AUSARBEITUNG Thema: Politische Dimension der Fußball- Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland Fachbereich XI Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Verfasser/in: Abschluss der Arbeit: 13. März 2006 Reg.-Nr.: WD 1 043/06 Ausarbeitungen von Angehörigen der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung des einzelnen Verfassers und der Fachbereichsleitung. Die Ausarbeitungen sind dazu bestimmt, das Mitglied des Deutschen Bundestages, das sie in Auftrag gegeben hat, bei der Wahrnehmung des Mandats zu unterstützen. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Diese bedürfen der Zustimmung des Direktors beim Deutschen Bundestag. - 2 - Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 3 2. Der Weg zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland 4 3. Organisation, Ablauf und Finanzierung der Fußball- Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland 4 4. Staatliche Garantien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 6 5. Erwartungen der Bundesregierung an die Fußball- Weltmeisterschaft 2006 7 6. Aktivitäten des Deutschen Bundestages für die Fußball- Weltmeisterschaft 2006 9 7. Zusammenfassung 10 8. Literaturverzeichnis 12 - 3 - 1. Einleitung Die Möglichkeit, eine Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land auszurichten, trifft sowohl bei den nationalen Fußball-Verbänden als auch bei deren Regierungen auf großes Interesse. „Bereits die Bewerbung“, so FIFA-Präsident Joseph Blatter, „wird gleichsam wie ein wirtschaftlicher Feldzug geführt, der die Vorzüge der einheimischen Fähigkeiten , Erzeugnisse und Dienstleistungen herausstreichen soll.1 Eine Fußball- Weltmeisterschaft verspricht nicht nur einen großen Imagegewinn für das ausrichtende Land und seinen Fußball-Verband, sondern scheint auch aus anderen Gründen reizvoll. Welche Bedeutung diesem sportlichen Großereignis zugesprochen wird, ist auch daran ablesbar, dass der Wert der Fernsehübertragungsrechte zur Weltmeisterschaft 2006 über eine Milliarde Euro beträgt.2 Die Ausarbeitung konzentriert sich auf die politische Dimension der Fußball- Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahr 2006. Zu Beginn wird der Weg zur Fußball- Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland erläutert. Anschließend werden die Grunddaten der Weltmeisterschaft - Organisation, Teilnehmer, Ablauf und Finanzierung - näher betrachtet. Im Hauptteil werden die staatlichen Garantien der Bundesrepublik Deutschland für die Weltmeisterschaft (WM) untersucht, die Erwartungen der Bundesregierung an die WM dargestellt und die zusätzlichen Aktivitäten des Deutschen Bundestages in Bezug auf die Informationen der Öffentlichkeit während der Fußball-Weltmeisterschaft erläutert. Der Schlussteil fasst die wichtigsten Ergebnisse der Ausarbeitung über die politische Dimension der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zusammen. 1 Schindelbeck 2004: 21 2 Mediafabrik Gütersloh GmbH 2005: 26. - 4 - 2. Der Weg zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland Die Fußball-Weltmeisterschaft gehört neben den Olympischen Sommerspielen zur wichtigsten und bedeutendsten internationalen Sportveranstaltung.3 Beide finden alle vier Jahre in einem anderen Land der Welt statt. Träger und Rechteinhaber der Fußball- Weltmeisterschaft ist der Weltfußballverband „Fédération Internationale de Football Association“ (FIFA) mit Sitz in Zürich. Der Verband entschied am 6. Juli 2000 im Rahmen eines Bewerbungsverfahren zur Ausrichtung der 18. FIFA Fußball- Weltmeisterschaft im Jahr 2006, diese sportliche Großveranstaltung nach Deutschland zu vergeben. Im dritten und entscheidenden Wahlgang konnte sich die Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes, die auch von der Bundesregierung unterstützt wurde, gegen die des Konkurrenten des südafrikanischen Fußballverbandes mit zwölf zu elf Stimmen bei einer Enthaltung durchsetzen. Bereits zuvor waren Brasilien, Marokko und England im Bewerberverfahren ausgeschieden. Deutschland gehört neben Italien, Frankreich und Mexiko zu den Ländern in der Welt, in denen bereits zum zweiten Mal seit Begründung dieses Turniers im Jahr 1930 eine Fußball-Weltmeisterschaft durchgeführt wird.4 Die erste Fußball-Weltmeisterschaft hatte in der alten Bundesrepublik vor 32 Jahren - im Sommer 1974 - stattgefunden. Bei diesem ersten Turnier im eigenen Land wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach 1954 zum zweiten Mal Fußball- Weltmeister. 