© 2016 Deutscher Bundestag WD 1 - 3000 - 061/14 Überblick über den Stand der geschichtswissenschaftlichen Forschung zu Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964) Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 2 Überblick über den Stand der geschichtswissenschaftlichen Forschung zu Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964) Verfasser/in: Aktenzeichen: WD 1 - 3000 - 061/14 Abschluss der Arbeit: 5. September 2014 Fachbereich: WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Telefon: Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Kurzbiographie 4 2. Zum Stand der geschichtswissenschaftlichen Forschung 9 2.1. Erster Weltkrieg 9 2.2. Weimarer Republik 12 2.2.1. „Sülze-Unruhen“ 13 2.2.2. Kapp-Putsch 15 2.2.3. Lettow-Vorbeck als Mitglied der DNVP und der Konservativen Volkspartei 17 2.3. Nationalsozialismus 17 2.4. Ehrung in der Bundesrepublik 20 3. Literatur 22 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 4 1. Kurzbiographie Am 20. März 1870 wurde Paul von Lettow-Vorbeck in Saarlouis geboren. Der Sitz der Familie lag jedoch in Pommern. Sein Vater war der General Paul von Lettow-Vorbeck.1 Mit 11 Jahren trat er in das Kadettenkorps in Potsdam ein und bestand 1888 das Abitur an der Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde.2 An der Niederwerfung des Boxer-Aufstands in China (1900/1901) war von Lettow-Vorbeck als Kompaniechef beteiligt.3 Von 1904 an war von Lettow-Vorbeck als Adjutant von General Lothar von Trotha in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika und an der grausamen Niederschlagung des Herero-Aufstands und des Nama-Aufstands beteiligt.4 Nach dem Ende der Aufstände im Jahr 1907 wurde von Lettow-Vorbeck zum Major befördert und nach Kassel zum 11. Armeekorps versetzt; General von Trotha war bereits 1905 aus der Kolonie abberufen worden5 ; gleichwohl hatte er, trotz seiner Kriegsführung und entsprechender Verwarnung, 1905 den Orden „Pour le Merite“ erhalten.6 Von Lettow-Vorbeck urteilte später: „Dem General von Trotha sind wegen seines rücksichtslosen Durchgreifens 1 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S. 10ff; www.dhm.de/lemo/biografien/LettowVorbeckPaul; s.a. biographische Angaben in der Edition: “Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei /1919-1933, Lettow-Vorbeck, Paul von; Sautter, Biographisches Lexikon, München 2002; Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, München 1974, übernimmt kommentarlos den Eintrag aus dem „Führerlexikon“, das unter Abstammung „pommerscher Uradel“ vermerkt. 2 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S. 29, zu den dortigen Erziehungsidealen: „Die verlangte Selbständigkeit und Selbsttätigkeit schuf Charaktere, die nach strengster Überzeugung und Gewissenhaftigkeit handelten, nicht Menschen ohne Linie, auf die in Zeit der Not kein Verlaß ist. Hier wurde Erziehungsarbeit für die Armee, und durch diese für das ganze Volk geleistet. In diesem Geist wuchs schon die Jugend heran, auch wir Kadetten. Es war der Geist, in dem ich mich bemühte zu handeln, als ich im ersten Weltkrieg auf verlorenem Posten stand.“ www.dhm.de/lemo/biografien/LettowVorbeckPaul; s.a. biographische Angaben in der Edition: “Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933, Lettow-Vorbeck , Paul von. 3 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S. 48ff. Klein, 2006, S. 160, dass es „bei allen alliierten Streitkräften“ Einsätze gab, die auf die Vernichtung der Zivilbevölkerung zielten: „Umzingelung von Dörfern, um der Bevölkerung alle Auswege abzuschneiden, mit anschließendem Sturm auf das Dorf, wobei es zu unterschiedsloser Tötung auch von Wehrlosen oder sich Ergebenden kam, die oftmals auch fotografisch festgehaltene Hinrichtung von Gefangenen, teilweise in Form von Massenexekutionen, das planmäßige Niederbrennen von Dörfern“ und damit die Vernichtung der Lebensgrundlagen der örtlichen Bevölkerung. 4 www.dhm.de/lemo/biografien/LettowVorbeckPaul; s.a. biographische Angaben in der Edition: “Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933, Lettow-Vorbeck , Paul von; s.a.: Wirz1976, S. 311;. Zeller/Zimmerer bezeichnen diese Militäraktionen als einen Krieg, „der die Schwelle zum genozidalen Vernichtungskrieg überschritt.“( Zeller, 2001, S. 242f.). 5 Wirz, 1976, S. 319. www.dhm.de/lemo/biografien/LettowVorbeckPaul; s.a. biographische Angaben in der Edition : “Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919- 1933, Lettow-Vorbeck, Paul von. 6 Kuß, Die deutschen Kolonialkriege, Hamburg 2006, S. 231. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 5 von mancher Seite Vorwürfe gemacht worden. Ich glaube, daß ein Aufstand solchen Umfanges erstmal mit allen Mitteln ausgebrannt werden muß. Der Schwarze würde in Weichheit nur Schwäche sehen. Nach völliger Wiederherstellung der Autorität muß dann natürlich alles geschehen , um Mißstände abzustellen und die Eingeborenen zufriedenzustellen.“7 Von britischer wie auch von französischer Seite wurde die Kriegsführung von Trothas erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges öffentlich verurteilt, als der Verzicht Deutschlands auf seine Kolonien im Versailler Vertrag mit der Unfähigkeit deutscher Kolonialführung begründet wurde.8 1913 kehrte Lettow-Vorbeck als Kommandeur der deutschen Schutztruppe in Kamerun nach Afrika zurück9 und erhielt im April 1914 das Kommando der deutschen Schutztruppe in Ostafrika .10 Von Beginn an gab es gegensätzliche Auffassungen der Strategie zwischen Lettow-Vorbeck als Kommandeur und Gouverneur Heinrich Schnee als seinem zivilen Vorgesetzten11, dessen Ziel allein der Erhalt der Schutzgebiete war.12 Unter dem Kommando von Lettow-Vorbecks setzten sich die deutschen Truppen zunächst gegen die britischen, portugiesischen und belgischen Streitkräfte durch. Ein Wandel setzte ab 1916 mit Verstärkung der Streitkräfte der Entente ein; von Lettow-Vorbeck führte einen jahrelangen Buschkrieg mit großen Verlusten an Menschenleben , nicht nur der eigenen und feindlichen Truppen, sondern auch unter der Zivilbevölkerung 7 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S.81. 8 Kuß, 2006, S. 237ff., hier: S. 240. 9 www.dhm.de/lemo/biografien/LettowVorbeckPaul; s.a. biographische Angaben in der Edition: “Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933, Lettow-Vorbeck , Paul von. 10 www.dhm.de/lemo/biografien/LettowVorbeckPaul; s.a. biographische Angaben in der Edition: “Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933, Lettow-Vorbeck , Paul von. 11 Tiebel, 2008, S. 149. 12 s. Petter, 1994, S. 40ff, bes. S. 404; um die von Lettow-Vorbeck verfochtene Neuorientierung kam es zwischen ihm als Kommandeur und Schnee als Gouverneur zu schwersten Auseinandersetzungen, „ die die Schutztruppe bis an den Rand eines Staatsstreichs gegen Gouverneur Schnee brachte.“ S.a.: Tiebel, 2008, S.152 und Michels, 2008., S. 123: “Zwei der früheren Kommandeure in Ostafrika war die Unfähigkeit sich einer zivilen Autorität unterzuordnen sogar zum Verhängnis geworden, so auch Lettow-Vorbecks Vorgänger Schleinitz.