Aspekte zum Tag der Bücherverbrennung innerhalb der Erinnerungskultur in Deutschland - Ausarbeitung - © 2008 Deutscher Bundestag WD 1 - 064/08 Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Verfasser/in: Aspekte zum Tag der Bücherverbrennung innerhalb der Erinnerungskultur in Deutschland Ausarbeitung WD 1 – 064/08 Abschluss der Arbeit: 14.05.2008 Fachbereich WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Die Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste sind dazu bestimmt, Mitglieder des Deutschen Bundestages bei der Wahrnehmung des Mandats zu unterstützen. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Diese bedürfen der Zustimmung des Leiters der Abteilung Wissenschaft und Außenbeziehungen. - Zusammenfassung - Zahlreiche Untersuchungen zum Themenkomplex Bücherverbrennung liegen vor, die sich einerseits mit der Bücherverbrennung im Jahre 1933 befassen, andererseits mit der Thematik Bücherverbrennung in historischer, gesellschaftlicher oder auch theologischer Perspektive. Im Kontext nationaler und internationaler Gedenk- und Feiertage ist der Tag der Bücherverbrennung formal gesehen nachrangig. Dennoch genießt der 75. Jahrestag der Bücherverbrennung im Jahre 2008 eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit , was sich an Umfang und Qualität der Gedenkveranstaltungen messen lässt. Die Liste der Gedenkveranstaltungen ist lang. In zahlreichen Städten, an Universitäten, in Bibliotheken, Museen und Büchereien wird mit vielfältigen Veranstaltungen der Bücherverbrennung des Jahres 1933 gedacht. Ein zentrales oder koordiniertes Gedenken der deutschen Hochschulen zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung existiert nicht. Dennoch finden an zahlreichen Hochschulen Veranstaltungen statt. Die Bücherverbrennung wirkte nachhaltig weiter, die Wiederentdeckung der von den Nazis 1933 verbotenen Dichter blieb nach 1945 aus, so das Fazit von Jürgen Serke in seinem Buch „Die verbrannten Dichter“. Es existieren mehrere Initiativen zur Erhaltung der 1933 verbrannten Bücher und der verfemten und verfolgten Autoren: Die Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris startete bereits ein Jahr nach der Bücherverbrennung, im Mai 1934; in einem Archiv der verbrannten Bücher hat der Münchner Georg Salzmann etwa 10.000 Bände, auch Neuauflagen und Biografien von 80 verfolgten Autoren zusammengetragen ; in den 80er Jahren gab der S. Fischer Verlag die Serie „Verboten und verbrannt /Exil“ heraus; schließlich legt aktuell das Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ) in Potsdam 300 Bände der von den Nazis verbrannten Autoren neu auf. In Schulen wird das Thema Bücherverbrennung auf Grundlage der Lehrpläne in verschiedenen Fächern aufgegriffen: sozialkundlich-philosophische Fächer, Geschichte, Sprachen und Literatur , Deutsch. Das spezielle Unterthema "Bücherverbrennung" taucht in den Lehrplänen oftmals in der Formulierung nicht eigens auf, ist aber natürlich unter den einzelnen in den Lehrplänen formulierten Schwerpunkten subsumiert. Ein Blick in die Schulbücher zeigt, dass das Thema für den Unterricht vorgesehen ist. Schließlich ist hervorzuheben, dass viele der von den Nationalsozialisten als "undeutsch" diffamierten Schriftstellern heute zum festen Bestandteil der Lehrpläne an Schulen der Bundesrepublik Deutschland gehören. Inhalt 1. Einleitung: Welche Personen untersuchen das Thema zurzeit? 5 2. Der Tag der Bücherverbrennung im Kontext anderer Gedenktage 5 3. Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag 7 4. Der Umgang der Hochschulen mit dem Tag der Bücherverbrennung 8 5. Rezeption der „verbrannten Bücher“ 10 6. Die Rolle des Tages der Bücherverbrennung in Lehrplänen und Schulen 10 - 5 - 1. Einleitung: Welche Personen untersuchen das Thema zurzeit? Aktuelle wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu den Bücherverbrennungen 1933 stammen u. a. von Stefanie Endlich („Vernichtung“, Giftschrank“, „zweifelhafte Fälle “: Vorgeschichte und Folgen der Bücherverbrennung für jüdische Autoren, Verleger, Buchhändler und Bibliothekare. Berlin: Stefanie Endlich. Stiftung Neue Synagoge Berlin , Centrum Judaicum.), Klaus Schönhoven (Fanal der Barbarei – die Bücherverbrennung im Mai 1933. Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte. Heidelberg, 2003.), Werner Treß („Wider den undeutschen Geist“: Bücherverbrennung 1933. Berlin : Parthas-Verlag 2003.) sowie aus einem Sammelband der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, herausgegeben von Margrid Bircken (Brennende Bücher: Erinnerungen an der 10. Mai 1933. Potsdam, 2003). Zu erwähnen ist auch die Untersuchung von Theodor Verweyen aus dem Jahre 2000 („Bücherverbrennungen“, Heidelberg: Universitätsverlag). Untersuchungen zu Bücherverbrennungen im Kontext christlich-abendländischer Traditionen hat Prof. Hans J. Hillerbrand (Raleigh/Durham, USA) jüngst vorgelegt (Hillerbrand , Hans Joachim. On Book Burnings and Book Burners: Reflections on the Power (and Powerlessness) of Ideas. Journal of the American Academy of Religion. Volume 74, Number 3, September 2006, S. 593-614). Das Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam ist in den vergangenen Jahren u. a. durch das von Werner Treß betreute „Projekt der verbrannten Bücher“ (vgl. Kap. 6) zu einem wesentlichen Ansprechpartner hinsichtlich der Thematik geworden. Grundlegende Forschungen zum Thema Bücherverbrennungen hat Prof. Gerhard Sauter (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) vorgelegt. Sauter forschte über Bücherverbrennungen in China und in Athen, Verbrennungen von heidnischen und häretischen Schriften im 4. Jahrhundert, Bücherverbrennungen von 1479 in Köln bis hin ins 19. Jahrhundert (Gerhard Sauter (Hg.). Die Bücherverbrennung. Zum 10. Mai 1933, München, Wien 1983.). Der amerikanische Literaturwissenschaftler und Zeitzeuge Prof. Guy Stern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mit der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 auseinandergesetzt und ist in diesem Zusammenhang ein angesehener Referent. 2. Der Tag der Bücherverbrennung im Kontext anderer Gedenktage Gedenk- und Feiertage unterliegen einer gewissen Rangordnung. Neben nationalen Gedenk - und Feiertagen kennt der Kalender auch internationale Jahrestage. - 6 - Das Bundesinnenministerium bemerkt zu den nationalen Gedenk- und Feiertagen: „Offizielle Gedenk- und Feiertage gehören zu den Symbolen, durch die sich ein Staat öffentlich darstellt. Durch sie werden kollektiv erlebte Schlüsselereignisse oder -erfahrungen als für die Gegenwart bedeutsam und erinnerungswürdig hervorgehoben . In der gemeinsamen Erinnerung werden an konkreten historischen Erfahrungen die Grundwerte, welche die Staats- und Verfassungsordnung fundieren, anschaulich und erlebbar. Damit tragen Gedenk- und Feiertage auch zur Konsensbildung und Identifikation mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung bei. Das Grundgesetz enthält keine ausdrücklichen