2006 findet erstmals eine Fußball-Weltmeisterschaft im seit 1990 vereinten Deutschland statt. 3. Organisation, Ablauf und Finanzierung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland Die 18. FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft wird von Gastgeber Deutschland vom 9. Juni bis zum 9. Juli 2006 im Auftrag des Weltfußballverbandes FIFA durchgeführt. Der offizielle und als geschütztes Warenzeichen eingetragene Name des Turniers lautet "FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006TM“. Offiziell verantwortlich für die Austragung der Fußball-WM in Deutschland und die damit verbundenen organisatorischen Fragen ist das im Jahr 2001 gegründete "FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 Organisationskomitee DeutschlandTM“, dessen Präsident Franz Beckenbauer ist.5 Dem WM-Organisationskomitee stehen bei seinen Aufgaben ein Aufsichtsrat und ein Kuratorium zur Seite. Der Aufsichtsrat wird in wichtige Entscheidun- 3 Bundesministerium des Innern 2006c: 1 4 Joel; Schütt 2005: 368; Berliner Zeitung 2006: 4 5 Im nachfolgenden Text wird das „FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 Organisationskomitee Deutschland“ als „WM-Organisationskomitee“ abgekürzt - 5 - gen direkt eingebunden. Der Slogan der WM in Deutschland lautet „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Dieses Motto war bereits beim erfolgreichen Bewerbungsverfahren von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) benutzt worden. Offizielles Maskottchen der FIFA für die Fußball-Weltmeisterschaft ist ein Löwe mit Namen „Goleo VI“.6 32 Mannschaften werden zur Ermittlung eines neuen Fußball-Weltmeisters in den zwölf deutschen WM-Arenen Hamburg, Hannover, Berlin, Leipzig, Gelsenkirchen, Dortmund , Köln, Kaiserslautern, Frankfurt am Main, Nürnberg und München - zunächst in acht Gruppen und dann in Ausscheidungsspielen - insgesamt 64 Spiele austragen. In acht Stadien werden jeweils fünf Spiele und in den vier größten Stadien Berlin, Dortmund , München und Stuttgart zusätzlich ein sechstes Spiel ausgetragen. Mit einem Teilnehmerfeld von insgesamt 32 Mannschaften hat die WM in Deutschland die gleiche Größe wie die beiden vorangegangenen Weltmeisterschaften in Südkorea/Japan im Jahr 2002 und Frankreich im Jahr 1998.7 Von den teilnehmenden Nationalmannschaften werden 14 aus Europa kommen, darunter auch Gastgeber Deutschland. Im Einzelnen sind dies England, Frankreich, Italien, Kroatien, Niederlande, Polen, Portugal, Schweden , Serbien-Montenegro, Ukraine, Schweiz, Spanien und Tschechien. Aus der FIFA- Region „Asien“ nehmen insgesamt vier Mannschaften am Turnier teil. Dabei handelt es sich um Iran, Japan, Saudi-Arabien und Südkorea. Südamerika ist mit Argentinien, Brasilien, Ecuador und Paraguay durch vier Länder vertreten. Dies gilt auch für den Bereich Nord- und Mittelamerika/Karibik. Hier sind es die Mannschaften aus Costa Rica, Mexiko, USA sowie Trinidad/Tobago, die am Turnier in Deutschland teilnehmen. Afrika stellt fünf Teilnehmer der Endrunde. Dazu gehören Angola, Elfenbeinküste, Ghana, Togo sowie Tunesien. Als Vertreter der FIFA-Region Ozeanien komplettiert Australien das Teilnehmerfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.8 Für das diesjährige Turnier in Deutschland werden rund 3,2 Millionen Fans und Gäste, davon eine Million aus dem Ausland, erwartet. Zudem werden in den vier Wochen des Turniers mehrere Milliarden Zuschauer den Blick auf das sportliche Geschehen in Deutschland richten, davon schätzungsweise 1,2 Milliarden TV-Zuschauer beim Endspiel am 9. Juli 2006 in Berlin. Das WM-Turnier 2002 in Japan/Korea wurde kumuliert von 30 Milliarden Fernseh-Zuschauern gesehen.9 Das deutsche WM-Organisationskomitee