“Zu der Rechtstellung der Gouverneure bemerkt Wirz (Wirz, 1976, S. 307), dass ihnen „sehr weite Befugnisse zukamen: Nicht nur waren sie oberste Instanz der Zentralverwaltung, sie hatten auch, selbst wenn sie Zivilisten waren, die oberste militärische Gewalt in der Kolonie inne. Das verhinderte aber nicht, daß die Kolonialoffiziere sehr oft gegen den Willen der Gouverneure handelten und letztere einfach vor vollendete Tatsachen stellten“, wie z.B. bereits 1901 in Nordkamerun. Zu dem Begriff „Schutzgebiete“ s. Tiebel, 2008, S. 104. S.a.: Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S. 134: Der Konflikt eskalierte bis kurz vor Kriegsende soweit, dass Gouverneur Schnee von Lettow-Vorbeck ankündigte, „er würde nach Wiederherstellung der Verbindung mit der Heimat das kriegsgerichtliche Verfahren gegen mich beantragen.“ Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 6 durch Plünderung und Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen mit nachfolgenden Hungersnöten . Von Lettow-Vorbeck wurde zum Oberst ernannt und erhielt den Orden „Pour le Merite“.13 Im Januar 1919 begann die Ausweisung aller Deutschen aus dem nun unter britischem Mandat stehenden Ostafrika. Zurück in Deutschland wurde den zurückgekehrten Mitgliedern der Schutztruppe eine Siegesfeier am Brandenburger Tor bereitet14. Am 27. Februar 1919 beschloss die Nationalversammlung das „Gesetz über die Vorläufige Reichswehr“, und bereits am 9. März 1919 erhielt von Lettow-Vorbeck das Kommando über eine Reichswehrbrigade.15 Im Juni 1919 bildete die Reichsregierung das Korps Lettow16 , um einen Aufstand wegen verdorbener Lebensmittel in Hamburg („Sülzeunruhen“) niederzuschlagen.17 Das Korps selbst wurde 13 www.dhm.de/lemo/biografien/LettowVorbeckPaul; s.a. biographische Angaben in der Edition: “Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933, Lettow-Vorbeck , Paul von. 14 Zeller, Das Ende.., 2002, S. 229ff.; Michels, 2008, S. 246ff.: „Bei seiner Landung konnte er noch nicht ahnen, dass er inzwischen zum Idol vor allem der konservativen Schichten in Deutschland geworden war. Diese sahen in ihm das Symbol einer vermeintlich besseren, nun dahingegangenen Zeit, aber auch den lebenden Beweis für das angeblich im Felde unbesiegte Heer, das lediglich aufgrund revolutionärer Umtriebe in der Heimat und auf Geheiß der die kaiserliche Regierung ablösenden neuen politischen Führung den Kampf eingestellt habe.“ (S. 247).S.a.: Maß, 2006, S. 39. 15 Schulte-Varendorff, 2006, S. 71. 16 Kimmel, 1971, verweist in seiner Dissertation auf den Befehl des Reichswehrministers (Nr. 14.244)vom 27.6.an den Gen.Maj. von Lettow; Bundesarchiv R 43 I/2268, S. 83. Danach wurden „Reichswehrtruppen, darunter Bayern und Sachsen, unter der militärischen Führung des Generals von Lettow-Vorbeck zusammengezogen. Aufgrund des Befehls Noskes vom 27.6. sollte General von Lettow die volle Regierungsgewalt in Hamburg wieder herstellen und auf die Dauer sichern, gegen die an Unruhen beteiligten Personen, insbesondere die Rädelsführer , energisch einschreiten, die nicht zuverlässigen Sicherheitstruppen und die Zivilbevölkerung entwaffnen und die Aufstellung einer Einwohnerwehr in die Wege leiten. Die Befugnisse zur Verhängung und Durchführung des BZ (Belagerungszustand, H.E.) sollten nach dem Eintreffen Lettows in Hamburg auf ihn übergehen. Durch Befehl vom selben Tage ordnete Noske an, dass ebenso wie gegen die Unruhestifter und Plünderer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Wucherer und Lebensmittelfälscher einzuschreiten sei.“ (Kimmel , 1971, S. 71f. ; s.a.: Darstellungen, 1940, S. 133ff sowie S. 218, Anl 2G. Der Belagerungszustand blieb bis zum 30.12.1919 bestehen (Kimmel, 1971, S. 73). Schulze, 1969, S. 86: „Lediglich Hamburg blieb noch längere Zeit unbesetzt, solange die dortige linkssozialistische Regierung unter der Führung des Mehrheitssozialisten Lamp’l immerhin den Schein der inneren Ordnung wahren konnte. Erst am 24. Juni kam es zu einem offenen Aufruhr, der Noske den Vorwand zum Eingreifen bot. Das Korps Lettow, das unter der Führung des ehemaligen Helden von Deutsch-Ostafrika, General von Lettow-Vorbeck, stand, wurde von Noske zum Einmarsch in Hamburg bestimmt. Das Korps war so stark, daß Widerstand kaum geleistet wurde.. Am 1. Juli wurde Hamburg besetzt .“ Zu der Zusammensetzung des Korps Lettow s.a.: Darstellungen, 1940, S. 222f.; danach bestand das Korps aus Truppenteilen aus Hamburg selbst sowie aus anderen Teilen Deutschlands, die wiederum zum Teil mit Zeitfreiwilligen „aufgefüllt“ waren sowie Freikorps aus Schleswig-Holstein und einem Schutztruppenregiment.( Weniger detailliert: Schmidt-Pauli, 1936, S. 219). 17 s.: www.dhm.de/lemo/html/biografien/LettowVorbeckPaul Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 7 bereits am 1. September 1919 wieder aufgelöst; der Belagerungszustand wurde durch den Reichspräsidenten am 19. Dezember 1919 aufgehoben.18 Am 16. Juli 1919 trat das Reichsgesetz mit der Annahme der Friedensbedingungen der alliierten Friedensbedingungen in Kraft, in dem die Abrüstungsbestimmungen angenommen wurden, d.h. Reduzierung der Reichswehr von Mitte März 1919 mit 400.000 Mann Reichswehr und Freiwilligenverbände auf 100.000 Mann Mitte 1920. Zwar stimmte der alliierte Oberste Rat zu, bis Mitte 1920 ein 200.000 Mann starkes Heer beizubehalten, doch blieb das grundsätzliche Problem der massiven Reduzierung bestehen.19 Am 11. März 1920 entließ Reichswehrminister Noske General Lüttwitz.20 Im März 1920 beteiligte sich von Lettow-Vorbeck am Kapp-Lüttwitz-Putsch21 und wurde nach Beendigung des Putsches aus der Reichswehr entlassen22. Von 1928 bis 1930 war von Lettow-Vorbeck Reichstagsabgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) für den Wahlkreis Oberbayern-Schwaben.23 1930 verließ er die DNVP und schloss sich der Volkskonservativen Bewegung an, die sich bald darauf zur Konservativen Volkspartei zusammenschloss. Für diese kandidierte er bei den darauffolgenden Reichstagswahlen wiederum für den Wahlkreis Oberbayern-Schwaben, konnte aber kein Mandat erlangen.24 18 Darstellungen, 1940, S. 138. 19 Schulze, 1969, S. 235ff, hier: S. 240. Nach Beendigung des Kapp-Putsches und der Rückkehr der Reichsregierung Ebert war letztlich am 31. Dezember 1920 „die Herabsetzung des Heeres auf 100 000 Mann durchgeführt .“(Darstellungen, 1940, S. 177.) 20 S. dazu die Darstellung von Lüttwitz selbst, in: Lüttwitz, Im Kampf gegen die November-Revolution, Berlin 1934, S. 113f. . 21 s.: Darstellungen, 1940, S. 160ff.; Granier, 1981, hier: S. 56. 22 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, Biberach an der Riß 1957, S. 192.S.a.: www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei /1919-1933. Im August 1920 wurde das sog. Amnestiegesetz erlassen, unter das die meisten der am Kapp- Putsch beteiligten Generäle fielen, s. hierzu: Lucas, 1978, S. 404ff. ; Michels, 2008, S. 288f. .. 23 Reichstagshandbücher, 1928, 4. Wahlperiode (www.reichstagsprotokolle.de); www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei /1919-1933.S.a.: Hildebrandt, 1969, S. 117. 