Deutscher Bundestag Mögliche Pläne für eine Annektierung Siziliens als 49. Bundesstaat der USA 1944/45 Ausarbeitung Wissenschaftliche Dienste WD 1 – 3000-017/11 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 2 Mögliche Pläne für eine Annektierung Siziliens als 49. Bundesstaat der USA 1944/45 Verfasser/in: Aktenzeichen: WD 1 – 3000-017/11 Abschluss der Arbeit: 14. April 2011 Fachbereich: WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitende Vorbemerkungen 4 2. Amerikanische Kriegszielpolitik vor dem Hintergrund der Besetzung Siziliens und des Kampfes gegen das faschistische Italien 1943 5 3. Gerüchte um eine Annektierung Siziliens als 49. Bundestaat der USA 6 4. Literatur 8 Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 4 1. Einleitende Vorbemerkungen Im Rahmen der vorliegenden Ausarbeitung soll untersucht werden, ob und inwieweit es seitens der Vereinigten Staaten von Amerika, dessen Geheimdienst CIA und der Mafia Pläne zur Annektierung Siziliens als 49. Bundesstaat1 in den Jahren 1944/45 gegeben haben könnte. Angesichts der Tatsache, dass US-amerikanische Truppen im Zuge der „Operation Husky“ gemeinsam mit britischen und kanadischen Einheiten im Kampf gegen die Achsenmacht Italien im Juli 1943 auf Sizilien militärisch einen Brückenkopf errichteten, damit zu Besatzern wurden und den Neuanfang unter demokratischen Zeichen organisierten, erscheint diese Frage grundsätzlich nicht abwegig. Eine Durchsicht relevanter Literatur zur Geschichte Siziliens im 20. Jahrhundert ergab jedoch, dass dieses spezielle Thema in der bisherigen Forschung keine große Rolle gespielt hat bzw. sich kaum reflektierende Spuren nachweisen lassen: In den überblicksartigen Darstellungen zur Geschichte und Entwicklung Siziliens findet man kaum etwas zu einem möglichen Plan, dass Sizilien zu einem amerikanischen Bundesstaat werden sollte.2 Allein die von Thomas Dittelbach 2010 veröffentlichte knappe „Geschichte Siziliens“3 greift als derzeit aktuellste Veröffentlichung4 in einem eigenen Kapitel diese Frage auf, wie auch die bereits 1998 von Monte S. Finkelstein publizierte Studie „Separatism, the Allies, and the Mafia“.5 Beiden ist eigen, dass sie das Thema in die Frage einer möglichen Unabhängigkeit Siziliens nach dem Zweiten Weltkrieg einbetten. Allerdings liegt das Hauptaugenmerk der vorliegenden Ausarbeitung nicht auf den Aktivitäten der sizilianischen Unabhängigkeitsbewegung infolge der alliierten Besetzung im Sommer 1943, so dass eine detaillierte Beschreibung hier nicht erfolgt.6 1 Zum damaligen Zeitpunkt (1943-45) bestanden die USA nur aus 48 Bundesstaaten. Erst 1959 stieg die Zahl der Mitgliedsstaaten der Union auf 50: Im Januar kam Alaska als 49., im August des gleichen Jahres Hawaii als 50. Bundesstaat hinzu. 2 Zum Beispiel Finley, Moses I./Mack Smith, Denis/Duggan, Christopher (1989): Geschichte Siziliens und der Sizilianer. München: C.H. Beck; Graubner, Will (1988): Kleine Geschichte Siziliens. München: Herbig. 3 Dittelbach, Thomas (2010): Geschichte Siziliens. Von der Antike bis heute. München: C.H. Beck. 4 Erwähnung findet dieser Aspekt - allerdings äußerst rudimentär - in Reinhardt, Volker/Sommer, Michael (2010): Sizilien. Eine Geschichte von den Anfängen bis heute. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 274, und in einem Aufsatz von Manfred Barthel aus dem Jahr 1987 (Barthel, Manfred (1987): Freiheit im Namen der Mafia? 1950: Das blutige Ende des Salvatore Giuliano. In: Damals 19 (1987), S. 332-355). 5 Finkelstein, Monte S. (1998): Separatism, the Allies, and the Mafia. The Struggle for Sicilian Independence, 1943 - 1948. London: Associated University Presses. 