erhält nach Angaben der FIFA für seine Arbeit einen Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken. Zu den weiteren Einnahmequellen, die dem WM-Organisationskomitee zustehen, gehören die Erlöse der Eintrittskarten zu den Spielen sowie die Sponsoren-Gelder der sechs nationalen FIFA- Förderer. Die FIFA erwartet aus diesen drei Bereichen Gesamteinnahmen von ca. 400 Millionen Euro für das WM-Organisationskomitee. Dabei weist die FIFA darauf hin, 6 Bundesministerium des Innern 2006e: 1; Deutscher Fußball-Bund 2003: 1; FIFA 2006: 2 7 FIFA 2006: 1 8 Berliner Zeitung 2006: 8-9 9 Bundesministerium des Innern 2006c: 1; Mediafabrik Gütersloh 2005: 26; FIFA 2006: 4 - 6 - dass aus diesen Einnahmen keine Bau- und Infrastruktur-Maßnahmen finanziert werden .10 Wie bei der Weltmeisterschaft in Korea/Japan im Jahr 2002 dürfen sich bei der Weltmeisterschaft in Deutschland insgesamt 15 Unternehmen als „Offizielle internationale Partner der FIFA WM 2006TM“ bezeichnen. Sie können damit weltweit mit dem FIFA- Logo werben. Ihr dafür zu entrichtender Beitrag an die FIFA beträgt nach Schätzungen jeweils 40 Millionen Euro. Bei diesen 15 Unternehmen handelt es sich um Adidas, Anheuser-Busch, Avaya, Coca-Cola, Continental AG, Deutsche Telekom AG, Emirates Airline, Fujifilm, Gillette, Hyundai, MasterCard, McDonalds, Philips, Toshiba und Yahoo!. Daneben sprach die FIFA sechs deutschen Unternehmen den Status als „Nationale Förderer der FIFA-Weltmeisterschaft 2006“ zu. Ihr Beitrag an die FIFA beträgt Schätzungen zufolge jeweils etwa zehn Millionen Euro. Die sechs „Nationalen Förderer “ sind die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), OBI AG, Hamburg- Mannheimer Versicherungs-AG, die Postbank, Oddset und die Deutsche Bahn AG.11 4. Staatliche Garantien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Eine globale Sportveranstaltung wie die Fußball-Weltmeisterschaft hat in den vergangenen Jahren an Komplexität zugenommen. Sie besitzt bereits insoweit eine politische Dimension, als ohne staatliche Unterstützung der jeweils ausrichtenden Nation eine globale Großveranstaltung wie eine Fußball-Weltmeisterschaft im 21. Jahrhundert, die mehrjährige intensive organisatorische Vorbereitungen mit sich zieht, nicht umsetzbar wäre. So hat die Abgabe zahlreicher staatlicher Garantien durch die Bundesregierung gegenüber der FIFA im Rahmen der WM-Bewerbung des DFB den Zuschlag für Deutschland im Jahr 2000 letztendlich erst ermöglicht.12 Diese Garantien wurden bei den Planungen der Weltmeisterschaft weiter verifiziert. Zu diesen umfangreichen staatlichen Garantien gehören unter anderem unbürokratische Arbeitsgenehmigungen, erleichterte zoll- und steuerrechtliche Behandlungen sowie zügige Einreise- und Ausreisebewilligungen besonders für Sportler und FIFA-Offizielle, die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung während der Veranstaltung sowie umfangreiche Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und in die sportlichen Einrichtungen mit dem Schwerpunkt WM-Städte. Im Bereich der Arbeitsgenehmigungen musste die Bundesregierung beispielsweise allen Offiziellen der FIFA, den Spielern, den Betreuern der Mannschaften, den Schiedsrichtern, den offiziellen (Werbe-) Partnern der FIFA und den Medienvertreter garantieren, genehmigungsfrei in Deutschland während der WM arbeiten zu kön- 10 FIFA 2006: 4 11 Hatting; Scholtes 2006: 2; FIFA 2006: 3 12 Bundesministerium des Innern 2006c: 1;Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2006a: 1 - 7 - nen.13 Ein weiteres Beispiel der von der Bundesregierung gegenüber der FIFA gegebenen staatlichen Garantien betrifft den Bereich der öffentlichen Sicherheit. Aus diesem Grund haben Bund und Länder ein abgestimmtes WM-Sicherheitskonzept aufgestellt. Dazu gehören unter anderem Abwehr- und Präventivmaßnahmen vor den Gefahren des internationalen Terrorismus, vor so genannten Hooligans, der Schutz vor Kriminalität sowie Planungen zur Notfall- und Katastrophenvorsorge. Die deutschen Behörden arbeiten im Bereich der „Hooligan-Szene“ präventiv insbesondere mit Kollegen