24 s.: www.dhm.de/lemo/html/biografien/LettowVorbeckPaul; Lettow-Vorbeck erwähnt in seinen Erinnerungen zwar die Spaltung der DNVP, lässt aber unerwähnt, dass er Mitglied der Volkskonservativen Vereinigung und Reichstagskandidat für die Konservative Volkspartei war („Mein Leben“, Biberach an der Riß 1957, S. 210f.). Jonas, 1965, S. 82ff. weist darauf hin, dass von Lettow-Vorbeck zu den Gründungsmitgliedern der Konservativen Volkspartei gehörte. Einen Grund für sein baldiges Ausscheiden aus der Partei sieht er darin, dass er „trotz eines Achtungserfolges infolge einer unglücklichen Placierung auf der Reichsliste nicht wieder in den Reichstag gelangte.“ (S. 88). Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 8 Nach der Übernahme des in der Weimarer Republik gegründeten „Stahlhelm“ in den Jahren 1933/34 wurde von Lettow-Vorbeck zugleich als Mitglied der SA-Reserve geführt.25 Auch nach 1933 äußerte er sich in Vorträgen26, öffentlichen Auftritten und Publikationen zur Kolonialpolitik , besonders zu seiner Zeit als Kommandeur der Schutztruppen in Ostafrika während des Ersten Weltkrieges. Es wurden unter anderem Kriegerdenkmale wie z.B. in Hamburg-Wandsbek und Kasernen in Bremen , Leer und Hamburg-Wandsbek nach seinem Namen benannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte er in Hamburg.27 1953 bereiste er Ostafrika, und im Jahr 1955 erschien sein Buch „Afrika, wie ich es wiedersah“, in dem er sich kritisch zu dem Dekolonisationsprozess in Afrika äußerte.28 1956 ernannte ihn die Stadt Saarlouis zu ihrem Ehrenbürger . Nach Gründung der Bundeswehr übernahm diese Kasernen mit seinem Namen; aber es wurden auch Neugründungen nach Lettow-Vorbeck benannt. Gegenwärtig gibt es keine Kasernen der Bundeswehr, die nach Lettow-Vorbeck benannt sind.29 Am 9. März 1964 starb Paul von Lettow -Vorbeck im Alter von fast 94 Jahren in Hamburg. Er wurde mit militärischen Ehren beigesetzt .30 25 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, Biberach an der Riß 1957, S. 211ff.; S.a.: Das deutsche Führerlexikon1934/35, Berlin o.J., S. 276. 26 Wie z.B. vor dem Industrie-Club Düsseldorf am 11. Mai 1934 zum Thema „Ostafrika Siedlungsland? Welche Kriegserfahrungen liegen hierüber vor?“(s. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, https://portal .dnb.de/opac). 27 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S.242: „ In Hamburg lebten viele alte Ostafrikaner, und wir Ostafrikaner halten wie die Kletten zusammen. (…) Dazu kam, daß Hamburg mein Verhalten zur Zeit der Spartakusunruhen besonders dankbar anerkannt hatte. So konnte ich auf Entgegenkommen rechnen“. 28 Lettow-Vorbeck, Afrika wie ich es wiedersah, München 1955. In seinen Erinnerungen schreibt Lettow-Vorbeck zu den Unabhängigkeitsbestrebungen in Afrika zu dieser Zeit: „ Sicher hat das Kolonialwesen seine Schwächen; weder politisch noch menschlich ist es vertretbar, den Eingeborenen Kultur zu bringen und sie zugleich dauernd in Abhängigkeit halten zu wollen. Das Ideal muß auch für die Eingeborenen ein freier kultivierter Staat sein. Nun gibt es wohl kultivierte Eingeborene, aber diese sind vereinzelt. Die große Masse weiß von Kultur nicht allzuviel und glaubt im Inneren an die alten Zauberer. Es fehlt die große kulturtragende Mittelschicht, und bis diese geschaffen ist, vergeht noch viel Zeit. Bei manchen Stämmen kommt es wohl überhaupt nicht so weit. Jedenfalls bedürfen die Eingeborenen jetzt noch der europäischen Führung, und es wird lange dauern, bis sie sich ohne Europäer selbst regieren können.“ aus: Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S.249f. . 29 S. :Standortdatenbank des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, www.mgfa.de; Stationierungsplanung nach Bundesländern, Stand: 17.4.2013, www.bundeswehr.de/portal. 30 von Borries, 1964, S. 284. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 9 2. Zum Stand der geschichtswissenschaftlichen Forschung Mit den Veröffentlichungen von Schulte-Varendorff 200631 und von Michels 200832 sind erstmals umfassende Biographien über von Lettow-Vorbeck erschienen. In anderen wissenschaftlichen Publikationen, wie der umfangreichen Studie von Hildebrand33 und Zeller/Zimmerer34, Petter35, Möhle36 und Maß37 wird die Person Lettow-Vorbecks als Bestandteil einer übergreifenden Darstellung , wie der Kolonialzeit beschrieben. 2.1. Erster Weltkrieg Bereits bei seiner ersten Besichtigungsreise vertrat Lettow-Vorbeck in einer Denkschrift die Auffassung , dass im Kriegsfall deutsche Truppen versuchen müssten, so viele englische Truppen wie möglich in Ostafrika zu binden, um sie vom europäischen Kriegsschauplatz fernzuhalten.38 Den vermeintlichen Erfolg dieser Strategie bezeichnen Zeller/Zimmerer „als gänzlich sinnlos“: „Zwar gelang es Lettow-Vorbeck, eine Niederlage seiner Truppen zu vermeiden, er konnte jedoch die Kolonie gegen den britischen Angriff nicht erfolgreich verteidigen. (…) Durch den von ihm geführten Guerillakrieg band Lettow-Vorbeck zwar eine größere Anzahl gegnerischer Truppen in Deutsch-Ostafrika und hielt sie so von einem eventuellen Einsatz in Europa ab, eine kriegsentscheidende Bedeutung kam dem jedoch nicht zu. Dafür waren die eingesetzten Truppen im Vergleich zu den in Europa kämpfenden Armeen zu unbedeutend.“39 Petter stellt der von Lettow- 31 Uwe Schulte-Varendorff, Kolonialheld für Kaiser und Führer. General Lettow-Vorbeck – Mythos und Wirklichkeit , Berlin 2006. Auf eine Auseinandersetzung mit der Studie von Helmut Bley, Gutachten über Paul von Lettow -Vorbeck, In: Hannoversche Geschichtsblätter, Bd. 62 (2008), S. 169-188, wurde verzichtet, weil sie sich im wesentlichen auf die Veröffentlichung von Schulte-Varendorff stützt und ihm in seiner Bewertung folgt. 32 Eckard Michels, „Der Held von Deutsch-Ostafrika“. Paul von Lettow-Vorbeck. Ein preußischer Kolonialoffizier, Paderborn 2008. 33 Klaus Hildebrand, Vom Reich zum Weltreich. Hitler, NSDAP und koloniale Frage 1919-1945, München 1969. 34 Joachim Zeller/ Jürgen Zimmerer, Das Oberkommando der Schutztruppen – Die Zentrale des deutschen Kolonialmilitärs , In: Ulrich van der Heyden und Joachim Zeller (Hg.), Kolonialmetropole Berlin: eine Spurensuche, Berlin 2002, S. 35-41 35 Wolfgang Petter, Der Kampf um die deutschen Kolonien, In: Der Erste Weltkrieg. Wirkung Wahrnehmung Analyse . Im Auftrag des militärgeschichtlichen Forschungsamtes, herausgegeben von Wolfgang Michalka, München 1994, S. 392-411. 36 Heiko Möhle, Die Preußen Afrikas. Lettow-Vorbeck und die Pflege kolonialer Traditionen, In: Heiko Möhle (Hg.), Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika – eine Spurensuche, Hamburg 1999, S. 123-129. 37 Sandra Maß, Weiße Helden, schwarze Krieger. Zur Geschichte kolonialer Männlichkeit in Deutschland 1918- 1964, Köln 200 38 Lettow-Vorbeck, Mein Leben, 1957, S. 119. 39 Zeller/Zimmerer, 2002, S. 39f. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 10 Vorbeck propagierten neuen Strategie, alliierte Truppen in Afrika zu binden, um sie vom europäischen Kriegsplatz fernzuhalten, entgegen, dass Großbritannien bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges Truppen aus den Kolonien nach Europa abgezogen habe: „Von da ab entwickelte sich der Kolonialkrieg zum Selbstläufer.