6 Zu diesem Thema gibt es neben den in Anmerkung 2 - 4 genannten Werken noch weitere Veröffentlichungen, die jedoch bezüglich der Frage nach einer möglichen Annektierung Siziliens eine Erwähnung bzw. Auskunft schuldig bleiben. Vgl. Silj, Alessandro (1998): Verbrechen, Politik, Demokratie in Italien. Frankfurt am Main: Suhrkamp; Harth, Helene/Heydenreich, Titus, Hg. (1987): Sizilien. Geschichte - Kultur - Aktualität. Tübingen: Stauffenburg; Hess, Henner (1994): Para-Staat und Abenteuerkapitalismus. Die sizilianische Mafia 1943 - 1993. In: Kritische Justiz 27 (1994), S. 23-57; Reece, Jack E. (1973): Fascism, the Mafia, ant the Emergence of Sicilian Separatism (1919-43). In: Journal of Modern History 45 (1973), S. 261-276. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 5 2. Amerikanische Kriegszielpolitik vor dem Hintergrund der Besetzung Siziliens und des Kampfes gegen das faschistische Italien 1943 Dass die Frage einer Annektierung Siziliens als 49. Bundesstaat der USA überhaupt Gegenstand von Diskussionen war, hängt mit der Rolle der USA zusammen, die diese im Rahmen des (militärischen ) Kampfes gegen das faschistische Italien Mussolinis, aber auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit vor dem Hintergrund der Entwicklung des „befreiten“ Italiens spielten. Die Eroberung und Besetzung Siziliens war für die USA zu einem kriegswichtigen Ziel geworden , um über diesen „Brückenkopf“ vom Süden her die Achsenmacht Italien vom Faschismus zu befreien und von dort aus weiter in Richtung Norden, ins Deutsche Reich, zu marschieren. Um diesen militärstrategischen Plan umzusetzen, machten sich die Amerikaner einheimische Kräfte für die Landung auf Sizilien, die danach geplante Besetzung und die Einsetzung einer Regierung zunutze. Dabei handelte es sich im wesentlichen um sizilianische Großgrundbesitzer und lokale Honoratioren, die der Unabhängigkeitsbewegung Siziliens angehörten.7 Welche Rolle eventuelle Kontakte der amerikanischen Regierung zu italo-amerikanischen Mafiosi im Vorfeld der alliierten Besetzung Siziliens spielten, ist bisher von der Forschung noch nicht ausreichend bzw. abschließend geklärt worden.8 Im Jahr 1943 war die Unabhängigkeitsbewegung auf Sizilien wieder erstanden. Sie speiste sich auch aus der zuvor entstandenen Widerstandsbewegung gegen das faschistischen Regime Mussolinis .9 Das vorrangige Ziel der Bewegung war die Proklamation der Unabhängigkeit Siziliens und die Wiederherstellung der nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten wirtschaftlichen und sozialen Strukturen auf Sizilien. Allerdings standen die Autonomiebestrebungen der sizilianischen Separatisten letztlich im Widerspruch zu Washingtons Unterstützung der Zentralregierung in Rom nach der Kapitulation und zu den Plänen einer nachfolgenden Demokratisierung und Modernisierung des italienischen Staatswesens. Tatsächlich scheinen sich die Amerikaner einzig und allein nach militärischen und kurzfristigen politischen Gesichtspunkten für eine temporäre Unterstützung der sizilianischen Separatisten entschieden zu haben. Denn von der Unterstützung der MIS (Movimento Indipendentista Siciliano)10 erhofften sich die USA einen wirksamen Beitrag zur raschen und bedingungslosen 7 So kamen die Amerikaner zwangsläufig in den Kontakt mit der Mafia, gegen die sie jedoch nicht vorgingen. „Die mangelnde Vertrautheit mit den örtlichen Strukturen erschwert ihnen [den Amerikanern, ak] eine klare Unterscheidung zwischen dem, was mafiös ist, und dem, was es nicht ist. So verstricken sie sich schließlich in die Machtlogik auf der Insel, und folglich in die Mafia.“ Zit. n. Silj (1998), Demokratie in Italien, S. 9. 8 Ebd., S. 7f. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Amerikaner beim Einmarsch wider Erwarten auf freudige Zustimmung und Sympathie stießen und es nicht zu einem blutigen Partisanenkampf kam. Dies lässt sich aus der Geschichte der Insel heraus erklären, da Sizilien sich praktisch nie als Teil Italiens verstanden hatte und die Besetzung durch die Alliierten auch als Befreiung von der Zentralregierung in Rom empfunden wurde . Vgl. Barthel (1987), Freiheit in Namen der Mafia?, S. 334. 9 Ab Mitte der 1920er Jahre hatte „Rom“ die Mafiosi „als Konkurrenten um lokale Machtpositionen brutal und ziemlich erfolgreich zurückgedrängt.“ Zit. n. Hess (1994), Sizilianische Mafia, S. 25. 10 Diese war 1942 als Comitato per l’Indipendenza della Sicilia (CIS, „Komitee für die Unabhängigkeit Siziliens“) gegründet worden und vereinigte Mitglieder unterschiedlicher politischer Ansichten, darunter Sozialisten, Aristokraten oder auch mafianahe Personen und wandelte sich im Frühjahr 1944 in das Movimento Indipendentista Siciliano (MIS) um. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 6 Kapitulation der faschistischen Regierung in Rom. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützten sie die Bewegung – bis Italien kapitulierte und sich die politischen Zeichen bis April 1948 änderten. 3. Gerüchte um eine Annektierung Siziliens als 49. Bundestaat der USA Der Ausgangspunkt für das Aufkommen von Gerüchten, Sizilien könnte zum 49. Bundesstaat der USA erklärt werden, muss eindeutig auf sizilianischer Seite gesucht werden. Einerseits speist sich diese Erkenntnis aus der bereits erwähnten Unterstützung der separatistischen Bewegung Siziliens durch die USA11, andererseits spielte jedoch auch die generell vorhandene Pro- Amerika-Haltung eine gewisse Rolle. Diese basierte nicht allein auf der damaligen Rolle der USA als Befreier vom italienischen Faschismus, sondern hatte historische Gründe: Viele Sizilianer waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert und hatten es dort - bezogen auf sizilianische Verhältnisse - zu einigem Wohlstand gebracht. Manche waren zurückgekehrt und besaßen noch vielerlei Kontakte in die USA. So gab es unter den Separatisten anscheinend viele „Schwärmer“, die von einem Anschluss Siziliens an die USA träumten. 12 Laut den Forschungen von Finkelstein gab es in Amerika im Frühjahr 1945 Medienberichte über eine mögliche Annektierung Siziliens durch die USA.13 Ein Reporter der „Washington Post“, Drew Pearson, schrieb in einem Artikel von geheimen Bedingungen in der Waffenstillstandsvereinbarung zwischen den Alliierten und Italien.14 Danach sollten die Briten die Kontrolle über Lampedusa und Pantellaria erhalten, während die USA Sizilien annektieren könnten. Damit schürte Pearson jedoch nur Gerüchte, welche die offiziellen britischen und amerikanischen Stellen aufgrund des abstrusen Charakters nicht einmal dementierten.15 Der amerikanische Botschafter in Großbritannien, John Gilbert Winant, schrieb vor diesem Hintergrund an das US-Außenministerium: „Mr. Pearson would appear to be hard up for news. His story is a year out of date. The only suggestion that I have ever heard seriously put forward that Sicily or parts of southern Italy should join the United States was made in the first three months after our landing among certain local Sicilians and Italians who had been in America and had connections. The story long ago faded away for lack of any basis in fact or encouragement from the Allies.”16 11 Vor allem die Geheimdienste spielten hierbei eine große Rolle mit dem Ziel, durch diese Unterstützung bei der anvisierten Besetzung Siziliens einen langwierigen Partisanenkampf zu verhindern – allerdings schien dies unabhängig von der kämpfenden Truppe zu geschehen, die - wie bereits oben angemerkt - nach der Landung in Westsizilien freudig begrüßt wurde. Vgl. Barthel (1987), Freiheit in Namen der Mafia?, S. 334. 