europäischer Staaten zusammen.14 Im Bereich der Verkehrsinfrastruktur musste die Bundesregierung der FIFA garantieren, zur Bewältigung der zu erwartenden zusätzlichen Verkehrsströme durch die WM die bestehende Infrastruktur im Land bei allen Verkehrsträgern mit mehreren Milliarden Euro zu verbessern. Dies betrifft gerade die Verkehrsinfrastruktur in den Regionen der zwölf WM-Austragungsorte. In die Ausbau- und Erweiterungsmaßnahmen im Bundesfernstraßennetz hat die Bundesregierung etwa 3,7 Milliarden Euro investiert. Zudem wurden gemeinsam von Bund und Ländern die zwölf WM-Stadien grundlegend modernisiert oder zum Teil neu gebaut. Die Kosten für Stadionbauten beliefen sich auf annährend 1,4 Milliarden Euro.15 5. Erwartungen der Bundesregierung an die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Die Bundesregierung hat die staatlichen Garantien übernommen, weil sie die Bewerbung des DFB für die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft von Beginn an für unterstütztenwert erachtet hat. Die Bundesregierung sieht in der Ausrichtung der Fußball -Weltmeisterschaft in Deutschland eine einmalige Chance für das Gastgeberland Deutschland. Sie hat die Erwartung, dass mit der vierwöchigen Fußball-WM 2006, wenn die weltweite mediale Aufmerksamkeit sich verstärkt auf Deutschland richtet, ein positives Bild von Deutschland weltweit vermittelt werden und die Völkerverständigung gefördert werden kann. Deutschland soll sich aus Sicht der Bundesregierung als weltoffenes, modernes, sympathisches sowie gast- und ausländerfreundliches Land darstellen.16 Diese Aussage unterstreicht auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Begrüßung auf der für die WM 2006 von der Bundesregierung eingerichteten eigenen offiziellen Internetpräsenz „www.fifawm2006.deutschland.de“: 13 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2006a: 1; Bundesministerium des Innern 2006f: 1 14 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2006a: 1; Schellenberger 2005: 1 15 Bundesministerium des Innern 2006f: 2; Mediafabrik Gütersloh GmbH 2005: 26; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2006c: 1 16 Bundesministerium des Innern 2006b: 1; Auswärtiges Amt 2006: 19 - 8 - „(...) Fußball weckt weltweit Emotionen, führt Menschen verschiedener Kulturen zusammen und fördert wichtige Tugenden wie Fairness, Teamgeist und Toleranz. All dies werden wir im Sommer 2006 besonders intensiv erleben – bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland. … Die Fußball-WM ist eine einmalige Chance für Deutschland, sich der Welt als gastfreundliches, fröhliches und modernes Land der Ideen zu präsentieren. Ich bin überzeugt: Der Funke der Begeisterung und der Völkerverständigung wird bei der Fußball-WM von Deutschland auf die ganze Welt überspringen (...).“17 Auch Bundespräsident Horst Köhler hat auf die politische Bedeutung der Fußball- Weltmeisterschaft in der jüngeren Vergangenheit hingewiesen. Auf dem Festakt des DFB-Bundestages in Osnabrück am 22. Oktober 2004 sagte er unter anderem: „(…) Wir wollen bei der nächsten WM aber mehr als sportlichen Erfolg. Die Gastgeberrolle ist für Deutschland eine große Chance. ‚Die Welt zu Gast bei Freunden’ - das soll und das wird viel mehr sein als nur ein schönes Motto. Deutschland kann sich 2006 der Welt in all seiner kulturellen und landschaftlichen Vielfalt vorstellen - von den Alpen bis zur Küste, vom Rhein bis zur Spree. Wir wollen gastfreundlich sein und zeigen: Deutschland ist ein leistungsstarkes, freundliches und weltoffenes Land. Milliarden von Menschen werden nach Deutschland blicken. Ich wünsche mir, dass sie es mit Sympathie und Anerkennung tun (…).