Gesetzgebungsbefugnisse des Bundes für das Feiertagsrecht. Für den Schutz einzelner Feiertage sind die Länder zuständig. Eine Ausnahme aufgrund seiner Stellung als Staatssymbol ist der nationale Feiertag : Der "Tag der Deutschen Einheit" am 3. Oktober ist kraft Natur der Sache durch Bundesrecht im Einigungsvertrag geregelt. Zwei Gedenktage wurden wegen ihrer besonderen Bedeutung durch Proklamationen des Bundespräsidenten eingeführt: Der 27. Januar als "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" und der 17. Juni als "Nationaler Gedenktag des deutschen Volkes". Weitere Gedenktage, die bei der Repräsentation des Staates eine wichtige Rolle spielen, sind der 20. Juli, an dem des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und der Opfer gedacht wird, und der Volkstrauertag.“ (http://www.bund.de/nn_58912/Microsites/Protokoll/Nationale-Gedenk-und- Feiertage/Nationale-Gedenk-und-Feiertage-knoten.html__nnn=true) In diesem Kontext ist der 10. Mai als „Tag der Bücherverbrennung“ formal gesehen nachrangig. Die internationalen Gedenkanlässe der Vereinten Nationen unterteilen sich in „Internationale Tage“, „Internationale Wochen“, „Internationale Jahre“ und „Internationale Jahrzehnte“ (vgl.: http://www.unesco.de/116.html?&L=0#c397). Einerseits wird an bedeutende Ereignisse oder Vorhaben erinnert, andererseits wird über den Sachstand verschiedener Problemthemen informiert. Der 10. Mai als Gedenktag zur Bücherverbrennung ist nicht Bestandteil dieser Form der Erinnerungskultur der Vereinten Nationen. - 7 - Dennoch spielen Gedenktage wie der 10. Mai mitunter eine öffentlichkeitswirksame Rolle, nämlich dann, wenn es sich um runde Jahreszahlen der Wiederkehr eines Ereignisses handelt. In diesem Kontext genießt der 75. Jahrestag der Bücherverbrennung im Jahre 2008 eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit, was sich an Umfang und Qualität der Gedenkveranstaltungen ablesen lässt. 3. Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag Die Liste der Gedenkveranstaltungen ist lang, eine Zusammenstellung der Termine im Rahmen dieser Ausarbeitung nicht möglich. Die Aktion „Bücher aus dem Feuer“ (http://www.buecherlesung.de/), eine private Initiative, hat deutschlandweit hunderte von Aktionen aufgelistet (vgl. Anlage). Dennoch sollen hier beispielhaft Veranstaltungen und Aktionen aufgeführt werden, die das Spektrum verdeutlichen, in dem der Bücherverbrennung in Deutschland in diesem Jahr gedacht wird. Die Akademie der Künste, der Börsenverein, das P.E.N. Zentrum Deutschland und der Verband Deutscher Schriftsteller erinnerten am Freitag, den 9. Mai 2008 unter dem Motto "Literatur auf dem Scheiterhaufen – Der Geist im Feuer“ mit einer zentralen Gedenkveranstaltung in der Akademie der Künste am Pariser Platz an den 75. Jahrestag der Bücherverbrennung. Die Rede zum Gedenken hielt Bundespräsident Horst Köhler. (vgl.: http://www.boersenblatt.net/188379/) Auch in zahlreichen anderen deutschen Städten wird an die Bücherverbrennung mit Veranstaltungen gedacht. Beispielhaft sei hier das Gedenken der Stadt Hamburg aufgeführt : Am 7. Mai 2008 fand dort eine Schüleraktion zur Erinnerung an die verbrannten Bücher in den Hamburger Schulen statt, am 8. Mai 2008 startete um 11 Uhr am Platz der Bücherverbrennungen am Isebekkanal eine „Marathon-Lesung“. Weitere Stationen des Lesemarathons waren der Campus der Universität Hamburg, das Lessing-Denkmal am Gänsemarkt, das Heine-Denkmal auf dem Rathausmarkt, der