“40 Schließlich sei die Schutztruppe 1917/18 „für den Krieg von eher epischer Bedeutung“ gewesen.41 Als „ein mögliches wesentliches Ergebnis des Ersten Weltkrieges“, nämlich „die Herrschaftsausbreitung Südafrikas bis zum Äquator“ militärisch verhindert zu haben, schreibt Petter dem „zähen Widerstand der deutsch-ostafrikanischen Schutztruppe unter General v. Lettow-Vorbeck (zu), der die dem Klima nicht gewachsene südafrikanische Armee so dezimierte, daß sie trotz operativer Erfolge den Feldzug strategisch verlor. Vielleicht liegt darin die weltgeschichtliche Bedeutung des deutschen ‚Heia Safari!‘-Krieges.“42 Einig ist man sich in der geschichtswissenschaftlichen Forschung darin, dass die Kriegsführung sowohl von deutscher wie von alliierter Seite verheerende Folgen für das Kriegsgebiet und die dort lebende Bevölkerung hatte. So vermerken Zeller/Zimmerer: „Dieser Abnutzungskrieg der Jahre 1914 bis 1918 forderte jedoch vor allem aufgrund der strapaziösen klimatischen Bedingungen und der schlechten Gesundheitsversorgung hohe Opfer: Schätzungen besagen, dass durch die direkten und indirekten Kriegseinwirkungen bis zu einer halben Million Menschen aus den Reihen der deutschen und alliierten Truppen sowohl der Zivilbevölkerung den Tod fanden. Insgesamt wurden sowohl die Kolonie als auch die angrenzenden britischen Besitzungen schwer geschädigt . Und dies nicht nur durch die unmittelbaren Kampfhandlungen, sondern vor allem auch durch die rücksichtslose Zwangsrekrutierung von Hilfspersonal sowohl von britischer wie von deutscher Seite. Aufgrund der dadurch geschädigten Landwirtschaft kam es zu Hungersnöten noch über das Kriegsende hinaus.“43 40 Petter, 1994, S. 401. Ebenso: Michels, 2008, S. 137. 41 Petter, 1994, S. 405. Ebenso: Schulte-Varendorff, 2006, S. 48f. 42 Petter, 1994, S. 406. 43 Zeller/Zimmerer, 2002, S. 39f.; ebenso: Michels, 2008, S. 225f.; Schulte-Varendorff, 2006, S. 60ff.. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 11 Während Lettow-Vorbeck in seinen Büchern „Heia Safari“ von 1920 und in „Mein Leben“ von 1957 in Abrede stellt, dass es zu Desertionen afrikanischer Soldaten oder zu Aufständen gekommen wäre,44 weist Schulte-Varendorff ebenso wie Maß45 anhand zahlreicher Berichte an das Reichskolonialamt nach, dass es sehr wohl zu Unruhen und Aufständen kam, die sogar die deutsche Kriegsführung beeinträchtigt hätten. Die angebliche Treue der afrikanischen Truppen sei somit eine „Legende“.46 Schulte-Varendorff stellt im Vergleich der verschiedenen Publikationen von Lettow-Vorbeck fest, dass er in seinem Buch „Meine Erinnerungen aus Ostafrika“ von 1920 sehr wohl an mehreren Stellen Hinweise auf Aufstände, Desertionen und Plünderungen gab, während diese Hinweise in seinem 1932 veröffentlichten Buch „Was mir die Engländer über Ostafrika erzählten“ nicht mehr vorkommen. Lettow-Vorbeck kommt zu dem Schluss, dass diese Darstellung „natürlich ganz und gar nicht zum geschönten Bild deutscher Kolonialgeschichte jener Zeit (passte) und wurde daher, auch später, nicht wahrgenommen bzw. verdrängt.“47 Auch Michels beschreibt die verheerenden Auswirkungen auf die afrikanische Bevölkerung und die Zerstörung ganzer Landstriche und nachfolgender Hungersnöte, bemerkt aber auch, dass es mit den Erinnerungen von Deppe nur eine einzige Quelle gebe, die Aufstände als Thema auch nur ansatzweise aufgriffen.48 „Letztlich führte Lettow-Vorbeck daher ab 1916, als die schwarze Bevölkerung in Deutsch-Ostafrika immer weniger gewillt war, sich der rücksichtslosen Ausbeutung und Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen durch die Schutztruppe zwecks Fortführung des Krieges zu beugen, einen doppelten Feldzug: gegen die vorrückenden Entente-Truppen und gegen die afrikanischen Einwohner der eigenen Kolonie.“49 Schulte-Varendorff stellt zahlreiche Verstöße der deutschen Truppen gegen die Haager Landkriegsordnung fest, besonders in Portugiesisch-Ostaf- 44 Lettow-Vorbeck, Heia Safari, 1920, S. 35f. , s.a. S. 267f, wo er zwei englische Offiziere zitiert, „Wir wundern uns nicht nur über den gesunden, guten Ernährungszustand und die straffe Haltung Ihrer Leute, nein, wir verstehen vor allen Dingen nicht, wie es möglich ist, daß sie diese bei so guter Laune und so vorzüglicher Gesinnung erhalten haben. Wir, die wir stets mit Ihnen gefochten haben, sind anderer Meinung als unsere Herren daheim. Wir gönnen Ihnen Ihre Kolonie und können nur hoffen, daß Sie sie wieder erhalten. (..) und entgegen der überall verbreiteten Meinung, die Deutschen verständen es nicht, mit den Eingeborenen umzugehen, müssen wir sagen, daß die Haltung Ihrer Leute das Gegenteil beweist. (…) Sie sind heute noch stolz, daß sie deutsche Askari sind. Wir gratulieren Ihnen zu diesem Erfolg. In diesem Lande sind wir unterlegen, und sie haben gesiegt!“Auch in seinen Erinnerungen „Mein Leben“, Biberach an der Riß 1957, S. 158 stellt er Widerstände der afrikanischen Soldaten in Abrede: „ Die Askaris nannten mich damals: ‘Bana anakata Schanda‘, auf deutsch: ‚ Der Herr, der unser Leichentuch schneidert.‘ Das klingt nicht sehr vertrauensvoll, denn es besagt doch soviel wie: ‚ Jetzt führt er uns ins Verderben, in den sicheren Tod hinein.‘ Trotzdem ist damals nicht ein einziger Soldat, ob weiß oder schwarz, davongelaufen! Dieser Geist und diese Disziplin wurden unsere Rettung.“ 45 Maß, 2006, S.30ff. . 46 Schulte-Varendorff,. 2006, S. 54. Ebenso: Maß, 2006, S. 30. 47 Schulte-Varendorff,. 2006, S. 105. 48 Michels, 2008, S. 225f. ; auch Schulte-Varendorff bezieht sich vorwiegend auf Deppe, zitiert aber auch aus anderen zeitgenössischen Quellen wie aus den Veröffentlichungen des Gouverneurs Schnee oder dem Aufsatz von Regierungsarzt Dr. Karl Moesta in der Kolonialen Rundschau 1919. 49 Michels, 2008, S. 242. Ebenso: Schulte-Varendorff, 2006, S. 60ff. . Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 12 rika; zugleich verweist er aber auch darauf, „dass die alliierten Truppen ähnlich gravierende Verletzungen des Kriegs- und Völkerrechts begangen haben.“50 Auch die vielfach vorgetragene Behauptung , die Alliierten hätten die Auslieferung von Lettow-Vorbecks „wegen seiner grausamen Kriegsführung in Afrika“ verlangt, sei nicht zu belegen.51 2.2. Weimarer Republik In der Weimarer Republik wird Lettow-Vorbeck zum Kriegshelden verklärt und zu einer Symbolfigur des deutschen Kolonialrevisionismus.52 Trotz der Aufgabe der Kolonien durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages erhebt Lettow-Vorbeck entsprechende Ansprüche auf die ehemaligen Kolonien: „Ihr, meine lieben deutschen Jungen, wenn das deutsche Volk sich einstmals auf seine eigene Kraft besonnen haben wird, dann denkt daran, was die Deutschen besessen haben , und daß dort im fernen Afrika deutscher Boden darauf wartet, daß Deutsche ihn urbar machen , daß dort eine Heimat ist für viele, die es ernst nehmen wollen mit dem Ausbreiten des Deutschtums in unserer großen schönen Welt.