“18 Daneben verspricht sich die Bundesregierung von einem der wichtigsten sportlichen Ereignisse in der Welt positive und nachhaltige Folgen auf Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt und Investitionen in Deutschland sowie weltweit mehr Aufmerksamkeit für das Reiseziel Deutschland.19 Bundeswirtschaftsminister Michael Glos geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass die Fußball-WM in den Jahren 2006 bis 2008 für die Gesamtwirtschaft einen zusätzlichen Impuls von rund drei Milliarden Euro in Deutschland auslösen wird. Dabei könnten aus Sicht des Bundes insbesondere das Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe , der Einzelhandel, die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, Transportunternehmen , die Unterhaltungselektronik, Sport- und Fanartikelhersteller sowie Dienstleister aus den Bereichen Kultur, Unterhaltung und Freizeit von diesem WM- Boom profitieren. Allein die Tourismuswirtschaft stellt sich nach eigenen Angaben auf über fünf Millionen zusätzliche Übernachtungen durch die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land ein. Im Bereich des Arbeitsmarktes gehen Bundesregierung und die Bundesagentur für Arbeit von einem zusätzlichen Plus von etwa 50.000 Erwerbstätigen im WM-Jahr 2006 aus.20 Als für den Spitzensport in Deutschland zuständiges Ministerium ist das Bundesinnenministerium innerhalb der Bundesregierung federführendes WM-Ressort und für die 17 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2006b: 1 18 Bundespräsidialamt 2004: 2/3 19 Bundesministerium des Innern 2006b: 1 20 Schellenberger 2005: 1; Bundesministerium des Innern 2006d: 29 - 9 - Vorbereitung auf Seiten des Bundes verantwortlich. Der im Ministerium eingerichtete Stab „WM 2006“ ist die zentrale Koordinierungsstelle der Bundesregierung für alle staatlichen Handlungsfelder.21 In enger Zusammenarbeit mit dem WM- Organisationskomitee unter Präsident Franz Beckenbauer hat die Bundesregierung für die Fußball-Weltmeisterschaft ein eigenes - vier Bausteine umfassendes - Gastgeberkonzept entwickelt, das abgestimmte Aktivitäten von Politik, Wirtschaft, Verbänden, WM-Städten und wichtigen gesellschaftlichen Gruppen beinhaltet. Das Gastgeberkonzept der Bundesregierung für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland beinhaltet die Umsetzung der gegenüber der FIFA abgegebenen Regierungsgarantien, ein Standort -Marketing für Deutschland, ein Kunst- und Kulturprogramm sowie eine „Nationale Service- und Freundlichkeitskampagne“.22 Die Standort- und Imagekampagne "Deutschland - Land der Ideen" bewirbt mit Unterstützung der deutschen Wirtschaft mit verschiedenen Maßnahmen im In- und Ausland den Wirtschaftsstandort Deutschland. Zentrales Markenzeichen des WM-Kunst- und Kulturprogramms ist der „Fußball Globus“, den bis Anfang 2006 bereits über 600.000 Besucherinnen und Besucher gesehen haben. Die „Nationale Service- und Freundlichkeitskampagne “ ist zur Endrundenauslosung in Leipzig Ende 2005 gestartet.23 6. Aktivitäten des Deutschen Bundestages für die Fußball- Weltmeisterschaft 2006 Auch der Deutsche Bundestag in Berlin wird während der Fußball-Weltmeisterschaft für die Besucher des sportlichen Großereignisses besondere Angebote bereitstellen. Der Deutsche Bundestag wird in unmittelbarer Nähe des Reichstagsgebäudes während der Fußball-Weltmeisterschaft mit einem zusätzlichen Besucher-Angebot des Parlaments das Gastgeberkonzept des Bundes und des Landes Berlin ergänzen. In der so genannten Bundestagsarena, einem Besucher- und Informationszentrum des Deutschen Bundestages , möchte das deutsche Parlament Besucher aus aller Welt über seine Aufgaben und seine Arbeitsweise informieren. Das Zentrum wird in seiner baulichen Form der Reichstagskuppel nachempfunden sein. Im Inneren soll in Form und Farbgebung der Plenarsaal des Deutschen Bundestages abgebildet werden. Die Bundestagsarena wird 500 Besucher umfassen können. Weitere 1.000 Besucher sollen in einem Außenbereich Informationen über die Mitglieder des Bundestages und ihre Arbeit erhalten können. An den Veranstaltungstagen während der Fußball-Weltmeisterschaft sollen auf diese Weise mehr als 200.000 Besucher informiert werden können. Die Kosten der Bundestagsarena 21 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2006a, 1 22 Bundesministerium des Innern 2006a: 4 23 Bundesministerium des Innern 2006g: 1 - 10 - werden von Seiten der Bundestagsverwaltung auf 2,43 Millionen Euro taxiert, wobei Sponsoren und Medienpartner den größten Teil Finanzierung