Mönckebrunnen und der Arno-Schmidt-Platz vor der Zentralbibliothek am Hühnerposten. (vgl.: Schütte, Welt online, 28. April 2008.) Auch der Bibliotheksverband nimmt sich des Gedenktages an. In zahlreichen Ausstellungen , Lesungen und anderen Aktionen wird in Büchereien und Bibliotheken der Bücherverbrennung gedacht. So zum Beispiel in der Bibliothek der Fachhochschule Frankfurt am Main mit der Vortragsveranstaltung "Von der Vielfalt zur Einfalt – Zensur und Gleichschaltung im 3. Reich“, der Stadtbibliothek Hannover mit einer Ausstellung zur Bücherverbrennung („10. Mai 1933 - Stichtag der Barbarei“) oder ebenfalls mit einer Ausstellung und einem Literaturverzeichnis der verbrannten Bücher in der Stadtbücherei Waiblingen. (vgl.: http://www.bibliotheksverband.de/buecherverbrennung/) - 8 - Schließlich hat auch der Deutsche Bundestag an den 75. Jahrestag der Bücherverbrennung erinnert. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung am 10. April 2008 zur Zerstörung der Demokratie vor 75 Jahren erinnerten die Redner auch an die Bücherverbrennung. Bundestagspräsident Norbert Lammert nahm das Thema gleich zu Beginn seiner Rede auf: „Als am 10. Mai 1933 mitten in der Hauptstadt unter staatlicher Regie und Aufsicht 20 000 Bücher verbrannt wurden, darunter die Werke der bedeutendsten deutschen Schriftsteller und Publizisten, direkt neben der Staatsoper Unter den Linden, vor der Hedwigs-Kathedrale, gegenüber der Humboldt-Universität - ein bizarres Staatsschauspiel in der unglaublichen Kulisse der Berliner Repräsentationsbauten von Kunst, Kirche und Wissenschaft -, war das sogenannte Tausendjährige Reich gerade einmal 100 Tage alt. Damals hatte das neue Regime innerhalb weniger Wochen nach einem legalen Regierungswechsel schon beinahe alles durchdekliniert, was die nächsten zwölf Jahre bestimmen sollte: Rechtsbruch, Verfassungsbruch, Zivilisationsbruch.“ 4. Der Umgang der Hochschulen mit dem Tag der Bücherverbrennung Ein zentrales oder koordiniertes Gedenken der deutschen Hochschulen zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung existiert nicht. Dennoch finden an zahlreichen Hochschulen Veranstaltungen statt. Beispielhaft seien hier einige dieser Veranstaltungen skizziert: In der Ludwig-Maximilians-Universität München wird an den Tag der Bücherverbrennung mit einer Lesung erinnert: Prominente Münchnerinnen und Münchner lesen aus den Werken „verbrannter“ Autoren. Veranstalter ist das Kulturreferat der Stadt (vgl. u. a. http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/news/meldungen/buecher.html). Die Technische Hochschule Darmstadt befasst sich im Rahmen einer Ringvorlesung zur Geschichte der Hochschule im Nationalsozialismus u. a. mit der Bücherverbrennung in Darmstadt, die am 21. Juni 1933 statt gefunden hat. (vgl. u. a. http://hsozkult.geschichte.huberlin.de/termine/id=9044&count=131&recno=11&sort=da tum&order=down&epoche=18) Die Humboldt-Universität zu Berlin, das spanische Kulturinstitut Instituto Cervantes und die Stiftung Tres Culturas aus Sevilla, sowie die Berliner SPD laden am 10. Mai 2008 zu einer Gedenk- und Kulturveranstaltung mit kulturellen, politischen und wissenschaftlichen Beiträgen anlässlich des 75. Jahrestages der Bücherverbrennung auf den Bebelplatz gegenüber dem Universitätshauptgebäude ein (vgl.: http://www.huberlin .de/pr/pressemitteilungen/pm0804/pm_080416_01). - 9 - Der Studiengang Mediapublishing der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) gedenkt in einer Ausstellung der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933. Am 23. April 2008 wurde die Ausstellung "233 Grad Celsius" eröffnet. „Mit drei verschiedenen Informationsmodulen - Exponaten, Tafeln und dem Nachbau einer Studierstube aus der damaligen Zeit - soll es den Besuchern möglich sein, Voraussetzungen, Ereignisse und Folgen der Bücherverbrennung nachzuvollziehen.