“53 Schulte-Varendorff hat seine Buchveröffentlichungen und weitere Publikationen sowie seine zahlreichen Beiträge zu Kriegserinnerungen anderer Autoren untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass sich von Lettow-Vorbeck „an der Aufrechterhaltung des Mythos vom ‚Dolchstoß‘ und der ‚Kolonialschuldlüge‘“ beteiligte und „damit zugleich die Legendenbildung um seine Person“ nährte.54 Zugleich gab es in der Weimarer Republik unter den im Reichstag vertretenen Parteien keine Kritik an seiner Kriegführung in Ostafrika; allein wegen seines Verhaltens bei den Sülze-Unruhen und während des Kapp-Putsches erntete er Kritik bei der SPD, USPD und DDP.55 Michels bestätigt dies56; zum „Propagandisten des Kolonialgedankens in der Öffentlichkeit“ sei von Lettow-Vorbeck erst nach Ende des Ersten Weltkrieges geworden, zum einen sei dieser Gedanke an ihn herangetragen worden, zum anderen sei er „aus dem Bedürfnis heraus (entstanden), die in Ostafrika erbrachten Opfer nicht 50 Schulte-Varendorff,. 2006, S. 66. 51 So vertritt Könnemann, 1971, S. 238, diese Meinung; Schulte-Varendorff, 2006, S. 66f. zu der Alliierten Note vom 3. Februar 1920, „in der die Auslieferung von fast 900 ‚Kriegsverbrechern“ gefordert wurde. Die Reaktion der deutschen Militärs war einhellig, über alle Differenzen hinweg. Alle hohen deutschen Offiziere, einschließlich der pensionierten, protestierten auf einer Kundgebung in Berlin am 6. Februar gegen die Auslieferung(…) Nur die Festigkeit der Reichsregierung, die eine Auslieferung ablehnte, die Aburteilung der ‚Kriegsverbrecher‘ selbst zu unternehmen versprach und die Angelegenheit verzögerte, bis sie im Sande verlaufen war, schützte sie vor einem spontanen Staatsstreich, an dem sich zweifellos eine Anzahl führender Militärs in der Erregung des Augenblicks beteiligt hätte.“ 52 www.dhm.de/lemo/html/biografien/LettowVorbeck; s.a.: Paul Lettow-Vorbeck, Meine Erinnerungen aus Ostafrika , Leipzig 1920. Ders., Was mir die Engländer über Ostafrika erzählten. Zwanglose Unterhaltungen mit ehemaligen Gegnern, Leipzig 1932 53 Lettow-Vorbeck, Heia Safari, Leipzig 1920, S. 249. 54 Schulte-Varendorff, 2006, S. 103. 55 Schulte-Varendorff, 2006, S. 94. 56 Michels, 2008, S. 292. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 13 nachträglich als sinnlos erscheinen zu lassen“.57 Zudem habe die Frage nach Rückgabe der Kolonien in der breiten Bevölkerung schnell nachgelassen; Interesse fanden seine Publikationen und Vorträge bei einem Publikum mit einer „konservativ bis rechtsextremen Ausrichtung“, die seiner eigenen entsprach.58 Mit der Legende vom unbesiegten Kriegshelden entstand der Mythos von der „Treue der Askari“.59 Michels weist darauf hin, dass sich dieser Mythos bis in die Zeit der Bundesrepublik gehalten habe.60 2.2.1. „Sülze-Unruhen“ Zugleich mit dem „Gesetz über die Bildung der Vorläufigen Reichswehr“ vom März 1919 wurde Lettow-Vorbeck in die Reichswehr übernommen. Michels schreibt dies weniger seinem militärischen Verdienst zu, sondern vielmehr dem Umstand, dass Reichswehrminister Noske hoffte, das Image von Vertretern der „alten Ordnung“ wie Hindenburg, Mackensen und Lettow-Vorbeck als bekanntestem Kolonialoffizier auf die neue Reichswehr übertragen zu können, zumal die Rückgabe der Kolonien von einem breiten politischen Spektrum vertreten wurde.61 Die „Freiwilligen-Division von Lettow-Vorbeck“ war eine der drei Divisionen, die zu dem Garde- Kavallerie-Schützen-Korps gehörte, das „die zentrale Eingreifreserve der Regierung darstellte um Aufstände im Reich niederzuwerfen.“62 Die Division Lettow-Vorbecks setzte sich zum überwiegenden Teil aus Freikorps zusammen, aber auch aus ehemaligen Kolonialsoldaten; ebenso wie 57 Michels, 2008, S. 259. 58 Michels, 2008, S. 293. 59 Michels, 2008, S. 259f. Ebenso: Maß, 2006, S. 30; Schulte-Varendorff,. 2006, S. 54. 60 Michels, 2008, S. 261: „Der Topos von der Treue der schwarzen Soldaten und Träger gegenüber Lettow-Vorbeck , welcher ab 1919 das vielleicht wichtigste und auf den ersten Blick schlagkräftigste Argument der Kolonialapologeten dafür wurde, dass die deutsche Herrschaft in Afrika eine gerechte, von der schwarzen Bevölkerung begrüßte und damit wiederherzustellende gewesene sei, erwies sich trotz seiner historischen Unhaltbarkeit als zählebig.“ 61 Michels, 2008, S. 263f.; ebenso: Hildebrand, 1969, S. 52ff. . 62 Michels, 2008, S. 265. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 14 das gesamte Garde-Kavallerie-Schützen-Korps wurde sie „zum Sammelbecken antirepublikanischer , rechtsradikaler Kräfte.“63 Als die Truppen von Lettow-Vorbeck im Juli 1919 in Hamburg einzogen, hatte sich die allgemeine Lage in Hamburg bereits wieder stabilisiert.64 Gleichwohl wurde erneut der Belagerungszustand ausgerufen, Versammlungs-und Demonstrationsverbote erlassen und eine Ausgangssperre eingeführt. Schulte-Varendorff beschreibt willkürliche Verhaftungen – auch von Mitgliedern der Hamburger Bürgerschaft -, Einschränkung der Presse- und Versammlungsfreiheit sowie außerordentliche Kriegsgerichte, die in Schnellverfahren Urteile fällten, auch Todesurteile. Während von Lettow-Vorbeck in seinen Erinnerungen 1957 schreibt: „der Gedanke, eventuell auf Deutsche schießen lassen zu müssen, war mir äußerst unsympathisch. Aber gerade deshalb gab ich schärfste Befehle in der Hoffnung, daß diese von Unruhestiftungen abschrecken und so den Waffengebrauch unnötig machen würden(…) Gottlob ging mir als Afrikaner der Ruf von Rücksichtslosigkeit voraus(…) Die Ordnung wurde fast ohne Gewaltmaßnahmen hergestellt..“65, bezeichnet Schulte-Varendorff diese Einschätzung als „eine geradezu zynische Verharmlosung seines rücksichtslosen und willkürlichen Einsatzes in Hamburg, der in seiner Härte und Brutalität seinem Vorgehen in Ostafrika glich und sich während des Kapp-Lüttwitz-Putsches wiederholen sollte.“66 Michels dagegen ist der Auffassung, dass sich das Lettow-Korps nicht „durch ein Übermaß an Gewaltanwendung“ auszeichnete. Vielmehr hätte Lettow-Vorbeck in Zusammenarbeit mit dem Senat versucht, „die Zusammenarbeit so reibungslos wie möglich zu gestalten, unnöti- 63 Michels, 2008, S. 265. Ebenso bei: Schulze, 1969, S. 215ff.: „Das ganze Verhältnis zwischen Freiwilligentruppen und Reichsregierung wurde in der Stellungnahme der Militärs zur neuen Reichsverfassung deutlich. Hierbei braucht nicht zwischen Freikorps und Reichswehr differenziert zu werden – die Unterschiede waren Mitte 1919 noch fließend, und die Kritik an den Maßnahmen der Regierung ging durch alle Verbände hindurch(…) Die Schwierigkeiten setzten mit der Flaggenfrage ein. Die Freiwilligenverbände, soweit sie nicht überhaupt eigene Flaggen hatten, führten ausnahmslos die schwarz-weiß-rote Fahne mit sich, was von seiten der Reichsregierung und der Regierungsparteien mit heftigem Mißvergnügen beobachtet wurde. Am 11. August wurde von der Nationalversammlung die neue Verfassung verabschiedet, deren Artikel 3 die Farben schwarz-rot-gold als Reichsfarben bezeichnete, und am 14. August wurde die endgültige Eidesformel für die Soldaten festgesetzt: ‘Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.