übernehmen sollen.24 Zudem wird auf dem Platz der Republik vor dem Westportal des Reichstagsgebäudes eine große deutsche Sportartikelfirma einen Fußballpark mit einem "kleinen Olympiastadion " errichten. Ferner ist auf der Straße des 17. Juni eine so genannte Fanmeile geplant. Bundestagspräsident Norbert Lammert geht davon aus, dass der Platz vor dem Reichstagsgebäude sehr großen Zuspruch von Seiten der Besucher erhalten wird.25 7. Zusammenfassung Die Fußball-Weltmeisterschaft der FIFA gehört zu den bedeutendsten internationalen Sportveranstaltungen weltweit. Sie besitzt eine politische Dimension, denn die Unterstützung in Form von Garantien desjenigen Staates, in dem die Weltmeisterschaft stattfindet , ist die wichtigste Voraussetzung für die Durchführung dieser globalen Veranstaltung . Schon im Bewerbungsverfahren verlangt die FIFA bereits die Abgabe staatlicher Garantien für ein mögliches Turnier. Zu den umfangreichen staatlichen Garantien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in der Bundesrepublik, welche die Bundesregierung gegenüber der FIFA abgegeben hat, gehören unter anderem unbürokratische Arbeitsgenehmigungen, erleichterte zoll- und steuerrechtliche Behandlungen sowie zügige Einreise- und Ausreisebewilligungen, die Gewährleistung von umfassender öffentlicher Sicherheit sowie umfangreiche Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und in die sportlichen Einrichtungen in Milliardenhöhe durch die öffentliche Hand. Letztere wurden überwiegend über den Bundeshaushalt finanziert. Neben den staatlichen Garantien besitzt die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland eine weitere politische Dimension. Insbesondere die Bundesregierung verfolgt mit ihrer Unterstützung der Ausrichtung der WM 2006 in Deutschland eine Reihe von politischen Zielen. Zum einen soll sich Deutschland mit der Fußball-Weltmeisterschaft weltweit als offenes, modernes und gastfreundliches Land darstellen. Das internationale Ansehen Deutschlands in der Welt soll gesteigert werden und Deutschland als weltweites Reiseziel deutlich an Attraktivität gewinnen. Zudem anderen erhofft sich die Bundesregierung auch konkrete positive Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung im eigenen Land, wobei diese politischen Absichten auch miteinander in einer Interdependenz stehen. So könnte die Steigerung des Ansehens Deutschlands in der Welt durch eine erfolgreiche Fußball-Weltmeisterschaft andere Länder dazu animieren, zukünftig deut- 24 Das Parlament vom 20.02.2006; Deutscher Bundestag 2006:1 25 Das Parlament vom 20.02.2006; Deutscher Bundestag 2006:1 - 11 - sche Waren und Dienstleistungen stärker nachzufragen. Die Position Deutschlands als Exportweltmeister könnte damit gestärkt werden. Auch der Deutsche Bundestag geht durch die Fußball-Weltmeisterschaft von einer noch stärkeren Nachfrage nach Informationen über seine parlamentarische Arbeit aus. Aus diesem Grund wird er während der Fußball-Weltmeisterschaft mit einem zusätzlichen Informationsangebot, der Bundestagsarena, Besucher aus aller Welt über seine Aufgaben und seine Arbeitsweise informieren. Insgesamt sollen durch das der Reichstagskuppel stilistisch nachempfundenen Besucher- und Informationszentrum mehr als 200.000 Besucher zusätzlich über die Arbeit des Parlaments informiert werden können. - 12 - 8. Literaturverzeichnis − Auswärtiges Amt (2006). Organisation und Aufgaben. Aufgaben der Abteilungen http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/aamt/aufgaben/abteilungen/abt.k_html [Stand: 10.03.2006]. − Berliner Zeitung (2006). Sonderbeilage „Fußball-WM 2006“ vom 2. Januar 2006. − Bundesministerium des Innern (2006a). Partner des Spitzensports. Die Sportpolitik des Bundesministeriums des Innern, Berlin. − Bundesministerium des Innern (2006b). Erfolgreiche Fußball-Weltmeisterschaft 2006 http://www.bmi.bund.de/cln_012/nn_164756/Internet/Content/Themen/Sport/ PolitischeZiele/Fussball-Weltmeisterschaft__2006__Id__93150__de.html [Stand: 10.03.2006]. − Bundesministerium des Innern (2006c). 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