“ (http://www.hdmstuttgart .de/aktuell/terminkalender/view?terminid=event20080117172859). Unter dem Motto „Bedroht, verboten und verfolgt – Autorenschicksale damals und heute “ laden Kölner Fachhochschule, Universität, die Hochschule für Musik sowie der Verband deutscher Schriftsteller in Nordrhein-Westfalen zu einer Gedenkveranstaltung am 17. Mai 2008 ein (vgl. u. a.: http://www.verwaltung.fhkoeln .de/kalender/2008/04/verw_msg_01665.html). Der „freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) e.V.“, der Dachverband von Studierendenvertretungen in Deutschland, der mit rund 90 Mitgliedshochschulen über eine Million Studierende vertritt, hatte im Jahre 2003, zum 70. Jahrestag, eine Konferenz zur Bücherverbrennung durchgeführt. Darüber hinaus startete der fzs damals eine Kampagne, in der er die Studierendenvertretungen, hochschulpolitischen Organisationen und Gruppen aus den verschiedenen Städten aufforderte, durch Aktionen, Veranstaltungen und Pressearbeit rund um den Jahrestag an die Bücherverbrennung zu erinnern . In diesem Jahr sind keine Veranstaltungen oder Aktionen des fzs bekannt. Über das Gedenken anlässlich des Jahrestages hinaus wird an mehreren deutschen Hochschulen der Bücherverbrennung und der verfolgten Hochschullehrer dauerhaft gedacht. An der Universität Köln beispielsweise meißelten Steinmetze im Jahr 2005 die Namen von Autoren, deren Werke bei der Bücherverbrennung in Flammen aufgingen, ins Pflaster vor dem Eingang des FH-Gebäudes in der Claudiusstraße. Die Stadt Hamburg hat zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1985 auf dem Gelände der Bücherverbrennung des Jahres 1933 eine Mahnmalsanlage eingeweiht: „In einen erhöhten Halbkreis aus Stein sind vier rote Marmorblöcke eingelassen. Auf den Blöcken befinden sich ein Zitat des Dichters Heinrich Heine, die Titel verbrannter Bücher, eine Auswahl von Namen Hamburger Autoren und Autorinnen, deren Bücher verbrannt wurden, sowie die Aufforderung zum Engagement gegen Faschismus und Krieg.“ (http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/weitere-einrichtungen/landeszentrale-fuerpolitische -bildung/gedenkstaettenwegweiser/ eimsbuettel/nummer-20.html) Auf dem Frankfurter Römerberg, zwischen Alter Nikolaikirche und Gerechtigkeitsbrunnen wurde am 10. Mai 2001 eine Bronzetafel zur Erinnerung an die Bücherverbrennung enthüllt. - 10 - 5. Rezeption der „verbrannten Bücher“ Die Bücherverbrennung wirkte nachhaltig weiter, die Wiederentdeckung der von den Nazis 1933 verbotenen Dichter blieb nach 1945 aus, so das Fazit von Jürgen Serke in seinem 2003 in zweiter Auflage erschienenen Buch „Die verbrannten Dichter“. Schon unmittelbar nach der Bücherverbrennung, zum ersten Jahrestag 1934, gründete der Schriftsteller Alfred Kantorowicz in Paris eine „Bibliothek der verbrannten Bücher “, die Deutsche Freiheitsbibliothek. In aller Welt sammelte die Bibliothek Bücher, die in Deutschland verboten und verbrannt worden sind. Im Jahr 1934 zählte die Freiheitsbibliothek über 11.000 Bände. In einem Archiv der verbrannten Bücher hat der Münchner Georg Salzmann etwa 