‘ Der Eid auf die Verfassung erregte in der Truppe heftigen Widerspruch. Nicht nur, daß der Verfassungseid in der Geschichte des preußisch-deutschen Heeres neu war und an Stelle des Eides auf den Kriegsherrn trat, vor allem die darin enthaltene Anerkennung der neuen Reichsfarben wurde heftig abgelehnt. (…) In der Tat, das ist wesentlich für die Beurteilung der späteren Ereignisse, legte ein Teil der Freikorps den Eid nicht ab, (…) Die Freiwilligentruppen führten auch weiterhin die alten Fahnen. (…) Die Unzufriedenheit in der Truppe wuchs auch im Zusammenhang mit der Forderung der Entente, die ‚Kriegsverbrecher‘ auszuliefern, der Annahme der Kriegsschuldklausel durch die Reichsregierung, dem nach Ansicht der Soldaten mangelhaften Schutz der Freiwilligen vor Angriffen durch die Presse.“ 64 Michels, 2008, S. 273. 65 von Lettow-Vorbeck, Meine Leben, 1957, S. 183. Das deckt sich mit der Vermutung Michels‘, dass Reichswehrminister Noske von Lettow-Vorbeck mit dem Einsatz beauftragte in der Hoffnung, „dass das Renommee des Kolonialoffiziers reichen werde um eine weitgehend widerstandslose Besetzung Hamburgs sicherzustellen, zumal die Elbmetropole bis 1918 jene Stadt gewesen war, welche am meisten von den Kolonien profitiert hatte.“ (Michels , 2008, S. 273). 66 Schulte-Varendorff, 2006, S. 82. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 15 ges Blutvergießen zu vermeiden und die Gründe für die Besetzung so schnell wie möglich zu beseitigen .“67 Zudem hätte von Lettow-Vorbeck den Senat bei dem Aufbau einer neuen Polizeitruppe beraten; Anhänger von KPD und USPD sollten nicht eingestellt werden, es sollten keine Vertrauensmänner mehr geben, der Polizeichef ausschließlich direkt dem Innensenator unterstehen . Die von ihm hierzu verfasste Denkschrift „spiegelte klar die Denkhaltung des kaiserlichen Offiziers wider, für den Organe der inneren wie äußeren Sicherheit nur als eine weitgehend unabhängige und unkontrollierte Exekutive vorstellbar waren, die dem Prinzip von nicht zu hinterfragendem Befehl und Gehorsam aufbauten.“68 Michels kommt zu dem Schluss, dass der Einsatz des Lettow-Korps in Hamburg weder die Verhinderung eines Spartakus-Aufstandes gewesen sei, wie es Lettow-Vorbeck selbst und die zeitgenössische bürgerliche Presse behauptete, noch gebe es eine „Kontinuitätslinie der Verrohung vom vermeintlich besonders grausamen Kolonialkrieg in Afrika über den Einsatz in Hamburg bis hin zum Kapp-Putsch“, wie es in der Weimarer Republik von USPD und KPD, später in der DDR behauptet worden sei.69 2.2.2. Kapp-Putsch Hagen Schulze bezeichnet die Situation nach Bekanntwerden des Putsches und der Flucht der Reichsregierung zuerst nach Dresden, später nach Stuttgart, als „eine heillose Konfusion“; längst nicht alle Befehlshaber hätten sich dem Putsch ohne Einschränkungen angeschlossen. Zu diesen zählte gleichwohl General von Lettow-Vorbeck in Schwerin.70 Schulte-Varendorff ist ebenfalls dieser Ansicht und ergänzt: „Diesen Weg (nämlich den Putsch abzulehnen, H.E.) hätte auch Lettow -Vorbeck gefahrlos beschreiten können, den er aber aufgrund seiner Einstellung zur Republik nicht gehen wollte.“71 Auch Michels ist dieser Auffassung: „Letztlich also musste Lettow-Vorbeck nicht am 13. März Lüttwitz gehorchen, sondern er wollte es, nachdem der Umsturz nun einmal begonnen hatte. Er identifizierte sich mit der politischen Stoßrichtung des Unternehmens, also der Absetzung der verhassten, demokratischen Regierung und einem Ende der von der Entente erzwungenen Abrüstung. Außerdem erkannte er den adeligen, aus dem preußischen Heer stammenden Berufsoffizier Lüttwitz im Gegensatz zu seinem ehemaligen Vorgesetzten Schnee als 67 Michels, 2008, S. 275. 68 Michels, 2008, S. 275. Tatsächlich sei die Mehrzahl ehemaliger Teilnehmer der Kolonialkriege, die als Mitglieder des Lettow-Korps in Hamburg eingesetzt worden waren, schließlich von der Hamburger Polizei übernommen worden (ebenda). 69 Michels, 2008, S. 276f. . 70 Schulze, 1969, S. 276, mit einer detaillierten Auflistung für die einzelnen Wehrkreise. S.a.: Erger, 1967, S. 178f. 71 Schulte-Varendorff, 2006, S. 85; . Michels, 2008, S. 281. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 16 Primus inter pares an.“72 Während Könneman 1971 und Schulze 1969 das Vorgehen Lettow-Vorbecks in Mecklenburg als eine militärische Unternehmung schildern,73 stellt Schulte-Varendorff 2006, wie auch Michels 200874, nicht nur die Maßnahmen der Truppen von Lettow-Vorbecks einschließlich der Freikorpsverbände Roßbach sehr viel drastischer dar, sondern er zeigt auch, wie von Lettow-Vorbeck zur selben Zeit mit der abgesetzten Landesregierung eine Vereinbarung traf, nach der diese wieder eingesetzt würde, „ihre Sicherheit gewährleistet, die schnelle Einberufung des Landtages beschlossen und die möglichst bald folgenden Neuwahlen in Aussicht gestellt (wurden). Ferner übernahm die Landesregierung die Verpflichtung, den Weisungen der Regierung Kapp-Lüttwitz nicht zuwider zu handeln und die Bevölkerung zu Ruhe und Ordnung aufzurufen . Allerdings wurden die Befugnisse bei Lettow-Vorbeck belassen. Damit behielt er sich die endgültige Entscheidungsgewalt in Sicherheitsfragen vor, und auch der von ihm eingesetzte Regierungskommissar blieb zunächst im Amt.“75 Selbst als nach Ende des Kapp-Putsches die Reichsregierung wieder nach Berlin zurückgekehrt ist, erwartet er in einem Schreiben an die Landesregierung in Schwerin, „dass bei den heutigen Verhandlungen im Landtag weder von den Abgeordneten noch von der Regierung eine abfällige Kritik an der Haltung, die das Militär in den letzten Tagen gezeigt hat, geübt wird.“76 Schulte-Varendorff sieht darin „eine für Lettow-Vorbeck bezeichnende Reaktion: Als Mann, der sich vorübergehend zum Militärherrscher in Mecklenburg aufgeschwungen hatte, verbat er sich jegliche Kritik an seiner Person und Handlungsweise.“77 Auf Antrag des Staatsministeriums Mecklenburg-Schwerin wurde von Lettow-Vorbeck wegen Hochverrats angeklagt; aufgrund des Amnestiegesetzes vom 4. August 1920 wurde das Verfahren jedoch im September des selben Jahres eingestellt, und Lettow-Vorbeck im Oktober aus der Reichswehr entlassen. Schulte-Varendorff urteilt: „Lettow-Vorbecks Verhalten vor, während und nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch zeigt seine ausgeprägte Neigung zum Opportunismus. (…) Seine Verhaltensweise dokumentiert, dass seine Handlungen genau kalkuliert waren, und er sich der 72 Michels, 2008, S. 282. 73 Könnemann, 1971, S. 295: „Der „mecklenburgische Lüttwitz“, General Lettow-Vorbeck, hatte sich bedingungslos auf die Seite der Putschisten gestellt. Er rief die berüchtigten Roßbacher zu den Waffen und beorderte ein in Rostock gelegenes Reichswehrbataillon zu seiner Unterstützung nach Schwerin. Die Aufrechterhaltung der „Ruhe und Ordnung“ in Rostock übertrug er dem dortigen Zeitfreiwilligenbataillon, das zugleich den Schutz der Kasernen übernehmen sollte. Da die Zeitfreiwilligen ausschließlich Studenten waren, wurde die Universität geschlossen, und man forderte die Studenten auf, den Dienst im Freiwilligenbataillon anzutreten.“ Schulze, 1969, S. 283: „In Schwerin hatte sich General von Lettow-Vorbeck, Kommandeur der Reichswehr-Brigade 9, hervorgegangen aus dem ehemaligen Freiwilligen Schutztruppen-Regiment, für Kapp erklärt und wurde in seiner Kaserne von kommunistischen Arbeitern belagert. Zwar gelang es Roßbach, der sein Freikorps in kürzester Zeit aufgestellt hatte, den Einkreisungsring von außen zu durchstoßen und Lettow-Vorbeck zu befreien; aber dieser Erfolg änderte nichts an der Tatsache, daß die zu Kapp haltenden Freikorps überall im Reich in der Defensive waren, da ihnen die einheitliche Leitung fehlte und sie zu spät mobilisiert worden waren.