12 Vgl. ebd. 13 Finkelstein (1998), Separatism, the Allies, and the Mafia, S. 145. 14 Vgl. hier und im folgenden ebd. 15 Vgl. ebd. 16 Botschafter Winant an das US-Außenministerium, 17. März 1945. Zit. n. ebd. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 7 Erneut scheint die Vision, Sizilien könne der 49. Bundesstaat der USA werden, im Sommer 1946 wieder stärker am politischen Horizont aufgetaucht zu sein. Damals, im Juni 1946, hatte es neben der Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung auch eine Volksabstimmung über die zukünftige Staatsform Italiens gegeben. Wenngleich sich eine Mehrheit, nämlich 54,3 Prozent der Italiener für eine Republik aussprachen, hatten sich 45,7 Prozent für die Monarchie entschieden – das Einzugsgebiet von Palermo gehörte dabei zu einer der Regionen mit dem größten Stimmenanteil für eine Beibehaltung der Monarchie.17 Für die sizilianischen Großgrundbesitzer, die latifondisti, ergab sich dadurch eine neue Situation , auf die sie zu reagieren hatten. Dabei verfolgten auch sie wie andere politische Kräfte Siziliens nunmehr - trotz des seit Mai 1946 geltenden Autonomiestatus - die Strategie der Abspaltung Siziliens von Italien bzw. Rom und gingen in der Vorstellung noch weiter: Das Sizilien der Großgrundbesitzer sollte unter der Patronage der neuen Weltmacht USA stehen, die sich zudem dem Antibolschewismus verschrieben hatte.18 Dieser Antibolschewismus war es, der zum bestimmenden Faktor in der italienischen Politik wurde. Vor allem die USA verfolgten aufmerksam die politischen Vorgänge in Italien, das generell unter kritischer Beobachtung des Westens in jenen Jahren stand. Für die junge Republik Italien bzw. die Regierung De Gasperi ging es vor allem darum, die Orientierung Italiens nach dem Westen zu dokumentieren. Dies zeigte sich im Frühsommer 1947 vor allem darin, dass De Gasperi nach einer USA-Reise die sozialistische und kommunistische Partei aus der Regierung ausschloss19 – und damit eine Bedingung dafür erfüllte, um an der Wirtschaftshilfe des Marshall- Plans partizipieren zu können. So verwundert es nicht, dass die Regierung in Rom folglich politisch alarmiert gewesen sein musste, als die Kommunisten und Sozialisten bei der Abgeordnetenwahl des autonomen sizilianischen Regionalparlamentes am 20. April 1947 zusammen die relative Mehrheit erringen konnten . Denn die Linke hatte, wie Dittelbach schreibt, „nicht nur die Stimmen der Bauern auf dem Land, sondern auch der Intellektuellen und liberalen Autonomiebewegung in den Städten gewonnen .“20 In den Wochen danach kam es auf Sizilien zu Ereignissen, bei denen der italienische als auch der amerikanische Geheimdienst anscheinend involviert waren. So ereignete sich am 1. Mai 1947 an der Portella della Ginestra, unweit des Ortes Piana degli Albanesi südwestlich von Palermo, ein Massaker an Bauernfamilien und Mitgliedern der Ortsverbände der linken Parteien. Täter dieses Anschlags war der sizilianische Bandit Salvatore Giuliano (1922 - 1950), der im Kontakt mit der sizilianischen Mafia stand, als „militärischer Führer“ der separatistischen Bewegung angehörte 17 Vgl. Dittelbach (2010), Geschichte Siziliens, S. 97f. 18 Vgl. ebd. 19 Beide Parteien hatten bei der Wahl im Juni 1946 knapp 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können – 4,5 Prozent mehr als die Democrazia Cristiana von Ministerpräsident De Gasperi. Vgl. ebd., S. 97. 20 Zit. n. ebd., S. 98f. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 8 und politisch den Anschluss Siziliens an die USA verfolgte.21 Damit war der Auftakt für weitere antikommunistische Anschläge auf Sizilien in den Folgewochen gegeben, um bei der Bevölkerung antikommunistische Stimmungen zu erzeugen.22 Wie konkret und mit welchem Grad der italienische bzw. der amerikanische Geheimdienst in diese Ereignisse verwickelt war, muss weiteren Forschungen vorbehalten bleiben. Dass eine Verwicklung unter Ausnutzung des Mythos Giuliano als „Freiheitskämpfer“ naheliegt, versucht Dittelbach mit seinem Verweis auf Aussagen des ehemaligen CIA-Direktors William E. Colby (1973 - 1976) zu untermauern. Dieser sprach kurz vor seinem Tod 1996 von einem Plan des Pentagons , Sizilien im Falle einer absoluten Mehrheit für die Kommunisten infolge der im April 1948 anstehenden Parlamentswahlen in Italien durch amerikanische Truppen besetzen zu lassen – was sich jedoch nicht als Beweis für eine geplante Annektierung Siziliens anführen lässt. Allerdings kam es dazu nicht: Die Democrazia Cristiana errang bei den Wahlen vom April 1948 die absolute Mehrheit, womit Italien in der Folge auch vor dem Hintergrund des ersten Höhepunkts des Kalten Krieges (Berlin-Krise) politisch unumkehrbar einen pro-westlichen Kurs einschlug . Damit war auch die separatistische Bewegung Siziliens für die USA, die diese zunächst für ihre militärstrategischen Ziele und schließlich für ihre antibolschewistische Politik benutzt hatte, nach drei Jahren politisch obsolet geworden. Einen konkreten Plan der Regierung, Sizilien als 49. Bundestaat zu annektieren, scheint es jedenfalls zu keinem Zeitpunkt gegeben zu haben. 4. Literatur Barthel, Manfred (1987): Freiheit im Namen der Mafia? 1950: Das blutige Ende des Salvatore Giuliano . In: Damals 19 (1987), S. 332-355. Dittelbach, Thomas (2010): Geschichte Siziliens. Von der Antike bis heute. München: C.H.Beck. Driever, Rainer. (2010), Der Große Ploetz. Chronik zur Weltgeschichte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Finley, Moses I./Mack Smith, Denis/Duggan, Christopher (1989): Geschichte Siziliens und der Sizilianer. München: C.H. Beck. Finkelstein, Monte S. (1998): Separatism, the Allies, and the Mafia. The Struggle for Sicilian Independence , 1943 - 1948. London: Associated University Presses. Graubner, Will (1988): Kleine Geschichte Siziliens. München: Herbig. 21 Der italienische Innenminister Mario Scelba, ein gebürtiger Sizilianer, stellte nach der Tat dieses Geschehen - nachdem der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Vorwürfe einer Verschwörung erhoben hatte - als unpolitisch motivierte Tat dar und kleidete dies in Worte, „die einem mafiosen Wortschatz entstammten und zwischen den Zeilen wie eine Botschaft gelesen werden konnten“. Vgl. Dittelbach (2010), Geschichte Siziliens, S. 100 (dort auch Zitatstelle). 22 Vgl. ebd. Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung WD 1 – 3000-017/11 Seite 9 Hess, Henner (1994): Para-Staat und Abenteuerkapitalismus. Die sizilianische Mafia 1943 - 1993. In: Kritische Justiz 27 (1994), S. 23-57. Reinhardt, Volker/Sommer, Michael (2010): Sizilien. Eine Geschichte von den Anfängen bis heute . Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Silji, Alessandro (1998): Verbrechen, Politik, Demokratie in Italien. Frankfurt: Suhrkamp Verlag. Schreiber, Gerhard (2005): Kurze Geschichte des Zweiten Weltkriegs. München: Beck. Schreiber, Hermann/Schreiber, Georg (2005): Geheimbünde von der Antike bis zur Gegenwart. Mafia-Comorra-Ku-Kux-Klan- Freimaurer und viele andere. Wien: Tosa. Schröder, Josef (1978): Italien im Zweiten Weltkrieg. München: Bernard & Graefe. Woller, Hans, (2010): Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert, Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert. München: C.H. Beck.