10.000 Bände, auch Neuauflagen und Biografien von 80 verfolgten Autoren zusammengetragen . Salzmann möchte die Sammlung einem öffentlichen Träger übergeben, der sie als Präsenzbibliothek allen zugänglich hält. (http://www.aktion-patenschaften. de/ sammlung. htm; http:// www. Aktion - patenschaften. de) In den 80er Jahren gab der S. Fischer Verlag die Serie „Verboten und verbrannt/Exil“ (ausgehend von der 1981 begründeten „Bibliothek der verbrannten Bücher“ des Konkret LiteraturVerlags) heraus, in der Bücher publiziert wurden, die zwischen 1933 und 1945 außerhalb Nazi-Deutschlands gedruckt worden waren. 1993 wurde die Reihe eingestellt . Das Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ) in Potsdam legt 300 Bände der von den Nazis verbrannten Autoren neu auf. Bibliotheken von 3000 Oberschulen und Gymnasien in Deutschland und Österreich sollen vom MMZ zwei symbolische Regale zur Verfügung gestellt bekommen. Nicht nur Bücher bekannter Autoren, sondern auch Autoren, die heute weitgehend vergessen sind wird diese Bibliothek enthalten. Als Pilotprojekt wurde im Mai 2006 anlässlich des 73. Jahrestages der Bücherverbrennungen das Werk von Hugo Preuß „Staat, Recht und Freiheit“ neu aufgelegt. (vgl.: http://www.verbrannte-buecher.de/t3/) 6. Die Rolle des Tages der Bücherverbrennung in Lehrplänen und Schulen Im Folgenden soll beispielhaft auf die Verankerung des Themas Bücherverbrennungen in den Lehrplänen beziehungsweise Möglichkeiten zur Einbeziehung des Themas in den Unterricht eingegangen werden. Das Thema Bücherverbrennung kann auf Grundlage der Lehrpläne in verschiedenen Fächern aufgegriffen werden: sozialkundlichphilosophische Fächer, Geschichte, Sprachen und Literatur, Deutsch. - 11 - Aus einer Übersicht des Sekretariats der Kultusministerkonferenz zu "Unterricht über Nationalsozialismus und Holocaust" (Anlage) wird ersichtlich, wie das Thema in den Lehrplänen der Länder in den einschlägigen Fächern verankert ist. Das spezielle Unterthema "Bücherverbrennung" taucht dabei in der Formulierung oft nicht eigens auf, ist aber natürlich unter den einzelnen in den Lehrplänen formulierten Schwerpunkten subsumiert . In den Lehrplänen des Faches Geschichte in Sachsen wird das Thema beispielsweise an den Gymnasien in der Oberstufe im Kontext der Lernziele „Wert der kulturellen Freiheit “ und „Wissen über die Gleichschaltung von Kunst und Kultur im Nationalsozialismus “ namentlich aufgegriffen. An Hauptschulen in Bayern unter dem Lernziel „Beseitigung der kulturellen Vielfalt“. Auch in der Mittelstufe, Klasse 9, wird im Lehrplan Geschichte an allgemeinbildenden Schulen in Sachsen die Bücherverbrennung im Kontext „entartete Kunst“ und „Gleichschaltung“ unterrichtet. Ein Blick in die Schulbücher, die ja auf den Lehrplänen der Länder fußen, zeigt, dass das Thema für den Unterricht vorgesehen ist. Natürlich obliegt es der einzelnen Lehrkraft , wie ausführlich sie sich diesem dann auch widmet. Über die Lehrpläne hinaus, befassen sich viele Schulen mit der Thematik auch im Rahmen von Projektunterricht. Unter dem Titel „Verfemt, Verfolgt - Vergessen?