© 2021 Deutscher Bundestag WD 1 - 3000 - 011/21 Studien zur Landvolkbewegung in der Weimarer Republik Dokumentation Wissenschaftliche Dienste Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abgeordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, geschützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fachbereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 011/21 Seite 2 Studien zur Landvolkbewegung in der Weimarer Republik Aktenzeichen: WD 1 - 3000 - 011/21 Abschluss der Arbeit: 21. April 2021 Fachbereich: WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 011/21 Seite 3 1. Vorbemerkung Vor dem Hintergrund einer tiefgreifenden strukturellen Agrarkrise führten in den 1920er-Jahren Missernten, Preisverfall und damit verbundene Kreditausfälle zur Entstehung der so genannten Landvolkbewegung. Am 28. Januar 1928 protestierten bis zu 140.000 Bauern an zwanzig Orten in Schleswig-Holstein gegen hohe Zinsen und Steuern sowie die Konkurrenz durch billige Importe. Die spontan entstandene, lose organisierte Bewegung verstand sich als bäuerliche „Nothilfe“, deren Aktionen neben öffentlichen Demonstrationen auch kollektiven Widerstand gegen Pfändungen , eine Steuerverweigerungskampagne und Bombenanschläge auf Regierungsgebäude und Wohnhäuser umfassten.1 Die Protestbewegung fand „unter der Parole ‚Kampf dem jüdisch-parlamentarischen System‘ auch außerhalb Schleswig-Holsteins zahlreiche Sympathisanten.“2 Zum Symbol der Landvolkbewegung avancierte eine schwarze Fahne mit weißem Pflug und rotem Schwert, die an die Tradition der Bauernkriege anknüpfen sollte.3 Nach der Verhaftung eines Großteils der Führungsriege flachten die Proteste seit 1930 ab. Die vorliegende Dokumentation umfasst geschichtswissenschaftliche und soziologische Studien die sich mit verschiedenen Aspekten der Landvolkbewegung beschäftigen, von ihrer Entstehung und Entwicklung über ihr Verhältnis zu völkischer Ideologie, Antisemitismus und Nationalsozialismus bis zur Symbolik der schwarzen Fahne. 2. Dokumentation Bergmann, Jürgen/Klaus Megerle: Protest und Aufruhr der Landwirtschaft in der Weimarer Republik (1924-1933). Formen und Typen der politischen Agrarbewegung im regionalen Vergleich. In: Jürgen Bergmann u.a. (Hg.): Regionen im historischen Vergleich. Studien zu Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Opladen 1989, S. 200-287. Fahlbusch, Lutz: Landvolkbewegung 1928–1932. In: Dieter Fricke u. a. (Hg.): Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789–1945), Bd. 3. Köln 1985, S. 347–353. Heberle, Rudolf: Landbevölkerung und Nationalsozialismus. Eine soziologische Untersuchung der politischen Willensbildung in Schleswig-Holstein 1918–1932, Stuttgart 1963, hier: S. 156-171. 1 Vgl. Corni Gustavo/Francesco Frizzera: Krise der Landwirtschaft, Krise der Republik 1930-1933. In: Horst Möller u.a. (Hg.): Agrarpolitik im 20. Jahrhundert. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und seine Vorgänger. Berlin u.a. 2020, S. 75. 2 Fahlbusch, Lutz: Landvolkbewegung 1928–1932. In: Dieter Fricke u. a. (Hg.): Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789–1945), Bd. 3. Köln 1985, S. 347–353, hier: 347. 3 Vgl. zur Symbolik Weißmann, Karl-Heinz: Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entstehung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945. Düsseldorf 1991, S. 119-121; zur Debatte um die heutige Verwendung der „Landvolkfahne“ im Kontext von landwirtschaftlichen Protesten die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke vom 25. Februar 2021, Drucksache 19/27076, online verfügbar unter: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/270/1927076.pdf (zuletzt abgerufen am 21. April 2021). Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 - 3000 - 011/21 Seite 4 Kuropka, Joachim: Radikale im ländlichen Raum. Zur Landvolkbewegung 1928 bis 1933. In: Wilfried Kürschner (Hg.): Der ländliche Raum. Politik – Wirtschaft – Gesellschaft. Berlin 2017, S. 143-156. Corni Gustavo/Francesco Frizzera: Krise der Landwirtschaft, Krise der Republik 1930- 1933. In: Horst Möller u.a. (Hg.): Agrarpolitik im 20. Jahrhundert. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und seine Vorgänger. Berlin u.a. 2020, S. 74-95. Poppinga, Onno: Bauern und Politik. Frankfurt a.M. u.a. 1975, hier: S. 160-168. Stoltenberg, Gerhard: Politische Strömungen im schleswig-holsteinischen Landvolk 1918- 1933. Ein Beitrag zur politischen Meinungsbildung in der Weimarer Republik. Düsseldorf 1962, hier: S. 119-155. Weißmann, Karl-Heinz: Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entstehung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945. Düsseldorf 1991, hier: S. 110- 124.