zusätzlich einzelne Schriften an Schandpfähle. Gegen - 7 - viele der Schriftsteller wurde in der Folge ein Arbeitsverbot verhängt. Die Stigmatisierung der Autoren bedeutete die Vernichtung ihrer beruflichen Existenz9, zugleich verursachte die physische Vernichtung und Indexierung einen enormen Verlust für das deutsche Geistesleben. Im März 1938 inszenierte in Österreich Karl Springenschmid, ein Schriftsteller und NSDAP-Mitglied, in Salzburg auf dem Residenzplatz ein Autodafé. Ein Jahr später wurde bei der Besetzung Polens die Zentrale Heeresbibliothek in Warschau und die Bibliothek des Majoratsgutes von Przezdziecki verbrannt. Im nationalsozialistisch besetzten Elsass wurden 1941 im Rahmen einer „Entwelschungsaktion“ mehrere Bücherverbrennungen durchgeführt. Um 1945 wurden die USA für „book-burnings“ aller Art bekannt.10 Die Aktionen richten sich hauptsächlich gegen politisch links ausgerichtete Schriften. So wurden die Bestände eines kommunistischen Buchhändlers verbrannt und die „kommunistische“ Literatur aus den Bibliotheken der United States Information Agency verbannt. Am Westberliner Bahnhof Zoo verbrannte 1948 eine Menschenmenge sowjetisch lizenzierte Zeitungen. Auch außerhalb Nordamerikas und Europas kam es in dieser Zeit wieder häufiger zu demonstrativen Schriftenverbrennungen. In Indonesien wurden 1964 Bücher des US- Informationszentrums und die US-Flagge vor Publikum verbrannt. Einige Jahre später verbrannte man in Djakarta kommunistische Bücher, in China die heiligen Schriften der dortigen Moslems. Verbrennungen, die sich gegen den Marxismus richteten, gab es in Chile (1973) und wenig später auch in Thailand. Bekannt ist, dass auch im Iran mehrfach politisch motivierte Bücherverbrennungen vollzogen wurden.11 Die aufgezählten zeitgenössischen Bücherverbrennungen unterscheiden sich allerdings meistens von denen der frühen Neuzeit. Es sind vor allem Einzelne oder Gruppierungen, die die öffentlichen Vernichtungsaktionen durchführen.12 Aber Ende des 20. Jahrhunderts gab es wieder einige „von oben“ angesetzte Aktionen. So ließ das chilenische Innenministerium auf direkten Befehl des Diktators Augusto Pinochet 1986 15.000 Exemplare eines regimekritischen Buches verbrennen. 1989 wurde vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Komeini ein Todes-Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie ausgesprochen, dessen Werke im Jahr davor schon als gotteslästerlich einge- 9 Verweyen (2000), 170. 10 Rafetseder (1988), 274. 11 Rafetseder (1988), 278. 12 Rafetseder (1988), 279, der von einer „Popularisierung“ spricht. - 8 - stuft und in England durch Mitglieder des Bradford Council of Mosques verbrannt worden waren. Im Bosnienkrieg zerstörten serbische Truppen die Bibliothek des Orientalischen Instituts in Sarajevo fast vollkommen. 1999 beschlagnahmten chinesische Behörden hunderttausend Bücher, Kassetten und Videobänder der Falun Gong-Sekte und zerstörten sie. In mehreren Städten kam es zu Bücherverbrennungen. 5. Bücherverbrennungen im 21. Jahrhundert Im Jahr 2000 wird in Griechenland (Thessaloniki) ein Buch des Schriftstellers Mimis Androulakis mit dem Titel „m hoch n“ zum Thema Frau und ihre Sexualität auf Anordnung öffentlich verbrannt. Es ist allerdings anzumerken, dass gerade durch diese Aktion das Werk bekannt wurde und hohe Verkaufszahlen erreichte. In den USA verbrannten christliche Fundamentalisten ein Jahr später, während eines „book-burning“-Gottesdienstes in Pittsburgh, „Harry Potter“-Bücher der Kinder- und Jugendbuchautorin Joanne K. Rowlings. Begründet wurde dieser Akt damit, dass die Darstellung von „Hexen- oder Satansriten“ verwerflich