“ stellt beispielsweise das Haus der Bayerischen Geschichte in seiner Reihe „Geschichte frei Haus“ Materialien für Schulen und andere Bildungseinrichtungen zur Bücherverbrennung im Dritten Reich zur Verfügung. (http://www.km.bayern.de/km/asps/presse/presse _ anzeigen.asp?index=1334) Im Deutschunterricht kann das Thema Bücherverbrennung im Rahmen des Wissens über „Exilliteratur“ in den Unterricht eingebracht werden. Dazu existiert ein bundesweites Schulprojekt („Exil-Club - Online-Magazin verfolgter Intellektueller“, www.exilclub.de). Schließlich ist hervorzuheben, dass die von den Nationalsozialisten als "undeutsch" diffamierten Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Erich Kästner, Heinrich und Klaus Mann, Arthur Schnitzler, Anna Seghers, Kurt Tucholsky oder Stefan Zweig heute zum festen Bestandteil der Lehrpläne an Schulen der Bundesrepublik Deutschland gehören. - 12 - 7. Quellen und Literaturverzeichnis Bircken, Margrid (2003) (Hrsg.): Brennende Bücher: Erinnerungen an der 10. Mai 1933. Potsdam. Endlich, Stefanie (2007): „Vernichtung“, Giftschrank“, „zweifelhafte Fälle“: Vorgeschichte und Folgen der Bücherverbrennung für jüdische Autoren, Verleger, Buchhändler und Bibliothekare. Berlin: Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum . Hillerbrand, Hans Joachim (2006): On Book Burnings and Book Burners: Reflections on the Power (and Powerlessness) of Ideas. Journal of the American Academy of Religion . Volume 74, Number 3, September 2006, S. 593-614. Sauter, Gerhard (1983) (Hrsg.): Die Bücherverbrennung. Zum 10. Mai 1933. München, Wien 1983. Schönhoven, Klaus (2003): Fanal der Barbarei – die Bücherverbrennung im Mai 1933. Heidelberg: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte. Schütte, Gisela (2008): Lese-Zeichen gegen rechts. Hamburg erinnert an die Bücherverbrennungen . Welt online, 28. April 2008. Treß, Werner (2003): „Wider den undeutschen Geist“: Bücherverbrennung 1933. Berlin : Parthas-Verlag. Verweyen, Theodor (2000): Bücherverbrennungen. Heidelberg: Universitätsverlag. http://www.bund.de/nn_58912/Microsites/Protokoll/Nationale-Gedenk-und- Feiertage/Nationale-Gedenk-und-Feiertage-knoten.html__nnn=true (Stand: 8. Mai 2008) http://www.unesco.de/116.html?&L=0#c397 (Stand: 8. Mai 2008) http://www.buecherlesung.de/ (Stand: 8. Mai 2008) http://www.boersenblatt.net/188379/ (Stand: 8. Mai 2008) http://www.bibliotheksverband.de/buecherverbrennung/ (Stand: 8. Mai 2008) http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/news/meldungen/buecher.html (Stand: 8. Mai 2008) http://hsozkult.geschichte.huberlin.de/termine/id=9044&count=131&recno=11&sort=da tum&order=down&epoche=18 (Stand: 8. Mai 2008) http://www.hu-berlin.de/pr/pressemitteilungen/pm0804/pm_080416_01 (Stand: 8. Mai 2008) http://www.hdm-stuttgart.de/aktuell/terminkalender/view?terminid=event20080117 172859 (Stand: 8. Mai 2008) - 13 - http://www.verwaltung.fh-koeln.de/kalender/2008/04/verw_msg_01665.html (Stand: 8. Mai 2008) http://www.fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/weitere-einrichtungen/landeszentrale-fuerpolitische -bildung/gedenkstaettenwegweiser/ eimsbuettel/nummer-20.html (Stand: 8. Mai 2008) http://www.aktion-patenschaften.de/sammlung.htm (Stand: 8. Mai 2008) http://www.Aktion-patenschaften.de (Stand: 8. Mai 2008) http://www.km.bayern.de/km/asps/presse/presse_anzeigen.asp?index=1334 (Stand: 8. Mai 2008) www.exilclub.de (Stand: 8. Mai 2008) http://www.mmz-potsdam.de/index.php?ID_seite=59 (Stand: 8. Mai 2008) http://www.verbrannte-buecher.de/t3/ (Stand: 8. Mai 2008) 8. Anlagenverzeichnis Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Unterricht über Nationalsozialismus und Holocaust. November 2005. Termine der Aktion „Bücher aus dem Feuer“ zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung von 1933. (http://www.buecherlesung.de/2008/termine_08.htm)