Deutscher Bundestag Ausländische Kriegsgefangene des Deutschen Reichs 1939-1945 Dokumentation Wissenschaftliche Dienste WD 1 – 3000 - 007/12 Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 – 3000 - 007/12 Seite 2 Ausländische Kriegsgefangene des Deutschen Reichs 1939-1945 Verfasser/in: Aktenzeichen: WD 1 – 3000 - 007/12 Abschluss der Arbeit: 8. März 2012 Fachbereich: WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik Telefon: Ausarbeitungen und andere Informationsangebote der Wissenschaftlichen Dienste geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines seiner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Der Deutsche Bundestag behält sich die Rechte der Veröffentlichung und Verbreitung vor. Beides bedarf der Zustimmung der Leitung der Abteilung W, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 – 3000 - 007/12 Seite 3 Vorbemerkung Die umfassende Studie Rüdiger Overmans über „Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches 1939 bis 1945“ enthält neben einer Darstellung der Organisation des deutschen Kriegsgefangenenwesens und einer Analyse seiner politisch-völkerrechtlichen Aspekte eine detaillierte Beschreibung von Umfang und Art der Behandlung der verschiedenen nationalen Gruppen von Kriegsgefangenen. Im Gegensatz zu einer Reihe von Vorläufer-Studien bemüht sich der Autor um einen umfassenden Überblick und bezieht deshalb auch die weniger erforschten polnischen, jugoslawischen , griechischen, dänischen und norwegischen Kriegsgefangenen mit ein. Ihren besonderen Wert erhält die Darstellung dadurch, dass die Informationen zu den genannten Fragestellungen nicht nur rein summarisch dokumentiert werden, sondern die verschiedenen Entwicklungsstufen mit ihren jeweils unterschiedlich wirkenden Implikationen und Handlungsfaktoren nachgezeichnet werden. Die Anlage der Studie macht u.a. auch klar, weshalb die Angaben von Zahlen zu den einzelnen Kriegsgefangenen-Gruppen nur im Kontext der jeweiligen historischen Entwicklungsphase sinnvoll sind und Gesamtzahlen nicht nur wegen fehlender Quellenüberlieferungen nicht selten in die Irre weisen. Overmans kommt zu dem Ergebnis, dass die tendenziell bessere Behandlung der Kriegsgefangenen des westlichen Kriegsschauplatzes, vor allem der angloamerikanischen Soldaten; weniger aus humanitären Motiven oder aus Respekt vor den internationalen Konventionen zur Behandlung von Kriegsgefangenen erfolgte. Vielmehr hätten sich die zuständigen Stellen, so Overmans, am Prinzip der Reziprozität orientiert und den betreffenden Gefangenengruppen (einschließlich ihrer jüdischen Mitglieder) zunächst jene Behandlung zukommen lassen, die man von den Feindstaaten auch gegenüber deutschen Gefangenen erwartete. Trotz dieses „utilitaristischen Ansatzes“, der bisweilen sogar den Anordnungen Hitlers zuwider lief, waren die Gefangenen der westlichen Feindstaaten keineswegs vor Übergriffen geschützt. Auch habe vor dem Hintergrund des eklatanten Arbeitskräftemangels des Deutschen Reiches der beabsichtigte und teilweise auch durchgeführte Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen lange Zeit einer allzu starken - Radikalisierung der deutschen Kriegsgefangenpolitik entgegengestanden. Dies galt – wie der Autor detailliert dokumentiert - nicht für die sowjetischen kriegsgefangenen Soldaten, die eine systematische völkerrechtswidrige Behandlung erfuhren und an denen die überwiegende Zahl der deutschen Kriegsverbrechen begangen wurden. Wissenschaftliche Dienste Dokumentation WD 1 – 3000 - 007/12 Seite 4 Anlage Overmans, Rüdiger (2005). Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches 1939 bis 1945. In: Echternkamp, Jörg (Hrsg.). Die deutsche Kriegsgesellschaft 1939 bis 1945. Zweiter Halbband: Ausbeutung, Deutungen, Ausgrenzung. München: Deutsche Verlags-Anstalt, S. 729-875.