“ 74 Michels, 2008, S. 282 u. S. 285ff.; s.a. die ausführliche Schilderung bei: Gumbel, 1922, S. 52-56. 75 Schulte-Vahrendorff, 2006, S. 87; ebenso: . Michels, 2008, S. 282 u. S. 287. 76 zitiert aus-Schulte-Varendorff, 2006, S. 88. 77 Schulte-Varendorff, 2006, S. 88. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 17 augenblicklichen Lage mit allergrößter Geschmeidigkeit anpasste, sobald er glaubte, es könne seiner Karriere förderlich sein.“78 Auch Michels urteilt: „Lettow-Vorbecks Entschluss sich Lüttwitz anzuschließen war nicht nur Folge bloßen militärischen Gehorsams, sondern eine bewusste politische Entscheidung gewesen. (…) Seine Energie und Rücksichtslosigkeit, seine dynamische, aggressive Auslegung von Befehlen und sein einfaches Weltbild, das nur Freund und Feind kannte, minderten die Chancen zur Deeskalation in Mecklenburg, als sich hier der Widerstand gegen den Staatsstreich formierte. Folglich kann man für Mecklenburg von einem Kapp-Lüttwitz-Lettow- Putsch sprechen.“79 2.2.3. Lettow-Vorbeck als Mitglied der DNVP und der Konservativen Volkspartei Michels stellt ausführlich dar, dass Lettow-Vorbeck „unvorbereitet und ungeeignet für die Rolle des Parlamentariers (gewesen sei), und es entsprach eigentlich auch nicht seinem Selbstverständnis als Soldat Politik zu betreiben.“80 Vielmehr sei Lettow-Vorbeck im Reichstag nur ein Hinterbänkler gewesen, habe keine herausragenden Ämter bekleidet, sondern der DNVP nur seinen Namen geliehen.81 Zwar habe Lettow-Vorbeck den Gründungsaufruf für die Konservative Volkspartei mitunterzeichnet, doch habe auch sein dortiges zurückhaltendes Engagement auf dieser Linie gelegen.82 Auch Hildebrand weist darauf hin, dass von Lettow-Vorbeck als Vertreter der Kolonialfrage und nicht als Vertreter von Parteiinteressen angesehen wurde.83 Keine Belege lassen sich hingegen für die Behauptung des Deutschen Historischen Museums finden, von Lettow-Vorbeck habe die DNVP wegen ihrer engen Zusammenarbeit mit der NSDAP verlassen.84 2.3. Nationalsozialismus Während das Deutsche Historische Museum (DHM) für die Zeit des Nationalsozialismus schlicht vermerkt, dass von Lettow-Vorbeck zurückgezogen in Bremen gelebt hätte,85 wird in einigen Veröffentlichungen zumindest aufgeführt, dass er sich auch nach 1933 weiterhin öffentlich bei 78 Schulte-Varendorff, 2006, S. 92. 79 Michels, 2008. S. 287. 80 Michels, 2008, S.300. 81 Michels, 2008, S.300. 82 Michels, 2008, S.303f. . 83 Hildebrand, 1969, S. 117. 84 www.dhm.de/lemo/html/biografien/LettowVorbeckPaul. 85 www.dhm.de/lemo/html/biografien/LettowVorbeckPaul; wie in diesem digitalen Lexikon bleibt auch im „Biographischen Wörterbuch zur deutschen Geschichte“ (München 1974, 2. Aufl., bearbeitet von Karl Bosl, Günther Franz, Hanns Hubert Hofmann)und im „Biographischen Lexikon zur deutschen Geschichte“ (Udo Sautter, München 2002) die Haltung von Lettow-Vorbeck zum Nationalsozialismus unerwähnt. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 18 Kundgebungen für die Kolonialbewegung zeigte sowie bei Feiern anlässlich der Siege in Ostafrika im Ersten Weltkrieg und Denkmalenthüllungen zu Ehren der Schutztruppen.86 Zwar bemängelt auch Michels, dass die Quellenlage für die Zeit des Nationalsozialismus eher „spärlich“ sei, gleichwohl gelingt es ihm in kritischer Analyse der Erinnerungsliteratur und Auswertung der Archive ein ausdrucksstarkes Porträt von Lettow-Vorbeck zu zeichnen. Michels stellt ausführlich dar, dass von Lettow-Vorbeck zwar gerne die „Abschaffung der Demokratie “ gesehen hätte, aber lieber „durch einen Vertreter der alten Eliten wie Papen oder Schleicher “ als durch die „Ernennung des Weltkriegsgefreiten Hitler zum Reichskanzler“87. Damit stehe er in der Reihe mit vielen anderen Konservativen, die Hitler nur als „Steigbügelhalter einer Art Kaiserreichsrestauration“ verstanden hätten. Dabei sei er durchaus bereit gewesen, sich mehr als in seiner bisherigen politischen Laufbahn in einer verantwortlichen Stellung zu engagieren. In diesem Sinne sei sein Angebot an Hindenburg zu verstehen, bei der Verschmelzung von „Stahlhelm “ und SA eine Rolle zu übernehmen.88 Noch im Jahr 1933 schickte er seine beiden Söhne auf die gerade als „Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NAPOLA)“ eröffnete, ehemalige preußische Kadettenanstalt in Plön.89 „Die Einrichtung von Konzentrationslagern, die rasche Aushöhlung des Rechtsstaates und die Aufhebung der Gewaltenteilung seit Anfang 1933 beunruhigten Lettow-Vorbeck wie auch andere hohe Offiziere nicht, so lange die Gewaltmaßnahmen und Verfolgung sich gegen die politische Linke oder Minderheiten richtete. Die Maßnahmen entsprachen vielmehr ihren Idealvorstellungen eines autoritären Staates mit einer uneingeschränkten Exekutive .“90 Auch das nationalsozialistische Regime kam den „Kriegshelden“ des Ersten Weltkrieges zunächst entgegen und bot ihnen prestigeträchtige Posten an, gleichwohl ohne politischen Einfluss . So wurde Lettow-Vorbeck im September zum Mitglied des „Bremischen Staatsrates“ ernannt , der offiziell die Bremische Bürgerschaft ersetzte, aber nicht deren Einfluss hatte. Lettow- Vorbeck blieb als sein Mitglied bis 1945 für Kolonialfragen zuständig.91 Hingegen ist die auch in 86 Möhle, Die Preußen Afrikas, 1999, S. 127. 87 Michels, 2008, S. 312. 88 Michels, 2008, S. 313. Ebenso: Schulte-Varendorff, 2006, S. 98, mit Hinweis auf Lettow-Vorbecks Eintreten für die Aufhebung des Verbotes von SA und SS im Jahr 1932. 89 Michels, 2008, S. 313f. 90 Michels, 2008, S. 314. 91 Michels, 2008, S. 314. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 19 jüngeren Veröffentlichungen vertretene Meinung, Lettow-Vorbeck habe 1933 das Angebot der Nationalsozialisten abgelehnt, das Amt des Reichskolonialministers zu übernehmen, nicht haltbar. Richtig ist vielmehr, dass ihm dieses Angebot nie gemacht worden ist.92 Zu einer „Ernüchterung“ hätten bei von Lettow-Vorbeck die Ermordungen im Zuge des sogenannten „Röhm-Putsches“ 1934 sowie das Verbot monarchistischer Organisationen und die Vereinigung der Ämter des Reichskanzlers mit dem des Reichspräsidenten im selben Jahr geführt.93 Gleichwohl hat diese Erfahrung weder zu einer Distanzierung vom Nationalsozialismus und zu einem Rückzug vom politischen Engagement geführt94; vielmehr beschreibt Michels bei ihm eine „Unterstützung von Krieg und Regime bis zuletzt.“95 Auch Schulte-Varendorff stellt fest, dass von Lettow-Vorbeck zwar in der Aufbauphase der Wehrmacht zunächst reaktiviert worden sei, aber bereits im Oktober 1938 offiziell verabschiedet wurde.96 Er kommt zu dem Schluss: „Die wichtigere Rolle, die ihm die Wehrmachtsführung zugedacht hatte, war keine aktive militärische, sondern eine propagandistische. man baute ihn zum Idealbild eines deutschen Soldaten auf und ‚schmückte‘ Kasernen mit seinem Namen, so 1938 in Leer/Ostfriesland und Bremen.