sei und Kinder negativ beeinflussen könnte. Mit derselben Begründung wurden auch CDs von Heavy-Metal- Gruppen, Zeitschriften, Werke von Shakespeare, Videos von Walt Disney (zum Beispiel Pinocchio) vollständig vernichtet. Auch in New Mexico veranlasste ein Pastor die Verbrennung von Harry Potter-Bänden. Allerdings nahm dort die Bevölkerung großen Anstoß daran. Anfang 2001 ließ das ägyptische Kulturministerium auf Druck islamischer Fundamentalisten 6.000 Exemplare homoerotischer Poesie des Dichters Abu Nuwas verbrennen. Im selben Zeitraum kam es in Indonesien bei studentischen Protesten zu mehreren Bücherverbrennungen von Werken, die als links gerichtet eingestuft wurden, sowie von japanischen Comics (Mangas) und CDs. In Neu-Delhi verbrannten im März 2001 Hindus, aus Protest und Vergeltung gegen die Zerstörung der alten buddhistischen Statuen in Afghanistan durch das Taliban-Regime, Kopien des Koran. Im März 2005 ordnete ein Landrat in der südtürkischen Provinz Isparta an, alle in öffentlichen Büchereien und Buchhandlungen befindlichen Schriften des späteren Nobelpreisträgers Orhan Pamuk zu verbrennen. Diesen Aufruf begründete er mit dem Recht der türkischen Nation auf Notwehr gegen haltlose Verleumdungen. Da der Autor vor dem Aufruf schon stark angefeindet worden war, waren schon alle Bücher aus den Bibliotheken und Buchhandlungen entfernt worden, so dass die öffentliche Verbrennung nicht durchgeführt werden konnte. Später hob der Gouverneur der Provinz Isparta die Entscheidung des Landrats auf. - 9 - Zwei Monate später verbrannten in Italien zwei Politiker ein Exemplar des Romans „Sakrileg“ (englisch: „The Da Vinci Code“) von Dan Brown. Sie begründeten ihre Handlung mit der „Verteidigung Jesu“, da in dem Roman behauptet wird, Jesus und Maria Magdalena seien ein Ehepaar gewesen und hätten gemeinsame Kinder gehabt. Im Juni 2006 kam es in der deutschen Stadt Pretzien (Sachsen-Anhalt) auf einem Dorffest zu einer Buchverbrennung, der etwa 60 Menschen, darunter auch der Bürgermeister des Ortes, beiwohnten. Bei dieser Aktion wurden ein Exemplar des Tagebuchs der Anne Frank und eine US-amerikanische Flagge verbrannt. Die Veranstalter wurden zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Am 21. Juni 2007 hat ein hoher muslimischer Geistlicher im indischen Teil von Kaschmir zur Verbrennung der Schriften des Autors Salman Rushdie aufgerufen. Rushdie soll in Kürze von der britischen Königin Elizabeth II zum Ritter geschlagen werden soll. - 10 - 6. Literaturverzeichnis Körte, Mona (2003), „Pyrotechniker der Macht“. Bücherverbrennungen und ihre Wirkung in der Literatur, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 51. Jahrgang, Heft 5, Seite 430-438. Rafetseder, Hermann (1988), Bücherverbrennungen. Die öffentliche Hinrichtung von Schriften im historischen Wandel, Wien, Köln, Graz. Schönhoven, Klaus (2003), Fanal der Barbarei. Die Bücherverbrennung im Mai 1933, Heidelberg. Speyer, Wolfgang, (1981), Büchervernichtung und Zensur des Geistes bei Heiden, Juden und Christen, Stuttgart. Verweyen, Theodor, (2000), Bücherverbrennungen: eine Vorlesung aus Anlass des 65. Jahrestages der „Aktion wider den undeutschen Geist“; Eberhart Lämmert zum 75. Geburtstag , Heidelberg. Zimmer, Hasko (1983), Bildung Bürgertum und Bücherverbrennung. Die „Aktion wider den undeutschen Geist“ 1933, in: Zeitschrift für Pädagogik, 30. Jahrgang, Heft 5, Seite 711-724. Chronologie der Bücherverbrennungen (Sonderbericht zum 70. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die NSDAP) http:www.literaturschock.de/Bodies/specials/buecherverbrennung/chronologie.php. [Stand: 18.06.2007].