“97 Michels teilt diese Auffassung98 und spricht von einer „gewissen ‚Narrenfreiheit (…), die auch anderen grundsätzlich regimeloyalen, herausgehobenen Vertretern des Kaiserreichs, die wegen ihres Renommees vorerst für das Regime unantastbar blieben, zumindest in den dreißiger Jahren in Stellungnahmen zu eher nebensächlichen Aspekten eingeräumt wurde.“99 Auch Maß ist der Auffassung, dass Lettow-Vorbecks Ansehen bei den Nationalsozialisten Ende der 1930er Jahre nicht mehr den anfänglich hohen Stellenwert besessen hätte. Vielmehr seien „andere Kolonialakteure, wie zum Beispiel Carl Peters, der in der Weimarer Republik wegen seiner offenen Gewalttätigkeit gegen die indigene Bevölkerung verpönt gewesen 92 www.dhm.de/lemo/html/biografien/LettowVorbeckPaul. Tatsächlich wurde dieses Reichskolonialministerium nie gegründet; zwar gab es umfangreiche Planungen, Gesetzgebungsmaßnahmen und als „Vorläufer“ eines Ministeriums das Kolonialpolitische Amt der NSDAP, doch wurden alle Planungen im Januar 1943 eingestellt. S. hierzu: Kordt, 1950, S. 392f.; Sippel, 2002, S. 260f.:“Aufgrund der umfassenden Planungen dürfte das von kolonialinteressierten Kreisen in Aussicht genommene NS-Kolonialreich in Afrika die bestorganisierte Administration gehabt haben, die jemals für ein nicht bestehendes Kolonialimperium entwickelt worden ist. Man hatte an vieles gedacht, was für den Aufbau eines Kolonialreiches wichtig war, an Personal, Finanzen, Konzepte, Gesetzentwürfe , bis hin zu einem zu errichtenden Fachministerium monströsen Ausmaßes in der Reichshauptstadt Berlin – es fehlten ‚nur‘ noch die Kolonien, die das ‚Dritte Reich‘ nach dem ‚Endsieg‘ zu erobern gedachte.“ ( S. 261). S. die ausführliche Studie von Hildebrand, Vom Reich zum Weltreich, München 1969. Als möglicher Kolonialminister sei von Epp im Gespräch gewesen (Hildebrand, 1969, S. 595ff.). 93 Michels, 2008, S. 316. 94 Michels, 2008, S. 318f. . 95 Michels, 2008, S. 329. 96 Schulte-Varendorff, 2006, S. 112. 97 Schulte-Varendorff, 2006, S. 112; ebenso: Maß, 2006, S. 228ff. . 98 Michels, 2008, S. 324. 99 Michels, 2008, S. 321. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 20 war“ als zeitgemäßer betrachtet worden.100 Bis 1938/39 trat Lettow-Vorbeck auf Empfehlung der Dienststellen der NSDAP als Redner zu kolonialpolitischen Themen auf101, auch 1942 hielt er noch öffentliche Vorträge.102 Besonders in Bremen wurden eine Schule, eine Kaserne, Gebäude und Straßen nach ihm benannt. Auch in anderen Städten wurden Straßen nach ihm benannt.103 Nach einer weiteren Benennung einer Kaserne nach Lettow-Vorbeck in Leer folgte 1939 eine Kaserne in Hamburg-Wandsbek. Das Kriegerdenkmal, das zeitgleich im August 1939 auf dem Kasernengelände in Hamburg-Wandsbek eingeweiht wurde und einen deutschen Offizier der Schutztruppe und ihm folgende Askari zeigte, stellt für Schulte-Varendorff den „Höhepunkt der Legende von den ‚treuen‘ Askari“ dar. (…) Dieser Mythos, Lettow-Vorbeck selbst und sein Vorgehen in Afrika sowie die koloniale Erinnerung wurden Teile der moralischen Aufrüstung der Nationalsozialisten . Das Bild der bedingungslos ‚treuen‘ Askari zu ihren deutschen Führern wurde durch dieses Denkmal in einer Kaserne zum Vorbild für die Soldaten der Wehrmacht erklärt.“104 Auch sein Buch „Heia Safari“, 1920 erstmals aufgelegt, erlebte – wie andere Schriften zur Kolonialfrage - in den 1930er Jahren bis 1941 hohe Auflagen, die schließlich sogar die Zahlen kurz nach Erscheinen des Buches überstiegen.105 2.4. Ehrung in der Bundesrepublik Obwohl von Lettow-Vorbeck weiter publizierte, erreichten seine Veröffentlichungen keine große Aufmerksamkeit mehr. Als „letzten großen Auftritt“ beschreibt Michels die Feier zu seinem 90. Geburtstag, zu der nicht nur zahlreiche „Ostafrikaner“ erschienen, sondern auch der damalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Kai-Uwe von Hassel, Vertreter der Bundeswehr und seiner Geburtsstadt Saarlouis. Michels erwähnt zudem, dass der ehemalige DDP-Reichstagsabgeordneter und ehemalige (1918-1920) Kultusminister von Mecklenburg-Schwerin, Heinz Sivkovich , in einem Schreiben an das Bundespräsidialamt kritisiert habe, dass es mit seinem Glückwunschschreiben zugleich einen aktiven Teilnehmer des Kapp-Putsches ehre, der für den Bürgerkrieg in Mecklenburg verantwortlich gewesen sei. Die Antwort des Bundespräsidialamtes kommentiert Michels folgendermaßen: „Bonn verwahrte sich jedoch gegen diese Kritik und adelte den Offizier stattdessen nachträglich zum Demokraten: Es sei nicht angängig, dessen Würdigung einzig von seinem ‚schwankenden‘ Verhalten beim Kapp-Putsch abhängig zu machen. ‚Von Lettow-Vorbeck hat später als Abgeordneter der DNVP dem Reichstag angehört und in dem 100 Maß, 2006, S. 241f. . 101 Michels, 2008, S. 322. 102 Michels, 2008, S. 326. 103 Michels, 2008, S. 323. Ebenso: Schulte-Varendorff, 2006, S. 120f. . 104 Schulte-Varendorff, 2006, S. 112f.; s.a.: Michels, 2008, S. 323f. . 105 Michels, 2008, S. 324. Ausführlich zur Kolonialpropaganda dieser Zeit bei: Hildebrand, 1969, S. 414ff. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 21 entscheidenden Jahr 1930 den Rechtskurs dieser Partei nicht mitgesteuert, sondern eine Schwenkung zu den Volkskonservativen durchgeführt, die zusammen mit dem Reichskanzler Brüning die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Weimarer Verfassung erhalten wollte.‘“106 Von Lettow-Vorbeck wurde an seinem letzten Wohnort, Gut Pronstorf, „mit militärischen Ehren“ beigesetzt. Bundesverteidigungsminister von Hassel würdigte ihn in seiner Rede als „eine der großen Gestalten, die das Recht in Anspruch nehmen dürfen, Leitbilder genannt zu werden.“107 Auch in dem Beileidstelegramm des Bundespräsidenten wurden seine militärischen Leistungen während des Ersten Weltkrieges als „ein leuchtendes Beispiel meisterhafter Kriegskunst, ritterlichen Kampfes und edeler menschlicher Gesinnung“ gewürdigt.108 Auch noch Jahrzehnte später zählte die Bundeswehr von Lettow-Vorbeck zu ihren Leitbildern. Die Antwort auf die Frage „Warum ?“ ist nach Schulte-Varendorff einfach: „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Leitbilder gebraucht , die unverdächtig waren, dem Nationalsozialismus nahe gestanden zu haben. Das traf beim ersten, flüchtigen Blick auf die Biographie des Generals zu (…) Die Beteiligung am Kapp- Lüttwitz-Putsch hingegen wurde einfach verdrängt; diese Tatsache hätte nicht in das entworfene Gesamtbild gepasst.“109 Wie bereits oben gezeigt, konzentriert sich die öffentliche Wahrnehmung Lettow-Vorbecks bis heute auf die Rückkehr von seinem Ostafrika-Einsatz im Ersten Weltkrieg als einziger unbesiegter deutscher General. Dagegen ist in der geschichtswissenschaftlichen Forschung in jüngerer Zeit eine deutlich kritische Einschätzung seines Wirkens nicht nur in Ostafrika, sondern auch in der Weimarer Republik und im Dritten Reich zu registrieren. 106 Michels, 2008, S. 344. 107 aus: von Borries, 1964, S. 284, der hier aus den „Kieler Nachrichten“ vom 14.3.1964 zitiert. S.a.: Michels, 2008, S. 345f. . 108 Michels, 2008, S. 345. 109 Schulte-Varendorff, 2006, S. 130. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 - 3000 - 061/14 Seite 22 3. 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